Beiträge von Appius Decimus Massa

    Zweimal hatte ich schon das zweifelhafte Vergnügen mit dieser Brut, diesen Barbaren die es nicht wert waren zum römischen Reich zu gehören. Es wäre widersinnig ihnen unsere Kultur und Gesellschaft nahe zu bringen, sie dankten es uns nur wieder mit Rebellion. Auslöschen oder so dezimieren, dass endlich Ruhe herrscht. Wir waren hier um dies zu tun.


    Die wilden Horden kamen auf uns zu. Krachen, ein Stöhnen ging durch die erste Reihe. 2. Centurie gleich zweite Reihe in der auseinander gezogenen Aufstellung. Ich drückte meinem Vordermann mein Scutum in den Rücken. Der Aufprall war barbarisch. Er knickte beinahe ein. Mit einem wütenden Brüller, stieß er sein Scutum nach vorn. Blut spritzte, das Gesicht des Blemyrer’s hatte die Kante des Scutums zu schmecken bekommen. Trotzdem stürmten sie immer noch auf unsere Formation ein. Wir hielten dagegen. Lücken wurden aufgefüllt, die Front geschlossen. Der Centurio brüllte seine Kommandos. Wie ein Igel, zur Abwehr, stieß der Gladius am scutum vorbei in die bedrohliche feindliche Masse und das auf breiter Front.


    Schreie, wir drängten vorwärts. Langsam aber stetig. Um nicht zu stolpern, trat ich fest auf und stemmte mich gegen mein scutum. So bekam mein Vordermann besser Halt und konnte sich durch die wild durcheinander anstürmenden Barbaren Stechen und Schlagen. Metall traf auf meinen scutum, kratzte darüber als der Legionär vor mir, tödlich getroffen zusammen sank. Ein Speer hatte ihn glatt durchbohrt. Sie rochen die Gelegenheit, wie Ratten gutes Futter. Mit drei schnellen kräftigen Schritten schloss ich die Lücke, stemmte und stach wie besessen auf die anstürmende Masse ein. Scutum knallte an Scutum. Das laufende Bollwerk war wieder geschlossen. Meine Hand am Gladius war nass, ich spürte wie es die Finger herunter rann und von den Knöcheln tropfte. Ein Blick über die Kante des Scutums. Eine Fratze sah mich an. Sein Mund eine schwarze zahnlose Höhle die von Blut triefte. Die Kante eines scutums musste ihm sämtliche Zähne ausgeschlagen haben. Seine wahnsinnigen Augen. Ich zog das scutum kurz zur Seite, öffnete die Formation nur einen Spalt und stach mehrmals zu. Mein Galdius bohrte sich ohne großen Widerstand in den Barbaren. “ Verrecke!! “ schrie ich.


    Es nahm kein Ende. Stechen, Drücken , Zurückdrängen. Meine Füße spürten kaum noch Sand. Unter mir bewegte sich etwas, griff nach meinem Bein. Ein Blick nach unten, schwarz. Ich trat mehrmals hektisch zu. Ich durfte nicht zurückfallen. Die Formation war sonst in Gefahr. Röcheln, gurgeln, kein Hindernis mehr, die Hand war verschwunden. Mein Verstand schaltete sich ab. Blut, Schreie, Kommandos, das Krachen aufeinander prallender Schilde und Waffen. Mars bekam das ihm Versprochene.

    Das Getränk hatte mir gut getan. Es belebte meinen durch die Hitze benebelten Verstand. Der Mund war nicht mehr trocken. Meine Gesten hatte sie verstanden. Mit der Verständigung haperte es trotzdem an allen Ecken und Enden. Wie gerne hätte ich mehr über sie erfahren und von mir erzählt.


