Beiträge von Aulus Iunius Seneca

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    Wie immer machte der ältere Ianitor Gorgion die Tür auf. Auch wenn seine Augen durchaus nicht mehr die besten waren so waren der Iulier und sein Mündel natürlich auch ihm bekannte Gäste welchen das Haus der Iunier immer offen stand.
    "Iulius Licinus und Esquilina. Welch Überraschung bei diesem Wetter und zu dieser Stunde!" sagte der Mann, und beugte sich ein wenig zu Esquilina runter "Guten Abend junge Dame, Silana wird sich sicher freuen dich zu sehen." sagte er lächelnd und trat dann zur Seite "Bitte, kommt herein. Wärmt euch auf und geht ins trockene. Der Dominus wird bald zu euch ins Triclinium kommen."

    Der Iunier musste das gesagte erst einmal kurz sacken lassen, doch nach kurzer Bedenkzeit war ihm klar, dass man die Dinge am Limes so regeln musste wie es Rom schon seit jeher gemacht hatte.
    "Wir können unmöglich ein ständiges Netz aus Kundschaftern soweit hinter dem Limes unterhalten." befand Seneca, er sah einerseits die Vorteile nicht, denn 150 Kilometer waren eine ganz schöne Strecke und dazwischen lag noch einiges an Land. Natürlich möchte man immer perfekte Informationen, doch solche Situationen existieren nur in der Theorie, in der Praxis, besonders hier am Limes, galt es pragmatischer zu denken.
    "Mit dem neuen Vertrag mit den Chatten haben wir eine gute Grundlage um kleinere Stämme entlang des Limes enger an uns zu binden. Sie werden uns als wichtige Informationsquelle dienen. Natürlich müssen wir ihnen im Gegenzug die Vorteile der Zusammenarbeit mit Rom aufzeigen. Handel, Wohlstand aber vor allem Sicherheit. Sie werden eine weitere Grenze vor dem Limes bilden welche wir jedoch auch zu verteidigen gedenken." dachte Seneca laut nach, schließlich hatte Rom schon immer auf Bündnispartner gebaut um seinen Einfluss in einer Region zu festigen "Das dauert natürlich seine Zeit. Doch der Herbst naht und mit dem folgenden Winter sollten eigentlich keine allzu großen Überraschungen auf uns warten. Was ist deine Meinung Petronius?"

    Ich muss mich bei allen die auf mich warten entschuldigen. Diese Woche ging es auf der Arbeit zu wie im Irrenhaus und auch jetzt komme ich gerade erst aus dem Büro wieder.
    Trotzdem hab ich Lust und vielleicht gibt's heute auch schon was zu lesen von mir, ansonsten bitte ich bis allerspätestens morgen um Geduld:)

    "Nun, wie ist es dir ergangen? Deine Zeit hinter dem Limes dauerte ja nun doch länger als ich es erwartet hatte." begann Seneca das Gespräch mit dem offensichtlichen, und kramte ein paar Unterlagen hervor "Seit deinem Aufbruch hat sich verändert. Von einer Bedrohung direkt an Roms Grenze zu einem recht stabilen Frieden welcher erst kürzlich beschlossen und mit dem Austausch von barbarischen Adeligen und römischen Hilfslieferungen besiegelt wurde. Ich denke, dass diese Nachricht auch im freien Germanien schnell verbreitet wurde?" erklärte Seneca die aktuelle Gemengelage und fuhr fort "Aber gut, du warst auf einer Mission und ich habe meine Zeit hier verbracht, bitte, berichte."

    Als Seneca seinen "Vize" sah, nach all der Zeit und vor allem vor diesem Hintergrund, erhob sich der Iunier, ging schnurstracks an ihm vorbei und schloss erst einmal die Tür. Das Gespräch war nicht für alle Ohren bestimmt, auch nicht für seinen Scriba.
    "Petronius! Ich bin erfreut dich nach all der Zeit wohlauf zu sehen. Bitte, ersparen wir uns das Protokoll, setz dich und nimm dir etwas zu trinken." grüßte Seneca den Mann und deutete auf einen der beiden Sessel vor seinem schweren Holztisch.

