Beiträge von Galeo Claudius Gallus

    Sim-Off:

    Ich greife vor. Die Verabschiedung kann ausgespielt werden, solange ich in Italia gemeldet bin.


    Vater und Sohn wechselten noch ein paar Worte, dann verabschiedeten sie sich mit einer Umarmung. Anschließend richtete sich Galeos Augenmerk wieder auf die geschäftigen Dinge.


    "Also, die Sachen müssen bis zur Stadtgrenze getragen werden. Schaffst du das?" Galeo sah Morrigan skeptisch an. Er selbst würde getragen werden und später in eine Kutsche umsteigen. Erst ab dem Umstieg würde das Gepäck aller mitsamt Sklaven bis zum Hafen Ostias transportiert werden.

    Wie bereits bei der Abreise seines Vaters hatte Galeo einen Sklaven damit beauftragt, ein Schiff nach Germanien zu ordern. Die Abreise fand nicht überstürzt statt, sondern erst, nachdem ein Schiff ohne Schmiergelder zur Verfügung stand.


    Die kleine Reisegesellschaft traf per Kutsche ein, nachdem sie an Roms Stadtgrenze die Sänfte für Galeo zur Villa zurückgesandt hatten. Seither mussten die Sklaven ebenfalls nicht mehr laufen. Galeo ging davon aus, dass sie ausgeruht der Kutsche entstiegen.


    "Für das ordnungsgemäße Verstauen des Gepäck seid ihr mir verantwortlich", kündigte er an, als er der Kutsche entstieg. "Wo ist meine Tasche mit dem Toilettenbesteck? Die will ich bei der Hand haben. Und ich möchte etwas essen, sofort."


    Dann fiel sein Blick auf Morrigan, die er bei seinem Vater abgeben sollte. Während ihn die anderen Sklaven nicht weiter interessierten, kontrollierte er bei ihr mit Blicken die Kleidung. "Dir ist bewusst, dass du in eine kalte Region umziehst?" Er sagte das vorbeugend, weil er nicht abschätzen konnte, wie warm sie wirklich gekleidet war.

    Es bedurfte eines Blicks der Vergewisserung, bevor Galeo verstand, dass die Worte seines Sohnes keine Ermahnung beinhalteten. Fast hätte er sie falsch verstanden, aber der freundliche Gesichtsausdruck schob die letzten Zweifel fort.


    "Ja, nein", erwiderte er trotzdem irritiert, dann sortierte er sich. "Ich meine, natürlich nicht. Dieses Mal reise ich ungern. Wir gehen auf den Winter zu und da stellt Germanien keinen großen Anreiz für mich da, aber wo ich Einfluss und Vermögen mehren kann, werde ich das tun. Und du? Wirst du alleine hier in Rom zurechtkommen?" Die Frage war natürlich nicht wörtlich zu nehmen, denn alleine war man in der Villa gewiss nie, aber wie es sich in der Vergangenheit gezeigt hatte, gingen doch so ziemlich alle Familienmitglieder ihren eignen, unabhängigen Weg. Man traf sich zunehmend seltener.

    Eine weitere Reise stand für Galeo bevor. Ziel sollte dieses Mal die Provinz Belgica sein, ein Besuch beim Legatus Augusti pro Praetore stand an. Der Legatus, ein Freund der Familie, ließ in einem Brief durchblicken, dass er plante, Ländereien aufzuteilen. An der Mehrung ihres Landbesitzes waren die Claudier stets interessiert und Galeo besaß Erfahrung im Schließen solcher Geschäfte.
    Nicht eben gerne, aber einem Wunsch seines Vaters entsprechend, nahm er auf diese Reise die Sklavin Morrigan mit. Ihretwegen musste er einen Abstecher nach Mogontiacum ins Castellum der Legion machen, was ihn zeitlich zurückwarf. Entsprechend zugeknöpft und griesgrämig verhielt er sich am Abreisetag.



    "Bischen plötzlich, ihr alle!" Er meinte keinen bestimmten Sklaven. Zu seiner Begleitung gehörten mehrere - seine persönlichen Sklaven, die Träger, Ortskundige und solche, die es mehr durch Zufall traf, ihn zu begleiten. "Die Sänfte steht bereit?"

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    Obwohl Musa keineswegs entschlussfreudig wirkte, ließ sie sich, je länger Morrigan auf sie einredete, nach und nach überzeugen. Schon die leistete Unsicherheit in der Stimme der Sklavin oder ein scheeler Blick einer anderen Helferin hätte das Kartenhaus zusammenbrechen lassen. Das fragile Gerüst stand aber und hielt offensichtlich dem kritischen Blick der Patrizierin stand.


