Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    Trautwin


    Trautwin


    Trautwin reagierte überrascht auf die Frage des angehenden Rekruten. Sicherlich, das Mustern war immer eine Routinearbeit, da gab es selten was spannendes zu erleben, andererseits wollte er auch keine Stichwunden im Felde zusammenflicken müssen. Es gab also nur zwei nicht unbedingt attraktive Extreme, aber ein stetiges Einkommen, Versorgung, und die Aussicht auf das Bürgerrecht.
    Nun... Was soll ich dir sagen? Das Leben als Medicus bei den Truppen ist nicht immer ein Fest, aber es ist besser als auf den Feldern oder in irgendwelchen Steinbrüchen zu schuften. Das Bürgerrecht und die Aussicht auf eine Sicherung nach der Dienstzeit machen es aber gut erträglich. Aber du wirst als normaler Soldat häufig unterwegs sein und nicht hier in einem Raum im Kastellum herumsitzen und auf Männer mit Wehwehchen warten. ließ er sich zu einem Scherz hinreißen und zeigte auf die Tafel, auf welcher diverse Symbole zu sehen waren,
    Dann lass mal hören. Anschließend kannst du auch direkt zurück zum Rekrutierungsbüro und deine Rekrutierung abschließen.




    OPTIO VALETUDINARII

    "Südlich, einen halben Tagesmarsch etwa. Beim Praesidio XXII." erklärte der Subpraefectus ohne sich ganz über die Bedeutung im klaren zu sein.
    "Wie lange die Armee im Feld sein wird kann ich dir jedoch nicht sagen. Truppenstärke und genauer Standort der Feinde lagen zum Zeitpunkt des Ausrückens noch nicht vor." fuhr er fort und implizierte, dass die hohe Truppenstärke der Legio und der Ala vor allem der Vorsicht geschuldet war. Diese Sippen der Barbaren waren nie zu unterschätzen und es konnte sich gerne mal größere Heeresbanden zusammenrotten.

    "Der Duplicarius dort hat die Männer im Griff." sagte Seneca während er einen seiner Unteroffiziere beobachtete der einige Equites in verschiedenste Positionen manövrierte, bevor langsam die ersten Hütten in Flammen aufgingen und der Rauch langsam über die Baumwipfel stieg, "Sie haben ihre Befehle, ich werde mit dir kommen." kurz drehte er sich nochmal um und betrachtete das Dorf welches den letzten Tag gesehen hatte, bevor er Licinus zum Centurio folgte.

    "Naja..." merkte der Subpraefectus an und schob ein paar Unterlagen zur Seite um eine kleine Karte auf dem Tisch auszurollen, immerhin berichtete der Typ gegenüber ja dem Princeps Praetorii "Der vorletzte Winter hat die Sicherheitslage an einigen Abschnitten des Limes verändert..." er deutete auf eine Bereiche südlich von Mogontiacum "Der viele Schnee und die lange anhaltenden niedrigen Temperaturen trieben wohl einige Sippen an den Rande des Hungertods, so zumindest die Berichte von unseren Verbündeten jenseits des Limes, und als das Gelände wieder gangbarer wurde, trieb die Verzweiflung allzu negative Früchte, aus unserer Sicht zumindest." erklärte er und legte die Karte wieder beiseite "Es ist keine Invasion oder ähnliches, sondern eher mit Bandenaktivität vergleichbar. Die Germanen schlugen schnell zu und verschwanden genauso schnell wieder. Wie und wo sie den Limes überqueren galt es zu erötern."

    Die toten Kameraden waren ziemlich lästig, zumindest logistisch gesehen, moralisch und ethisch war die Truppe natürlich schon in der Pflicht sich um ihre Kameraden zu kümmern, alleine schon weil eine halbe Legion sich sonst ihre Gedanken machen würde in welchem modrigen Wald man sie denn im Falle des Falles verfaulen lassen würde...
    "Gut..." befand Seneca, Licinus hatte recht und auf den Tragetieren würde es außer dem traurigen Anblick auch nicht allzu viele andere Probleme geben, "Dann holen deine Männer wohl besser mal ihr Schanzwerkzeug heraus." schließlich waren seine Reiter bei weitem nicht so gut für derartige Aufgaben gewappnet wie die Legio und dazu noch zahlenmäßig weit unterlegen.

