Beiträge von Appius Decimus Massa

    Ermüdend hier zu stehen und die Leute vobeiziehen zu sehen. Immer noch besser als in der Werft zu helfen. Ein Mann kam direkt auf sie zu. Mit Kettenhemd und....Der Legionär machte sich auf einiges gefasst. Die Ausrüstung des Mannes rief einen zweiten Mann der Wache auf den Plan. " Sieh dir den an, will der uns überfallen?" nachdenklich murmelnd.


    Wie überrascht waren sie, als er äußerte sich bei der classis zu verpflichten. " Ja, wenn das so ist...." Sie sahen sich an. " Gib mir deine Waffen. Der Kamerad bringt dich zum Rekrutierungsbüro."

    Sorgfältig ausgewählt, verlässlich, ruhig und besonnen, nicht umsonst immunis. Sein Handwerkzeug trug er als Gürtel um das Kettenhemd, darüber den cingulum militare. Ein gut ausgebildeter Funditor. Er brauchte keinen Dolch oder ein Gladius. Sein Umgang mit der Schleuder perfekt. Einen besseren gab es unter den Marineinfanteristen nicht. Er war der beste der Flotte, das hatte er bei den Wettkämpfen gezeigt.


    Nach dem Gespräch mit dem Praefecten hatte ich mich an den Brief gesetzt. Wohlweislich aus Papyrus. Es ließ sich besser verstecken und schneller vernichten. Die Instruktionen waren eindeutig. Auf direktem Weg zur Casa Terentia. Dort sollte er Decima Seiana aufsuchen. Das Pferd wechselte er unterwegs mehrmals.


    Rom war erreicht. Es wurde dunkel. Zu Fuß begab er sich zur Casa Terentia und klopfte. Ein leises Kribbeln lief über seine Arme. Die Casa des Praefectus Praetorio.

    Ein Bote war unterwegs. Der Praefect hatte die ersten Schritte unternommen. Wie weit er vorgeplant hatte ? Die Ungewissheit, wie es um die Nachfolge des Kaisers stand, ließ alles offen.
    " Ich werde mich gleich daran setzen und meiner Verwandten schreiben." Es kam Bewegung in die erstarrte classis. Um die bald zu treffenden Entscheidungen beneidete ich den Praefecten nicht.

    Seine Bitte brachte mich in Verlegenheit. Wie zog ich mich am Besten aus der Affäre. " Seit ihr aus Germanien zurück, dann gehen wir ins Kolosseum und sehen uns nicht nur die Gladiatoren an. Du hast mein Wort." Eine Galgenfrist. Kinder vergaßen nie was man ihnen versprach. Ich hoffte, dass er bis dahin reifer war und Venusia nichts dagegen hatte.


    Der Stoff, genau. Aus dem sollten zwei Tunikae gemacht werden. Ich hatte keine Ahnung bei welchem Schneider ich das in Auftrag geben sollte. Eine Idee, eine sehr ...ob ich Venusia fragen durfte. Mit einem bisschen diplomatischem Geschick unter zu Hilfenahme von Sevilla. " Die Stoffreste? Sicher kannst du die Stoffreste bekommen. Ich habe aber noch keinen Schneider der mir die Tunikae näht. Kennst du einen guten Schneider ?" fragte ich Sevilla.

    Ein Blick nach draußen, die Tür fiel ins Schloss. Was der Praefect äußerte war bedenklich. Sich raus halten aus dem Geklüngel um die Macht? Früher oder später wurde die classis mit hineingezogen. Ein Gefallen wurde eingefordert, der Praefect vor vollendete Tatsachen gestellt. Dem musste man begegnen.


    " Die classis wird allgemein nicht groß beachtet. Sie hat nicht den Stellenwert einer Legion. Was uns einen gewissen Spielraum und Vorteil verschafft. Wir sollten uns selber einen Überblick über die derzeitige Lage verschaffen. Feststellen, wer Machtansprüche anmeldet und welche Lager sich bilden. Wurden die Senatoren nur verhaftet um sie aus dem Weg zu haben oder lag ein begründeter Verdacht vor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand ein Mordkomplott schmiedet ohne sich genügend Rückenhalt zu verschaffen. Es wurden vor allem patrizische Senatoren verhaftet? Ein Zufall? Und es wird nach flüchtigen Senatoren gefahndet, die patrizischen Familien entstammen."


