Beiträge von Octavia Varena

    Nur widerwillig löste sie sich von dem Anblick des Mosaiks und richtete ihren Blick wieder auf ihren Gesprächspartner. Anscheinend war er ein richtiger Philosoph...nun das war ja nicht schlecht, denn sie verstand durchaus die Sprache der Philosophie. Zwar war sie nicht so sehr darin gebildet, um herauszufinden welchen Lehren er anhang, doch sie würde dieses Gespräch schon in für sie günstige Bahnen lenken. Als sie über seine Worte nachdachte, legte sie ein wenig den Kopf schief, wie ein Vogel, ehe sie einige Schritte ging und dabei ihre Antwort formulierte.


    "Die Zukunft mag wichtig sein, aber das Leben ist mehr als nur eine Linie mit Kurven. Für die Entwicklung des Geistes und der Seele ist es wichtig zu wissen, woher man kommt und wohin man geht. Vielleicht mögen die Götter wissen, welchen Sinn das Leben hat, aber ich glaube daran, dass man nur selbst seinem Leben einen Sinn geben kann." Sie hatte ihre Ansichten zu diesem Thema noch mit keinem Mann geteilt, ging ihr bei diesen Worten durch den Kopf, aber nun gab es ja sowieso kein zurück mehr. Vielleicht sollte sie elegant das Thema wechseln, da es ihr schon fast zu privat wurde.


    Während sie ging und darauf hoffte, dass ihr Verus folgen würde, überlegte sie wie sie die Konversation fortsetzen sollte. Abrupt blieb sie stehen und wandte sich um und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Glaubst du, dass Menschen eigene Phantasie besitzen? Oder ahmen wir immer nur nach, was die Natur und damit die Götter uns zeigen?" Sie war wirklich gespannt auf seine Antwort zu diesem Thema. Sie stellte die Frage eher wie einen Test, denn sie wollte es wirklich wissen. Ein Leuchten lag in ihren Augen bei dieser Frage, die die Konversation und ihren Fortgang sicherlich beeinflussen würde.

    Varena war sich nicht so sicher, ob Dolabellas Worte wirklich der Bienenzucht galten, oder ob er nur versuchte einen zweideutigen Scherz an zubringen. Sie beschloss jedoch zu lächeln und zu antworten. "Ich glaube die Bienen haben es oft besser als die Menschen, denn bei ihnen funktioniert alles viel geordneter und reibungsloser." Als die Schankmaid endlich vorbeikam bestellte sie einen mit Wasser vermischten Wein, denn aus der Sache auf dem Fest hatte sie gelernt lieber verdünnten Wein zu trinken.

    Sie traute sich gar nicht sich umzudrehen, ob zu sehen ob er ihr folgte. Es war wie ein Kribbeln, dass ihren Rücken hinunterlief und sie leicht schauern ließ. Sie spürte sein Interesse mehr, als dass sie es hätte benennen können. Als er zu ihr aufschloss lächelte sie leicht und blickte ihn von der Seite an. Ein Decimer also...nicht dass sie so viel über die verschiedenen Familien wusste. Nur gerade das Nötigste, sprich dass es sie gab. Eigentlich war es auch nicht von Belang, denn sie war nicht aus auf eine möglichst reiche oder angesehen Partie und da sie niemandes Patria Potestas unterstand, konnte sie dieses sowieso frei entscheiden.


    Sie sah den Ausdruck in seinen Augen und dann wanderte ihr Blick zu dem Ring hinab, den er nervös hin und her drehte. Ob das ihre Wirkung auf ihn war? Oder war er einfach nur ein Typ, der immer Beschäftigung brauchte? Nachdem sie ihn einige Sekunden aufmerksam studiert hatte, wendete sie ihren Blick wieder dem kunstvollen Mosaik zu. Sie liebte es diese Wunderwerke der Kunst zu studieren. Sie zeigte auf ein Detail am oberen Rand des Mosaiks, das besonders ausgefeilt war und meinte leise. "Siehst du dieses verschlungene Muster? Es ist wie das Leben...Man weiß, dass es irgendwo anfängt und irgendwo wieder aufhört, aber es erscheint einem wie ein Kreis." Sie überlegte noch einige Worte mehr zu sprechen, aber dnan ließ sie es. Sie wollte ihn ja nicht gleich mit langweiligem Geplapper wieder vertreiben.

