Beiträge von Appius Decimus Massa

    Es war unglaublich was sich unten bei den angetretenen Cohorten der Classis und der Cohortes Urbanae tat. Sie jubelten bevor der Senator ein Wort gesprochen hatte. Sie riefen ihn zum Imperator aus ohne zu wissen was auf sie zukam.


    Der Senator trat nach vorn. Seine Worte waren gut gewählt. Sie trafen den Nerv der Legionäre. Er machte sie zu Siegern. Begeisterung brandete auf. Die Jubelrufe wurden lauter, rissen immer mehr mit. Der Senator wurde als Imperator gefeiert. Mit Sicherheit konnte man sagen, die Legionäre der classis standen hinter ihm und würde ihm, ohne zu zögern, sofort in die Schlacht folgen, stünde eine bevor.


    Ich atmete hörbar aus. Für den einfachen Legionär war alles geklärt. Für mich sah die Sache nicht so klar aus. Wir waren noch nicht in Rom und was erwartete uns, wenn Cornelius Palma Imperator wurde. Alles wird sich ändern, da gab es keine Zweifel. Er setzte seine Männer bei den Legionen ein, die nicht von Beginn an auf seiner Seite kämpften, um sich der Loyalität der Truppen zu versichern. Die neu gewonnene Macht musste gesichert werden.


    Bis heute hatte ich es vermieden an meine Gens, meine Familie zu denken. An Seiana, Faustus, meinen Bruder Cnaeus. Wie es ihnen ging, lebten sie überhaupt noch. Bis zu diesem Appell war die classis das wichtigste für mich. Schließlich war sie so etwas wie meine Familie. So wie die XXII. davor. Ich wagte nicht daran zu denken, was nach der classis kam. Wozu über Dinge den Kopf zerbrechen, die kaum beeinflussbar waren.


    Mit zwiespältigen Gefühlen hörte ich die Männer jubeln. Sie feierten den Senator und zweifellos neuen Imperator. Sollten sie, er hatte sie zu Siegern gemacht.

    Alles war ausgesprochen. Der Befehl war klar und von der Sache her nicht sehr schwierig. Wäre da nicht eine Frau unter einigen tausend Legionären. Auf dem Weg zu meinem Zelt ging ich die Möglichkeiten durch sie so unauffällig und ungezwungen wie möglich zum Praefectus zu lotsen. Erst einmal Essen und dann weiter sehen. Nicht einen Moment hatte ich daran gedacht, dass ich Iunia Axilla eingeladen hatte.


    Mein Zelt stand, Timoleon hatte hoffentlich die Sachen hineingebracht. >>

    Zitat

    von Timoleon


    “Es ist ein bisschen...also...Ich hoffe, es nicht zu sehr...nur ein bisschen angebrannt,“ sagte er dann und lugte unter eine verirrten Haarsträhne hervor. “Aber es schmeckt ganz bestimmt!“, beteuerte er schnell unter der Hoffnung, dass es auch wirklich stimmte, doch im Grunde war das nicht seine größte Sorge.



    Der Wein hatte das Hungergefühl gedämpft. Ich hatte fast vergessen, dass es heute was Warmes gab. Der Duft der aus dem Kessel stieg war nicht sehr einladend. Das erste Essen als Tiro kam mir in den Sinn. Ich nahm den Teller und musterte das etwas zu scharf gekochte, „ Nur ein bisschen angebrannt.“ Murmelnd. Nach dem zweiten Löffel ließ ich es sein. „ Das fressen nicht mal die Schweine.“ War das Ergebnis der paar Bissen. Ein Schluck Wein neutralisierte den scharfen rauchigen Geschmack. Mein Hunger war nicht zu überhören. Der Magen knurrte. „ Du siehst mir jetzt zu. Danach hast du frei.“ bestätigte ich seine Frage. Ein Säckchen mit gemahlenem Korn, ein Stück Speck, zwei Zwiebeln. Mit all dem ging ich vors Zelt. Die Feuerstelle brannte gut genug. Das Wasser in dem kleinen Henkeltopf kochte schnell. Ich füllte das gebrochene Korn hinein und rührte mit dem Pugio um. Langsam wurde ein Brei draus. Zwiebel und Speck in Würfel geschnitten und in die kleine Pfanne. „ Du musst den Brei rühren, rühren, rühren.“ Zwiebel und Speck waren gut durch gebrutzelt. Den Topf vom Feuer, geröstete Zwiebel, Speck und dem ausgelassenen Fett dazu. „ Umgerührt und fertig.“ Es duftet nach gebratenem Speck und braun gerösteter Zwiebel. „ Das ist mein Essen und das hier….“ Ich klopfte mit dem Pugio an den Kessel mit Timoleons Kochkünsten. “ …ist dein Essen. Wage dir nicht bei den anderen calo um Essen zu betteln. Verstanden? Vale bis morgen früh.“ Mit dem kleinen Topf und der Pfanne ging ich zurück ins Zelt. Wollte er was ordentliches Essen, musste er kochen lernen. So einfach war das.

