Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    "Ich danke dir." antwortete Seneca auf die Ankündigung seines Freundes für die Geburt bei den Göttern vorstellig zu werden, mehr konnte wohl niemand wirklich tun, außer eventuell die Amme die hier und da mal das ein oder andere Kraut zusammenpanschte, aber wer wusste schon was letztlich dabei rauskommen würde?
    Als Licinus auf die Adoption zu sprechen kam wurde Seneca kurzzeitig hellhörig, einen Zeugen? Eventuell hatte er einfach Klientenbonus bekommen und Vala diente schlicht als Zeuge ohne, dass es ihm wirklich bewusst war. Aber was ihm Officum des Statthalters geschah blieb natürlich im Officium des Statthalters weshalb sich Seneca nach bestem Wissen und Gewissen äußerte...
    "Du musst mit ihr zur Regia und dort die Adoption beantragen. Selbstverständlich werde ich dir als Zeuge zur Seite stehen. Sag mir einfach nur wann du mich brauchst. Der ganze Prozess ist vergleichsweise unkompliziert." erklärte er und war dann irgendwie erleichtert zu hören, dass auch die Legio Probleme mit den Vorräten hatte. Nicht etwa weil er Schadenfreude empfand, sondern weil die Versäumnisse seiner Truppe im Sommer scheinbar nicht einzigartig waren.
    "Schade, ich dachte schon wir könnten endlich mal etwas nützliches aus eurem Lager machen." scherzte er zurück und fuhr fort "Wir planen etwaige Fehlmengen bei den umliegenden Bauern zu kaufen. Eventuell auch aus dem Süden, wir müssen sehen wie sich die Dinge entwickeln."

    Seneca hörte sich die Ausführungen seines Subpraefectus Alae geduldig an. Immerhin der Versorgungslage und der Pferde hatte der Mann ins schwarze getroffen, und Seneca nickte höchstzufrieden.
    "Ein ausgezeichneter Vorschlag Petronius. Die Reform der Pferdehaltung wird die Lage erheblich verbessern, wirklich, ausgezeichnet." merkte Seneca an, und machte sich innerlich bereits eine Notiz um dem Petronier den Weg für die angedachten Reformen freizumachen und die nötigen Felder aufzukaufen, auch wenn dies den Bau von Stallungen auf eben jenen Koppeln benötigen würde, damit die Gäule nicht erfrieren würden, Abhärtung hin oder her.
    "Ich werde auch ein paar Männer abstellen, welche die Koppeln für uns nutzbar machen und Begrenzungen und Stallungen anlegen bevor der Winter einbricht. Zeit ist ein Faktor, aber ich denke, dass wir das recht unkompliziert umsetzen können." befand er, hörte dann allerdings weiter zu.
    Als Marcellus auf die von Seneca selbst gewünschte 'Spezialeinheit' zu sprechen kam und die ersten Namen fielen, klingelte es bei Seneca und er kramte in einen Schriftrollen herum, bis er schließlich den entsprechenden Namen samt Vermerken fand, was ihn insgesamt etwas skeptisch werden ließ.
    "Duplicarius Ocella ist zweifelsohne keine schlechter Offizier Subpraefectus. Jedoch hat er nicht einmal ein Jahr als Duplicarius gedient und während seine Tätigkeiten in Fragen der Ausbildung nicht hoch genug gewertschätzt werden kann, halte ich es für nicht vertretbar, dass er nach so kurzer Zeit bereits das Kommando über eine eigene Einheit erhält. Zumal ich, gerade im Kontext einer irregulären Aufklärungseinheit, den Vorteil eines Römers gegenüber eines mit den einheimischen Dialekten vertrauten Offiziers nicht zu erkennen vermag." dämpfte Seneca an dieser Stelle die Erwartungen, den Vorschlag seines Stellvertreters in allen Ehren, aber nur weil man Römer war bekam man auch bei der Ala nichts geschenkt, "Wir haben noch über ein Dutzend weitere Turmae aus denen wir schöpfen können. Turma I ist natürlich eine Vorzeigeeinheit, doch strebe ich dort erst einmal keine Veränderungen an. Tirones kommen für den Offiziersposten erst in Betracht, wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Turma I ist eine Kampfeinheit, keine Kaderschmiede für die gesamte Ala." stellte Seneca klar, ein Tiro hatte erst einmal das Handwerk der Mannschaften zu lernen bevor er von Offizierswürden träumen konnte.

