Beiträge von Chiomara Minor

    Chio lächelte und ließ ihn dann wieder alleine. Da hin, hatte er gemeint. Der Platz war gut, nun musste das Rennen nur noch beginnen. Es dauerte wohl noch eine Weile. Chio sah sich im Publikum um. Niemand, der ihr bekannt vorkam. Wie auch, sie waren neu und abgesehen von den Nachbarn kannte sie kaum jemanden. Schade eigentlich. Chio drehte sich wieder um, zwinkerte Aretas aufmunternd zu, wenn er denn zu ihr herübersah und wartete ungeduldig auf das nächste Rennen.

    Chio nahm wortlos den Mantel. Er hatte ja recht, so sollte sie tatsächlich nicht hinausgehen. Trotzdem blieb sie skeptisch. Frauen egal welchen Standes... Sie wollte besser nicht wissen, für was er sie hielt. Nachdem sie den Mantel übergezogen hatte, drehte sie sich noch einmal zu Aretas um, ihre Blicke trafen sich. Wie gerne wäre sie einfach wieder zu ihm gelaufen. Chio riss sich zusammen. "Ich werde da sein." Er wußte schon, was gemeint war. Und an den Eques gewandt: "Ich bin soweit." Dann verließ sie den Stall. Im Gehen hörte sie noch Aretas Worte. Nur schade, dass er erst jetzt damit herauskam. Vielleicht hätte sie dann nicht gehen müssen. Jetzt war es zu spät. Andererseits war sie froh, dass er sich diesmal zurückhielt, sie kannte ihn auch anders. Wieso konnte er es hier? Bei Faustina hatte er es nie geschafft. Und seine letzte Bemerkung? Er dachte doch wohl nicht, sie würde mit dem Eques mehr tun, als sich hinausbegleiten lassen...

    Chio hätte heulen können. Die lange Zeit zwischen Vorfreude und Angst, dann nochmal warten, und kaum, dass sie endlich ungestört waren... wieder nichts. Der Legionär hätte aber auch auf Aretas Vorschlag eingehen können. Nun war es wohl zu spät. Chio sah traurig zurück. Nicht einmal einen letzten Kuss konnte sie ihm geben. Seufzend wandte sie sich wieder an den Soldaten. Dessen plötzliche Freundlichkeit ihr gegenüber minderte aber in keinster Weise ihren Ärger. Die Hand mit dem Mantel schob sie weg. "Danke, aber ich möchte hier niemandem etwas schuldig sein." Was sollte sie sonst noch sagen. Es blieb nur noch, sich hinausbegleiten zu lassen.

    Chio war gerade im Begriff, ihre Zurückhaltung aufzugeben und für einen Moment zu vergessen, wo sie waren, da stand plötzlich dieser Soldat vor ihnen. Erschrocken raffte sie notdrürftig ihre Tunika zusammen und hielt den Mantel fest, als sie aufstand. Aretas versuchte, die Situation zu retten und stellte sich, wie immer, nicht unbedingt geschickt dabei an. Und der Legionär? Wie konnte man hier etwas anderes sehen als das, was es war? Mit geröteten Wangen stand sie da, bloßgestellt, fast im wahrsten Sinne des Wortes. Das vor einem Fremden. Chio wurde wütend. So hatte sie sich ihr "freies" Leben nicht vorgestellt. Sie wollte gar nicht wissen, für was der Legionär sie hielt. Bevor sie loslegte, drückte sie Aretas seinen Mantel in die Hand, hielt verzweifelt den Stoff auf ihrer Haut und trat mit erhobenem Haupt dem Soldaten entgegen. "Mein Name ist Lucilla und ich bin hier, ihm einen Besuch abzustatten. Wenn das allerdings die Art ist, mit der man hier mit Frauen umgeht, dann war das mein letzter Besuch." Ihr Blick ging kurz zu Aretas, dann wieder zu dem Soldaten. "Sollte meine Fibel wieder auftauchen... er kennt meine Adresse. Und nun entschuldigt mich." Ohne auf eine Antwort ihres Gegenüber zu warten und ohne, sich um ihre Tunika oder um das Heu in ihren Haaren Gedanken zu machen, drehte sie sich um und schickte sich an, diesen Ort zu verlassen.


