Hier schien alles einen gewohnten Gang zu gehen. Nichts hatte sich geändert. Händler, priesen ihre Waren an. Es wurde geräumt, umsortiert, gefeilscht und verkauft. In voller Montur, allerdings ohne Waffen bahnte ich mir einen Weg. Eine gefühlte Ewigkeit war ich nicht mehr hier. Heute wollte ich alleine ein paar Besorgungen machen. Timoeleon bekam morgen oder übermorgen die Gelegenheit Rom zu bestaunen. Mein gewohnter erster Kauf waren Datteln und wie immer waren sie nicht mit denen in Alexandria zu vergleichen. Der Händler versuchte mich glatt übers Ohr zuhauen, ein paar deutlichere Worte reichten. Ich bekam meine Datteln zu einem akzeptablen Preis der immer noch gesalzen war. In Gedanken war ich immer noch bei Serapio und Seiana. Wie stellte ich es am besten an zu ihnen vorgelassen zu werden? Den Praefectus als Türöffner nutzen, das war zu hoch gegriffen und nur im allergrößten Notfall angebracht. Wobei das ein Notfall war. Plötzlich hielt mir eine junge Frau einen Becher Wein unter die Nase. „ Probiere, Centurio. Ein sehr guter Wein.“ Ich lehnte höflich ab, schob ihre Hand beiseite. Wein war mehr als genug da. Die zwei Amphoren Landwein, von der Villa Rustica, reichten für ein paar Tage. Mir stieg der Duft von frischem Moretum in die Nase. Der Händler gab mir eine Kostprobe. So musste Moretum schmecken. Deswegen war ich nicht hier, aber ich nahm einen kleinen Topf mit. Ohne Ziel ging es weiter über den Markt. Hier für casca was zu finden war schwer. Was gefiel ihm? Womit tat ich ihm einen Gefallen? Der Stand eines Händlers, der kleine Götterstatuen verkaufte, kam mir sehr gelegen. „ Tja, welche wäre die richtige?“ sprach ich zu mir selbst und sah suchend die Auswahl ab. Von den Geschehnissen, das was in den Seitenstraßen passierte und der schlanken kleinen Person, die sich schnell und geschmeidig durch die Menschenmassen bewegte bekam ich nichts mit. Ich war zu beschäftigt die Auslage des Händlers zu studieren. Ich griff mir einen Mercurius, hielt ihn ein Stück von mir weg und begutachtete ihn.
Beiträge von Appius Decimus Massa
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Recht vielen Dank an alle die sicher zig Stunden daran gesessen haben. Hut ab.
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Casca wohlbehalten, das brachte Erleichterung. Die anderen Decimer, die Raghnall aufzählte waren mir fremd. Nichts desto trotz, gut, dass ihnen nichts passiert war. Das nächste was er berichtete hörte ich mit einem gewissen Unbehagen. Serapio, Varenus und Seiana hatte man festgesetzt. Nicht auszudenken was sie im Carcer durch machten. Meine Gedanken überschlugen sich. War es mir möglich etwas für sie zu tun? Momentan sah es eher schlecht aus. Raghnall gab mir den richtigen Anstoß, die Casa Decima. Sie lag in meinen Möglichkeiten. „ Kannst du mit mir eine Aufstellung machen, was am dringendsten gebraucht wird? Essen, Geschirr, Möbel, Kleidung….“ Ein Tabula und ein Stylus hatte ich zur Hand. Bevor er anfing hatte ich einen Zimmermann vermerkt. Er sollte die Schäden begutachten und wenn nötig mit ein paar Männer Abhilfe schaffen. Sie hatten sicher nichts gegen Abwechslung. Wir hatten hier vor den Toren Rom’s nichts zu tun. Ich war mir sicher, dass der Praefectus sein Einverständnis gab. Die Kasse der classis ging ja nicht leer aus. " Wie viele decimische Sklaven sind noch greifbar? Sind sie in der casa?" Ich macht ein paar Notizen auf eine zweite Tabula. Beiläufig fragte ich. " Was meinst du, ob ich zu Serapio oder Seiana vorgelassen werde? "
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Aus eigenem Antrieb hatte er mich aufgesucht. Das konnte nur heißen, dass einiges im Argen lag, oder Seiana wollte sich keine Blöße geben. Seine Beweggründe die er anführte, schlossen zum überwiegenden Teil aus, dass Seiana ihn geschickt hatte. Sie würde nie Nachfragen lassen wie es mir geht. Ich war weder ihr Bruder noch ein hispanischer Abkömmling. Dazu hatte ich sie sicherlich gekränkt, obwohl man das nur schwer konnte. In dem Punkt hatte Axilla recht. Sie war gefühlskalt oder verbarg ihre Gefühle gekonnt.
