Ein lauer Wind, geschwängert vom Duft frischen Wassers, weckt mich. Es ist so Still, keine Schreie, klirrendes aufeinandertreffendes Metall, ächzendes, berstendes Holz. Ich horche, gleich geht es wieder los, die Stille ist nur Trug. Rauschen, rauschende Palmwedel, Stimmen, flüsternd, bedacht die Ruhe nicht zu stören. Kein Trug das Schlachten hatte ein Ende.
Es ist so hell! Widerstrebend öffne ich die Augen. Nur einen Spalt, gleißendes Licht. Schützend hebe ich die Hand, unkontrolliert, kraftlos. Ein stechender Schmerz, die rechte Augenbraue rächt sich für diesen unachtsamen Versuch. Fluchend lasse ich die Hand sinken, blinzle, die verschwommenen Umrisse wurden schärfer. Eine Schale, frisches köstliches Wasser, hastig, viel zu hastig, das Trinken im letzen Moment gezügelt durch den Spender. Das Schlucken fällt schwer, es kommt wie es kommen musste, verschluckt, ein Hustenanfall. Alles, was an Schmerzen schlummerte brach hervor, setzte sich im Hirn fest, hinderte mich einen klaren Gedanken zu fassen. Ruhig liegen, nicht darüber nachdenken. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit bis das Pochen im Kopf nachlässt, sich mein gequälter Körper zögernd entspannt.
muss aufstehen, nach dem Tribun sehen. Die Schulter kaum gehoben, wurde ich zurück auf’s Lager gedrückt. Protestierend versuchte ich es ein zweites Mal. Bestimmt und unsanft die gleiche Prozedur. Zu einem dritten Versuch meinerseits kam es nicht, starke Schmerzen auf der rechten Seite, ich schnappte nach Luft, hätte am liebsten losgebrüllt. Der Legionär an meinem Lager grinste. „ Deswegen, bleibst du liegen.“ Er hatte einfach gegen den Verband gedrückt. „ Bist du irre?!“ presste ich zwischen den Zähnen heraus. Am liebsten hätte ich ihn für sein Grinsen erwürgt. „ Dann erkundige dich wenigstens wie es dem Tribun geht und bring mir eine Tunika mit.“ Er sah mich an, als ob er mir nicht traute. „ Ich bleibe liegen.“ Knurrte ich. Ein Zögern von ihm. „ Wer hier irre ist .... Du bist der Irre vom Hügel der Toten. Genauso verrückt wie der Tribun. Ihr könntet verwandt sein.“( wenn er gewusst hätte das wir verwandt waren, sehr entfernt, aber verwandt ...) Grinsend erhob er sich. „ Irrer....“ murmelte er vor sich hin und ging zu den Zelten. Meine Blicke verfolgten seinen Weg. Sicher war ich mir nicht, dass er zurück kam. Mir blieb nichts anderes übrig. Ich musste mich auf ihn verlassen. Was meinte er überhaupt damit *Irrer vom Hügel der Toten*. Egal, ich hatte keine Lust mir über den Grund den Kopf zu zerbrechen.
Es war wieder still, der Wind wehte gleichmäßig. Man hatte Zeltplanen gespannt, die Schatten boten. Ich sah so gut es ging in die Runde. Hin und her laufende Legionäre, die sich um die Verletzten kümmerten. Ein Anblick an den man sich mit der Zeit gewöhnt. Ich sah nach oben, erspähte ein Stück Himmel zwischen den Palmwedeln, azurblau war es. Meine Hand ging zu meiner Brust. Mit den Fingern ertastete ich das, was ich hoffte vorzufinden. Zwei Amulette, die kleine Fortuna von Serapio und das Amulett von Neriman. Insgeheim hoffte ich sie noch einmal zu sehen.Der Wind trieb Wortfetzen herüber. Eine Gruppe Legionäre erregte meine Aufmerksamkeit. Bei ihnen stand der Praefect. Bei mir meldete sich das schlechtes Gewissen. Warum eigentlich, wenn ich den Praefecten sah? Ich ließ meinen Kopf zurück sinken und beobachtete die Palmwedel. Zeit, viel Zeit zum Nachdenken.