    "In Ordnung, dann hoffe ich mal, es ist wirklich keine andere Frau schöner als ich."
    Es schloss sich eine endlos empfundene Zeit des Wartens an, bis endlich Galleo eintraf und nach einem Herrichten für die Hochzeitsfeier gerüstet war. In Begleitung einiger - ebenfalls hübsch zurecht gemachter - Sklavinnen traten die Claudier den Weg zur Villa an, in der die Hochzeitsfeier stattfinden sollte.

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    Die Beschwichtigungsversuche Morrigans fruchteten und Musa ließ sich ablenken. Ihre Aufmerksamkeit sprang vom Schmuck zur Frisur.


    "Unbedingt, weniger lasse ich auch nicht durchgehen. Ich muss einer Kaiserin gleichen - vom Scheitel bis zur Fußspitze." Je länger Morrigan die haare scheitelte, drehte und zurechtzupfte umso wohler fühlte sich Musa. Eine Frisur, die viel Arbeit machte, musste einfach auch großen Eindruck machen. "Was genau machst du gerade?", fragte Musa, als Morrigan toupierte. Kurz darauf lenkte Morrigan ihre Aufmerksamkeit aber wieder auf den Schmuck. Und nein, Musa würde kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie heller strahlte als die Braut.


    "Ich muss den syrischen Schmuck haben, den Galeo mir von der letzten Reise mitgebracht hat, diese pompöse Kreation syrischer Goldschiede. Wenn sie den nicht finden, werde ich schreien oder umfallen." Sie runzelte die Stirn, weil ihr keine schlagkräftigere Drohung einfiel, dann aber erinnerte sie sich an den Rat einer kosmetisch gebildeten Frau, die ihr riet, möglichst ohne Mimik zu leben.


    "Ich habe die Stirn in Falten gelegt!", jammerte Musa. "Jetzt ist sicher das Puder von heute Morgen in die Hautfalten gerutscht. Wir müssen das unbedingt noch einmal machen, Morrigan. Alles runter vom Gesicht und anschließend wieder neu auftragen."


    Endlich erschienen Sklaven mit Musas Schmuck, wenn auch für ihr Empfinden zu spät, stellte sich dennoch Erleichterung ein. Morrigans Vorschlag erschien ihr sinnvoll, sie nickte. Ihr Arm wies auf die Schmuckträger. "Ihr stellt euch alle der Reihe nach auf. Ich schlüpfe zunächst in ein Kleid und dann halte ich den Schmuck an." Musa stand auf und warf einen Blick in den Spiegel. Sie betastete die Frisur an den Seiten. "Fehlen hier nicht noch ein paar Locken?" Aus der Frage sprach die Unsicherheit über die aktuellen Trends. "Tja, und welches Kleid ziehe ich an? Das mit der goldenen Borte? Oder das schlicht weiße? Hm, nein, ich nehme das blaue. Blau wirkt überlegen. Oder vielleicht doch lieber das bestickte? Ich werde nicht rechtzeitig fertig werden!"

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    Morrigan verstand es, Musa zu beruhigen. Natürlich nur, soweit das bei der hellen Aufregung überhaupt möglich war.


    "Rosenöl ist gut. Das duftet nicht nur, das glättet auch noch die Haut", beruhigte sich Musa so gut es ging selbst. Sie griff nach Morrigans Hand und um nicht wegzurutschen, was ihr schon öfters passiert ist, fasste sie kräftig zu. Sonst zart gebaut und zimperlich im Nehmen sowie zart im Wesen, in der Hand lag Musas Kraft.
    Sie sank wie ein Blütenblatt ins Wasser und trieb mit Kopf und Schultern über der Oberfläche. Als Morrigan anfing, sie mit dem Schwamm abzureiben, entspannte sich nochmals. Wie Balsam tropften die Worte über ihre Jugendlichkeit in ihr Ohr.


    "Wir müssen uns eine Frisur ausdenken, die keine alten Wachteln tragen, sondern Frauen in der Blüte ihres Lebens", murmelte sie vor sich hin. "Ja, und dann brauche ich noch den passenden Schmuck. Morrigan, wo liegt noch einmal mein Schmuck? Galeo ist nicht im Haus. Wie soll ich jetzt meinen Schmuck finden?" Wieder stieg die Aufregung und Musa schoss förmlich aus dem Wasser heraus. In großen Schritten, die Arme schoben das Wasser seitlich fort, strebte sie zum Beckenrand. Sie streckte die Arme aus, um sich sogleich in das Handtuch wickeln zu lassen, während sie gleichzeitig auf Hilfe beim Aussteigen wartete.