    Der Subpraefect war ein wenig erstaunt dass es niemand für nötig erachtet hatte dem Princeps Praetorii Bescheid zu geben. Was sagte das wohl über diesen Mann aus? Der Subpraefectus legte seine Überheblichkeit zumindest teilweise ab und beugte sich nach vorn...
    "Vor einiger Zeit begannen Übergriffe kleiner germanischer Banden auf römische Bauern und Händler entlang des Limes. Um dem Einhalt zu gebieten und Informationen über die Schuldigen zu sammeln wurden immer wieder kleinere Einheiten über den Limes geschickt um Nachforschungen anzustellen. Eine Einheit eines Praesidio etwas südlich ging auf eine eben solche Mission. Die meisten Männer kamen nicht zurück. Nur einigen wenigen gelang die Flucht und Begebenheiten waren noch nicht gänzlich zu Rekonstruieren doch dieser Übergriff erforderte eine schnelle und entschlossene Antwort der Truppen." erklärte der Offizier recht detailliert und versuchte in den Augen seines Gegenübers eine Reaktion zu erahnen.

    Seneca blickte zum Hügel und biss sich kurz auf die Unterlippe, die Leichen begraben, gemeinsam mit den toten Barbaren, welch ein unrömisches Ende für tapfere Soldaten.
    "Wir müssen die Männer ausgraben lassen und verbrennen, koste es was es wolle. Die Götter und das Volk werden uns gleichermaßen verfluchen wenn herauskommt, dass wir sie Seite an Seite mit Barbaren in den Wäldern zum verfaulen gelassen haben." Seneca war nicht gänzlich überzeugt vom Zorn der Götter aber letztlich war es immer ein valides Argument welches man ins Felde führen konnte, "Ein Truppenteil könnte zurückbleiben und sich den Kameraden annehmen. Ohne Gefangene werden sie letztlich wieder aufschließen." dachte Seneca laut vor Licinus nach und blickte ihn fragend an, letztlich ging es auch um die Moral der Männer die sehen sollten, dass Rom sie nicht in der Fremde zurücklassen würde. Selbst nach der Schmach des Varus wurden die Gebeine der Soldaten zurückgeholt.
    "Wohl an, schicken wir erstmal die Gefangenen auf die Reise." fasste der Iunier zusammen und wandte sich dann an seine Reiter, spezifisch Turma I und II, zu welcher der Duplicarius Varro, Ocella und auch Marbod gehörten.
    "Die Turmae werden die Legio zurück an den Limes geleiten. Turmae I und II bilden die Nachhut und werden jede Hütte im Dorf niederbrennen und dann den Rückzug sichern. Denkt an eure gefallenen Brüder und welches Leid ihnen durch diese.... Leute... zugefügt wurde."

    Ein Grinsen legte sich auf das Gesicht des Offiziers "Und da hat mein Kamerad von der Legion verdammt nochmal recht. Stärke ist die einzige Sprache die jenseits des Limes gesprochen wird." erklärte der Mann und fuhr fort "Von unseren 24 Turmae sind 8 ausgerückt. 32 Mann pro Turma, macht 256 Mann, was den Burschen dort das fürchten Lehren sollte." prahlte er und lehnte sich zurück "Ist der Princeps Praetorii über irgendwas besorgt?"

    Trautwin Immerhin gehorchte der Bursche schon mal, Trautwin war erst einmal zufrieden. Als der Mann dann dort stand wurde erst einmal seine Haltung begutachtet. Die Beine schienen schon mal gleichlang zu sein und der wies keine Krümmung auf, was den Medicus zufriedenstellte. Hier und da wurde kurz gezupft und gezogen bevor Trautwin nickte Gut, das sieht schon mal recht gut aus. Zieh dich wieder an, danach testen wir deine Augen. sagte Trautwin recht monoton und warf dem Rekruten dann seine Kleidung wieder vor die Füße. OPTIO VALETUDINARII

