Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    Trotz eines leichten Katers ob der vorherigen Nacht, hatte sich Seneca an diesem Abend die Zeit genommen das versprochene Empfehlungsschreiben für seinen Vetter aufzusetzen. Natürlich wurde hier und da ein wenig hochgegriffen, aber im Großen und Ganzen spiegelte es die Wahrheit ganz gut wieder.


    LITTERAE COMMENDATICIAE AULUS IUNIUS SENECA


    Als Tribunus Angusticlavius der Legio I Traianae Piae Fidelis, ehemaliger Centurio der Cohortes Praetoriae und Mitglied der Cohortes Urbanae kann ich nur bezeugen dass seine militärischen Fähigkeiten, sowohl die im Kampf, als auch die als Führungsperson weit ausgeprägter sind, als man dies von jedem wahren Römer erwarten kann.
    AULUS IUNIUS AVIANUS ist in größtem Maße Loyal, verantwortungsbewusst, und hat einen beneidenswerten Ehrgeiz welchen man nur in höchsten Ehren halten kann.
    Im Feld habe ich ihn als einen Mann erlebt der sowohl eine kameradschaftliche zu den Mannschaften pflegt, jedoch im gleichen Maße als eine Autorität verstanden wird, und bedingungslosen gehorsam erfährt. Als Eques und Militär kann ich meinen Verwandten nur im höchsten Maße loben und festhalten, dass das Reich, und vor allem der Exercitus aufstrebende und erfahrene Männer wie ihn im Ritterstand benötigt um den Aufgaben des Dienstes gewachsen zu sein.
    Besonders seine treue und sein Pflichtgefühl zeichnen AULUS IUNIUS AVIANUS als ergebenen und loyalen Klienten aus, und als diesen kann ich ihn nur empfehlen.
    Sollte es Zweifel an den von mir beschriebenen Eigenschaften geben, so stehe ich stets bereits diese erneut schriftlich, oder sofern möglich, persönlich zu bekunden, und meinem Verwandten somit den Rücken zu stärken.
    Ich verbleibe mit den besten Grüßen und mögen die Götter stets die Hand über alle Leser dieses Schreibens halten.
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    Aulus Iunius Seneca
    Tribunus Angusticlavius, Legio I Traiania Pia Fidelis, Mantua