    Bevor ich mich in mein Zelt begab.....



    „ Praefectus?“ Betrat ich das Zelt. „ Melde mich vom Voraustrupp zurück. ...“ Ich war mitten in eine Unterhaltung geplatzt. Er erfuhr gerade eben Einzelheiten von der Begebenheit an der Straße. „ In einfacher Tunika, barfuß. Iunia Axilla ist ihr Name. Das Schriftstück war in einem Ledertornister.“ Bestätigte ich beiläufig. Es klang sehr unwirklich, entsprach aber den Tatsachen.


    „Für meinen Geschmack taucht es zu spät auf. Es hätte vieles verhindern können.“ Ein leicht mürrischer Unterton schwang in meiner Feststellung mit. Die Echtheit sei dahingestellt. Wer würde sie in diesem Augenblick in Frage stellen. Es passt viel zu gut in den Ablauf der Geschehnisse. Mit diesem Testament war etwas aufgetaucht, was auch die letzten Zweifler in den Hintergrund drängte.


    „ Hast du noch einen Befehl für mich, Praefectus?“

    Sie waren angetreten. Alle die sich dazu in der Lage fühlten waren hier. Jeder von denen die hier standen wollte wissen wie es weiter ging. Sei es nur zu erfahren, dass es weiter Sold gab, das man nicht mit Schimpf und Schande entlassen wurde. Sein Anrecht Bürger von Rom zu werden verwirkt hatte. Wohin man geschickt wurde. Sie hatten gegen den Cornelier gekämpft, gegen den Kaiser. An den Gesichtern war abzulesen, dass sie mit gemischten Gefühlen angetreten waren. Die Toten waren noch allgegenwärtig. Nach den Gerüchten, blieb die classis bestehen wie sie war, aber das glaubten die alten und Langedienten erst, wenn sie es aus dem Mund des Corneliers selbst hörten.


    Das Warten brachte einen dazu seinen Gedanken nachzuhängen. Wie es weiter ging? Das lag in der Hand des Corneliers. Was konnte ich tun? Nichts. Der Praefectus traf ein. Sein Gesicht von Wind und Wetter gegerbt. Ein Mann mit viel Erfahrung, der viel gesehen hatte. Entscheidungen treffen musst, die nicht immer leicht waren. Ich schätzte es sehr unter seiner Führung Dienst zu tun. Die Meldungen der Cohorten waren eingegangen. Der Senator war ebenfalls da. „Die Legionäre der classis und der Cohorte Urbanae sind angetreten Praefectus.“ Erwiderte ich auf seinen Blick und trat zurück zu den anderen.

    „ Timoleon? Alle Sachen ins Zelt gebracht?“ Es sah zumindest so aus. Die Liege stand, der Klapptisch, ein Klappstuhl und meine Kiste. Die Schale für den Weihrauch hatte ich vor dem Zelt gesehen. Die dreiflammige Öllampe fehlte, ich hing sie an die Zeltstange. „ Bring das Öl her und füll sie auf.“ Den Weinschlauch hing ich an einen der Zeltpfosten. „ Du schläfst bei den anderen calo. Die Zelte stehen bei den Pferden. Hier, das ist für dich.“ Ich gab ihm ein zusammengerolltes Schaffell und ein Sagum. Bei mir bekam jeder das, was ich für ihn angebracht hielt. „Vor den Zelten der calo kannst du kochen. Dort sind Feuerstellen. Im Kessel sind Beutel mit Linsen, Bohnen, grob gemahlenes Korn und ein Stück Schinken. Reicht für uns beide. Ich habe einen Mords Hunger. Nach dem Kochen hast du frei bis morgen früh.“


