Beiträge von Chiomara Minor

    Ohmann, dass Männer immer so angeben mussten. Aber wenn er unbedingt wollte, sollte er das schwere Teil eben selbst schleppen. Sie war gespannt, die Truhe war nicht gerade in einer handlichen Größe. Prvokant plazierte sie sich in einem der Korbsessel und deutete gebieterisch auf eine der freien Wände. "Da drüben hin, bitte. Aber sei vorsichtig, das ist ein wertvolles Erbstück!" Ob es tatsächlich so war, wußte sie nicht. Er aber auch nicht, sollte er es nur denken. Geduldig wartete sie, dass er seinem Auftrag nachkam. Später war dann noch eine Kommode umzustellen. Ob er die dann auch alleine tragen wollte? Chio verschränkte die Arme, lehnte sich zurück und beobachtete ihren Helden.

    Ein bisschen hatte sie schon ein schlechtes Gewissen, das kleine Mädchen so zu verängstigen. Allerdings war die Kleine mutig genug, ihre Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt zu testen. Der kleine Finger bohrte sich prüfend in ihren Bauch. Für das Mädchen eine Bestätigung und ein überzeugtes Grinsen wischte einen Teil ihrer Bedenken beiseite. Nur ganz überzeugt wirkte sie noch nicht. Ein Grund mehr für Chiomara, das Spiel noch ein bisschen weiterzuspielen.


    "Wer sagt, dass man Geister nicht anfassen kann? Was ist dann damit? Geister sind immer kalt!" Chio streckte die Hand aus und legte eine ihrer eiskalten Hände an die kleine, blasse Wange. Innerlich kugelte sie sich schon vor Lachen, lange würde sie das nicht mehr aushalten. Nun war sie aber erstmal auf die Reaktion gespannt.

    Wie ein kleiner, ertappter Schuljunge. Wenn sie nicht so sauer gewesen wäre, hätte sie sicher darüber gelacht. Aber wieso helfen? Konnte er Gedanken lesen? Männliche Intuition war auch nichts, von dem sie jemals gehört hätte. Aber er war hier, wieso also nicht? Als er andeutete, dass er wieder gehen wollte, hielt sie ihn zurück. "Nein, warte... du kannst mir tatsächlich helfen." Das klang schon etwas versöhnlicher, schließlich wollte sie ja etwas von ihm. "Wie du siehtst, bin ich hier am umräumen. Die großen Möbel sind mir aber zu schwer. Wenn wir allerdings zu zweit... du bist doch stark, oder?"


    Wie zur Kontrolle musterte sie ihn abschätzig. Und dann musste sie auch grinsen. Nein, einen blöden Spruch verkniff sie sich lieber, ging zu der großen Truhe, die ihr noch am leichtesten schien, und stellte sich an die eine Seite. "Also, was ist jetzt, hilfst du mir?"

    Chio mußte lachen. Ein kalter Schreck. Die Kleine gefiel ihr. Ihre unbeschwerte Art, und wie sie da im Gras gesessen war, so gar nicht damenhaft. Aber wen störte das schon, sie ganz sicher nicht, und sonst war keiner hier. Während die Kleine aufstand, sah Chio sich suchend um. Das Messer in ihrer Hand war nicht für Kinderhände gedacht. Der Türrahmen... schnell legte sie es obendrauf. Nun hatte sie beide Hände frei. Zweige schneiden konnte sie auch später noch.


    Als Caerellia weitersprach, drehte sie sich verblüfft um. Ein Geist? Aber die Vermutung lag nahe. Aretas Blick wußte sie sicher nicht zu deuten und Faustina, die hatte sie wirklich nicht gesehen. Ein Grinsen zog über ihr Gesicht und mit einem geheimnisvollen Unterton in der Stimme beugte sie sich leicht zu ihr hinunter. "Wer sagt denn, dass ich nicht doch einer bin?" Chio war gespannt, ob sie sie damit verunsichern konnte, ob sie ihr das wirklich glauben würde.

    Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Diese Villa war riesig, man sollte meinen, dass es dort von Sklaven nur so wimmelte, aber wenn man einen suchte, war natürlich keiner da. Als hätten sie alle es geahnt und sich rechtzeitig verkrümelt. Dabei war es doch wirklich nichts allzuschweres, das sie vorhatte. Vielleicht sollte sie zurück ins Atrium und Aretas bitten? Nein, dann wollte er nur diesen Brief mit ihr schreiben... besser nicht. Also ging sie zurück, mit der festen Überzeugung, sie würde es schon alleine schaffen, irgendwie.


