Beiträge von Appius Decimus Massa

    „ Danke.“ Ich nahm gleich einen großen Schluck aus dem Becher. Nicht nach ihr sehen. Nicht nach dem Tuch sehen. Es verletzt dich nur noch mehr. Ich hatte die Augen geschlossen, als Lala mir die Fragen stellte. Urplötzlich, unverhofft, wie ein Messer aus dem Dunkel das sein Ziel fand. Ich atmete tief durch, ließ die Augen geschlossen, wollte antworten. Da mischte sich mein Tischnachbar ein.
    „ Was mischst du dich in meine Angelegenheiten ein.“ zischte ich. „ Halte deinen Mund oder ich stopfe ihn dir mit deinem Fisch.“ Könnten Blicke töten, wäre er spätestens jetzt vom Stuhl gefallen. Der Mann hatte einfach nur Glück, dass ich kein göttliches Blut in mir trug. Dann wäre es ohne Zweifel um ihn geschehen.


    Die Ellbogen auf dem Tisch, die Stirn gegen die Fäuste gelehnt begann ich zu erzählen. „ Dieses Tuch, es hat einem wunderbare Menschen gehört, einer kleinen Göttin aus der Wüste. Ich fand es, trug es, traf sie, gab es ihr zurück, weil es ihr so viel bedeutete. Sie trug es immer und hätte es nie jemandem anderen überlassen. Neriman Seba, meine kleine Wüstenblume. Wir verstanden uns obwohl sie nicht sprechen konnte. Sie schenkte mir ein Amulett. Nach langer Zeit fand ich sie hier in Rom in dieser Garküche wieder. Ich bat sie mit mir zu kommen. Vor Verzweiflung und doch in der Hoffnung sie würde zu mir kommen, ließ ich das Amulett zurück und wo sie mich finden konnte. Aber sie kam nicht und ich musste nach Alexandria.“ Ich sah zu Lala. „ Warum trägst DU Neriman‘s Tuch ?? Wo ist sie?“ Ich wollte eigentlich keine Antwort. Weil es nur eine Schlussfolgerung gab. Etwas was sie, so lange sie lebte, nie aus der Hand gegeben hätte, trug jetzt eine andere junge Frau.

    " Nein, Augustus. Ich habe keine weiteren Anliegen." Von einer Minute auf die andere beim Kaiser vorstellig zu werden, da blieb nicht viel Zeit sich Fragen zurecht zu legen. Ehrlich gesagt gab es keine Fragen. Es war so schon mehr als ich gehofft hatte. Jetzt fehlte nur noch meine Ernennungsurkunde und der damit inbegriffene Marschbefehl.

    Mein erster Blick ging zum bestellten Essen. Ich nickte. Im gleichen Moment die Stimme. Ich schloss kurz die Augen. Die Stimme. Sie war es, ja sie war es. Das Essen stand vor mir. „ Halt.“ sagte ich bestimmt und griff nach ihrer Hand. Mir war egal was mein Tischnachbar von mir dachte. Ich sah sie an. Sie war es. Ich hielt sie vielleicht etwas derber fest als beabsichtigt. Sofort fiel mir das Tuch auf was sie trug. „ Wo hast du es her?“ Alles was ich fragen wollte war wie weggefegt. Das Tuch, ich kannte es ganz genau. Ich selbst hatte es lange getragen bevor…. „ Wo hast du das Tuch her?!“ fragte ich eindringlicher. Ich wusste das Neriman es nie freiwillig hergegeben hätte. Es war ihr damals sehr wichtig gewesen es zurück zu bekommen. Ich sah ihr wieder in die Augen, ließ den Blick nicht von ihr. Ihre Augen waren gerötet und glasig. Hatte sie Ärger? Und ich hielt sie hier fest, drangsalierte sie mit meinen Fragen. Sofort besann ich mich und ließ sie los. „ Entschuldige. Es ist nur….ich wollte nur….“ Nein, ich brachte es nicht fertig nach Neriman zu fragen. Ich hatte das Recht dazu verwirkt. Ich hatte Neriman damals schutzlos hier zurück gelassen. Aber was hatte ich für eine Wahl, ich musste nach Alexandria. Ich hätte sie dazu zwingen müssen mit mir zu kommen.
    Sie war nicht für diese Welt bestimmt. Ihre Welt war die Wüste. Was tat ich, ich ließ alles zurück, sie, mein Amulett von ihr und die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben mit ihr.
    Das Essen wurde kalt. Eigentlich war mir der Appetit vergangen. Ich schüttete den Wein mehr oder weniger in mich hinein. " Bring mir noch einen unverdünnten." sagte ich ohne sie anzusehen. Mehr mechanisch begann ich zu essen.