    Was wollte sie denn jetzt? Sie sollte das Tuch nicht ganz ablegen. Ich war zu langsam, wie sollte ich sie daran hindern. Ich wollte nicht, dass sie Ärger bekam. Wer wusste schon ob es ihr gestattet war, das Tuch überhaupt vor Fremden abzunehmen. Meine Blicke blieben an ihrem langen dunklen Haar hängen. Die Bedenken vergessen. Es fiel ihr ins Gesicht. Ich musste wie ein Idiot aussehen. Mein Mund stand offen, ich war sprachlos. Hatte sie das mit dem Tuch verkehrt verstanden? Sie wollte mir ihr Tuch geben? Nein, sie wollte tauschen. Aber .... das ging nicht. Praefect und Tribun würden mir das Fell über die Ohren ziehen. Wie hatte er gesagt, es ist nicht mein Job in den Nomandenstamm einzuheiraten und sie bot mir ihr Tuch an. Wie sollte ich ihr das erklären. „ Du willst das hübsche, von den Göttern selbst erschaffene, Wesen zurück weisen? Massa was bist du für ein Hornochse.“ Ich sah das Tuch an. „ Ja sie ist hübsch. Aber ich bin mir nicht sicher ob sie was für mich wäre. Sie ist viel zu ..... einzigartig. Und außerdem bin ich Legionär .... und da gibt es noch so viele Gründe.“ Das war wieder ein innerlicher Disput, zum Haare raufen. „ Blödmann, wenn du es immer so machst, kommst du nie zu was..... Ich will gar nicht. Naja ... hier könnte ich schon schwach werden.“ Ich kniff die Lippen zusammen, sah Nerimans flehenden Blick. Vielleicht wollte sie auch nur das Tuch. Es war sehr feiner Stoff, dass hatte sie bestimmt als Frau sofort erkannt und wollte es nur deswegen haben. Ob sie mit sich handeln ließ? So ein Dolch, wie sie getragen hatte, der wäre ein gutes Tauschobjekt und ihr Schal dazu. Ich zeigte auf mein Tuch, nahm es ab. Zeigte auf ihr Tuch und zeichnete mit dem Finger einen Dolch in den Sand. Zeigte auf das Bild, ihr Tuch und dann auf mein Tuch. Ich hoffte sie verstand das jetzt nicht falsch und ich würde den Stamm am Hals haben, weil ich sie zurückgewiesen habe oder zu viel verlange für das gute Tuch. Mal sehen ob sie darauf einging. Ja gut, wenn es hart auf hart kam, tausche ich mit ihr nur die Tücher. " Wirklich nur die Tücher, Massa !?!?"

    Im letzten Feldlager vor der großen Schlacht kam Massa endlich dazu den Brief seines Onkels zu beantworten und einem Kurier mitzugeben.




    An T. Decimus Verus, Casa Decima – Mercator, Roma, Italia



    Salve Decimus Verus, Onkel,


    Es ist fremd und ungewohnt, zu wissen, dass da noch ein Blutsverwandter existiert. Vater hat mir nie von dir erzählt. Warum er es mir verschwiegen hat, ebenso meine Mutter werde ich nie erfahren. Dich habe ich anhand unseres Stammbaumes gefunden. Ein Decimus Cursor ist ebenfalls verzeichnet, gesehen habe ich ihn noch nicht. Es heißt er sei auch hier. Als einfacher Legionär geht man da unter. Das wird es sein, was bis jetzt ein Treffen, mit ihm verhindert hat. Dafür habe ich Decimus Serapio kennengelernt. Er stammt aus der anderen Linie unserer Familie, aber ich kann sagen, dass wir uns trotzdem sehr gut verstehen. Das er Tribun ist, ist für mich kein Grund nicht selber etwas zu tun. Ich schaffe es alleine. Meine Feuertaufe habe ich hinter mir. Dabei habe mich meine erste bittere Erfahrung machen müssen. Schluss endlich haben wir den Wüstenreitern gezeigt, dass mit Rom nicht zu spaßen ist.


    Der Dienst in der Legion, ist für mich der Dienst an Rom. Haben wir dieses Pack endgültig zerschlagen geht es zurück nach Alexandria. Dort werde ich mir dann Gedanken über meine Zukunft in der Legion machen. Gewisse Ziele habe ich mir jetzt schon gesetzt. Es wird seine Zeit brauchen, so wie bei jedem anderen Legionär, da gebe ich mich keiner Illusion hin. Ich habe die nächsten Jahre ausreichend Zeit.


    Wegen der fremden Liebschaften musst du dir keine Gedanken machen. Hier in der Wüste herrscht da eher Mangel an Frauen. Es hat sich schon Wochen keine blicken lassen. Danach sehne ich mich hier nicht wirklich, eher nach einem Bad in einer Therme. Zu trinken haben wir genug, aber für ein Bad reicht es eben nicht. In Rom soll es gute Thermen geben. Außer dir, wäre das für mich ein zweiter Grund nach Rom zu kommen. Aber du weißt, als junger Legionär wird es vorerst nur ein Wunsch bleiben. Das soll es vorerst gewesen sein. Mars wird mit uns sein und wir bald wieder in Alexandria.


