Im Dunkel des Gartens war Chio nicht mehr zu sehen. Leise rief Faustina nach Chio, bekam aber zunächst keine Antwort.
"Chio! Wo bist Du?"
Langsam ging sie weiter in den Garten. Verflucht sie hätte die Fackel vom Eingang zum Garten mitnehmen sollen.
Im Dunkel des Gartens war Chio nicht mehr zu sehen. Leise rief Faustina nach Chio, bekam aber zunächst keine Antwort.
"Chio! Wo bist Du?"
Langsam ging sie weiter in den Garten. Verflucht sie hätte die Fackel vom Eingang zum Garten mitnehmen sollen.
Der alte griesgrämige Pförtner schlurfte zu Tür. Hier am Nebeneingang brauchte man sich nicht zu beeilen. Das waren keine Herrschaften, die eingelassen werden wollten. So ließ er sich Zeit bevor er die Tür öffnete und sein griesgrämiges "Was willst Du?", an den merkwürdigen Mann brachte, der vor der Tür stand.
Immer noch war Chio mit ihrem Pferd unterwegs. Faustina wollte solange auf sie warten. Merkwürdig war, das sie nicht wütend wurde. Obwohl Chio im Grunde ungehorsam war und sich ohne zu fragen aus dem Staub gemacht hatte. Normalerweise wäre da wieder eine kurze aber heftige Umfärbung des Popos notwendig geworden, doch daran dachte Faustina nur ganz kurz.
"Wir sollten auf Chio warten. Dann kann sie Dir in der Villa alles zeigen. Da warst Du bisher noch nicht dauerhaft oder?".
Den Vormittag hatte Faustina genossen und war im Grund etwas unglücklich als sie die Stallungen erreichten. Elegant stieg sie vom Pferd und tätschelte das gute Tier am Hals. Stumm schaute sie hinüber zu Macer und als dieser dann eine Einladung zum Essen aussprach, war es so als ob sie Fortuna erhört hätte.
"Ich lasse mich gerne verwöhnen. Wann ist es Dir denn recht?".
"Ich will Dich als Leibwächter!".
Ob diese Entscheidung eine gute gewesen ist, muss sich zeigen. Jedenfalls hat er keinen Sinn für Humor und auch ihre, sicher nicht immer passenden, kleinen ironischen Bemerkungen, bekam er offensichtlich immer in den flaschen Hals. Das wird lustig, wenn er nun täglich um sie herum sein ist.
"Mein Vater wird mich an die Löwen verfüttern, wenn er davon erfährt. Aber was solls, dann hätte er sich nicht zurückziehen dürfen!".
Zur Führung der Factio fühlte sie sich nicht im stande. Viel hatte sie von Dolabella geerbt, aber nicht das Organisationstalent.
Chio war schnell, auch in diesem Zustand. Faustina, ebenfalls nicht ganz nüchtern, hatte ihre Probleme sie einzuholen. Was für ein Aufstand! Io Staurnalia!
Selbst leicht angetrunken, sah sie noch wie Chio, so gut wie nackt in Richtung Garten lief. Ausserdem sah sie Aretas auf dem Boden liegen und offensichtlich schlafend gar nicht mitbekommen hatte, das Chio an ihm vorbei huschte. Zunächst dacht Faustina das Chio und Aretas ... na ja, das ihr Chio fremdgegangen wäre. Doch war es offensichtlich das etwas anderes geschehen war. Ohne weiter zu überlegen lief sie Chio hinterher. Schiesslich war es nicht schicklich das nackte oder fast nackte Sklavinnen in einem anständigen Haus in den Garten liefen.
Immer höflich und zuvorkommend. Das gefiel Faustina.
"Wir sollten gemeinsam opfern ... finde ich.".
Und ging schon vor in Richtung Tempel.
Gut das Faustina bester Laune war, sonst hätte sie diesem Piekser mal eben auf die pieksenden Finger geklopft. Auch die verbalde Attacke ließ zunächst unbeantwort. Doch als er anfing sie mit seinen Fingern derart abzugrabschen, stieg es in ihr hoch und bahnte sich den Weg wie Magama aus einem Vulkan.
"Ich bin kein Knabe, sondern eine Frau, eine echte!".
Nicht das Faustina ihm das ins Gesicht schrie, nein, leise und mit einem breiten aristokratischen Lächeln gab sie diese Unflätigkeiten von sich. Nippte dann wieder an ihrem kühlen Wein.
"Wenn Du etwas für Frauen hast, die auch aussehen wie eine, dann können wir weitermachen.".
Dabei konnte sie sehen, wie sich sein überhebliches Grinsen, etwas versteifte.
Sollte sie seine Bemerkung über die Peitsche als Anspielung verstehen oder nicht? Sie hatte ihn ja auspeitschen lassen. Sie beschloss das zu ignorieren. Es war auch dumm von ihr, ihn in diese Verlegenheit gebracht zu haben.
"Laß es. Es reicht wenn Du mir eventuelle Bösewichter vom Leib hälst. Sie gleich in die Unterwelt zu schicken, ist nicht nötig.".
In ihren Ausführungen wurden sie von einem Boten gestört, der die Einladung des Claudius Menecrates überbrachte. Interessiert las sie das was dort stand.
"Claudis Menecrates richtet ein Rennen aus. Willst Du daran teilnehmen?", fragte sie hinterlistig.
Faustina fragte sich, was sie nun mehr interessierte, das Geschehen auf der Bühne oder der Mann neben hier. Sie wr sich sooo unsicher. Was war mit Macer? Und was nun mit Avianus? Sie beschloss sich auf das Stück zukonzentrieren, sich den Abend mit ihren Gedanken nicht zu verderben.
