Beiträge von Flavia Domitilla

    Domitilla horchte bei den Worten ihres Neffen auf. Ihr plötzliches Interesse schien sich in ihren Augen widerzuspiegeln. Die „erste Person“ vor sich zu haben, um sich den Beistand und den Frieden mit den Unsterblichen zu sichern, konnte natürlich auch für sie nur von Vorteil sein. Und als schließlich der Tiberius selbst fortfuhr, um von seinem Tun als Pontifex zu berichten, ließ dieses Interesse kaum nach. Ganz im Gegenteil! Die steigerte sich noch, als er ihre Auffassungsgabe lobte, da sie ihn scheinbar erkannt hatte, was natürlich gar nicht der Fall gewesen war. Domitilla fühlte sich dadurch besonders hofiert und grinste etwas verschmitzt. Selbstverständlich hätte dieses Lob ihrer Leibsklavin zugestanden, die Mittel und Wege kannte, um an Informationen heranzukommen, während sich ihre Domina ganz anderen Dingen hingeben konnte. Aber bestand darin nicht genau der Sinn und Zweck, weshalb man sich Sklaven hielt? Letztendlich waren es doch Domitillas Augen, mit denen die Sklavin sah und Domitillas Mund, mit denen die Sklavin sprach. Und so war es für sie selbstverständlich, jenes Lob ganz allein für sich zu beanspruchen.
    „Du schmeichelst mir, Tiberius!“, entgegnete sie schließlich und lauschte weiter aufmerksam seinen Ansichten über die Eheschließung, die eher traditioneller Natur waren. Im Grunde konnte sie ihm da nur beipflichten, auch wenn sie sich selbst darüber noch wenig bis gar nicht den Kopf zerbrochen hatte, zumindest was sie selbst anging. Dennoch war es nicht zu verleugnen, dass auch für sie der Tag, an dem sie eine Ehe eingehen sollte, nicht mehr in allzu weiter Ferne lag, dafür würde ihr Vater schon sorgen. Doch solange sie glaubte, über die Möglichkeit zu verfügen, ihn dahingehend zu beeinflussen, wer schlussendlich der „Glückliche“ war, bereitete ihr dies wenig Kopfschmerzen.


    Schließlich gab sich der Tiberius eher zurückhaltend auf Scatos Worte hin, was durchaus für ihn sprach und ihn in gewisser Weise auch sympathisch machte. Ein wahres Beispiel für die römischen Tugenden, befand Domitilla, welches Pietas, Gravitas und nicht zuletzt auch Humanitas in sich vereinte.
    „Tiberius, du solltest nicht zu bescheiden sein. Caius hat sicher recht, mit dem was er sagt. Und ich frage mich, weshalb er mir deine Gesellschaft so lange vorenthalten hat.“ Die Flavia warf ihrem Neffen demonstrativ einen schiefen Blick zu, grinste aber dabei, da die Geste natürlich nur gespielt war. „Ich danke dir vielmals für dein überaus großzügiges Angebot. Es gäbe da auch schon eine Gelegenheit, bei der ich deine Hilfe in Anspruch nehmen könnte.“ In wenigen Wochen würde sich zum fünften Mal der Tag jähren, an dem Domitilla vor dem Tode bewahrt worden war. Seitdem hatte sie es sich zum Usus werden lassen, an diesem Tag den Göttern zu danken.

    Ein Traum von Rom


    Stadt – Prestige – Wohlstand
    Die „ewige Stadt“ Rom steht für gehobenes Wohnen, florierende Wirtschaft, private Luxusgüter und städtebaulichen Glanz. Mit der Verschiebung der römischen Grenzen in den Norden gelangte die so charakteristisch römisch-mediterrane Lebensweise auch in entfernte Provinzen.
    Die Ausstellung "Ein Traum von Rom" beleuchtet das Phänomen Stadt als Abbild der römischen Zentralmacht Rom in all seinen Facetten: für die Verwaltung, die Wirtschaft und für das Leben in einem städtischen Gefüge. Gemeinsamkeiten, aber auch Gegensätze zwischen den städtischen Siedlungen in Baden Württemberg werden der Prachtentfaltung einer Metropole am Beispiel Trier gegenübergestellt. Sowohl im Privatleben mit farbenprächtigen Wandmalereien und importierten Luxusgütern aller Art als auch in der Repräsentation der Stadt mit öffentlichen Bauten eiferte man – trotz aller Unterschiede – einem großen Vorbild nach: Rom.
    Erstmals widmet sich eine Ausstellung der römischen Stadtkultur im Nordosten Galliens und im rechtsrheinischen Obergermanien: Die Sonderausstellung "Ein Traum von Rom" – eine Ausstellung der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Rheinisches Landesmuseum Trier und des Landesmuseums Württemberg – zeigt, wie groß der Einfluss Roms jenseits des Stiefels war.