    Die Zeit des Wartens hatte ich nicht ungenutzt gelassen. Die neuesten Mitteilungen aus verschiedenen Quellen verglichen, das was stimmig war heraus gefiltert unter anderem die Namen der Senatoren, die verhaftet wurden. In Rom war es Straßengespräch, hier tropfte es zäh wie Honig.


    " Es wird bald Frühling, das Mare Tyrrhenum ist ruhig. Die Strömung würde uns schnell in den Norden nach Ostia bringen. Wir könnten das Zünglein an der Waage sein. Außer der I. Legion, sind wir die einzigen, die in Italia unter Waffen stehen. Wir haben gut ausgebildete Marineinfanteristen und Schiffsmannschaften. Legionäre die zu Wasser und zu Land kämpfen können. Die classis war immer die Notreserve des Kaisers. "


    Ich redete mich in Rage. Einfach zusehen, wie die Macht in Rom neu verteilt wurde, ohne ein Wort mit zu reden?


    " Praefect, man unterschätzt uns. Wir könnten gezielt Einfluß auf die Kornlieferungen aus dem Süden nehmen. Kein Schiff würde mehr ohne unsere Einwilligung nach Ostia kommen. Wir kontrollieren die See. Dazu steht eine Kohorte Segelsetzer in Rom. Unbewaffnet, aber das kann man ändern. Sie sind nicht so ausgebildet wie Marineinfanteristen, aber ebenfalls eine kleine Option."

    Ich lehnte mich zurück. " Die classis wird sich nicht raus halten können. Ich hatte daran gedacht über Decima Seiana an genauere Informationen heran zu kommen."

    Den Kopf frei machen. Das war es ! Ein Gang über den campus, mit der Begutachtung der Ausbildung. Waffenklirren, dumpfe Aufschlaggeräusche von Geschossen, das hörte sich nach mehr an. Ich blieb am Rand stehen. Jede Abteilung hatte ihr abgegrenztes Gelände. Mit gemäßigtem Schritt ging ich an den einzelnen Abteilungen entlang. Das erste waren die Infanteristen, die mit Parma und Gladius das feindliche Schiff enterten. Der Kräftigste ging voran über eine Enterbrücke, schlug den Feind zurück machte Platz für seine nachrückenden Kameraden. Die Schleuderer belegten die nächste Sektion. Sie hatten die Aufgabe, die schwere Infanterie zu unterstützen. Den Feind niederzuhalten. An der dritten Sektion mühten sich die Bogenschützen. Sie sorgten mit den Geschützbedienungen im Vorfeld dafür, dass der Widerstand beim Entern nur noch gering war. Im hinteren Teil hatte sich eine Traube von Legionären gebildet. Anfeuerungsrufe schallten herüber. Das musste ich mir ansehen. Ich machte mir Platz. Was heißt, sie machten mir Platz. Vier Balken in Hüfthöhe rechts und links aufgebaut. Darüber lagen gespannte Taue. Ein Legionär auf jeder Seite. Ein gebellter Befehl und sie schlugen auf die gespannten Taue ein. Schnell und gezielt. Der Rechte riss als erste die Arme hoch, hatte seine Taue in kürzester Zeit gekappt. Jubeln bei seine Kameraden, Geld wechselte den Besitzer, Schulden wurden notiert. Hier trainierten die Axtmänner der Schiffe. Heute hatte sich die zwei besten der Flotte gemessen und wie ich in Erfahrung brachte. Jede Woche trug eine Sektion hier auf dem campus einen Wettkampf um den Besten aus. Das Richtige um der Eintönigkeit des Trainings zu entkommen. Abgesehen von den Arbeiten, die sonst anfielen.

