FLAMEN DIALIS
Der Flamen Dialis, der immer patrizischer Herkunft sein muss ist der Priester des Jupiter. Dem Flamen Dialis ist es untersagt einen Schwur zu leisten, da Iuppiter der oberste Schwurgott ist und er sich nicht selbst verfluchen kann. Vielfache Fastenzeiten begleiteten den Priester. Er darf kein Pferd besteigen und ein bewaffnetes Heer nicht ansehen. Ringe sind ihm als Schmuck verwehrt, außer sie sind nicht geschlossen, denn der Ring gilt als Bann- und Todeszeichen. Seine Dienstwohnung wird Flaminia Domus genannt. Durch seine göttliche Reinheit darf er mit nichts gebundenem (z.B. Knoten) in Berührung kommen. Auch zu einer Strafe Verurteilte und Sklaven sind von ihm absolut fernzuhalten. Sein Haus darf somit nur von freien Bürgern betreten werden. Gelangt ein Verurteilter dennoch in das Blickfeld des Flamen Dialis so gilt der Delinquent für diesen Tag als sacer (heilig, rein) und die Bestrafung muss auf den kommenden Amtstag verschoben werden.
Sein Bett ist ein heiliger Ort, der immer mit dem Boden in Berührung sein muss. Die Holzbeine werden deshalb mit Lehm bestrichen. Damit symbolisiert man die sakrale Kraft der Erde, die auf ihn übergeht. Maximal drei Nächte im Jahr darf der Flamen Dialis auswärts schlafen. Die sakrale Kraft darf durch nichts gemindert werden. So darf er nicht mit Bohnen, Efeu und Ziegen in Berührung kommen. Weiter sind noch Leichenfeiern und die Berührung von Sauerteig für ihn tabu.
Für den Flamen Dialis gilt der Zustand cotidie feriatus (täglich festlich), sodass er immer in voller Tracht auftreten muss. Der Pontifex Maximus kann ihm allerdings erlauben seine Kopfbedeckung abzunehmen. Alle anderen Einzelpriester müssen die Amtstracht nur zu religiösen Handlungen tragen. Er muss verheiratet sein und die Scheidung der Ehe ist ihm verwehrt. Bei Hochzeiten ist er als Repräsentant des Eidgottes anwesend. Seine Frau wird Flaminica genannt und ist größtenteils in die Religionsvorschriften ihres Mannes eingebunden. Verstirbt sie ist ihr Mann ebenfalls vom Priesteramt entbunden. Sie trägt als Tracht ein rötliches Wollgewand und eine rica genannte Haube, an der Reisig vom „Arbor Felix“ befestigt ist. Sie darf nicht mehr als drei Stufen einer Treppe selbst erklimmen. An den Nonen eines Monats opfert sie dem Iuppiter einen Widder, wobei sie sich an diesem Tag weder die Haare kämmen noch den Kopf sonst wie reinigen darf.
Der Flamen Dialis hat an den Iden ein Schaf zu opfern. Im Februar teilt er gemeinsam mit dem Rex Sacrorum die februa (heilige Reinigungshilfsmittel) aus. Durch die hohen Ehrenrechte hat der Priester Anrecht auf einen Lictor und darf wie die Virgo Maxima Vestalis (Oberste Vestalin) im Stadtgebiet einen Wagen benutzen.
FLAMEN MARTIALIS
Der Flamen Martialis, der immer patrizischer Herkunft sein muss ist der Priester des Mars.
Der Flamen Martialis opfert am 15. Oktober dem Mars das siegreiche Pferd aus dem an diesem Feiertag stattfindenden Rennen.
FLAMEN QUIRINALIS
Der Flamen Quirinalis, der immer patrizischer Herkunft sein muss ist der Priester des Quirinius.
Der Flamen Quirinalis vollzieht ein Opfer am 25. April für Robigus, am 21. August mit den Vestalinnen dem Consus und gemeinsam mit dem Pontifex Maximus am 23. Dezember am Grabe der Acca Larentia. Außerdem salbte er die heiligen Waffen der Salier.
FLAMEN TRAIANALIS
Nach dem Tode des Trajan bekommt laut Decretum Imperatoris des Kaisers Julian im Usus jeder vergöttlichte Augustus bzw. Augusta einen eigenen Flamen bzw. Flaminica zugesprochen. Sie sind nach dem Muster der hohen Priesterschaften gebildet worden und werden vom Kaiser in seiner Eigenschaft als Pontifex Maximus ausgewählt.