    Ein wenig grummelig, weil ihr Vorhaben nicht aufgegangen war, lief sie auf die Tür zu und riss sie auf. Sie wäre fast in ihn hineingelaufen, bei dem Schwung, den sie draufhatte, aber bei seinem unerwarteten Anblick blieb sie wie angewurzelt stehen. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, mit einer Geschwindigkeit, dass ihr schwindelig wurde. Am Ende blieb nur ein Gedanke... der Brief. Sie wollte keinen Liebesbrief für ihn schreiben, der auch noch für eine andere bestimmt war. Diese Aussicht trug nicht gerade dazu bei, sie freundlich zu stimmen. Und er stand in ihrem Zimmer. "He, was tust du hier??"

    Es war einer dieser wenigen Tage, an denen sie einmal wirklich Zeit für sich hatte. Und irgendwie drängte sie ein inneres Bedürfnis in den Stall, zu ihrem Pferd. Mit ihm konnte sie reden, wirklich reden, und es würde ihr zuhören, wirklich zuhören. Nicht, dass Faustina das nicht tun würde, es war eben anders. Zuvor stibitzte sie ein paar Äpfel aus der Küche. Es war ihr nicht entgangen, dass Aretas Aisha immer mit diesem Obst belohnte und sie wollte diesmal nicht mit leeren Händen ankommen.


    Im Stall war es ruhig, genau wie an ihrem ersten Tag, den sie ihn betrat. Ihr wurde mulmig. Das Erlebte ließ sie wahrscheinlich niemals los. Vorsichtig sah sie sich um. Nein, hier war niemand, nur die Pferde. Ein leises Schnauben, dann schob sich ein Kopf aus einer der Boxen. Lächelnd ging sie darauf zu. Aisha hatte sie erkannt. Chio blieb vor ihr stehen, strich ihr über den Hals und bekam einen sanften Stupser. "Hee.. ist ja gut. Ich hab dir auch etwas mitgebracht." Dabei holte sie einen der Äpfel hervor und hielt ihn in der Handfläche hin. "Die magst du doch, oder?"

    Wenn Kyros erklärte, machte das mit der Politik sogar Spaß. Zumindest verstand sie so viel besser. Langsam spazierte sie neben ihm her und hörte weiter aufmerksam zu. Die Geschichte mit den Stühlen brachte sie zum Lachen. Allein die Vorstellung, wie erwachsene Menschen mit Stühlen aufeinander losgingen.. oder eben auf den einen. Der Mann muß beliebt beim Volk gewesen sein, wenn man soviel Angst hatte, er könnte sein Vorhaben in die Tat umsetzen. Hm, wahrscheinlich hatten sie auch einfach nur Angst um ihr eigenes Geld und ihre Macht, die sie dadurch hatten. Die Vorstellung von einem Land, in dem jeder genug zum Leben besaß, alle Menschen frei waren, es gefiel ihr, aber sie wußte ebenso wie er, dass es das niemals geben würde.


    Seufzend betrachtete sie die prachtvollen Bauten um sie herum. Niemand würde diese Macht freiwillig aufgeben, wenn er sie einmal besaß. Aber er hatte recht, ihnen beiden ging es wirklich gut. Seine letzte Bemerkung und sein Grinsen dazu ließen sie erröten. "Nein, sie misshandelt mich nicht allzusehr, dich hoffentlich auch nicht." Aus ihrem verlegenen Lächeln wurde ein verschmitztes Grinsen. Sie kannte Faustina. Kyros kannte sie noch nicht so lange, konnte sich aber kaum vorstellen, dass er ihr einen Anlass geben würde, ihm weh zu tun.

    Chio wollte im Garten ein paar Zweige schneiden, um den nahenden Frühling ins Haus zu holen. Im Wasser würden sie rasch aufblühen und so etwas mehr Farbe in die Räumlichkeiten ihrer Domina bringen, jetzt, da alles neu umgestellt war. Mit dem Messer in der Hand stand sie in der Tür nach draussen, blieb aber auch dort, denn sie hatte entdeckt, dass sich noch jemand dort befand. Das kleine Mädchen...