    Vale Onkel mögen die Götter dich beschützen


    A. Decimus Massa




    Sim-Off:

    Porto angewiesen

    Die Würfel lagen auf dem ausgebreiteten Umhang. Ich nahm sie, wog sie in der Hand. Doppelt oder nichts. Der Wein wurde verdoppelt. Das könnte ein richtig guter Thermenbesuch werden.


    „ Ich nehme an Octavius Dragonum.“


    Das war mehr als waghalsig. Es konnte mich meinen gesamten Sold kosten. Den ich angespart hatte. Von nichts kommt nichts und morgen konnte es ganz anders kommen. Heute war heute. Ich war angetrunken und besaß den nötigen Mut ( Man nannte dies Übermut). Das böse Erwachen schloß ich von vornherein aus. Deswegen traf es mich meist überraschend und unerwartet. Aber wenn der jugendliche Leichtsinn darin bestand, dann konnte ich damit Leben.


    „ Also was ist ? Wer steigt mit ein? Alle Feige? Sitzt ihr auf euren Sesterzen ? Es kann sein, dass ihr Morgen nur noch zwei davon ausgeben könnt. Wenn ihr euch nicht traut. Ich lege vor und dann überlegt ob ihr einsteigt.“


    Ich schüttelte die Würfel und warf. „ Hei Fortuna, ich danke dir.“ Es fielen 6 und 3. Gut für mich. Aber nicht gut genug gegen den Praefecten. Wer stieg nach dem Wurf noch mit ein. Drei schüttelten den Kopf, lehnten sich zurück und grinsten,ich sah ihnen an, dass sie mich innerlich einen Dummkopf schimpften, gegen den Praefecten zu würfeln.

    “ NULLUS CAPTIVUS!!” brüllte ich.


    Kämpfen, mit Mars, für Rom. Das Blut kochte in meinen Adern, ich war heiß auf den Kampf. Mein Galdius, sollte wüten unter den Feinden.
    Die erste Salve war auf dem Weg zum Feind. Die zweite Salve. Mein Pilum lag wurfbereit in der rechten Hand. Der Befehl zum Wurf. Scutum runter, Wurf, das Pilum flog zielsicher in die schwarze Masse mit Schilden. Durch ihre Größe waren sie nicht zu verfehlen. Die erste Salve hatte einen Ruck der Feinde gehen lassen. Die zweite Salve schlug ein und es zeigten sich die Auswirkungen, die ein Pilum verursachte. Schilde fielen, waren durch die Treffer zu schwer geworden, oder behinderten die Träger, rissen Lücken, dafür war ein Pilum gemacht. Der Feind wurde verwundbar.
    Unsere Reihen schlossen sich. Den Galdius gezogen , Scutum, oberer Rand in Augenhöhe. Vorwärts! Es gab nichts mehr, was uns hätte aufhalten können. “ Kommt , ihr Wilden. Mein Galdius wartet auf euch, will euer Blut schmecken.” Ich hatte alles ringsum ausgeblendet. Die Befehle führte ich automatisch aus. Ich sah nur die schwarze Masse vor mir. “ Bezahlen sollen sie. Zehn für einen von uns!” brüllte ich.

    Das was ich vermeiden wollte war in vollem Gange. Meine Erklärungsversuche gingen total daneben. Ihre Blicken war unmissverständlich. Wie sollte ich es ihr begreiflich, machen. Ich war hier Wachposten, so zu sagen die Lebensversicherung, fast. Wenn es im Zelt Tumult geben sollte, konnte ich maximal dem Posten auf der Düne ein Zeichen geben. Unentschlossen stand ich da. Wenn sie mich vergiften wollte? Das wäre abwegig. Sie hätten uns vorhin niedermetzeln können. Egal wie sie es machten. Die Cohorte würde schreckliche Rache an ihnen nehmen und keinen am Leben lassen. Das wussten sie ganz sicher. Mein Blick ging ins Zelt. Sie tranken selber davon. Alles aus der gleichen Kanne. Ich starrte wieder auf mein Glas. Mein Durst war gräßlich. Der Praefect konnte nachher tun was er wollte. Mich über die Dünen schicken, Strafarbeit, oder sonst etwas. ICH hatte Durst.