"Deine Domina wird es nicht sonderlich interessieren. Meinem Bruder, Decimus Casca, kannst du mitteilen, dass es mir gut geht. Sofern er lebt und sich in Rom aufhält."Wahrscheinlich der einzige, der davon Notiz nahm. " Wie ist die Lage in Rom? Es gab Plünderungen?" Bruchstückhaft waren meine Informationen, danach soll auch die Casa der Decimer betroffen gewesen sein. Bedachte man, Faustus und Seiana's Plätze unter dem Vescularier konnte man es für bare Münze nehmen.
" Falls Hilfe gebraucht wird, egal in welcher Form, sag es. Ich werde sehen, was ich tun kann." Nach einigem Zögern stellt ich die Frage, die ich seit langem hatte. Die ich gleichzeitig hasste. " Was ist mit Decimus Serapio und Decima Seiana?" Ihren Tod hatte man nicht verkündet und es gab auch keine Gerüchte darüber. Raghnall hatte bis jetzt nichts derartiges erwähnt. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, obwohl ich nicht viel davon hatte.
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Nicht nur ärgerlich. Dem Dieb müsste man die Finger spitz klopfen, gerade jetzt wo es einige wichtige Entscheidungen zu treffen gilt.
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Sie wusste es. Ich akzeptierte es. Warum machte ich mir überhaupt Gedanken über Seiana's Angelegenheiten. Nachdem was vorgefallen war, sollte ich die Finger aus allem raus halten, was sie und Faustus betraf. Was einfacher gesagt, als getan war. Warum Frauen immer so empfindlich reagierten, wenn es um sie und ihr Liebesleben ging. Ich hatte bei dem Thema keine glückliche Hand. Meine Wortwahl und meine Ansichten kamen wahrscheinlich wieder Mal in den falschen Hals. Jungs spielten gern und spielten sich gerne auf. Frauen verstanden das nicht und fühlten sich gleich angegriffen. Ich wollte nicht daran denken, was sie mit mir gemacht hätte, hätte ich ein Kompliment zu ihrem Aussehen geäußert. Bei der kurzen Tunika wäre es wahrscheinlich auf eine Nacht mit ihr hinausgelaufen. Was ich mit dem Kompliment nicht im mindesten gemeint hätte.
Vom Testament hatte ich nur den Passus mit dem Cornelier mitbekommen. Es stand also mehr drin als ich wusste. " Als Ultimo Ratio ist es akzeptabel." kommentierte ich mehr für mich. Allerdings waren die Fähigkeiten des Corneliers als Feldherr auch nicht die aller besten. Er hatte Glück, dass die Etrusker kamen.
" Es war nur ein höfliche Anfrage des Praefectus, ob du ein wenig Zeit für ihn erübrigen könntest. Ich werde ihm deine Antwort überbringen." Den Mantel schlug sie aus, dann nicht. Aufdrängen, nein. Das sie die Einladung nur aus Höflichkeit angenommen hatte, erklärte einiges. Ich hätte mir auch einen anderen Verlauf unserer Unterhaltung gewünscht." Die Einladung war dir unangenehm? Ich werde es für die Zukunft berücksichtigen und dir keine mehr zukommen lassen." Sie war nicht verpflichtet gewesen, der Einladung nach zu kommen." Das gleiche wünsche ich dir, Iunia." Alles war gesagt. Ich hatte noch einen Weg zu erledigen.
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Die Erwähnung ihres Sohnes, hatte sie augenscheinlich leicht aus der Fassung gebracht. „ Nur flüchtig. Ostia ist nicht so weitläufig wie Rom.“ mehr äußerte ich nicht dazu. Sie wusste demnach nicht, dass ich die Insula besucht hatte. Fragte ich jetzt nach Petronia Romana und sie kannte sie, war leicht auszurechnen wo ich den Jungen gesehen hatte.
