Beiträge von Appius Decimus Massa

    War das Schwimmen jetzt nach meiner oder seiner Definition ausgelegt? So wie vor mir stand konnte er den Meeresgrund in aller Seelenruhe ablaufen. Ich war geneigt es auf einen Test ankommen zu lassen. Vor Apollonia wäre ganz lustig. Absaufen würde er auf keinen Fall. Das konnte ich nicht zu lassen.
    Die Strecke bis Apollonia geschätzter Weise… Man wollte er es wieder genau wissen. Mir reichte es nach Tagen gerechnet. Karten gab es nicht, man verließ sich auf niedergeschriebene Segelanweisungen. Die waren so ungefähr wie die Fahranweisungen bei Rallyes nur ohne Meterangaben, eher auf markante Landmarken und Strömungen ausgelegt. „ Bleibt der Wind so und legen sich unsere Ruderer gut ins Zeug, schaffen wir es bis heute Abend zum Sonnenuntergang.“ Dabei ließ ich alle möglichen Gefahren und Widrigkeiten außer Acht, die auf uns lauerten. „ Mal sehen wann sie sich blicken lassen. Meist kommen sie von Creta herüber, überfallen Konvoi’s von Frachtschiffen, einzelne Handelsschiffe oder die Dörfer an der Küste. Ihnen ist egal wo sie Beute machen. Sie nehmen alles, was sie kriegen können.“ Sie waren gefährlich, skrupellos und raffgierig. Man durfte sie nicht unterschätzen. Was ich nicht vor hatte. „ Wir können überall auf sie treffen.“



    Sim-Off:

    Ich melde mich um

    Das ging ja fix. Für das Erscheinen des Subprefectus hatte ich mehr Zeit veranschlagt. Als er auf dem Schiff vorstellig wurde, bekam ich Falten auf der Stirn. Wohin wollte er? Einen Kriegszug gegen die gesamte afrikanische Küste veranstalten. Darauf wollte ich es nicht ankommen lassen, aber wenn er sich in der Aufmachung wohl fühlte? „ Salve Subpraefectus.“ Grüßte ich geschmeidig zurück. „ Es ist alles bereit.“ Während ich mich mit dem Subpraefectus unterhielt, hatte der Capitän das Kommando zu Ablegen der Schiffe gegeben. „ Etwas wichtiges bevor wir den Hafen hinter uns lassen.“ Ich musterte ihn sehr auffällig. „ Kannst du schwimmen? Nur für den Fall aller Fälle, wäre das gut zu wissen.“ Mit dem was er trug unter Garantie nicht. Ich wusste warum ich nur eine Tunika und Bracae trug. Daneben noch den Gladius, der war vom Gewicht her zu verschmerzen. Zur Not wurde man den schnell los.
    „ Der Capitän und ich sind übereingekommen, dass er die übliche Route nimmt. Bei gutem Wetter und nach den Aufzeichnungen, müssten wir heute Abend Apollonia erreichen. Ich hoffe dort morgen, auf einen Boten von der Cohorte der I. Pannoniorum, sie ist in corniclanum stationiert.“ Vor zwei Tagen hatte ich einen Meldereiter dorthin los geschickt, mir einen Lagebericht über die Aktivitäten an der dortigen Küste zukommen zu lassen. „ Alles weiter werden wir dann sehen.“ Mit Piraten rechnete ich um ehrlich zu sein auf der Fahrt nicht. Bisher war keine Meldung über ein verloren gegangenes Getreideschiff eingetroffen. Keine außergewöhnlichen Ereignisse an der Küste machten von sich reden. Vielleicht gab es was von den Pannoniern und wenn es nur Trampeltierdiebe waren. Unser Schiff legte ab und steuerte auf die Ausfahrt zu. „ Du solltest dich entspannen, leg das Kriegswerkzeug ab, setzt dich und lass die Männer ihre Arbeit machen.“ Eine einladende Geste zu den bereit stehenden Scherenstühlen unter dem extra gespannten Sonnensegel. Ich setzte mich und beobachtete das Treiben an Deck.


    Praefectus Aegypti
    Praefectus Classis Augusta Alexandrina


    Quintus Minidius Geminus




    Salve Praefectus Minidius,


    in zwei Tagen brechen wir nach Carthago auf. Hauptaugenmerk soll auf der Route unserer Getreideschiffe für Rom liegen. In 12 Tagen, so die grobe Schätzung, ohne sonderliche Zwischenfälle, werden wir wieder in Alexandria eintreffen.
    Ich bitte dich nach dieser Fahrt um die Entlassung aus dem aktiven Dienst bei der Classis Alexandrina. Lange Jahre habe ich treu zu Rom gestanden. Es wird Zeit für mich den Gladius beiseite zu legen. Alexandria bietet sich dafür an, hier habe ich meinen Dienst für Rom angetreten.