    "Salve." grüßte ich zurück. Bei dem Andrang hier war es nur logisch, dass der zweite Stuhl am Tisch nicht unbesetzt blieb. Was ich empfehlen konnte? Nichts. Ich wusste nicht wie das Essen hier schmeckte. "Ähm, ich habe das genommen, was sie mir angeboten hat. Keine Ahnung wie das Essen hier ist."
    Etwas über Neriman oder die andere junge Frau zu erfahren hatte ich fast aufgegeben. Die Älter Frau die uns bediente, ob sie was wusste? Schon möglich aber bei dem Andrang war kaum die Zeit groß Fragen zu stellen. Vor allem ging es meinen Gegenüber nichts an.
    Ich sollte mich auch besser auf das konzentrieren was vor mir lag. Der Großteil war besorgt und verstaut. Zu viel wollte ich auf den Marsch nicht mitnehmen, das behinderte nur unnötig. Wieder glitten meine Gedanken zu Neriman. Mich fror. Es stimmte, wirklich was man sagte. Obwohl es in Rom nicht kalt war, der Temperaturunterschied zu Alexandria machte sich bemerkbar. Was das erst in Germanien werden sollte?

    Es hatte gedauert bis der Strom der Menschen nach draußen abnahm. Wo lang? Mit dem Strom? Besser in der Menge? Oder lieber etwas Abseits? Das Gedränge musste ich nicht haben. Wer wusste, wann ich dann in der casa ankam. Nein, auf eigene Faust und gut Glück durch ein paar Nebenstraßen. Einzeln fiel man nicht so sehr auf. Wie ich feststellte hatte das ein paar wenige vor mir. Genau genommen drei vor mir ebenfalls vor. Was mir missfiel, die Szene die sich dort abspielte. Nein, das durfte ich nicht zulassen. Leichtsinnig von mir, ohne Waffe auf die Gruppe zu zurennen. Während ich näher kam, hatte sich die Lage vollkommen geändert. Die 8 Männer waren verschwunden. Die Frau, die sie offensichtlich zurück gepfiffen hatte ebenfalls. Meine Schritte wurden langsamer bis ich erkannte wer da in Gruppe unterwegs war.
    „ CASCA !!!“ rief ich. Was machte mein Bruder mit Begleitung hier im Halbdunkel dieser Straße? Blöde Frage. Es war nahe liegend, dass sie ebenfalls in der Arena waren und jetzt versuchten hier weg zu kommen. „ Was um alles in der Welt treibst du hier?“ Das Mädchen was ihn begleitete, hatte ich vollkommen ausgeklammert. Wie höflich von mir. Na und bei Muckel, der hing ja immer an seinem Herrn wie eine Klette.

    Noch kälter in Germanien. Was für Aussichten. Da frier ich mir wahrscheinlich den A…. ab. Ach woher, Aegyptus war mir am Anfang zu warm, das gab sich mit der Zeit. In Germanien wird es nicht anders sein. „ Man gewöhnt sich mit der Zeit dran. An das Klima mein ich.“
    Nach der Nacht, diese Frage. Ich fuhr mir mit beiden Händen durchs Haar, verschränkte die Finger am Hinterkopf, lehnte mich etwas zurück. „ Tja, was nehme ich.“ Schwierig? Nein. Meine Entscheidung war sehr schnell getroffen. „ Ein Lamm, ein schneeweißes Lamm sollte es sein. Besorgst du eins? Wie sieht‘s mit Wein aus? Apropo Wein. In welches Lupanar gehst du? Oder hast du eine von den besseren ? Ich war lange nicht in Rom unterwegs, könnte sein, dass sich da was geändert hat.“ Schließlich sorgte man so für Entspannung auf ganzer Linie und die war bitter nötig.