    "Bedienstete mit Kindern im gleichen Alter?" wiederholte Seneca etwas verdutzt die Worte seiner Frau und verfiel dann wieder in das etwas verschmitzte Grinsen welches ihr noch aus den Tagen bekannt sein musste an denen sie sich kennenlernten "Hört hört! Der Junge vom kleinen Gehöft in Tarraco denkt an Freundinnen, aber das Mädchen aus der mächtigen Gens Decima hat da andere Mittel und Wege!" neckte er sie, was bei ihm gelegentlich auch in den unpassendsten Momenten vorkam, aber Seiana wusste ja worauf sie sich eingelassen hatte weshalb Seneca nicht einmal probierte sein Grinsen zurückzuhalten.
    "Die Idee ist gut. Ich werde sehen was sich tun lässt..." meinte er aufrichtig, begann dann jedoch wieder zu schmunzeln "...Augusta." sagte er etwas leiser, besann sich dann jedoch wieder auf die Ernsthaftigkeit des Gespräches.
    "Was den Lehrer angeht, so hat Licinus von der Frau des Helvetius Curio geschwärmt. Ich persönlich kenne sie nicht so gut, jedoch könnte man sie sicherlich einmal einladen und sich mit ihr unterhalten." schlug er vor, viel mehr Ahnung über mögliche Lehrer in dieser Provinz hatte er sowieso nicht, allerdings hatte Seiana ja eventuell noch jemanden im Sinn, Bildung war schließlich eher ihr Steckenpferd.
    Als Seiana endlich ihre Zustimmung zur Adoption von Silana gab wandelte sich Seneca leicht verschmitztes Grinsen in ein aufrichtiges Lächeln. Er fuhr mit der Hand über die Wange seiner Frau "Ich danke dir." sagte er während er ihr in die Augen blickte "Endlich wird das alles normal. Silana wird eine großartige Zukunft haben."

    "Gute Besserung? Setze ihr bloß keine Flausen in den Kopf. Die Amme, zugegeben sie ist etwas.. grobschlächtig... Sagt stets, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist, und man es auch nicht so behandelt sollte." sagte Seneca mit einem Grinsen und zuckte mit den Schultern "Aber ganz ehrlich: Ich bin da wohl der letzte der irgendeine Idee davon hat was genau sie momentan durchmacht. Ich bin nur froh wenn das Kind auf der Welt ist, und alle wohlauf sind." scherzte er, und ließ damit auch durchblitzen, dass er genauso wenig im Thema war wie Marcus.
    Seine Neuigkeiten indes freuten ihn mehr als man es wohl vermutet hätte. Ein Lächeln ging in Richtung Esquilina und dann zu Marcus "Ach hat sie das? Nun, ich hab mich auch schon einmal gefragt was da im Wege stand. Bei euch beiden haben sich zwei gefunden. Ich freue mich für euch zwei, auch wenn ihr ja so oder so stets wie Pech und Schwefel oder Vater und Tochter aufgetreten seid. Wir sollten das bei Gelegenheit feiern!" merkte er an, und hoffte, dass Seiana dann auch wieder soweit wäre um sich an den Feierlichkeiten zu beteiligen.
    "Südgallia, nun, der Winter steht hier ja erst noch bevor. Bei der Ala gibt es noch massig Vorräte zu beschaffen und auch der Hof hier müsste winterfest gemacht werden. Zumindest in Sachen Brennholz sind wir hier gut aufgestellt, sodass wir immerhin muckelig warm verhungern." erklärte Seneca etwas sarkastisch, als Praefectus Alae übertrieb er natürlich maßlos denn die Kammern waren prall gefüllt, und dennoch hatte er den schlimmen Winter noch gut in Erinnerung "Wenn ich du gewesen wäre, hätte ich mit Esquilina am Mare Mediterranum überwintert. Deine Männer wagen sich bei Schnee doch sowieso nicht hinterm Ofen hervor."