    Der Griffel stach tiefer in das Wachs. Missmutig notierte ich diese Tatsache. Das ganze Bild war verhunst. Hätte er nicht vorher anklopfen können? Halt, Moment das war kein Besucher, der Praefect hatte sie bemerkbar gemacht.
    Meine Bestätigung seinen Befehl gehört zu haben und sofort Folge zu leisten brach ich nach der Feststellung ab, dass die Tür zum Officium im schließen begriffen war.
    Ein Blick über den Tisch genügte. Keine Neugigkeiten aus Rom oder einer anderen Provinz. Man hielt uns auf Sparflamme.
    Hinein zum Praefecten.....

    Das Stück Weg zog sich. Wir liefen in gemäßigtem Tempo, wurden von den im Hafen arbeitenden Leuten nicht beachtet. Tag täglich zog hier mindestens eine Streife durch. Nichts ungewöhnliches und daher nicht beachtenswert. " Wir haben 7 Männer denen der rechte Arm fehlt. Die restlichen Toten, 2 Frauen und ein Junge sind schwer einzuordnen. Ungewünschte Zeugen, darunter würde ich sie einsortieren. Die Lagerhalle wurde vererbt und wahrscheinlich länger nicht benutzt. Das muss den Tätern bekannt gewesen sein. Dann der Abriss... Wer hat ihn in Auftrag gegeben. Die neuen Besitzer, sie müssen sich vorher ein Bild gemacht haben. Der Alte Eigentümer ist noch nicht so lange Tod. Tja und da wäre noch der ungefähre Zeitpunkt, wann man begonnen die Toden zu verscharren. Es ist ist nicht länger als seine Woche her." Mein Resümee zu den bisherigen Fakten. " Was wir nicht wissen. Wer die Toden sind. Mit den Funden bei den Leichen, lässt sich vielleicht die Identität von wenigstens einem ermitteln. Wäre sehr gut, könnte man in dessen Umfeld ermitteln." Das dritte was der Tribun ansprach und für uns äußerste Priorität hatte, die Fragen an den Magister a Portus. " Wir brauchen den oder die Namen des neuen Besitzers. Dann den Namen desjenigen, der den Abriss angemeldet hat. Er braucht die Abrissgenehmigung von uns. Entweder wir lassen ihn in den Hafen kommen oder einer von uns bringt sie ihm. Man könnte ihm ganz selbstlos ein Angebot machen. Die classis stellt Arbeitskräfte und Fachleute für Abriss und Neubau zur Verfügung. Seine Reaktion darauf wäre von Interesse. " So waren meine Gedanken zum weiteren Vorgehen. Ob das machbar war? Aufsehen erregten wir vorerst nicht mit dieser Vorgehensweise. Sie lag meiner Meinung im allgemein gültigen Rahmen. Nach dem was der centurio zum Wertegang um das Lagerhaus gesagt hatte.

    Ihr Versprechen reichte mir. Sie meinte es so wie sie es sagte. Ich lächelte und nickte ihr bestätigend zu. Was mich irritierte war der Satz, sie brachte die Kinder wieder zurück. Sie hatte sich noch nicht entschieden? Manche Dinge ergaben sich erst vor Ort. Verständlich, also warten was sich in Germanien ergab.


    Sevilla zeigte mir zwei Puppen. Eine Puppe aus Holz, mit beiger Tunika und hellblauer Palla und eine Puppe aus Stoff mit dunkelbraunen Haaren, bekleidet mit rosafarbenem Peplos und dunkelblauem Umhang. " Schwer, sehr schwer....ich würde sagen, die aus Holz. Der kannst du andere Kleider anziehen. Warte." Ich nahm die Holzpuppe ans Ohr, lauschte angestrengt. Beugte mich zu Sevilla. " Wir nehmen beide. Sie hat mir gesagt. Sie sind Schwestern und sie wäre ganz traurig, wenn wir nur sie mitnehmen." Der Händler bekam sein Geld und Sevilla zwei Puppen. Secundus hatte sich entschieden. Was machte ich mit den Gladiatoren? " Hier sind zwei Gladiatoren, die einen neuen Herren brauchen." Ich hielt sie ihm hin.