    Rheinisches Landesmuseum, Trier


    15.03. - 28.09.2014


    Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart


    25.10. 2014 - 12. 04. 2015

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    Candace


    Auf diesen Moment hatte sich Candace schon den ganzen Tag gefreut. Endlich hatte sie die Gelegenheit, „ihrem“ Dracon so nahe zu sein, wie sie es sich nur wünschen konnte. Umso mehr versuchte sie ihn so gut zu massieren, wie sie nur konnte. Seine Muskeln sollten später locker und geschmeidig sein, damit er einen guten Kampf abliefern konnte und die Herrschaften mit ihm zufrieden waren.
    Natürlich verfolgte auch Candace, was sich zwischen den beiden Männer abzuspielen begann, wie sie sich gegenseitig aufbauschten. Sie vermutete dahinter einfach ein besonderes Ritual der Kämpfer, um ihre Gemüter weiter anzuheizen, damit sie später gut miteinander kämpfen konnten. Doch als das Ganze zu eskalieren drohte, hielt sie inne und sah besorgt auf. Der Britannier war Darcon entgegengetreten und zwar so, wie ihn die Natur erschaffen hatte. Schamhaft wandte sie ihren Blick von ihm ab. Doch als auch Dracon sich von der Bank erhob, jedoch noch sitzen blieb, wusste sie, dass sie nun gefordert war. Sie alle würden große Schwierigkeiten bekommen, wenn die beiden ihren Kampf hier her vorverlegten. „Bitte, hört auf!“, versuchte sie, leider eine Spur zu zaghaft, einzigreifen.


    Doch dann ging plötzlich die Tür auf und niemand geringerer als ihre Domina selbst stand in der Tür. Die Flavia erkannte natürlich sofort, dass hier nicht alles nach Plan lief.
    „Was ist hier los?!“, rief sie streng. Ihr Blick fiel zuerst auf ihre Leibsklavin, die einen ziemlich erschrockenen Eindruck machte. Dann besah sie sich die beiden Steithähne, der eine fast fertig der andere völlig nackt. Schließlich warf sie Irmhilta einen vernichtenden Blick zu, die eigentlich überhaupt nichts für die Situation konnte. „Hatte ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Beide sollen ein Subligarium tragen. Der eine ein Rotes der andere ein Goldfarbenes. Was ist daran so schwierig, zu verstehen?“ Wieder fiel ihr Blick auf die beiden Kämpfer in spe. Nun ja in gewisser Weise gefiel ihr ja, was sie sah, doch für den Anlaß war dies absolut inakzeptabel!

    Zufrieden mit dem was sie sah, aber vor allem mit sich selbst, nippte Domitilla selbstverliebt an ihrem Glas. Von dem wilden Rhythmus der Trommeln, der die exotischen Tänzer begleitete und sie scheinbar immer mehr antrieb ging eine gewisse Faszination aus die wohl auch auf den einen oder anderen der Gäste übersprang. Wieder andere konnten mit derlei Unterhaltung gar nichts anfangen. Doch die Flavia war nicht umsonst lange in sich gegangen und hatte daher noch einiges auf Lager, um letztendlich die Gemüter der Gäste seines Neffen zu erregen.