    Damit war alles geklärt. Das Wissen um die Duccier sollte kein Buch mit sieben Siegeln sein. Vielleicht war es sogar besser keine großen Erkundigungen einzuziehen und lieber unvoreingenommen da oben aufzuschlagen. Zwischen Wahrheit und Märchen war es ungefähr so weit wie zwischen Rom und Mogontiacum.


    " Ich danke dir für dein entgegengebrachtes Vertrauen. Zu lange in Rom zu bleiben, erschwert nur unnötig den Abschied und der Sommer dauert nicht ewig."


    Im Winter nach Germanien zu reisen war nicht das Gelbe vom Ei. Deswegen wollte ich meine Erledigungen nur auf das nötigste beschränken. Einen Teil meiner Ausrüstung konnte ich auch in Mogontiacum anschaffen. Natürlich wollte ich auch noch ein paar Tage mit meinem Bruder verbringen und Quintilia Valentina kennen lernen.

    " Salve, Casca." ich leerte den Becher. " Du sagst es. Das Bett war so grausam weich." Eine Strohmatte war was anderes als ein Bett mit Matratze. Spürbar anders. " Wie sieht's bei dir aus ? Gut geschlafen und bereit für den Tempelgang nach dem Frühstück?" Casca wollte sicherlich eine Kleinigkeit Essen bevor wir gingen. Ich schenkte mir deswegen von dem frischen Brunnenwasser nach. " Irgendwie kalt heute morgen." mich fror. Dabei hatte ich mir extra eine Wolltunika angezogen. Es war nicht kalt, nur mir war kalt. Der Temperaturunterschied von Alexandria zu Rom machte sich bemerkbar. Ich war es wärmer gewohnt.

    Ich ließ die Fäuste sinken und holte tief Luft. Es war vorbei, die Menschenmassen auf den Treppen waren verschwunden. Jetzt kam der Augenblick, den ich hasste. Es war wie nach einer Schlacht, die Toten wurden gezählt, die Verletzten mussten versorgt werden. Der ältere Mann, den der Mob niedergetrampelt hatte lag tot auf der Treppe. Die Gesichtszüge waren durch das viele Blut kaum erkennbar. Als ob er unter die Hufe einer Büffelherde geraten war. Es blieb nur eins zu tun. Ich bedeckte sein Gesicht mit einem Teil seiner Toga. Was für ein sinnloser Tod. Von der Treppe tauchte ich in das Halbdunkel der Gänge ein. Hier sah es nicht besser aus. Verletzte kauerten oder lagen an den Wänden. Vereinzelt liefen Frauen und Männer an mir vorbei, Namen rufend. Sie suchten scheinbar Verwandte oder Bekannte. Ein gellender Schrei, eine Frau brach weinend bei einem Mann zusammen, der halb sitzend mit dem Oberkörper an der Wand lehnte. Solche Szenen wiederholten sich dutzende Male bis ich die äußeren Treppen erreicht hatte. Ein Blick nach unten und mir wurde klar, dass an den Ausgängen und auf dem Vorplatz noch viel zu viele Menschen waren. Irgendwie musste ich aber sehen, dass ich zurück zur Casa kam. Ein Versuch sich durchzudrängen wäre sinnlos, also warten. Wie hasste ich es warten zu müssen. Die Zeit floss dann noch zäher dahin als sie es sonst tat wenn man nichts zu tun hatte. Ich blieb am Absatz stehen und sah durch den Bogen nach draußen. Rauchsäulen über den Häuser bedeuteten nichts gutes. Da steckte ein kluges Köpfchen dahinter.
    Aber Moment, da gab es noch ein anderes kluges Köpfchen. Im Hafen hatte mir ein alter Nautae, seines Zeichens Schreiber in einem der Officien der Praefectur, geflüstert, dass der Subpraefect nach Rom zur CU abkommandiert worden war. Oh, das wird ein böses Erwachen für die, die Rom versuchen ins Chaos zu stürzen.