    Natürlich hatte Seneca die Ala fachgerecht antreten lassen und hatte den Salut seines Kameraden dankend angenommen. Da er in Abwesenheit von Duccius Vala nun einmal der ranghöchste Militär der Stadt und auch der weiteren Umgebung war, hatte er die für ihn recht undankbare Aufgabe übernehmen müssen hier und heute vor versammelter Mannschaft und der Stadtprominenz die Rede halten zu müssen.
    Natürlich erwiderte er den Salut und salutierte seinerseits auch dem scheidenden Tribunus, bevor er sich im Lichte der Flammen zur Rednerbühne aufmachte, um seine Rolle in diesem Theater für die Götter, oder die vergöttlichten, zu spielen.
    Natürlich würdigte er mit seinen Blicken noch alle anwesenden und die Truppen, bevor er mit seiner Laudatio funebris für Drusus begann, wobei er seinen Sohn, Germanicus, später ebenfalls noch erwähnen wollte.


    "Bürger Mogontiacums, treue Soldaten Roms!" begann er seine Stimme den Gegebenheiten des Ortes anzupassen, während seine Augen die Flammen fixierten,
    "Wie es Brauch ist, kommen wir an diesem Tag zu dieser Zeit hier zusammen, um den Männern zu Gedenken, die römische Kultur und den Wohlstand in diese Provinz gebracht haben, und welche nicht nur Soldaten führten, sondern von ihnen auch geschätzt und mit größter Loyalität bedacht wurden." kurz geisterte es dem Iunier durch den Kopf ob seine Männer auch ähnlich über ihn dachten, doch bei einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus Peregrinen rechnete er nur bedingt damit.
    "Nero Claudius Drusus ist der Geschichte bekannt als wahrer Römer, der unsere Truppen weiter in dieses ungezähmte Land führte als jeder andere vor ihm. Ein ruhmreiches Unterfangen zweifelsohne." er hielt kurz inne, fuhr jedoch dann fort "Doch folgte er nicht blind dem Ruhm. Nein, viel mehr strebte er die Sicherung unserer Provinz an. Die Sicherung des Bodens auf welchem wir hier nun stehen und florieren, und auf welchem Römer und Germanen gemeinsam leben, handeln und kämpfen, gegen die, die nach Zwietracht und Zerstörung trachten. Drusus starb nicht als Held in der Schlacht, doch seine Taten und Erfolge haben ihm die Pforten ins Elysium gewiss weit aufgestoßen und er weilt nun schon länger dort, doch bleibt sein Schaffen und sein Erbe bei jedem einzelnen Soldaten in diesem Land unvergessen. Wir Gedenken Drusus in Achtung und Dankbarkeit für all das was er für Rom und seine Soldaten getan hat."
    Erneut hielt Seneca inne, kam aber dann zum zweiten Teil seiner Rede "Auch gedenken wir Drusus' Sohn, Germanicus, welcher fern der Heimat in Syria starb doch dessen Schaffen in dieser Provinz einen bleibenden Eindruck hinterließen. Loyal zum Volk von Rom widerstand er den Versuchungen der Macht als ihm die Imperatorenwürde dargereicht wurde. Indes verteidigte er tapfer die Grenzen vor Arminius' Schergen und verfolgte diese später bis in ihr Nest um aller Welt zu zeigen dass Rom nicht vergisst, und ob der schwere und Schändlichkeit seiner Taten, auch nicht vergibt. Doch war es nicht nur der Drang nach Rache der Germanicus antrieb, viel mehr wollte er seinen getreuen Soldaten zeigen, dass er die gefallenen Kameraden hinter der Grenze nicht vergessen hatte. Immer wieder suchte er das Schlachtfeld von Varus' großer Schmach auf um die Ehre der Männer und der Legionen wiederherzustellen. Er zeigte uns Offizieren und den Soldaten, dass es egal ist wo einem sein Schicksal ereilt: Rom lässt seine Soldaten nicht zurück." Nach dieser Aussage ließ er zwei Sekunden verstreichen um ihre Bedeutung hervorzuheben, bevor er fortfuhr...
    "Gedenken wir diesen großen Römern indem wir dem Feuer unsere Gaben erbringen und ihre Taten in unseren Gedanken reflektieren. Doch Gedenken wir ihnen auch indem wir ihr Erbe fortführen, gemeinsam, auf das wir auch in Zukunft noch von ihrem Handeln bestärkt werden." beendete er seine Rede und blickte dann zum Tribunus, schließlich könnte er ja auch noch einige Worte beisteuern wollen.