    Doch so plötzlich wie die Tanzgruppe anfangs erschienen war, verstummten nun die Trommeln und die Tänzer hielten inne und zogen sich dann auch langsam zurück, als die nächste Attraktion bereits nahte. Vier kahlköpfige Muskelmänner erschienen, jeder von ihnen führte eine Raubkatze an goldenen Ketten mit sich: Eine junge Löwin, ein schwarzer Panther, ein Gepard und ein junger Tiger. Eingeschüchtert von der ungewohnten Umgebung schienen die Tiere wenig Anreiz dafür zu haben, sich für die Gäste zu interessieren. Vorsichtshalber hatte man sie vorher auch noch ausreichend füttern lassen. Wenigstens die Löwin stieß endlich ein grollendes Brüllen aus, nachdem ihr Wärter sie dazu angestachelt hatte.
    Noch einmal nippte die Flavia an ihrem Wein. Die Raubkatzen sollten eigentlich nur als Intermezzo dienen. Viel wichtiger war es nun, nach den beiden Ringern zu sehen. „Komm, Sehrja!“, und schon verließ sie das Atrium.

    --->


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    Candace


    Candace brachte die neue Sklavin direkt zurück in den Sklaventrakt der Villa. Dabei vermied sie es, mit dem Mädchen zu sprechen. Natürlich würde wieder ihr die Aufgabe zufallen, Sehrja irgendwie eine ordentliche Sprache beizubringen. Alleine bei dem Gedanken begann es sie schon zu schütteln. Das würde wieder einiges von ihr abverlangen, das wusste sie jetzt schon.


    Schließlich brachte sie Sehrja in einen Schlafraum, in dem sie in Zukunft schlafen sollte. Dort würde sie die Nächte mit noch einigen anderen Sklavinnen verbringen. Candace selbst schlief nicht mehr in solch einem „einfachen“ Schlafraum. Seitdem die Domina sie zu ihrer Leibsklavin gemacht hatte, schlief sie in der kleinen Kammer, die direkt an das Schlafgemach ihrer Herrin grenzte. Dort genoss sie nun ein wenig Intimität, einem Privileg dem sie sehr angetan war.
    Der Raum selbst war wie die meisten in diesem Teil der Villa recht einfach gehalten und düster wirkend. Mehrere einfache Betten, die mit Stroh und einer grobgewebten Decke ausstaffiert waren, fanden sich hier. Zu jedem Bett gehörte auch eine kleine Truhe aus Holz, in der man einige Habseligkeiten verstauen konnte. Candace führte die Sklavin zu einem Bett, welches noch nicht in Beschlag genommen war und deutete mit ihrem Finger darauf. „Da, das ist dein Bett! Von heute an schläfst du hier!“

    Erwartungsvoll blickte Domitilla in das Gesicht ihrer jungen Sklavin. Dabei überlegte sie sich bereits, was man noch mit den Haaren der Kleinen anstellen konnte, um sie etwas zu bändigen. Candace würde sich darum kümmern müssen.
    Aber warum antwortete das Mädchen nicht? War sie etwa stumm? Hatte man ihr die Zunge herausgeschnitten? Nichts dergleichen, sie konnte die Zunge des Mädchens erkennen, als es endlich den Mund aufmachte. Doch statt einer vernünftigen Antwort brachte sie dieses seltsame Geräusch hervor, das keiner normalen Sprache entstammen konnte. Die Flavia legte ihre Stirn in Falten. „Wie bitte? Was war das?“ Sie ließ die Sklavin nicht mehr aus den Augen. Zu suspekt erschien ihr plötzlich dieses Geschenk. Eine Sklavin, die niemand verstand… Hilflos wandte sich Domitilla an ihre Leibsklavin. Candace war ihre letzte Rettung. Schließlich wusste sie immer alles. Doch diesmal musste selbst sie passen.
    Leicht ungehalten wandte sie sich wieder der Kleinen zu, die sie nun auch noch mit großen Augen ansah. Zugegebenermaßen nahm dieser Hundeblick ihr ein wenig den Wind aus den Segeln. Außerdem konnte sie ihren Neffen nicht kompromittieren, indem sie sein Geschenk kritisierte oder gar ablehnte.
    „Aha, Schön! Nun Sehrja, wir werden wohl noch ein wenig an deiner Aussprache feilen müssen. Candace wird sich nun um dich kümmern. Sie wird dir auch einen Platz zum Schlafen zuweisen. – Candace!“ Die Leibsklavin trat in den Vordergrund und nahm das Mädchen bei der Hand. Dann verließ sie mit ihr den Raum.