    Seneca hatte natürlich keinen blassen Schimmer über die Vergangenheit des Mannes und nahm das was er sagte einfach mal so zur Kenntnis. Er ging also nie den leichten Weg, und offensichtlich auch nie den finanziellen attraktivsten... Andererseits konnte man sich als Römer bei der Ala wohl auch bessere Aufstiegschancen ausrechnen als bei der Legion wo es nur so von römischen Bürgern die in Wort und Schrift ausgebildet waren wimmelte.
    "Ich verstehe Germanicus. Nun, ich bin froh, dass du dich der Turma I angenommen hast und diese scheinbar auch recht gut im Griff hast." erklärte Seneca und fuhr mit seinem Finger über den Rand seines Bechers, bevor er den Blick auf den Becher seines Offiziers warf. Er entsagte dem Wein? War der Mann wirklich Römer?
    "Nun, schade, dass du den guten Tropfen aus meiner Heimat verschmähst." scherzte Seneca und nickte "Aber das ist alleine deine Entscheidung." fuhr er fort, denn letztlich war es ihm egal was der Mann tat und nüchterne Offiziere wären noch vor ein paar Jahren ein angenehmes Novum in dieser Einheit gewesen.
    "Hast du schon Pläne für deine Zukunft? Die meisten deiner Kameraden würden auf diesem Posten verharren und anschließend das Bürgerrecht annehmen. Doch dieses Ziel ist dir ja bereits per Geburt vorausgenommen worden. Strebst du höheres an Decurio?"

    "Ich bin mir sicher, dass du das tust Decurio." entgegnete Seneca knapp und nickte, bevor er auf eine Karte vor sich schaute und zu seinem Becher griff.
    "Nun gut Germanicus, wenn ich doch schon einmal hier habe erlaube mir eine Frage der persönlichen Neugier:" Seneca griff nach einem zweiten Becher, füllte ihn mit ein wenig Wein auf und schob ihn über den schweren aber relativ glatten Holztisch zu seinem Gegenüber "Ein römischer Bürger in den Diensten der Ala. Was hat es damit auf sich? Versteh mich nicht falsch, ich sehe nichts ehrloses an deinem Dienst an Reich und Kaiser, gerade als Säule der Disziplin zwischen Leuten, die meist nur ein Ziel haben: Das Bürgerrecht. Doch was bewegt den Mann Germanicus Varro?" fragte Seneca und trank einen Schluck.

    "Künstlerische Integrität?" fragte Seneca kurz nach, weil er nicht wirklich wusste, was er damit anfangen sollte, doch er beließ es dabei und beschloss, sich erst einmal auf den finanziellen Aspekt zu konzentrieren, welcher ihm recht vielversprechend erschien, weshalb er seine kurze und impulsive auch schnell zu überspielen versuchte, weshalb er Seiana dabei half das Kissen zurechtzurücken und ihr kurz über den Rücken strich.
    "Geht's?" fragte er etwas besorgt und fuhr fort "Willst du dich hinlegen?" schob er nach, schließlich war es ja bereits Abend und Seiana war an diesem Tag für ihre aktuellen Umstände recht umtriebig gewesen.
    Ihren nachfolgenden Vorschlag quittierte Seneca indes mit einem Lächeln, die Aussicht, dass sie sich mit ihm zusammen die Abschrift anschauen würde freute ihn irgendwie, schließlich kam es bei ihm nicht allzu oft vor, dass er überhaupt die Gelegenheit hatte irgendetwas "berufliches" mit Seiana zusammen zu machen. Sicher, sie entstammte einer Soldatenfamilie wie seine es auch war und wusste deshalb sicher was er den ganzen Tag so trieb, aber wirklich zusammen gearbeitet hatten die beiden noch nie, eine neuen Erfahrung also...
    "Es würde mich freuen wenn wir das tun würden. Auch wenn du dabei sicherlich die mit dem Durchblick bist." sagte er, halb ernst halb scherzhaft, schließlich hatte Seiana einen Sinn für sowas, während er in diesen Tagen eher zu einer gewissen Paranoia neigte.
    Während sich seine Stimmung zusehends verbesserte, klar zu erkennen an der Entschuldigung welche er sich ungern aber unbestritten abgerungen hatte, schienen seine anfänglichen Aussagen Seiana noch immer zu belasten. Es kam nicht oft vor, dass sie ihre Bedenken und Sorgen bezüglich ihrer Tochter offen kommunizierte, doch ähnlich wie Seiana war auch Seneca nicht blind und unbekümmert wenn es um Silanas Zukunft ging...
    "So viele Sorgen wie sich ein Vater machen sollte denke ich." entgegnete Seneca auf ihre Frage und kratzte sich am Hinterkopf "Sie ist sehr still aber in ihr scheint es ständig zu arbeiten. Ich wünschte, dass sie ein wenig unbekümmerter wäre, so wie andere Kinder. Aber da kommt sie scheinbar nach ihrer Mutter." merkte Seneca an und fuhr fort "Aber das ist eventuell auch mein Fehler, viel zu lange habe ich ihre Adoption schon auf die lange Bank geschoben. Und jetzt mit der Schwangerschaft, und meinen Aufgaben..." Seneca stockte kurz um eine Formulierung zu finden "Ihre Eltern haben wenig Zeit für sie und ich denke, dass sie so langsam versteht, dass sie anders ist als das Kind welches gerade in dir heranwächst. Sie ist ja kein Kleinkind mehr. Das neue Kind wird direkt einen klaren Status haben, während es noch immer Seiana und Silana sind... Und eben Iunius Seneca."