    Ebenfalls formal grüßte Seneca zurück und wandte dann sein Pferd ein wenig vom Häuptling ab um mit Licinus zu sprechen, er hörte seinem Kameraden zu und rieb sich bedächtig das Kinn. Ein Exempel hier und jetzt würde wohl so oder so verpuffen, schließlich würden sie ja ohnehin das ganze Dorf mitnehmen, wem sollte es also eine Nachricht schicken? Die Kunde von Hinrichtungen auf römischem Gebiet würde sich auch jenseits des Limes wie ein Lauffeuer verbreiten und dennoch würde Rom Recht, Sitte und Ordnung verkörpern.
    "Ich stimme dir zu. Jedem volljährigen Mann wird der Prozess gemacht." antwortete Seneca ebenfalls leise und blickte den Häuptling an bevor er sich nochmal an Licinus wandte "Dann ist es entschieden. Sag deinen Männern, dass sie die Dorfbewohner zusammentreiben sollen und sie für den Rückmarsch vorbereiten müssen. Meine Reiter werden hier verbrannte Erde hinterlassen und die Nachhut bilden." erklärte Seneca und wandte sich dann wieder dem Häuptling zu,
    "Das römische Reich versucht stets ein Freund sein. Wir brachten vielen eurer Leute Wohlstand, Frieden und Sicherheit und verlangten nur Kooperation und Frieden eurerseits. Als wir eine Mission ausführten um die zu finden und zu belangen die Angriffe sowohl auf unsere als auch auf eure Leute ausführten, wurden unsere tapferen Krieger hinterlistig von dir und deinen Männern ermordet. Rom lässt niemanden zurück, Rom mag vergeben doch nicht vergessen und solche niederträchtigen Taten bleiben nicht ungesühnt." ließ der Iunier verlauten und fuhr fort "Deine Leute sollen uns sowohl die Körper als auch die Ausrüstung und Standarten unserer Soldaten aushändigen. Anschließend wird deine Sippe nach Mogontiacum gebracht, wo über euer Schicksal entschieden wird, nach römischen Recht. Gib deinen Männern Bescheid, sollte es Schwierigkeiten geben dann werden wir härtere Maßnahmen ergreifen." drohte er vielsagend und meinte damit offensichtlich Maßnahmen, die auch die Frauen und Kinder inkludieren würden. Seine Reiter und auch die Legionäre würden natürlich ein Auge auf die Ausführung der Forderungen haben.

    Der Subpraefectus Alae war ein junger Bursche aus einer neureichen sardischen Familie. Frei nach dem Motto "Wenn die Katze aus dem Haus ist tanzen die Mäuse auf den Tischen" hatte sich der junge Bursche gönnerhaft in sein Officium gesetzt und machte auf Schreibtischheld während sein Kommandeur im Felde war.
    "Salve Bürger." begrüßte er den Mann und trennte sich damit demonstrativ vom Zivilisten ab, "Nun die Truppe ist im Felde. Ärger mit den Barbaren. Was hat man dir bei der Legio erzählt?" fragte er erst einmal nach, nicht, dass er noch was falsches sagte.

    Der Praefectus der Ala hatte sich gerade ernsthafte Gedanken darum gemacht ob er sein Schwert heute würde einsetzen müssen und ungeduldig auf das Kommando der Cornicen gewartet als der Anführer der Barbaren den Wind recht schnell aus den Segeln nahm und die Anspannung schnell einer gewissen Überraschung wich. Etwas verwirrt blickte er seine Offiziere an und ließ sein Pferd dann ein paar Schritte nach vorn traben...
    "Duplicarius Varro, hol mir den Praefectus Iulius her, umgehend!" wies er den erstbesten Unteroffizier an den er finden konnte, immerhin wäre es wohl schlecht wenn die Männer auf der anderen Seite des Dorfes plötzlich den Frontalangriff beginnen würden.
    "Turma II zu mir." sagte er ruhig und ohne den Blick vom Germanen zu nehmen, schließlich wusste man bei den Burschen ja nie so ganz woran man war.
    "Ihr vier da, überprüft die umliegenden Hütten!" befahl der Iunier unter anderem auch Marbod, während er dem Braten noch immer nicht ganz traute.
    Die Tatsache, dass der Germane Latein sprach erleichterte die Kommunikation natürlich enorm, sodass sich Seneca nach all den Befehlen an seine Männer doch zu ein paar Worten hinreißen ließ...
    "Ich bin Aulus Iunius Seneca, Kommandant der Ala II Numidia. In Kürze wird Marcus Iulius Licinus, Offizier der Legio II hier eintreffen. Deine Entscheidung kommt reichlich spät Germane." ließ Seneca ihn wissen und wollte noch keine Entscheidung treffen bis Licinus ebenfalls seine Meinung hatte kundtun können.

    Seneca betrachtete die Marschrouten der Männer und wie sie sich in Stellung brachten. Mit seiner kleinen Leibstandarte würde er noch einen Moment beim Stab der Legio II verweilen um letzte Details zu klären, immerhin würden Licinus und er letztlich an verschiedenen Stellen eingreifen, sofern man bei den beiden doch schon etwas älteren Semestern in ihren verzierten Rüstungen und hoch auf ihren Rössern noch von eingreifen sprechen könnte, vor allem nun da Licinus' Arm in einer Schlinge lag...
    "Gleich gilts alter Freund. Wenn sie sich ergeben wöllten dann hätten sie es wohl schon längst getan, so eine halbe Armee übersieht man auch im Wald nicht. Wir werden auf das Signal deiner Cornicines warten, diese Barbaren sollen ruhig hören was da auf sie zuwalzt. sagte Seneca siegessicher, während er sich noch einmal das Kinnband seines Helmes fester zog, "Deine Kohorten rücken als erstes vor und meine Reiter werden sich ihre Lücken suchen und nutzen."
    Merkte der Iunier entschlossen an, und gab ein Handzeichen zu seiner Standarte
    "Mach bloß keine Dummheiten Marcus, Esquilina wartet schon sehnsüchtig auf dich." verabschiedete er sich und Griff nochmal seinen gesunden Arm zum Gruß, "Ad victoriam amicus!" er drückte den Arm und nickte bevor er mit seinen Männern die kurze Biegung nahm um seine Turmae im Auge zu behalten.