    Ein aufstrebender Mann in den Diensten der Götter, genau so, auf solch imposante Weise hatte ihr Neffe ihr den jungen Tiberius vorgestellt. Glücklicherweise hatte er dabei auch darauf verzichtet, sie als seine Tante zu titulieren, was ihr sicher widerstrebt hätte. Schließlich war sie keine alte Jungfer, sondern eine junge Frau im besten Alter. Die junge Flavia gab sich sehr beeindruckt, bei so viel Ehrerbietung ihres Neffen.
    Der Tiberius seinerseits konterte sogleich mit einem Kompliment. Domitilla fühlte sich selbstverständlich geschmeichelt, obschon sie sich fragte, weshalb allen Männer zuerst ihre Frisur ins Auge fiel. Bei ihrer ersten Begegnung mit Claudius Centho hatte ihr Haar auch eine Rolle gespielt, nur waren seine Komplimente weitaus charmanter und vielleicht auch ein wenig mehr emotionaler gewesen, womit er Domitilla recht schnell um den Finger gewickelt hatte. Der Tiberius hingegen schien nun so gar nicht sentimental zu sein, was man ihm aber auch gar nicht zum Vorwurf machen konnte, berücksichtigte man den Anlaß ihres Zusammentreffens.
    „Sei auch du mir gegrüßt, Lucius Tiberius Lepidus. Die Freude ist ganz auf meiner Seite!“, erwiderte Domitilla freundlich. "Warst nicht du es, der kürzlich das Opfer anlässlich der Hochzeit der Sergia Fausta und des Iulius Dives durchgeführt hat? “ Domitilla nippte kurz an ihrem Glas. Wieder einmal erwies sich ihre Leibsklavin und deren Fähigkeiten als äußert förderlich, um ein wenig Small Talk mit dem Tiberius zu betreiben.

    Der Leibsklavin war Angus sofort aufgefallen, als er plötzlich mit seiner Kanne vor ihr und ihrer Herrin aufgetaucht war. Sie hatte ihn zwar anfangs etwas skeptisch beäugt und sich ein wenig über seine Ausdrucksweise gewundert, quittierte aber dann ihr Verständnis durch ein Nicken.
    Zu einer passenden Gelegenheit informierte sie schließlich ihre Domina, die sich augenblicklich zu ihrem Neffen und dem jungen Mann, der sich in seiner Gesellschaft befand, umwandte.


    „Wer ist das neben meinem Neffen?“, flüsterte sie Candace interessiert zu. „Ich glaube, ich habe ihn bereits schon einmal gesehen.“
    Der Sklavin genügte ein kurzer Blick, um auch diesmal eine Antwort geben zu können, die ihre Herrin befriedigte. „Du hast ihn neulich bei der Hochzeit der Sergia und des Iulius gesehen, Domina. Er war der Priester, der das Opfer vollzogen hat.“ Noch einen Moment sah sie hinüber zu ihnen. "Der Priester also", sinnierte sie leise. Die Flavia erinnerte sich wieder und beschloss, der Bitte ihres Neffen unverzüglich nachzukommen, nicht zuletzt um diesen Gast näher kennenzulernen, der bei ihm stand. „Kommt mit!“ befahl sie ihren beiden Sklavinnen und begab sich zu ihrem Neffen. Auf dem Weg dorthin ruhte der Blick der jungen Flavia auf dem Tiberius, um scheinbar jedes Detail seines Äußeren erkennen zu können. Kurz bevor sie vor den beiden Männern zum Stehen kam, wandte sie ihre Augen zu ihrem Neffen.
    „Caius, du ließest nach mir schicken, um mir einen deiner Freunde vorzustellen.“ Leicht wandte sich Domitilla dem Tiberius zu und warf ihn ein höfliches Lächeln zu.