    Das Glas bekam ich gar nicht hoch. Neriman hatte es mir aus der Hand genommen und nahm einen Schluck. Ich sah auf ihre Lippen....Ihre Lippen! He, sie hatte ihr Tuch runter gezogen. Was für ein Gesicht. Kein altes verrunzeltes. Jung, von der Sonne gebräunt, ebenmäßig, kein Makel, ihre grünen Augen dazu, die Lippen, die schmale Nase. Das Lächeln, arglos die Gesichtszüge, keine Falschheit. Wie alt mochte sie sein? (Ich verliere mich hier gerade.) Massa wach auf! Das ist nicht Venus, aber fast. Das was ich sehen konnte kam ihr sehr nahe. Man müsste alles sehen können. He, seit wann interessiert dich das? Ich vergleiche sie nur mit Venus, ok? Genug des inneren Disputes. Aus, Schluß, der Legionär war hier gefragt, nicht der Tagträumer.
    Das Glas in ihrer Hand. Sie reichte es mir wieder. Ihre grünen aufmerksamen und neugierigen Augen. Es reicht Massa. Nimm es und trink. Du verärgerst sonst nicht nur sie, es könnte sich negativ auf die Verhandlungen auswirken. Und tu nicht so, du nimmst es doch gern von ihr. Und im Grund traust du ihr so eine Hinterlist nicht zu.


    Ein Blick in die Runde, einen in das Zelt, dann griff ich vorsichtig nach dem Glas. Ein kleiner Schluck...ein größerer Schluck, der erste Eindruck, es schmeckte nach Früchten, war süß. Es war gut, richtig gut gegen den Durst. Ein rotes irgendwas, ich hatte es ausgetrunken, nickte anerkennend. „Danke“ Sagte ich. Hockte mich hin und stellte das Glas auf das Tablett. Halt! Ich hatte mir ihr Handzeichen gemerkt. Es sah sicher nicht so sauber aus wie ihres. Ich machte es einfach und lächelte. „ Du bist hübsch. Du musst dein Gesicht nicht verstecken.“ Ich griff nach meinem Tuch zog es hoch bis über die Nase , schüttelte den Kopf und zeigte auf sie. Zog es wieder runter und nickte.

    Die Sonne stach unbarmherzig. Die Tageszeit war für mich belanglos geworden, es war nur mörderisch heiß, mir kam es so vor als ob mich die Sonne ausdörren wollte. Sich bei dieser Hitze auf seine Aufgabe zu konzentrieren, ein wahrer Kraftakt. Neriman und Abay waren entlassen und in einem der Zelte verschwunden. Neid kam in mir auf, sie hatten einen Platz an dem man es aushalten konnte. Ich stand hier, ein Fremdkörper in mitten des Nomadenlagers und versah meinen Dienst.


    Meine Blicke wandert immer wieder für den Bruchteil eines Augenblicks zu dem Zelt, in dem Neriman verschwunden war. Gab es ein Motiv dafür, einen Grund? Das Unbekannte hinter dem Tuch, die Faszination ihrer Augen, die Frau an sich, die sich dahinter verbarg. Ich schrak aus meinen Gedanken hoch, wischte mit dem Tuch, was an meinem cingulum hing, die Schweißperlen von der Stirn. Der letzte Schluck aus der Flasche. Die Sonne begann mein Gehirn auszutrocknen, woher sonst solche verwirrten Gedanken.


    Bewegung am Zelteingang. Ich hatte mich ertappt, meine Augen hingen wieder beim Zelteingang Neriman’s. Argwöhnisch beobachtete ich die Jungen, die auf mich zu kamen. Stangen und Felle trugen sie bei sich. Kinder? Ich musste auf alles gefasst sein. Mit einem gewissen Maß an Vorsicht sah ich ihnen zu. Erleichtert atmete ich auf, als ich im Schatten stand. Wem ich das zu verdanken hatte? Das Lächeln musste ich mir nicht abringen, es kam von alleine, als Neriman auftauchte. Ein Blick ins Zelt, der Praefect und der Tribun waren beschäftigt. Es war keine Gefahr für sie zu erkennen. Trotzdem durfte ich nicht Leichtsinnig werden. Ich nahm Haltung an und beobachtet Neriman aus dem Augenwinkel, wie sie mit dem Tablett


    .....Massa ich entdecke an dir unbekannte Seiten, was ist mit dir los? Es ist nur eine Nomadin, sie will oder kann nicht sprechen, eine Frau von der du nur die Augen kennst. Ja, eine Frau. Was willst du mit einer Frau? Du hast dir bis jetzt nichts aus Frauen gemacht....Jaa bis jetzt, in Achaia und Alexandria was gab es da für Frauen ? Nichts was überhaupt mein Interesse in Richtung Frau geweckt hätte, ...hier war es rein vom Gefühl her was anderes...nein, nicht das...., sie war einfach nur ja, was war sie?.........


