Beiträge von Flavia Domitilla

    Die junge Flavia musste nicht lange warten, bis man ihr die Tür öffnete und sie eintreten konnte. Während Candace sich ihm Hintergrund hielt, trat ihre Herrin ihrem Neffen hocherfreut entgegen und begrüßte ihn gleichermaßen.
    „Mein lieber Scato, das ist doch selbstverständlich!“ entgegnete sie und steuerte den angebotenen Sessel an, der nicht nur äußerst bequem aussah, sondern auch hielt, was er versprach.
    „Oh ja, etwas verdünnten Wein könnte nicht schaden.“ Natürlich rätselte sie darüber, wie ausgerechnet sie ihrem Neffen helfen konnte, jetzt, da er sogar seine Wahl zum Vigintivir gewonnen hatte.
    „Was kann ich für dich tun, Scato?“, fragte sie daher und lehnte sich etwas zurück, so dass sie eine ganz entspannte Sitzhaltung einnehmen konnte.
    „Im Übrigen möchte ich dir noch zu deinem voluminösen Wahlsieg gratulieren.“

    Wie immer hielt sich Candace in der Nähe ihrer Herrin auf, damit sie sofort zur Stelle war, wenn sie gebraucht wurde. Die junge Flavia hatte es sich auf ihrer Kline gemütlich gemacht und las in einer Schriftrolle, die sie dem flavischen Bibliothekar hatte entlocken können.
    Als es klopfte, sah sie nur kurz auf und las dann weiter. Candace würde sich darum kümmern. Sie musste nicht einmal den Befehl dazu geben. Die Leibsklavin wusste um ihre Aufgaben und ging sofort zu Tür.


    Einen Spalt weit öffnete sie und erblickte den Sklaven, den sie von den Saturnalien her kannte. Etwas irritiert sah sie ihn an, als er nicht so recht mit der Sprache heraus wollte. „Was willst du Angus?“ Sie wollte ihn schon zurechtweisen, dass er hier nicht einfach so klopfen konnte. Doch dann überbrachte er seine Nachricht. „Gut,“ meinte Candace und sah dabei etwas versöhnlicher aus. „Ich werde es meiner Domina ausrichten.“ Dann schloss sie die Tür wieder und wandte sich der Flavia zu.
    „Domina, dein Neffe Flavius Scato lässt nach dir schicken. Du möchtest ihn bitte in seinem cubiculum aufsuchen.“


    Domitilla legte die Schriftrolle beiseite und sah auf. „Scato? Hat er gesagt, worum es geht?“ Die Sklavin verneinte. Es war ihr sichtlich peinlich, dass sie mit dieser Information nicht dienen konnte.
    „Nun gut, dann wollen wir den guten Scato nicht warten lassen!“ Die Flavia erhob sich, ließ von ihrer Sklavin die Tunika richten und verließ samt Anhang ihren Raum.

    Ein seltsames Gefühl befiel die Flavia. Ihr Lächeln, falls man es so überhaupt nennen konnte, entwich zusehends. Das Gebaren des jungen Flavius irritierte sie ein wenig. Sie konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass sie hier unerwünscht war, was man dem jungen Mann zwar nicht einmal übel nehmen konnte, ihr aber gegen den Strich ging. Dabei war sie es doch gewesen, die hier einfach ohne anzuklopfen herein gerauscht war. Seine doch recht kurz angebundene Antwort, bestätigte dies nur. Und als nun endlich feststand, dass auch Candace sich nicht hierher verirrt hatte, gab es eigentlich keinen Grund mehr, noch länger die wertvolle Zeit des Flavius zu stehlen.
    Als Domitilla jedoch bereits im Begriff war, gekränkt den Ort des Geschehens verlassen zu wollen, schien er sich doch noch zu besinnen und bot ihr einen Stuhl an.


    „Aber nur, wenn ich dich nicht störe“, entgegnete sie in der gleichen Reserviertheit. Doch ganz allmählich kehrte ihr Lächeln wieder zurück, als sie endlich Platz nahm und dabei ganz nebenbei die Gelegenheit nutzte, einen Blick auf die Tabula zu werfen, mit der er zweifellos gearbeitet hatte, bevor sie ihn gestört hatte.
    Nun ja, eine kleine Plauderei mit dem Neuankömmling konnte sicher nicht schaden und vertrieb ihr sicher auch ganz nebenbei ihre negativen Gedanken. Alleine schon um festzustellen, ob er tatsächlich so ein Griesgram war, war es eigentlich ihr Pflicht, hier zu bleiben und dies am selbst herauszufinden. „An was arbeitest du denn gerade?“, fragte sie, um ihre Neugier zu befriedigen.