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus


    Ich glaube schon, dass der Bürgerkrieg ein wenig was gekostet hat. Dieses ganze viel zu lange Kampagne war nicht unbedingt spielfreundlich oder gute Neueinsteiger. Aber auch aktive, die dabei waren, verloren schon einmal die Lust und waren genervt (worunter ich mich eindeutig dazuzähle, obwohl es zum Glück nicht gereicht hat, mich aus dem IR zu vertreiben. :) ) Aber die Verluste im Vergleich Anfang und Ende des Bürgerkriegs sind wohl gering im Gegensatz zum massiven Schwund seit etwa 2008. Wir müssten eher gucken, was sich seit damals verändert hat.


    Kurzer Einwurf dazu, wenn ich mich nicht irre, ging 2008 der Parthien-Feldzug zu Ende, in dem der Kaiser auch seinen Tod fand. Und ich glaube damals gab es auch Diskussionen darüber, dass die Kampagne zu lange gedauert hat und warum überhaupt Kampagnen, ect...

    Nach der Begrüßung durch das Brautpaar war es nun an der Zeit, sich zunächst in Begleitung ihrer Neffen unter die Gäste zu mischen und dafür Sorge zu tragen, um noch einen guten Platz zu erhaschen, von wo aus man das bevorstehende Geschehen gut beobachten konnte. Domitilla selbst hatte bisher nur sehr wenigen Eheschließungen beigewohnt. Im Hinblick auf ihre eigene Vermählung, die dereinst noch anstehen würde, war sie natürlich darauf erpicht, zu sehen wie hier nun der Ablauf sein würde. Irrte sie sich oder aber machte der Bräutigam tatsächlich nicht gerade einen erfreuten Eindruck? Sein Mund lächelte zwar, doch seine Augen wollten so gar nicht fröhlich sein. Offenbar taten sich manche Männer schwer an einem solchen Ereignis die Nerven zu behalten.
    Aber es kam noch besser! Ein wildfremder Mann, der ganz sicher nicht der Trauzeuge war und einen recht fahrigen Eindruck machte, erschien plötzlich neben dem Bräutigam auf der Bildfläche und begann auf denselben einzureden. „Seltsam, seltsam... meint ihr nicht auch?“, stellte die Flavia murmelnd an ihre Neffen gewandt fest und sich darauf ihre ganz eigenen Gedanken machte, sie aber vorerst niemandem mitzuteilen gedachte. Stattdessen wandte sie Blick ab um nach bekannten Gesichtern unter den Gästen Ausschau zu halten. Dabei erkannte sie natürlich auch die beiden Tratschtanten Paula und Tusca, die beiden, nun ja, äußerst mitteilungsfreudigen Freundinnen der Braut. Natürlich hatten sie den Zwischenfall zum Anlass genommen, um ihre ganz eigenen Theorien zu spinnen.


    Domitillas Blick ging weiter bis er schließlich auf eine Dame traf, die ihr bekannt vorkam, sie aber zunächst nicht einordnen konnte. Kein Zweifel, dass es sich hierbei um eine Patrizierin handelte, auch wenn sie natürlich den goldenen Halbmond am Schuh der Dame von ihrem Platz aus nur schwerlich hätte erkennen können. Sie zerbrach sich ihren Kopf darüber, um wen es sich wohl handeln könnte. Es mussten wohl bereits Jahre vergangen sein, seitdem sie sie gesehen hatte. So blieb ihr nur eins. Sie entsandte ihre Leibsklavin mit dem Auftrag, herauszufinden, um wen es sich bei ihr handelte.
    Währenddessen sie nun wartete und ein Starren auf die betreffenden Person zu vermeiden versuchte, steuerte sie ihre Aufmerksamkeit augenscheinlich wieder der Zeremonie zu und beobachtete den Priester, der gerade das Opfer vollzog. Doch immer wieder riskierte sie einen verstohlenen Blick zu der Dame, bis schließlich ihre Sklavin wieder zu ihr trat und ihr zuflüsterte, was sie herausgefunden hatte. „Diese Frau ist Aurelia Prisca, Domina. Deine ehemalige Schwägerin.“