Richtigen Hunger hatte sie scheinbar nicht, es sah mehr so aus, als dass sie mir nur den Gefallen tat und aß. Das war nicht so wichtig. Ihr Gaumen war sicher besseres gewohnt. Mehr konnte ich ihr heute leider nicht bieten. „ Eine Frau sitzen lassen und eine andere aus heiterem Himmel heiraten.“ Welche Saat wurde da nur gesät, dass er sich gezwungen sah, das zu tun? Hat er sich deswegen vom tarpeischen Felsen gestürzt? Oder war es die späte Einsicht, einen Fehler gemacht zu haben? „ Wäre ich zu diesem Zeitpunkt in Rom gewesen, hätte ich ihm den Selbstmord erspart.“ Ich hätte ihn selbstredend zu Pluto geschickt. Was sie weiter äußerte überraschte mich nicht all zu sehr. Der angebliche Grund allerdings schon. Untreue konnte ich mir bei Seiana nicht vorstellen. Das der Terentius Untreue so hinnahm, noch weniger. „ Weißt du mit wem sie Untreu war?“ Wenn, dann wollte ich alles wissen. Dem angeblichen Beteiligten würde ich bei Gelegenheit auf den Zahn fühlen.
Ohne Regung hörte ich wer ihr Mann ist oder war. Der Procurator a libellis. Die rechte Hand des Vesculariers. „ Ein fähiger Mann, der uns den Mist hier mit eingebrockt hat. Ich hoffe er berät Palma besser, falls er sein Amt weiter begleiten darf und wir landen nicht gleich im nächsten Debakel.“ Für mich als Legionär die kurze Zusammenfassung von allem was bisher geschehen war. Sinnloses Blutvergießen, Römer hatte gegen Römer gekämpft. Mit dem Testament war das nicht aus der Welt geschafft. „ Vertrauen ist gut, aber warum hat er keinen leiblichen Verwandten eingesetzt? Wusste er, dass seine ganze Familie mit ihm stirbt? “ Eine kühne Behauptung. Hatte Valerianus etwa Selbstmord begangen und seine Familie mit in den Tod gerissen? Wir hatten geblutet, egal ob es Mord oder Selbstmord war. „ Danach wird jetzt keiner mehr Fragen. Was sollte es auch ändern, nichts.“ Schloss ich ab und stand auf. Die Sache war gelaufen. Palma stand als Sieger fest. „ Wenn du nichts dagegen hast würde ich dich gern dem Praefectus classis vorstellen.“ Er hatte um eine Unterredung gebeten, das war jetzt der günstigste Zeitpunkt. Ich sah an ihr herunter und hielt ihr meinen Mantel hin. Er war lang genug und reichte, nach Augenmaß, wenigstens bis zu ihren Knöcheln. „ Besser für die Gemüter der Legionäre.“
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" Salve. Wer bist du? Wer schickt dich und was hast du für mich? " fragte ich ohne Umschweife. Seit meinem letzten Besuch in Rom hatte ich nichts mehr von Decimern gehört oder gelesen. Ich musterte den Mann. Zu wem gehörte er? Ich kramte in meinem Gedächtnis, ging die Gesichter durch. Nichts, ich kannte ihn nicht oder er war mir nur kurz begegnet. Erst einmal sehen was er zu sagen hatte.
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Mit Genugtuung stellte ich fest, dass die angetretenen Nautae ihre Zeit hier vor den Toren Rom’s genutzt hatten. Ihre Ausrüstung war blank. Ein Teil der Kohorten durfte aufmarschieren. Das Los hatte entschieden. Auf dem Campus Martius war genau festgelegt wo welche Einheit zu stehen hatte. Befehle wurden gebellt. Alles lief wie einstudiert ab, war es auch. Wochen, Monate, Jahre brachten die Männer damit zu. Es zahlte sich aus.
Alles stimmte, Timoleon hatte sich abgerackert. Ich würde es später noch Honorieren. Jetzt hieß es, blitz blank und sauber aufs Pferd und auf den Campus Martius. Die Phalerae glänzten. Jede hatte ihre Geschichte. Einen besonderen Stellenwert hatten die bronzenen Torques. Sie erinnern mich jedes Mal, wenn ich sie anlege, an meinen Freund Menas und den Feldzug in der Wüste. Wir waren Rekruten bei der XXII.
Aufsitzen und auf den campus. Heute war der Tag des neuen Imperator. Große Änderungen würde es für die classis nicht geben. Keine Fühlbaren, Misenum lag weit weg von Rom. Uns wurde kaum Beachtung geschenkt, waren die Lagerhäuser gut mit Korn gefüllt. Wir würden also kaum etwas von den neuen Zeiten, die in Rom anbrachen mit bekommen.