    Vale
    Appius Decimus Massa
    Nauarchus – Classis Augusta Alexandrina



    Die Tür fiel hinter mir zu. Gladius, Stab, Mantel, cingulum, alles was im Haus entbehrlich war ließ ich auf der Truhe im Atrium zurück. Ein Stuhl, daneben bot mir die Gelegenheit mich meiner calcei zu entledigen. „ Ahhh, tut das gut.“ Ich streckte die Beine aus, machte kreisende Bewegungen mit den Füßen, wackelte mit den Zehen. Was für eine Wohltat. Wasser und Sandalen standen bereit. Gesäubert und erfrischt, hineingeschlüpft in das leichte Schuhwerk, betrat ich mein kleines heimisches Officium. Auf dem Schreitisch stapelte sich private Korrespondenz, Listen, Kritzeleien. Ein wisch mit dem Arm schaffte Platz für ein leeres Stück Papyrus. Ein angespitztes Stück Rohr, vorsichtig in Tinte getaucht, begann auf dem leeren Blatt kratzend Buchstabenkolonnen zu hinterlassen.
    Es dauerte einen Moment bis das geschriebene getrocknet war. Ich überflog das kurze Schreiben noch einmal. Es war gut so. Zusammengerollt und versiegelt bekam es Onasses von mir in die Hand gedrückt. „ Zur Poststelle des Praefectus Aegytii.“ Ich nahm mir einige Schreiben vom Tisch und machte es mir auf der Kline bequem. 14 Tage und dann sollte alles anders sein? Viel zu erwarten hatte ich nicht. Das hatte man mir beim Antritt meines Dienstes als Nauarchus damals schon offenbart. Trotzdem hatte ich den Dienst hier, dem civis vorgezogen. Zumindest auf das bisher angesparte konnte ich bauen, auf mein Schiff und das Stück Land was ich besaß. Weg mit den Gedanken, jetzt gab es wichtigere Dinge.

    Zwei Tage war es her, dass alle ausstehenden Waren in unseren Lagerhäusern eintrafen. Was auf den Schiffen fehlte wurde ergänzt. Um unseren Zeitplan nicht unnötig durcheinander zu bringen, erging der Befehl, dass die Zelte auf den Transportschiffen während der Fahrt instandgesetzt werden sollten. Sobald die Segel genutzt werden konnten, hatte ein Teil der Mannschaften Zeit dies in Angriff zu nehmen. Heute morgen verluden die Milites die Truhen und Kisten der Offiziere auf die Volturnus. Ein letzter Kontrollgang, die Bestätigung der Kapitäne, dass alles zum Auslaufen bereit sei, machte mich zuversichtlich heute noch auslaufen zu können. Der Kapitän der Concordia behielt sein Kommando während der Fahrt. Bei Sichtung von fremden Schiffen übernahm ich. Am Heck der Unterstand aus Tuch für den Gubernator. Davor war genügend Platz für uns. Das Opfer hatte der Kapitän der Concordia auf dem Kai vollzogen. Die Mannschaften gingen auf ihre Schiffe. Ein Nautae bekam von mir den Befehl. " Geh zum Subpraefectus und sage, dass die Schiffe zum Auslaufen bereit sind." Während er das erledigte, sah ich zu, wie sich die Mannschaften auf ihen Schiffen fertig zum Auslaufen machten. Die Nautae besetzen die Riemen. Die Männer auf Deck kontrollierten die Taue. Die Milites besetzten ihre Posten. Vorn die Bogenschützen und Schleuderer, dahinter die Milites mit Gladius und Parma. Vom Kai aus war das ein kleines Schauspiel. Mit meinen Gedanken war ich derweil schon auf See. Was uns erwartete? Wer wusste das schon. Es ging an der Küste entlang, das war nicht so nervenaufreibend wie die offene See. Abends an Land, festen Boden unter den Füßen, was wollten wir mehr. Es wurde sicher eine ruhige Fahrt.