    „Und ich finde, sie sehen sehr chic in ihren schwarzen Uniformen aussehen, nicht wahr?“, warf die junge Flavia noch ein, während sie eigentlich nur mit einem Ohr zuhörte. All die vielen Eindrücke die sie hier einfing fand sie einfach überwältigend. Es war eine gute Entscheidung, dachte sie bei sich, wieder zurück nach Rom gekommen zu sein. Hier gehörte sie einfach hin.


    Domitilla hatte sich für die heutigen Feierlichkeiten in besonderer Weise herausputzen lassen und genoss es sichtlich, von dem Punkt an dem sich ihre Familie zusammengefunden hatte nicht nur eine fabelhafte Sicht zu haben, sondern auch von anderen gesehen zu werden. Natürlich konnte auch sie es kaum erwarten, einen Blick auf den Kaiser werfen zu können.


    Doch bis es soweit war, sah sie sich weiter um und lauschte dabei der Unterhaltung ihrer Neffen, die es doch tatsächlich gewagt hatten, ohne sie der Stadt einen Besuch abzustatten. Doch sicher hatten sie gut daran getan, denn sonst wäre ihre Exploratio zu einem Einkaufsmarathon ausgeartet.


    Wie immer befand sich ihre Leibsklavin Candace in ihrer Nähe. Dezent im Hintergrund versteht sich, verfolgte sie jede Bewegung, jede Geste und jede Äußerung ihrer Herrin, um im Notfall sofort parat zu sein.


    In der Menge erkannte Domitilla plötzlich eine junge Frau, die ihr bekannt vor kam. Doch in Ermangelung ihrer Reminiszenz war sie nicht in der Lage, sie mit einem bestimmten Ereignis in Verbindung zu bringen. Doch ihre Sklavin war sofort zur Stelle und konnte einmal mehr mit ihrem Wissen glänzen. „Dies ist Tiberia Lucia, Domina. Du kennst sie von deinem Besuch in den Thermen.“

    Am Morgen war eine Nachricht in Form einer Papyrusrolle für die junge Flavia abgegeben worden, deren Weg sich nun in den Gängen der flavischen Villa fortsetzte, bis sie schließlich in den Händen ihrer Leibsklavin landete, die wiederum die das Schriftstück ihrer Domina übergab, nachdem diese gefrühstückt hatte.






    SERGIA FAUSTA



    Ad Flaviam Domitillam
    Villa Flavia Felix
    Rom - Italia



    Sergia Fausta Flaviae Domitillae s.d.


    Ich schreibe dir, werte Flavia, nachdem ich zu der Überzeugung gelangt bin, dass ich dies nach unserer netten Begegnung in den Agrippathermen einfach tun muss. Denn es war mir wirklich eine große Freude und eine noch viel größere Ehre dich, eine hohe Flavia, dort kennenlernen zu dürften!


    Aus diesem Grund nun möchte ich dich auch herzlich zu meiner feierlichen Eheschließung mit dem noch amtierenden Vigintivirn Marcus Iulius Dives am ANTE DIEM V KAL MAR DCCCLXIV A.U.C. (25.2.2014/111 n.Chr.) in der Casa Sergia einladen. Es wäre mir eine große Ehre und überwältigende Freude dich an jenem Tag als meinen Gast begrüßen zu dürfen! Natürlich sollst du auch nicht ganz allein kommen müssen, zumal ich mir nicht ganz sicher bin, inwieweit du mit den übrigen Gästen bereits bekannt sein wirst. Betrachte also gerne auch dir liebe Verwandte oder Freunde in einem angemessenen Rahmen als recht herzlich eingeladen dich zu begleiten.


    Ich verbleibe in positiver Erwartung deiner Antwort und brauche sicherlich nicht extra darauf hinzuweisen, dass es für die Planung schön wäre, wenn du mir rechtzeitig mitteilen würdest, in wie zahlreicher Begleitung du gegebenenfalls zu kommen gedenkst. Iuno schütze dich!
    Vale bene!


