Beiträge von Tiberia Faustina

    Noch bevor sie Flora bewundern konnte, war Faustina selbst dabei sich umzuziehen. Sie staunte nicht schlecht, als sie sich das Kleid genauer ansah. Dieses Kleid ließ keinerlei andere Wäsche zu. Ein sehr egoistisches Kleid! Somit stand Faustina für einen Augenblick unbekleidet hinter dem Vorhang und haderte mit Vor- und Rückseite des merkwürdigen Nichts, das ihr Carolus so herablassend in die Hand gedrückt hatte. Für eine junge Frau, die immer hochanständig gekleidet war, war diese Art von Mode neu und etwas peinlich. Schliesslich hatte sie den Eingang, den Ausgang, vorne und hinten in die korrekte Reihenfolge gebracht. Eines weiteren kleinen Kopfstandes bedufte es, bis jede Falte, jede Aussparung und das wenige an Seide dort saß wo es hin sollte. An sich herunterschauend, stellte sie fest, das es gar nicht so übel war, das Kleid. Es fehlten nur noch leichte Sandalen. Daher verzichtete sie auf das Strassenschuhwerk das sie an den Füßen hatte und trat barfuss in den Verkaufsraum.


    Hinten tiefer als vorne ausgeschnitten. Gehalten von zwei goldenen Spangen. Gerade bis zu den Knien reichend und an den Seiten der Oberschenkel bis fast zur Hüfe geschlitzt, saß es doch perfekt.
    Ohne jede Scheu, als ob sie immer diese Art von Kleidung tragen würde, mit erhobenen Kopf und einem gelangweilten Blick, stand sie mitten im Raum.


    "Perfekt wäre es, wenn dazu noch unter den Armen bis zur Hüfte ebenfalls ein langer Schlitz wäre. Dazu noch die passenden Sandalen. Ich dachte da an elegante Sandalen, mit dünnen Riemchen die bis zu den Knien gebunden werden."

    Scheinbar war Faustinas Entscheidung, ihn bei wichtigen Rennen auch fahren zu lassen, bei beiden gut angekommen. Warum auch nicht? Schliesslich wollte sie doch ebenfalls das die Factio gewinnt.



    "Ich dachte zunächst einmal würde eine Möglichkeit in den Unterkünften angebracht sein. Später kann ich das immer noch anders entscheiden.".


    Vorerst sollte er mir nicht zu Nahe bei Chio sein. Sicher ist sicher! Sie wollte nicht das Chio schwanger wurde.

    Natürlich hatte Faustina bedacht, das Aretas ein guter Fahrer ist und im Grunde dazu perfekt geeignet war, Rennen zu fahren. Aber scheinbar war er nicht mehr sonderlich glücklich hier in den Stallungen. Es war zwar eine Entscheidung die SIE getroffen hatte, aber ungewöhnlich für Faustina war, das sie IHN gefragt hatte. Er hatte zugestimmt.


    "Die Pferde sind hier gut aufgehoben. Und was die Rennen angeht, sollte er mal wieder sein Mütchen kühlen und seine Männlichkeit unter Beweis stellen wollen, werde ich ihn nicht daran hindern, wieder in den Vierspänner zu steigen.".

    Selbst nicht ganz nüchtern und über sich selbst erstaunt, das sie so kühl gehandelt hatte, konnte sie dem Wunsch Chios alleine schon deshalb nicht wiederstehen, weil sie selbst mehr als nur müde war. So rutschte sie zu Chio unter die Decke. Kuschelte sich an sie und schlief sofort ein.

    Damit eignete sicher dieser Sklaven hervorragend zum Erzieher. Noch hatte Faustina keine Kinder. Aber es gab Aspiranten für eine Ehe. Somit dürfte der Tag an dem sie Kinder bekommen würde, nicht all zu fern in der Zukunft liegen.


    "Eine diplomatsche Ausbildung! Das kommt mir sehr entgegen!". Warum sollte Kyros einem der beiden Verehrer nicht mitteilen, das sie einen anderen heiraten wolle? Wenn er schon Diplomat ist. "Aber dazu später. Über welche Qualitäten verfügst Du noch?". Sie war neugierig geworden. Wenn ihm auch etwas entscheidendes fehlte, Hirn war es nicht.

    Rede konnte er. Das könnte sich als nützlich erweisen.


    "Vielleicht ist es besser, wenn Chiomara Dir die Villa zeigt. Sie kennt sich aus. Die Frage deiner Unterkunft stellt sich nicht. Du wirst in den Unterkünften leben. Nur Chiomara dulde ich in meiner direkten Nähe.", schnippig und unterkühlt antwortete sie ihrem neuen Sklaven. So nah sollte er ihr nicht kommen. "Aretas wirst Du erkennen. Groß, breit ungehobelt! Kaum zu übersehen und zu überhören. Ihr werdet eine Unterkunft teilen.".