    Die besagte Stunde rückte heran. Vor den Unterkünften stand eine Centurie Abmarsch bereit. „ Centurio , Abmarsch zum Hafen und den dortigen Lagerhäusern.“ Ich ging an der Spitze, mir folgte mein Beneficarius. An der Uferbefestigung entlang bahnten wir uns einen Weg. Die Zivilisten gingen freiwillig zur Seite. Niemand hatte Lust die hasta oder das Scutum eines Legionärs zu spüren. An den Getreidespeichern herrschte Hochbetrieb. Schiffe wurden mit Fracht, die für Rom bestimmt war beladen. Getreide hauptsächlich, dazu Amphoren mit Öl, Oliven, Datteln und andere Ware. Nichts Neues für mich. Ich konzentrierte mich auf die Namensliste, die Celenides angefertigt hatte. Zwei Kapoculos Temidaes und Apolidas Harmephos kannte ich und wusste, dass sie bei den Griechen mit das Sagen hatten. Sie waren die Urheber allen Ärgers. Ihre Lagerhäuser waren das erste Ziel. „ Vor jedes der sechs Lagerhäuser 10 Mann. Niemand betritt oder verlässt die Speicher. Sollte es zu Protesten kommen, einschüchtern! Du überwachst das. Waffengewalt nur im äußersten Notfall.“ Der Centurio machte sich daran, die Truppe aufzuteilen. Ich ging mit Clenides im Schlepp zu den Karren die beladen wurden und sah Apolidas. " Er sieht uns nicht." flüsterte Celenides. " Er hat uns gesehen. Dieser schmierige Geizhals."gab ich zurück. Geschäftig kritzelte er auf einer Tabula herum. Unser eintreffen war nicht unbemerkt geblieben. Ich wusste, dass man ihm schon Bescheid gegeben hatte.
    „ Chaire Apolidas Harmephos. Ich störe dich nur ungern bei deiner wichtigen Arbeit. Ich bin Nauarchus Decimus von der classis Augusta Alexandrina.“ Apolidas sah kurz von seiner Tabula auf. „ Chaire Nauarchus Decimus, was verschafft mir die Ehre deines Besuches. Wollen deine Legionäre beim beladen der Schiffe helfen?“ Er grinste säuerlich. Unsere Anwesenheit passte ihm gar nicht. Vor allem als er feststellte, dass keine Waren mehr aus den Lagerhäusern eintrafen. „ Der Praefectus wird nicht sehr erfreut sein, dass du Getreidelieferungen nach Rom verzögerst.“ Genervt übergab er seinem Schreiber die Tabula. Immer dies kleinen römischen Offizier die sich hier aufspielen mussten. Das kostete alles Zeit, die beim Laden der zusätzlichen Fracht fehlte. „ Ein römischer Offizier, der denkt er sei Krösus. Ohne ein Schreiben des….“ Ich unterbrach ihn. „ Ich bin Kommandeur des Stützpunktes der classis in Alexandria und für das Wohl meiner Männer verantwortlich. Was denkst du passiert, wenn meine Männer ohne Verpflegung da stehen? Kein Schiff der classis wird den Hafen zum Schutz der Getreidelieferungen verlassen. Das wird dem Praefectus überhaupt nicht gefallen. Noch weniger, dass griechische Händler den Hals nicht voll genug kriegen und seine Legionäre deswegen hungern müssen.“ Apolidas sah mich mit größer werdenden Augen an. „ Außerdem sind einige Lieferungen an die classis überfällig.“ Ich rollte einen Papyrus auf. „ Eine Ladung Häute, Getreide für zwei Monate, Linsen, Bohnen, Öl, eingelegte Oliven.“ umständlich rollte ich den Papyrus zusammen und sah über ihn hinweg zu den Lagerhäusern. „ Ich wette das finden wir alles in den Lagerhäusern und ein paar Sachen mehr, von denen der Hafenmeister nichts weiß.“ Der Grieche wurde blass, seine Augen wurden immer größer. „ Ähhhh, ich wollte ja liefern, aber die Leute fehlten und ….“ Ich winkte den Centurio zu mir. „ Unser griechischer Freund hat zu wenig Leute, 8 von den 10 Männern sollen sich in den Lagerhäusern….“ Dem Griechen trieb es den Angstschweiß auf die Stirn. „ Nein, nein… heute sind mehr Leute da als ich hier brauche. Ich veranlasse sofort, dass alles zum Stützpunkt gebracht wird. Du musst deine Leute nicht bemühen. Sie bringen nur alles unnötig durcheinander.“ Ich zog die Augenbrauen hoch und sah ihn an. Er merkte sofort, dass er das besser nicht gesagt hätte. Ich gab ihm einen kleinen Wink, wie er das wieder ausbügeln konnte. „ Meine Liste war sicherlich nicht vollständig….hmm??“ Er stutze und sagte zerknirscht. „ Ja, wie recht du hast.“ Aufmunternd sah ich ihn an. „ Na…., zum Beispiel fehlen….“ „Datteln….“ „ genau…“ „ Garum?“, „weiter..“, „ Zwiebeln vielleicht?„ ja und…“ , „ 10 Amphoren Wein“, „ …gut. ich denke das war’s.“ Er nickte missmutig. „ Heute vor Sonnenuntergang ist alles im Stützpunkt. Mein Beneficarius wird das Beladen überwachen und aufzeichnen. Damit du für das zusätzliche Getreide, was hier drauf steht…“ Ich hielt ihm die Tabula unter die Nase. ... Den üblichen Preis bekommst.“ Das war erledigt. Der Grieche schimpfte leise vor sich hin. „ 20 Mann für die Karren bleiben hier. Der Rest abrücken.“ Gab ich den Befehl an den Centurio. Der Fahrt nach Carthago stand nichts mehr im Wege. Mein Weg führte nicht direkt zum Stützpunkt zurück ein Umweg über den Markt war drin.

