Beiträge von Appius Decimus Massa

    Ein lauer Wind, geschwängert vom Duft frischen Wassers, weckt mich. Es ist so Still, keine Schreie, klirrendes aufeinandertreffendes Metall, ächzendes, berstendes Holz. Ich horche, gleich geht es wieder los, die Stille ist nur Trug. Rauschen, rauschende Palmwedel, Stimmen, flüsternd, bedacht die Ruhe nicht zu stören. Kein Trug das Schlachten hatte ein Ende.



    Es ist so hell! Widerstrebend öffne ich die Augen. Nur einen Spalt, gleißendes Licht. Schützend hebe ich die Hand, unkontrolliert, kraftlos. Ein stechender Schmerz, die rechte Augenbraue rächt sich für diesen unachtsamen Versuch. Fluchend lasse ich die Hand sinken, blinzle, die verschwommenen Umrisse wurden schärfer. Eine Schale, frisches köstliches Wasser, hastig, viel zu hastig, das Trinken im letzen Moment gezügelt durch den Spender. Das Schlucken fällt schwer, es kommt wie es kommen musste, verschluckt, ein Hustenanfall. Alles, was an Schmerzen schlummerte brach hervor, setzte sich im Hirn fest, hinderte mich einen klaren Gedanken zu fassen. Ruhig liegen, nicht darüber nachdenken. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit bis das Pochen im Kopf nachlässt, sich mein gequälter Körper zögernd entspannt.



    muss aufstehen, nach dem Tribun sehen. Die Schulter kaum gehoben, wurde ich zurück auf’s Lager gedrückt. Protestierend versuchte ich es ein zweites Mal. Bestimmt und unsanft die gleiche Prozedur. Zu einem dritten Versuch meinerseits kam es nicht, starke Schmerzen auf der rechten Seite, ich schnappte nach Luft, hätte am liebsten losgebrüllt. Der Legionär an meinem Lager grinste. „ Deswegen, bleibst du liegen.“ Er hatte einfach gegen den Verband gedrückt. „ Bist du irre?!“ presste ich zwischen den Zähnen heraus. Am liebsten hätte ich ihn für sein Grinsen erwürgt. „ Dann erkundige dich wenigstens wie es dem Tribun geht und bring mir eine Tunika mit.“ Er sah mich an, als ob er mir nicht traute. „ Ich bleibe liegen.“ Knurrte ich. Ein Zögern von ihm. „ Wer hier irre ist .... Du bist der Irre vom Hügel der Toten. Genauso verrückt wie der Tribun. Ihr könntet verwandt sein.“( wenn er gewusst hätte das wir verwandt waren, sehr entfernt, aber verwandt :D ...) Grinsend erhob er sich. „ Irrer....“ murmelte er vor sich hin und ging zu den Zelten. Meine Blicke verfolgten seinen Weg. Sicher war ich mir nicht, dass er zurück kam. Mir blieb nichts anderes übrig. Ich musste mich auf ihn verlassen. Was meinte er überhaupt damit *Irrer vom Hügel der Toten*. Egal, ich hatte keine Lust mir über den Grund den Kopf zu zerbrechen.



    Es war wieder still, der Wind wehte gleichmäßig. Man hatte Zeltplanen gespannt, die Schatten boten. Ich sah so gut es ging in die Runde. Hin und her laufende Legionäre, die sich um die Verletzten kümmerten. Ein Anblick an den man sich mit der Zeit gewöhnt. Ich sah nach oben, erspähte ein Stück Himmel zwischen den Palmwedeln, azurblau war es. Meine Hand ging zu meiner Brust. Mit den Fingern ertastete ich das, was ich hoffte vorzufinden. Zwei Amulette, die kleine Fortuna von Serapio und das Amulett von Neriman. Insgeheim hoffte ich sie noch einmal zu sehen.Der Wind trieb Wortfetzen herüber. Eine Gruppe Legionäre erregte meine Aufmerksamkeit. Bei ihnen stand der Praefect. Bei mir meldete sich das schlechtes Gewissen. Warum eigentlich, wenn ich den Praefecten sah? Ich ließ meinen Kopf zurück sinken und beobachtete die Palmwedel. Zeit, viel Zeit zum Nachdenken.