    Sim-Off:

    Ich geb Verus mal die Chance noch was zu sagen bevor die Keilerei losgeht :D

    Trautwin


    "Ah, ein Rekrut." sagte Trautwin beschwingt, nahm die Tafel entgegen und blickte den Kerl an "Ich bin Trautwin, ich leite das Lazarett. Andriscus also soso...", er las kurz über die Tafel "Dann schauen wir dich mal an. Einmal komplett entkleiden und dort drüben hinstellen. Es wird nicht lange dauern." erklärte der Mann und deutete auf eine Ecke im Zimmer während er darauf wartete, dass sich der Mann entkleidet.




    OPTIO VALETUDINARII

    Die Wachen der Ala gehörten zu den Turmae die nicht mit hinter den Limes ausgezogen waren und sich in diesen wenigen Tagen gewissermaßen in laissez-faire übten. Ein müder Blick auf die Dokumente bestätigte die Geschichte des Mannes und abwägend zuckte die Wache mit den Schultern "Der Praefectus ist mit den Truppen im Feld. Der Subpraefectus ist allerdings hier, ich bringe dich hin!" sagte die Wache und trottete vor dem Mann mit seinem Maultier voran.

    "Das reicht!" sagte Seneca sachlich aber bestimmt während die Situation aus den Rudern geriet und einer seiner Männer tatsächlich einen anderen Soldaten eine Schelle verpasst hatte "Eques, darüber reden wir später. Wir müssen erst einmal zusehen, dass wir den Centurio hier in Sicherheit bekommen." fuhr er fort, während er den Mann betrachtete und auch den Medicus, der sich um den Tiberier kümmern sollte.
    "Und was diese Frau angeht, diese... Was auch immer." Seneca wollte nicht auch damit anfangen dass diese Barbarin eine Hexe sei "Wir nehmen sie erst einmal in gewahrsam. Stellt einen kleinen Wachtrupp zusammen der den Medicus und die Frau hier bewacht. Wir müssen das jetzt erst einmal hinten anstellen. Das Dorf ist gleich da vorne sagst du?" fragte der Iunier rhetorisch, schließlich hatte er den Mann recht gut verstanden, "Dann sollten wir die Aufstellungen einnehmen. Turmae I und II werden die östliche Flanke übernehmen und Turmae III und IV die westliche. Bei Bedarf können sie das Dorf umgehen und angreifen oder fliehende Gegner aufreiben." schlug Seneca vor und wartete die Reaktion von Licinus ab, immerhin bestand die Hauptstreitmacht noch immer aus Legionären.

    Seneca hatte noch immer das kleine Geplänkel in den Knochen welches er selbst unbeschadet überstanden hatte, was natürlich nicht hieß, dass er die vielen Verwundeten und auch Toten nicht bemerkt hatte. Das Plötzlich ein lauter und ungestümer Aufklärer auf ihn zukam überforderte den Iunier zunächst ein wenig, darüber hinaus konnte er mit der Information wenig anfangen, schließlich war die Rede ja von mehreren Soldaten die im germanischen Gebiet waren und entweder vermisst, gefallen oder gefangen genommen worden waren...
    "Ruhig Eques, ganz ruhig. Wen habt ihr gefunden?"
    Fragte Seneca, naturgemäß etwas lauter, da der Reiter ja doch etwas weiter entfernt stand. Mit seiner kleinen Entourage aus Leibwächtern setzte sich der Iunier etwas vom Tross ab um die Situation zu begutachten, zwei Eques, ein römischer Soldat, offensichtlich ein Centurio in einem bemitleidenswerten Zustand und eine Germanin?! Was ging hier vor?
    "Erstatte Bericht Soldat." kommentierte Seneca die Situation knapp und blickte nach hinten ob sein alter Kamerad Licinus auch irgendwo zu sehen war. Er war so sehr in seine Kavallerie vertieft, dass er von seinem Missgeschick gar nicht allzu mitbekommen hatte, "Wer ist sie?" hakte der Iunier nach, schließlich waren die Anweisungen in der Besprechung recht klar gewesen, sodass man lieber einmal nachfragte, bevor man voreilige Schlüsse zog.