Beiträge von Tiberia Faustina

    Die Freude konnte Faustina, die nun wieder hergerichtet war, sehr gut verstehen.


    "Habe ich zu viel gesagt?", lachte sie die beiden Zwillinge an.


    Ihr war aber auch nicht entgangen, das es wohl nicht nur die Fahrt, sondern auch die damit verbundene Nähe zum Fahrer war, die beiden offensichtlich gut gefallen hatte.


    Naja, häßlich ist anders, dachte sich Faustina, als sie Aretas noch einmal von oben bis unten musterte. Vorher war sie zu aufgeregt gewesen, um sich den MANN genauer anzusehen. Jetzt musste sie zugeben, das es ein hübsches Kerlchen war.

    Gespannt schaute Faustina wie Aretas den Wagen über die Bahn lenkte. Noch gespannter schaute sie Narcissa hinterher. Wie würde sie es verkraften? Je länger sie darüber nachdachte, kam sie zum Schluß, das Narcissa es sicher gut überstehen wird. Immerhin war sie mutig in den Wagen gestiegen und hatte kaum gezögert. Allerdings fragte sie sich, warum sie in diesem purpurfarbenen Fummel gefahren war, wenn es doch mit der langen Tunika ging? Um nicht noch mehr aufzufallen, verschwand Faustina, um sich rasch etwas zu waschen und umzuziehen.

    Aretas hatte sich Mühe gegeben, nicht noch eine der verwöhnten Gören auf seinem Wagen mitzunehmen. Auch wenn Faustina total eingestaubt und etwas zerzaust aussah, schien das Narcissa nicht davon abzuhalten es ihr gleich zu tun. Was Faustina irgendwie freute, denn dann sah sie nicht alleine so mitgenommen aus.


    "Wir sollten tatsächlich anschliessend eine Therme aufsuchen. Wenn ich so nach Hause komme und mein Vetter Durus mich so sieht, werde ich Ärger bekommen. Er ist halt ein echter Patrizier ... er würde unseren Aretas sicher in einen Steinbruch verkaufen.", jetzt, da sie sich wieder gefangen hatte, war sie wieder die verwöhnte Zicke.

    Das war es was Faustina gewollt hatte. Das Haar war total durcheinander, die Schminke verschmiert und sie war staubig von den Haaren bis zu den Zehen. Aber es war traumhaft gewesen.


    "Danke.", sagte sie leise und gab, ganz gegen ihre Gewohnheit, dem tapferen Lenker einen Kuß auf die Wange. Dann stieg sie vom Wagen, glücklich und zufrieden. Sie blieb vor den Zwilingen stehen und meinte nur: "Traumhaft!".

    Als es los ging, viel ihr schon das Herz fast in die Unterwäsche. Doch blieb sie mutig. Sie wollte es nun wissen, daher tat sie alles genauso wie es Aretas ihr sagte. Sicher war das nicht das Tempo, das man normalerweise fuhr, aber für Faustina war es schnell genug. Trotzdem genoss Faustina die Geschwindigkeit, das Schnaufen der Pferde, den Staub der Bahn und das Gerumpel des Wagens.
    Auf die Frage, ob Faustina noch eine Runde wollte, war die Antwort ebenso klar, wie deutlich: "JA!"

    Faustina nahm die hilfreiche Hand und zog sich auf den Wagen. Ungewohnt war das schaukeln, weil ja nur zwei Räder angebracht waren. Die Wagen in denen Faustina bisher gesessen hatte, hatten vier Räder und wurden von Ochsen oder müden Zossen gezogen. Hier war es anders. Die Pferde waren unruhig. Sie wollten laufen, nein, rennen!


    Sie hielt sich fest und ließ es auch zu, das Aretas sie festhielt. Vielleicht war sie Arrogant, aber sie war nicht Lebensmüde. Daher war sie im Grunde dankbar das er sich kümmerte. Die lockeren Komplimente des Fahrers überhörte sie daher.


    Ihren Kopf zu Aretas gedreht, ein breites Lächeln aufgesetzt, war sie stolz auf sich. Immerhin stand sie nun schon auf einem Wagen. Was noch kommen würde ... daran wollte sie nicht denken.


    "Wenn Du magst ... ich bin soweit!".

    Schnell war sie verschwunden. Suchte sich etwas aus und zog sich um. Nun ja, viel kürzer hätte es nicht sein dürfen, aber die knie waren noch bedeckt. Denn dies purpurne Tunika war für einen Mann gemacht und die sind nun mal größer als die meisten Frauen. Somit schien es als ob es doch nicht so unschicklich sein würde. Zu Hause hatte sie Tuniken die erheblich kürzer waren als diese, aber das brauchte der Sklave nicht zu wissen.


    "Fertig! Und nun?", fragte ich keck.