    Sie reichte mir ein Glas. Nein, ich durfte nicht. Was sollte ich tun? Ich wollte sie auch nicht beleidigen oder verärgern. Das Glas unschlüssig in der Hand, bedeutete ich ihr mit einem Blick in das Zelt zum Praefecten und einem verneinenden Kopfschütteln, dass ich nicht durfte. „ Nein.“ ...Ich hatte Durst, sehr großen Durst. Meine Lippen, mein Mund alles war trocken, die Kehle ausgedörrt. Wenn sie jetzt bloß nicht aufstand und ging. Meine Augen fixierten das Glas. Nicht daran denken. Ich leckte mit der Zungenspitze über meine Unterlippe. „ Was ist das?“ fragte ich und sah in das Glas. Mir in dem Moment nicht bewußt, dass sie mir sowieso nicht antworten würde. Nicht so, wie ich es gewohnt war.

    „ TESTUDO!!“


    Die zweite Reihe. Scutum hoch! Rums. Einheitlich schlugen sie aufeinander, Kante auf Kante. Das Rauschen der heranfliegenden Pfeile verwandelte sich in ein Klopfen wie von hunderten Vogelschnäbeln. Nicht überall waren die Schilde schnell genug und sauber gelegt. Schreie, erste Ausfälle. Unsere Reihen wurden langsamer. Der Pfeilhagel ebbte ab. Die Geräusche liefen links und rechts an uns vorbei. Die Flanken wurden angegriffen. „ Nachrücken, du Idiot.“ zischte hinter mir ein Legionär einen anderen an, der zu lange mit dem Lücke schließen brauchte. Das Gewicht des scutums nahm von Meter zu Meter zu. So kam es mir vor, sicher nicht nur mir. Serapio! ..seine Stimme, beruhigend zu wissen, dass er noch auf seinem Pferd saß. "Heute Abend unter Palmen! JA, heute Abend unter Palmen." Wiederholte ich leise. Dunkelheit unterm Schilddach. Ich sah nicht viel, musste mich auf meinen Vordermann verlassen. Ein Fuß vor den anderen setzend. Unter den Schilden staute sich die Hitze. Vorwärts immer weiter vorwärts. Unsere Geschütze! Es zischte hinter uns, über unsere Köpfe hinweg zum Feind. Ich riskierte einen Blick und fing mir dafür einen Rippenstoß ein. Ich hatte auf die Schnelle nichts erkennen können. Weiter gingen wir vor. Wann trafen wir endlich auf sie, auf diese Barbaren. Das Wasser rann den Rücken herunter. Die Handfläche wurde feucht. Der Schweiß lief mir ins Gesicht. Heute wird Schluss gemacht mit diesem Räubergesindel. Mars ist mit uns!

    „ Würfelst du so schlecht, damit dein Kopf nicht rollt?“ beugte ich mich zu ihm und lachte. „ So würfelt man !! Sieh her !!“ mit theatralischer Geste schüttelte ich die Würfel in meinen hohlen Händen und warf sie dann mit Schwung. „ HAAA,...“ mir blieb das Siegesgebrüll im Halse stecken 3 und 4, besser als Serapio, aber der Praefectus hatte noch nicht gewürfelt. „ Wie wäre es mit Speer werfen für den Verlierer. Landet er in der Mitte ist er frei. Trifft er nicht, eine Runde Wein in Alexandria!“ Ich legte Serapio den Arm um die Schulter. Heute und jetzt unverfänglich, legte mir das Tuch, was ich trug, über den Kopf und tat wie ein alter Händler mit krächzender Stimme. „ MMMhhh...Du könntest mir auch deine neue Wüstenerrungenschaft abtreten. Aber ich ahne schon, dass du die nicht raus rückst. “ ich grinste ihn an. „ Du findest sogar in der Wüste Perlen, junger Herr. Könnte man nicht doch darüber verhandeln? Ich hätte hier ein Kamel zu bieten.“ dabei zog ich einen meiner Kameraden zu mir. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an und rieb mir die Hände. Johlen in der Runde. Ich zog das Tuch vom Kopf , schlug meinem Kameraden freundschaftlich auf die Schulter, lachte und trank mit ihm einen Becher Wein. Natürlich auch mit Serapio. Dann lauerten alle auf den Wurf des Praefecten.