    "Onkel Silanus! Wie schön dich nach so langer Zeit wiederzusehen!" begrüßte Seneca seinen Onkel freudig, schließlich stand er bei ihm in der Beliebtheitsskala noch nicht auf dem letzten Platz.. Was sich aber sicherlich noch ändern könnte heute..
    "Zunächst einmal liebe Familie tut es mir leid dass ich euch in dieser Manier herbestellt habe. Es gehört sich nicht, doch ich habe nicht viel Zeit in Rom, und ab und zu überkommt mich dann wohl doch der Offizier." scherzte Seneca und merkte schnell dass dies wohl keine angebrachte Situation war um den Familienclown zu mimen..
    "Liebe Familie. Ich hab es versucht, versteht ihr? Ich hab es versucht. Zum Wohle meiner Familie ein Beziehung aufzugeben ist viel verlangt, und ich bin Soldat, nun sogar außerhalb Roms, wo die gesellschaftlichen Fehden und Ränkespiele an Bedeutung verlieren." begann Seneca recht sachlich zu erklären, ohne sich dem Kern der Botschaft auch nur im entferntesten zu nähern. Währenddessen tigerte Seneca auf und ab und gestikulierte mit den Händen, während er vor allem Avianus immer wieder fixierte.
    "Ich habe es weit gebracht. Ich bin Ritter, Tribunus, und das nicht zuletzt dank euch." dabei blickte er nun seinen Onkel an, welcher ihn bei seinem Vorhaben unterstützt hatte, ähnlich wie Seiana und Vala..
    "Das birgt aber auch Verantwortung, und Freiheit für mein eigenes Handeln. Ich habe keinen Vater dem ich hörig sein müsste. Ich habe mich nie in der Gesellschaft Roms profiliert. Ich traf Kaiser und Senatoren und war nur ein Gesicht in der Masse der anderen Soldaten." der Iunier löste sich selbst ein wenig aus der Verantwortung, bevor er noch einmal tief durchatmete, denn jetzt wurde es ernst..
    "Wie ihr alle wisst habe ich seit geraumer Zeit eine Beziehung zu Decima Seiana. Ich kenne eure Bedenkung, eure Einwände und eure Meinungen zur genüge und ich bin auch nicht hergekommen um euch um Erlaubnis oder Absolution zu fragen. Ich wollte euch informieren, ich wollte euch sehen und es euch von Angesicht zu Angesicht sagen. erklärte Seneca und kam dann auch endlich mal zum Punkt..
    "Ich werde sie heiraten." sagte der Iunier knapp und musste sich überraschenderweise auch hier ein Grinsen verkneifen, "Es war nichts geplantes, nicht arrangiertes. Es hat sich so entwickelt." versuchte er zu erläutern und gestikulierte ein wenig mit den Händen, "Ich weiß ihr werdet mich hassen, oder verfluchen, oder euch von mir abwenden. Aber sowohl sie als auch ich haben uns von den gesellschaftlichen Verpflichtungen in Rom abgewandt. Wir denken nicht in Iunia gegen Decima. Wir denken nicht an Vergangenheit oder wer wem etwas getan hat. Es ist eine Entscheidung für uns, und nicht gegen Andere. Und ich hoffe dass euch, mein eigen Blut, noch immer an meiner Seite wissen kann."
    Er dachte zwar nicht daran sich zu entschuldigen, wollte sich aber dennoch möglichst diplomatisch ausdrücken, was ihm seiner Ansicht nach gelungen war..
    "Und falls ihr euch Erwärmen könnt, so würde ich mich freuen wenn ihr zur Hochzeit erscheinen würdet."
    ...am besten unbewaffnet.

    Na das fing ja hervorragend an.. Seneca warf seinem Cousin direkt einmal einen Blick zu der ein 'Ich habs dir ja gesagt' indizierte. Geduldig wartete Seneca ab bis Axilla Avianus begrüßt hatte, nur um sich ebenfalls an seine Verwandte zu wenden..
    "Ich freue mich dich zu sehen Axilla, und hoffe auch dass deine Familie wohlauf ist." sagte er höflicherweise, wobei er sich tatsächlich vor allem für ihre Kinder interessierte. Es war eine seltsame Situation, so angespannt, dabei dachte er gerne an die alten Zeiten zurück in denen Axilla und Seneca noch zusammenhielten wie Pech und Schwefel. Doch diese Zeiten waren vorbei, sie hatten sich geändert, wie sich so viel im Laufe der Jahre verändert hatte sowohl die Umstände als auch die Menschen selbst.
    "Verzeih dass ich mich nicht früher angekündigt hatte. Die Nachricht des neuen Kaisers erreichte uns spät, und nachdem die Truppen vereidigt wurden, machte ich mich auch gleich auf den Weg." noch gab sich Seneca versöhnlich, fast kleinlaut, vielleicht gelang es ihm ja dadurch den großen Knall etwas abzufedern..
    "Setz dich doch. Ich hoffe Onkel Silanus wird bald ebenfalls erscheinen." natürlich kam sich Seneca dumm dabei vor Axilla einen Platz anzubieten, denn schließlich wohnte er schon lange nicht mehr hier... Aber er wollte höflich sein, und sie hatte ja sowieso nicht gerade die beste Laune mitgebracht, sodass er sehr behutsam vorgehen wollte. Und zur Not würde er Avianus mit seiner Geschichte vorschicken.. Dann wirkte seine schon weniger schlimm.. Plan II stand also auch schon bereit.