    Ein Salve vor mich hin murmelnd, betrat ich die Taverne. Hier war der Umschlagplatz für alle Gerüchte und Halbwahrheiten die in der Stadt kursierten. Ein kurzer Blick reichte, nichts auffälliges, was mich zur Vorsicht gemahnt hätte. Mehrere frei Plätze gabe es. Nach Würfeln war mir nicht. Diskutieren über Schiffe und das Wetter, kein Bedarf. Der Wirt stand an einem Tisch und unterhielt sich. Ich setzte mich gegenüber hin. Eine seiner Hilfen kam. " Bring einen Krug vom besten Wein den ihr anbietet." Eilfertig lief sie davon. Ich lehnte mich zurück und streckte die Beine von mir.

    Kinder überlegten nicht lange, sie entschieden und setzten es sofort in die Tat um. Secundus zog seine Mutter hinter sich her. Eh ich mich versah, hatte Sevilla wie selbstverständlich meine Hand genommen und zog mich in die selbe Richtung, hinter Venusia und Secundus her.


    Das Spielzeug weckte Erinnerungen. Tonpferde mit Reitern, Tiere aus Ton, Holz, sogar aus Elfenbein und Bronze. Puppen, Gladiatoren, Legionäre mit scutum und hasta. An der Seite ein Korb mit Holzschwertern, an einer Stange hingen Rundschilde in Kindergröße. Sevilla verschaffte sich Platz bei den Puppen, eine Puppe wechselte die andere ab. Es war schwer bei der Auswahl die Richtige zu finden. Secundus hatte gleich zugegriffen. Seine Augen leuchteten. Die Kinder waren fürs erste beschäftigt.


    Ich hatte einen Gladiator aus Bronze in der Hand, ein Thraker nach seiner Ausrüstung. " Venusia.... versprichst du mir, dass Magnus Kinder wieder zurück nach Rom kommen? Es sind Decimer sie gehören hier her. Sie sind Teil unserer Familie. Versprichst du mir das, dann wäre ich der Letzte, der etwas dagegen hätte, dass sie die Familie ihrer Mutter kennen lernen." Der Gladiator wechselte für 3 As seinen Besitzer. " Seiana wird es nicht gefallen, es geht hier um den Fortbestand der Decima.... Wie wäre es mit dem späten Frühjahr für eure Reise?" Ein Murmillo zum Thraker. Ich fand den passenden, drehte ihn prüfend in der Hand." Ich übernehme die Verantwortung und verlange von dir nur eins, hier und jetzt. Die Kinder kommen zurück nach Rom und wachsen hier bei den Decima auf. " Erst jetzt sah ich sie an. Sah ihr in die Augen. Ich wollte hier und sofort ihre Entscheidung zu meinem Vorschlag hören. " Falls du in Germanien bleiben willst. Die Kinder sind Decima." Das sollte heißen, ihr zu Hause war Rom. Daran gab es nichts zu rütteln. Ich würde sie persönlich aus Germanien zurückholen, wenn es sein müsste. " Ich würde dir dafür das Versprechen geben, mich in allen Belangen für die Kinder einzusetzen." Ein Ziehen an der Tunika, ließ mich den Blick abwenden. Sevilla konnte sich nicht entscheiden, welche Puppe sie nehmen sollte.

    Hinweise auf ihre Identität. Besondere Merkmale. Abgleich mit einer Liste vermisster Personen. Das brachte neue Erkenntnisse und eventuell mehr Licht ins Dunkel. " Ja, Tribun wir können gehen. Der Hafenmeister wird sich über unseren Besuch freuen. Ich bin gespannt, was er uns zu den Typen sagen kann, die wegen dem Lagerhaus bei ihm waren." Das Startsignal war gefallen, die Teilnehmer zogen sich aus der Halle des Schreckens und des Gestankes zurück und setzten sich zum Hafenmeister in Bewegung. Überlegend folgte ich dem Tribun, er kannte sich hier aus.