    So überraschend waren die Worte des Praefecten nicht. Neriman und Abay gehörten hierher. Der folgende Befehl des Praefecten mehr als einleuchtend. „ Jawohl Praefectus.“ Ich nahm Haltung an. Kein kühler Platz, keine Marscherleichterung. Ich war für den Praefecten und den Tribun verantwortlich.
    Der Platz neben dem Eingang war Ideal. Ich stand seitlich, konnte einen Blick in das Zeltinnere werfen und drehte ich den Kopf, sah ich ungehindert zum Hügel, auf dem sich die zweite Kohorte postiert hatte. Die Sonne meinte es wie jeden Tag gut mit mir. Kein Schatten vor dem Zelt. Das Wasser was mir den Rücken herunter rann, kochte förmlich unter der Lorica segmentata. Der cassis drückte unangenehm auf dem Kopf. Ich hatte das scutum seitlich von mir abgestellt und die Hand auf dem oberen Rand gelegt, bereit es im Notfall sofort aufzunehmen. Meine rechte Hand lag auf dem Knauf des Gladius. Das schimmern und glitzern der Lorica und des cassis, blank geputzt wie es sein sollte, war dementsprechend bis zum Hügel zu sehen. Sollte ich mein Gladius ziehen müssen, glitzerte der genauso in der Sonne, war es dort auch zu sehen.
    Ich schüttelte meine Flasche an der Seite. Viel Posca war nicht mehr drin. Einteilen. Es musste bis zur Rückkehr reichen. Aufmerksam sah ich mich um, immer wieder einen Blick in das Zelt werfend. Den Praefecten und den Tribun im Blickfeld. Das Lagerleben beobachtete ich nebenbei. Für mich neue Eindrücke, kannte ich Nomaden und deren Lebensweise nicht. Neriman und Abay waren die ersten die ich zu Gesicht bekommen und direkt mit ihnen Kontakt hatte.

    Sie waren friedlich. Der Tribun stand entspannt beim Praefectus. Ich blieb bei Neriman Seba und Abay. Der Anführer hatte den Praefectus und den Tribun eingeladen seine Gäste zu sein. Das Zelt spendete Schatten, welch einen Wohltat musste das bei der Hitze sein. Die Kissen und Teppiche sahen mehr als einladend aus.
    Die Sonne machte mir zu schaffen. Ich riskierte den Griff zur Flasche an meiner Seite und trank einen Schluck Wasser. Neriman und Abay standen ruhig vor mir. Ich hatte meine Bedenken, dass es eine Falle sein könnte beiseitegelegt. Eine gewisse Vorsicht blieb, Aufmerksamkeit hatte nie geschadet.


    ...Schatten, etwas zu Trinken, ausruhen, den Cassis ablegen, zwanglos unterhalten, mehr über sie erfahren. Sie hatten mein Interesse geweckt. Ich gebe zu, SIE hatte mein Interesse geweckt. Ihre Art, sie sprach kein Wort und wurde von jedem verstanden. Blumig war die Sprache ihrer Hände. Ihre Augen, grün, sanft, neugierig forschend. Ihre Bewegungen sparsam. Ihre Mimik die mir verborgen blieb durch das Tuch. Ihre Stimme die ich vielleicht nie hören werde. ....


    Der Griff ging wieder zur Flasche. Ich trank, viel war nicht mehr übrig. Du musst es aushalten, du stehst hier für Rom, für die Legion, hämmerte es in meinem Kopf. Schweißperlen auf der Stirn. Die Luft flimmerte. Wieder aufmerksam, verfolgte ich was vor sich ging.

    Die Schlachtordnung wurde ausgerufen. Die 2. Centurie formierte sich. Ich mittendrin. Fortuna auf meiner Brust. Für meinen Schutz und ihr zu Ehren, werde ich nach dem Feldzug ein Tier opfern. Das Versprechen gab ich Fortuna, als wir uns formierten und vor uns die schwarzen wilden Horden hatten. Wie im Schlaf führte ich die Kommandos aus. Der lange Marsch war zu Ende. Die 2. Kohorte stand an vorderster Front, Mars mit uns. Gegenüber in der flimmernden Hitze der Feind. Dort gab es Wasser. Lebenswichtig für sie wie für uns. Ein weiterer Grund sie niederzukämpfen, zu besiegen, ihnen zu zeigen wie mächtig Rom war. Im Gleichschritt ging es vorwärts. Die 2. Kohorte, traf nach allen Gegebenheiten wahrscheinlich als erstes auf den Feind. Wir standen für die XXII. Legion und für Rom. Sie sollten nur kommen. Scutum und Pilum bereit. Die Sonne brannte von oben herab. Ungeachtet dessen, ging es immer weiter im Gleichschritt vorwärts. Meine Gedanken gingen zu Neriman, viel zu wenig Zeit ihr innerstes zu ergründen. Weiter gingen sie zu Serapio, Tribun und Freund besonderer Art. Im Gleichschritt schlug Metall auf Metall, ein unheimliches Getöse. Ich sah zum Horizont. Wann griffen sie uns an. Wie viele griffen von ihnen an. Was wartete dort auf uns.