    Sie schickte den Flötenspieler weg. Setzte sich gerade in den Sessel und musterte ihn von oben bis unten. Wie bei Eunuchen üblich neigte er etwas zur Fettleibigkeit. Sie sollte Aretas befehlen, ihn durch Sport schlank zu halten. So könnten beide von einander lernen. Ein, netter und zugleich gemeiner Gedanke, der sie erfreute.


    "Welche Sprachen beherrschst Du? Bist Du in Kultur und Literatur bewandert?".

    Von seinem Gehorsam war sie überzeugt. Auch wenn Papa im Umgang mit Sklaven eher nachläßig war, hingen sie an ihm und an der Familie. Warum sollte das bei Kyros anders sein. Hier hatte Faustina jedoch erleben müssen, das Sklaven schon einmal daran erinnert werden müssen, was sie sind. Sie hegte den Verdacht, das Kyros in ähnlicher Weise verdorben werden würde. Eine Warnung zu Anfang, konnte nicht schaden.


    "Mach Dich mit der Villa vertraut. Ich möchte in Zukunft nicht lange warten müssen, wenn ich etwas wünsche. Ausserdem möchte ich das Du die beiden anderen Sklaven kennenlernst, die mir persönlich dienen. Da wären zum einen meine Chiomara Minor. Gleich vorweg: Sie ist etwas besonders für mich. Und da wäre noch Aretas, mein Leibwächter." Beim Gedanken an Aretas, kam ihr eine Idee: "Vielleicht bist DU in der Lage diesem Arteas wenigstens etwas Kultur beizubringen.".

    'Aus Männern soll jemand schlau werden!', dachte Faustina. Jeder andere Mann wäre stehen geblieben und hätte sich den Anblick einer nackten Schönheit nicht entgehen lassen. Dabei war sie noch nicht einmal richtig nackt. Doch der frisch ernannte, mutige Leibwächter machte sich schneller aus dem Staub als eines seiner Pferde beim Start.


    "Er scheint schüchtern zu sein!", sagte Faustina mit einem ironischen Unterton. Dann deckte sie ihre Sklavin zu, küßte sie noch einmal auf die Stirn und hielt ihre Hand. "Geht es Dir nun besser?".

    Mit kleinem Gefolge, Leibwächter und ein paar Trägern für die Sänfte, war Faustina vor der Casa Octavia erschienen. Sie ließ ihren Leibwächter anklopfen.


    *poch poch*

    Ein Verwalter der Mitdachte! Faustina wunderte sich. Vermutlich war der Grund für diese "Versetzung" nach Rom, eher in der Tatsache zu suchen DAS er ein Eunuch war. Und somit für die feineren Tätigkeiten eher zu gebrauchen war, als für die groben Arbeiten in einem Landhaus. Sofort erfasste Faustina aber auch, das sie einen Edelstein ihr eigen nennen konnte. Wer hatte schon einen vornehmen Eunuchen? DAS ist ein Statussymbol. Und da Faustina sich gerade daran gewöhnte, sich ihrem Stande entsprechend "auszustatten", kam ihr Kyros gerade recht. Seine Art zu reden und sich zu geben, standen im direkten Gegensatz zu dem Verhalten ihres Leibwächters. Bei Aretas suchte sie auch keine perfekten Umgangsformen, sonden lediglich die Fähigkeiten sie zu beschützen. So musste sie sich erst an diese Art von Demut gewöhnen.


    "Salve Kyros. Ich erinnere mich Dich schon in Achaia gesehen zu haben. Im Grunde ist der Gedanke des Verwalters richtig gewesen, nur derzeit habe ich wohl kaum Verwendung für einen Sekretär. Doch denke ich, das ich einen Sklaven benötige, der mir bei allem anderen zur Hand geht. Sei es beim vorlesen oder beim einkaufen. Vor allem möchte ich Dich bei offiziellen Angelegenheiten dabei haben.".


    Letzteres nur zum angeben? War das nicht schon ein schönes Gefühl angeben zu können?


    "Allerdings erwarte ich, neben gutem Benehmen, Gehorsam! Ich will nicht über Anordnungen diskutieren, sondern das sie ausgeführt werden!".

    Faustina bemerkt seine Verlegenheit und musste innerlich lachen. Soweit hatte er wohl nicht gedacht oder denken wollen.


    "Danke, Aretas. Hier im Garten ist es aber zu kalt um sich um zuziehen. Bitte trag die kleine Chio in mein Cubiculum. Sie hat ja auch nichts an den Füßen und ich möchte nicht das sie sich erkältet.".


    Noch ein Kuß auf Chios Stirn, dann gab sie sie frei, damit Aretas sie tragen konnte.

    Sanft nahm Faustina ihr Chio in den Arm.