    Stück für Stück schälte ich mich aus meiner Ausrüstung und hängte sie übers Kleiderkreuz. Lorica hamata und cassis , Balteus mit Gladius, die vitis. Das Subarmalium, die Beinschienen fanden sich auf der Kiste wieder. Der Weinschlauch musste die ersten Tropfen hergeben. Ein eines Rinnsal plätscherte in meinen Becher. Gedankenverloren, opferte ich den ersten Schluck an die Götter, trank dann selber und musterte alles was auf dem Kleiderkreuz hing. Centurio unter dem Vescularier und nun unter dem Cornelier. Was machte es für einen Unterschied? Keinen. Als Centurio war ich Befehlsempfänger. Trotzdem hatte ich meine eigene Meinung. Noch immer war ich nicht vollends davon überzeugt, dass der Cornelier der richtige Kaiser war. Allem Anschein nach hielten ihn viele dafür und der Wechsel würde das Imperium wieder befrieden. Nach den Meldungen die wir aus Rom erhielten sah es danach aus. In diesem Fall war ihm meine Loyalität sicher. Die endgültigen Entscheidungen fielen in jedem Fall in Rom, im Senat. Was mich betraf, als Centurio und Adjutant des Praefectus classis, änderte sich für mich das wenigste. Die classis ging zurück nach Misenum und versah wie vor all dem Chaos ihren Dienst auf See. Hörte sich alles einfach an, ob es das wurde? Die Götter mischten mit und was sich daraus entwickelte war nicht vorher zusehen.


    Der Wein vom Landgut war ausgesprochen süffig. Die zwei Amphoren waren mit beim Umladen nicht entgangen. Drei Schläuche waren das mindeste für das drüber hinwegsehen gewesen. Ein Wunder, dass ich immer noch beim ersten Becher war. Timoleon hatte hoffentlich bald das Essen fertig. Ich setzte mich und blickte aus dem offenen Zelteingang. Die Dunkelheit brach herein. Feuerkörbe und Fackeln brannten. Die dreiflammige Öllampe spendete warmes weiches Licht. Zum Lesen zu dunkel, wozu auch. Einen Abend mal nichts tun. Ich streckte die Füße aus und lehnte mich im Stuhl zurück, beobachtete die Legionäre, die ihren Dienst taten.

    Wer vorgibt nicht zu träumen ist ein Lügner. Bei manchen Träumen wünschte ich mir ich hätte sie nie geträumt. Wir kommt es jedes Mal so vor, als raubten sie mir Jahre meines Lebens. Man erwacht fühlt sich elend, zerschlagen und ausgequetscht wie ein Schwamm. Mein calo sorgte für die passende Geräuschkulisse zu diesem Martyrium was mich gegen Morgen in Morpheus Armen heimsuchte.


    ...........Dieser Sand, überall dieser Sand. Wie ein Vorhang schirmte er die Sicht auf den Feind ab. Wir hatten alles hier gegen uns. Skorpione, Schlangen, Käfer. Elendes Ungeziefer, beiß- und stechfreudig. Eh man sich versah, hatte man eines dieser Biester vor seinen Füßen. Ein falscher Schritt und die elysischen Felder waren nicht weit.
    Plötzlich wie aus dem Boden gewachsen stand der Feind da. Sie kamen näher, ihre Gesichter, ihr gesamtes Aussehen. Das konnte nicht sein, Römer! Mit Wunden übersät, entstellt, ihr starrer Blick! Tode Legionäre die vor uns standen und sich langsam in Bewegung setzten! Begleitet von dem scheppernden Getöse ihrer Schwerter, die sie auf die Schilde schlugen. Schneller, immer schneller stürmten sie auf uns zu! Sie waren dicht vor unserem Schildwall! Unendlich lautes Getöse setzte ein!!


    Schwer atmend schreckte ich hoch. Weg aus diesem Traum. Reicht es nicht dieses Elend auf dem Schlachtfeld zu sehen? Mussten sie einen in den Träumen verfolgen? War ich jetzt wach? Es schepperte aus dem Nebenraum. Der neue calo. Was machte er am Frühen Morgen für einen ausgewachsenen Radau? Ich war wach und stand demzufolge auf. „ Was treibst du da drüben?“ Gähnend streckte ich mich. „ Ist das Brot fertig?“

    Schaumfetzen flogen vond en Flanken des Pferdes. Der Kurier hetzte durch die Straßen Rom's. Von keinem aufhalten lassen, die Kasernen lagen beim Kolosseum. Vor dem Eingang glitt er vom Pferde rücken bevor es richtig stand, rannte das letzte Stück. Bei den Wachen machte er Meldung und ließ sich zum Centurio bringen. Ohne viele Worte übergab der Kurier die Tabula. Unterkunft und Verpflegung wurde ihm zugeteilt.