    "Ich werde keinen Schmuck haben", klagte sie.

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    Mit Schwatzen überspielte Musa stets ihre Nervosität, also antwortete sie bereitwillig auf Morrigans Frage.


    "Der Consul Tiberius Durus heiratet eine Aurelia. Ihre Augen weiteten sich, während sie bedeutungsvoll mit dem Kopf nickte. "Eine superjunge... Man kann sich kaum vorstellen, wie bei denen wohl das Privatleben einmal aussehen soll. Bestimmt gibt es eine Ehevertrag. Oh ich täte vieles, um in diesen einsehen zu können." Gedankenvoll schlenderte Musa zum Bad. Dort angekommen breitete sie die Arme aus, damit Morrigan die Tunika abstreifen konnte.


    "Ich brauche unbedingt eine außergewöhnliche Frisur. Such mir nachher den Haarschmuck zusammen. Ach, und in das Badewasser, was hast du da für ein Duftöl zugesetzt?"


    "Ist das etwas eine neue Falte?"


    Ad
    Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    Basilica Ulpia, Officii Decimv. Lit. Iud.
    Roma, Italia



    Salve Vigintivir Tiberius,


    für deine Nachricht möchte ich mich bedanken.
    Obwohl sie zwangsläufig jeden Verbliebenen trifft, kam sie dennoch für mich überraschend. Ich war unvorbereitet. Nach Tagen des Überlegens habe ich mich entschieden, das Erbe meines Bruders anzutreten. Ich denke, das wäre in seinem Sinne. Ich bitte dich daher, alles Notwendige zu veranlassen.


    Vale
    gez. Galeo Claudius Gallus


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    ANTE DIEM III ID IUL DCCCLXI A.U.C. (13.7.2011/108 n.Chr.)

    An der Art wie Tiberius Durus begrüßt wurde, erkannte Galeo die männliche Hauptperson des Festes, die er zwar vom Namen kannte, aber nie zuvor getroffen hatte. Als er und seine Frau Musa begrüßt wurden, sprach er Tiberius Durus seine Glückwünsche aus. Musa schloss sich ihnen an, lächelte höflich, suchte aber kurz darauf mit Blicken die Räumlichkeit ab, um die Dame das Tages zu finden.


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    Der Senator Tiberius verweilte nicht lange, denn jeder Gast wollte einen persönlichen Gruß erhalten, daher standen Galeo und seine Gattin bald wieder umringt von Gästen, tauschten das eine oder andere Wort und grüßten von weitem ihren Verwandten Lepidus.

    Durch Musas lange Vorbereitung traf Galeo mit seinen Begleitern etwas verspätet zur Hochzeit ein. Als er der Sänfte entstieg und sich umsah, stellte er jedoch mit Erleichterung fest, dass zwei weitere adlige Familien soeben eintrafen. Sein Blick schweifte zu den Sklaven am Eingang, niemand würde klopfen müssen. In der Zwischenzeit hatten claudische Sklaven seiner Gattin aus der Sänfte geholfen. Er gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass sie nun gemeinsam der Porta entgegenschreiten konnten.


    Sie wurden ins Atrium geleitet. Wie selbstverständlich folgten ihnen die mitgebrachten Sklaven. Es würde sich automatisch ergeben, ob sie in einem separaten Raum untergebracht wurden oder zu Dienstzwecken weiter an der Seite ihrer Herrschaften weilen würden.


    Galeos Blick schweifte über die Anwesenden. Er kannte sicherlich viele nur vom Namen, weil er nur zeitweise in Rom lebte. Auch das Hochzeitspaar war ihm nicht von Angesicht bekannt, aber er hoffte, dass er zumindest die Braut anhand der Kleidung erkennen konnte.



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    Musas Blick hing ebenfalls an den Gästen, bevorzugt jedoch an den weiblichen. Sie prüfte die Aufmachung, nahm Anregungen in sich auf und stellte zufrieden fest, dass sich die Zeit ihrer Vorbereitung gelohnt hatte. Die aufwendig gelegte Frisur gehörte zu den imposantesten und ihre Tunika sowieso. Doch heute fühlte sich Musa besonders schick: Sie trug ein besonderes Subligaculum unter dem Festkleid und bildete sich ein, alle könnten ihr das Besondere ansehen.

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    Eine Einladung flatterte ins Haus und versetzte vor allem Musa in helle Aufregung. Problematisch war nicht nur die Frage nach der passenden Kleidung und Frisur, sondern auch die Kurzfristigkeit des Termins. Sie lief aufgeregt zur Tür ihres Zimmers und rief in den Flur.


