Beiträge von Flavia Domitilla

    Hat hier etwa jemand behauptet, es würden keine Glückwünsche zum Geburtstag mehr verschickt??!!8o


    Dann nehme ich diesen Geburtstag gerne mal zum Anlass, um eine alte Tradition wieder zu beleben! =)


    Ok, als nächstes die Blumenmädchen! :D


    :star::star::star::star::star::star:


    Und jetzt ganz groß:


    Happy Birthday, Morrigan!


    Alles Gute zum xxsten! Feire schön und genieße deinen Tag! =) =) =)


    ... und zum Schluss gibt´s noch ein Bildchen obendrauf!


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    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141030/2fpejz9u.gif| Cnaeus Flavius Aetius


    Beschämt fing Philon den Geldbeutel wieder auf. Er grummelte noch einige Verwünschungen gegen den Wachsoldaten und seine Kameraden vor sich hin und wollte bereits den Rückweg antreten. Sein Dominus, samt seiner Custodes war ihm allerdings zuvorgekommen. Der Sklave war sich gewiss, dies ließ nichts Gutes ahnen. Dass der Flavier gezwungen war, sich nun selbst herabzulassen und die Dinge in die Hand zu nehmen, würde eine saftige Strafe nach sich ziehen und wenn er nun ebenso scheitern würde, wie sein Sklave zuvor, würde dies noch mehr seinen Zorn heraufbeschwören.
    Einer der nubischen Custodes schob Philon zur Seite, der damit endgültig zur Randfigur abgestempelt wurde. Der Flavier wollte nun höchstselbst die Verhandlungen aufnehmen.


    Aetius wollte das Problem pragmatisch angehen. Im Grunde war es ihm vollkommen egal warum und weshalb die Tore geschlossen waren und welcher Idiot dafür verantwortlich war. Noch interessierte es ihn nicht die Bohne, ob der anwesende Mop, der teilweise schon seit Tagen auf Einlass wartete, es ihm womöglich krumm nehmen könnte, wenn er sich einfach so vordrängelte und auf Bevorzugung pochte. Ja, Aetus überhörte sogar die Unverschämtheiten des Miles, der seine Custodes, die ihn im Übrigen ein kleines Vermögen gekostet hatten, als „verkohlte Prachtpimmel“ bezeichnet hatte. Stattdessen setzte er sein breites Haifischgrinsen auf. „Eine Sondergenehmigung des Prefectus Urbi, sagst du? Schriftlich und Gesiegelt? Ha, da hast du mich jetzt aber eiskalt erwischt, mein Junge! Dummerweise habe ich gerade eine Sondergenehmigung des Praefectus Urbi nicht zur Hand. Aber einem jungen aufstrebender Miles, wie du es bist, der bestimmt nicht bis in alle Ewigkeit Wachdienst schieben will, mache ich doch gerne einen Vorschlag, den du kaum ablehnen kannst. Weißt du, meine Tochter wird in ein paar Tagen schon den Senator Tiberius Lepidus ehelichen und dann die Schwägerin des Consul Duccius sein. Das wird allerdings nur dann klappen, wenn ich zugegen sein werde. Konntest du mir soweit folgen? Ja, natürlich, denn du bist ja ein cleveres Kerlchen, nicht wahr?! Also, sagen wir, du oder einer deiner Kameraden würde jetzt zum Praefectus Urbi stiefeln und mir dort eine Sondergenehmigung besorgen, dann könnte ich mir vorstellen, mich bei meinem zukünftigen Schwiegersohn für dich und deine Karriere einzusetzen. Na, wie würde dir das gefallen?“



    edit: Fehler eliminiert

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    „He!“ , empörte sich Philon. „Sind hundert etwa nicht genug? Na gut, ich erzähle dir etwas, Soldat. Wenn du das Tor für meinen Dominus öffnet, dann wirst du das Dreifache dessen erhalten, was du nun in Händen hältst!“ Geld hatte für den Flavius aus Ravenna noch nie eine Rolle. Daher hatte der Sklave auch keinerlei Bedenken, dem Wachsoldaten das Blaue vom Himmel zu versprechen. Hundert oder Vierhundert Sesterzen, was machte das schon? Und sich vor Strafe zu fürchten, brauchte Philon nicht. Er genoss das vollste Vertrauen seines Dominus.
    Aetius indes beobachtete aus der Ferne gespannt das Geschehen am Tor. Als wider Erwarten der Sklave nicht sofort ein Zeichen gab, dass man der flavischen Reisegesellschaft Durchlass gewährte, wurde er langsam ungehalten. Alles musste man selber machen! Schließlich rief er nach drei seiner nubischen Custodes, die ihn zum Tor begleiten sollten. Die bulligen Hünen mit ihrer ebenholzfarbenen Haut wirkten recht Respekteinflößend. als sie für den Flavier eine Gasse durch die Menge freimachten, durch die Aetius dann voran schritt bis er und seines Custodes schlussendlich neben seinem Sklaven zum Stehen kam. „Gibt’s ein Problem, Miles? Hat mein Sklave dir nicht erläutert, wer ich bin und was mein Ansinnen ist?“