    ......Was war ich für ein Schwächling. Die Schwarzen standen um mich herum, lachten mich aus, nahmen mir alles weg. Ich rührte mich nicht. Sie nahmen ihn mit, Aquila...Aquila!! Stille... Ich streckte die Hand nach ihm aus, ihn fassen, festhalten. Nichts, keine Hand bewegte sich. Aufstehen ! Du musst Aufstehen! Feigling! Kämpfe! ....Nichts, ich saß da wie gelähmt, wehrlos, irgendetwas drückt mich in den Sand, hielt mich.....Tränen, liefen über mein Gesicht. Ich schmeckte ihr Salz auf meinen Lippen. Ein Weinkrampf schüttelte mich. Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge, hilflos, schwach, ließ alles über mich ergehen. Beißender Rauch....Schmerz....der Stich des Dolches auf der rechten Seite unter neuem Schmerz begraben. Hektische Betriebsamkeit. Stimmen.....viele Stimmen....ein Flüstern wird zum Orkan, ein stummer Schrei auf meinen Lippen. Eine Träne bahnt sich seinen Weg, mein Blick ist starr. Lass es vorbei sein, lass es endlich vorbei sein. Zittrige Hände, Fluchen... Eine Nadel die ihr Werk beginnt und sauber beendet. Das Ursprüngliche wiederherstellt. Das Auge wieder sehen lässt. Alles das zieht an mir vorbei. Hände die mich fassen, die heute schon zig Mal das gleiche getan haben. Mich irgendwohin bringen......Schlafen, schlafen........Auf der Düne, gleißendes Licht, eine Gestalt, wehende Kleider, das Gesicht verhüllt. Fremd und doch vertraut. Ich weiß wer du bist!! Der Sand ! Durst! Ruf ihren Namen! Ihren Namen!!.....Ich rufe, wache auf....Neriman! ...Es war nur ein Traum...durstig, müde....traumlos falle ich zurück...

    Eine Bewegung..., schwach..., er lebt! Ich entkorkte die Flasche mit zittriger Hand. Ein Tuch....,der tote Kamerad neben mir brauchte es nicht mehr. Ich nahm ihm sein Focale ab und schüttete Wasser darüber. Vorsichtig wischte ich Serapio über das Gesicht, befeuchtete seine Lippen. Für was Wasser sparen. Entweder wir kamen in der Oase an, oder wir starben hier im Sand durch die Barbaren.



    Um uns stand der Schildwald derer, die noch übrig waren. Die Blemmyer drängten dagegen. Hornsignale, nicht die unsrigen. Als ob ein aufatmen durch den Schildwall ging. Der Kampflärm zog sich langsam von unserer Stellung zurück. Die schwarze Woge zog sich zurück, wie eine Welle die auf den Strand brach, auslief und wieder im Meer verschwand. Kamen sie wieder zurück? Sammelten sie nur ihre Kräfte um uns endgültig zu überrennen? Hielten wir aus, bis Hilfe anrückte?


    Ich muss aufstehen, das Signum....Alles zitterte an mir. Meine Zähne schlugen unkontrolliert aufeinander. An Aufstehen war nicht zu denken. Hilflos fühlte ich mich. Wieder eine Woge an Schmerzen. Die rechte Seite, der Stich von einem Dolch, kurz unter der Lorica. Ein Stück Stoff darunter gepresst, hatte die Blutung vorerst gestoppt. Die klaffende Wund über dem rechten Auge offen, das Auge zugeschwollen und verklebt. Mir war kalt. Alle Knochen taten mir weh.Was schmerzte nicht, was war nicht mit Blut getränkt. Mühselig steckte ich den Dolch in mein cingulum. „ Sie sind gleich da....Unsere sind gleich da....Sie müssen gleich da sein.“ murmelte ich.

    Sie wollten ihn. Sie sollten ihn nicht bekommen. Erschöpft, verwirrt murmelte ich immer wieder. „Nein, niemals....ihr nicht.... IHR NICHT ...UND IHR NICHT!“ schlug um mich. Bis mich eine Hand packte, mir der Verstand durch einen Klaps halbwegs gerade gerückt wurde. Mich wieder klarer sehen und denken ließ. Zumindest Bruchstückhaft bekam ich mit wer da bei mir stand. Ich gab meinen Gladius heraus, ließ ihn mir wortlos abnehmen, zu fertig um mir Gedanken darüber zu machen. Nickte, immer noch streckenweise abwesend, auf den Befehl hin, dem Centurio zu.