    Der Name hatte ich schon gehört, brachte ihn aber eher mit Dingen in Zusammenhang an die ich ungern erinnert wurde. Selbst begegnet war ich ihm noch nicht. "Namentlich, aber nicht persönlich, Augustus."
    Mit der Offenbarung war nun klar, als was und wohin. Bei dem wann, hatte ich eine Bitte.
    " Ich habe eine Bitte Augustus. Bevor ich Abreise würde ich gerne noch ein paar Dinge klären. Wer weiß wann und ob ich wieder nach Rom zurück kehren werde." Es sollte alles geklärt sein, geschäftlich und familiär, bevor ich in den Norden zog.

    Die Hinrichtung war vorbei, die Gladiatorenkämpfe angekündigt. Ich war gespannt darauf und hatte nicht gleich mitbekommen, was sich anbahnte. Als mich mein Nachbar unsanft anstieß. „ Sach, mal. Bist du taub? Lass mich sofort vorbei!“ Sein panischer Blick animierte mich, ihn so schnell wie möglich aus der Reihe zu lassen. Hinter ihm drängten sie nach. Ich drückte mich an die Brüstung um nicht unter die hinaus drängende Masse zu geraten. Was war hier los? Wortfetzen, kaum zu verstehendes Gewirr an Stimmen. „ Sklaven….“ . „Ein…. Aufstand?“abgestochen !?!“ „ Ja, mindestens 5 Leute.“ „ Nein, nein 10.“ Die Gerüchteküche fing an zu kochen. Ich musste erst mal sortieren. Suchend sah ich mich so gut es ging um. Wo war der Ursprung der langsam um sich greifenden Unruhe? Endlich glaubte ich ihn gefunden zu haben. Ein Schriftzug, da oben, weithin zu sehen. Was da stand war nicht zu unterschätzen. Für Rom, sollte es sich zu einem richtigen Aufstand ausweiten, eine Katastrophe.
    Alles drängte zu den Durchgängen und Treppen um nach draußen zu gelangen. Der automatische Griff an meine linke Seite machte mir klar, dass ich vollkommen „nackt“ war. Kein Gladius, kein Messer, nichts. Ich blieb, die Brüstung im Rücken stehen, machte mich dünn und hielt mir alles was nach oben drängte mit Faustschlägen und Ellbogenstößen vom Leib. Hoffentlich hatte Casca nicht die gleiche Idee wie ich hier her zu kommen, schoss es mir durch den Kopf. In den Massen war es auch kaum möglich ihn auszumachen, falls er da war. Ich konnte nur das Beste hoffen. Vorn am Absatz stolperte jemand, ein Schrei. Ein kurzer Stau entstand. Die Menschen drängten panisch nach. Es gab einen Ruck,der ältere Mann fiel. Er hatte keine Chance wurde niedergetrampelt. Hilflos musste ich zusehen. An eine Rettung war nicht zu denken. Gegen die Massen wäre ich nicht angekommen. Ich musste selbst sehen, dass ich nicht mitgerissen wurde. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Strom der Menschen nachließ. Einige wenige waren auf den Tribünen geblieben. Mein Blick ging zu den Ehrenplätzen. Die Reihen hatten sich gelichtet. Abwarten was sich hier weiter abspielte. Sicher hatten die Verursacher längst das Areal verlassen.

    Ein grummeliges „ Guten Morgen.“ rang ich mir gerade so beim Betreten ab. Sonst nicht meine Art, aber nach der Nacht. Candace sah mich an und wusste wie der Hase lief. Mit ein paar Happen war da nichts zu wollen. Ich brauchte etwas Gutes. „ Guten Morgen, Dominus.“ sagte Candace kurz und begann zu werkeln. Es dauerte nicht lange und sie tischte auf. Ein kleine Schüssel Puls mit Honig, ein paar frische Trauben und ein Becher frisches Wasser vom Brunnen fanden auf sich auf dem Tisch ein. Mit einem Lächeln wünschte sie mir einen guten Appetit.
    Puls? Ich sah die Schüssel verdattert an. Einen Löffel Candace zu liebe. Sie meinte es immer gut. Mit dem Essen wurde meine Laune besser, vor allem schmeckte es. Puls zum Frühstück, mal was anderes. Das musste ich mir merken. Ein gutes Mittel gegen schlechte Laune. Zufrieden rieb ich mir über den Bauch. Herrlich war es bekocht zu werden. „ Danke Candace. Das war mal was anderes. Würde ich morgen früh wieder nehmen.“ Ein bisschen blieb ich sitzen. Der Becher war noch nicht leer und Brüderchen schlief bestimmt noch.