    "Gut, dann probier es bei dem Claudius. Danach können wir uns weitere Schritte überlegen." befand Seneca und war zufrieden... "Letztlich hast du das Potenzial ein guter Ritter zu werden. Welche Pläne verfolgst du? In die Provinzen, die Grenzen schützen? Oder ein Amt am Hof?" hakte der Iunier ein wenig nach, letztlich lag es ja sowieso nicht gänzlich bei Avianus wo er landen würde, "Oder möchtest du bei den Einheiten in Rom bleiben?" fragte er weiter und trank ein wenig Wein bevor er noch einmal nachsetzte, "Ich bin gespannt. Vielleicht wirst du ja auch Bauer und bestellst dein Grundstück. Avianus der Bauer, eine interessante Vorstellung." scherzte er, auch wenn es ihm natürlich bewusst war dass Avianus noch längst nicht im Ordo Equester war, und er erstmal die ersten Schritte tätigen musste..
    "Wie dem auch sei, morgen vor der Cena kannst du dir dein Schreiben bei mir abholen mein Lieber."

    Seneca hatte sich so lange danach gesehnt wieder bei ihr zu sein, und ihr wiedersehen war genau so wie er es sich vorgestellt hatte. Alles war perfekt, sie hatte ja gesagt, nun verbrachten sie die Nacht zusammen, und er würde sie wieder ganz nah bei sich spüren.
    Die Tage der Einsamkeit, die Tristesse in Mantua und all die Strapazen die er in den letzten Monaten und Jahren durchleben musste, all dies war vergessen, wenn auch nur für diese Nacht.. Und den nächsten Morgen, denn Seneca liebte es neben ihr aufzuwachen, auch wenn es ihm dann stets schwer fiel überhaupt aufzustehen.
    Er berührte sie mit der ganzen Hingabe die nur Liebende füreinander empfinden können, und ab und zu huschte ein zartes Lächeln über sein Gesicht als ihm klar wurde dass er das Ganze tatsächlich nicht träumte und sie in Zukunft offiziell als Mann und Frau die Nächte zusammen verbringen konnten.
    Jede Minute hätte er ihr ins Ohr flüstern können was er für sie empfindet und dass sie ihn zum glücklichsten Mann im Imperium gemacht hatte, und er musste sich fast schon zügeln, denn auf eine seltsame Art hatte er immer noch befürchtet dass sie ihm eine Absage erteilen würde. Doch in diesem Moment zählten seine Sorgen nicht, es gab nur sie und ihn, und das war viel mehr als er sich jemals erhofft hatte.

    "Natürlich kann ich das. Du kannst dir das Schreiben morgen Abend bei mir abholen, es schreibt sich gänzlich nüchtern sicher besser." scherzte der Iunier, obwohl so ein im Suff geschriebenes Schreiben hätte auch was 'Iunius Avianus hat sich vortrefflich bei der Schlacht gegen die Hydra geschlagen, er schlug ihr ganz allein 3 Köpfe ab, darüber hinaus ist seine Trinkfestigkeit hervorzuheben, und er schreckt auch vor billigem Fusel nicht zurück.'
    Aber da es ja doch noch irgendwie um die Zukunft seines Vetters ging, beschloss er das Schreiben doch auf morgen zu vertagen..
    "Tiberius Lepidus? Ich muss gestehen dass ich ihn nicht kenne." entgegnete Seneca, bei den Göttern, Rom wirkte weit weg.. "Eine engere Bindung zu den Decimern scheint mir nicht sinnvoll. Onkel Silanus ist schon ein Klient des Praefectus wie du selbst sagst, und sollte ich Seiana heiraten, wäre dies politisch erneut eine Annäherung." auch wenn Seneca es verabscheute in solchen Dimensionen von seiner Beziehung zu sprechen..
    "Was ist mit Senator Purgitius Macer? Axilla pflegt recht guten Kontakt zu diesem Mann, und seine Kontakte und Erfahrung, besonders im Militär sollten unbestritten sein.", Seneca dachte über weitere Namen nach, bezüglich des Militärs konnte seinem Cousin wohl keiner außer den Decimern helfen, aber es auch noch andere mächtige Männer in der ewigen Stadt, "Oder die Senatoren Flavius Gracchus oder Claudius Menecrates. Letzterer hat ebenfalls militärische Erfahrung, und beide haben recht großen Einfluss hier in der Stadt."