    Schmunzelnd beobachtete sie, wie sie immer wieder gegen einen Zweig stupste. Kinder waren manchmal leicht zu beschäftigen, aber eben nur manchmal. Schnell wurde sie auch des Spiels überdrüssig und ließ sich auf den Boden plumpsen. Ob sich das für eine Domina gehörte? Fast hätte Chio gelacht, doch die kleine tat ihr leid. So ganz alleine, ohne andere Kinder, war ihr sicher langweilig. Etwas hinterlistig schlich sich Chiomara an und als sie direkt hinter ihr stand, sprach sie sie an. "Ist das nicht noch etwas zu kalt, um auf dem Boden zu sitzen?"

    Chio stand schmunzelnd noch immer etwas abseits und fast unentdeckt. Die Rolle gefiel ihr. Das kleine Mädchen, das sie wie eine Verbündete verschwörerisch um stille Bestätigung bat und Aretas, der sie zwar bemerkt hatte, aber auch schwieg. Wie eine Spionin... Aber das war sie nicht, nicht wirklich. Still nickte sie dem Mädchen anerkennend zu. Die Idee, dem Ungeborenen etwas zu schenken, obwohl sie es gar nicht kannte, war mehr als großzügig. Die Kinder, die sie bis jetzt kennenlernen durfte, hätten niemals etwas freiwillig gegeben, eher sich genommen, was sie wollten. Aber ihr Wunsch war mehr als verständlich, sie konnte nur hoffen, Aretas würde ihn ihr gewähren.


    Aber huch, was wollte er von ihr? Einen Brief sollte sie ihm schreiben helfen? Doch wohl nicht für seine Freundin. Möglicherweise auch noch Liebesschwüre und wer weiß, was noch alles. Allein der Gedanke ... Sie beschloss, zu gehen, bevor er Faustina verriet, dass sie hier war. Dem Mädchen zwinkerte sie noch einmal kurz lächelnd zu, hielt den Finger an die Lippen, um ihr zu sagen, sie solle sie nicht verraten und verschwand so schnell, wie sie gekommen war.

    Sie wußte nichts von seiner Freundin? Chio dachte da an Saturnalia, da war sie doch kurz in der Villa, mit ihm zusammen. Das konnte ihr doch nicht entgangen sein? Oder doch? "Nein, ich interessiere ihn nicht. Aber seine Freundin, hast du die nicht gesehen, hier in der Villa, an Saturnalia?" Der Gedanke daran versetzte ihr einen Stich, sie war so hübsch...


    Seufzend suchte sie Faustinas Nähe. "Ich glaube, an dem Abend hat er sie das letzte Mal gesehen.. sie ist auch eine Sklavin und mußte mit ihrem Dominus nach ... Germanien, glaube ich." Chio überlegte kurz. Sollte sie ihr erzählen, dass seine Freundin auch noch schwanger von ihm war? Sie beschloss, das lieber für sich zu behalten. Sollte er es für richtig halten, würde er es ihr sicher irgendwann einmal selbst erzählen.

    Die Kleine bemerkte sie zuerst. Ebenso unauffällig winkte sie ihr zu und zwinkerte. So hatten sie beide ein kleines, kurz andauerndes Geheimnis. Dann beobachtete sie, wie Aretas alles vor den beiden ausbreitete. Viel erkennen konnte sie nicht, dafür stand sie zu weit entfernt. Nur, dass er schnell etwas vor den anderen verbarg, das entging ihr nicht. Nach der Reaktion ihrer Domina waren es sicher die Figuren, von denen er ihr im Garten erzählt hatte. Fast wäre sie hingegangen, aber eigentlich ging sie das ganze nichts an.


    Er schien sich nicht unbedingt wohl zu fühlen, dass sie ihn entdeckt hatten. Möglicherweise konnte sie ihm aus der misslichen Lage befreien, wollte aber auch nicht zu neugierig erscheinen. Also beschloss sie, noch etwas warten, zumindest, bis er Faustinas Frage beantwortet hatte.