    Der Centurio las die Tabula und gab die ersten Befehle aus. Endlich passierte hier was. Sie saßen und mussten zusehen wie alles an ihnen vorbei lief. Die Legionäre waren hoch motiviert, sie wollten Dampf ablassen. Untätig da sitzen war nicht gut für die Männer.


    "20 Legionäre, Lorica, cassis, Parma, Knüppel, Verpflegung für 3 Tage, antreten und Abmarsch zur Casa Octavia. Keine falsche Bescheidenheit, macht den Leuten klar, dass ihr keinen vorbei lasst. Greift an, wenn sie es nicht verstehen. " war die Aussage des Centurio.


    Einer der Kundschafter traf ein und erstattete Bericht. Der zweite war vor Ort geblieben und beobachtete weiter. Keine guten Neuigkeiten von der casa.


    " Es wird nötig was zu unternehmen." Der Befehl wurde heraus gegeben. Es meldeten sich mehr Freiwillige als gebraucht wurden. Der Centurio stockte auf. Die Männer mussten sich abreagieren, war ihnen nicht zu verdenken. Die ganze Zeit saßen sie in der Kaserne fest. " 30 Legionäre zur casa. Zeigt ihnen, dass ihr es ernst meint. Treibt sie auseinander und besetzt den Eingang zur casa. Jagt alles davon was dort nichts zu suchen hat."

    Auf dem Tisch türmten sich die Tabulae. Seit sie wieder im Stützpunkt waren häufte sich die Arbeit. Liste für Liste ging wir durch. Auszahlung des restlichen Sold’s an Hinterbliebene. Streichung aus der Stärkeliste. Ausrüstungsgegenstände die an die Rüstkammer zurück gingen. Ausgabe von Verpflegung. Aufstellung von Schiffsbesatzungen. Zu jeder Tabula kam ein Vermerk, wer sich darum zu kümmern hatte. Bis mir ein Tabula in die Hände fiel, deren Inhalt mich auf eine Idee brachte. Der Praefectus hatte mit keinem Wort einen seiner Verwandten erwähnt, die in Rom lebten. Bei dem was man hörte, machte der Mob kein Halt vor gut situierten römischen Familien, egal ob sie Anhänger vom Vescularier waren oder nicht. Willkür herrschte, niemand scherte sich darum. Ein Bote stand vor meinem Tisch. Eine Tabula mit Befehlen für die Kohorte der classis, die in Rom stationiert waren, bekam er überreicht. „ Beeil dich. Nutzte die Stationen zum Wechseln der Pferde. Vale.“ Gute 1 ½ Tage bis er in Rom eintraf.



    An den befehlshabenden Centurio der
    in Rom stationierten Kohorte der classis
    Quintus Coponius Vindullus


    Salve Centurio


    In Anbetracht der derzeitigen gespannten Lage ermahne deine Männer zur Ruhe. Die classis steht auf der Seite des Senator’s Appius Cornelius Palma, unserem zukünftigen Imperator. Ein Befehl ergeht an dich. Schicke 20 Legionäre zur Casa Octavia, sie sollen dort Stellung beziehen und den Mob fern halten bis sich die Lage beruhigt hat. Außer Schwertern ist die Bewaffnung dir überlassen. Zwei Legionäre sollen bei der Casa Decima Mercator nach dem rechten sehen. Sollte es notwendig sein, schicke ebenfalls 20 Legionäre dorthin. Der Praefectus classis wird mit dem Senator nach Rom marschieren. Ein kurzer Besuch bei dir wäre möglich.



    Appius Decimus Massa
    ~ Centurio classis ~
    Princeps Praetorii – Adjutant des Praefectus classis





    Die Vorsichtsmaßnahme, die ich für die casa Decima eingebracht hatte war sicher nicht notwendig. Serapio war Gardepraefect und hatte ohne Zweifel dafür gesorgt, dass sie nicht ungeschützt blieb. Bei den Wirren war ich mir aber nicht hundertprozentig sicher. Meinen guten Willen hatte ich gezeigt und das was in meiner Macht stand hatte ich getan.