    Seneca musste unweigerlich lachen als Avianus ausgerechnet IHN nach einem Patron fragte. Und dennoch, er entdeckte viele Parallelen zu sich selbst in Avianus, und natürlich wollte er ihm helfen, auch wenn sein er seinen Patron eher zufällig kennenlernte..
    "Ich traf Duccius Vala auf dem Markt während ich mit der Truppe unterwegs war. Er war Aedil, und wir trafen uns später zu einem Gespräch. Was dir vielleicht nicht so sehr weiterhelfen wird." befand Seneca und trank einen Schluck, "Allerdings..." fuhr er langsam fort, "Ich bin Ritter, und Tribun, und kenne einige Leute. Wenn du willst schreibe ich dir ein Empfehlungsschreiben, sowohl für den Ritterstand, als auch für einen möglichen Patron, welchen wir auch gerne gemeinsam aussuchen können." schlug er vor, und war recht überzeugt dass er seinem Vetter auf die ein oder andere Weise helfen konnte..

    "Ich hatte lange gegrübelt ob ich es dir sagen soll. Und der Familie. Aber ich habe mir gedacht bevor ich irgendwann hier auftauche, verheiratet, mit Kind, wäre es besser es vorher zu tun." erklärte der Iunier und steckte sich eine Olive in den Mund, "Es ist faszinierend wie sehr sich die Wahrnehmung unterscheiden kann. Ich bin weniger nervös vor einer Schlacht, wenn die Formationen Aufstellung nehmen kann ich es kaum noch erwarten, weil ich es hinter mich bringen will. Aber diese Geständnisse, das sind wahre Herausforderungen für mich." fuhr er fort, und lachte als Avianus Silana erwähnte, "Das musst du, und das wirst du. Sie bedeutet mir wirklich viel obwohl ich sie erst ein paar Mal gesehen habe." er grinste jedes Mal wenn er an Seiana oder Silana dachte, 'seine Frauen', "Ich danke dir für die Hilfe Avianus, und dein Beistand ist mehr als ich erwartet habe. Ich denke jedoch die kommenden Schlachten muss ich alleine schlagen. Sollte es sich allerdings anbieten werde ich auf dich zurückkommen. Aber wer weiß wo wir landen? Wenn Seiana und ich nach Mantua ziehen sollten wir wenig Probleme bekommen."

    "Ich danke dir für dein Verständnis Avianus." entgegnete Seneca etwas kleinlaut während er ihm nachschenkte.. Teurer Wein machte noch das meiste gut, "Natürlich wird man mich dann mehr kennen. Ich wäre verheiratet mit der Nicht des Prafectus Urbi, der Schwager des Tribunus Preatoriae. Aber darum ging es mir nie, Seiana hätte auch ein einfaches Bauernmädchen sein können. Ihre Bekanntheit macht die Sache natürlich schwierig, aber auch dafür werden wir eine Lösung finden." er trank einen Schluck und ein Schimmer glänzte über seine Augen als Avianus mehr über Silana wissen wollte..
    "Sie ist nun etwa 2 Jahre alt, vielleicht etwas älter." erklärte Seneca und spürte einen gewissen Stolz, "Sie ist furchtbar aufgeweckt Avianus, sie spricht, ist neugierig. Ich würde gerne mehr Zeit mit ihr verbringen." sagte er, und lächelte ein wenig nachdenklich, in solchen Momenten vermisste er sie irgendwie, "Viele Informationen für einen Besuch nicht wahr?" scherzte der Tribun und hoffte dass Avianus sich auf irgendeine abstrakte Art freute sowas in wie ein Onkel zu sein.