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    Sergia Fausta
    PRIDIE NON FEB DCCCLXIV A.U.C.
    Casa Sergia | Rom | Italia


    Neugierig öffnete sie das Siegel, da sie sich bereits schon zu wundern, was sie mit den Sergiern zu schaffen hatte. Doch nachdem sie das Papyrus entrollte und sie zu lesen begann, schien sie langsam zu begreifen. „Eine Einladung zur Hochzeit… aha… von Sergia Fausta…“ Sie sah kurz auf und überlegte. „Kennst du eine … Sergia Fausta?“, fragte sie schließlich ihre Sklavin.
    Candace wäre nicht Canndace gewesen, wenn sie hierbei hätte passen müssen. „Sergia Fausta ist eine der Damen, die du neulich in den Thermen kennengelernt hast, Domina,“ antwortete sie prompt. Langsam kehrte Domitillas Erinnerung wieder zurück, an die Dame mit der überaus scharfen Zunge und der taktlosen Freundinnen, die so über ziemlich jeden hergezogen waren, der in Reichweite gewesen war.
    „Aha,“ war vorerst ihr ganzer Kommentar. Doch je länger sie darüber nachdachte konnte sie sich immer mehr mit dem Gedanken anfreunden, diese Hochzeit mit ihrer Gegenwart zu beehren. Dies wäre sicher eine Gelegenheit, neue Bekanntschaften zu machen. Schließlich war Faustas Zukünftiger Vigintivir…
    „Was meinst du, wer sollte mich dorthin begleiten?“, fragte sie Candace. Natürlich hätte sie sich nicht sehnlicheres gewünscht, als mit Claudius Centho dorthin zu gehen. Doch da sie noch nicht einmal verlobt waren, schickte sich dies natürlich nicht und würde auch nur zu ungewolltem Gesprächsstoff führen. Ein Verwandter wäre gut, vielleicht einer ihrer Neffen… Bloß welcher … oder alle vier?
    „Geh, und frage meine Neffen, ob sie mich begleiten wollen!“, befahl sie Candace, bevor sie antworten konnte.

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    Candace


    Während Dracon es vorzog mit ihr nur Händchen zu halten, ging Angus wesentlich ambitionierter an die Sache heran. Allerdings musste man ihm zugestehen, dass Morrigan keinen Zweifel daran ließ dass ihr gefiel, was er tat.
    Candace vermied es, zu den beiden hinüberzuschauen. Stattdessen nippte sie verlegen an ihrem Becher und wartet darauf, wie ihr kleines Würfelspiel weitergehen würde. Ein wenig fühlte sie sich fehl am Platz. Viel lieber wäre sie mit Dracon alleine gewesen. Allerdings ließ sie ihn das nicht wissen. Schließlich hatte sie gelernt, ihre eigenen Wünsche ganz hinten anzustellen.
    Innerhalb weniger Augenblick schien aber der Verlauf ihres gemeinsamen Abends eine radikale Wendung zu nehmen. Denn statt zu würfeln, knüpfte sich Dracon plötzlich Angus vor und drohte ihm Prügel an, wenn er nicht von Morrigan abließe. Verschreckt wich sie auf ihrem Platz zurück als das Ganze zu eskalieren drohte. Als sich die claudische Sklavin dann auch noch zu Wort meldete, denn schließlich ging es ja um sie, empfand sie dies als sehr beeindruckend. So wie Morrigan würde sie niemals sein können. Im Gegensatz zu ihr war sie ein scheues verängstigtes Häschen. Doch offenbar hatte ihr Eingreifen bei den beiden Männern Wirkung gezeigt, denn Dracon besann sich und gab nach.
    „Ja, das würde ich gerne,“ antwortete sie zaghaft auf seine Frage und versuchte wieder zu lächeln. Vielleicht würde sie nun doch ihre Chance bekommen und ein wenig Zeit mit ihm alleine verbringen zu können. Dann, ja dann konnte sie vielleicht den Versuch starten, ihm zu sagen, was sie für ihn empfand und wie schön es wäre, wenn ihre Domina und sein Dominus endlich ein Paar würden. Doch bis dahin war es noch ein langer Weg…