    Varena verließ überrascht ihr Cubiculum und betrat das Atrium, wo sie Aculeo und einen anderen Römer antraf, den sie bis dahin nicht kannte. Als sie die Situation ein wenig erfasst hatte beschied sie Atia eine Erfrischung für die Herren und sie selbst zu bringen und trat dann auf die beiden zu.


    "Salve Aculeo..." Varena wirkte sehr steif und distanziert, da sie Aculeo seit der Nacht in der Casa Germanica nicht mehr gesehen hatte. Dann blickte sie zu dem anderen Mann und sagte "Salve, Herr. Ich bin Octavia Varena." Sie deutete auf einige Liegen und Bänke in der Nähe und setzte sich dann. Sie war gespannt, was die beiden von ihr wollten, aber sie konnte sich schon denken, dass es mit dem nächtlichen Ausflug in der Casa Germanica zusammenhing.


    Nach einigen Minuten kam auch Atia mit einem Krug Wein und Bechern zurück, die sie auf einen Beistelltisch stellte und erneut losflitzte.

    Atia erkannte Aculeo natürlich sofort und nachdem auch ein älterer Senator dabei war, schätzte sie die Lage natürlich gleich richtig ein. Sie winkte die beiden Männer durch und sprach leise "Geht nur ins Atrium...ich hole die domina sofort."

    "Ich wurde von Lucius Iulius Centho eingeladen der Societas beizutreten und wollte deshalb gerne mit ihm darüber sprechen." sprach die junge Frau mit einem freundlichen Lächeln.

    Varena erwiderte einige seiner Blicke mit lachenden Augen und als er ihr seinen Namen nannte war sie schon ein wenig überrascht. Ob er wohl absichtlich keinen Familiennamen genannt hatte? Aber sie glaubte nicht daran, dass er etwas angestellt hatte und deshalb nicht seinen vollen Namen nannte. Trotz dem Rauschebart sah sie sofort wie sich sein Gesicht veränderte...wie ein Buch, das man an irgendeiner Seite aufschlug und zu lesen begann. Die Gegensätze spiegelten sich in den Augen des Mannes wieder und faszinierten die junge Frau.


    "Ob dieser Klient wohl noch heute kommen mag? Vielleicht sollte ich den schwer beschäftigten Priestern wirklich mehr Respekt entgegenbringen. So ist die Jugend von heute eben..." Gespielt verdrehte sie die Augen und ging dann ohne auf Verus zu achten einige Schritte weiter. Bei einem weiteren großen Mosaik blieb sie stehen und wandte sich dann nur kurz um. "Achja...ich bin Octavia Varena". Obwohl sie auch das wunderschöne Mosaik, dass sie schon etwas länger studiert hatte, aus der Nähe sehen wollte, wollte sie auch wissen, ob er ihr folgen würde. Sie erwärmte sich langsam für dieses Spiel, das ein Knistern in ihr entfachte.

    Als nach dem dritten Klopfen noch immer kein Sklave an die Tür ging, machte sich die ältere Dienerin von Varena auf zur porta. Die alte Frau öffnete die Tür und schaute die beiden Römer an.


    "Wen kann ich melden?" verlangte sie zu wissen.

    Varena betrachtete gerade ein wenig versonnen ein Mosaik, als sie plötzlich angesprochen wurde. Sie fuhr ein wenig erschrocken zusammen, da sie gerade so in Gedanken versunken war und sie erwartete schon einen Tempeldiener oder Priester zu sehen, doch vor ihr stand ein Römer in einfacher Toga und lächelte sie ein wenig...ja...scheu? an. Ihr erster Blick fiel auf den zotteligen Rauschebart des Mannes, den sie auf Anhieb nicht mochte, doch dann blickte sie ihm in die Augen und fand dort einen interessanten Glanz. Ein dummer Barbar mochte wohl nicht durch diese Augen blicken.