    "Nein, alles noch dran."
    Dabei zwinkerte sie ihm zu, lächelte glücklich über den viel zu kurzen Kuss, der leider auch noch falsch plaziert war. "Ja, den habe ich gesehen. Sah so aus, als wäre er gut trainiert und an Erfahrung scheint es ihm auch nicht zu fehlen." Ob Aretas da Chancen hatte, Chio bezweifelte das. Anmerken ließ sie sich das aber nicht. Schließlich war sie hier, um ihn zu unterstützen. Sein Blick ging zu den anderen Läufern. "He, du schaffst das. Und außerdem... " Ein verschmitzter Ausdruck legte sich auf ihre Züge, als sie ebenfalls zu seiner Konkurrenz hinübersah. "...der Sieger bekommt einen Kuss von mir." Nun konnte sie nur hoffen... "Nein, die Ringer interessieren mich nicht so sehr." Dass sie eh nur Augen für ihn und so gar keine Zeit für anderes hatte, behielt sie für sich. Glücklich über die Aussicht, nach dem Rennen wieder etwas Zeit mit ihm verbringen zu können, drückte sie seine Hand und widerstand nur mühsam dem Drang, ihn zu umarmen. Eine Hand zärtlich an seine Wange gelegt, ein liebevoller Blick, das musste erlaubt sein. "Ich wünsche dir viel Glück." So allmählich sollte sie sich wieder unter die Zuschauer mischen, damit er sich auf das nächste Rennen konzentrieren konnte.

    Natürlich war Chio zum Rennen gekommen. Ganz vorne an der Laufbahn stand sie, feuerte ihn an. Noch bevor er auf ihre Höhe kam, wurde sie allerdings lautstark von einem ganz besonders wichtigen Römer vertrieben, weil sie ihm angeblich die Sicht auf die Laufbahn nahm. Ganz Sklavin gehorchte sie, ohne darüber nachzudenken. Erst später sollte ihr bewußt werden, wie dumm das war. Chio schob sich an anderen Zuschauern vorbei, versuchte immer wieder, einen Blick auf das Feld der Läufer zu erhaschen. Aretas schlug sich wacker, war sogar einer der ersten. Chio drückte beide Daumen so fest, dass es wehtat. Du schaffst es, du schaffst es... Das Ziel und als wievielter er es erreichte, konnte sie nicht mehr sehen. Sie wollte zu ihm, bahnte sich einen Weg, konnte ihn kurz hinter der Zielllinie erkennen. "Servius..." Eine kleine Gruppe drängte sie in die entgegengesetzte Richtung. Fluchend boxte sie sich durch, bis sie endlich dorthinkam, wo sie hinwollte. "Servius!" Diesmal musste er sie doch hören.

    Luci... wie das klang. Der Name Chio hörte sich schon unterwürfig, klein an. Da war sie eine Sklavin, das passte, aber Luci? Dabei stellte sie sich ein kleines Mädchen vor. Sein Grinsen gab ihr Recht. Chio knuffte ihm in die Seite. "Hee, ich heiße Lucilla, nicht Luci. Aber wenn du mir versprichst, dass du es nur tust, wenn wir alleine sind, dann darfst du mich Luci nennen." Im Grunde war es ihr egal, wie er sie nannte, sie wollte einfach nur jede Sekunde mit ihm genießen. Wer wußte schon, wie lange das hier gutging.


    Eng an ihn geschmiegt, hörte sie ihm zu, roch ihn, fühlte ihn, nahm soviel wie möglich auf, um die nächste Zeit zu überstehen. Seine Ausbildung war kein Zuckerschlecken. Disziplin, Bestrafung... das alles kam ihr bekannt vor. War das ein guter Tausch? Angenehmer waren seine Neuigkeiten, die das Fest betrafen. Alleine wollte sie nicht hingehen, aber die Aussicht, ihn dort zu treffen, änderte das. "Natürlich komme ich zusehen. Wer soll dich denn sonst trösten, wenn du verlierst?" Chio fing an zu grinsen. Sie wollte ihn ein bisschen aufziehen. Es war traurig genug, dass sie sich nur noch so selten sehen konnten.

    Chio stöhnte innerlich und verdrehte die Augen. "Was heißt, weiß nicht?" Vielleicht sollte sie sich einen anderen Namen ausdenken, einen, den er ganz selbstverständlich mit Chio abkürzen konnte. Dann konnte sie aber auch bei ihrem jetzigen bleiben. "Chio gibt es nicht mehr. Danke." Sie nahm den ihr angebotenen Apfel und flüsterte ihm ihren "neuen" Namen ins Ohr, lehnte dann glücklich, wieder bei ihm zu sein, ihren Kopf an seine Schulter. Er erzählte, sie hörte zu, drehte den Apfel in ihrer Hand. Hunger hatte sie keinen, zumindest nahm sie ihn nicht wahr. 40 Sesterzen, das war eine ganze Menge. Sie musste nicht mehr frieren, und genug zu essen würde sie sich auch kaufen können. Sein Anteil fiel ja für die nächste Zeit weg. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht." Die Angst der letzten Tage war immer noch greifbar. Ständig rechnete sie mit dem Schlimmsten. Auch jetzt noch, obwohl man ihm die Geschichte wohl glaubte. "Ich hatte wirklich Angst. Wielange wird die Ausbildung denn dauern?" Den Apfel packte sie sich ein, essen konnte sie später.