    Vielleicht sind die von Interesse, wenn an anderer Stelle genannt, Entschuldigung. In der Wiki habe ich sie nicht gefunden.


    Die Römische Armee
    Yann Le Bohec
    Nikol-Verlag
    ISBN: 978-3-86820-022-5


    Die Legionäre des Kaisers - Soldatenleben im römischenn Ägypten
    Österreichische Nationalbibliothek
    ISBN 978-3-85161-052-9


    Rangabzeichen im römischen Heer der Kaiserzeit
    Stefan F. Pfahl
    Wellem-Verlag
    ISBN 978-3-941820-12-8


    Imperial Roman Naval Forces 31 BC - AD 500 Men-at-Arms -451
    Raffaele D'Amato - Illustrated by Graham Sumner
    OSPREY PUBLISHING
    ISBN 978-1-84603-317-9


    Roman Centurions 31 BC - AD 500 Men-at-Arms 479
    Raffaele D'Amato - Illustrated by Guiseppe Rava
    OSPREY PUBLISHING
    ISBN 978-1-84908-795-7


    Unter den goldenen Adlern Der Waffenschmuck des römischen Imperiums
    Ernst Künzl
    RGZM Schnell + Steiner
    ISBN 978-3-7954-2011-6


    GLADIATOREN DAS SPIEL MIT DEM TOD
    Marcus Junkelmann
    Philipp von Zabern Verlag
    ISBN 978-3-8053-3797-7


    Römische Spiele - So spielten die alten Römer mit 70 Anleitungen zu originalen Spielen
    Katharina Uebel / Peter Buri
    REGIONALIA
    ISBN 978-3-939722-32-8


    Das Lesebuch der Antike Sie einflußreichsten Dichter und Denker und ihre bedeutendsten Texte
    ANACONDA
    ISBN 978-3-7306-0075-7


    Applaus für Venus Die 100 schönsten Liebesgedichte der Antike
    Niklas Holzberg
    C.H. Beck
    ISBN 3-406-51502-9


    GÖTTERLEHRE ODER MYTHOLOGISCHE DICHTUNGEN DER ALTEN
    Karl Philipp Moritz
    Insel-Verlag
    ISBN 3-7351-0156-9


    LIVIUS - Römische Geschichte Band I und Band II
    Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
    1. Auflage 1978


    SAGEN DER RÖMER Geschichten und GEschichte aus der Frühzeit Roms
    Nach antiken Autoren erzählt von Waldemar Fietz
    Insel-Verlag Leipzig 1979


    DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS - Argonauten, Herakles, Die Irrfahrten des Odysseus, Äneas
    Gustav Schwab
    Kinderbuchverlag Berlin
    1. Auflage 1981



    WAHN DER MACHT Ein Roman um Trajan
    Gerd Trommer
    prisma
    ISBN 3-7354-0018-3


    Wahn der Macht und Livius hab ich noch nicht gelesen. ;)

    Vor dem Officium herrschte heute ein Andrang wie sonst an den Tagen der Auszahlung des Soldes. Ich rechnete nach, nein, in zwei Monaten war es erst wieder soweit. Mein Beneficarius Celenides mitten drin. „ Vale.“ grüßte ich durch die Reihe. Ein Nautae stach mir ins Auge. Eigentlich mehr sein Aussehen. Kein cingulum, die Tunika rußverschmiert und an den calligae bunte Wollfäden. Sehr interessante Aufmachung, einfach nicht drüber nachdenken. „ Beneficarius Celenides, zu mir.“ Im Officium herrschte dicke Luft. Exceptus Leandros sortierte Papyri ins Regal und räumte eilig den Schreibtisch von unnötigen Tabulae frei. „ Lass die Tür offen ist ja hier nicht auszuhalten.“ Meine erste Feststellung, der Beneficarius trug nur 2 Tabulae bei sich. Die zweite, sein verkniffenes Gesicht. Ich sank in meinen Scherenstuhl. „ Was hast du zu berichten? Wie stehst mit der Beladung der Schiffe?“ Die zweite Frage traf genau das Thema was ihm heftig zu schaffen machte. „ Die Griechen machen Ärger, wollen mehr Geld für das Getreide haben.“ Das Gesicht des Beneficarius wurde noch zerknirschter. „ Wir haben nicht genug Öl ….“ Ich glaubte mich verhört zu haben. „ Dann kauf es, mach eine genaue Aufstellung und leg sie mir vor.“ Was für Zustände waren hier eingerissen. Die Lagerverwalter brauchten wieder mal eine Ansage. „ Ähm, eine Lieferung Häute ist ausgeblieben. Wir haben nicht genug intakte Zelte.“ Ich sank immer tiefer in meinem Scherenstuhl zusammen. Es grenzte fast an Sabotage, was hier vor sich ging. Tiefes Durchatmen änderte nichts an dem Fakt, dass es in mir brodelte. Die Fingerspitzen beider Hände aneinander gelegt, sah ich Celenides an. „ Eine Centurie Milites voll ausgerüstet, mit Hasta, kein Pilum, zur Hora quarta antreten lassen. Schreib mir bis dahin auf, wer mehr Geld für das Getreide gefordert hat und von wem die Lieferungen ausgeblieben sind.“ Es reichte. Wir mussten wieder mal ins Gedächtnis zurück rufen, wer hier das Sagen hatte. „ Jawohl Nauarchus.“ Bestätigte Celenides. Ich winkte ihn raus. Leandros holte den nächsten rein.