    Die Körpersprache des jungen Mann beobachtend, vernahm sie seine Antwort. Und sobald er seinen Namen und das dazugehörige Verwandtschaftsverhältnis nannte, begann es in Domitillas Hirn zu rattern. Keine Frage, ein Neffe und somit ein weiterer Anwärter der sie zukünftig als "Tante" titulieren würde, der auch mindestens genauso entfernt verwandt war, wie es Iullus und Scato waren und zu guter Letzt auch noch adoptiert worden war, wie sie unschwer am Namen ablesen konnte. Doch das stellte natürlich keinen Makel an seiner Herkunft da. Soweit ihr bekannt war, hatte Furianus´ Gattin Claudia Catilina Kinder aus erster Ehe mit in ihre zweite Verbindung gebracht. Und eines dieser Kinder hatte sie ganz offensichtlich nun vor sich. Nun ja, von Kind konnte bei ihm wohl kaum noch eine Rede sein. Sie schätzte ihn lediglich auf ein paar Jahre jünger als sie es selbst war.
    „Furianus´ Ziehsohn…“ echote sie nachdenklich. „Dann freut es mich sehr, dich auf diese zugegenermaßen unkonventionelle Art und Weise kennengelernt zu haben.“
    Wieder entging es ihr nicht, wie er abermals mit seinem Stylos herumzuspielen begann. Offenbar hatte sie ihn bei einer wichtigen Tätigkeit unterbrochen und war dabei auch noch buchstäblich mit der Tür ins Haus gefallen. Wie peinlich!
    „Du hast nicht zufällig meine Sklavin gesehen, nein? Etwas so groß, zierlich, blondes Haar, blaue Augen und viel zu blass. Dieses dumme Ding hat sich einfach unerlaubterweise aus meinem cubiculum gestohlen, als ich schlief.“ Mit ihrer rechten Hand deutete sie in etwa Candaces Körpergröße an und als sie weiter sprach, lief sie Gefahr, das ihr Zorn sich ein weiteres Mal entlud, was sie allerdings unbedingt verhindern wollte.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    "Ich bin gleich fertig, sei unbesorgt. Und es wäre mir eine wahre Freude wenn du uns begleiten würdest.", entgegnete Scato den beiden, bevor ein weiteres Gebot einging, welches ihn aufhorchen ließ....


    Nun ja, wenn sich ihr lieber Neffe etwas verschrieben hatte, so war es nicht einfach, ihn davon wieder abzubringen. Doch einen Moment schien er abgelenkt zu sein, so dass es der Plebejer, Domitilla hatte bereits schon seinen Namen vergessen, ihm zuvor kam. Da nützte es auch wenig, dass Scatos Custos Corporis urplötzlich die Initiative ergriff und im Namen seines Herrn weiterbot. Doch dann zeigte sich einmal mehr, dass das Wort eines Römers mehr wog als das eines dahergelaufenen Barbaren. So ging auch diese Sklavin an den Homo Novus.
    Mit einem gelangweilten Blick wandte sie sich von dem Schauspiel ab und verließ nun endgültig ihre Sänfte. Wenigstens war sie nun fähig, sich für Claudius ein Lächeln abzuringen, der das Ganze auch als sehr ermüdend empfunden hatte.
    „Dann lasst uns doch nun endlich gehen! Du hast eben beim Sklavenkaufkein Glück, Caius.“ Dabei blieb kurz ihr skeptischer Blick an jenem Sklaven im Gefolge ihres Neffen haften, der sich gerade eben noch verselbständigt hatte.

    Genüsslich ließ sich die Flavia vorsichtig ins warme Wasser gleiten. Zuvor hatte sie die hölzernen Badeschuhe abgestreift und ihrer Sklavin das Badetuch überlassen. Die Wärme war wohltuend und so war es recht einfach, allen Ballast einfach von sich abdriften zu lassen und den Damen bei ihrer Konversation zu folgen.
    „Nun, wenn du mich fragst, ist die Manus-Ehe eindeutig aus der Mode gekommen“, konterte sie der Quintilla, die offenbar nichts Abfälliges an dieser Art des Ehelebens finden konnte. Sie selbst war davon überzeugt, eine moderne Frau zu sein, die sich nie und nimmer einem solchen Zwang freiwillig unterworfen hätte. Und so scheute sie sich auch nicht, das öffentlich auszusprechen, was sie dachte. Schließlich brachte es die Sergia auf den Punkt und erteilte den Damen, so ganz nebenbei eine klitzekleine, jedoch äußerst aufschlussreiche Geschichtsstunde. „Wer weiß, vielleicht hat sie es ja nötig“, entgegnete sie leise mehr zu sich selbst als zur Allgemeinheit gerichtet. Doch um diese Frage eindeutig beantworten zu können, kannte sie die Frau zu wenig. Dennoch schien der Quintilla dieses Thema doch irgendwie peinlich zu sein, da sie auf recht pedantische Weise das Thema zu wechseln versuchte.