    Chio war dankbar für den Mantel, obwohl sie nun zussehen muste, wie Aretas fror. Dankbar wickelte sie sich darin ein. Dass er sie immer noch Chio nannte... Am Tor hatte sie es nicht mitbekommen, aber hier. Nachdenklich blieb sie deshalb am Eingang zur Box stehen. "Du sollst mich doch nicht so nennen. Wie ist mein Name?" Dann konnte sie die Freude, dass sie ihn endlich wieder für sich alleine hatte, nicht mehr verbergen. Mit einem strahlenden Lächelnd setzte sie sich zu ihm und schmiegte sich an ihn, so gut es eben ging mit dem halbvollen Becher in der Hand. "Es stimmt nicht, was du gesagt hast. Dich mag ich über alles." Ihr Blick fiel auf seinen Beutel. "Was hast du da?" Obwohl sie das alles überhaupt nicht interessierte. Sie wollte einfach nur bei ihm sein und erfahren, wie er die letzten Tage verbracht hatte und wie es weitergehen sollte.

    Sollte es hier wirklich keinen Raum geben, in dem man sich aufhalten konnte bei diesem Wetter? Chio biss die Zähne zusammen. Etwas warmes zu trinken wäre fürs erste hilfreich. "Danke!" meinte sie nur knapp an den Wachmann gewandt, dann warf Aretas ihr etwas zu. Chio fing, ein Beutel mit Geld. "Ich werde drinnen auf dich warten, mach dir um mich keine Gedanken." Sie schenkte ihm noch ein erwartungsfrohes Lächeln und machte sich auf den Weg, bevor er tatsächlich noch Ärger bekam, weil sie ihn ablenkte. Drinnen sah sie sich um, die Stallungen. Vielleicht könnte sie sich später ein bisschen die Pferde ansehen. Und es wäre dort wärmer als hier draussen. Zuerst etwas zu trinken. Chio fragte sich durch. An einem ruhigen Eck öffnete sie verstohlen den Beutel und warf einen Blick hinein. Soviel Geld. Schnell band sie ihn an ihren Gürtel und ging weiter. Kurze Zeit später hielt sie einen dampfenden Becher in der Hand. Die ersten Schlucke wärmten von innen. Dann ging sie langsam wieder zurück, spitzte in den ersten Stall. Viel war nicht zu sehen, aber allein der Geruch erinnerte sie an Aisha. Ihr Pferd, dass sie zurücklassen musste. Seufzend nippte sie an ihrem Glühwein.

    Personal... Chio nickte verständnisvoll. Es war logisch, dass es zu wenige Arbeiter gab nach einer solchen Katastrophe. Allerdings gab es damit sicher auch weniger Abnehmer. Vielleicht sollte sie die Idee mit dem Geschäft noch einmal überdenken. In einem Betrieb zu arbeiten kam für sie allerdings auch nicht in Frage. Nicht, dass sie nicht arbeiten konnte. Bisher hatte sie nichts anderes getan. Aber hier war sie keine Sklavin. Hier wollte sie die Herrin sein. Sie sollte erst mit Aretas sprechen. "Ich werde darüber nachdenken. Ich weiß ja jetzt, wo ich dich finde, wenn ich noch Fragen habe. Nun muß ich mich allerdings verabschieden. Die Einkäufe erledigen sich leider nicht von alleine." Bevor sie sich umdrehte und ging, bedankte sie sich noch einmal mit einem freundlichen Lächeln.

    Eine Stunde? Bis dahin bin ich erfroren. Sehnsüchtig blickte sie auf den Mantel, den er ihr anbieten wollte, aber selbst, wenn er durfte, sie konnte ihn unmöglich nehmen. Dann wäre nämlich er in einer Stunde erfroren. Vielleicht sollte sie einfach nochmal nach Hause gehen und später wiederkommen. Dann müsste sie aber ein zweites Mal an der Wache vorbei. Angestrengt versuchte sie, das Klappern ihrer Zähne zu verhindern. Sie musste sich bewegen, am besten nach Hause. "Ist schon gut, ich kann auch später wiederkommen." Was natürlich noch besser wäre, wäre einfach ein warmer Raum.