In das Lachen der anderen Zuschauer stimmte sie ein, als sie den kleinen häßlichen Spieler sah. Er war die Idealbesetzung, zweifelsohne! Es würde sicher ein wundervoller Abend mit einer schönen Aufführung werden. Jedenfalls sollte sie Faustina von ihren Liebesproblemen ablenken. "Doofe Kuh! Warum musst Du dich auch gleich zweimal verlieben?", dachte sie noch, um das Thema für diesen Abend abzuschliessen.
Salve,
endlich ein neuer Sklaven.
Bitte laßt ihn herein, damit er meinen Bestand an SklavenInnen ergänzen kann.
Vale
Faustina
Bin wieder da.
Bin dann mal bis Montag weg.
Mit einem eher mulmigen Gefühl nahm sie sein Einverständnis zur Kenntnis. Leibwächter hatte sie noch nie gebraucht. Hier in Rom war halt alles anders. Das hatte sie schon beim Theaterbesuch mit Avianus mitbekommen. Da gehörte es durchaus zum Stand, sich von Sklaven begleiten zu lassen. Nun denn, sie hatten nur einen, aber dafür, so hoffte sie, einen zuverlässigen.
"Gut dann wirst Du hier deine Sachen packen und in die Villa ziehen. Dort werde ich den Majodomus anweisen, Dir eine Unterkunft zu zuweisen. Mit was kämpfst Du am liebsten? Was ist klein genug zum es zu verstecken und trotzdem wirkungsvoll?".
Von Waffen hatte Faustina wirklich keine Ahnung. Zwar schaute sie gerne den Galdiatoren zu und kannte auch deren Waffen, mehr jedoch nicht.
Erst jetzt bemerkte Faustina das Chio Achia aus dem Stall geholt hatte und los ritt. Sollte sie. Sie hatte es sich verdient. Faustina beschloss zu warten, bis sie wieder zurück kam.
Um so einfacher war es nun, sich mit Aretas über seine neuen Aufgaben zu unterhalten. Zumal Chio nichts davon wusste, das ich ausgerechnet Aretas zum Leibwächter küren wollte.
"Es ist mir inzwischen klar geworden, das man in Rom als Frau besser nicht alleine unterwegs ist. Nebenher ist meine Familie ziemlich bekannt und mein Onkel hat sicher nicht nur Freunde in Rom. Hier brauche ich mehr Schutz als es in Griechenland notwendig war. Ich brauche einen Leibwächter! Einen der seine Augen aufhält und weis wie man lästige Mitmenschen los wird. Da hab ich an Dich gedacht. Es sei denn Du riechst lieber nach Pferdemist und willst hier bleiben!".
"Auch für mich? Würdest Du töten, wenn ich in Gefahr wäre?", eine ganz linke Frage, das wusste sie. Er sollte ihr Leibwächter werden, da war diese Frage mehr als angebracht.
Als das Spiel begann konnte sich Faustina nicht auf die Szene konzentrieren. Zu sehr war sie innerlich aufgewühlt. War sich nicht einig, war verwirrt. Wieso traf sie hier ein ähnlich heftiger Schlag, wie vor kurzem bei Macer? Was war mit ihr los? Was mit war mit ihren Gefühlen? Es war ... es war einfach nicht gerecht, sie so schnell in ein solches Gefühlschaos zu stürzen. Zumal sie überhaupt erst diese Art von Gefühlen kennengelernt hatte.
Wie durch eine Decke gesprochen, hörte sie die Worte Avianus und das Spiel der Musikanten war noch weiter weg. 'Thema?' Hmm ja sie hockte ja in einem Theater, wenn auch die Gedanken ganz wo anders waren.
"Laßen wir uns überraschen. Aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen ... etwas Mythologisches.". Mit einem Lachen überspielte sie ihre Unsicherheit.
Das ist vergessen.
Da hatten sich wohl zwei gefunden. Aischa und Chio. Na das hatte schon einmal gepasst. Faustina hatte ihr Versprechen eingelöst und Chio schien glücklich zu sein. Lächelnd gab sie Chio einen Kuß auf die Stirn.
"Wenn Du möchtest und Aretas nichts dagegen hat, dann solltest Du die ersten Versuche machen, mir Aischa.", jetzt hatte sie Kreide gefressen, in dem sie Aretas quasi um sein Einverständnis bat. Das hatte aber einen Grund:
"Dann weist Du wie man sich verteidigt und andere beschützt. Dann ist es Dir auch nicht fremd im Notfall zu töten!". Tief ernst sagte sie das und schaute dabei Aretas in die Augen.
Chio schien gefunden zu haben, wonach wir suchten. Ein wunderschönes Pferd, wie alle die hier in den Stallungen standen.
"Das glaube ich Dir. Ein Prachtpferd. Läuft sie noch Rennen oder ist sie schon auf dem Altenteil? Mach Dir keine Gedanken, sie wird hierbleiben und sie wird nicht verkauft. Sie würde nur von Chio ab und zu geritten werden, mehr nicht.".
Erstaunt wir gut Chio mit Pferden konnte, war sie sich sicher, das beide gut miteinander auskamen. Eben das schien Aretas nicht sonderlich zu passen. Um ihn etwas von seinem offensichtlichen Ärger abzulenken, begann sie mit einem anderen Thema. Mit einem Thema das ihr noch mehr auf den Nägeln brannte, wie das Pferdchen für Chio.
"Aber da ist noch etwas anderes. Etwas für mich sehr ernstes und wichtiges. Du hast mir gesagt, das Du Soldat warst und Dich immer noch als solcher fühlst. Richtig?", das sagte sie weder kühl noch herablassend.