    "Aretas wird nun bei uns wohnen. Er ist ab sofort mein Leibwächter. In Rom braucht Frau so etwas. Wenn wir gleich in der Villa sind, kannst Du ihm ja alles zeigen, damit er sich auskennt. Ich denke, da ist er besser aufgehoben, als in den Ställen.".


    Vor allem hatte Faustina ihn besser unter Kontrolle.

    Wenn sie diesem merkwürdigen Kerl in einem Recht geben musste, dann in dem bewundernden Satz den er beim Anblick Floras formulierte.
    Sie sah in diesem Kleid einfach hinreissend aus.


    "Ausnahmsweise sind der große Meister und ich einer Meinung. Er hat Recht, Aphrodite würde sich weinend ins Meer zurückziehen.".


    Das ihr angebotene Kleid war farblich schon nach Faustinas Geschmack. Ihre frauliche Figur würde darin noch deutlicher hervortreten. Und eben das war ihr etwas unangenehm. Bei dem Ausschnitt konnte man diese Tunika unmöglich mit Brusttuch tragen. Dazu die kleinen Spangen die sie auf den Schultern halten sollte. Vermutlich hatte diese Tunika hinten einen Ausschnitt der noch tiefer war als vorne. Sich sicher, das sie einen mittleren Skandal in der Villa Tiberia auslösen würde, sollte sie dort diese Tunika tragen, war sie doch mutig genug, diesem Meister des Weglassenes, zu zeigen, mit welcher laziven Würde man diese Tunika tragen konnte, wenn man eine Tiberia ist!

    In einem der wunderschönen Korbsessel, warm in eine Decke gehüllt, lauschte Faustina einem Flötenspieler sie mit seinem sanften Spiel erfreute. Bester Laune und weit weg, war sie so entspannt, das sie fast eingeschlafen wäre, wäre da nicht der alte Pförtner aufgetaucht.



    "Herrin, ich störe ungern. Aber Du hast Besuch. So ein...", Mist er hatte den Namen vergessen, "So ein ... ja so ein Sklave aus Achaia, der wohl Dir gehört, wie er sagt."


    Gelangweitl schaute Faustina hoch. Ja da gab es reichlich Sklaven in Achaia. Daher erkannte sie den Mann nicht sofort.


    "Danke.", verabschiedete sie den alten Mann, den sie in seiner grantigen Art irgendwie mochte. Nun ruhten ihre Augen auf dem Mann der hinter dem Alten erschien.

    Unendlich lange brauchte der Kopf des Pförtners um sich zu heben und noch länger benötigter der Mund um ein ebenso arrogantes Grinsen aufzusetzen.


    "Ah Du kennst Domina Tiberia Faustina?".


    Er hatte beim täglichen Sklaventratsch mitbekommen, das sie wieder die gute alte Prügelstrafe in diesem Haus eingeführt hatte und selbst vor einem Riesen wie diesem Fahrer nicht halt gemacht hatte. 'Du wirst Dich wundern, Du komischer Pinsel', dachte er und öffnete die Tür.


    "Dann folge mir mal. Ich werde sehen ob die Herrin Zeit für Dich hat.".




    Hier findest Du deine Domina

    Inzwischen hatte sie ihr Tuch feste um ihren zierlichen Körper gewickelt. Aber immer noch war sie Barfuß. Mit Freude und Erleichterung fing Faustina ihre Leib- und Lieblingssklavin auf.


    "Du hast aber gefeiert!", lachte Faustina und drücke sie sanft an sich. Dann bemerkte sie das Aretas mitgekommen war. Absichtlich drückte sie nun Chio einen Kuß auf die Stirn.

    Da war sie endlich wieder und schien unendlich glücklich zu sein. Somit hatte sich der Besuch in den Stallungen gelohnt.


    "Gut dann darfst Du gerne öfter herkommen und sie reiten! Bring sie dem Stallburschen dort und dann gehen wir nach Hause.".


    Dabei strich sie Chio eine Strähne aus der Stirn. Dann drehte sie sich zu Aretas um und meinte: "Am besten kommst Du gleich mit!".

    Faustina hatte schon die Nase voll. Auch wenn diese Knabenliebhaber der einzige Schneider im Imperium Romanum wäre, jetzt hatte er es schwer ihr etwas zu verkaufen. Als er Flora das rote etwas anbot, war Faustina echt gespannt. Sie setzte sich auf und wartete darauf das Flora sich umzog. Das sie nun warten musste, erschien ihr nicht einmal als sonderlich schlimm.


    "Aja!", kommentierte sie nur knapp.


    Ganz unverholen musterte sie Carolus. 'Vielleicht passen ihm seine Fetzen besser, als den meisten Frauen!', dachte Faustina und hatte mühe nicht zu lachen. Denn sie stellte es sich gerade Bildlich vor.