    Die Zeit verging wie im Fluge. Sonderliche Eile hatte keiner an den Tag gelegt, die Zeit war einfach weg, die Tage dahin. „ Onasses!“ hallte mein Ruf am Morgen durch das Atrium. Gähnend machte ich kehrt und ging zurück in mein cubiculum. Mein nächtlicher Gast hatte sich bereits angekleidet, wenn man die drei durchsichtigen Tücher Bekleidung nennen konnte und war im Begriff zu gehen. Im Regal stand eine kleine Schatulle. Irgendwann hatte ich sie auf dem Markt an einem der Stände gekauft. Genau das Richtige für die Unterbringung einer kleinen Barschaft. 5 Sesterzen klimperten in meine Hand. „ Hier die vereinbarte Summe. Onasses wird dich bis zum Tor begleiten.“ Ein leises Hüsteln im Hintergrund kündete von seiner Anwesenheit. Das Geld wechselte seinen Besitzer, alles war geregelt. „ Bring sie hinaus.“ Onasses verließ mit ihr die casa und ich sah mich lustlos um. Vielleicht sollte ich als erstes was anziehen. Ich suchte im Bett, unterm Bett, in der Truhe, auf dem Regal, unterm Tisch. „ Onasses.“ Grollte ich vor mich hin. Er hatte es wieder getan. Die Tür ging. „ Onasses! Sag nicht, du hast es wieder getan!“ Unbeeindruckt stand er im Türrahmen zu meinem cubiculum. „ Ich habe es getan Dominus.“ Ich sah ihn entgeistert an. Er hatte es getan! Obwohl ich es mit ihm schon gefühlte hundert Mal durchgekaut hatte. War das zu fassen? „ Hast du es wirklich getan?“ fragte ich sicherheitshalber nach. „ Ja, Dominus.“ „ Und fühlst du dich jetzt gut?“ Grinsend antwortete Onasses „ Ja Dominus.“ Total frustriert, am Boden zerstört, setze ich mich auf mein Bett. Wie konnte er meine Lieblingstunika zum Waschen geben. Zugegeben, sie hatte den gestrigen Abend und heute Nacht sehr gelitten. Aber ich zog sie so gern an und die paar Flecken…. „ Dominus, ich habe…“ Er hielt mir eine neue Tunika unter die Nase. Eine ganz neue vom Markt. Sie war nicht aus unseren Beständen, stellte ich mit einem Blick fest. Der schmale purpurne Streifen über dem Saum leuchtete richtig kräftig. „ Es ist ganz feines Leinen. Dominus.“ Ich kniff die Augen zusammen, taxierte sie abschätzig an und nahm sie ihm aus der Hand. Scheiß auf das feine…Oh die fühlte sich gut an. Besser als … „ Naja, nicht so gut wie meine.“ Schränkte ich ein. Erst mal sehen wie sie sich angezogen… He, das Ding fühlte sich angenehm auf der Haut an. „ Man kann sie tragen.“ Onasses nickte und dachte sich seinen Teil. Bei Gelegenheit würde er die zerschlissene alte Tunika als Putzlappen verwenden.
    „ Jetzt aber zu den wichtigen Dingen.“ Ich strich die Tunika nochmal glatt. Mmhhhh, ja, kann man sich dran gewöhnen. „ Die Kiste hier ausräumen, allen Schnickschnack raus. Tunika, Subligaculum, Bracae rein. Das kleine Päckchen aus der Kiste da und die kleine Schatulle aus dem Regal müssen mit. Dazu das übliche halt, Decke…, Umhang…, cassis und die lorica hamata. Eben alles, was mir hilft heil wieder nach Hause zu kommen.“ Während Onasses die Kiste kurzerhand umstülpte, legte ich mein cingulum an. „ Hast du meine Verpflegung für die zwölf Tage zusammen?“ Onasses wühlte sich durch den ausgeschütteten Haufen Wäsche und Krimskrams. „ Nein, Dominus. Der gedörrte Fisch kommt heute Nachmittag und die Datteln morgen.“ Das reichte von der Zeit. Ein Stein kullerte über den Mosaikfußboden. Beide sahen wir ihm verdutzt nach. „ Gut, ich bin in meinem Officium und später am Hafen.“ Mein Beneficarius war garantiert schon da und trat ungeduldig auf der Stelle. „ Ähm besorg noch so eine Tunika. Für alle Fälle.“ Ließ ich beim Gehen ganz nebenbei verlauten. Onasses lächelte vor sich hin. Die zweite war längst gekauft.