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„ Nein, das ist nicht ganz richtig. Sage ein falsches Wort und du kannst durch dieses Sterben. Lerne richtig damit umzugehen und du wirst länger Leben. Das gleiche gilt für das Schwert und viele andere Dinge.“ Er musste einiges mitgemacht haben und seine Welt sah früher anders aus. Das hier war eine neue Situation für ihn mit der er selber fertig werden musste. Keine Bruder und kein Vater halfen ihm. „ Fleisch?“ seine Blicke hatten ihn verraten. Gut wenn er vorsichtig war und abwartete. „ Nimm. Ich brauche einen kräftigen Calo, der mithalten kann.“ Amüsiert schob ich ihm die Schüssel hin. Mir reichte heute Morgen das Brot. „ Meine Regeln sind einfach. Höre auf das was ich dir sage und erledige deine Arbeit, dann geht’s dir hier gut.“ Die Sache mit dem Gladius behielt ich im Hinterkopf. Doch bis dahin musste er erst beweisen, dass ich ihm vertrauen konnte. „ Du hast fürs erste genug zu tun. Bist du fertig, mache dich mit dem Lager vertraut. Du musst wissen, wo du was findest. Wie du dir deine Arbeit einteilst ist mir egal, aber gemacht muss sie sein.“ Für mich war das Frühstück beendet. Ich erhob mich. „ Heute Mittag bringst du mir Brot, Käse, eingelegte Oliven und verdünnten Wein in mein Officium. Das Vorzimmer des Praefectus.“ Gleich die erste Aufgabe im Stützpunkt. Ich war gespannt ob ich heute zu Mittag was auf den Tisch bekam.
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Zitat
Tiberius Octavius Dragonum
Arbeit, das beste Mittel gegen die aufkommende Nervosität, die merklich zunahm. Rom war zum Greifen nah, es lag direkt vor uns. So lange ich es hatte vermeiden können, dachte ich nicht daran, was mich mit Rom verband. Wir waren im Streit auseinander gegangen, trotzdem fühlte ich mich immer noch mit ihnen verbunden. Ich konnte es nicht leugnen, ich machte mir Sorgen, Sorgen die ständig anwuchsen je mehr Einzelheiten von den Unruhen bekannt wurden. Die casa musste einiges abbekommen haben. Was war mit den Bewohnern? Mein Bruder, die anderen Decimer? Ich wagte nicht daran zu denken. Meine Konzentration litt, ich war nur noch halb bei der Sache. Die Feststellung des Praefectus nahm ich mit einem Kopfnicken auf. Die Flotte, ja, Aufgaben, Arbeit. Ob er mich nach Rom ließ? Den Nauta hatte ich ignoriert. Häufig kamen Melder, überbrachten Zustandsberichte. Als der Praefectus mich ins Spiel brachte sah ich verblüfft auf. Der Mann wollte zu mir und hatte Nachrichten? Nachrichten, von wem ? Casca? Serapio? Seiana? Ein tiefer Atemzug, ich hoffte auf nicht zu schlechte Nachrichten. Aber wenn es von Seiana oder Serapio war, dann, dann musste einiges vorgefallen sein, was sie bewog ihren Groll gegen mich zu vergessen. Ohne Regung ließ ich es auf mich zu kommen. „ Ja.“ Mehr als du dir vorstellen kannst Praefectus, dachte ich bei mir.
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Die Erwähnung ihres Sohnes. Meine Kenntnis über ihn hatte Axilla ein wenig irritiert. „ Nur flüchtig. Ostia ist nicht so weitläufig wie Rom. Ich war einer unter vielen Legionären in Ostia. “ mehr äußerte ich nicht dazu. Sie wusste demnach nicht, dass ich die Insula besucht hatte. Fragte ich jetzt nach Petronia Romana und sie kannte sie, war leicht auszurechnen wo ich den Jungen gesehen hatte. „ Ein kurzer Abstecher einer Legion der classis nach Ostia, mit dem Ziel Rom, um dann wieder nach Misenum zurück zu kehren.“ Man könnte den Spaß auf die Spitze treiben und fortfahren. Was ich im Endeffekt dann auch tat. „ Das alles dafür, jetzt wieder vor Rom zu stehen, nur mit einem anderen Ziel.“ Lächelnd registrierte ich, dass sie keinen großen Appetit zu haben schien. Es war nicht das, was sie wahrscheinlich sonst auf dem Tisch hatte. „ Bist du dir sicher? Er muss erst beweisen, dass er der Richtige ist. Ein Testament alleine macht einen Mann noch lange nicht zu einem guten Kaiser. Einen Stein hat er bei mir im Brett, das gebe ich zu. Aber erst in Rom fallen die endgültigen Entscheidungen.“ Axilla wusste das sicher selber. Er konnte jetzt vieles versprechen, wie es dann in Rom gehandelt wurde war eine andere Frage. Überließ er es anderen, wer weiß wie es dann weiter ging. Zu viel Euphorie war nicht angebracht.