    Während des Gespräches mit dem Medicus, kündigte sich Besuch an. Tribun Hadrianus war von seinen Nachforschungen zurück, besser gesagt vom durchkämmen der Lagerhallen. Ein zufriedenes Gesicht sah anders aus. Seine Aussage bestätigte meine Beobachtung. Ich nahm Haltung an. " Der Centurio und der Medicus haben einiges an Hinweisen zu Tage gefördert, Tribun. " Ich fasste zusammen, was bisher gefunden wurde. Die Stichpunkte auf der Wachstafel waren Gold wert.


    " Das Lagerhaus hat einem Tiberius Amafanius Fusus gehört. Vor zwei Wochen verstorben. Es wurde eine Bauabnahme beantragt. Wer der Auftraggeber war, muss noch festgestellt werden. Die Hafenleitung hat den Namen. Die Giebelwand hatte sich geneigt, es sollte abgerissen werden. Das untypische, sie neigte sich nach Innen, hervorgerufen durch die Löcher die man ausgehoben hatte. Länger als eine Woche kann es nicht her sein. Sonst wäre beim letzen Sturm alles eingefallen, hätte es da schon so ausgesehen. Das zum Bau."


    Ich räusperte mich und rekapitulierte, was ich mit dem Medicus besprochen hatte.



    " Bisher vom Medicus gefunden, 8 männliche und 2 weibliche Opfer. Bei den Männer fehlt immer der rechte Arm. Das männliche Opfer ungefähr 12 und die zwei weiblichen Opfer um die 20 Jahre fallen aus diesem Schema raus. Ich vage zu behaupten, sie waren unliebsame Zeugen der Morde an den Männern. Das wären bis jetzt 7 Männer , denen der rechte Arm nach ihrem Tod abgetrennt wurde. Das waren die Fakten und meine Hypothese zu den zwei Frauen und dem Jungen." ich senkte meine Wachstafel.


    Die letzte Bemerkung des Medicus war gar nicht so verkehrt. Einfach weiter gesponnen. " Die Lagerhallen sind überall Ort schmutziger Geschäfte. Schutzgeld, Schwarzhandel, Erpressung, Diebstahl, Raub, Betrug. Da hat sicher jemand die Hand drauf. Entweder ist diesem einer in die Quere gekommen oder ein neuer hat versucht sich ins Geschäft zu drängen. Diese Leute haben Geld und machen die Drecksarbeit nicht selber. Wenn derjenige einen Auftrag ausgegeben hat und als sicheren Beweis den rechten Arm der toten Konkurrenten sehen wollte. Gleichzeitig als Warnung an andere, die Hände von seinem Gebiet und seinen Geschäften zu lassen?"


    War es nun weit her geholt oder nicht. Es war überall so. Besonders in den armen Vierteln und Gegenden. Informationen und Hinweise konnte ihnen die Befragung der jetzigen Besitzer und der Antragsteller liefern.


    " Ich glaube wir sollten uns den Besitzer und den Antragsteller vornehmen."

    Der Griffel klopfte rhytmisch auf den Tisch. Ich war nicht nervös, nein. Angespannt, ja angespannt. Der von mir nach Rom geschickte Nauta war zurück. Sein Bericht bestätigte die Gerüchte und übertraf alles erwartete. Ausgangsperre, randalierender Pöbel auf den Straßen. Verhaftungen soll es gegeben haben. Genaueres , wer und weswegen, hatte er nicht mehr in Erfahrung gebracht, war auf schnellstem Wege wieder zurück gekehrt. Das mit Ostia und den Liegegebühren ging mir total gegen den Strich. Im Augenblick konnte ich mich nicht darum kümmern. Es lag Ärger in der Luft und über dem kaiserlichen Anwesen.

    War ich ein Medicus ? Reichte, dass ich die Leute auseinander nahm, wenn es sein musste. Sie wieder zusammen flicken ? Ein interessanter Aspekt, überlegenswert. Was war schwieriger ? Ich besann mich und hörte dem Medicus zu mit wachsendem Interesse zu. Sah wie er die Körperteile hier und dorthin legte, tauschte und das nächste dazu legte.


    " Entschuldige, der Geruch ist zweitrangig geworden, mir fallen meist explosionsartig so viele Fragen ein..."