    Von ihrem Platz am Beckenrand beobachte Domitilla die Damen, insbesondere die Quintilla. Zu gerne hätte sie gewusst, wer denn der geheimnisvolle Verlobte der Dame war. Aber vielleicht lag die Sergia ja gar nicht so falsch, als sie meinte, dass manche Leute gewisse Makel mit einer solchen Ehe zu kompensieren versuchten.


    Während sich nun noch die Freundinnen der Sergia mehr oder weniger laut ihren Lästereien hingaben, betrat plötzlich und ganz unverhofft eine weitere Protagonistin die Bühne. Wie ein Schauspieler, der sich offenbar im falschen Stück wiederfand betrat eine junge Frau in voller Montur und bepackt mit diversen Einkäufen das Caldarium. Passenderweise schien sie zu der Quintilla gehören, die sie prompt auch als Irina aus Griechenland vorstellte. Ein peinlich berührter Blick ging zu den anderen Damen und kehrte schließlich wieder zum Ausgangspunkt zurück. Und je länger dieser auf der jungen Frau ruhte, kehrte die Reminiszenz wieder. Es war noch gar nicht so lange her. Ihr Ausflug mit ihrem Neffen Scato zum Sklavenmarkt, auf dem sich dieser doch tatsächlich zweimal irgendeinem Plebejer geschlagen geben musste.
    „Candace, ist das nicht diese äußerst begabte Sklavin vom Sklavenmarkt, die mein lieber Neffe unlängst an diesen Homo novus abtreten musste?“ Domitilla hatte es sich nicht verkneifen können, sich in einer Lautstärke an ihre Sklavin zu wenden, so dass sie gewiss sein konnte, dass es für jedes Ohr hörbar war. Die Sklavin richtete ebenso ihren Blick zu der Griechin und bestätigte schließlich erst nickend und dann mit ihren Worten die Vermutung ihrer Domina. „Ja, Domina, Paullus Germanicus Aculeo hat sie für 500 Sesterzen erstanden.“ Mit einem gewissen anerkennenden Blick würdigte Domitilla ihre Leibsklavin, die genau wusste, worauf es ankam, eine gute Sklavin zu sein.

    Zitat

    Original von Flavia Domitilla
    Leider habe ich mir eine üble Erkältung zugezogen, die es mir im Augenblick unmöglich macht, einen klaren Gedanken zu fassen. :(


    Einigermaßen wieder hergestellt, melde ich mich zurück.
    Nachdem ich mich eingelesen habe, dürfte dann auch wieder Text von meiner Seite kommen. ;)

    Eigentlich war sie schon kurz davor gewesen, eine weitere Salve aus übelsten Verwünschungen und Beschimpfungen bezüglich der fehlenden Sklavin auszustoßen. Doch noch rechtzeitig erfasste ihr Blick die Situation, die sich ihr in Zimmer bot, hatte sie sich doch in dem Glauben gehüllt, dass es bis dato unbewohnt war. Ganz offensichtlich aber waren einige Vorgänge in der Villa an ihr vorbeigegangen, wofür es natürlich auch nur eine Schuldige gab – Candace! Diese elende Sklavin! Was bildete sie sich nur ein? Und wo steckte sie nur?! Nun ja, in diesem Raum hier wohl nicht! Eine Tatsache, die den Zorn der jungen Patrizierin hätte noch weiter antreiben müssen. Doch statt sich weiter in zügelloser Raserei zu ergehen, erinnerte sich die Flavia ihrer guten Erziehung und schob gekonnt ihren Unmut zumindest für einen Moment zur Seite. Zwar waren ihre Wangen noch leicht ob des Zornes gerötet, doch schon setzte sie ihr distinguiertes Lächeln auf, da es ja wohl keine Zweifel gab, dass es sich bei ihrem Gegenüber um ein geschätztes Familienmitglied handeln musste. Selbstredend war ihr der junge Mann gänzlich unbekannt, was auch nicht unbedingt verwunderlich war. Wie dumm nur, dass diese nichtsnutzige Sklavin nicht zugegen war und ihren Dienst verrichtet hatte, denn so war die Flavia dazu verdammt, sich dem Unbekannten gänzlich ungeschminkt und in einer inakzeptablen Aufmachung vorzustellen. Aber auch über das sah sie gekonnt hinweg, schließlich war sie nicht irgendwer. Sie war davon überzeugt, dass sie selbst in Lumpen gehüllt noch eine gute Figur machte.
    „Nun, mein Name ist Flavia Domitilla. Und… wer bist du, … wenn ich fragen dürfte?“ Hoffentlich kein weiterer Neffe, der sie mit beharrlicher Vorliebe von nun an mit "Tante" zu titulieren gedachte. Aber auch bei genauerem Hinsehen, konnte sie keine Ähnlichkeit mit einem der ihr bekannten flavischen Gesichter feststellen und konnte ihn folglich auch nicht zuordnen. Und selbst wenn sie auf den anwesenden Sklaven geachtet hätte, was aber natürlich nicht tat, wäre ihr dies schwer gefallen.

