Beiträge von Tiberia Faustina

    Also war es sein Kind und jetzt war seine Geliebte wohl schon fast auf dem Weg nach Germania. Endlich verstand Faustina seine Reaktion. Mit einem Blick auf Chio wollte sie nun feststellen, wie sie auf die Tatsache reagiert, das er scheinbar nicht nur Vater wurde, sondern die Mutter des Kindes auch noch liebte. Arme, kleine Chio.


    "SPIEL!", meinte Faustina zu ihm, "Spiel doch einfach um deine Zukunft. Spiel doch um das was Dir nach dieser Frau wohl am wichtigsten ist, deine Zukunft auf der Rennbahn!".


    Dabei griff sie Chios Hand und drückte sie sanft.

    Überrascht sah Faustina wie sich Aretas an einen der anderen Tische setzte und offensichtlich die Absicht hatte, sich zu betrinken. Es muss schon heftig gewesen sein, was die schwangere Frau ihm mitgeteilt hatte. Sie erhob sich nicht, sonder sprach über den Tisch hingweg, ihren Sklaven an.


    "Damit löst Du dein Problem nicht!", sprach sie und deutete auf den Weinkrug. "Es wird sie eher verschlimmern!".


    Es war ja nicht unbedingt der Mann, dem sie so zusprach. Es war der Sklave, der Sklave der für sie Rennen fahren sollte. Wenn er sich nun dem Suff hingab, war es mit den Siegen für die Factio Essig.

    Gespannt hörte Faustina der Familensaga des Händlers zu. Natürlich waren die Armbänder und Ohrringe ihr Geld wert, die Frage war nur, welchen!


    "Du wirst schon nicht verhungern und dein tauber Kater auch nicht. Für das Armband hier, bin ich bereit 300 Sesterzen zu zahlen.", zwar meinte der Händler das Armband für Flora, was Faustina nicht daran hinderte, den selben Preis für das ihre zu veranschlagen.

    Überrascht, das Aretas plötzlich an ihrem Tisch stand, war Faustina noch überraschter von dem was er sagte. Nachbohren wollte sie aber nicht. Sie nahm es hin. Eingedenk dessen was Flora ihr gesagt hatte. Denn jetzt wusste sie den Grund und verstand alles. Arme Chio, scheinbar hatte Aretas mit der fremden Frau ein Kind oder zumindest war eines unterwegs. Das würde noch anstrengend werden, mit den beiden. Dazu kamen noch ihre eigenen Liebesprobleme, da half nur eines.


    "Ja gerne, Aretas. Bring mir einen Becher Wein .... und bitte nicht zu sehr verdünnt! Für Chiomara auch einen!".

    Mit Interesse hatte Faustina das Gespräch zwischen Aretas und einer unbekannten Sklavin verfolgt. Als sie den Bauch der jungen Frau sah, konnte sie sich vorstellen, warum Aretas zurückgekommen war. Glücklich sahen beide nicht aus. Ebenso hatte sie Chio gesehen, die sich leise, klein machte um nicht aufzufallen. Mit Sicherheit hatte sie Aretas mit der anderen Frau gesehen. Sie nutzte daher die Gelegenheit, als sich Durus mit seinen Bekannten unterhielt, um sich an den Tisch von Chio zu schleichen.


    "Io Saturnalia, meine kleine Chio."

    Faustina lachte und küßte ihre Sklavin auf die Stirn. "Du bist wirlich süß, kleine Chio! Du hasst ihn.... aha!".


    Sie rutschte vom Sessel auf den Boden und nahm ihre Chio in den Arm. Denn jetzt wurde es intim.


    "Du fragst ob ich verliebt bin.... ja ich denke schon.Ich habe kribbeln im Bauch und habe bestimmt dummes Zeug geredet. Aber ich bin unsicher. Er sieht gut aus, ist lieb und nett, man muss ihn lieben .... aber er ist halt nicht von Adel. Und dann gibt es ja noch einen anderen Bewerber.... Ach Chio. Die Welt ist nicht einfach."

    Nun wurde es spannend. Mal sehen wer von beiden die besseren Argumente hatte. Frau, Kinder und Lehrling kommt immer gut.


    "Fehlt nur noch die kranke Großmutter!", lachte Faustina herzhaft. Gleichzeitig schaute sie sich das von Flora erwähnte Armband an. Tatsächlich war es schön und edel verarbeitet. "Ich nehme an, das nun auch noch der Vater plötzlich verstorben ist, wenn ich Dich nach dem Preis für dieses Armband frage!". Dabei schaute sie dem Händler fest in die Augen.
    Jetzt stand der Händler erstmal etwas unter Druck, da er an zwei Fronten zu feilschen hatte. "Ich bin grrrrrroßzügig, meine Damen. Aber ihrrrrrr wollt mich rrrrruinierrren. Materrrial und Zeit brrrraucht man umd solche Kunstwerrrke herrrrrzustellen."

    Elegant, doch warum genug gekleidet ging sie neben Avianus. Es war ihr erster Theaterbesuch seit langem und der erste in Rom überhaupt. Neugier und Nervosität hielten sich die Waage. Merkwürdig fand sie nur die Begleitung durch die Sklaven. Zu Hause hatte sie das nicht in diesem Masse gebraucht. Da reichte ein Sklave. Trotzdem genoss sie den Auftritt. Denn der war wirklich ihrem Stand entsprechend.


    "Da geht es mir genauso. Pantomime habe noch nie gesehen. Das wird sicher spannend.". Sie rückte näher an Avianus heran, weil die Straße etwas enger wurde. Zufällig berührte ihre Hand die seine.