„ Kann ich mir vorstellen. Der Name Decimus weckt bei dir nicht die besten Erinnerungen. Sei beruhigt, die Einladung war ohne Hintergedanke.“ Es war mehr Handlung im Affekt. Etwas Bestimmtes hatte ich nicht bezweckt. „ Manchmal reicht das Wissen, dass jemand in der Nähe ist, den man kennt. Wenn auch nur flüchtig.“ Insgeheim hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie die Einladung annehmen würde. Wie man sich irren konnte. „ Ja, mein Vetter…“ Liebend gern hätte ich gewusst, was mit ihm war. „ War mir ein bisschen peinlich. Ich wusste nicht um was es ging. Ob ich heute aufgeklärter bin, wage ich zu bezweifeln. Es war vor meinem Eintreffen in Rom, also für mich nicht wirklich greifbar. Belassen wir es dabei.“ Das es unschön endete reichte um nicht weiter nach zu graben. Die Zeiten hatten sich geändert. Jetzt wehte ein anderer Wind, alle kämpften um ihre Stellung oder ums nackte Überleben. „ Was macht dein Mann? Ist er Senator? Mit deinem Erscheinen vor Palma und dem Testament wäre das für ihn ein nicht zu unterschätzender Einstieg. “ Wo sie es her hatte, das interessierte mich. Die Frage konnte ich hinaus schieben. Der Praefectus wollte Axilla sehen. Ich musste nur den geeigneten Moment finden.
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Abgeklärt und ruhig müssste man meinen, seien all jene, die mehr als 5 Jahre bei der Legion waren. Auf dem Marsch hierher traf das zu. Nachdem alles vor Rom zum Stehen kam und das Lager aufgebaut war, änderte sich die Lage. Innerlich machte sich Unruhe breit. Frage auf Frage fiel über mich her. Alles was ich ausgesperrt hatte, stürmte auf mich ein. Es war schwer zu bändigen. Irgendwie bekam ich es mit Mühe in den Griff.
Das Lächeln des Praefectus war mir nicht entgangen. Es machte mich Stolz, fühlte sich gut an. Es war keine Selbstverständlichkeit und ich wusste es zu schätzen.
" Nichts neues aus Misenum dafür aus Ostia. Die Schiffe, die vor Alexandria lagen, haben den ersten Konvoi Getreidenschiffe bis Ostia eskordiert und sind auf dem Weg zurück nach Misenum. Die Piraten, die leichte Beute erwartet hatten mussten sich eines besseren belehren lassen. Bei uns gab es keine Verluste nur ein paar leicht Verletzte. Nach Auffrischung der Vorräte können sie ihre Patrouillenfahrten auf den Handelsrouten aufnehmen und weitere Getreidelieferungen begleiten. Die Schiffe aus dem Norden sind ebenfalls auf dem Weg nach Misenum."
Erfreulich, dass alles so reibungslos lief. Die classis bewies, dass sie zum zukünftigen Imperator stand. Rom sollte in Kürze aus Ostia ausreichend Getreide geliefert bekommen. Keine Engpässe mehr und wieder moderate Preise. Die staatlichen Zuwendungen waren gesichert. Damit machte der Cornelier sich bei der Bevölkerung Rom's beliebt und einen Namen.
Wir taten wieder das, was wir unabhängig vom jeweils regierenden Kaiser, seit dem Bestehen der classis getan hatten. Wir sicherten und bauten die Seehoheit Rom's auf dem Mittelmeer aus.
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Die classis blieb vor den Toren Rom’s. Viel gab es nicht zu tun. Der Aufbau des Lagers war Routine. Meinem Calo erleichterte ich die Arbeit und half beim Zelt. Der letzte Hering versank im Boden. Timoleon hatte sich eingefuchst. Anerkennend klopfte ich ihm auf die Schulter. „ Es wird calo. Freut mich. Hier.“ Ich hielt ihm einen kleinen Lederbeutel mit 15 Sesterzen hin. „ An der Porta Praetoria haben sich die ersten Händler postiert. Sieh nach Datteln, Feigen und Trauben.“ Ein Huhn, schön in Kräutern, lange nicht gehabt. „ Ein lebendes Huhn, Zwiebeln, Lauch, Karotten. Sieh zu, dass du Garum bekommst.“ Bevor der Beutel meine Hand verließ, gestand ich ihm eine Kleinigkeit zu. „ Ein Dupondius ist für dich. Mach damit was du willst.“ Was er damit machte war mir wirklich egal. Verpflegung bekam er, Bekleidung. Von der Sache her war Geld Luxus für ihn. Ein Legionär platzte in unser Gespräch. Befehl des Praefectus sich beim ihm einzufinden. „ Besorge alles, das Huhn kannst du schlachten und rupfen.“ das war alles gewesen. Ich setzte vor dem Feld den cassis auf und folgte dem Befehl des Praefectus.