    Nach dieser Aufforderung wurden die Zwillinge deutlich ruhiger. Scheinbar bekamen sie es nun doch etwas mit der Angst. Also blieb es an Faustina hängen. Immerhin hatte sie die größe Klappe gehabt. Faustina war aber eine Tiberia! Mutig schaute sie Aretas an und fragte nur:


    "Ist meine Kleidung in Ordnung oder sollte sie etwas kürzer gehalten sein?". Kürzer wäre aber gleich unschicklicher und das bei einer jungen Frau aus sehr guten Hause. Peinlich, wenn das bekannt würde. Doch war die Fahrt nicht schon peinich? Da würde eine kurze Tunika auch nicht mehr viel verändern.

    Das Gespräch mit Chio hatte Faustina innerlich etwas aufgewühlt. Sie schlief nicht sofort ein, sondern begann darüber nachzudenken, was denn wirklich wäre, wenn sie verheiratet würde. Bisher hatte sie Männer nur von weitem gesehen, fand den einen oder anderen recht ansehnlich, aber verliebt hatte sie sich noch nie. Die Schwärmerei für einen der Fahrer beim Rennen, stufte sie nicht als Liebe ein. Ausserdem war dieser Kerl weiter unter ihrem Stand, daher auch als Liebhaber unmöglich für Faustina. Dazu kam noch das sie von ihrem Vater in keinsterweise auf die Ehe oder die Pflichten einer solchen vorbereitet worden war. Wie immer hatte er alles Unangenehme von ihr fern gehalten. Faustina grübelte und viel dann doch in einen unruhigen Schlaf.

    Mit einem sehr breiten Grinsen, hatte sie verfolgt, wie die kleine Flora den frechen Kerl in die Ecke gedrängt hatte. Damit scheint der forsche Junge nicht gerechnet zu haben. Allerdings war die Formulierung "als Freiwilliger zur freien Verfügung" zu stehen, doch etwas mehrdeutig, wenn nicht sogar etwas schlüpfrig. Wer weis was so ein junger Mann, voller Enerige und Kraft, sich darunter vorstellte? Faustina wollte das gleich klarstellen.


    "Was wir von Dir möchten ist ganz einfach. Du wirst jede von uns in deinem Wagen mitnehmen! Nach einander, ein paar Runden und Unfallfrei!", die Kälte war immer noch deutlich zu hören in ihrer Stimme

    Gespannt hatte Faustina zugehört. Scheinbar war die Reise anstrengend und trotzdem kurzweilig gewesen zu sein. Faustina kannte ihre Sklavin aber gut genug, um zu wissen, dass dies nicht alles gewesen war. Um sie aber nicht zu quälen, fragte sie nicht nach.


    "Hmm das wird sich zeigen. Bisher habe ich nicht viel vom Haus und seinen Bewohnern gesehen. Noch weniger von Rom selbst. Daher kann ich Dir nicht sagen, ob es mir hier wirklich gefällt. Ausserdem, weis ich ja nicht, wie lange ich in diesem Haus wohnen werde. Schliesslich bin ich zum verheiraten da.", dabei zog Faustina ein trauriges Gesicht. Niemand, ausser den Göttern, wusste was ihr bevorstand.


    "Daher bin ich auch so froh das DU hier bist. Ein vertrautes Gesicht, eine vertraute Stimme. Um so schöner finde ich es, das Du hier bleiben kannst. Hier dirket bei mir und nicht in die Sklavenunterkünfte musst. Ich würde mich einsam fühlen und doch dich sicher auch."


    Ihre Müdigkeit konnte Chio kaum noch verbergen. Es wurde Zeit sich zu Bett zubegeben.


    "Aber was rede ich hier. Wir sollten lange schon im Bett liegen. Es gibt noch soviel zu sehen und erfahren, dass wollen wir doch ausgeschlafen erleben oder?".


    Faustina stand auf und ließ sich von Chio aus den Kleidern helfen. Dann bot sie ihrer Leibsklavin eine große Liege an, die im Vorzimmer, also nicht dirket in ihrem Schlafzimmer stand. Vorsorglich hatte Faustina dort Kissen und Decken hinlegen lassen.


    "Also kleine Chio, lass uns zu Bett gehen.".

    "Geht doch!", meinte Faustina schnippig. Über diesen Aretas hatte ihr Vater noch nicht gesprochen. Aber wann hatte sie ihren Vater überhaupt zuletzt gesprochen? Er war nur noch unterwegs. Was sie etwas traurig machte. Ein guter Grund die schlechte Laune an besagtem Besserwisser auszulassen ....
    Doch waren die Zwillinge noch da, daher empfand es Faustina als unhöflich sich weiter nur mit diesem frechen Kerl herumzuschlagen. Ausserdem könnte der Kerl noch nützlich sein, schliesslich war man hier um etwas zu erleben und nicht um sich mit dem Personal zu streiten.