    Erwartungsgemäß hatte das Mädchen eine Regung gezeigt und näherte sich nun ihrer neuen Domina, ganz so, wie es auch ein kleines Hündchen tun würde, wenn man es rief. Die Flavia war ganz entzückt davon und konnte ihre Freunde kaum verbergen. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, Caius!“
    Erheitert über die Folgsamkeit der jungen Sklavin strahlte sie wie ein Kind, das man gerade mit einem Geschenk überrascht hatte.
    Als Sehrja schließlich vor ihr stehen blieb, beäugte sie das Mädchen genau. Vorsichtig ergriff sie das Kinn der Sklavin und besah sich auch ihr Gesicht von allen Seiten. „Ein Nubierin?“ , vermutete sie laut, da die Hautfarbe der Sklavin ihr dies assoziierte. „Woher kommst du, Sehrja?“, fragte sie sie schließlich, um Gewissheit zu bekommen. Noch hatte die Flavia noch keine Ahnung, wie es um Sehrjas sprachliche Fähigkeiten stand. Stattdessen malte sie sich bereits aus, für welche Tätigkeiten sie Sklavin einsetzen konnte. Wenn sie gute Manieren besaß, dann konnte sie eine gute Gesellschafterin werden, die man überall mit hinnehmen konnte. Natürlich würde sie sicher nicht über die gleichen Qualitäten ihrer Candace verfügte, doch die Sklavin war noch jung und daher auch noch sehr formbar, was dies betraf. Mit ein wenig Aufwand würde man auch aus ihr ein brauchbares Mitglied ihres Haushaltes machen. Selbstverständlich würde diese Aufgabe dann ihrer Leibsklavin obliegen.

    Ihr Neffe kam recht bald auf den Punkt, was mit wohl auch seiner Arbeit geschuldet war, die noch erledigt werden musste. Er deutete auf jenes Mädchen, welches der Flavia bereits beim Eintreten aufgefallen war und begann sie und ihre Fähigkeiten in höchsten Tönen zu preisen. Doch damit nicht genug. Er überraschte sie in der Tat damit, als er erklärte, ihr die Sklavin schenken zu wollen.
    „Du möchtest sie mir schenken?“ war die erste Reaktion der Flavia. Der Sklave, den ihr Neffe losgeschickt hatte, um nach ihr zu schicken hatte also keineswegs übertrieben. Erfreut darüber besah sich dann die junge Sklavin noch etwas genauer. Unterschwellig beschäftigte sie natürlich auch die Frage, weshalb Scato ihr eine Sklavin schenkte. Mittlerweile kannte sie ihren Neffen so gut, um zu wissen, dass er dergleichen nicht ohne Grund zu tun pflegte. Doch vielleicht war dies einfach nur eine Demonstration seines guten Willens und so beschloss sie auch schon an diesem Punkt ihre Nachgedanken, ob es wohl bei diesem großzügigen Geschenk einen Haken gab. Ganz gleich was es war, die nette Geste zählte, dachte sie sich und widmete sich lieber weiter ihrem Geschenk.
    Wenn es stimmte, was ihr Neffe von der Sklavin behauptet hatte, dann war sie tatsächlich eine Bereicherung. Lernbereit und sehr jung waren gute Grundlagen, um aus ihr eine gute Sklavin zu formen. So rief sie das Mädchen zu sich, damit sie sie auch aus der Nähe begutachten konnte. „Komm einmal her, Sehrja!“

    Die Nachricht vom Tod Claudia Antonias hatte einem herben Schlag geglichen. Es lag zwar bereits lange Jahre zurück, seit Domitilla der Claudia persönlich begegnet war. Damals war sie noch ein Kind gewesen. Doch sie hatte Antonia, als starke Persönlichkeit in Erinnerung behalten, die alle guten Eigenschaften einer römischen Matrone in sich vereinigt hatte. So gab es nun nur noch eins, was Domitilla für die teure Verblichene tun konnte: sie ein Stück auf ihrer letzten Reise zu begleiten.