    Auch wenn Seneca nie das Selbstbild eines begnadeten Casparius hatte, so fühlte er sich dennoch genötigt seinem alten Kameraden eine zu verpassen um seine Atemwege wieder zu öffnen. Sicher, es hatte einst Zeiten gegeben, um genauer zu sein auch Orte wie Vicetia, wo Seneca seinem Gast wohl ein Schwert in den Rücken gerammt hätte, doch wie das Leben so spielt waren diese Tage längst vergangen und die tiefe Freundschaft hatte derartige Gedanken zu einem Absurdum werden lassen.
    "Atme erstmal Marcus..." sagte Seneca grinsend. Wäre Esquilina nicht mit im Raum gewesen hätte er noch ein 'sonst brauchen wir bald drei Kinderzimmer' drangehängt, doch er verkniff es sich ob der Gesellschaft.
    "Du wirst sie sicherlich noch sehen. Sie ist jedoch mittlerweile schon in der Phase wo ihre Schritte etwas schwerer fallen. Gelinde gesagt." es gab Tage an denen er im Dämmerzustand von Pferden und karthagischen Elefanten träumte wenn sie schon wach war und ihre ersten Schritte tat, was er seiner sonst so grazilen und eher zierlichen Frau natürlich niemals sagen würde. Nicht einmal im Scherz.
    Das Licinus von der Adoption wusste überraschte ihn wiederum kurz, wobei: Nachrichten verbreiteten sich in diesem kleineren Städtchen ja so oder so immer recht schnell.
    "Du hast es ja schon vor einiger Zeit angesprochen. In ihren Adern fließt iunisches Blut, ich habe sie stets als meine Tochter angesehen und nun ist sie es auch vor dem Gesetz. Ich habe diese Sache viel zu lang hinter anderen Dingen zurückgesteckt." sagte er lächelnd, aber auch mit der nötigen Portion Selbstkritik.
    "Nun hab ich euch beide mit all diesen Neuigkeiten wohl etwas erschlagen. Was gibts im Hause Iulia neues?"

    Der Iunier hatte stets seine liebe Mühe mit allen Zeremonien und Opfergaben schrittzuhalten. Er war kein ungläubiger Mensch, er ehrte die Götter und die Ahnen, doch er war eben kein allzu guter Kultist. Er vergaß oftmals die Hälfte oder erledigte vieles in einem Abwasch. Doch als Praefectus Alae und somit als zweithöchster Militär in der Region hatte er natürlich die Pflicht den klappernden Tross der Ala in Richtung Scheiterhaufen zu führen. Sicher, viele seiner Männer hatten andere Glauben und Riten, sie kamen aus allen Ecken des Reiches und hatten diverse Hintergründe, doch hier und heute erwartete Seneca eben auch von jenen die nicht verstanden oder glaubten absolute Disziplin und höchsten Respekt für die Zeremonie.

    Natürlich ließ sich die Ala bei derartigen Ereignissen in der Provinz ebenfalls nicht lumpen und ließ zwei Turmae antreten um die Herrschaften in Richtung Rom zu verabschieden.
    Seneca hatte immer wieder einmal Gegrübelt ob Rom nicht auch ein Ort war zu welchem es ihn zurückzog, doch Seiana und Silana waren glücklich in Germanien. Er hatte hier seine Truppe und seine Freiheiten, und auch das gesellschaftliche Leben war zwangloser. Er sah sich schlichtweg nicht in Rom. Aber darum ging es ja auch gar nicht, und so standen Turma I und Turma II Spalier um die Mannschaft zum Hafen zu begleiten. Seneca indes hatte sich in Paraderüstung aufgemacht um sich zu den ranghöheren Herren zu gesellen.
    "Tribunus Flavius. Ich wollte mich natürlich ebenfalls noch verabschieden. Du hast deine Sache gut gemacht, weit besser als viele junge Tribune die ich habe kommen und gehen sehen." lobte er den jungen Mann und nickte dann auch den umstehenden Personen zu.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Das ist wohl die beste Ausrede für eine Sauftour, die ich in den letzten Jahren gehört habe. :D :D :D :app:


    :D


    Ich hab mich mittlerweile auch wieder vom letzten Abend erholt (man wird alt ;) ) und hole heute mit allen IDs auf