    Nach einigen Momenten, in denen sie den Mann nur anstarrte, rang sie sich zu einem strahlenden Lächeln durch. Sie wandte sich dem Mann zu und sprach sanft "Salve...Genießt du auch die Architektur? Oder wartest du auf einen der Priester, die wahrscheinlich im Gegensatz zu mir, gerade am Esstisch sitzen und sich die Bäuche vollschlagen?" Das Blitzen in den Augen der jungen Frau verriet, dass hier der Schalk sprach und sie diese Worte beileibe nicht ernst meinte. Iuppiter würde ihr bestimmt nicht zürnen, denn sie nahm an dass die Götter viel Sinn für Humor hatten. Immerhin hatten sie diese oft sehr seltsame Welt geschaffen.

    Es war ein strahlender, wenn auch anstrengender Vormittag für die junge Octavia gewesen. Schon seit Tagen begleitete sie die Wirtschafterin der Casa Octavia auf den Markt zum vormittäglichen Einkauf und nun war sie schon ein wenig erschöpft. Auch ihre Dienerin Atia war zu Hause geblieben und so betrat die junge Frau mit einem Weidenkorb in der Hand den Tempel alleine. Einer der Haussklaven, der die Einkäufe der Wirtschafterin tragen sollte und als Begleitung dabei war, wartete in Sichtweite am Eingang des Tempels.


    Da sie schon frühmorgens geplant hatte heute den Tempel zu besuchen, hatte sie eine ihrer guten Tuniken an in leuchtendem Scharlachrot und als sie diei Schwelle des Tempels passierte, zog sie die Palla über ihre Haare um ihren Kopf zu bedecken. Kurz blieb sie stehen und sah sich um in diesem gewaltigen Tempel um nach einem Priester Ausschau zu halten, konnte allerdings keinen entdecken. Ein wenig verloren stand die junge Octavia daraufhin im Tempel herum. Na vielleicht musste sie nur ein wenig warten und in der Zwischenzeit konnte sie die herrliche Architektur hier bewundern.

    Das Fest auf dem sie Iulius Centho getroffen hatte lag zwar schon einige Tage zurück, aber nun war sich Varena sicher den richtigen Schritt zu tun. Die junge Frau hatte sich in ihr bestes Gewand geworfen und schritt selbstbewusst zur Pforte. Dort klopfte sie an und wartete mit einem freundlichen Lächeln auf einen Sklaven, der ihr öffnete.

    Aculeo war zu Boden gegangen und bewegte sich nicht mehr...Varena schien schier das Herz stehen zu bleiben. Voller Panik klammerte sie sich an Floras Arm und gegen die Tränen konnte sie nichts unternehmen. Als die Kerle jedoch von Aculeo abließen und sich nun auf die Frauen zubewegten begann das Mädchen zu kreischen und stolperte tränenblind rückwärts von den Halunken weg, Flora einfach mit sich reißend. Als sie auf ihrer Kehrseite landete und Floras Arm endlich ausließ versuchte sie weg zu kriechen, doch die Halunken kamen immer näher. Sie wollte sich gar nicht ausmalen was diese Halunken mit ihr machen würden.


    Nach einigen Metern kam sie endlich wieder auf die Beine und sah sich nach Flora um. Diese schien schon fast starr vor Schreck und sie zog sie erneut am Arm um einige Meter zwischen sich und die Halunken zu bringen. Sollten die Leibwächter sich um sie kümmern...Nur am Rande nahm sie durch den Tränenschleier und die Panik wahr, dass sich gerade eine andere gut bewachte Frau durch die Menge schob in ihre Richtung und vielleicht war das die Rettung. Rücktsichtslos zog sie Flora in diese Richtung um den Halunken zu entkommen. "Sieh nur da..." keuchte sie außer Atem und hoffte darauf, dass sich Floras Sklaven zu wehren wussten und auf Aculeo achten würden, sollte er noch leben.