    Gemütlich ging es zur Unterkunft zurück. Nach dem Essen wollte ich nichts mehr sehen oder hören. Nur auf meinem Bett ausstrecken und alle viere gerade sein lassen. Es war reinste Völlerei gewesen. Seit den letzten friedlichen Tagen das erste Mal ein so üppiges Essen. Der Wein war süffig und die allgemeine Stimmung gut. Es war seltsam in Toga durch den Stützpunkt zu spazieren. Die ganze Zeit nur als Militär unterwegs und heute regelrecht nackig ohne Gladius, Lorica und cassis. Ein letzter Rülpser, der Druck im Magen verschwand. Mit einem Satz war ich drinnen, fing mich am Türrahmen ab. Zu dumm, die Schwelle. Zelte hatten keine und glatt war mir diese entgangen. Nichts rührte sich. Wo war mein calo? Ich sah in den Raum mit der Kochstelle. In der Ecke, schlafend, den cassis auf dem Schoß. War heute ein bisschen viel für den Kerl. Die voll bepackte Serviette, Rester vom Gastmahl, Fleisch, Brot, Gemüse legte ich in eine leere Schüssel. Schlurfend gings in mein cubiculum. Die Toga hatte zum Glück nicht gelitten. Herrlich sich auf der Liege auszustrecken. Der Cornelier hatte es eilig nach Rom zu kommen. War verständlich, das Land brauchte Ruhe und er wollte Imperator werden. Für mich eine Möglichkeit nach meinem Bruder zusehen. Wie es Seiana ging? Was war mit Faustus. Die wildesten Gerüchte waren im Umlauf. Ich musste mir in Rom selbst ein Bild von der Lage machen. Bald gings weiter.

    Eine Villa Rustica lag in der Nähe, das wusste der Offizier der Flotte. Sie gehörte einem gut situierten Römer. Durchaus möglich, dass sich dort ein Reisewagen auftreiben ließ. Er ritt mit zwei Leuten los. Vor Sonnenuntergang waren sie sie zurück. Ein Reisewagen gut ausgepolstert. Schließlich wussten sie, dass er für diese Frau sein sollte, die sie heute aufgesammelt hatten. Warum der Senator sie unbedingt bei sich haben wollte, wusste keiner so genau. Als Ablenkung und Unterhaltung, sie waren lange unterwegs. Die Gedanken waren vielfältig und endeten alle beim gleichen. Mit dem Wagen brachten sie drei Amphoren besten Landwein mit. Er war die freundliche Zugabe des Besitzers der Villa. Das ersparte ihm das herumschnüffeln der Legionäre und eventuell einhergehende Verluste. Bevor der Wagen beim zuständigen Tribun Gabinius Dasius abgeliefert wurde, befreite man den Wagen von seiner Fracht. Die Amphoren wurden auf einen Wagen im Tross der Flotte umgeladen.

    Meine Anwesenheit war nicht mehr von Nöten. Der Cornelier beauftragte einen seiner Offiziere. Die Vorhut war ein gutes Stück voraus. Das Pferd bekam meine Fersen. Iunia Axilla zog auf eindringlichen Wunsch des Senator’s mit unserem Tross. Mein Weg führte an Iunia Axilla vorbei. „ Vale Iunia Axilla, solltest du Hilfe benötigen oder dergleichen. Mein Zelt steht neben dem des Praefectus der classis.“ Das war das einzige was ich ihr anbieten konnte, falls sie abends Lust zum Reden und auf ein bisschen Gesellschaft hatte. Unterwegs war es für uns immer der gleiche Ablauf, Lagerplatz suchen, Lager aufbauen, morgens Abbau und weiter marschieren. Einiges an Proviant hatten wir dabei. Gemüse und Fleisch wurde requiriert oder zu Niedrigstpreisen eingekauft. So ging es bis nach Rom. Seit ich wusste, dass ich mit nach Rom ritt, beschäftigte mich der Gedanke wie es den anderen Decimern ergangen war. Viel hatten wir nicht erfahren, Gerüchte über Plünderungen und tobenden Mob. Festnahmen von Anhängern und Günstlingen des Vescularier‘s. Es war nicht zu leugnen, dass es den Decimern unter dem Vescularier gut ging. Umso größer war meine Sorge, dass es allen gut ging. Wie ging es Faustus, Seiana, auch wenn ich mich im Streit von ihnen getrennt hatte. Casca, mein kleiner Bruder den man ab und zu die Richtung geben musste. Venusia, die Kinder, Unbeteiligte, die hoffentlich ohne Schaden davon gekommen waren. Mein Versprechen mit Secundus zu den Kämpfen der Gladiatoren zu gehen hatte ich nicht vergessen und Sevilla’s Stickerei trug ich ständig bei mir. Die zwei Tunikae leisteten mir gute Dienste. Bei der Vorhut angekommen ging es wieder ums frei machend er Straße. Befehle, alles wurde beiseite geräumt. Ein ochsen karren wurde unsanft von der Straße auf die Seite verfrachtet. Der Wagenführer verkniff sich lauthalse Beschimpfungen, das war auch besser so. Weiter ging der Marsch.