    "Was ich mit einer Tochter will?" fragte Seneca noch bevor Avianus ausgesprochen hatte, und hörte ihn sich dann erst weiter an, "Welchen Leuten soll ich das erklären Avianus? Denen die mich sowieso nicht mögen oder jenen die noch nie von mir gehört haben?" spottete Seneca kurz, schließlich schienen dies momentan die beiden Lager zu sein die sein soziales Gefüge ausmachten..
    "Sie existiert nun einmal." befand er und fand es auch wunderbar so, "Ich bin Soldat Avianus.. Einer der wenigen in meinem Stand und Rang die nicht als Ritter ins Tribunat kamen. Ich hab keine Ahnung wie ich das machen soll. Seiana, sie kennt sich in der Gesellschaft aus, sie wird eine Lösung finden." erklärte der Iunii und trank einen Schluck, "Es ist nicht so dass es geplant war, aber die Konsequenzen werde ich im ganzen Umfang tragen."

    "Ihr Name ist Silana." entgegnete er knapp, während er seinen Becher abstellte und eine Reaktion in Avianus Augen abzulesen versuchte, "Ob sie eine Iunia oder eine Decima ist, ist noch nicht geklärt. Aber sie ist meine Tochter, so viel ist sicher." fuhr er fort, und zupfte etwas verlegen an einem Brotfladen herum, "Ich.." versuchte er sich zu erklären, und ließ vom Brot ab, "Ich konnte es nicht vorher sagen, ich kenne sie auch kaum. Aber die Götter haben sie in diese Welt gesetzt, und wer wäre ich sie ewig zu leugnen?" fragte er rhetorisch und hoffte keine Sympathien bei Avianus verspielt zu haben..
    "Du wirst sie kennenlernen, ebenso wie Seiana. Vielleicht werde ich doch ein ruhiger Familienvater, und das noch früher als gedacht." scherzte er nun, ob es wohl zu früh für Scherze war?

    Den Göttern sei Dank! Avianus! Seneca fiel ein Stein vom Herzen auch wenn das bedeutete dass es von nun an nur noch bergab gehen konnte..
    "Avianus." sagte Seneca und rang sich ein Lächeln ab, während er seinen Vetter bei beiden Schultern packte.. "Sie hat ja gesagt." fuhr er fort und umarmte ihn zugleich, bevor er ihn wieder aus der Umarmung entließ..
    "Ich dachte sie zu fragen wäre der schwere Teil, aber es euch zu sagen, also nicht dir, aber meiner Familie, wirkt momentan sehr viel schwieriger." sprach er und tigerte umgehend weiter.. Er hasste diesen Moment, er wusste auch nicht was schlimmer war, das Warten oder das Sprechen, aber beides würde ihm nicht unbedingt Freude bereiten.

    "Ist es nicht Avianus, ist es nicht. Ich scherze nur." entgegnete er als Avianus ihn etwas verstimmt ansah. Natürlich war es schlimm in den Augen derer die sich nie etwas hatten zu schulden kommen lassen, aber Seneca sah das alles gelassen, mehr noch, er wollte dass sein Cousin seinen Weg findet, und sein Glück.
    "Gemeinsam. Das klingt gut. Zwei gegen zwei, das klingt doch fair." scherzte Seneca und trank einen Schluck, bevor Avianus auf seine Zukunft zu sprechen kam, und Seneca damit ein Lächeln und einen Blick in seinen Becher abrang, in welchem er seinen Wein hin- und herschwappen ließ... Er und ruhiger Familienvater? Familienvater.. Wie recht er damit bereits hatte.. Eigentlich eine perfekte Gelegenheit Avianus in sein zweites Geheimnis einzuweihen.
    "Familienvater? Nun, wenn du wüsstest mein Lieber." sagte er etwas geheimnisvoll und trank einen Schluck während er Avianus angrinste, "Aber ruhig? Ich? Ich denke dass wird noch dauern, aber Seiana tut mir gut." erklärte er und versuchte sich vorzustellen wie schwer es doch werden könnte Seiana zurückzulassen wenn es ins Feld ging.