    Ich muss gestehen, dass mir davon bis jetzt noch keins untergekommen ist.
    Aber abgesehen davon: Dann müssten User teils Jahre alte Beiträge bearbeiten und die Bilder auf andere Plattformen umziehen lassen. Weiß nicht, ob sich der Aufwand wirklich lohnt oder man einfach ab sofort einen anderen Provider benutzen sollte (oder eben muss).

    "Nun... Vielleicht sollte ich mich aus den direkten Planungen einfach raushalten um dem Unheil seinen Lauf lassen. Wer weiß? Vielleicht kommt ja ein Meisterstück raus und am Ende darf ich mich von der Gemeinde feiern lassen." versuchte der Iunier die angespannte Situation etwas aufzulockern. Er war froh, dass Seiana sich immerhin hingesetzt hatte und sich nicht mehr allzu sehr aufzuregen schien, auch wenn seine Frau keine Person war die Dinge schnell vergessen konnte oder würde, so war Seneca zumindest froh die fletschenden Zähne und überlauten Töne aus dem Raum genommen zu haben, denn seine Wut wich immer mehr seiner Ratlosigkeit bezüglich dieser Sache, was fast noch schlimmer war schließlich hatte sich diese Sache für ihn von einer angenehmen Lappalie zu einem handfesten persönlichen Problem hochgeschaukelt, und er dachte mehr darüber nach als es ihm eigentlich lieb war.
    "Eventuell hast du recht." entgegnete Seneca ob Seianas Vorschlag ihm zumindest zu drohen sofern sich sein Verhalten nicht ändern sollte "Er ist sicher nicht wegen des Rufes der kulturellen Hochburg nach Mogontiacum gekommen. Er folgte meinem Geldbeutel und er lebt hier nicht schlecht. Vielleicht sollte ich ihn daran erinnern, dass das alles seinen Preis hat und es diesen zu bezahlen gilt." dachte er laut nach und blickte dann seine Frau an "Ich werde ein Auge auf die Proben dieses Stückes werfen müssen, eventuell kann mir Caerellia oder Maahes da behilflich sein." an seine Frau dachte er natürlich gar nicht, so schwanger wie sie war und mit der nahenden Geburt, würde sie auch anschließend sicher einige Zeit brauchen um wieder 'unter den normalen Menschen' zu sein.
    Seneca presste die Lippen ein wenig zusammen und ließ seinen Kopf kurz hängen bevor er seufzte, dieser Moment fiel ihm immer am schwersten.
    Er hob seinen Kopf wieder an und blickte Seiana an...
    "Verzeih... Was ich dir an den Kopf geworfen hab, vor allem bezüglich Silana..." begann er etwas zaghaft und kleinlaut "Es war ungerecht und unnötig." fuhr er fort und blickte dann etwas beschämt auf den Boden "Ich weiß, dass du dein bestes gibst."

    "Es geht nicht um den Inhalt des Stücks sondern um die Art und Weise wie hier damit umgegangen wird!" entgegnete Seneca patzig, und in Wahrheit ging es mittlerweile eigentlich nur noch darum wie mit ihm umgegangen wurde, längst hatte sich der Fokus vom Inhalt des Stückes hin auf seinen persönlichen Groll gegen Menelaos und seine Behandlung durch diesen Peregrinus übertragen.
    Je häufiger Seiana seine Argumentation aufgriff und ihn vor Augen führte, desto weniger wahrscheinlich erschienen ihm auch etwaige Aufstände wegen eines simplen Theaterstücks und dennoch, er hatte noch guten Grund um angefressen zu sein, vielleicht sogar noch mehr als vorher, schließlich hatte Seiana ja nun gewissermaßen Partei für jemanden ergriffen der ihren Mann als Dummkopf darstellen ließ, doch das ließ er sie nicht wissen.
    "Sag du es mir. Er grüßt mich allenfalls ungebührlich. Er ignoriert meine Einwürfe und schafft es mit jedem aufmerksam zu sprechen während er meine Worte nur mit diversen Blicken quittiert." regte sich Seneca über den Mann auf "Es ist völlig klar: Er hat etwas gegen Soldaten, oder gegen römische Soldaten. Er denkt, dass ich nichts für seine Arbeit übrig habe..." was natürlich zum Teil stimmte "...und er selbst denkt selbiges über mein schaffen." erklärte er sich selbst die für ihn naheliegende Theorie, diese Künstler waren doch immer von der Sorte 'Feder mächtiger als das Schwert' also war es doch nur konsequent, dass er einen Militärkommandanten verabscheute. Er blickte Seiana an, und sah ihr zu wie sie sich den Rücken stützte...
    "Setz dich lieber hin." sagte er knapp, er wollte nicht, dass sich Seiana allzu sehr überanstrengte, hegte jedoch immer noch einen kleinen Groll "Sag du mir was ich tun soll. Ich kann ihn nicht entlassen, wie sähe das aus? Doch kann und will ich mich von ihm auch nicht so behandeln lassen."