    Varena ließ sich anmutig auf dem angebotenen Platz nieder und schaute sich kurz nach einer Schankmaid um, konnte diese jedoch im Moment nicht bemerken. Dann wandte sie sich dem älteren Patrizier zu und lächelte charmant. "Dieser Trubel ist auch wesentlich leichter erträglich als der Trubel da draußen will ich mal sagen." Als er auf die Äpfel zu sprechen kam, stellte sie ihren vollen Weidenkorb mit köstlichen Äpfeln und allerlei anderem Obst und Blumen auf den Tisch, sodass sich sofort ein Wohlgeruch ausbreitete. "Nimm ruhig einen Apfel...sie sind sehr saftig und süß" bat sie Dolabella an. Auch Varena hatte sich mittlerweile sehr an Trubel gewöhnt und wich nicht mehr so verschreckt vor anderen Menschen zurück wie an ihrem ersten Tag in Rom, als ihr Dolabella über den Weg gelaufen war.

    Die junge Octavia blickte im ersten Moment verständnislos, ehe sich Verstehen auf ihrem Gesicht breit machte. Sie lächelte und kam dann zu Dolabellas Tisch und begrüßte ihn. "Salve Tiberius Dolabella.." sprach sie dann und wartete anscheinend auf die Aufforderung sich zu setzen.

    Sie waren schon auf dem Weg vom Aufruhr entfernt gewesen, als sie in der Seitengasse auf eine Gruppe Männer traf, die Anscheinend die Gelegenheit für Raub, Mord oder Vergewaltigung nutzen wollten, die der Aufruhr ihnen bot. Varena zitterten die Knie, als die Männer einen Vorwand fanden und Flora als Patrizierin erkannten. Selbst wenn die Gerüchte von einer Sklavin und nicht von einer Patrizierin handeln würden, würden sie ihre Wut zuerst an patrizischen Bürgerinnen auslassen. Der Pöbel wollte ja nie eine Gelegenheit auslassen um den Patriziern dreinzupfuschen.


    Momentan herrschte anscheinend eine Pattsituation, da Floras Leibwächter fähig und entschlossen wirkten, was die Männer nicht ermutigte gegen die beiden Frauen loszuschlagen. Aber der jungen Octavia schlotterten die Knie und sie fürchtete, dass die Stimmung jeden Moment kippen könnte, wenn sie, Flora oder Aculeo anfangen wollten, die Helden zu spielen. "Wir sollten uns alle beruhigen...die Götter mögen es nicht, wenn Unschuldige für Verbrechen verurteilt werden..." sagte sie nur sehr leise, denn sie wollte niemanden anstacheln. Aber die Gewalt lag schon in der Luft und vermutlich würde jeden Augenblick ein Gewitter hier losbrechen. Wo blieb nur die Stadtwache oder das Heer um diesen Tumult zu beenden?

    Varena war schon mit dem Einkaufen fertig und für heute hatte sie nichts mehr geplant. Mit ihrem Korb voll frischem Obst und Blumen kam sie in die Taverne und blickte sich noch ein wenig geblendet um. In einer Ecke entdeckte sie einen älteren Patrizier, dem sie nun schon ein paar Mal begegnet war und winkte ihm freundlich.

    Gerade als Varena Flora antworten wollte, nahm die Lautstärke der Menge noch einmal ein ganzes Stück zu. Steine wurden geworfen und man sah nur zwei oder drei Gestalten, die der Zierlichkeit nach, Frauen gewesen sein mussten geduckt wegrennen. Die Gewalt schien sich nun allgemein gegen Frauen zu richten und sie warf Flora einen ängstlichen Blick zu. "Wir sollten wirklich sofort verschwinden, Aurelia Flora. Die Steine..." Atemlos brach Varena ab und raffte ihre Tunika zusammen um notfalls besser laufen zu können. "Das Angebot mit der Villa Aurelia nehme ich natürlich fürchterlich gerne an...Ich glaube momentan ist es überall besser als hier..."