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    Candace


    Die flavische Sklavin erwiderte nichts auf Angus´ Geständnis, nicht einmal sein Grinsen. Lieber wandte sie sich wieder ihrem Begleiter zu, der damit begann, das Spiel zu erklären. Sie war froh, einen Mann wie Dracon an ihrer Seite zu wissen, der über vieles Bescheid wusste und ihr in schwierigen Situationen sagte, was sie tun sollte. So war diese ungewohnte Welt, außerhalb der Mauern der flavischen Villa weniger befremdlich für Candace.


    Dennoch blieb es nicht aus, dass sie hin und wieder einen kurzen Seitenblick auf Angus warf, der sich inzwischen an Morrigan heranmachte. Oder sollte man besser sagen, dass die claudische Sklavin sich an ihn geklemmt hatte und er nur reagierte? Denn ganz eindeutig waren die Impulse von Morrigan ausgegangen, vielleicht als Reaktion auf ihr Erscheinen an Dracons Seite. Das alles waren nur Mutmaßungen, derer sich die Sklavin nicht weiter ergeben wollte. Candace selbst wäre wohl dazu nicht fähig gewesen, sich so offensichtlich einem Mann in aller Öffentlichkeit an den Hals zu werfen. Schließlich gehörte sie dem flavischen Haushalt an, den auch nach außen sie zu vertreten hatte. Selbst an den Saturnalien war sie darauf bedacht, das Ansehen ihrer familia nicht durch unwürdiges Handeln in den Schmutz zu ziehen. Das Einzige, wozu sie sich im Stande fühlte, war als sich vorsichtig ihre Hand der von Drancon näherte und diese dann sanft ergriff. Ein mildes zufriedenes Lächeln warf sie ihm noch zu ehe der Würfel an sie weiterging.


    Mit ihrer freien Hand würfelt sie. Der Würfel kullerte über den Tisch und blieb schließlich liegen. „Eine eins,“ kommentierte sie sachlich ihr Ergebnis und schob den Würfel zu Dracon weiter.



    Als Domitilla aus ihrem Mittagsschlaf aufgewacht war, fand sie ihr cubiculum leer vor. Wo mochte sich Candace nur herumtrieben? Das war gar nicht ihre Art, einfach zu verschwinden. Auch denn nicht, wenn ihre Domina schlief. Und da diese nicht wie wild durch die Villa krakeelen wollte, blieb ihr nichts anders übrig, als sich selbst zu bemühen „Ja sind denn jetzt schon die Saturnalien?!“, grummelte sie verächtlich, nachdem die eine, für ihre Verhältnisse, recht einfache Tunika geschlüpft war und sich notdürftig kämmte, da ihre Frisur etwas gelitten hatte.