    Das Signum steckte rechts neben mir im Sand, links Serapio. Er lehnte an meiner linken Schulter. Ich hatte die Hand unter seinem Arm durchgesteckt und hielt mich an seinem cingulum fest um ihn zu stützen. Klar denken...woher denn...ich war körperlich und geistig am Ende. Was mich noch hielt, war die langsam durchsickernde Erkenntnis, dass Serapio lebte. Er atmete flach, sein Arm war entstellt, zerschlagen, von der Keule dieses Wilden. Ich hatte diesem Hund das Leben genommen. Ihn Mars geopfert. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Meine Augen glänzten fiebrig. Nie wieder erhob er seine Hand gegen einen Römer.


    Mechanisch griff ich nach dem, was ich im Sand ertastet hatte. Eine Klinge, kalt, glänzend kam zum Vorschein, ein Blemmyer-Dolch. Er fand Platz auf meinem Schoß, jederzeit griffbereit. Mit meiner rechten Hand fasste ich das Signum. Sollte es einer wagen, der Dolch lag bereit, ohne Kampf kam keiner, weder an das Signum, noch an den Tribun. „ Tribun..., Serapio,... Aquila. Bleib unter uns. Wir kämpfen noch, wir kämpfen für dich. Der Centurio wird dich retten.“ Flüsterte ich. Mein Hals war trocken, das Schlucken fiel schwer. Mir wurden langsam die Schmerzen bewusst. Sie drangen durch den Schleier. Ich ließ das signum und nahm die Flasche, entkorkte sie mühselig mit den Zähnen. Vorsichtig ließ ich Wasser über Serapios Lippen laufen. Dann trank ich einen Schluck, verkorkte die Flasche. Griff wieder nach dem Signum. Die Zeit floss träge dahin. Wann kam Hilfe....

    Unsere Keilformation stand, das Fußvolk hatte keine Chance. Ich ahnte nichts Gutes, als der Tribun seine Befehle rief, sich hinter mir ein Kamerad mit einer Hasta kampfbereit machte. Ziemlich spät, erst als das wilde schwarze Gewirr vor mir Niedergetrampel wurde oder auswich, wusste ich was die Stunde geschlagen hatte. Die Hasta traf das Tier direkt in die Brust, der Aufprall war so heftig, dass mein Kamerad nach hinten weggedrückt wurde. Ich hatte von hinten keinen Halt mehr, taumelte durch den heftigen Aufprall zurück.


    Das nächste Wüstentier rannte durch die Lücke. Der Reiter stürzte sich auf SERAPIO !! Ich schlug und stach mir den Weg in Richtung Serapio’s frei so gut es ging. Ein Speer brach mit Wucht durch das scutum, riss mir den Arm zur Seite, ich ließ es los um nicht von den Beinen geholt zu werden. Stach zu um Platz um mich zu schaffen. Hastig griff ich nach dem erst besten, was mir in die Hände kam. Eine dieser Blemmyer-Klingen, mit denen man besser Schlug als stach. „ Dann auf die Art.“ grollte ich.


    Alles strebte dem Feldzeichen zu. Der Schweiß lief mir ins Gesicht. Blut und Schweiß mischten sich, ich wischte, schmierig. Schmerzen, ich spürte nichts, war wie im Rausch. Trieb meinen Gladius dem nächsten Blemmyer in den Bauch, zog die Klinge von rechts nach links durch seinen Hals, das Blut spritzte. Ich spürte es warm über mein Gesicht laufen. Das Feldzeichen kam näher. „ TRIBUN !!" Ich sah ihn kurz im Gewühl. Vor mir ein zurücktaumelnder Blemmyer, ich stieß ihm den Gladius in den Rücken. Ein Schildstoß in meinen Rücken nahm mir die Luft. Ich wurde nach vorn geworfen. Fing mich gerade so, stolperte über Leichen, Verletzte, die zu todgetrampelt wurden. Glück für den, der einen erlösenden Stich oder Schlag bekam und nicht elende Qualen leiden musste.


    Ein Reiter auf einem der Wüstentiere stürzte auf Serapio zu. Ich sah in wieder kurz auftauchen. Sah wie die Keule niedersauste, ihn traf! „ Tribun!!!... SERAPIO!!“ Dieser Wüstenbarbar schwang sich von seinem Tier. Holte erneut aus, schlug zu. Ein Schrei war zu hören, fuhr mir durch Mark und Bein. Die Stimme! Ich kannte die Stimme. SERAPIO! AQUILA! gellte es in meinem Kopf. Ich stand da wie gelähmt. Ein Stich in die rechte Seite holte mich zurück. Schmerz, Wut.....unbändige Wut lagen in meinem Schrei. „ AAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHH!!!!!!!!..... IHR HUNDE !!!!“ Ich spürte nichts mehr, mein Blick fixierte diesen Blemmyer. Ich merkte nicht, wie der Knauf meines Gladius dem Angreifer von rechts den Kehlkopf mit einem Schlag zertrümmerte. Die Klinge in der linken, dem nächsten über die Brust fuhr, den Tod bringend.


