Beiträge von Mansuri

    Ein Stier, wild geworden, stürmte in die Arena. Mansuri sah gebannt auf ihn. Sie hatte nicht gesehen , das Keywan frei war. Sie begriff nicht sofort. Als er dem Stier auswich, sah sie, dass er von seinen Fesseln befreit war. Sein Schreien, hallte durch die Arena. Er kam angerannt. Zwischen ihm und ihnen war das Gitter. Trotz dieser Gewissheit machte sie einen Schritt zurück. Mansuri war aufgeregt, hasserfüllt sah sie ihn an. Hätte sie eine Gladius hier, würde sie raus zu ihm. Da erfasste der Stier Keywan. Sein Schrei war schrecklich.

    Die Zeit floss träge dahin. Die Hinrichtung, wann starb dieser Mistkerl endlich. Mansuri's Finger umklammerten die Gitterstäbe. Ihre Fingergelenke zeichneten sich weiß ab. Sie würde ihm ein Messer zwischen die Rippen jagen, fiel zu milde für den Kerl. Macro ließ ihn nicht so davon kommen. Leiden lassen, tausend Tode soll er sterben. Das hatte er verdient.

    Was neben ihr vorging hatte sie natürlich bemerkt. Morrigan und der Iulius, das junge Glück, es wäre schön, wenn es so einfach wäre. Sie konzentrierte sich auf die Arena. Außer ihnen war keiner hier. Mansuri sah gebannt nach draußen zu Macro. Der maskuline Hüne, sein reserviertes Auftreten, dazu sicher ein guter Kämpfer in der Arena. Sie mochte ihn. Er war unkompliziert und hatte keine Vorurteile.

    Ungerührt stand sie hier in den Kadakomben am Ausgang, den die Gladiatoren benutzten. Die Händen am Gitter sah sie hinaus. Ihr Peiniger betrat die Arena. Schmährufe,Pfiffe, Becher, altes vergammeltes Obst flog in seine Richtung. Sie hasste ihn für das, was er ihr angetan hatte. Sein angekündigter Tod, eine Genugtuung. Das Geschehene machte es nicht wett, die Angst blieb. Sie konnte es nicht vergessen.

    Die Möbel waren da. Lange genug hatte es sich hingezogen. Ein Schreibpult,ein Schreibtisch, nicht zu groß, zwei Regale, ein Hocker, zwei Stühle. Ausreichend Öllampen. Mansuri sah sich die Einrichtung an. Spartanisch, ohne Ablenkung,gut zum studieren. Die Möbel waren optimal gestellt, keine Umwege vom Regal zum Pult oder dem Schreibtisch. Sollte der junge Claudier seine eigenen Ansichten haben, war es kein Problem die Möbel umzustellen. Eine Kleinigkeit fehlte. Ein kleiner achtkantiger Tisch wurde gebracht. Eine Obstschale wurde darauf plaziert. Gefüllt mit Äpfeln, Weintrauben. Eine kleinere Schüssel mit getrockneten Datteln und Nüssen.

    Sie standen beide am Gitter. Mansuri war nicht erfreut darüber, dass Morrigan ihren Platz verlassen hatte. Von wegen nur ein Kratzer. „ Für den Kratzer warst du mir ein bisschen zu laut. Du solltest den Kratzer nicht unterschätzen.“ Sie sah sich den Verband an und war im Begriff ,durch Drücken, zu probieren wie empfindlich der Kratzer war. Ihre Fingerspitzen hatten den Verband berührt, da ging ein Raunen durch das Publikum. Mansuri wandte ihren Blick in die Arena. „ Über Sieg oder Niederlage haben wir leider nicht zu entscheiden Morrigan. Das einzige, für Beide hoffen, dass sie den Leuten einen guten Kampf bieten, damit keiner sterben muss.“ Ein Unentschieden hatte sie nur einmal erlebt. Sie machte sich keine großen Hoffnungen, dass hier ein Unentschieden zustande kam. Die Sympathiebekundungen lagen bis jetzt mehr auf der Seite Menochares. Wulfgar kämpfte wie ein baetischer Stier. Sie hatte die Hände an den Gitterstäben. "Hast du schon einmal eine Menschen getötet?“ Ihre Blicke hingen an den Kämpfenden in der Arena, ihre Gedanken waren weit weg.