    'Das hätte ich mal besser nicht sagen sollen' geisterte es Seneca praktisch umgehend durch den Kopf als er bemerkte, dass es zu spät war um die Worte bezüglich ihrer Schwangerschaft wieder einzufangen. Kurz hoffte er, dass Seiana seine unbedachten Sprüche einfach ignorieren würde, doch weit gefehlt: Sie erhob sich sogar aus ihrem Sessel, und Seneca wusste, dass es nun noch etwas ernster werden würde.
    "Natürlich ist mein Blick getrübt! Aber es ist die richtige Art von Trübung! Es ist die Vorsicht und der Wille, keine noch so kleinen Risiken einzugehen. Aber das ist natürlich gänzlich absurd!" er unterstrich seine Worte mit erhobenen Augenbrauen und einem Schulterzucken "Wie soll ich es ihm vermitteln?" fragte Seneca und seufzte, während er etwas ernüchtert durch den Raum blickte "Er hält mich für einen Dummkopf. Einen Dummkopf mit Geld zwar aber er nimmt sich seine Freiheiten auch die die er nicht hat weil er weiß, dass ich sowieso keine andere Wahl hab jetzt, wo sich die Planung dieses Stücks herumgesprochen haben." erklärte er ihr und blickte sie nun an "Ich hätte die Kultur ganz einfach dir überlassen sollen. Ich kann mit solchen Menschen nicht umgehen, und sie offensichtlich auch nicht mit mir." schob er noch nach und dachte zurück an die Leute aus diesem Bereich die er bereits getroffen hatte. Damals, in Ostia, hatte er ebenfalls Probleme sich den Schauspielern verständlich zu machen. Seianas Bruder war auch von der Sorte und nicht unbedingt ein riesen Freund des Iuniers.

    "Natürlich darfst du anderer Meinung sein!" antwortete Seneca mit einer abwiegelnden Handbewegung, es war klar, dass sie seinen Punkt nicht begriff und er hier gegen eine Wand sprach.
    "Er behandelt mich wie einen Narren Seiana!" sprach er nun noch einmal eindringlich "Ich weiß nicht wie viel du von unserem Gespräch mitbekommen hast aber er nahm mich beinahe nicht wahr! Aber mein Geld, dafür hat er immer ein Auge." regte er sich und fuhr sich dann mit der Hand durch die Haare "Ich hab zu viel investiert und zu viel Zeit vergeudet um ihn zu ersetzen. Doch er lässt mich stets auflaufen, während er der Tiberia schöne Augen macht und dich auf Händen trägt. Vielleicht umgarnt er dich einfach zu geschickt und verhindert damit einen klaren Blick." äußerte sich Seneca etwas unbedacht setzte aber natürlich noch unbedachter einen drauf "Vielleicht sind es auch die Strapazen der Schwangerschaft. Doch ich sitze jetzt hier und zahle und stehe mit meinem Namen für ein Stück welches mir Kopfzerbrechen bereitet. Das hat man wohl von seiner Wohltätigkeit." resignierend setzte sich Seneca aufs Bett und zuckte mit den Schultern. Es war eigentlich grotesk, dass er sich so viele Gedanken über ein vermeintlich kleines Stück machte, doch die Sicherheitsbedenken hatten sich längst mit persönlichen Vorbehalten vermengt und waren zu einer Art Blockade geworden welche es ihm nur schwer möglich machten von seinem Punkt abzurücken.