Sein Zelt war nicht weit entfernt. An den Wachen vorbei betrat ich es. „ Salve Praefectus. Wie befohlen zur Stelle.“ Hier bei der noch vorherrschenden Ruhe, wurde mir das erste Mal richtig bewusst, dass wir vor Rom standen.
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Zitat
“ von Iunia Axilla
Danke, das ist wirklich außerordentlich freundlich, Decimus. Aber aus Gründen des Anstandes würde ich es vorziehen, dein Zelt nicht zu betreten.“Das war natürlich ein sehr gewichtiges Argument. Eine verheiratete Frau ohne Begleitung im Zelt eines unverheirateten Legionärs. Das ließ Gerüchte aufkommen, die sicher nicht die feinsten waren. „ Dann essen wir vor dem Zelt, das wirst du mir sicher nicht abschlagen.“ Der Zelteingang wurde energisch zurück geschlagen. Ich sah Timoleon die Frau anstarren. „ Timoleon, lass den Kessel stehen und bring meine Kiste und den Weinschlauch mit raus. Danach verdrückt dich.“ Ich stellte den Stuhl zu Axilla. „ Setzt dich. Es freut mich für dich. Mit deinen Söhnen und das es dir gut geht.“ Hastig holte ich den Tisch mit Pfanne und Topf. „ Kalt schmeckt es nicht, bediene dich. Du bist mein Gast.“ Topf und Löffel schob ich zu ihr. Die Becher hatten die kurze Reise bis vors Zelt überstanden. Ein paar Tropfen waren daneben gelaufen. Hier draußen interessierte das nicht. „ Ja, Centurio. Für mich ist es ein außerordentlicher Vertrauensbeweis, sein Adjutant sein zu dürfen. Er hat meinen vollen Respekt und ich versuche sein Vertrauen in mich jeden Tag durch gute Arbeit zu rechtfertigen. Es ist nicht immer Honigschlecken. Aber wem erzähle ich das.“ Grinsend prostete ich ihr zu vergoss einen Schluck für die Götter und trank. Sie hatte bei einer unserer Unterhaltungen erwähnt, dass ihr Vater ein Militär war. Selbst, aus den kurzen Wortwechseln heraus, schien sie Interesse und Verständnis für die Legion zu zeigen. „ Abreise aus Ostia, zwei Söhne, der eine helles Haar? Was macht dein Mann? Wie sieht es in Ostia aus?“ fragte ich nur so nebenbei. Ich hatte nichts mehr von Petronia Romana gehört. War sie eventuelle nach Rom zurück? Axilla wusste sicher auch nicht mehr. Sie damit zu behelligen war nicht meine Absicht. Die zweite Frau, die ich alleine gelassen hatte. Wobei ich von der ersten ein Amulett um den Hals trug. Es erinnerte mich an die letzte Begegnung in Alexandria. Ein kleiner Hauch von Wehmut und Sehnsucht. Ihre grünen Augen….. Jetzt war der falsche Zeitpunkt, nachher ja. Im Dunkel der Nacht, einer der vielen schlaflosen Nächte. Ich zwang meine Gedanken wieder in die Realität zurück.