    Vom Atrium her, dort wo man den Leichnahm aufgebahrt hatte, drang das Greinen der Klageweiber durch die die Villa. Ansonsten schien die Zeit still zu stehen. Das geschäftige Treiben der Sklaven war auf ein Minimum reduziert. Jegliches Lachen war verbannt worden. Tiefe Trauer lag über der Villa und seiner Bewohner. Und auch sie selbst hatte auf alles Schmückende verzichtet.
    In Trauerkleidung gehüllt, fand sich dann auch die junge Flavia im Atrium ein. Die ersten Trauergäste waren bereits eingetroffen. Ein kurzer Blick schweifte über den toten Körper Antonias, der scheinbar nur ruhen mochte und ging schließlich weiter zu dem trauernden Wittwer, in dessen Augen sich eine schreckliche Leere spiegelte. Wie tief nur musste sein Schmerz über seinen Verlust sein! Nach Worten suchend wo Worte einfach fehlten, reihte sie sich ein, um Gracchus ihr Beileid zu bekunden.
    Mitfühlend legte sie schließlich ihre Hand auf seine.
    „Manius, es tut mir so leid für dich und die Kinder!“, sagte sie leise mit belegter Stimme.

    Die Flavia sah noch ihrer Leibsklavin nach, die soeben mit dem schusseligen Sklaven davoneilte. Nun verblieb nur noch die junge dunkelhäutige Sklavin, die ihr Neffe ihr erst kürzlich zum Geschenk gemacht hatte, an ihrer Seite. Jetzt war es an Sehrja, sich um ihre Herrin zu kümmern und ihr jeden wunsch von den Lippen abzulesen. Glücklicherweise hatte Candace ein recht glückliches Händchen im Umgang mit ihr bewiesen und hatte dem Mädchen die wichtigsten Dinge beigebracht, so glaubte zumindest Domitilla.



    Indessen bahnte sich ein erster Höhepunkt des Unterhaltungsprogrammes der Feierlichkeiten an, welches Domitilla organisiert hatte. Wohl von ihrer neuen Sklavin inspiriert, hatte sie keine Kosten gescheut und eine afrikanische Tanzgruppe gemietet, die aus gut einem Duzend exotisch anmutenden Tänzer und Tänzerinnen bestand. Allesamt waren sie in recht spärliche Kostüme aus Zebra- und Leopardenfell gekleidet. Ihre Kopfdeckung bestand aus kunstvoll geflochtenem Bast, in dem auch Federn exotischer Vögel mit eingearbeitet worden waren. Begleitet wurden Sie von fünf Trommlern, die in der gleichen Aufmachung wie auch die Tänzer steckten. Das dezente Spielen der Kithara-Spieler, die man bisher nur im Hintergrund wahrgenommen hatte, verstummte abrupt.


    Selbstredend war das Erscheinen jener exotischen Truppe bei einigen der Gäste nicht unbemerkt geblieben. Und spätestens als ein wilder Trommelwirbel ertönte, erfasste dies auch der letzte Gast, dem das Erscheinen der Afrikaner bislang verborgen geblieben war.
    Unter wilden Trommelschlägen und lauten ungezügelten Rufen begannen die Tänzer ihren Tanz, der den Gästen der Wahlsiegsfeier nur einen kleinen Eindruck davon vermitteln sollte, welch wilde und unbändige Völker Africa hervorzubringen im Stande war.


    Sim-Off:

    Wer sich gerne über das Festprogramm auslassen möchte, kann dies gerne über diesen Strang tun. So werdet ihr in euren eigenen Strängen nicht gestört und könnt euch ungehindert über die Götter und die Welt unterhalten. ;)


    edit: Link eingefügt.

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    Irmhilta


    Die Ankleidesklavin sann kurz darüber nach, ob man sie zur Verantwortung ziehen konnte, weil der zweite Ringer, den sie vorzubereiten hatte, noch abgängig war. Nein, eigentlich nicht – das war nicht ihr Problem. Mit den Worten „Nix da? Auch gut!“ kümmerte sich Irmhilta in erster Linie einmal darum, dem claudischen Sklaven behilflich zu sein. Ungerührt blieb sie vor ihm stehen, als er sich entkleidete. Sie nahm ihm seine Sachen ab und verstaute sie. Da es ja ihre Aufgabe war, beim Ankleiden behilflich zu sein, hatte sie natürlich schon unzählige nackte Körper gesehen und geriet deswegen auch nicht mehr in Verlegenheit. Ein nackter Mann mehr oder weniger, was machte das schon?