    Genau in die Wunde! Es war nur logisch, dass Seiana seine Bedenken als übertrieben ansah und eventuell hatte sie auch recht, doch sie war nicht hinter dem Limes gewesen. Sie hatte nicht den Hass der Germanen auf die Römer zu spüren bekommen und sie hatte auch nicht die Tumulte bei den Kreuzigungen erlebt. Erlebt wie sich die germanische Bevölkerung offen an die Seite der Barbaren gestellt hatte. Wie es zu Auseinandersetzungen zwischen aufrichtigen Römern und denen kam, die sich noch nicht an die Vorzüge der römischen Herrschaft gewöhnt hatten oder gewöhnen wollten.
    Er merkte, dass er Seiana wohl mit seinen Aussagen zu Silana getroffen hatte und wäre er nicht so wütend, dann würde er sich dafür auch mit ganzem Herzen entschuldigen. Doch er war wütend, und Seiana tat, unbewusst, auch nicht gerade etwas dafür um seine Gemüt zu beruhigen...
    "Natürlich sitzen keine wilden Barbaren im Theater! Aber diese Menschen hier, auch die Oberschicht, sind noch immer tief mit den Stämmen verbunden! Der Name Arminius sagt dir was oder? Im Kopf mögen hier viele Römer sein, doch im Herzen da sind sie immer noch Germanen!" gab er ihr mehr oder weniger bewusst zu bedenken und fuhr fort "Als Praefectus Alae der mit der Sicherheit dieser Gegend betraut ist, habe ich eben bedenken. Ich wünschte wirklich, dass ich auf dich hätte zählen können!" ein wenig schlechtes Gewissen konnte nie schaden.
    "Was denkt Lucia denn nun? Und Menelaos? Ich stehe da wie ein Narr, weil mich die große Decima Seiana mit ihrem kulturellen Hintergrund mit einem Satz aus dem Konzept bringen konnte." befand er und wandte seinen Blick von ihr ab damit sie nicht direkt sehen konnte wie sehr ihn diese Situation grämte. Er wusste, dass Seiana manchmal das Gefühl hatte, dass sie ihn nicht verdiente. Doch unter all den Witzen und den Komplimenten war auch Seneca ab und an nicht so ganz sicher wie er an der Seite dieser Frau gelandet ist die trotz ihrer eher zierlichen Statur ziemlich große Fußstapfen hatte.

    Natürlich wusste Seneca, dass der Vorwurf bezüglich Silana unfair und unpassend war, und das Seiana sich einfach schwertat die Mutterrolle im klassischen Sinne anzunehmen. Dennoch, Seneca war verstimmt und hatte es ihr einfach an den Kopf geworfen, doch eigentlich hatte sich nichts geändert: Silana wusste natürlich wer ihre Mutter war, sie liebte Seiana, denn sie kannte es ja auch nicht anders. Doch konnte er sich jetzt kein wirkliches Zurücktreten erlauben, sodass er schnell auf ein anderes Thema wechseln musste um seine Position nicht zu schwächen und sich der Lächerlichkeit preiszugeben...
    "Ich bin meistens im Kastellum, wer weiß schon was in ihr vorgeht, sie ist sowieso eher still." wiegelte Seneca ab um auf sein eigentliches Anliegen zu kommen, schließlich wusste er, dass er selbst nicht unbedingt der Mustervater war angesichts seiner langen Zeiten die er im Lager oder eben auf etwaigen Missionen verbrachte, gegenwärtig und in der Vergangenheit.
    "Du weißt doch ganz genau weshalb ich so erbost bin oder nicht?" fragte Seneca nun rhetorisch, er erwartete keine Antwort "Ich gebe mir Mühe dieses Stück auf die Beine zu stellen, etwas Kultur in diese Einöde zu bringen, für dich und für die anderen römischen Familien hier. Ich bezahle diesen Träumer, diesen Taugenichts, und er behandelt mich wie den örtlichen Dorftrottel! Ignoriert meine Einwürfe, provoziert mich, während ich nur nicken und bezahlen soll." echauffierte sich Seneca während er auf und ab tigerte "Und dann habe ich Lucia endlich soweit, dass sie mich unterstützt und meine Argumente aufgreift, auf sie scheint er ja zu achten. Und dann.. Und dann! Dann kommst du einfach vorbei und stellst dich auf seine Seite?! Hast du denn nicht mitbekommen was die letzte Zeit hier los war mit all den Stämmen und Überfällen? Ich versuche die Balance herzustellen... Aber was weiß ich schon?" fragte er nun etwas resignierend. Manchmal hatte er noch immer das Gefühl, dass er der kleine Soldat aus der Provinz war und sie die Frau mit all der Macht, Bildung und dem Geld im Rücken. Es waren seltene Momente, aber Momente wie dieser machten ihm trotz seines Werdegangs zu schaffen, "Wie stehe ich denn nun da vor den beiden? Ohne Rückgrat."