    "Sklavinnen! Jede verfügbare, zu mir. Schnell, schnell." Dabei klatschte sie in die Hände, um die Dringlichkeit zu unterstreichen. Ihr Atmung wirkte flach, immerhin hyperventilierte sie noch nicht. Sie eilte zurück ins Zimmer und blickte in den Spiegel. Eine Hand fuhr unzufrieden durch die Haare.


    "So kann ich unmöglich zu einer Hochzeit gehen. Und wo ist überhaupt diese Villa?" Musa nahm nie aufmerksam an den Gesprächen der Männer teil, denn sonst wüsste sie von dem Neubau des Aurelius Ursus. Inmitten eines Klatschthemas wäre ihr diese Info nicht entgangen, denn mit solchen Themen beschäftigte sie sich nur allzu gern.
    Der Zeigefinder fuhr nachdenklich über die Augenpartie.


    "Ist das etwas eine neue Falte?"

    Während Galeo von den Sklaven versorgt wurde, ging er auf Felix' Nachfrage ein.


    "Anfangs habe ich gedacht, Iavolenus findet nicht aus dem Bett, inzwischen glaube ich, er hält sich gar nicht in der Villa auf. Die Sklaven haben dafür gesorgt, dass Lepidus und Brutus hierher gefunden haben. Der Erfolg dort zeigt mir, dass es nicht an den Sklaven liegen kann, dass dieser Tunichtgut nicht erscheint."


    Mit der Versorgung zeigte er sich zufrieden. Vor allem das Abtupfen seiner Hände gefiel ihm, denn er legte Wert auf gefühlvolle Behandlung. Prüfend strich er über den Handrücken und stellte fest, dass die Haut auch schon einmal glatter war. Die Feststellung beruhte nicht auf Eitelkeit, sondern auf dem unangenehmen Gefühl, wenn Haut spannte.


    Zu Felix sagte er: "Sobald er auf seinem Zimmer gesehen wird, möchte ich eine Nachricht haben. Irgendwann in den nächsten Tagen wird er ja mal erscheinen, so lange ich in Rom bin." Er sagte es so laut, dass die anwesenden Sklaven den Auftrag hören konnten. "Dann ich immer noch Zeit, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Wir können ihn gemeinsam aufsuchen oder jeder für sich alleine, ganz wie du willst."

    Und obwohl Galeo das Gespräch zwischen seinem Sohn und dessen Onkel nur beiläufig verfolgte, fesselte es mehr und mehr seine Aufmerksamkeit. Er erlebte seinen Sohn zum ersten Mal, wie er persönliche Entscheidungen von Tragweite traf, und in diesem Moment wurde ihm klar, was ihm schon längst hätte klar sein müssen: Aus dem Knaben war seit längerem ein Mann geworden, nur Galeo hatte es nicht bemerkt, weil sich die Wandlung während dessen Bildungsreise vollzogen hatte.


    "So spricht ein stolzer Mann, der trotzdem den Überblick und die Bodenhaftung behält", raunte er seinem Sohn zu. "Ich bin sehr gespannt, wohin dich dein Weg einmal führen wird." Er lehnte sich wieder zurück, denn er wollte nicht unhöflich sein und das Gespräch der beiden stören. Nach kurzer Überlegung setzte er sich jedoch auf.


    "Ich wäre dann fertig und möchte die Hände waschen", sagte er laut vernehmlich. Demonstrativ hob er die Hände und wartete auf Schüssel, umsorgende Hände und Tücher zum Trocknen.

    Langsam verstand Galeo, warum sein Vater bei diesem Sohn lieber weg als hinsah. Er selbst fand Brutus auch extrem unsympathisch, obwohl er zu Hälfte sein Bruder war. Sicherlich kam kein Kind schlecht auf die Welt, aber das Ergebnis aus einer Ehe, wo der eine nie bei der Familie weilte und der andere ein außergewöhnlich exzentrischer Mensch war, der das Kind in frühester Jugend einem Haushalt voller Sklaven und einer Erzieherin überließen, konnte sich einfach nirgends sehen lassen. Mit der zweiten Frau seines Vaters zog auch der familiäre Unfrieden in die Familie ein. Selbst jetzt, wo sie in Griechenland weilte, schien sie noch Einfluss zu haben.


    "Es hat keinen Wert, sich mit dieser Missgestalt auseinandersetzen zu wollen“, sagte Galeo an Felix gewandt, als Brutus den Raum verlassen hatte. "Vermutlich bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis ihn Bracchus hinwegrafft. Hoffentlich geschieht dies bald."