WEITERE FLAMINES
Für den Flamen Furrinalis, Flamen Carmentalis, Flamen Volcanalis, Flamen Cerealis, Flamen Portunalis, Flamen Volturnalis, Flamen Palatualis, Flamen Floralis, Flamen Falacer und Flamen Pomonalis sind bisher keine konkreten Aufgaben und Rechte definiert!
SUBPARS TERTIA – PRIESTERCOLLEGIEN
Priesterkollegien stellen für Rom die wichtigste religiöse Organisationsform dar. In ihnen werden zumeist gleichgeartete Spezialisten im Kultbereich zusammengefasst. Weitaus mehr als die Kultvereine sind sie für administrative Belange und die Deutung von Vorzeichen zuständig. So kann man die Kollegien in drei Gruppen einteilen. Zum Ersten die Pontifices, ein Gremium in dem sämtliche wichtigen bzw. tradierten Einzelpriester der Hauptstadt Rom zusammengefasst sind; zum Zweiten die Auguren und Haruspices, deren Wirkungskreis im Bereich der Deutung von Vorzeichen liegt und schließlich die Quindecimviri und Septemviri, die vor allem in der religiösen Verwaltung und Interpretation tätig sind. Die Vestalinnen gelten offiziell nicht als Priestercollegium, obwohl es administrativ als solches einzuordnen ist.
COLLEGIUM AUGURUM
Das Collegium Augurum hat 15 Mitglieder und nimmt Neue nach Vorschlag des Pontifex Maximus nach einfacher Mehrheit auf. Bei der Aufnahme von neuen Mitgliedern erbittet ein Augur mittels einer religiösen Formel von den Göttern ein Zeichen, ob der Aufzunehmende ihnen genehm ist. Um in das Collegium aufgenommen zu werden ist es ebenfalls notwendig eine religiöse Prüfung durch den Pontifex Maximus zu bestehen. Kandidatenkreis sind alle Camilli des Imperium Romanum, es können aber auch Personen eines nichtsakralen Ranges aufgenommen werden, doch gilt dies als Ausnahme und es muss der Pontifex Maximus genehmigen. An der Spitze des Collegiums steht der Magister Augures, der per einfacher Mehrheit zu den Magistratswahlen vom Collegium gewählt wird. Um eine neue Spitze zu bekommen kann er später nur abgewählt werden oder er wird befördert. Die Auguren kann man auch als Privatmann in Anspruch nehmen. Zu diesem Zweck ist ein Auguraculum auf der Arx (Burg am Capitol) eingerichtet.
Ein Augur genießt großes Ansehen und er hat bei der Ausübung seiner Pflichten Anrecht auf die Toga Praetexta (Toga mit Purpurstreifen). Bei den Spielen darf er an einem Ehrenplatz teilnehmen. Als Zeichen ihres Amtes tragen sie den Lituus (Krummstab), mit dem sie das Templum (rechteckige Beobachtungszone) abgrenzten, und die Trabea (Toga entweder rein purpurn oder mit purpurnen, weißen oder scharlachroten Streifen gemustert).
Die Auguren sind ein Collegium von Priestern, die den Willen der Götter erkunden und in diesem Zusammenhang bei wichtigen Entscheidungen den stadtrömischen Magistraten assistieren. Ihre Rolle in der Römischen Gesellschaft ist äußerst bedeutsam, da sie bei allen wichtigen Anlässen des öffentlichen Lebens anwesend sind. Berufen auf die Deutung der Zeichen der Götter haben sie es in der Hand eine Schlacht, eine Wahl oder eine Versammlung zu verhindern oder zu verschieben.
Die Auguren treten als Deuter von Zeichen der Götter auf. Dabei geht es nicht um die Voraussage von zukünftigen Ereignissen, sondern um die Zustimmung der Götter zu einer anstehenden beabsichtigten Handlung. Im Falle erkannter fehlender Akzeptanz sollte man besser auf diese Tat verzichten, denn ansonsten würde sie misslingen. Die wichtigen Handlungen des Staates dürfen nur mit Zustimmung der Götter vollzogen werden. Der zuständige Magistrat beauftragt dabei im konkreten Fall die Auguren mit der Befragung der Götter nach ihren Wünschen. Er ist dann bei seiner Entscheidung zwar nicht zwingend an den Rat der Priester gebunden, doch kann es im Ernstfall zur Anfechtung seiner Handlung kommen. Um dem vorzubeugen hat etwa bei Wahlen immer ein Augur anwesend zu sein, der öffentlich die religiösen Zeichen bestätigt. Die Deutung selbst und die Entscheidung bei sich widersprechenden Zeichen beruht auf einem komplizierten System, das als eigene Wissenschaft von den Auguren bewahrt wird. In ihrem Archiv werden zudem alle bisher erteilten Gutachten aufbewahrt, sodass man im Zweifelsfall auf Präzedenzfälle zurückgreifen kann.