    Chio war wirklich interessiert, aber was er so berichtete, war nicht viel anders als das Leben im Moment. Für sie also kein Grund, nach einer Republik zu streben. "Und wieso gibt es jetzt einen Kaiser? Hat das mit der Republik nicht funktioniert?" Nebenbei sah sie sich um. Vielleicht sollten sie weitergehen, Kyros schien auch nicht sonderlich an er Rede interessiert zu sein. Trotzdem lag ihr noch eine Frage brennend auf der Zunge. "Gibt es denn eigentlich irgendwo auf der Welt ein Land, in dem es keine Sklaven gibt?" Chio konnte es sich nicht vorstellen, sie kannte es auch nicht anders. Trotzdem wäre es ein Traum, ein Land, in dem alle gleich wären, in dem niemand der Sklave eines anderen sein müsste.Das Paradies, dort wollte sie leben. Ein kleines Häuschen, eine Familie... Der Redner versuchte nun, mit Lautstärke sein Publikum zu fesseln, das riss sie knallhart aus ihren Träumen.

    Schwitzend wanderte Chio durch die Gänge auf der Suche nach einem starken Sklaven. Faustina wollte ein paar Möbel umgestellt haben, alleine schieben und zerren, das ging bei den leichteren Dingen, aber nicht mit allem. Aus dem Atrium hörte sie Stimmen, dachte sich aber nichts dabei und ging weiter. Gerade, als sie um die Ecke verschwinden wollte, hielt eine Stimme sie zurück. Aretas? Wieso war der denn hier? Neugierig änderte sie ihre Pläne und wanderte Richtung Atrium, spähte um die Ecke. Da war nicht nur er, sondern auch Faustina und ein kleines Mädchen. Chio wischte sich den Schweiß von der Stirn und trat ein, blieb aber still und wartete erst einmal ab, ob sie jemand entdecken würde.

    Chio genoß das heiße Wasser heute besonders. Das Ausreiten und das Zusammentreffen mit Aretas, das Training. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich treiben, hing in Gedanken den Bildern nach, wie er die Tiere über die Bahn trieb. Faszinierend. Dabei könnte sie stundenlang zusehen, wollte sich jedes einzelne Detail einprägen.


    Faustina hing ihren Gedanken nicht ganz so still nach und holte sie damit in die Wirklichkeit zurück. "Dein Aretas... " Er war doch nicht ihr Aretas. Aber sie hatte schon recht, manchmal war er wirklich merkwürdig. Chio wurde selbst manchmal nicht aus ihm schlau. Chio lehnte sich an ihre Herrin und dachte darüber nach, kam aber zu keinem wirklich vernünftigen Ergebnis. "Ich weiß auch nicht, ich dachte auch, es würde ihn freuen. Ein Besuch in den Thermen wäre doch nun wirklich etwas besonderes gewesen." Und ansonsten... konnte sie auch nur vermuten. "Vielleicht ist es seine Freundin. Ich denke, er vermisst sie, sie ist weg, hast du das gewußt?"

    Zuerst sah sie ihn verdutzt an... dann lachte sie laut los. So ein verrückter Kerl, unglaublich. Sie fing sich wieder, bemühte sich, ebenso ernst auszusehen wie er zuvor. Wie eine Dame aus feinster Gesellschaft stand sie vor ihm. "Ich möchte zur Villa Tiberia und ja, der Weg ist mir bekannt. Das Gesindel ist mir auch schon aufgefallen, vor allem dort hinten am Brunnen, da treibt sich das schlimmste von der Sorte herum." Sie deutete an die Stelle, an der sie vor kurzem noch standen. Länger konnte sie sich aber nicht beherrschen, fing wieder an zu lachen. Entschlossen hakte sie sich bei ihm unter. "Los, komm, bring mich schon nach Hause, bevor du dich wirklich noch erkältest." Vielleicht konnte sie in der Villa eine trockene Tunika für ihn organisieren, und etwas warmes zu trinken. Faustina wollte sicher auch nicht, dass er wegen Krankheit ausfiel.

    Völlig erschrocken starrte sie auf seine Tunika. Im Affekt war sie zu weit gegangen. Sie wollte sich gerade entschuldigen, da packte er sie an den Armen und brachte sie der Wasseroberfläche gefährlich nahe. "Nein, nicht... " Erschrocken versuchte sie, sich zu wehren, aber er hielt sie zu fest.. und er hielt sie, ließ sie nicht fallen. Erleichterung. Aber er war böse. Zu recht. Wie ein begossener Pudel stand sie da, schuldbewußt, als er sie endlich losließ. Dabei wollte sie ihn nur ärgern. Betreten nickte sie. "Ja, ich kenne den Weg... tut mir leid." Er wollte sie tatsächlich hier stehen lassen, aber verdient hätte sie es. Doch dann war er wieder so fröhlich, als wäre nichts passiert. Er wollte sie doch nach Hause bringen. Sofort schlug ihre Laune um, sie wurde ärgerlich, oder eher beleidigt. Sie richtete sich wieder stolz auf. "Nein, ich finde den Weg, geh du nur schnell nach Hause, bevor du dich noch erkältest." Das sollte spöttisch klingen. Sie sah ihn noch kurz an, dann drehte sie sich um und ging Richtung Ausgang.