    Gebellte Befehle, hastig ausgeführt. Ein falsch gelegtes Seil, gegenseitige Beschimpfungen. Der kurze markige Zwischenruf des Trierarchus und die Arbeiten werden unter leisem Fluchen fortgesetzt. Proviant musste geladen werden. Die Legionäre bezogen ihre Plätze. Das Schiff war nach 3 Stunden fertig zum Auslaufen. Die Meldung ging an den Praefectus. Unter den Seeleuten hatte das Ziel ihrer Fahrt die gemacht. Sie sollten zur Abordnung ihrer Flotte vor Alexandria.

    Nachdem der Praefectus und der Senator Platz genommen hatten, bezog ich einen Platz weiter außen, neben einem der Offziere des Corneliers. Ein solches Essen war lange her. Unterwegs waren die Essen kleiner ausgefallen und man saß beisammen. Der erste Gang wurde hereingebracht, Mulsum dazu gereicht. Die Stimmung war entspannt. Ich genoß das Essen und verfolgte das Gespräch zwischen dem Octavier und dem Cornelier.

    Alles hatte bis zu diesem Moment geklappt. Alles in der Zeit und nun die kleine Einlage meines neuen calo. Leise grollend griff ich seine Einwände, wenn und Aber auf. „ Hast du hier eine Frau gesehen? Du bist für kochen und putzen da.“ Ich drehte mich zu meiner Ausrüstung und zeigte auf Kettenhemd, Helm, Schwert. „ Lorica Hamata, Cassis, Gladius.“ Ein Tritt gegen die Tür des kleinen Lagerraumes. “ Hier lagerst du alles ein. Die Tier zu den Stallungen. Brauchst du Hilfe, frage die älteren calo.“ Dem Jungen fehlte etwas das ihm klar machte, dass ich hier das sagen hatte. Zurück im Officium nahm ich das fehlende etwas vom Schreibtisch. „ Komm her.“ Zwei Handgriffe und er hatte sein Halsband um. Meine Name und die Aussicht auf Belohnung bei Aufgreifen, sollte er fliehen, waren eingraviert. „ Kochen fällt heute aus. Ein Stück Brot liegt auf dem Regal.“ Kochen musste er schleunigst lernen, dafür war er schließlich da. Einer der alten calo musste ran und ihm alles beibringen. „ Frag die alten.“ Damit waren all seine Fragen beantwortet. Ich wendete mich zum Gehen. „ Vale.“

    Hatte er sich verhört? Nein, das konnte nicht sein. So wahnwitzig war bis jetzt keiner gewesen oder täuschte er sich. Er hielt im Schreiben inne und sah nach oben. Man sah wie ihm seine Gesichtszüge entglitten. Besaß dieser Kerl die Dreistigkeit, ein zweites Mal hier aufzutauchen. Beim Aufstehen kippte beinahe der Stuhl um. Mit einem Griff hatte der Centurio die Vitis in der Hand und baute sich vor Asius auf.


    " Habe ich mich so undeutlich ausgedrückt?! Raus aus meinem Officium! Raus aus dem Stützpunkt! WACHE ! Den Mann aus dem Stützpunkt eskortieren." brüllte der Centurio. Windelweich prügeln, vielleicht vergaß er dann nicht, was er ihm gesagt hatte. Nichts dergleichen passierte. Der Centurio hatte sich im Griff.