    Er schaute sich um, ob ihn noch ein Leckerbissen locken konnte, aber er fand nichts. Im Grunde fühlte sich sein Bauch auch gesättigt an. Abgesehen von Brutus, dem fehlenden Iavolenus und der ausgebliebenen konkreten Antwort, die Lepidus' Zukunftspläne betraf, lief das Frühstück reibungslos. Der Witz am Ganzen: Er wollte gar nicht essen, als er das Tablinum aufsuchte, sonst wäre es ja ins Triclinium gegangen. Aber die Sklaven in der Villa gehörten zu den besten, die man überhaupt bekommen konnte, und so organisierten sie oft mehr als man von ihnen erwartete.


    "Quintus, ich hoffe, ich kann einmal voller Stolz auf dich blicken und muss nicht wie dein Großvater mit allzu vielen misslungenen Sprössen rechnen. Deine Mutter und ich haben uns so gut es ging auch immer Mühe gegeben und Zeit für euch genommen. Hoffentlich hat das gefruchtet."


    Bei dem Thema zwischen Lepidus und Felix wollte sich Galeo nicht einmischen, weil er nicht mehr wusste, als sein Sohn vorhin berichtet hatte.

    Ausgehend von der Porta der Curie zog sich der Umzug der Salii Collini, allen voran der Magister als Vortänzer und Vorsänger. Galeo folgte ihm, seinen Sohn an der Seite. In seinem Leben gab es schon unzählige Agonium-Feste. Die einmal gelernten Schritte vergaß man nie, zumal vor jedem Auftritt nochmals geübt wurde. Quirinus, den vergöttlichten Romulus, zu Ehren trugen sie alle eine stattliche Festkleidung. Die Rüstung lag über einer Tunika, ein einschneidiges Schwert und ein Schild komplettierte das Ensemble.


    Während sich der Zug durch Roms Straßen wandte, hob der Magister zu singen an, und die Sodales fielen ein. Rhythmische Schritte komplettierten den Vortrag, an dem viele Schaulustige teilhaben konnten. Einem Schritt folgte ein zweiter, dann ein Dritter zur Seite. Nach einer Drehung erklang ein mehrfacher Schlag auf die Schilde, bevor die Schrittfolge von vorn begann.


    "divum em pa cante, divum deo supplicate", sang der Magister und wieder fielen die Sodales ein, je nach Alter mit höherer oder bassiger Stimmlage. Manchmal blickte Galeo zu seinem Sohn, nickte dann kurz und wandte erneut seine Aufmerksamkeit dem Tanz und Gesang zu - Quirinus, dem friedliebenderen Gott der Trias, zu Ehren.

    Der Magister gab als letztes seine Stimme ab.


    "Ich stimme ebenfalls für die Aufnahme", sagte er. "Lange nachrechnen müssen wir jetzt nicht. Die überwiegende mehrheit hat für deine Aufnahme gestimmt und so heiße ich dich nun offiziell als Mitglied der Salii Collini willkommen! Ich würde mich freuen, wenn du am 21. Mai unsere Reihen in einem ersten öffentlichen Auftritt verstärkst."


    Nach der Besprechung diverserer organisatorischer Punkte zu dem bevorstehenden Agonium Veiovis schloss der Magister die Versammlung und wünschte allen einen guten Nachhauseweg.

    "Nun, Mars und Quirinus bildeten mit dem Gottvater die alte patrizische Göttertrias. Vielleicht kennst du den Unterschied zwischen beiden Göttern - Mars ist der kriegerische, Quirinus ist friedliebender."


    Der Magister nickte freundlich, bevor er weitersprach.


    "Wir Collini treten vor allem bei Agonium-Festen auf. Das nächste Fest ist bereits in wenigen Tagen, am ANTE DIEM XII KAL IUN DCCCLXI A.U.C. (21.5.2011/108 n.Chr.), danach folgt erst im Dezember ein öffentlicher Auftritt.


    Gut, ich fasse noch einmal zusammen: Du besitzt die körperlichen Voraussetzungen, bist - wie ich hörte - unbescholten und deine Eltern leben als ehrbare Bürger in unserer Stadt. Jeder möge nun sein Urteil über das Aufnahmegesuch sprechen, sofern keine weiteren Fragen bestehen."


    Damit gab der Magister das Wort an die Mitglieder ab.
    Als erstes erhob sich Claudius Gallus von seinem Platz. "Ich habe keine weiteren Fragen und stimme für eine Aufnahme."
    :dafuer: