Beiträge von Tiberia Faustina

    Fröhlich und guter Dinger, kehrte Faustina in die Villa zurück. Ohne auf die wuselnden Sklaven zu achten, ging sie gleich in ihre Gemächer zurück. Als sie den Vorraum betrat, sah sie das Häuflein Elend auf seiner Liege Hocken, vermutlich mit den Gedanken wer weis wo. So schmutzig und zerrissen hatte sie Chio noch nie gesehen. Jetzt dachte sie an das schlimmste. Ob dieser Pferdeknecht ihr Gewalt angetan hatte? Wenn ja, würde sie ihn persönlich entmannen!


    "Chio ... kleine Chio ... was ist mit Dir passiert?", fragte Faustina besorgt und ließ sich neben ihrer Sklavin auf die Liege fallen. Sie fasste ihre Kopf, sah in ihre Augen und küsste sie auf die Stirn. Streichelte ihre Haare. Sie liebte ihre Chio, gleich nach ihrem Vater war sie das Menschenkind das sie am meisten liebte.

    Irgendwie hatte sie auf diese Frage schon gewartet. Schliesslich war es vom ersten Moment an klar, das Macer nicht nur gerne ritt, es war schon etwas mehr.


    Freundlich lächele Faustina ihren eleganten Begleiter an.


    "Ein paar Freundinnen ... vielleicht, aber eine Freund, wie Du es vermutlich meinst, habe ich nicht. Schliesslich ist es nicht sonderlich gut, wenn man einen sogenannten Freund hat und dann doch im Familieninteresse anweitig verplant ist. Allerdings habe ich keine Ahnung ob da Planungen bestehen. Du weist ja, die Betroffenen bekommen das meistens zuletzt mitgeteilt."


    Faustina sprach diese traurige Wahrheit fröhlich aus, doch innerlich war es anders.

    Flora sprach genau das aus, was Faustina aus der Villa getrieben hatte ... Langeweile.


    "Manchmal ist es aus in so großen Häusern wie den unsrigen einfach nur ... Langweilig!", [/I]lachte Faustina, [I]"Da gegen muss man dringend etwas tun. Warum machen wir das nicht gemeinsam? Einfach über alleine über den Markt laufen, hat auch nichts spannendes. Da kauft man nur aus lauter Frust igendeinen unnützen Kram." Also los, Mädchen, worauf haben wir denn Lust?".

    Der Tag begann herrlich. Sie kam mit dem Pferd gut zurecht, genoss die Landschaft und nicht zu letzt die Begleitung Macers. Es war schön hier, ausserhalb von Rom.


    "In meiner alten Heimat bin ich auch oft geritten. Unsere Familie hatte immer Pferde und daher kenne ich mich damit gut aus. So gesehen komme ich auch vom Land und bin lediglich meinem Vater gefolgt, der wieder nach Rom wollte. Und genau das ist der Grund der mich hier hält: mein Vater. Der nach dem Tod meiner Mutter alles ist, was ich an Famlie habe. Angefreundet mit Rom? Dazu bin ich noch nicht lange genug hier und Freunde hab ich hier auch noch keine. Also bleibe ich, solange Vater hier bleibt oder sich etwas ereignet, das mich hält.".


    Seltsam wie ihr diese Worte über die Lippen kamen. Bisher war sie so vertraut nur mit ihrem Vater oder ihrer kleinen Sklavin gewesen.

    Freundlich von ihm das er Faustina den Weg zeigen wollte, wenn auch etwas von oben herunter. Nun ja, dachte sich Faustina, man sieht mir wohl das Landei an.


    "Es ist wirklich nett von Dir mir den Weg zu zeigen. Hoffentlich machst Du deshalb keinen Umweg."

    Offensichtlich war Macer im Umgang mit Frauen nicht sonderlich bewandert oder er war aus anderen Gründen etwas fahrig. Faustina übersah den kleinen Fehler und staunte über die Eleganz des vor ihr stehenden Pferdes.


    "Ein wundervolles Tier. So edel, so schön.", sie streichelte den Hals des Pferdes und freute sich es reiten zu können, "Wie heißt es?".


    Im Kopf ging es allerdings anders zu. Da fragte sich Faustina, ob es nicht ihre und nur ihre Anwesendheit ist, die Octavius Macer nervös machte. Zum erstenmal hatte sie diesen Gedanken. Denn bisher hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht ob und wie sie auf Männer wirkte.

    Jetzt viel es Faustina wie Schuppen aus den Haaren. Ja, jetzt wusste sie we die junge Frau war und woher sie sie kannte. Peinlich, peinlich. Aber wenn man mit dem Kopf wo anders ist ....