    Der Sklave besah sich das Stückchen Stoff, welches ihn für den bevorstehenden Kampf notdürftig bekleiden sollte. Er war aus allerfeinstem ägyptischem Leinen hergestellt und anschließend noch rotgefärbt worden, wofür unzählige Schildläuse ihr Leben hatten opfern müssen.
    „Ja, gutes Stoff!“, bestätigte Irmhilta und beobachtete ihn mit einem kritischen Blick, wie er das subligaculum anlegte. Nickend bestätigte sie schließlich sein Nachfragen. Das Tuch saß gut. Sie war zufrieden.
    „Ja, Öl!“ Natürlich hatte sie auch eine Phiole mit wohlriechendem Öl dabei, mit dem sie den Sklaven einreiben sollte.Sie deutete auf eine einfache Holzbank, auf die sich Dracon legen sollte, damit sie mit der Massage beginnen konnte.


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    Candace


    Genau in diesem Augenblick wurde wieder die Tür geöffnet. Candace erschien in der Tür. Jedoch war sie nicht allein. Angus, der noch immer nicht genau wusste, was mit ihm geschehen sollte, begleitete sie. Der erste Blick der Leibsklavin fiel natürlich auf Dracon, der bereits umgezogen war und dann auf Irmhilta, die im Begriff war, „ihren“ Dracon zu massieren. „Irmhilta,“ meinte sie freundlich, „lass mich das machen. Kümmere du dich um den Anderen.“ Das wallte sie sich nicht entgehen lassen. Sie warf Dracon noch schnell ein verschmitztes Lächeln zu, dann wandte sie sich Angus zu. „ Na los, zieh dich aus!“ Diesmal klang ihre Stimme nicht ganz so freundlich.

    Vom Sklaven ihres Neffen unterrichtet, begab sich die Flavia einige Zeit später gemächlich zu Scatos Räumen. Wie in den meisten Fällen, war sie auch diesmal in Begleitung ihrer Leibsklavin Candace, die in gebührendem Abstand – ganz so, wie es sich für eine gut erzogene Sklavin gehörte, hinter ihrer Herrin herlief. Erst als die Tür zum Cubiculum des Neffen erreicht war, wagte sie sich, an der Domina vorbeizutreten, um ihr die Tür zu öffnen.


    Domitilla schritt wieder voran, gefolgt von Candace, die hinter sich die Tür wieder schloss.
    Ihren Neffen fand sie wie üblich an seinem Schreibtisch sitzend vor, umgeben von Arbeit. Auch wenn es sich bei ihm um keinen direkten Verwandten handelte, erfüllte es sie dennoch mit einem gewissen Maß an Stolz, zu sehen, mit welchem Fleiß und Eifer er an seiner Karriere baute.
    Der zweite Blick jedoch lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ein dunkelhäutiges Mädchen, welches in einer Ecke saß und scheinbar auf etwas wartete. Ob sie wohl Teil jener „Überraschung“ war, von der der Sklave gesprochen hatte, konnte sie nur mutmaßen. Da es sich bei ihr ganz sicher „nur“ um eine Sklavin handelte, schenkte sie ihr nur sehr kurz ihr Interesse und wandte sich stattdessen wieder ihrem Neffen zu.
    „Caius, mein Lieber, du hast nach mir geschickt. Nun, hier bin ich.“ Auch wenn sie bereits vor Neugier platzte, welche Überraschung ihr Neffe denn für sie auf Lager hatte, zog sie es vor, diese noch nicht zu erwähnen. Scato würde sie gewiss nicht lange auf die Folter spannen wollen, was dies betraf. So nahm sie zuerst einmal auf einem Stuhl Platz und lächelte erwartungsvoll. Ihre Leibsklavin indes hielt sich dezent im Hintergrund, um allerdings jederzeit abrufbereit zu sein, wenn man ihre Dienste benötigte.