    Alles war nicht so einfach. In diesem Fall allerdings ja. Die Vorbereitungen waren von mir veranlasst worden. Die Bestätigung der Verpflegung reine Formsache. Ich zögerte, kein Siegel nur eine Unterschrift. Das reichte von der Sache her. Ab damit und in 5 Tagen waren wir wieder auf See. Ich freute mich auf den kleinen Ausflug die Küste entlang. " Wir werden in den 12 Tagen alte Freundschaften auffrischen und alte Feindschaften begraben. Es wird sicherlich nicht langweilig. Ich verspreche dir, du wirst auf deine Kosten kommen." Das begraben meinte ich wörtlich. Unsichere Handelswege auf See konnte sich Rom nicht leisten. Zu sehr hing es von den Getreidelieferungen ab. " Mein Schreiber wird dich auf dem laufenden halten. In ca. 5 Tagen dürften wir so weit sein." Ein kurzer Gruß und die Besprechung war für mich beendet. Die Tabula erhielt mein Beneficarius. Die Lagerverwalter waren vorgewarnt. Morgen ging es los. Ausrüstung zusammenstellen, Proviant verpacken und auf den Schiffen verstauen.

    Sehr gut, bei einem nein wären wir trotzdem als erstes beim Praefctus Aegyptii aufgeschlagen. Ich erledigte die Pflichtbesuche gern am gleichen Tag der Ankunft, dass ließ keine unnötigen Fragen aufkommen und zeigte den Stellenwert, den ich dem Praefectus Aegyptii beimaß. Das erwähnte Praetorium ließ mich schmunzeln. Wir waren hier nicht in einer X-beliebigen Provinz des Imperium’s. Wir waren in Alexandria. Des Kaisers liebstes Spielzeug. Hier war der Praefectus so was wie ein König. „ Nein. Ich meinte den Palast des Praefectus Aegytii. Du bist in Alexandria, der Stadt des großen Alexander.“ Du wirst es bald sehen, dachte ich mir. Ohne ein weiteres Wort ging ich voraus und wartete am Ende der Planken. Dem Centurio der angetretenen Truppe ließ ich zu kommen, dass der Subpraefectus und meine Wenigkeit zum Palast des Praefectus Aegyptii eskortiert werden sollten. Die Mannschaften durften nach Sicherung der Aeternitas in ihre Quartiere. Den Namen des Miles, der seine Verlässlichkeit auf der Fahrt bewiesen hatte, ließ ich von meinem Schreiber notieren. Zu einem späteren Zeitpunkt wollte ich mich den Fragen zur Mannschaft der Aeternitas widmen.

    Ich glaubte mich verhört zu haben. Er bestand darauf in der Kajüte zu bleiben. Missachtung meiner Befehlsgewalt. Ihm war das scheinbar nicht bewusst. Bei dem Wetter überreagieren musste nicht sein, gestand ich mir nach kurzer Überlegung. Ein zweites Mal allerdings ließ ich das nicht durchgehen. „ Miles, sammle deine Kameraden auf dem Vordeck ein. Der Sturm wird langsam schwächer. Ich denke der Mast wird halten. Der Centurio soll außerdem die Mannstärke der Infanterie feststellen. Teile ihm das mit. Wegtreten.“ Ich hatte nicht übel Lust den Subpraefectus unter Deck zu besuchen. Was soll’s, die Rechnung dafür wurde später gemacht. Vielleicht schämte er sich, weil ihm der Magen in den Kniekehlen hing? Kreidebleich und kränklich vor der Mannschaft erscheinen, das könnte man als Schwäche ansehen. Schwachsinn, wie vielen ging es bei der ersten Fahrt dreckig. Vielleicht hatte man ihm das bei der Legion so beigebracht. Soll er unten bleiben, so lang er mir nicht die Kajüte voll kotzte. „ Fangt an das Deck auf zu räumen!“ widmete ich mich wieder meiner Pflicht. Die Wellen nahmen ab, der Regen peitsche nach wie vor übers Deck. Die Bewegungen der Aeternitas auf den Wellen wurden sanfter. „ Venus marina und Minerva sei es gedankt.“ Ein Unwetter reichte bei der Überfahrt, das dachte sich wahrscheinlich jeder auf dem Schiff mich inbegriffen.