    "Es war nur so ein Gedanke." Chio schüttelte leicht den Kopf. "Und solange ich keine konkreten Pläne habe, möchte ich besser noch nicht darüber reden. Aber gut zu wissen, an wen ich mich wenden muß." Durch die Seuche gab es sicher den ein oder anderen Bedarf. "Woran mangelt es denn am meisten? Wenn jemand darüber bescheid weiß, dann sicher du. Vielleicht ist es mir dann möglich, den Bedarf zu decken." Geschäftsfrau.. so allmählich gefiel ihr der Gedanke.

    Da stand er und wartete. Es war fast wie ein erstes Treffen. Chios Herz schlug vor Aufregung so wild, dass sie fast überhört hätte, wie die Wache sie ansprach. "Ich möchte.. ähm.. jemanden besuchen." Sie wußte ja nicht, ob sie Aretas schon besuchen durfte. Oder ob er vielleicht Ärger bekäme. Egal, jetzt war es ohnehin zu spät. "Servius Obsidius Antias." Den Namen kannte sie mittlerweile im Schlaf, tagelang hatte sie ihn vor sich hingesagt, beim kochen, beim putzen... Dass der Mann gerade ihn rief, um sie zu durchsuchen, nahm ihr ein bisschen die Anspannung. "Waffen habe ich keine." Hilfesuchend ging ihr Blick einen Augenblick zu Aretas. Das ganze flöste ihr ein wenig Angst ein, die Uniformen, das wichtige Getue. Dabei versuchte sie doch immer, sich so etwas nicht anmerken zu lassen. Umso beherrschter war ihre Frage an den Wachmann, denn der sollte von ihrer Unsicherheit auf keinen Fall etwas bemerken. "Darf ich dann zu ihm?"

    Simetit .. Chio versuchte, sich das alles zu merken. "Wo lernt man soviel über diese Steine?" Nun hatte sie ganz in Gedanken, doch ihre Frage gestellt. "Verzeihung, ich wollte nicht zu neugierig sein." Chio lächelte verlegen. Sicher hatte er irgendwann einmal mit dem Händler darüber gesprochen, die beiden schienen sich zu kennen. "Diese Einschlüsse sind wirklich interessant. So etwas habe ich bisher noch nicht gesehen." Mit einem Schmunzeln bemerkte sie verschwörerisch in Richtung des Alten. "Ich glaube, nun haben wir ihn beide verärgert." Ein Händler, der nicht handeln durfte... Handeln war nicht nur Mittel zum Zweck, das war Leidenschaft. Chio wußte das, und hätte sie tatsächlich vorgehabt, die Kette zu kaufen, er wäre sicher auf seine Kosten gekommen. Um sich allerdings mehr als das zum Leben Nötige leisten zu können, musste sie mehr Geld verdienen, mußte sie überhaupt Geld verdienen. Da fiel ihr Aretas Vorschlag ein, zu backen und das zu verkaufen. Ob sie dieses Vorhaben oder ein anderes in die Tat umsetzen wollte, wußte sie noch nicht. Was hatte der Magistrat eben gemeint? Konzession? Da ihr Gegenüber anscheinend der richtige Ansprechpartner war, konnte sie zumindest fragen. "Ich bin noch nicht lange in der Stadt, vielleicht kannst du mir helfen. Ich überlege, ein Geschäft zu eröffnen, an wen müsste ich mich damit wenden?"

    Es war abend, der dritte Tag. Drei lange Tage, die sie mit der Hoffnung verbrachte, dass er zurückkommen würde. Drei Tage Ungewissheit. Entweder hatten sie ihm geglaubt und ihn genommen, oder er war längst tot. Dann wären sie aber auch zu ihr gekommen. Vielleicht auch nicht. Mit jedem Tag wurde sie unruhiger, konnte kaum schlafen und gegessen hatte sie auch kaum etwas. Das Unkraut im Garten war mittlerweile beseitigt, in den Räumen konnte man vom Boden essen und weil sie sonst nichts mit ihrer Zeit anzufangen wußte, fing sie an, die Wände zu bemalen. Eine Wand, um genau zu sein, denn zu mehr kam sie nicht. Die drei Tage waren endlich um.


    Chio machte sich auf den Weg. Sie trug ihre schönste Tunika, die grüne von Aretas. Sonst nichts, obwohl die Nächte allmählich empfindlich kalt wurden. An den Umhang hatte sie bei ihrer Flucht nicht gedacht und etwas neues zu kaufen, wagte sie nicht. Sie schlang die Arme um ihren Körper, das wärmte etwas. Zitternd erreichte sie schließlich die Straße, die zum Tor führte. Sie sollte vorsichtig sein, meinte er. Chio sah sich um. Nichts. Doch in dem Moment, als sie loslaufen wollte, fuhr ein Wagen durchs Tor. Erst als alles wieder ruhig war, ging sie langsam darauf zu.