    Ich lag keuchend vor Lachen auf dem Rücken. Ein Kamerad reichte mir die Hand und verhalf mir wieder zum sitzen. Serapio hatte es richtig erwischt. Ich musste wieder Lachen, bekam einen Rippenstoß. Verzog spielerisch vor Schmerz das Gesicht und knickte mit einem gelachten Laut des Schmerzes ein. Sein Kriegschrei, die Anrufung Mars und keine Gnade , ich kam nicht mehr aus dem Lachen heraus. Brachte keine Gegenwehr zustande, als er mich um riß. Die Kohle näherte sich meinem Gesicht auf gefährliche Art und Weise. Da half nur eins, um der Schwärze zu entgehen, die ich die nächsten Tage nicht losgeworden wäre ohne kostbares Öl oder Trinkwasser zu verschwenden. „ Venus, oh liebreizende Göttin sei mit mir.“ In der Hoffnung, dass sie Mars ablenkt. Mit Serapio das nahm ich in die eigenen Hände. Ich hielt seine Hand mit der Kohle auf - in meinen Augen blitzte es kurz auf, am liebsten hätte ich mich mit ihm gebalgt und wäre zum Angriff übergegangen um einem ganz anderen Spiel zu frönen - und flehte „ Gnade, Gnade Tribun, Mars ist mit dir. Ich bin nur ein unbedeutendes Sandkorn in dieser Wüste, verzeih mir. Lass Gnade walten. Ich überantworte mich deiner Größe als Herr über Tausend.“ ( Nicht die Kohle... :D ) wieder schüttelte mich ein Lachanfall. „ Tribun du hast gewonnen, ich kann nicht mehr...“ Japsend blieb ich liegen, hob die linke Hand als Zeichen meiner Aufgabe.

    An die Kleine aus der Wüste hatte ich gar nicht gedacht. Ich hatte bis dato kein direktes Interesse an ihr, eher allgemein. Eine gewisse Neugier wollte ich mir dabei nicht absprechen. Deswegen war es für mich unbegreiflich warum ich bei der Erwähnung rot anlief und Schweiß auf meiner Stirn stand. Oder war es der Blick Serapio‘s, der mich dazu brachte? Ich klopfte ihm auf die Schulter und grinste. „ Die wolltest du doch selber behalten. Ich hoffe auf die nächste.“ In seinen Augen flammte es auf. Ich sah es ganz deutlich bevor er sich dem Brief zuwandte und las. Dem Anschein nach las. Du kannst mich nicht täuschen hätte ich ihm am liebsten zugeflüstert.


    Er las nun doch, lächelte bis zu dem Teil der ihn betraf. Sein Lächeln erstarb und wich einem mürrischen Gesichtsausdruck. Im nu hatte ich den Brief zurück. Es hatte sicher etwas mit den Erwähnungen Decimus Verus zu tun. Mir war der Serapio wichtig den ich hier vor mir hatte. Den ich nur so kannte und dessen Vergangenheit für mich unwichtig war, weil sie keine Rolle für mich spielte. Ihm setzten diese Zeilen zu. Fortuna hatte sich zurück prompt zurück gezogen. Mürrische und Schlechtgelaunte mochte sie nicht. „ Vergiss es, was da steht. Wir sind hier, hier zählt die Vergangenheit nichts. Wir stehen hier für Roms Zukunft.“ Ich winkte einem Kamerad zu. Er gab mir die zwei Krüge Wein rüber, die ich gewonnen hatte. Ich stellte Serapio einen hin. „ Trink. So schnell werden wir keine Gelegenheit mehr dazu bekommen.“ Ich setzte meinen Krug an und trank. Es war billiger Landwein. Egal rein damit. Ich schüttete zu schnell, ein Teil lief an der Seite vorbei und in meine Tunika. Erst als der Krug leer war setzte ich ab und riss den Arm johlend hoch. Versetzte Serapio einen Schlag in den Rücken und kippte dabei nach hinten in den Sand. Das Gelächter war groß und ich betrunken, aber für diesen Augenblick glücklich.