    Alles im Rahmen und ohne großartige Diskussion mein Fazit der ersten Besprechung mit dem Petronier. Schreibtisch war seins, alles andere Meins. " Du brauchst das nur auf der Tabula zu bestätigen. Ich gebe es gleich weiter, dass alles veranlasst werden kann. " Eigentlich bestand dienstlich für mich kein Grund das Gespräch nach erhalt der Tabula weiter zu führen, aber den grünen Subpraefectus hängen zu lassen wäre nicht klug. Das konnte kräftig nach hinten los gehen. " Was gedenkst du auf die Fahrt mitzunehmen? Da wir nur an Land übernachten, werden Zelte für Centurionen mitgeführt. Ich würde dir zu minimaler Ausstattung raten. Liege, Scherenstuhl, Öllampe, sind in der Zeltausstattung inbegriffen. Eine von den feingewebten Wolldecken vom Markt kann ich dir empfehlen. Es wird teilweise empfindlich kalt in der Nacht. Ach ja, deine Truhe wird am Tag der Abfahrt auf die Volturnus verladen, alles andere am Vortag. " Hatte ich was vergessen? Sonderverpflegung, was eben an unseren Anlegeplätzen zur Verfügung stand. Das bekam er dann schon mit. Wein ließ ich vorsorglich zuladen. Ansonsten gab es nichts.

    Hatte ich nur die zu transportierende Ausrüstung erwähnt? " Nehmen wir an, dass unsere Piratenjagd erfolgreich ist, dann müssen wir unsere Beute nach Hause bringen. Dafür eignet sich ein Transportschiff hervorragend. Es wäre angebracht, dass zweite Schiff mitzunehmen." Um es ihm ganz deutlich vor Augen zu führen, das es bei einer Fahrt nicht immer rational zuging. " Bist du gewillt deinen Anteil und den der Offiziere zurück zu lassen, dann bleibt das Schiff hier." Ich überbrachte den Offizieren nicht die Nachricht, dass ihr Anteil an der Beute wegen Sparmaßnahmen durch den Subpraefectus im wörtlichen Sinne ins Wasser fiel. " Ich wollte nur erwähnt haben, dass ein Sklave hier ein gutes Sümmchen einbringt." ob ihn das überzeugte, das Transportschiff mitzunehmen. Ein kleiner letzter Denkanstoß. " Wir könnten auch pro Offizier ein kleines Mannschaftszelt, eins für ein Contubernium, veranschlagen und die Offiziersrationen weg lassen. Das erübrigt das zweite Transportschiff." Deutlicher gings nicht. Wir brauchten das zweite Schiff und basta.

    Klugscheißer ! …… So schnell brachte er mich nicht aus der Ruhe. „ Der Spes und der Providentia sind die Mannschaften komplett zugeteilt. Bei der Concordia standen nur Ruderer und Nautae fest. Die ausgewiesenen 40 Milites stellt die Aeternitas. Falls es zu Kampfhandlungen kommt, kann ich mich 100 prozentig auf sie verlassen.“ Alles nur zu seiner Sicherheit. Ich war nicht darauf erpicht, dem Praefectus einen weiteren verlustig gegangenen Subpraefectus zu melden. Schließlich lag die ganze Verantwortung auf meinen Schultern. Es durfte nichts schief gehen. Flüchtigkeitsfehler, das zweite Transportschiff. Eigentlich war es nicht nötig, aber was soll's. „ Das zweite Transportschiff,…. am besten die Volturnus. Auf ihr wird die Ausrüstung der Offiziere mitgeführt.“ Sonderwünsche waren inbegriffen. Wo kämen wir denn da hin, die Abende ohne einen guten Tropfen Wein zu verbringen. „Also 30 Remiges ( Ruderer) und 5 Nautae dazu. 346 Mann insgesamt. Wir sollten alles in zwei Tagen bewerkstelligt haben. Sofern du die Ausgabe der berichtigten Rationen genehmigst.“ Setz dein Signum unter die Tabula und lass mich in Ruhe meine Arbeit machen. Neue Besen kehren gut. Zu gut und mit viel Schwung stellte ich wieder einmal fest. Ich hoffte nur, dass er sich seine Borsten bald abwetzen würde. Wie ich mich auf die Patrouillenfahrt freute. Danach konnte der Subpraefectus sagen, er hätte was zu erzählen. Egal wie, er sollte auf seine Kosten kommen und ich auf meine. Ein flüchtige Lächeln huschte über mein Gesicht.