    Ein Blick in die Runde. Die Bemalung an den Wänden hatte man erneuert. Die Möbel, die eines römischen Haushaltes. In Alexandria hatte ich in meiner letzten Wohnung keine derartige Ausstattung gehabt. Vor allem ein solches Bett. Bei meiner Müdigkeit genau das Richtige. Die Woll-Tunika behielt ich an. Mit den niedrigeren Temperaturen hatte ich immer noch zu kämpfen. Müde legte ich mich hin und zog die Decke über die Schulter.
    Die Nacht verlief nicht so, wie ich mir gewünscht hatte. Mein Schlaf war unruhig. Das Bett war viel zu weich. Eine zweite Decke hätte ich mir gewünscht, mir war kalt. Am nächsten Morgen stand ich demzufolge leicht zerknirscht auf. Hoffentlich wurde der Tag besser als die vergangene Nacht. Casca hatte ja zugesagt mit mir zum Tempel zu gehen. Zuerst musste ich aber noch was essbares auftreiben. Ohne einen Happen war nichts mit Tempel.

    Was ihm der Menidier über mich berichtet hatte, entzog sich meiner Kenntnis. Wie es aussah aber mehr als genug. Das machte mich ein wenig Stolz. Der Kaiser hatte Verwendung für mich. Nach Germanien sollte es gehen. Da hatte ich einiges an Nachholebedarf, von der Region wusste ich so gut wie gar nichts. Die Geschichten von Händlern, die ich hörte, enthielten meist nur einen Funken Wahrheit. Eine Reise ins Ungewisse. Ich hatte es so gewollt. Mit dem Klimawechsel sagte er was. Hier in Rom hatte ich manchmal das Gefühl es wäre kalt, auch wenn alle anderen von Wärme und Hitze redeten. Wie das erst in Gemanien aussah?
    „ Das Gepäck wird wohl umfangreicher. Ein paar Woll-Tuniken mehr ...“ scherzte ich. Da war aber noch ein wichtiger Punkt. „ Als was werde ich denn in der Legio II Germanica eingesetzt ?“ Danach richtete sich der Aufwand, den ich in meine neue Ausrüstung stecken musste. Die Ausrüstung eines Nauarchus, der in Aegytus diente, hatte kaum etwas mit der gängigen Ausrüstung in der Legion zu tun.

    Das mir nicht gleich Neriman über den Weg laufen würde, damit hatte ich fast gerechnet. Die Enttäuschung war um so größer, als eine völlig fremde Frau nach fragte, was ich denn Essen wollte. Die zweite junge Frau, die hier damals bediente, ich hatte sie bei dem Trubel total übersehen, war scheinbar auch nicht mehr da. Aber wenigstens war die Bedienung freundlich und kein Drachen der abfertigte. Und so voll wie es hier war, hieß das meist, dass das Essen gut schmeckte. „ Salve. Ähm, Puls mit Gemüse, Fisch und die Aprikosen bitte. Ja und verdünnten Wein dazu. Danke.“ Offenbarte ich ihr meine Essensgelüste mit einem ebenso freundlichen Lächeln. Vorerst beließ ich es bei der Bestellung. Fragen konnte ich immer noch.