    Schwer atmend, kam ich neben dem Wilden zu stehen. Er hatte erneut ausgeholt. Serapio lag leblos auf einem toten Legionär. „Nein, du nicht und kein anderer wird ihn mehr anrühren!" murmelte ich. „DU NICHT! NIEMAAAALS!!!!“ schrie ich heißer. Ich holte aus und schlug mit aller Kraft zu. Welch Ironie, die Blemmyer-Klinge trennte ihm den Arm vom Rumpf. Verwirrt starrte er auf seine armlose Schulter, aus der das Blut quoll und dann auf mich. Mein Blick war starr auf ihn gerichtet. Um uns tobte der Kampf. Trotzdem war es, als ob wir hier alleine standen. Plötzlich rannten er und ich schreiend aufeinander zu. Er hatte seinen Dolch mit der linken Hand gezogen. Ich stach zu, als er in die Reichweite meines Gladius kam. Unsere Körper prallte aufeinander. Mein Gladius fuhr bis zum Heft in seinen Leib. Er sackte an meiner Schulter zusammen. Ich zog den Gladius, er fiel nach vorn über und regte sich nicht mehr.


    „ Pass auf !“brüllte es neben mir. Ich konnte dem Schlag gerade noch ausweichen. Das Feldzeichen drohte zu fallen. Ich warf die Blemmyer-Klinge weg, griff nach dem Signum. Baute mich vor Serapio auf. Rammte das Feldzeichen in den Sand. Er musste hier weg. Egal ob Tod oder lebendig, er durfte dem Feind nicht in die Hände fallen. „ SCHAFFT DEN TRIBUN HIER WEG!“ brüllte ich mich kurz umsehend. Mehr konnte ich nicht tun. Am Boden ein Schild der Feinde. Besser als nichts. Ich kämpfte wie besessen, so wie die anderen Legionäre vor und neben mir. Merkte nicht wie sich die Tunika rechts unterhalb der Lorica rot vom eigenen Blut färbte. War im Rausch, schlagen, stechen, ausweichen....wieder und wieder.... Ich konnte nicht mehr zwischen Feind und Freund unterscheiden, schlug nur noch zu, sobald etwas in meiner Nähe auftauchte. „ IHR KRIEGT IHN NICHT, SO LANGE ICH HIER STEHE!!!! MORS HOSTIBUS!!!“ brüllte ich. Ich griff an meine Brust, an die Stelle, wo unter Lorica und Tunika, die Amulette waren. Presste die Lippen aufeinander und kämpfte verbissen weiter.

    Meine Erklärungsversuche fanden ein jähes Ende. Serapio trat vor das Zelt. Ich nahm Haltung an. Er sah mit einem Lächeln zu mir, es gefror plötzlich aus mir unerklärlichen Gründen. Seine Blicke hingen an meinem Tuch. In mir keimte ein Verdacht. Die Bestätigung kam auf dem Fuße. Seine Worte trafen mich. Jeder, ob Praefect , Tribun oder Centurio hätte es zum mir sagen können. Es hätte mich nicht gestört, wäre abgeperlt wie der Regen von meinem Cassis (Wie kam ich ausgerechnet in dieser Region der Welt auf Regen). Serapio ging zornig. Ich hatte keine Möglichkeit eine Meldung zu machen. Die Blicke des Praefecten, ließen meinen Versuch gleich im Ansatz sterben. Einen Augenblick wartete ich, dann schloss ich mich dem Zug an. Wie konnte ich dieses Missverständnis aus der Welt schaffen?


    Ich sah zurück zum Zelt. Neriman war noch da. Ich schickte ihr eine Geste des Bedauerns und marschierte dem Praefecten und Tribun hinterher.

    Die Zeit schien still zu stehen, so wie ich hier vor dem Zelteingang. Ablenkung wurde kaum geboten. Alles hatte sich in die Zelte zurück gezogen. Es war heiß und langweilig. Meine Geduld wurde auf die Probe gestellt. Es war anstrengend hier zu stehen, wachsam zu sein. Das einzige was mir blieb, die Ausrüstung überprüfen und meinen Stand zu ändern.