    Als Durus sie auf das Bad ansprach, wusste sie das sie etwas falsch gemacht hatte. Natürlich hatte sie gebadet, aber warum fragte er?


    "Onkel Durus, natürlich habe ich gebadet. Warum?".


    Vermutlich hatte sie gegen eine Tradition des Hauses verstoßen. Woher sollte sie das aber wissen? Ihr Vater war in solchen Traditionen eher nachlässig gewesen. Ein Fehler bei Durus, das wusste sie.


    Durus fand keine Zeit mehr ihr zu antworten. Die Gäste trafen ein. Da sie keinen kannte, nickte sie nur freundlich jedem zu. Dann wurde es Zeit für das Opfer. Hier bemerkte sie den Unterschied zwischen Durus und ihrem Vater sehr deutlich. Würde und Ernst zeigten sich bei Durus als etwas ganz natürliches. Während für Vater alles eher ein Spiel gewesen wäre. Daher war auch Durus Pontifex und nicht ihr Vater, dachte sie amüsiert und stellte sich die Szene vor. Alleine der Gedanke verschaffte ihr innere Heiterkeit. Das Opfer vollzog Durus schnell und mit unvergleichlicher Würde.

    Nach dem Frieda ihr Werk getan hatte und Aretas mit ihren Mittelchen Linderung verschaffte hatte, wurde ihm aufgetischt. Er bekam zu essen und zu trinken. Ebenso brachte man ihm neue Kleidung.


    "Scheinbar hat Dich Domina Faustina doch lieber als sie zugeben will!", brummerlte Frieda in ihrem harten germanischen Akzent, "Denn ich soll Dir ausrichten, das Du nach dem Du dich gestärkt, Dich gewaschen und umgezogen hast, die Zelle verlassen darfst. Io Saturnalia, sag ich da nur! An deiner Stelle würde ich sie bei dem Fest zumindest ansprechen.".

    Dieses Eingeständnis traft Faustina nun nicht mehr unvorbereitet. Sie empfand genauso und war deshalb etwas verwirrt.


    "Ich liebe Dich auch.", antwortete sie, auch wenn sie nicht genau wusste, ob es wirklich so war. Jedenfalls waren ihre Gefühle ordentlich durcheinander geraten und wenn dieses Gefühl nicht täuschte, und warum sollte es täuschen, war sie tatsächlich verliebt. Sie hielt seine Hand und suchte erneut seinen Mund. Ein weiterer Kuss würde sicher Aufschluss geben.

    Aretas konnte warten. Er schmorte in der Zelle und vielleicht würde sie nun Gnade vor Recht ergehen lassen. Zumal die Gelegenheit günstig war. Io Saturnalia! Die Gelegenheit ihn aus dem Kerker zu holen. Der Rest würde sich dann ergeben.


    Nun waren jedoch die Ohrring wichtiger. Funkelnd hingen sie an Floras Ohren. "Sie sind wunderschön und passen hervorragend zu Dir. Da hat er Recht.", meinte Faustina in anspielung auf die Äußerungen des Händlers, "Sie passen wirklich zu deinen Augen!". Vermutich wurde der Preis gerade höher, weil man Interesse zeigte. Mal sehen wir es mit dem Feilschen steht. Interessiert fragte Faustina, was denn die Ohrringe und die Kette den kosten sollen.

    Diese Frage, woran man merkt das man verliebt ist, konnte Faustina auch erst seit kurzem beantworten. Seit sie Macer kannte.


    "Die Frage ist wirklich kaum zu beantworten. Ich weis nur das es ein kribbeln im Bauch gibt, das man dummes Zeug redet und einem das Herz schwer wird.". Dabei dachte sie an Macer. "Aretas hat es Dir angetan oder?".

    Die beiden großen kräftigen Sklaven rahmten die rundliche Germanin ein, die eine grosse Schüssel und mehrere Tücher trug. In einer Art Umhängetäsche klimperten diverse kleine Flaschen und Töpfchen.


    Ohne weitere Worte schloß einer der Riesen die Kerkertür auf. Zunächst betraten die beiden Sklaven den Raum, dann kam die grosse rundliche Germanin.


    "Bring mir den Hocker von draussen und dann macht die Tür von aussen zu!", grunste sie mit einem unüberhörbaren Akzent die beiden Kerle an.


    Nach dem der Hocker reingebracht worden war und die Tür sich schloss, breitete sie ihre mitgebrachten Dinge aus.


    "Mein Name ist Frieda. Domina Faustina schickt mich, damit ich mir deinen Rücken ansehe und ihn wieder etwas in Ordnung bringe.".


    Die rundliche Blondine krempelte sich die Ärmel hoch. Im behandeln von größeren und kleineren Wehwehchen hatte sie reichlich Erfahrung. Im Sklaventrakt war sie etwas wie eine Heilerin. Sie kannte sich mir Kräutern und Salben hervorragend aus. Manchem Sklaven hatte sie damit schon geholfen.

    Io Saturnalia!


    Für Faustina das erstmal in Rom. Sie war gespannt auf das Treiben während dieser Feierlichkeiten. In Griechenland hatte sie sich immer köstlich amüsiert. Doch hier kannte sie kaum jemanden und hoffte dies ändern zu können.
    Die Eleganz in ihrer sonstigen Kleidung war einer eher einfachen Erscheinung gewichen. Keine Seide, sondern Wolle.


    Als sie eintrat, sah sie Durus auf einem Stuhl sitzen. Sah Sklaven beim würfeln und eine Menge Leute die nicht kannte. Langsam ging sie auf Durus zu. "Salvete Onkel.", sagte sie leise merkte, das er lieber nicht hier wäre.