    Etwas beschämt begrüßte Faustina Corona daher um so freundlicher, beschloss jedoch ihre temporäre Gedächnislücke einfach zu überspielen.


    "Ja mein Vater ist derzeit ständig unterwegs um sich für seinen Rennstall umzutun. Ich sehe ihn auch selten bis gar nicht.".


    Sie vermisste ihren Vater sehr, denn nun war sie mit ihrer Sklavin alleine in einer Villa deren restlichen Bewohner, zwar mit ihr verwandt waren, die man aber kaum sah. Daher auch dieser Ausflug auf den Markt.


    "Was treibt euch beiden denn auf den Markt?".

    Verlegen schaute Faustina den Octavier an. Zum einen war es sicher schicklicher sich von einem der Sklaven begleiten zu lassen. Stellte sich nur die Frage, ob einer von diesem Pöbel reiten konnte. Vermutlich nicht. Nebenbei wäre es ihr auch nicht angenehm gewesen.


    "Faustus Octavius Macer! Du bist ein Senator! Du gehörst zur Elite des Imperiums! Wenn nicht zu Dir, zu wem sollte ich sonst Vertrauen haben?".


    Mögen die Götter geben, dass diese Sätze nicht ihrem Vetter Durus oder ihrem Vater hinterbracht wurden. Durus Einstellung zu Angehörigen der nicht adligen Schichten, war mehr als bekannt. Für Durus war ein nicht adliger Senator, sicher nicht ein Mitglied der Elite des Imperiums. Sicher kann auch Macer diese Einstellung.

    Schlafen, das war eine gute Idee. Vorsichtig legte sie ihre linke Hand auf den Po von Chio und bemerkte die Striemen die sie dort vor nicht allzulanger Zeit aufgebracht hatte. Mit einem nicht unzufriedenen Gesichtsausdruck kuschelte sich Faustina eng an Chio, froh darüber das sie offensichtlich die Nacht in ihren Armen verbringen wollte. Beruhigt schlief sie ein.

    Überrascht das sie mit Namen gerufen wurde, drehte sich Faustina um und sah in die grossen Augen von ... ja das war nun ihr Problem.


    "Salve Flora oder Narcissa?", lachte Faustina und freute sich ein bekanntes Gesicht gefunden zu haben, zu welcher Aurelia es auch immer passte. Fast gleichzeitig bemerkte sie eine zweite junge Frau und lächelte. Auch sie kam ihr bekannt vor, kam aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht auf ihren Namen. Sie hatte die junge Frau mal in der Villa gesehen, als sie zu Vetter Durus gebracht wurde. Verlegen, weil ihr der Name wirklich nicht einfiel, grüßte Faustina mit einem strahlenden Lächeln. "Salve, ich freue mich, Dich zu sehen.", was ehrlich gemeint war, auch wenn sie gerade von ihrem Namensgedächnis im Stich gelassen wurde.

    "Da hast Du recht. Ich werde morgen eine Sänfte nehmen. Da sind dann vier Sklaven die aufpassen werden.", lachte Faustina und küßte Chio auf die Stirn.
    "Manchmal frag ich mich, warum das alles so ist? Wir hatten uns und waren glücklich. Dazu noch Papa. Meine ... unsere Welt war doch in Ordnung. Jedoch bemerke ich eine Veränderung in mir. Bisher haben mich Männer nicht interessiert. Und dann das! Zwei Prachtexemplare der Gattung Mann. Damit muss ich erstmal klar kommen.".


    Sie legte sich auf den Rücken, schaute zur Decke und zog Chio ganz eng an sich heran.


    "Wir müssen auch etwas für Dich finden!".

    Ohne ihre Sklavin, die sonst nicht von ihrer Seite wich, war Faustina auf den Markt gegangen um sich etwas die Zeit zu vertreiben und sich einfach treiben zu lassen.
    Von Stand zu Stand schlenderte sie langsam und mehr gelangweilt, als wirklich an irgendeinem Kauf interessiert.

    Lachend nahm sie die Ankündigung Chios auf, als sie meinte sie morgen besonders hübsch zumachen.