Sollte ich antworten oder überließ ich das nachher dem Praefectus. Schrieb sie nicht für die Acta? Er wollte sie ja sprechen. Bei der nächsten Gelegenheit, die sich dafür bot, sollte ich sie zu ihm lotsen. Das dürfte kein Problem werden, die Vorstellung beim Praefectus war ein Höflichkeitsbesuch. „ Eine diffizile Frage. Nicht leicht zu beantworten. Wir haben gegen den Cornelier gekämpft. Wir waren ein ebenbürtiger Gegner und wären die Etrusker nicht aufgetaucht. Wer weiß. Die endgültige Entscheidung haben der Cornelier und der Praefectus gemeinsam getroffen. Es sind nur Sieger vom Schlachtfeld gegangen. Für die Legionäre der classis ist Cornelius Palma jetzt schon der neue Imperator. Er hat sie durch sein Handeln geschlossen hinter sich. Sie würden für ihn sofort in den Kampf ziehen, ohne auf ihn einen Eid abgelegt zu haben.“ Das hatten sie mit ihrem Jubeln, nach seiner Ansprache und der Verleihung der Auszeichnungen, unmissverständlich Kund getan. Ich gab es nur ungern zu. Es hatte einen gewissen Eindruck hinterlassen, als er mir die silbernen Torques überreichte. „ Eine Auszeichnung vom zukünftigen Kaiser entgegen zu nehmen, hinterlässt Eindruck. Dem kann nicht mal ich mich entziehen. “ Vorerst lagen sie in der Kiste. Kurz vor dem Einmarsch in Rom musste alles auf Vordermann gebracht werden und dann wurden sie angelegt. -
Es traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich spürte den Kloß im Hals. Reichlich unerwartet war das, was mir zu Teil wurde. Der Senator, Feldherr und unser zukünftiger Imperator. Die Männer hatten ihn längst dazu ausgerufen. Für sie stand es felsenfest. Von ihm bekam ich die Torques in Silber überreicht. Ich konnte es beinahe nicht fassen, immer noch leicht verwirrt bedankte ich mich beim Senator. „ Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet. Senator Cornelius, Feldherr und zukünftiger Imperator.“ Damit hatte ich nicht gerechnet. War es Minerva? Fortuna? Die daran ihren Anteil hatten? Beide Göttinnen sollten ein Opfer bekommen. Sichtlich beeindruckt ging ich zurück in die Reihe der Stabsoffiziere.
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Was Timoleon vor dem Zelt trieb, war mir ab dem Punkt egal, als mein Essen das Zeltinnere erreicht hatte. Der gebratene Speck und die geröstete Zwiebel im Puls. Ein Gedicht für einen leeren Centurionen Magen. Auf dem Tisch stand der Becher, ein bisschen schieben, perfekt. Die Pfanne daneben. Im Korb war ein halbes Brot vom Morgen, was Besseres gab es nicht für das Fett. Mit Vorfreude wischte ich mir mehr aus alter Gewohnheit die Hände an meiner Tunika ab und wollte mich setzten. Eine Frauenstimme platzte just in diesem Moment in meine Vorbereitungen zum Essen. Dem Grummeln folgte ein Seufzer. Eine Frau? Meine Einladung fiel mir ein. Iunia Axilla, bei Juno! Das hatte ich total vergessen. Eine rein förmliche Angelegenheit. Hatte ich nie damit gerechnet, dass sie die Einladung eines Decimus überhaupt annehmen würde. Widerwillig trennte ich mich von meinem Essen und ging zum Zelteingang. „ Salve, Iunia Axilla.“ Eine einladende Geste mit der Hand. „ Du kommst gerade richtig, das Essen ist fertig. Nichts Weltbewegendes. Puls mit Speck und Zwiebeln, Brot ein paar Oliven. Ein guter Landwein.“ Mich alleine hinsetzen wäre mehr als unhöflich. Vielleicht lehnte sie ab, weil sie schon gegessen hatte. Angeboten hatte ich es wenigstens. Ich rückte den Stuhl so, dass sie bequem platznehmen konnte. Für mich blieb die Kiste. Aus Ermangelung eines zweiten Löffels, legte ich meinen auf ihren Platz. Der Weinschlauch gluckerte beim Füllen der Becher. Nebenbei nahm ich sie in Augenschein. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich an die Männer dachte, denen sie auf dem Weg hierher, begegnet sein musste. Ihre Aufmachung war mehr als gewagt. Sicher gab es Gründe dafür, die sich mir nicht erschlossen. Auf die Idee zu kommen, dass es an der passenden Bekleidung fehlte, kam mir nicht in den Sinn. Woher auch, als Legionär ohne Anhang. Sie war verheiratet, so war mein aktueller Stand an Informationen. Wann hatte ich sie das letzte Mal gesehen? In Ostia, als mir zwei Jungen die Treppe herunter entgegen gerannt kamen. Sie hatte ihnen hinterher gerufen. Das ließ den Schluss zu, dass es ihre waren. Mehr wusste ich nicht. Es war mir eigentlich egal, wie ihre Familienverhältnisse aussahen. Wir hatten uns nur ein oder zweimal gesehen. Unten den vorstellbar ungünstigsten Umständen. „ Wie geht es dir? Ich war überrascht dich auf der Straße zu sehen. “ Und noch mehr überrascht, dass sie meine Einladung angenommen hatte.