    Eine Bewegung hinter dem Zelt. Ein Kopf ...Neriman! Was wollte sie denn noch. Sie brachte mich wieder in Erklärungsnot. Nicht nur vor dem Mann ihres Stammes, wie sollte ich es dem Praefecten erklären. Ich wollte etwas sagen, sie wegschicken. Da fing sie mit ihren Gesten an. Sie entschuldigte sich, das war auch nötig. Ich setzte wieder an, gab mich geschlagen und winkte sie heran. Mir war bewusst, dass sie mich nicht verstand. Ich konnte meine Gesten mit Sprache besser untermalen, oder anders herum. Egal, Sprache und Gesten sollten die gewünschte Wirkung haben. „ Was willst du hier? Du bringst dich und mich in Schwierigkeiten.“ Ich deutete auf das Zelt. Mein Gesichtsausdruck war nicht der glücklichste.

    Das konnte nur Centurio Trebellius sein, der da bellte. Seine Stimme klang nicht mehr lieblich, sie war rauh und eindringlich. Auf Befehl Posca’s bildeten wir einen Keil. Luft für den Tribun und unseren Centurio. Wir bohrten uns in die Welle der Angreifer. Vor uns immer noch diese schwarze nicht enden wollende Woge, die über uns weggeschwappt war. Aufgehalten.


    Das Blut trocknete, verklebte mir das Auge, lästig, wischen half nicht viel. Es war keine Zeit sich mit dieser Kleinigkeit aufzuhalten. Der Feind forderte die gesamte Aufmerksamkeit. Ein kurzes Straucheln. Ein Speer bahnte sich den Weg zwischen die Schilde. Es brannte, zog sich über den ganzen Unterarm bis zum Ellbogen. Er ritzte mir die Haut am Arm auf. Ich hatte Mühe den Gladius nicht fallen zu lassen. Dieser Hundesohn ! Angestachelt, durch den Schmerz und das Blut stach ich zu und spürte nicht viel Widerstand als ich etwas vor mir durchbohrte. Stieß mein Scutum im Anschluss leicht schräg nach vorn, von unten nach oben. Es knirschte, ein erstickter Schrei, wenn man es so deuten konnte.


    Die Kante des scutum hatte heute, ich weiß nicht, das wievielte Mal, einen Kiefer zertrümmert, Zähne ausgeschlagen, eine Nase gebrochen. Mir kam es vor als kämpften wir schon einen halben Tag lang. Eins wusste ich. Ich durfte nicht nachlassen. Hinter uns stand der Tribun, mit ihm eines unserer Feldzeichen, eines der 2. Cohorte. Dazu war der Tribun ein Decimer, ich stand in der Pflicht, Blut war dicker als Wasser. Auch wenn Mars danach verlangte, es musste nicht unseres sein. Der Feind hatte genug davon zu vergießen und es sollte weiter in Strömen fließen. „ Mars mit uns!“

    Das Drängen und Drücken wurde stärker. Den Kopf wie ein Stier gesenkt, die linke Schulter vor, stemmte ich mich gegen mein scutum und die Angreifer. Plötzlich drängten sie weiter rechts. Die zwei Kameraden neben mir wurden beinahe mitgerissen als sich eine Bresche neben ihnen auftat. „ Wo ist die Dritte!!“ brüllte der rechts ganz außen und brach, von einem Hieb und mehreren Stichen getroffen zusammen. Sie ließen sich einfach zurückfallen. Das Feldzeichen der 3. war nicht mehr an seinem Platz wo er hingehörte. „ Verräter!!“ brüllte der nächste und stach wild in die heran flutende schwarze Masse. Ich tat es ihm gleich und stach aus purer Wut der Verzweiflung auf alles ein, was vor mir auftauchte. „ Ihr Feiglinge!! schrie ich. Wir drückten und schlugen, versuchten unsere Position zu halten. Ein kurzer Blick nach rechts, wo war die Dritte. Wir mussten die Lücke unbedingt schließen. Da! Das Feldzeichen der 3. kam zurück. „ Aufrücken, schließt die Formation.“ Im nu stand ich ganz außen. Schlug und stach nach vorn und rechts. Es blitzte auf, eine schnelle Bewegung vor mir. Ich reagierte instinktiv, riss den scutum hoch, zu langsam. Ein kurzer Schmerz über den rechten Auge von mir kaum wahrgenommen, erst, als das Blut ins Auge lief und ich nicht mehr viel sah. Ich wischte, schüttelte, es half nichts. Es lief weiter. Ich schlug nach rechts, stach und trat. Links neben mir reihte sich ein Kameraden nachdem anderen in die Formation. Ich war fast beim Adler der Dritten. Dort machten sich immer noch zu viele Barbaren zu schaffen. „ Los rückt auf!!“ schrie ich. Lange konnten wir nicht mehr dagegen halten. Die 2. hatte alles vorn, versuchte die Lücke zu verkleinern. Links stand die Formation, rechts drückten wir gegen den einbrechenden Feind.