Beim Recht auf ein Auspicium unterscheidet man zwischen großen und kleinen Auspizien. Einige können nur Feldherrn als Inhaber eines selbständigen Oberkommandos ausrichten. Vor der Abreise aus Rom haben sie genau wie die Statthalter Auspicia einzuholen. Diese können dann nur in Rom selbst wieder erneuert werden.
Für die Beobachtung, die mit Tag und Ort der zugrundeliegenden Handlung (z.B. Senatssitzung, Comitien, etc.) zusammenfallen muss, des Augurs wird eine rechteckige Fläche bestimmt. Der Augur grenzt mit seinem Lituus (Krummstab) die Beobachtungsfläche ab. Die Fläche darf sowohl im freien als auch innerhalb eines Raumes Platz finden. Eine genaue Bestimmung für die Blickrichtung des Auguren zur Beobachtung der zu deutenden Ereignisse gibt es nicht, es liegt in seinem Ermessen.
Weitere Auspizien sind das Augurium Salutis, das jedes Jahr, in dem keine Armee im Feld steht, durchgeführt wird, weiter Auguria speziell für das Wachstum der Pflanzen.
Ein Schwerpunkt ihrer Handlungen ist die Einweihung (und somit Einführung) von Tempeln, Orten und Priestern. Diese Inauguration genannte Tätigkeit, erkundet die Wohlgesonnenheit der Götter gegenüber dem Vorhaben bzw. der Person. Opferhandlungen, die im Zusammenhang mit der Tätigkeit der Auguren stattfinden, werden nicht von ihnen, sondern von den Pontifices vollzogen.
Neben dem Vogelflug wird auch die Deutung der Blitze durchgeführt. Da Blitze allerdings sehr seltene Himmelserscheinung darstellen, genügt es für die Interpretation, dass ein solches Zeichen von einer vertrauenswürdigen Person gemeldet wurde. Im militärischen Bereich ersetzt die Beobachtung des Vogelflugs jene der signa ex tripudiis; der heiligen Hühner. Fressen die Hühner derart gierig, dass ihnen ein Teil des Futters wieder aus dem Schnabel fällt, so gilt dies als günstiges Zeichen. Das totale Verweigern zu Fressen ist als sehr schlechtes Zeichen zu werten. In diesem Fall sollte die militärische Kampagne zumindest verschoben werden und die Götter erneut befragt werden.
ORDO HARUSPICUM LX
Das Collegium der Haruspices wird als „Ordo Haruspicum LX“ bezeichnet und ist somit mit Vollbesetzung 60 Mitglieder stark, und nimmt Neue nach Vorschlag des Pontifex Maximus nach einfacher Mehrheit auf. Um in das Collegium aufgenommen zu werden ist es ebenfalls notwendig eine religiöse Prüfung durch den Pontifex Maximus zu bestehen. Kandidatenkreis sind alle Camilli des Imperium Romanum, es können aber auch Personen eines nichtsakralen Ranges aufgenommen werden, doch gilt dies als Ausnahme und es muss der Pontifex Maximus genehmigen. An seiner Spitze steht der Haruspex Primus, der per einfacher Mehrheit zu den Magistratswahlen vom Collegium gewählt wird. Um eine neue Spitze zu bekommen kann er später nur abgewählt werden oder er wird befördert.
Die Haruspices sind Spezialisten der Weissagung und praktizieren die Eingeweideschau (Disciplina Etrusca). Ihre wichtigste Aufgabe ist die Deutung von Zeichen, die sie im Auftrag des Senats vornehmen. Vor allem in Begleitung von Magistraten fungieren sie als Seher. Die zweite wichtige Aufgabe der Haruspices ist die Deutung von Wunderzeichen. Sie entscheiden, was mit Ostenta oder vom Blitz getroffenen Personen oder Dingen zu geschehen hat. Darüber hinaus verkünden sie die daraus ersehbaren Zukunftsereignisse. Hier überschneidet sich die Kompetenz etwas mit den Pontifices (und den Sibyllinischen Büchern), die generell für die Empfehlungen bei Sühneleistungen zuständig sind. Der Unterschied besteht darin, dass sich lediglich die Haruspices über die Zukunft äußeren dürfen. Daraus resultierende Opfer oder sonstige Handlungen werden dann wieder von den Pontifices vollzogen.
Die Eingeweideschau ist die Norm, beim Erkunden des Willens der Götter vor der Schlacht. Auch die höheren Magistrate haben eigene Haruspices als Gehilfen zugeteilt.