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Ich musste nicht lange rechnen und spekulieren was ging. Ich hatte die Zahlen im Kopf.
" Mit allen Schiffen, die im Hafen liegen, eine Legion Praefectus. Sie wären in 2 bis 3 Tagen zum Auslaufen bereit." gab ich bereitwillig Auskunft. Sollten die Etrusker unsere Schiffe in Anspruch nehmen wäre das von Vorteil. Der Verband der Flotte, der Alexandria blockiert hatte, wurde die kommenden Tage erwartet. Verluste gab es keine. Nicht ein Schiff der Alexandrinischen Flotte war ausgelaufen. Kein Versuch die Blockade zu durchbrechen. Ein zermürbend eintöniger Dienst auf unseren Schiffen. Nach der langen Zeit auf See, ein gefundenes Fressen für die Tavernen und Lupanar-Besitzer in Misenum. Die classis als reinste Goldgrube für ihre Geschäfte. -
Wie bitte? Ich dachte ich hatte mich verhört. Der Junge wollte mich auf den Arm nehmen. „ Was heißt, du weißt nicht ob es fertig ist?“ kein Duft nach frischem Brot. Kein Knistern von brennendem Holz in der Feuerstelle. Einen aus dem Schlaf gerissenen, hungrigen Centurio sollte man besser aus dem Weg gehen. Ungehalten ging ich auf meinen calo zu und stieß ihn aus der Tür. „ Mach Feuer!“ knurrte ich ihn an. Irgendwo in einer der Schüsseln lag ein Rest Sauerteig. Das Säckchen Mehl reichte für ein Brot. Wasser, Mehl und den Rest Sauerteig in die Schüssel gut vermengt und geknetet, zugedeckt zum Ruhen gestellt. Ein kleines Stück des Teiges legte ich in eine kleine Schüssel und stellte sie an ihren alten Platz zurück. „ Heiz richtig ein, schieb das runter gebrannte zur Seite, leg den Teig auf den heißen Ziegel und deck eine Schüssel drauf, schieb die Glut und Asche an die Schüssel.“ Meine Hände säubernd sah ich ihm zu. „ Das Stück Teig in der Schüssel ist für Morgen. Vergiss nicht ebenfalls ein Stück zurück zu behalten. Sonst gibt es nur Fladenbrot. Mehl mahlst du mit der Handmühle. Das Wasser darf nicht zu kalt sein.“ Ich erhob mich und verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. „ Alles verstanden?“ fragte ich etwas mürrischer als gewollt. Er war jung und hatte wahrscheinlich nie was mit Kochen und Backen zu tun gehabt. Das ändert sich ab heute. „Hol Öl, eingelegte Oliven, Zwiebeln und die Schüssel mit den Restern die ich gestern Abend mitgebracht habe, dazu 2 Becher. Stell alles auf den Tisch. Bring einen Krug frisches Wasser vom Brunnen.“ Das gehörte ab heute zu seinen Pflichten. Bis er alles erledigt hatte war das Brot fertig. Frisch und noch zu heiß zum Essen. In einer Schüssel in die offene Tür gestellt, konnte es abkühlen. Ich stellte zu dem Stuhl einen Hocker an den Tisch.
„ Bring das Brot mit und setzt dich an den Tisch.“ Der Hocker war für ihn gedacht. Ein Stück frisches Brot beträufelte ich mit Olivenöl. Lange war es her, dass ich Brot selber gebacken hatte. In der Schüssel, lagen kleine Stücke Fleisch, gekochte Karotten und Mangold. „ Du wirst heute alle Räume säubern und aufräumen. Meine Sachen rührst du nicht an. Nimm dir das Sattelzeug vor und kontrolliere das Zelt. Sieh nach was an Vorräten da ist.“ Musternd sah ich ihn an. " Kannst du mit dem Gladius umgehen?" -
Das Gespräch zwischen dem Senator und dem Praefectus hatte mich bislang nicht sonderlich interessiert. Erst als es um den Weg nach Rom ging hörte ich genauer hin. Vorbereitungen zum Marsch nach Rom. Heimreise der Etrusker. Das erstere war eine Menge an Arbeit. Das zweite falls gewünscht und in Anspruch genommen war nicht schwer. Die Schiffe, die die Legion der classis nach Misenum gebracht hatten, lagen im Hafen und waren in 2 bis 3 Tagen bereit zum Auslaufen. Gelassen trank ich vom verdünnten Wein. Ein Teil der classis ging über Land mit. Wir hatten es mit einer Legion geschafft. Nichts was nicht zu bewältigen war.