    Ich sah zum Gewirr um das Feldzeichen der 3., das war nicht der Signifer der 3., das war der Tribun! War er wahnsinnig oder ...... „ Beschützt das Feldzeichen der 3.!! Beschützt den Tribun !! Für Mars und für Rom !!“ schrie ich in die wogende Masse. Ein Legionär tauchte schräg rechts von mir auf. Ich zerrte ihn zu mir. Angst stand in seinem Gesicht. „ Scheiß dir in den Schurz, aber bleib neben mir!! Klar!! UND KÄMPFE !!!!“



    Sim-Off:

    Adler in Feldzeichen geändert ( Adler gehört der Legion)

    Der Schubs kam unerwartet. Ich grinste zu ihm hoch und drehte mich, rappelte mich auf und lief ihm hinterher. Unterwegs griff ich mir ein scutum , das vor einem der Zelte ordnungsgemäß aufgebaut war. Der Sand war unmenschlich, schmerzhaft beim Laufen. Es ging die Düne hinauf. Ausgelassen, eine Horde junger wildgewordener Männer strebte der Krone der Düne zu. Ich war mitten im Pulk. Serapio stürzte sich todesmutig mit dem scutum den Hügel hinab, er glitt auf dem Sand hinunter. Das kannte ich, die Jungs am Strand. Ich stolperte über meine eigenen Füße, schluckte eine Ladung Sand, hustete. Mehr Keuchend als lachend kam ich oben an. Serapio lag unten. Ich stürzte hinter her. „HHHEEEEE DAAAA !!“ Das scutum glitt über den Sand, schneller und schneller, bohrte sich unten in einen kleinen Hügel, stoppte abrupt und warf mich ab. Der Aufprall war heftig, mir bleib die Luft weg. Sand im Mund, ausspuckend kniete ich mich hin, sah zu Serapio. So wie er da lag, wäre er ein leichtes Opfer für mich. Er hätte sich sicher nicht dagegen gewehrt. Ich wendete den Blick ab, verdrängte die Gedanken. Bald hatten wir es hinter uns. Das Blutvergießen, die Entbehrungen. Bald ruhigere Stunden.


    Ich musste mich meiner Sachen entledigen. Der Sand wurde immer mehr zur Qual. Zu einer zweiten Rodelpartie ging es nicht mehr. Ich schnappte mein scutum und stellte es zurück vor das Zelt. Dort am Rand der Zeltreihen konnte ich ungestört meine Sachen vom Sand befreien. Im Schein der Fackeln, ging ich hinüber, leicht wankend aber festen Schrittes. Der letzte Schluck war einer zu viel. Ich begann meine Lorica zu öffnen und auszuziehen, dann die Tunika, die hing ich über die im Sand stehende Lorica. Mein Blick ging zurück, hier fiel kein Lichtstrahl hin. Ich stand außerhalb der Fackeln. Ich knüpfte das Lendentuch ab und befreite mich vom Sand, legte es wieder an. Welch eine Wohltat. Es scheuerte nicht mehr. Erleichtert atmete ich auf, streckte mich, hätte am liebsten losgebrüllt wie ein Löwe. War das die Ruhe vor dem Sturm? Es wurde kalt, ich schüttelte die Tunika aus und zog sie an. Die Lorica hing ich über die Schulter, ohne schlief es sich besser. Für einen kurzen Moment blieb ich stehen sah in die Dunkelheit und ging zurück zu den anderen.