    Sie blieb bei ihr, wusch ihr das Gesicht. Tränen, Schweiß und Staub hatten ihre Spuren hinterlassen. Morrigan regte sich. „ Ja?“ sie hörte ihr zu, verstand was sie meinte. Er war nicht da......einfach nicht da. Sie hatte so darauf gehofft. Die erste große Enttäuschung. „ Er konnte vielleicht nicht kommen. Du weißt was er ist. Er kann nicht frei über seine Zeit verfügen. Man könnte ihn mit uns vergleichen.“ Entschuldigend sah Mansuri Morrigan an. „ Du wirst ihn wieder sehen. Jetzt halt still, ich bring dich erst mal in Ordnung. Damit er dich wieder erkennt.“ In der Arena hatten die nächsten zwei Gladiatoren Aufstellung genommen.

    Sie nickte nur, seufzte und schickte die zwei Sklaven zu Mujet. Sie sollten sie hereintragen.“ Leg dich da hin. Der Medicus wird nach der Wunde sehen.“
    Mansuri ging das mit Morrigan zu langsam. Sie platzierte Morrigan auf dem Verbandstisch. Ein Messer die Schnürung war dahin. Sie sah sich die Fleischwunde an der Seite an verzog das Gesicht und machte für den Medicus Platz. Der sah nach dem Bein. „ Tollwut wird sie nicht gehabt haben. Das heilt schnell. Der Hals, naja. Das wird auch wieder. Dann sehen wir mal hier.“ Er drückte um die Wunde herum. „ Ja da muss ein bisschen mehr getan werden. Du kennst dich aus?“ Sah er fragend zu Mansuri. Sie nickte. „ Vier brauche ich. Alles andere sehe ich, hast du vorbereitet.“ Mansuri ging und holte das was der Medicus haben wollte. Sie stellte sich neben Morrigan und begann ein Gespräch. „ Wie war es da draußen. Was hast du gefühlt.“ Der Medicus hatte das Eisen aus dem Feuer genommen und nickte den vier Sklaven die außer Sichtweite von Morrigan standen, zu. Mansuri ging einen kleinen Schritt zurück. Ein eingespieltes Team, Einer legte sich mit seinem Gewicht auf die Knie und Oberschenkel. Zwei hatten sich jeweils links und rechts einen Arm gegriffen und die Schultern mit ihrem Gewicht fixiert. Der vierte fixierte die Hüfte. Das heiße Eisen brannte sich ins Fleisch, es roch ekelhaft. Vebranntes Fleisch, Schweiß, Blut, Mansuri würgte. Es war lange her, dieser Geruch. Sie hustete. Es tat ihr weh, sehr weh, Morrigan leiden zu sehen. Ungerührt machte der Medicus seine Arbeit.

    Hektisch lief Mansuri in den Kadakomben umher. Sie hatte zwei Sklaven bei sich. Das wichtigste war vorbereitet. Das Feuer brannte, die Eisen lagen bereit. Verbandszeug, Kräuter. Sie kannte die Prozedur. Die zwei Sklaven standen am Gitter und sahen hinaus. Ein Miles stand dort, eröffnete erst, wenn das Urteil gefällt war. Nervös sah Mansuri zu Morrigan. Lange hielt sie das nicht mehr durch, so wie die Wunde blutete. „ Du trägst Mujet her und du bringst mir Morrigan , so schnell wie du nur kannst.“ Der anwesende Medicus sah der Sache gelassener entgegen. Für ihn war es sein alltägliches Tun. Ein Becher Wein in der Hand wartete er.

    Der Blick aus diesem Winkel in die Arena war ihr vertraut und verhasst. Sie stand wieder hinter dem Gitter und sorgte sich um das Leben zweier Menschen. Vor Jahren die gleiche Situation, ihr Alltag in einem Ludus.
    Alles war vorbereitet. Sollte es notwendig sein , ging sie dem Medicus zur Hand. Sie kannte die Handgriffe hatte genug Erfahrung gesammelt.
    Mit den Kämpferinnen fiebernd stand sie am Gitter. Aufgewirbelter Staub verhinderte die Sicht. Die erste gefährliche Attacke von Mujet. Mansuri biss sich auf die Lippe als sie sah den Treffer bei Morrigan sah. Sie umklammerte die Gitterstäbe. Nicht rufen, das lenkte ab und brachte sie in Gefahr. Morrigan konterte und traf Mujet . Sie konnte von Glück reden, dass Morrigan nicht mit vollem Einsatz kämpfte. Besonders weh tat es Mansuri jedes Mal, wenn Morrigan getroffen wurde. Das Netz hinterließ deutliche Spuren am Hals. Jetzt hatte Morrigan Mujet. Mansuri wusste, dass es bei einem Kampf auf Leben und Tod das Todesurteil für Mujet war. Sie sah wie gebannt auf Morrigans Schwertarm. Jetzt !! Was machte sie? Sie schlug Mujet auf die Schulter. Mansuri atmete erleichtert auf. Doch was tat Mujet , sie knickte ein und biss Morrigan ins Bein. So was hatte Mansuri noch nie in der Arena erlebt. Sie sah das wütende Gesicht von Morrigan. Der Schwertknauf landete mit Wucht im Gesicht Mujet’s. Das Schild traf Mujet’s Oberkörper, sie landete im Staub. Mansuri zog den Kopf ein. Das hatte ungesehen weh getan. Der Kampf war vorbei. Morrigan stand als Sieger fest. Was entschied Claudius Menecrates ?