    Sim-Off:

    Eine Kanne Landwein sim on :D

    Ich hatte ihn beim Singen entdeckt. Er hörte mir zu. Schöner noch war, dass er blieb. An den Saturnalien war es egal welchen Rang man hatte. Man konnte sich freier bewegen, das traf besonders für die höheren Ränge zu. Als er mit einem „Io Saturnalia“ in unsere Runde trat und mir den Brief unter die Nase hielt, hätte ich ihn am liebsten umarmt und geküsst. „ Io SaturnaIia, Tribun.“ Ich hielt mich zurück und nahm ihm strahlend den Brief ab. Vom Singen war ich noch aufgewühlt. Einen ruhigen Platz gab es heute nicht, also setze ich mich im Schneidersitz dicht hinter Serapio. Der Brief war noch ungeöffnet. Einmal tief Luft geholt, den denkwürdigen Augenblick genossen. Der erste Brief eines Blutsverwandten an mich. Ich las ihn, verschlang die Zeilen.
    Serapios Frage überhörte ich beinahe, so gebannt las ich den Brief ein zweites Mal. „ Wäre der Brief nicht von meinem Onkel. Er hätte glatt von meinem Vater sein können. Ich soll mich vor heißen Bräuten in Acht nehmen. Hier in der Wüste wandern zum Glück keine durch die Dünen.“ Meine Blicke hefteten sich in den Nacken Serapios, der vor mir saß. „ Die Familienehre der Decimer, ich soll keinen Mist bauen usw.“ Der letzte Absatz im oberen war sehr wichtig für mich. „ Ich soll unbedingt nach Rom kommen, wenn es möglich ist. Der untere Teil ist an dich gerichtet.“


    Ich sah ihm über die Schulter. Beugte mich dicht zu ihm und hielt ihm, am rechten Arm vorbei, den ich wie durch Zufall berührte, den Brief geöffnet hin. „ Hier nimm ihn. Ich werde ihm antworten, wenn ich hier mehr Ruhe habe. Heute zu den Saturnalien habe ich keine.“ Ich hielt mich an Serapios Schulter fest und sah über die Schulter mit auf das Schreiben. „ Als Procurator a Memoria, hat er sicher einiges Papier auf dem Tisch. Meine Brief wird dazu wird er hoffentlich verkraften.“ Ich lachte und rutschte neben Serapio. Einer der Spieler hatte Platz gemacht. „ Ob wir ein großes Familientreffen zustande bekommen? Es muss ja nicht unbedingt in Rom sein. Was denkst du, ob so was geht? Erst mal müssen wir wieder nach Alexandria.“

    Würfeln, keiner nahm Anstoss daran, dass wir heute um Geld und Naturalien spielten. Ich hatte zwei Kannen Wein gewonnen und ein paar Sesterzen dazu. Wie durch ein Wunder tauchte eingelegtes Obst auf. Zwei Runden und es gehörte mir. Freudestrahlend lachte ich in die Runde.


    Einer stimmte ein Lied auf Griechisch an, ich hatte 2 oder 3 Becher Wein getrunken war angeheitert, sang nicht gern, aber heute, heute machte ich eine Ausnahme und ließ meine Stimme erklingen. Bei Marschliedern verstellte ich mich gerne um nicht singen zu müssen. Heute war es dem Wein zu zurechnen und der guten Stimmung, das ich mich dazu verleiten ließ. Ich fiel leise ein und wurde lauter. Die ersten hörten auf zu singen und sahen verwundert zu mir und stießen sich untereinander an. Keiner sagte mehr ein Wort. Neugierige kamen zu uns. Ich ließ mich nicht beirren und sang weiter. Hell und stark, klang meine Stimme. Ich bedeutete den anderen mit zu singen. Zaghaft fingen die ersten wieder an. Es war ein fröhliches Lied und immer mehr stimmten ein. Für die Länge des Liedes war alles weit in die Ferne gerückt. Krieg, Tod und die heiße Wüste. Wie in den meisten Liedern, ging es um Mädchen und die Liebe. Ich legte all meine Gefühle hinein und sang mit einem Mal wieder alleine. Vor meinen Augen entstand eine blühende Wiese, die Schmetterlinge schwebten von Blüte zu Blüte, eine Gruppe Mädchen tanzte am Ufer des See's. Junge Männer kamen dazu. Reihten sich ein und jeder ging mit einem der Mädchen singend und lachend davon. Die Stille nach dem Lied dauerte nicht lange. Ich sorgte dafür mit einem Becher Wein und dem Ruf „ Bona Saturnalia!!“. Wir prosteten uns zu und lachten.