    Eigentlich hätte sie sich „so“ niemals vor die Tür ihres cubiculum gewagt, doch was blieb ihr anderes übrig? „Na warte, wenn du mir wieder unter die Augen trittst!“, murmelte sie drohend, obgleich doch niemand zugegen war, der vor Furcht erzittern konnte, ob solcher unheilvoller Versprechungen.
    Zuerst sah sie sich auf dem Korridor vor ihrem Gemach um, doch nicht ein Sklave ließ sich blicken. Sie ging ein Stückchen weiter den Gang hinunter und blieb unschlüssig stehen. Ob sich die Sklavin in einen der benachbarten Räumen aufhielt? Natürlich lag es unter ihrer Würde, an den Türen zu horchen, ob sich hinter derselben jemand aufhielt. Schließlich kam sie auch zu der einen Tür, dessen Raum, der sich dahinter befand, bis vor wenigen Tagen noch unbewohnt war. Freilich war es der Flavia auch entgangen, dass sich dies eben in den letzten Tagen geändert hatte. Drum fand sie es sehr befremdlich, dass sie eine Stimme hörte, dessen Ursprung dieser eine Raum war.
    Offenbar, so glaubte Domitilla, erlaubte sich ihre Sklavin ein kleines Stelldichein, mit einem anderen Vertreter ihres Standes. Aus diesem Grund fiel es ihr ganz und gar nicht ein, zu klopfen, bevor sie schwungvoll eintrat. „Aha, da hab ich dich, du elendes Scheusal!“, rief sie, in der Hoffnung ihre Sklavin in flagranti zu erwischen. Doch dem war nicht so…

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    Candace


    Die ganze Zeit über hatte sie sich an seine Hand geklammert, damit sie nicht verloren ging. Dracon führte Candace in die Subura, einem Ort, an dem sie noch nie gewesen war. Schließlich führte er sie in eine Taberna, in der bereits schon unzählige Gäste saßen, die lautstark feierten.
    An einem Tisch, an dem eine dunkelhaarige Frau saß, die Dracon begrüßte, blieben sie stehen. Candace setzte sich artig, als Dracon sie dazu aufforderte. „Salve, Morrigan!“ Sie lächelte ihr in ihrer gehemmten Art zu und mussteschon bald feststellen, dass Morrigan eine recht impulsive Person war. Das war wohl der gravierendste Unterschied zwischen ihnen.
    Erst jetzt viel ihr Morrigans Begleitung auf. Irrte sie sich, oder kam ihr dieses Gesicht nicht bekannt vor? Doch natürlich, dieser Mann gehörte ebenfalls zum flavischen Haushalt. Sie kannte zwar nicht wirklich seinen Namen, aber sie hatte bereits von ihm gehört.
    „Salve Angus! Wir kennen uns bereits…“, entgegnete sie, als er sich vorstellte.


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    Candace


    In der Tat, Candace hatte alle ihre bisherigen Saturnalien niemals außerhalb der Villa verbracht. Da war es durchaus angebracht, dieser fragwürdigen Tradition ein Ende zu bereiten. „Eine Taberna? Und es wartet jemand auf uns?“ Langsam stieg in ihr ein Gefühl der Vorfreude auf. Dieses Unterfangen hatte etwas Abenteuerliches an sich, welches sich die Sklavin, die bis dahin eher still und scheu war, gerne stellen wollte.
    Er nahm ihre Hand und weg waren sie!


    Domitillas Miene begann noch mehr zu strahlen, als sie hörte, was Felix ihr zu berichten wusste. Offenbar hatte Centho seine Begegnung mit ihr nicht unerwähnt gelassen, was ihr eigentlich nur bestätigen konnte, dass er alles so gemeint hatte, wie er es gesagt hatte.


    „Ach wirklich, das hat er?“, entgegnete sie ihm und wirkte dabei angenehm überrascht. Bevor sie jedoch noch etwas erwidern konnte, fiel ihr die Veränderung in Felix´ Stimme auf. Und tatsächlich, seine Sprache gewann an Schärfe, als er sich laut an den Sklavenhändler wandte, damit dieser seine Ware in Schach hielt.
    Domitilla selbst hatte das Geschwätz der Sklaven im Hintergrund ausgeblendet, um sich voll der Unterhaltung mit dem Claudius hingeben zu können. Doch natürlich befürwortete sie seine Empörung ob des losen und ungehaltenen Geplappers der Unfreien. Ihre Candace hatte sich glücklicherweise nicht dem ungehörigen Sklavenpack angeschlossen. Sie verharrte schweigend dort, wo sie sie hinbeordert hatte und hielt die Stellung, bereit dem Willen ihrer Domina ihre Stimme zu verleihen. Was man im Übrigen nicht von diesem ungehobelten Sklaven behaupten konnte, den ihr Neffe sein Eigen schimpfte.Sie warf ihm einen scharfen Blick zu und hoffte, ihr Neffe würde ihm für die Zukunft solche flausen austreiben. Da zeigte sich einfach wieder der Unterschied zwischen einem Sklaven, der der falvischen Zucht entsprungen war und einem, der aus irgendeiner Barbarenhorde stammte.