    Mit einem Stapel Holzscheite kam sie in die culina. „ Hier versteckt ihr euch.“ warf sie in den Raum. "Na jetzt habe ich das Holz selber geholt.“ Polternd landete das Holz neben dem Herd. „ Linos, du bist sicher hungrig. Morrigan hat wieder mal nichts zu tun und was hast du für Sorgen?“ Sie stapelte die Scheite sorgfältig auf. „ Keine Angst Corona, das ist hier ganz normal. Linos der ewig Hungrig und Morrigan die kleine Kratzbürste. Es bekommt jeder seinen Teil ab.“ Sie stand auf und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. Ein Lächeln von ihr zeigte, dass sie nicht alles so ernst meinte.

    Das es so leise bei tausenden Zuschauern sein kann. Mansuri kam nicht aus dem Staunen heraus. Umso mehr war sie erschrocken , als die Massen anfingen zu Kreischen, Pfeifen, Schreien, wild mit Tüchern winkten oder nur mit den Armen gestikulierten, als die Wagen auf die Bahn schossen. Hier oben vom Aufgang aus ein wahres Schauspiel. Noch nie war sie bei einem Rennen gewesen. Der Rote ganz vorn, was für ein Fahrer. Wie geschickt er mit den vier Pferden umging. Sie fieberte mit, konnte ihren Angstschrei gerade noch so herunter schlucken als der eine Wagen fast kippte. Proteneas hieß der Rote, erfuhr sie aus einem Gespräch. Der eine hatte 30 Sesterzen auf ihn gesetzt. Mansuri standen die Haare zu Berge. Wie konnte man nur so viel Geld auf vier Pferde und einen Wagen setzen. Sie ging ein paar Treppen herunter um besser sehen zu können. Ein guter Platz. So lange keinem der Umstehenden auffiel,dass sie hier nichts zu suchen hatte, sah sie von hier aus dem Rennen zu.

    " Das Maß aller Dinge sind Claudia Romana, mit ihr hat Morrigan bekanntschafft gemacht und Claudius Brutus, dessen Aufmerksamkeit durfte ich genießen." Mansuri fasste sich an die Wange, dort wo die zwei Striemen eine ganze Weile zu sehen waren. Sie hatte schon die Befürchtung, dass sie nie wieder weggingen. " Aber mit deiner Hilfe, dürfte uns das bei Claudia Livineia erspart bleiben." Sie lächelte und stellte eine kleine Schüssel eingelegte Birnenstücke auf den Tisch." Das Geld, dafür musst du auch was tun, aber es macht Spaß. Das Ausgeben dann noch viel viel mehr." lächelnd spießte Mansuri ein Stück Birne auf und kaute es versonnen.

    "Eine Stadtführung..." lachte Mansuri kurz, verbiss sich einen weiteren Kommentar dazu. " Kein Einkauf ohne mich." sagte sie kurzentschlossen. Alles von Rom kannte noch nicht und Morrigan hatte eine ausführliche Stadtführung genossen. Das konnte sie sich bei dem Stadtführer und nach ihrem Gespräch ganz gut vorstellen. "Nach der Stadtführung dürfte ja einiges von Rom in deinem Gedächtnis hängen geblieben sein. Ich kenne auch noch nicht alles."