    Wieder brütende Hitze da draußen. Viel besser war es hier im Officium nicht, man bildete es sich eben ein, es sei kühler. Der Kopf tat sich schwer einen richtigen Gedanken zu fassen, die Hand führte schwerfällig und lustlos den Stylus über das Wachs auf der Tabula, ritzte die Wörter hinein, setzte sie zu Sätzen zusammen und gab dem ganzen Buchstabengewirr einen Sinn. Casca wartete sicherlich auf ein Lebenszeichen und Geld von mir. Ich hatte ihm finanzielle Hilfe versprochen. Faustus war der zweite Kandidat. Weltbewegendes hatte sich hier nicht getan. Die üblichen Streitereien, die in einzelne Schlägereien ausarteten. Alles war wie immer.


    Ich legte mich ins Zeug. Schrieb, löschte, änderte ab. Es brauchte Zeit um einen halbwegs vernüftigen Text in die Tabula zu ritzen. Fertig, fix und fertig war ich. Besonders waren die Briefe nicht geworden. Sie wurden von mir ins Regal gelegt und warteten auf die große Reise, die sie vor sich hatten.

    Reger Betrieb und was hier alles zugegen war. Ich vertraute Onasses meine Sachen an und ging in die Räumlichkeiten um zu schwitzen, zu baden und mich zu säubern. Bis ich im letzten großen Warmwasser-Becken zur Ruhe kam und ein wenig Erholung vom Wechsel der Temperaturen erhoffte. So war der Nachmittag erträglich. Wobei ich mich heute nicht körperlich ertüchtigt hatte. Speer werfen und den Diskus schleudern, das nahm ich mir in den nächsten Tagen vor. Mit den Epheben konnte ich noch gut mithalten. Was mir im Kopf herum ging war mein imenser Nachholebedarf beim Briefe schreiben. Casca, Faustus und und und. Telemachos htte bei meiner Ankunft eine Nachricht erhalten. Vielleicht war er unterwegs auf See. Ich war mir sicher er meldete sich, sobald er wieder zu Hause war. Das Stimmengewirr nahm ich nur unterschwellig war. Das Wasser hatte die richtige Temperatur um vor sich hin zu dösen.

    Zwei Milites vor der Tür suggerierten ungestörten Aufenthalt in meinem Quartier. Wie angenehm, keine Störungen, außer Krieg oder Aufstand meldeten sich. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss. Mit ein bisschen Vorfreude durchschritt ich das Atrium, warf dem herbei eilenden Onasses den Umhang über die Schulter und drückte ihm Stab und Gladius in die Hände. „ Ich will vor dem Essen in die Therme. Du kommst mit.“ „ Ja, Dominus.“ Eilig brachte er die Sachen weg und erschien einen Augenblick später wieder im Atrium. „ Hast du meine Utensilien?“ Onasses nickte bestätigend und zeigte mir den Beutel. Er sollte, während ich mich in der Therme erholte, auf meine Sachen aufpassen.

    Die Namen der Schiffe hatte ich so oft gelesen und selbst geschrieben, dass ich aus dem FF sagen konnte welches mit auf die Reise ging. " Das sind Concordia, Spes und Providentia. Den Transport der Ausrüstung und Verpflegung wird die Plutus übernehmen. " Das hieß eine Aufstellung des benötigten Proviants anfertigen. Eine unbeschriebene Tabula, für etwaig anfallende Notizen, zum Glück dabei. " Die Liste der benötigten Verpflegung. Du nimmst sicherlich noch jemanden mit, dann veranschlage ich 2 Personen für dich Subpraefectus." Die Rechnerei war schnell erledigt.



    Verpflegung für Patrouillienfahrt




    12 Tagesrationen Getreide, Öl, Speck, Oliven, Käse, Brot,


    - eine kleine Amphore Essig


    - eine Amphore Wein


    - Wasser für zwei Tage





    Ich erwähnte beiläufig beim Schreiben. " Die Aeternitas bleibt in Alexandria. Sie ist zu schwerfällig für eine Patrouillenfahrt. " Überflogen hatte ich die Tabula noch einmal. Die Berechnungen dürften stimmen. Der Subpraefectus bekam sie auf den Tisch. " An Ausrüstung wird zugeladen Zelte, Palisaden, die persönliche Ausrüstung der Mannschaften und Offiziere." Das war die grobe Übersicht. "Das Führungsschiff wird die Concordia. Auf ihr werden 40 Milites der Aeternitas mitfahren. Die Spes und die Providentia haben ihre Mannschaft schon zugeteilt bekommen."


    Meine Ausführungen hatte ich gemacht. Schlecht einzuschätzen war, ob es dem Subpraefctus reichte. Was ich als selbstverständlich hielt, musste bei ihm lange nicht so sein.