Noch bevor sie Flora bewundern konnte, war Faustina selbst dabei sich umzuziehen. Sie staunte nicht schlecht, als sie sich das Kleid genauer ansah. Dieses Kleid ließ keinerlei andere Wäsche zu. Ein sehr egoistisches Kleid! Somit stand Faustina für einen Augenblick unbekleidet hinter dem Vorhang und haderte mit Vor- und Rückseite des merkwürdigen Nichts, das ihr Carolus so herablassend in die Hand gedrückt hatte. Für eine junge Frau, die immer hochanständig gekleidet war, war diese Art von Mode neu und etwas peinlich. Schliesslich hatte sie den Eingang, den Ausgang, vorne und hinten in die korrekte Reihenfolge gebracht. Eines weiteren kleinen Kopfstandes bedufte es, bis jede Falte, jede Aussparung und das wenige an Seide dort saß wo es hin sollte. An sich herunterschauend, stellte sie fest, das es gar nicht so übel war, das Kleid. Es fehlten nur noch leichte Sandalen. Daher verzichtete sie auf das Strassenschuhwerk das sie an den Füßen hatte und trat barfuss in den Verkaufsraum.
Hinten tiefer als vorne ausgeschnitten. Gehalten von zwei goldenen Spangen. Gerade bis zu den Knien reichend und an den Seiten der Oberschenkel bis fast zur Hüfe geschlitzt, saß es doch perfekt.
Ohne jede Scheu, als ob sie immer diese Art von Kleidung tragen würde, mit erhobenen Kopf und einem gelangweilten Blick, stand sie mitten im Raum.
"Perfekt wäre es, wenn dazu noch unter den Armen bis zur Hüfte ebenfalls ein langer Schlitz wäre. Dazu noch die passenden Sandalen. Ich dachte da an elegante Sandalen, mit dünnen Riemchen die bis zu den Knien gebunden werden."