    Doch dann, nachdem sich der Claudius all seinem Ärger entledigt hatte, war er wieder bei ihr und diesmal war er beinahe so charmant, wie sein Bruder höchstselbst. „Danke, danke, werter Claudius. Du stehst deinem Bruder in nichts nach, wie ich sehe“, entgegnete sie ihm darauf."Wie wäre es Claudius, möchteste du uns anschließend noch etwas begleiten? Wir wollten uns noch etwas die Füße vertreten, sobald mein Neffe... fertig ist" Sie sah kurz zu ihrem Neffen hinüber, der ganz offensichtlich an dem Germanen einen Narren gefressen hatte. Sie selbst hatte bereits das Interesse an ihm verloren, obwohl er doch ganz ansehnlich wirkte.

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    Candace


    Er war nur wegen ihr gekommen, um mit ihr zu feiern. Candace war überglücklich, aber das zeigte sie natürlich nicht. Sie hatte gelernt, wie man seine Gefühle für sich behielt und sie nicht nach außen trug. All die, die Ihre Gefühle zu sehr zur Schau stellten, machten sich angreifbar und waren schwach. Doch ob diese Taktik auch hier und heute angebracht war, vermochte die Sklavin nicht zu beantworten. Dass jemand um ihretwegen kam, um mit ihr gemeinsam Zeit zu verbringen, war für Candace so ungewohnt. Ungefähr genauso ungewohnt war es nun, Dracon hier im Atrium zu empfangen, so wie es ihre Domina zu tun pflegte oder all die anderen Herrschaften, die in der Villa lebten.
    „Du möchtest mit mir feiern?“, fragte sie erst etwas gehemmt. Doch dann trat endlich die Gewissheit zutage, dass nun die Zeit der Saturnalien war und es ihr gestattet war, ausgelassen zu sein.
    „Gerne!“ Sie grinste verschmitzt. „Wohin möchtest du denn mit mir gehen, um zu feiern?“


    Nein, es bestand gar kein Zweifel daran. Er meinte genau das, was er mit seinen eindringlichen Worten versucht hatte, zu sagen. Und die Flavia? Sie saß immer noch da, den Mund halb offen und traute ihren Ohren nicht. Es bedurfte einiger Zeit, bis sie ihre Worte wieder fand.
    „Ähm, nun ja… also…um ganz ehrlich zu sein, überrascht mich dein Ansinnen schon. Doch auch ich vertraue auf die göttlichen Zeichen und glaube daran, dass die Götter uns im Leben manchmal sonderbare Wege gehen lassen. Ich muss gestehen, und das meine ich ganz aufrichtig, dass auch ich diese Vertrautheit von Anfang an spürte.“
    Domitilla war etwas errötet, als sie dies beichtete, schließlich offenbarte sie nicht jedem Fremden, den sie kaum kannte ihre innersten Gedanken und Gefühle. Jedoch hielt sich der Claudier auch nicht im Mindesten zurück. Hier direkt vor ihr entblößte auch er sein Innerstes.
    „Nun, ich wäre ganz und gar nicht abgeneigt, deine Werbung in Erwägung zu ziehen. Natürlich müssten wir unsere Bekanntschaft weiter voran treiben und ich müsste… einen Brief schreiben. Du musst wissen, mein Vater weilt nicht in Rom. Er lebt auf seinen Ländereien in Ravenna.“ Wo er auch am besten aufgehoben war. Doch spätestens wenn Sie dem Vater den Brief schrieb, in dem sie den Claudier erwähnt, würde sie sich ihm erneut stellen müssen. Davor fürchtete sie sich am meisten.
    Aber als Centho wieder sein Lächeln fand, war ihres auch nicht mehr weit.
    „Nein! Nicht der Honigkuchen. Der wäre viel zu schade dafür!“, lachte sie schließlich. „Außerdem hat mir noch niemand einen solch impulsiven Antrag gemacht. Dies verdient meine ganze Bewunderung!