    Endlich angekommen. Und es wurde tatsächlich eine Rede gehalten. Eine Weile hörte sie dem Römer zu, doch wirklich folgen konnte sie seiner Ansprache nicht. Kyros schien daran schon interessierter, wenn auch nicht sehr viel begeisterter. Chio beschränkte sich schließlich darauf, die Rostra genauer in Augenschein zu nehmen, denn nun kannte sie ja die Geschichte darüber. Faszinierend. Und dann war es wieder Kyros, der sie ablenkte. Die Republik.. ja, was genau wollte sie darüber wissen, alles?


    "Naja, ich kenne es nur so, wie es jetzt ist. War das wirklich so, dass das Volk alles entscheiden konnte? Und konnte dort jeder leben, wie er wollte? Ich meine... gab es da dann trotzdem Sklaven?"


    Dabei wurde sie verlegen. Während sie so redete, merkte sie, wie wenig sie wußte und er war so gebildet.

    Ha, das hatte sie sich doch fast gedacht. Er wollte sich nur wichtig machen, das konnte er gut. Und sie damit beeindrucken? Auch möglich. Neugierig war sie nun auf jeden Fall. Mehr Zeit, um darüber nachzudenken, ließ er sie nicht. Noch bevor sie reagieren konnte, trafen sie die Wassertropfen und sein blödes Grinsen. "Na warte..." Schnell kam sie zu ihm an den Brunnen, schöpfte eine Handvoll Wasser und zahlte es ihm heim. Das war vielleicht ein bisschen zuviel nass.

    Verblüfft, überrascht, ungläubig, so konnte man ihren Blick wohl am besten beschreiben, mit dem sie ihm hinterhersah. Dieser grobe Kerl schnitzte Figuren? Und dann auch noch so kleine? Da war sicher viel Gefühl nötig, und das hätte sie ihm niemals zugetraut. Gut, bei den Pferden.. aber sonst. Noch einmal sah sie hoch, dann lehnte sie sich mit dem Rücken an die Statue. "Darf ich sie sehen? Ich meine.. zeigst du sie mir?" Chio war wirklich neugierig. Wahrscheinlich waren es nur grobe Figuren, dass sie so fein waren, wie diese Statue, konnte sie sich kaum vorstellen. Nur schade, dass sie ihm nicht dabei zusehen konnte. Aretas und schnitzen, irgendwie passte das für sie noch immer nicht zusammen.

    Das Wasser kräuselte sich unter ihren spielenden Fingern, erst seine Antwort ließ sie aufhorchen. Ein Zusammentreffen mit einem Römer war nichts wichtiges? Da steckte sicher mehr dahinter, soweit kannte sie ihn mittlerweile. Aufmerksam musterte sie ihn, er war nervös, die armen Blätter seine Opfer. Er wanderte zu einer Statue, scheinbar ganz in Gedanken versunken. Energisch schüttelte sie sich die Wassertropfen von der Hand, wischte sich den Rest an ihrer Tunika trocken, bevor sie aufstand und ebenfalls zu der Statue ging. Sie mußte hochsehen, um deren eigentliche Größe zu erfassen. Der Sockel war reich verziert. Schade, dass sie nicht wußte, wen sie darstellen sollte. Bestimmt eine Gottheit oder etwas ähnliches.


    Aretas stand auf der anderen Seite, sie ging ein Stück, bis sie ihn wieder sehen konnte. Den Römer vergaß sie für eine Weile, etwas anderes erregte ihre Aufmerksamkeit um einiges mehr. "Was meinst du damit, deine Figuren?" Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er Figuren aus Stein meiselte, wann denn auch und mit welchem Stein? Marmor war teuer. Und dafür benötigte man Werkzeuge, die waren auch teuer. Unauffällig suchte ihr Blick seine Hände, um zu erkunden, ob die für diese Kunst geschaffen waren.