    Er war den ganzen Tag auf und ab getigert. Nervös, sich die Worte zurechtlegend, und dennoch keine findend. Er hatte nach allen schicken lassen, Axilla, Silanus und Avianus, vielleicht würde Atticus mitkommen, wer wusste das schon? Irgendwie hoffte er auch das keiner erscheinen würde, und er würde sagen können dass er zumindest versucht hatte.
    Er betete zu den Göttern dass Avianus zuerst kommen würde, er verstand ihn, irgendwie, und würde ihm sicherlich beistehen wenn er die große Beichte überbringen musste. Er konnte es nicht länger aufschieben, und wusste nicht was er zu erwarten hatte. Nicht einmal den Sklaven konnte er in die Augen sehen während er wartete und weiterhin hin- und herlief..

    Seneca hörte sich alles an und staunte nicht schlecht darüber dass die Stadt mehrere Tage abgeriegelt wurde, und dachte sich dass dies wohl mehr Chaos verursacht hatte als offene Tore. Auf der anderen Seite konnte er die Sorge durchaus nachvollziehen.
    "Ein guter Centurio wie du es einer bist.. Hast du die Männer mit Wein und Fleisch bestochen?" scherzte er, und war sich durchaus bewusst wie schwierig es für die Stammeinheiten gewesen sein muss einigermaßen die Oberhand zu behalten. Plötzlich erweckte Namen sein Interesse, Faustus Decimus Serapio, und es schauderte ihn ein wenig, schließlich hatte er vor Seianas Familie mindestens genauso viel Angst wie er vor Axilla und Silanus hatte, versuchte sich dies aber nicht anmerken zu lassen..
    "Axilla, Silanus." wiederholte er die Namen seiner Verwandten, "Die muss ich noch bändigen. Wie wäre es wenn ich dich voran schicke? Dann wirkt meine Geschichte gar nicht mehr so schlimm." scherzte der Iunier und lachte breit während er einen Schluck trank..

    Ihre Worte klangen wie Musik in seinen Ohren, und er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, und er fand es furchtbar süß wie schüchtern Seiana immer noch in seiner Gegenwart werden konnte, erlöste sie aber schnell aus ihrer Unsicherheit..
    "Und genau diese Worte waren es die ich hören wollte." entgegnete er ihr als er sie sachte an der Hüfte anfasste, "Dann haben die Sklaven auch ein Bett weniger zu machen." scherzte er und küsste sie sachte, "Ich liebe dich." hauchte er mehr als er es sprach, und wunderte sich dabei ob er es nicht zu oft gesagt hatte, aber es musste einfach raus..
    Sachte löste er sich von ihr, nur um seinen balteus zu lösen, schließlich hatte er nicht vor in seiner Kluft ins Bett zu gehen.. Auch die leicht staubige Tunika der Legion musste dran glauben. Sicher, sie war edler als die der meisten Soldaten, aber dennoch hatte sie eine lange Reise hinter sich.
    Da stand er nun also, nur noch in einer Schurz.. Die Jahre im Exercitus hatten Spuren hinterlassen, Narben, Kratzer, und erst kürzlich eine blaue Flecken die er sich bei den persönlichen Übungen zugezogen hatte. Aber jede Narbe erzählte eine Geschichte, hatte irgendwie einen Sinn, sodass er sie trug wie Abzeichen, auch wenn viele der Narben negative Erinnerungen hervorriefen.
    Ein wenig verloren stand nun auch er da, schließlich hatte sie ihn länger nicht gesehen, und er wusste nicht direkt was er nun machen sollte.. Sich einfach ins Bett legen? Warten dass sie ihn irgendwie einlud? Oder die Initiative sonst wie ergriff? Er ging langsam wieder auf sie zu, und hoffte dass sie dies irgendwie nutzen würde..