    Salve,


    es geht um mich? Hier bin ich. Es spielen hier viele Faktoren eine Rolle. Der Beginn einer Kampagne. Wäre ich nur ein paar Tage später gekommen, säße ich heute noch in Alexandria als Tiro und würde Aleinunterhalter im Castellum spielen ( Tiro bekamen keinen Ausgang). Die andere Möglichkeit, eine andere Legion. Wo? Rom oder Germanien, wollte ich nicht. Alexandria war mein Ziel.
    Grundausbildung im Feld, warum nicht. Sind 3 Monate zu kurz (01.08.-31.10.)? Ich muss in der Kampagne mein Wissen offenlegen, beim Angriff , beim Verteidigen und bei der Ausführung der Befehle. Spätestens da zeigt sich, ob es gerechtfertigt war mich zum Legionär zu ernennen. Und Centurio, bis dahin fließt noch viel Wasser den Nil hinunter oder rauf, je nachdem... :D


    Massa ist 19, stell dir vor er wird morgen Optio. Dieser unbeleckte Kindskopf wird doch von den einfachen Legionären , Veteranen ( 25-32) zum Frühstück verspeist. Die lassen den eiskalt absterben.
    Ich will hier nicht in Windeseile alle Ränge durchfliegen. Legionär passt. Damit kann ich Alexandria auch unsicher machen. ;) Alles andere steht noch in den Sternen und am Vorgesetzten- und Verwandten-Himmel.


    Man könnte natürlich auch den römischsten aller Wege gehen und seine Beziehungen spielen lassen ( der Onkel Verus macht das schon, oder beim Tribun einkratzen ).


    Nein, nein ich bin kein Überflieger und ja, ich habe mehr als nur die militärische Grundausbildung genossen. ;)


    Die Kommandeure der Einheiten werden wissen was sie tun und ein Legionär unterliegt den Launen seiner Vorgesetzten. Ich weiß auch nicht, ob es in der römischen Legion festgelegte Laufbahnen ( feste Zeiträume nach denen befördert wurde) gab.




    Edit sagt: Der Terentier war schneller :)

    Das Tuch gefiel ihr. Sie ging damit um, als ob sie es seit Tagen vermisst und nur auf seine Rückkehr gewartet hatte. Ich sah ihr zu, wie genau sie es über ihr Haar und um den Hals legte, war darauf gefasst, dass ihr Gesicht wieder dahinter verschwand. Meine Befürchtungen wurden zerstreut. Ihr Lächeln blieb mir erhalten. Hunderte Frauen werden dich in nicht so ferner Zukunft anlächeln, was willst du immer mit ihr? Sie ist nur eine Wilde. Römisches Denken. Siehst du, da hast du es. Es ist so einfach. Bei Jupiter !! Ich bin in Achaia aufgewachsen! Ich stelle Rom nicht in Frage, aber die Denkweise ist mir manchmal zu wider.


    Als Junge war ich jeden Tag am Hafen. Dort habe ich mehr über fremde Menschen und Völker gelernt, mehr als in der Philosophenschule. Sie forderte meine Aufmerksamkeit. Was schrieb sie mit dem Finger in den Sand? Ich machte Anstalten es mir anzusehen. Weit kam ich nicht. Neriman stand plötzlich vor mir und umarmte mich. Ich erstarrte zur Salzsäule. Die Umarmung war nur kurz, aber ich total verwirrt. Ich starrte die Gruppe Frauen und den älteren Mann, der ihren Namen gerufen hatte, entgeistert an. Zu keinem Wort war ich fähig. Das war nur ein Danke, mehr nicht. Wollte ich sagen. Es ging nicht. Und Neriman ? Fühlte sich mehr als ertappt, mit ihr verschwand das Lächeln hinter dem Tuch und irgendwo in einem der Zelte.


    Der Mann folgte der Gruppe Frauen, warf mir vorher noch einen Blick zu, von dem ich nicht wissen wollte was er bedeutete. Was hatte ich da angestellt. Ich schob meinen Casa grübelnd zu recht und fuhr mir mit der Handfläche übers Gesicht. Moment !! der Geruch!! Ich roch nochmal an meiner Handfläche. Das Tuch ! Ich roch an der Ecke von meinem getauschten Tuch. Das war der gleiche Geruch, eine Nuance stärker als...... Das bildest du dir nur ein Massa. Wie sollte sie dahin kommen. Sie rochen doch alle gleich. Aber warum hatte sie um alles in der Welt ausgerechnet dieses Tuch haben wollen? Es blieben Zweifel.

    Alles was ich für das Tuch gefordert hatte lag vor mir im Sand. Wieso griff ich nicht einfach zu und nahm es, gab ihr dafür das Tuch, was ich in der Hand hielt. Ich hatte sie bei allem was sie tat genau beobachtet. Zudem war mir, wie bei den Blemmyer’n aufgefallen, dass jeder einen Dolch trug. Keiner glich dem anderen. Ich hatte meine Siegestrophäe schweren Herzens Mars geopfert.
    Sie zögerte zu lange, das gute Stück zum Tuch zu legen. Eine Frau, die eine Waffe ungern herausgab? Ich stutzte, mir war nicht wohl bei der ganzen Sache. Ihren Dolch und ihr Tuch, gegen das Tuch was ich trug? Es war nichts Besonderes....