    Das Lob und seine Feststellungen waren nur ein Lockmittel um sie wieder für alles das, was sie sich gewünscht hatte, zu begeistern. Ihr war nicht danach. Die Wünsche waren wie Seifenblasen zerplatzt. Ja, ein anderes Mal. Für heute war sie geschafft, genauso wie das letzte Mal. Mansuri schluckte und verdrängte die aufkommende Angst. Marius hätte sie beschützt, wenn er da gewesen wäre.
    Jeden Tag hatte sie ihm heimlich beim Training im Ludus zugesehen. Konnte die Bewegungsabläufe im Schlaf. Er wollte ihr alles beibringen. Kurz darauf wurden sie unerwartet voneinander getrennt.
    Was hatte Dominus Iulius Antoninus gesagt? Sie hatte nicht zugehört. Ein „ Ja, Dominus.“ war immer richtig. Das Training war beendet und sie entlassen. Die Sachen kamen wieder in den Verschlag. Mit einem leisen „ Vale, Dominus.“ ging sie an die ausstehenden Arbeiten in der Villa.

    Weg war sie. Mansuri ging zum nächsten Aufgang. Der Circus Maximus, riesengroß und die vielen, vielen Menschen. Alle wollten sie die das Rennen sehen. Was war denn so besonderes daran. Heute hatte sie das erste mal Gelegenheit, selber zu sehen, was in der Arena von statten ging. Mit einem Seufzer ging sie nach draußen.


    Tücher! Tücher! Tücher! Zeigt welcher Factio ihr die Gunst erweist! Feuert sie mit ihrer Farbe an! Rot, Gold oder Purpur !


    Von jeder Farbe hatte sie ein Tuch in der Hand und schwenkte es über ihrem Kopf.

    Der Schwan hielt widererwarten still. Er hatte Gefallen an Mansuri‘s Tunika gefunden und knabberte daran herum. Der Lärm störte nicht bei seiner Knabberei. Mansuri zuckte zusammen, der Schwan hatte nicht nur die Tunika erwischt. Vorsichtig zog sie seinen Kopf zurück. Ein Stück Tunika, eine Falte, da konnte er knabbern. Sie streichelte seinen Hals und sah zum jungen Claudier. Er trug viel Verantwortung in seinen Händen.

    Der Schwan war groß. Sie hatte Hilfe gebraucht um ihn unter den Arm zu nehmen. Sein Kopf ruhte in ihrer Hand. Sie hatte ihm bei dem Lärm die Ohren zu gehalten, um zu vermeiden , dass er unruhig wurde und anfing zu zappeln. Sanft streichelte sie den Kopf, ging hinter Morrigan her in die Arena. Sie versuchte die Umgebung zu vergessen. Spürte der Schwan, dass sie aufgeregt war, dann wurde er es auch. Auf ihn acht gebend, bat sie die Götter um die Annahme des Opfers. Der Zug kam zum Stillstand. Sie blieb neben Morrigan stehen und wartete wie sie auf die Weisungen des Priesters.

    "Sie wollen im Pavillon frühstücken?" Das brachte Mansuri's Pläne komplett durcheinander.Sie musste sich kümmern, es war keiner da der alles in die Hand nahm. Die Früchte Birnen und Äpfel frisch aufgeschnitten in einer Schale. Eingelegte Früchte in Honig in einer Schüssel. Mansuri, scheuchte die erst mit frischen Decken und Kissen hinauf.Zwei Kohlebecken sollten aufgestellt werden. Teller, Löffel, Spießer,Becher, Servietten wurden in einen Korb gepackt und ab ging es hinauf. Angewärmter Gewürzwein, Wein und nicht zu kaltes Wasser in Krügen nahmen die nächsten zwei. Das Brot war noch warm vom Backen. Datteln und Weintrauben, eingelegtes Gemüse, Käse und Schinken wurde fertig angerichtet. Eine Schar von Sklaven bevölkerte den Pavillon und richtete alles her. Mansuri prüfte, die Decken waren handwarm. Man hatte sie vorher auf heiße Steine gelegt. Der Tisch war vorbereitet. Ein Sklave als Mundschenk eingewiesen. Zwei weitere hatten die Speisen zu reichen." Keine unnötigen Worte. Seit immer aufmerksam und bewegt euch." rief Mansuri ihnen in Erinnerung. Einen Jungen plazierte sie ein Stück vom Pavillon weg. Sollte etwas Fehlen, hatte er es ihr schleunigst mitzuteilen.

    Ja wenn ihm das nichts ausmachte. Einen Kopf größer als sie, das machte nicht das mindeste aus. Sie huschte vorbei und stellte sich vor ihm hin. Das war herrlich, so was hatte sie noch nie gesehen. Aufgeregt verfolgte sie alles was sich in der Arena abspielte. Vollkommen anders, als der Tagesablauf in der Villa. Sie warf einen Blick auf die Ränge, diese vielen Menschen und unter ihren Augen begann Dominus Claudius Menecrates mit seiner Rede.