    "Kleine Chio, ich will reiten und nicht ausgehen. Es reicht, wenn Du mich so zurecht machst wie immer. Vielleicht bringt er mich dann morgen wieder zum lachen. Beim ersten Treffen war es ja eher unbeabsichtigt. Weil er etwas unbeholfen wirkte. Sicher ist er als Politiker nicht so unbeholfen. Der Andere, der Aurelier, wirkte irgendwie ernster und hmmm sagen wir erwachsener. Ach meine kleine Chio, es ist schon schwer. Auf sowas bin ich nicht vorbereitet ... es ist mein erstes Treffen mit einem Mann...", verlegen gestand Faustina, das sie mit dem anderen Geschlecht nur in soweit Kontakt hatte, wie es in einer Familie üblich ist. Fremde Männer hatte sie nie gesprochen, schon gar nicht getroffen. Jetzt wurde sie nervös.


    "Kaum sind wir in Rom und schon haben wir andere Probleme, als im schönen Griechenland. Da hatten wir uns und nun .... werden wir erwachsen?", etwas von Traurigkeit lag dabei in ihrer Stimme. Sie konnte nicht anders als ihre treue kleine Sklavin zum umarmen.

    "Stimmt, er ist Stallbursche. Aber er kann auch einen Wagenlenken. Und kennen tue ich ihn auch. Schliesslich ist er ein Sklave meines Vater.", dabei schaute sie Chio in die Augen und lächelte, "Ausserdem haben er und ich ein Geheimnis. Er hat mich einmal für zwei Runden über die Überungsbahn mitgenommen. Es war herrlich ...".


    Das Faustina ihn nebenbei noch als recht gutaussehend in Erinnerung hatte, musste sie Chio nicht mitteilen. Sie hatte sich ja scheinbar verguckt, da wollte Faustina keine unbegründete Eifersucht aufkommen lassen.


    "Dagegen sind die beiden Herrn die mir über den Weg gelaufen sind, schon fast langweilig, vor lauter vornehmer Zurückhaltung. Was ich verstehen kann, ein Senator muss in der Öffentlchkeit eine gewisse Würde zur schau tragen. Auch wenn sie so gut aussehen, wie die beiden.". Welchen von beiden sie hübscher fand, konnte sie nicht beantworten. Jeder hatte etwas und sie waren sich ähnlich und doch so verschieden.
    "Mit dem Octavier habe ich morgen einen Ausritt geplant. Von mir aus kannst Du in der Zeit tun was Du magst .... Dich auch mit dem Stalljungen treffen. Aber bitte, kleine Chio, lass Dich nicht gleich auf mehr ein.", dabei packte sie Chio fest an die Schulter, "Ich will nicht das Du schon schwanger wirst!".

    Sollte Faustina wegen der Strafe ein schlechtes Gewissen haben? Hatte sie überreagiert? Nur kurz flackerte dieser Gedanke in ihr auf, als sie bemerkte wir still Chio war. Genauso schnell wie er gekommen, verwarf sie den Gedanken wieder. Nein, nach dieser Stunde voller Leidenschaft brauchte sie sich deswegen nichts vorzuwerfen. Oder vieleicht nur, dass die Erregung aus dieser Strafe, beide Frauen gleichermassen ergriffen hatte. Also das war es nicht, warum Chio ihr merkwürdig erschien.


    "Das geht mir auch so. Ich bin hier noch nicht zu Hause. Alles ist so neu, so anders, so fremd. Vielleicht war ich deshalb eben etwas grob, weil Du mich alleine gelassen hattest.", was entfernt nach einer Entschuldigung klang, aber keine war. "Deine Strafe... war wohl keine wenn man bedenkt, was wir danach erlebten.". Dabei streichelte sie sanft über Chios Kopf und küßte noch einmal zärtlich ihre Wangen. "Die beiden Männer die ich kennengelernt habe, sind es aber nicht, die Dich beschäftigen. Eher wohl der stramme Rennfahrer odre?". Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

    Merkwürdig einsilbig kam ihr Chio vor. Veilleicht knabberte sie an ihrer Strafe. Vielleicht hing sie aber auch in Gedanken dem schönen Kutscher nach. Beides war möglich. Eigentlich hätte Faustina gerne über ihre beiden Bekanntschaften mit ihrer kleinen Sklavin gesprochen. Doch was nutze es, wenn sie selbst mit dem Kopf ganz wo anders war.
    Neugierig war Faustina trotzdem.


    "Woran denkst Du?", fragte sie sanft, legte sich auf die Seite, so das sie Chio im Profil sah.

    Müde war Faustina schon, aber das würde sie nie zugeben.


    "Guten Morgen, Octavius Macer, ich bin immer bereit mit einem guten Pferd einen ausgedehnten Ritt zu unternehmen.".


    Sie bot ihm die Hand, damit er ihr aus der Sänfte half.