    Seneca folgte seiner Verlobten..Verlobte, irgendwie, es klang für ihn noch immer seltsam, aber es war tatsächlich real. Hunger hatte er keinen, wie konnte er auch nach dieser ganzen Aufregung im positiven Sinne?
    "Oh, gib Mantua ein paar Momente und sie schläft im stehen ein." scherzte Seneca und suchte sich einen Platz..
    Das Essen begann kurz darauf, und zum ersten Mal aßen sie als so etwas wie eine Familie. Während der Cena konnte Seneca kaum die Augen von Silana und Seiana lassen, so stolz war er auf das Bild dass sich ihm bot.
    Er erzählte die ein oder andere Geschichte, und versuchte viel mit Silana zu sprechen, sie war so klug und aufgeweckt, und das sagte er nur höchstens zu 70% weil er ihr Vater war.
    Nachdem das Essen beendet war ließ es sich Seneca nicht nehmen die Kleine ins Bett zu bringen. Er erzählte ihr von Tarraco, der schwarzen Erde und den wilden iberischen Pferden. Vom Fischen, und dem Meer, und irgendwann, er redete noch, bemerkte er wie Silana längst im Land der Träume war. Er strich ihr kurz über die Stirn, schaute sie verträumt an, und ging dann langsam aus dem Zimmer wobei er die Tür einen Spalt offen ließ, damit es nicht zu dunkel würde..


    Der Abend neigte sich dem Ende zu. Die ersten Sklaven waren in die Nachtruhe entlassen und es wurde still auf dem Landgut als Seneca Seianas Cubiculum betrat nachdem er sachte angeklopft hatte. Es war noch immer so als müssten sie zueinander schleichen, die Schatten und Winkel der Gemäuer als ihre wichtigsten Verbündeten. Er war froh das dies bald vorbei war, und dennoch fiel es ihm schwer alte Gewohnheiten abzulegen, aber immerhin war er in ihrem Zimmer..
    "Sie schläft tief und fest. Scheinbar bin ich tatsächlich so langweilig dass es die Menschen in den Tiefschlaf versetzt." scherzte Seneca, und fuhr sich durch die Haare, die Ereignisse des Tages noch einmal durchlebend, "Ich bin so aufgeregt Seiana, ich kann es noch gar nicht glauben." entfuhr es ihm freudestrahlend während er aus dem Fenster auf das Landgut blickte, "Also meine Zukünftige..." sagte er nun etwas schelmisch, "...Hast du mir schon ein Cubiculum herrichten lassen? Irgendwo muss ich ja schlafen." fuhr er fort, und war sich gar nicht mal so sicher dass er nun tatsächlich nicht ihrem Zimmer verwiesen wurde, denn immerhin war zwischen ihnen noch nichts offiziell, und er wusste nicht wie Seiana das mit den Sklaven und seiner langen Abwesenheit regeln würde, hoffte aber natürlich auf das beste.

    Seneca grinste als der Tribunus seine kleine Anekdote beendet hatte. Mehr gab es dazu wohl nicht zu sagen, ein Ausflugsschiff.. Nett
    Dann wandte er sich wieder dem Praefectus zu, und die Frage nach der Familie ließ ihn ein wenig schmunzeln, "Dein Neffe ist Vater? Meinen Glückwunsch. Was mich angeht: So etwas wie Familie Iulius." entgegnete er geheimnisvoll, denn er würde sicherlich nicht von Seiana und Silana erzählen, noch war das Ganze schließlich hochbrisant und alles andere als offiziell..
    "Gerne reise ich mit dir nach Rom, das alte Moloch sollte man nicht alleine bereisen, außerdem tut Gesellschaft immer gut." fuhr er fort, und hakte dann nochmal bezüglich des Landsitzes nach, "Cremona sagst du? Kümmerst du dich schon um deinen Ruhestand Praefectus?" scherzte der Tribun, kam dann aber nochmal darauf zurück, "Erzähle mir von deinem Gut. Ich hatte auch überlegt den alten Sitz der Iunier vor Tarraco zu renovieren."