    Frauen eilten aus dem Zelt, unterbrachen meine Überlegungen. Nermina hielt eine fest. Sie lächelte und sagte etwas. Bei den Göttern! Konnten sie nicht ein Wort so sprechen, dass ich es auch verstand. Es war anzunehmen, dass man sich im Zelt einig geworden war. Ich sah um die Ecke. Der Praefect und der Tribun saßen auf ihren Plätzen, munter und bei bester Gesundheit. Sie machten keine Anstalten im nächsten Moment aufzustehen und das Zelt zu verlassen. Ich hatte also noch Zeit um den Handel perfekt zu machen.


    Das Tuch und den Dolch ließ ich unberührt, legte meins zusammen und legte es daneben. Der Handel konnte von statten gehen. Ich nahm das Tuch und den Dolch. Der Dolch war wunderbar. Ich drehte und wendete ihn, sah in mir genau an. Meine Finger glitten zärtlich über die Gravuren und Steine. Ich zog ihn aus dem Futteral, er lag gut in der Hand. Die Klinge war makellos. Ich hielt ihn in die Sonne, der Sonnenstrahl wurde abgelenkt und fiel direkt in Neriman’s Gesicht. Ich lachte und steckte ihn wieder zurück. Einen Moment hielt ich inne, sah auf den Dolch, ergriff mit der Linken, Nerimans rechte Hand drehte behutsam ihre Handfläche nach oben und legte den Dolch hinein. Mit meiner Hand schloss ich vorsichtig ihre Hand, dass sie den Dolch umfasste. Sie verstand was ich wollte, da war ich mir ganz sicher. " Ein Wort von dir würde mir als Ersatz genügen." sagte ich , wissend, das sie es nicht verstand. Ich nickte ihr lächelnd zu, dann nahm ich mein neues Tuch und legte es um meinen Hals.


    Es wurde Zeit, ich hatte meine Aufgabe sträflich vernachlässigt. Im Zelt war alles friedlich, ich stand wieder auf. Du bist ein lausiger Händler Massa. Hast dich von einer Frau einwickeln lassen. Sie klimpert mit den Augen und schon taugst du zu nichts mehr. Ich musste mir selber erst mal klar werden, wieso Neriman so eine Wirkung auf mich hatte. Bis zu unserer ersten Begegnung waren Frauen kein Thema. Geschwätzig, launisch, sich aufdrängend, einfach nur anstrengend und zu nichts zu gebrauchen. Sie war eben anders. Ich stand da und lächelte sie an, mehr konnte ich nicht tun. Die Unterschiedlichkeit unserer Sprachen und das sie nicht sprach verhinderte mehr.

    Der Freudentaumel war groß, die Erleichterung größer nicht derjenige sein zu müssen der das Doppelte zu zahlen hatte. Ich klopfte Serapio glücklich und mit einem Grinsen im Gesicht auf die Schulter. " Die Germanenbeine haben es gut mit uns gemeint." An den Praefecten gewandt. " Praefectus, wenn du nichts dagegen hast. An der nächsten Therme an der wir vorbei kommen, kannst du deine Wettschulden einlösen." Das Grinsen in meinem Gesicht wurde breiter. " Zahlst du auch extra Wünsche? Dann ein Becken mit duftendem lauwarmem Wasser nur für mich." Ich ließ mich mit ausgebreiteten Armen nach hinten in den Sand fallen und ruderte als ob ich auf dem Wasser treiben würde. Das Ende vom Lied, ich hatte mich im Sand eingegraben. Der rann durch jede Ritze und fing unangenehm zu scheuern an. " AHHH, bei Mars! Ich wollte keinen Kampf mit dem Sand. Kein Respekt das kleine Volk der Körner." Ich tanzte einen Feixtanz, um das schreckliche Volk los zu werden. Setzte mich dann, die Sinnlosigkeit feststellend wieder an meinen Platz und trug es mit Würde und einer gewissen Portion Unruhe. Der Praefect und seine Würfel waren weiterhin Gesprächsthema und dass er nicht unschlagbar war, das war eine kleine Sensation, die ausführlich besprochen werden musste.