    Da Seiana scheinbar selbst nicht mehr allzu viel zum Theater beizutragen hatte und nicht, wie Seneca wohl insgeheim gehofft hatte, die Initiative übernahm und dieses Stück auch wenig zu ihrem Projekt machte, entschloss sich Seneca dieses Thema innerlich erst einmal ad acta zu legen. Darüber hinaus war Silana sowieso erst einmal wichtiger für ihn, und scheinbar auch für Seiana, weshalb er seine Aufmerksamkeit erst einmal auf seine Tochter verlagerte.
    Es war nicht einmal so, dass Silana ein problematisches Kind war. Sie lachte, sie drückte ihren Vater und sie war stets höflich zu Gästen wie auch zu Sklaven, und dennoch wirkte sie für ihr Alter einfach ungemein still und nachdenklich, was dazu führte, dass auch Seneca sie immer häufiger nachdenklich beäugte.
    "Ich denke dieses Landgut ist eine Art Insel, sie kommt vielleicht zu selten hier raus. Iulius Licinus Mündel Esquilina ist zwar etwas älter, scheint sich aber gut mit ihr zu verstehen. Vielleicht sollten sie sich öfters sehen." dachte er laut nach ohne erst einmal zu bedenken, dass Esquilina ja ebenfalls ein Kind war welches einen eigenen Kopf hatte, und welches nicht selbstverständlich verfügbar war.
    "Vielleicht täte ihr auch ein Lehrer ganz gut. Ich weiß nicht so recht..." rätselte der Iunier etwas im Dunkeln, kam aber dann zum konkreteren Thema, nämlich dem rechtlichen Zustand der Schwebe in welchem sich Silana befand.
    "Ich wäre froh wenn wir es angehen. Es soll ruhig jeder hier wissen, dass sie genauso eine Iunia ist wie eine Decima. Und nun sind wir ja schon länger hier im Norden, ich denke, dass die Menschen hier sie sowieso nur als unser Kind kennen, meinst du nicht?" fragte Seneca, zugegebenermaßen etwas rhetorisch, da er die zaghafte Zustimmung seitens Seianas bereits als vollumfängliche Genehmigung ansah die Adoption endlich in die Wege leiten zu können.

    Mit einem Lächeln nahm Seneca die Äußerung der kleinen Esquilina zur Kenntnis und warf Licinus einen vielsagenden Blick zu.
    "Nun, Silana rennt hier irgendwo rum, ich denke einer der Sklaven wird sie schon einfangen und ihr sagen, dass Besuch da ist. Seiana ruht sich gerade ein wenig aus..." Seneca überlegte kurz wie lange Licinus schon nicht mehr hier war, bevor ihm eine Erkenntnis kam und er ein verschmitztes Grinsen aufsetzte.
    "Gut, dass du sitzt alter Freund. Dieser alte Gaul hier wird nämlich noch einmal Vater." ließ er die 'Neuigkeit' vom Stapel welche ja eigentlich keine mehr war für die meisten "Ich hoffe auf einen Sohn. Natürlich mache ich mir auch ein wenig Sorgen um Seiana, doch im Moment geht es ihr gut.. Naja... Sie ist oft nicht allzu gut gelaunt aber gesundheitlich geht es ihr gut." erklärte Seneca und trank einen Schluck Wein um seine kurze Unsicherheit zu überspielen.

    "Gut. Ich brauche jeden tüchtigen Mann im Stab der Truppe." entgegnete Seneca ob der sichtlichen Begeisterung des Petroniers und schon dann die ganzen Dokumente wieder beiseite, und schob seinen Sessel etwas vom Tisch weg, da sich das Gespräch sowieso dem Ende zuneigte.
    "Selbstverständlich darfst du wegtreten Subpraefectus. Richte deiner Frau die besten Grüße und die Bitte aus, deine lange Abwesenheit im Dienste Roms zu vergeben. Vale Petronius." entließ er ihn knapp aus dem Dienstgespräch und blickte ihm noch kurz nach bevor er sich wieder dem recht langweiligen Versorgungsthemen des Winters widmete.

    Seneca war schon relativ überrascht als einer seiner Sklaven den Besuch ankündigte welcher im Triclinium wartete, doch im Falle von Licinus und insbesondere Esquilina, war es jederzeit selbstverständlich, da diese sowieso ein- und ausgingen als wäre dies auch ein Stück weit ihr Haus.
    Seneca war, der Jahreszeit war es geschuldet, in etwas mehr Stoff gehüllt als die übliche Tunika als er das Triclinium betrat um seine Gäste zu begrüßen.
    "Esquilina, wie schön dich zu sehen! Ich hoffe die Birnen schmecken dir, Silana ist begeistert, mir persönlich sind sie noch etwas zu hart." scherzte Seneca und neckte das Mündel seines Kameraden, bevor er sich an eben jenen wandte.
    "Marcus, gut dich zu sehen alter Knabe. Aber bei dem Wetter hätte ich mich im trockenen vergraben." grüßte der den knurrigen Iulier und nahm ebenfalls Platz.