    Seneca schaute ein wenig verdutzt als Avianus die Geschichte von der reitenden Kaiserin erzählte, und konnte sich nur allzu gut vorstellen wie das wohl bei der römischen Schickeria angekommen sein mag.
    "Auf einem Pferd sagst du?" fragte er, während er einen Fetzen Brot in etwas Garum tauchte, "Und? Haben die noblen und reichen Roms schon den Untergang des Imperiums ausgerufen?" scherzte er und steckte sich das Stück Brot sogleich in den Mund.
    "Ich wäre nur zu gerne noch bei der Garde. Ich meine, die Geschichten aus dem kaiserlichen Umfeld waren immer spannend. Auch wenn ich hoffe dass sie bei diesem Kaiser auf eine Art spannend sind wie noch bei Vescularius." sagte er, und fragte sich ob er das eventuell etwas zu laut gesagt hatte, sodass er sich kurz umsah..
    "Also erzähl mal.. Axilla, Silanus, Sibel, die Garde. Was ist in den letzten Monaten in Rom geschehen? Ich habe das Gefühl dass ich eine Welt von Rom entfernt bin, auch wenn ich tatsächlich noch in Italia weile, woran ich mich ab und an erinnern muss." fragte er seinen Cousin bevor er wieder einen kräftigen Schluck nahm. Der Wein schmeckte nicht nach Kopfschmerz, was morgen eine gute Nachricht sein würde.

    Seneca lachte als Avianus zu scherzen begann, und er schätzte tatsächlich kurz ab wie schwer er wohl wäre.. Nicht dass er ernsthaft damit rechnete, aber man wusste ja nie, außerdem fühlte er sich nach Avianus scherzen bezüglich seines "Schreibtischpostens" ein wenig bei der Ehre gepackt..
    "Nun, ein wenig Übung habe ich noch. Ich denke so einen Urbaner kriege ich locker gestemmt." entgegnete er, und sah im Augenwinkel schon die ersten Getränke und Speisen kamen.. Das sah alles wirklich gut aus, sowas gab es in Mantua nicht, womit wir wieder beim Thema wären..
    "Ich sage dir, Mantua ist ein verschlafenes Nest. Hätte es nicht so eine stragtisch günstige Position, würde man wohl sämtliche Hunde des Imperiums dort vergraben lassen." scherzte er und schaute dem Schankmädchen beim einschenken des Weines zu, bevor er ebenfalls seinen Becher griff, und wie üblich ein paar Spritzer den Göttern darbrachte..
    "Auf uns, den Kaiser und die Frauen. Die uns wahnsinnig machen, aber was wäre das Leben ohne sie?" fragte Seneca grinsend und stieß mit seinem Vetter an bevor der Wein seine Kehle herunterlief.
    "Ein wirklich guter Tropfen, zum genießen nicht zum saufen." sagte Seneca ernst während er seinen Becher abstellte, "Aber was verstehen wir schon von gutem Wein, hauen wir ihn weg!" brach es aus ihm heraus, und schon hatte er den Becher wieder in der Hand, "Also.. Hast du ihn schon gesehen den neuen Imperator?" fragte er, denn fernab von Rom, und nicht mehr in der Garde war der Kaiser wie für viele Legionäre nur ein Abbild geworden, und man hatte keine Vorstellung von seinem wahren Wesen.