    Die Ergebnisse waren gar nicht so dürftig. 8 Männer, sagen wir männliche Personen. Meistenteils fehlte der rechte Arm. Die zwei Frauen passten nicht. Meine Wachstafel füllte sich mit Notizen.


    " Die Frauen waren unliebsame Zeugen....." murmelte ich vor mich hin. " Sie passen nicht." sprach ich es laut aus. "Es geht nur um die Männer. Die Frauen waren nicht geplant. Sie waren unliebsame Zeugen. Der Junge mit 12 zählt vielleicht auch zu den unliebsamen Zeugen." theoretisch möglich, eine gewagte Hypothese, die ich da aufstellte. Die Bedeutung der rechten Hand, des ganzen Armes ? Was hatte es mit dem Fehlen auf sich. Eine Warnung für andere? Rache?


    " Was symbolisiert der Rechte Arm? Was verbindest du damit? Nur rein Interesse halber? " meinte ich zum Medicus. Ich hatte die Wachstafel weg gelegt und fing an mit zu sortieren. Die Neugier und das eigenhändige sammeln von neuen Erkenntnissen, waren größer als der Ekel.

    Die Geschichte der Duccie war mir neu und fremd. Das gleiche galt für die Geschichte des spanischen Teils meiner Familie. Bei Gelegenheit musste ich mich näher damit befassen. Das Band war mit Faustus enger geknüpft und ich konnte und wollte mich nicht ausschließen.


    Ich grinste zurück. " Lass dir gesagt sein. Vom Aussehen her, könntest du meine jüngere Schwester sein." Ich sah zu Wasserspuckenden Delphinen. Zu den überlaufenden Füllhörnern. " Beim Auffrischen alter Kontakte? Oder bei der Verwirklichung eines Wunsches von dir, nach Germanien zu reisen?" Beim Gespräch mit Seiana waren ein paar Worte in diese Richtung gefallen. " Für mich ist es schwer dir zu helfen, ja du hast recht. Die Legion bestimmt mein Leben und daran wird sich in der Zukunft nichts ändern. Der heutige Tag wird eine Ausnahme bleiben." Er fing mir an zu gefallen. Es machte Spaß, sorglos den Tag zu verbringen. Menschen um sich zu haben, die nicht nach Schweiß, Leder und Blut rochen. Es ging nicht ständig um Frauen, Protzereien. Kinder, Süßigkeiten, Spielzeug, eine Mutter die alleine Sorge trug. Konnte ich ihr wirklich nicht helfen? " Wie sieht's aus? Können wir die Spielzeughändler stürmen?" wandte ich mich an die Kinder.

    Was sollte man von einem neuen jungen Optio halten, von dem man nichts weiter wusste, als das er im Auftrag des Praefecten Fragen stellte und herumschnüffelte. Ich erwiderte das Achselzucken des Medicus gepaart mit einem Grinsen. Der Anblick des abgetrennten Armes zeigte den Ernst der Lage und verbannte umgehend alle Freundlichkeit aus meinem Gesicht. Bilder tauchten auf, die Wüste, das Gemetzel. Nichts neues, was mich hätte erschüttern können und doch. Alleine die Tatsache, dass es der Arm eines Kindes war brachte mich aus dem Gleichgewicht. Förderte eine ohnmächtige Wut zu tage.


    " Wie alt war es? " mein Blick hing an dem Arm. Ich schluckte, verdrängte den Gedanken mich wieder übergeben zu müssen. Es war nicht der Anblick, der mir das Verlangen aufdrängte, der Geruch war unmenschlich. " Wie viele Opfer hast du bis jetzt gefunden? Was ist dir an den Opfern aufgefallen? Waren sie schon Tod? Hatte der das hier getan hat Ahnung oder ist er Ziel- und wahllos vorgegangen. Erzähle mir einfach alles was du in der Kürze herausgefunden hast." Eine Wachstafel und eine Griffel bereithaltend, sah ich auf die Laken vor mir. Was hatte der oder die Täter mit dem hier bezweckt.