    Wie versprochen für der Ianitor Gordion Licinus samt Anhang ins Triclinium, wo ihnen schnell ein wenig Obst und Getränke gebracht wurde, zumindest das war kurzerhand da war, da der Besuch ja doch recht spontan war.
    "Der Dominus wird bald hier sein, bitte, nehmt euch Getränke und Obst. Ich werde auch mal schauen wo sich Silana rumtreibt Esquilina." sagte der gutmütige Ianitor und machte sich auf den Weg.

    "Gut. Ich bin froh, dass wir auf einer Linie liegen und deine Erfahrungen während deiner Mission ein ähnliches Bild zeichnen." erklärte Seneca knapp und hakte das Thema freies Germanien auch erstmal ab, schließlich sind die aktuelleren Gegner doch eher das Wetter, der Ausbildungsstand der Ala, und die Aufgabe, die Versorgung über den Winter sicherzustellen.
    "Es freut mich, dass du dich direkt so einbringst und dich wieder um die Probleme der regulären Truppe kümmern willst." er kramte einen ganzen Stapel von Listen hervor und knallte diese mehr oder weniger auf den Tisch ohne auf den Inhalt spezieller Rollen einzugehen.
    "Wir brauchen Heu für die Pferde damit sie über den Winter kommen. Die Stallungen müssten auch ausgebessert werden. Darüber hinaus muss die Truppe mit Nahrung versorgt werden. Getreide ist nicht unsere Sorge, jedoch anderes Gemüse und Fleisch. Die Ala schwimmt in finanziellen Mitteln doch unsere Lager sind nur knapp gefüllt. Ich möchte ungern Zwangsabgaben der Bauern eintreiben sondern würde sie gerecht bezahlen." erklärte der Iunier und fuhr fort "Hinsichtlich der Personalstruktur bietet der Winter natürlich Möglichkeiten für tiefergreifende Veränderungen. Turma I wird von römischen Offizieren geführt und ist eine Kampfeinheit. Ich hätte jedoch gerne auch eine Turma welche die Gepflogenheiten des Landes verinnerlicht und etwas... Nennen wir es irregulärer... Agiert. Eine Einheit für Aufklärung und Aufträge im Hinterland als Gegenstück zu den Turmae, welche die römische Infanterie im Feld unterstützt und somit als reguläre Truppe unterstützt."


    Damit waren Senecas Pläne für die "Winterpause", in welcher sich militärisch so gut wie nichts tat, eigentlich ausgelegt.
    "Solltest du dich für eine dieser Aufgaben berufen fühlen, die Versorgungsengpässe sind natürlich erst einmal von kritischer Bedeutung, dann wäre ich froh, wenn du diese übernimmst. Jedoch nicht, bevor du ein paar Tage geruht hast Petronius."

    Lange genug hatten sie es aufgeschoben, nicht etwa aus dem Unwillen heraus diese Sache hinter sie zu bringen sondern viel mehr weil es noch keine wirkliche Notwendigkeit gab und immer wieder was dazwischen gekommen ist. Doch heute waren sie hier und Seneca, eigentlich immer etwas peinlich berührt wenn er ob seines Postens eine offensichtliche Sonderbehandlung erhielt, ließ sich dieses Mal direkt zum Duccier bringen welcher sowohl sein Kommandant als auch sein Patron war.
    Er klopfte kurz an, der Scriba wusste natürlich Bescheid, bevor er selbst mitsamt seiner Familie eintrat und den Duccier entsprechend ihres Verhältnisses grüßte...
    "Duccius, der Schreibtisch steht dir gut." sagte Seneca mit einem Grinsen, schließlich hatte er seinen Patron bislang nur im militärischen Rahmen und somit in einem anderen Umfeld getroffen.
    "Es freut mich, dass du ein wenig Zeit finden konntest. Es ist soweit, ich möchte Silana heute offiziell als meine Tochter annehmen und sie adoptieren." rückte er nun mit der Sprache raus. Letztlich war Silana sowieso seine Tochter doch das Gesetz sah die Dinge bisweilen noch etwas anders.