    550 Sesterzen?? Chio stockte der Atem. Dass die Kette teuer sein würde, damit hatte sie gerechnet, aber sooo teuer... Den Mann neben sich nahm sie erst bewußt wahr, als dieser sie ansprach. Chio musterte ihn neugierig. Man hätte fast denken können, er wäre der Händler, so gut wußte er über diese Steine bescheid. Die Götter also.. Das würde auch den Preis erklären. Aber selbst 380 konnte sie nicht zahlen. 50 Sesterzen, ihr ganzer Besitz, und damit musste sie die nächste Zeit auskommen. Ormuzd allein wußte, wielange. Oder vielleicht die Götter der Römer. Davon mussten die Männer aber nichts wissen. Chio tat weiter interessiert. "Die Kette ist wirklich sehr schön, aber 550 sind in der Tat zuviel." Ein wenig enttäuscht gab sie sie dem Händler zurück. Für sie das Zeichen, nicht zu kaufen, für ihr Gegenüber vielleicht eine Herausforderung. Chio wandt sich dem Magistraten zu. "Vielen Dank für die Erklärung, und die Warnung." Mit einem Schmunzeln warf sie einen kurzen Seitenblick auf den Händler. "Möglicherweise hätte er mich mit seinen Schmeichelein tatsächlich überzeugt." Da die beiden Männer sie nicht kannten, war es eine wundervolle Erfahrung, so zu tun, als würde sie sich diesen Schmuck leisten können. Zu gerne hätte sie gewußt, woher der Mann das Wissen über die Steine hatte, wollte aber nicht zu neugierig erscheinen. "Es wundert mich nicht, dass der Stein so wertvoll ist, er sieht aus wie flüssiges Gold."

    Chio wurde verlegen, als der Händler sie ansprach. Nicht, weil er ihre Schönheit lobte, sondern eher, weil ihr das Geld fehlte und sie sich eigentlich unauffällig wieder davonmachen wollte. Die Kette war wirklich hübsch und der Stein leuchtete schon für sich. Vorsichtig nahm Chio ihn in die Hand, um ihn genauer zu betrachten. Tatsächlich, in dem Stein war etwas eingeschlossen. "Was ist das? Ein Tier?" Sie drehte den Stein leicht in den Fingern. Tatsächlich, sie konnte die Beine erkennen. Faszinierend. Für einen Moment vergaß sie sogar, dass sie die Kette gar nicht kaufen konnte. "Wie ist das möglich? Wie kommt ein Tier in den Stein?" Chio hatte keine Ahnung davon, wie solche Steine entstanden, also ging sie davon aus, dass es hinterher dort hineingelangen musste. Ungläubig drehte sie den Anhänger hin und her, suchte nach einem Loch oder was auch immer. Bevor der Händler allerdings ärgerlich wurde, sollte sie ihm vielleicht die Frage stellen, die er hören wollte. "Was soll die Kette denn kosten?"

    20 Jahre... Chio hielt die Luft an, wand sich aus seiner Umarmung und drehte sich in den Raum. 20.. die Zahl nahm ihr den Atem. Er will es schaffen.. natürlich will er es schaffen, aber was war mit ihr? Sie war doch nicht mit ihm davongelaufen, um dann 20 Jahre auf ihn zu warten. Allein, in einem halb verfallenen Haus. Und dann erwartete er tatsächlich heimliche Treffen. So sollte also ihr Leben aussehen? 20 lange Jahre? In 20 Jahren war sie uralt. "Nichts wird gut." flüsterte sie resigniert und drehte sich zu ihm um. Ihr Blick suchte seine Augen. "Wie soll das gut werden? Was sollen die Götter tun? Vielleicht bewahren sie dich davor, aufzufliegen. Aber sonst? Du wirst 20 Jahre lang nicht bei mir sein, das können auch die Götter nicht ändern. Ganz zu schweigen davon, was in dieser Zeit alles passieren kann." Was sollte sie noch sagen, seine Entscheidung stand fest. Sie mußte wohl oder übel versuchen, damit zu leben. Und wenn sie auch ein wenig von ihm haben wollte, mußte sie wohl oder übel auf seine Forderung eingehen. "Ich werde da sein." Aretas wollte essen, ihr war der Hunger vergangen. Sie mußte sich an irgendetwas austoben, um wieder einen klaren Kopf zu kriegen. Der Garten.. das Unkraut dort eignete sich hervorragend dafür.