    "Flora, Du hast mich rufen lassen. Steht es im zusammenhang mit unserem Vorhaben?", fragte Faustina und schaute dabei Aretas abschätzig an.

    "Wenn Du meinen Vater kennst, dann kennst Du seine Liebe zu Pferden. Ich bin nicht umsonst die Tochter meines Vaters. Was ich damit sagen will ist, das mein erstes gesprochenes Wort nicht Mama, sondern Pferd war! Ich bin mit Pferde gross geworden, weil bei Papa sich halt alles um Pferde dreht. Und solltest Du die Absicht gehabt haben, mich mit dem bischen Blut am Wagen aus der Fassung bringen zu wollen, muss ich Dich enttäuschen. Blut gehört zum Rennen, wie der Tod zum Leben.!", die kühle war aus ihrer Stimme nicht gewichen, "Trotzdem bist Du mit immer noch eine Antwort schuldig, Besserwisser!".

    Jetzt erst wurde Faustina klar, das es Flora "zweimal" gab. Erstaunt und das gleiche hübsche Gesicht zweimal zu sehen, wurde Faustina doch etwas verlegen. Als dann der Kerl mit seinem dummen Geschwätz sie von der Seite an redete, wurde sie ärgerlich.


    "Oh, das habe ich nicht gewusst, das .... das ihr Zwillinge seid. Entschuldigt bitte meine Unachtsamkeit.".
    Den Kerl schaute sie dann mit aller Arroganz die sie fähig war zu entwickeln, von oben bis unten an, hob ihre linke Augenbraue und sprach ihn sehr kühl an: "Meinen Namen kennst nun und vor allem wessen Totcher ich bin und wer bist DU, das Du hier so dumme Fragen stellen darfst? "

    Endlich hatte es Faustina geschaft sich bei den Stallungen einzufinden. Erst hatte sie sich nicht getraut sich mit einer Sänfte herbringen zu lassen, weil Sklaven sicher kein Geheimnis für sich behalten können. Da sie aber noch fremd in Rom war, hatte sie keine Ahung wie sie denn herfinden würde. Somit ergab sich zähneknirschend wieder Plan A. Sie entstieg ihrer Sänfte und erkannte Flora, die sich offentsichtlich angeregt mit einem hübschen jungen Mann unterhielt. Vielleicht war es der Kandidat für die Runde auf dem Wagen.


    "Da bin ich!", sagte sie etwas ausser Atem, "Es ist doch nicht so einfach gewesen hierher zu finden. Aber nun bin ich da. Was gibt es neues, liebste Flora?".

    Scheinbar hatte Chio auf ihrer Reise schlechte Erfahrungen mit Landleuten gemacht, die Sklaven wie Vieh behandelten. Faustina sah auch nicht in jedem Sklaven oder in jeder Sklavin einen Menschen, doch wenn man ihr so nahe stand wie es Chio tat, war das etwas anderes. In ihr sah Faustina eher eine Vertraute, mit wem hätte sie sonst über ihre Probleme reden sollen, wenn nicht mit Chio?


    "Das wird schon nicht zu dunkel werden. Ich denke es ist hier wie in jedem grossen Haus. Irgend ein Sklave wird schon rechtzeitig kommen und die Lampen nachfüllen, einfach weil es seine Aufgabe ist. Deine Aufgabe ist es hier bei mir zu bleiben, nur für meine persönlichen Dienste.", wieder strich Faustina sanft über den Unterarm ihrer Leibsklavin, "Du wirst sehen, hier hast Du weniger zu tun, als in unserem ehemaligen zu Hause. Hier hat jeder Sklave seinen Bereich. Vermutlich wird der Sklave es gar nicht mögen, wenn Du die Lampen nachfüllst, was im Grunde seine Aufgabe ist. Also gemach, kleine Chio. Beruhige Dich und iß etwas.".
    Denn in genau dem Moment wo Faustina ihren kleinen Vortrag beendete, erschien eine Sklavin und brachte gebratentes Fleisch, Soßen, Oliven und Brot.


    "Siehst Du ... es ist wie ich sagte. Hier hat jeder seine Aufgabe. Und nun iß endlich etwas."

    Der Ianitor hörte sich an was die Alte zusagen hatte, ließ sie herein und bat sie zu warten. Er selbst schlurfte los um die Antwort auf die Frage einzuholen.


    Wenig später schlurfte er zurück und überbrachte die Antwort:


    "Sage deinen Herrinnen das Domina Tiberia Faustina gerne kommen wird. Sie muss sich nur noch zurecht machen."


    WEIBER, dachte der Ianitor, egal ob Sklavin oder Herrin, sie waren alle gleich.