    Die Straßen Rom‘s kein Vergleich zu Alexandria. Alexandria gradlinig und geplant. Rom, verwinkelt und wild bebautes Land. Aber Rom war trotzdem der Mittelpunkt des Imperiums mit seinen guten und schlechten Seiten. Die Luft war zum Schneiden und ich hatte nach der Tour auf dem Forum Hunger bekommen. Was lag näher als eine Garküche. Von außen sahen alle Garküchen gleich aus. Die an die Wand gemalten Schilder mit den Abbildungen der Speisen machten den Unterschied. Ich ließ mich mit den Menschenmassen treiben und landete genau vor der Garküche deren Nähe ich seit meiner Ankunft hier gemieden hatte. Ich wollte keine alten Wunden aufreißen, aber etwas trieb mich hierher. Ich fasste mir ein Herz und betrat den Raum. Mit geübtem Blick fand ich einen Platz. Sollte ich hier bleiben? Letztendlich wollte ich wissen ob Neriman noch hier war. Sie hatte sich damals nicht in der Casa gemeldet, worauf ich gehofft hatte. Ich bereute es so sehr, wie ich mich von ihr verabschiedet hatte. Ganz ruhig bleiben, du wirst sicher etwas erfahren, sagte ich zu mir.

    Das ging fast zu schnell. Schneller als sich vielleicht Quintus Menidius, mein Gönner, das konnte man fast schon behaupten, gedacht hatte. Egal, ich hatte mich wie ich es eh und je getan hatte, wenn es um offizielle Dinge ging in Schale geschmissen. Eben das, was dem Rang entsprach.
    Beim Betreten der Aula wechselten die Prätorianer. Ich wurde weitergereicht und hatte einen Moment Zeit die Aula in Augenschein zu nehmen. Ein prächtiger Saal ….unvermittelt holte mich das , „na los“ in das hier und jetzt zurück.
    Ich ging auf den Kaiser zu, so wie ich es immer bei meinen Vorgesetzten getan hatte und blieb in angemessenem Abstand vor ihm stehen. „ Salve Augustus Tiberius Aquilius Severus, ich danke dir für den persönlichen Empfang und die Erhebung in den Ritterstand. Ich möchte zurück in den Exceritus, falls du für mich Verwendung hast.“ Es war schließlich einige Zeit vergangen und es konnten sich viele Dinge geändert haben. Wobei ich auf das Geschriebene des Praefectus Aegyptii vertraute.

    Wenn das half. Ich holte das Schreiben aus meiner Toga und gab es ihm.



    Quintus Minidius Geminus Decimo Massae s.d.


    Ich freue mich außerordentlich, dir diese Nachricht zukommen zu lassen. Nach unserem Gespräch habe ich wie versprochen nach Rom geschrieben und dich dem Kaiser aufs wärmste empfohlen. Die Bescheidenheit mahnt mich zwar, nicht zu stolz hierauf zu sein, dennoch scheinen meine Worte den Kaiser bewogen zu haben, meinem Rat zu folgen und dir gleich einen höheren Einstieg in die Ritterlaufbahn zu ermöglichen.
    Der Kaiser gedenkt, dich an die germanische Grenze zu versetzen, was nichts anderes als ein Tribunat bei einer der dortigen Legiones bedeuten kann. Daher beordert er dich zunächst nach Rom, damit du dort persönlich deine Befehle entgegennehmen kannst. Insbesondere lässt dieses Wort – “persönlich“ – darauf hoffen, dass du eine Audienz beim Kaiser höchstselbst hierfür erhältst. Doch hier will ich nicht zuviel Hoffnung machen, dennoch meiner Einschätzung nach ein sehr gutes Zeichen.


    Leider zwingen mich diverse Pflichten in den nächsten Tagen zur Arbeit. Daher bin ich nicht sicher, ob ich mich persönlich verabschieden und dir eine gute Reise wünschen kann.
    In wenigen Tagen begibt sich die Getreideflotte auch wieder auf Fahrt nach Ostia. Sofern dies dein Wunsch ist und dich die Enge als Passagier und nicht als Nauarchus nicht schreckt, wäre es deinen ehemaligen Kameraden sicherlich eine Freude, dich mitzunehmen. In dem Falle besprichst du dich am besten mit meinem Subpraefectus Petronius, der ebenfalls nach Rom beordert wird. Allerdings möchte ich dich dabei darauf hinweisen, dass er kein so fähiger Offizier ist, wie du einer warst.


    So oder so wünsche ich dir das Beste für dein Leben und deine weitere Karriere, und ich hoffe, dass du mir das ein oder andere Mal schreibst.


    Vale Bene
    QMD





    " Es ist halt ein persönlicher Brief und kein offizielles Dokument." bemerkte ich dazu.