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    Sanfte Klänge des Lyraspiels umschmeichelten Aetius Ohren, während seine Sklaven in höchstem Aufruhr waren, um alles für die Reise nach Rom zu packen. Am nächsten Tag bereits sollte sich der Reisewagen samt Gefolge auf den Weg machen. Zwar war Cnaeus Flavius Aetius inzwischen in einem Alter angekommen, in dem man solcherlei Anstrengungen möglichst mied, dennoch waren sie unabdingbar. Auch wenn dies bedeutete, dass er sich mit den in Rom herrschenden Gegebenheiten arrangieren musste und einige Tage mit Manius Flavius Gracchus, seinem ungeliebten Neffen unter einem Dach leben musste. Schließlich ging es doch darum, seine jüngste Tochter sicher in den Hafen der Ehe zu geleiten.
    Letztendlich erfasste auch ihn noch die Hektik bei der Frage, welche seiner Gespielinnen er mitnehmen sollte. Der Nachricht vom Ableben des Kaisers, welche mit einiger Verzögerung auch Ravenna und sein Umland erreicht hatte, wurde dabei eher zu einer Art Fußnote degradiert. Ja sicher, eine gewisse Bestürzung war auch in Aetius‘ Reich nicht ausgeblieben. Dennoch, Cornelius Palma war nicht mehr der Jüngste gewesen und er war einfach den Weg gegangen, den alle Sterblichen eines Tages antreten mussten. Sein Tod würde letztlich nichts an den Absichten der Lebenden ändern können. Mit dieser Einstellung begab sich Aetius also auf die Reise, darauf hoffend, dass sich bei seiner Ankunft in Rom der ganze „Spuk“ bereits wieder gelegt hatte, der alte Kaiser beigesetzt war und ein neuer bereits gefunden war.
    Unterwegs allerdings ging die Fama, die Tore Roms seien geschlossen und somit für alle, die Einlass begehrten, unpassierbar geworden, gab Aetius recht wenig. Er war schließlich nicht alle, er war Caeus Flavius Aetius, der Spross einer Gens, die Kaiser hervorgebracht hatte. Wem sollte es gelingen, die geschlossenen Tore zu passieren, wenn nicht ihm?
    Eintönig war die Reise nach Rom, anstrengend und staubig. Doch am Ende erwartete ihn ein erquickendes Bad, edlen Wein, schmackhaftes Essen und seine drei hübschen Perlen, die bis dahin auch wieder besserer Laune waren und nicht ständig wie kleine Kinder quengelten.


    Als der Wagen endlich sein Ziel vor den Toren Roms erreicht hatte und Aetius eigentlich in eine der Mietsänften umsteigen sollte, zeichnete sich bereits ab, was unterwegs nur als überzogenes Gerücht abgetan worden war. Eine unüberschaubare Menge von Menschen, Händler mit ihren Waren, einfach Volk, höher gestellte Reisende, Sklaven und Vieh hatte sich vor dem Stadttor angesammelt und wartete, manche anscheinend schon seit Tagen, auf Einlass. Nichtsdestotrotz schickte der Flavier seinen Sklaven Philon zum Tor, um Einlass für sich und sein Gefolge zu fordern. Ganz selbstbewusst drängelte sich der Sklave an der gereizten Menge vorbei, bis er schließlich direkt vor dem Tor auf einen Vertreter der Stadtwache stieß.
    „Der große Flavius Aetius, der in einer wichtigen Mission unterwegs ist, bittet um Einlass!“ Kaum hatte der Sklave dies ausgerufen, senkte er seine Stimme und zog einen prallgefüllten Geldbeutel hervor. „Wenn du meinem Dominus Einlass verschaffst, dann gehört dieser Beutel dir ganz allein! 100 Sesterzen, in Worten hundert! Damit kannst du dich eine ganze Woche volllaufen lassen und alle Huren der Stadt beglücken.“

    Prixilla, die Leibsklavin der Horatia Lepida, die ihrer Domina unter normalen Umständen niemals von der Seite wich, hatte die Sklaven beaufsichtigt, denen man aufgetragen hatte, das Gepäck der Horatia ins Innere der Villa zu schleppen. Mit Adleraugen achtete sie darauf, dass die Gepäckträger sorgsam mit den hölzernen Truhen umgingen. Zum Leidwesen der Sklaven hatten gleich zwei große schwere Truhen mit dem Gast den Weg von Aquileia nach Rom gefunden. Die ständigen Ermahnungen der Leibsklavin hatten ihr wahrlich keine Sympathiepunkte unter den flavischen Sklaven eingebracht. Im Gegenteil, man schenkte ihr dafür böse Blicke und wüste Beschimpfungen hinter vorgehaltener Hand. Mit den Trägern der zweiten Truhe betrat nun auch sie das Atrium und erspähte dort ihre Domina, die bereits in ein Gespräch mit einem der Hausbewohner verwickelt zu sein schien. Nun ja, vielleicht war „Gespräch“ zu viel gesagt. Es schien mehr ein Disput zu sein, was aber Angesichts der Aversion ihrer Herrin gegenüber allem Flavischen nicht verwunderlich war.
    Die Sklavin trat dann auch an die Seite ihrer Herrin und versuchte aus dem Gesagten herauszufinden, worum es eigentlich ging. Offenbar waren hier zwei Kontrahenten aneinander geraten, von denen keiner gewillt war, auch nur einen Passus von seinen Ansichten kehrt zu machen. „Da bist du ja endlich!“ quittierte die Horatia die Ankunft ihrer Leibsklavin und wandte sich ganz schnell wieder ihrem Gesprächspartner, pardon Gegner zu.
    „Warum ich hier bin?“, echote die Horatia. „Sag es ihm, warum ich hier bin! Ich fasse es nicht! Offensichtlich hat hier niemand mit meiner Ankunft gerechnet!“
    „Meine Herrin Hora…“ Die Sklavin hatte schon angesetzt, um die Ankunft ihrer Herrin zu verkünden. Jedoch kam sie nicht dazu, da Lepida die letzte Bemerkung des jungen Mannes einfach nicht überhören konnte. „Wahrlich, ich bin keine Freundin der Flavii! Dafür war ich zu lange mit einem der Euren verheiratet, als dass ich euch noch wohlgesonnen sein könnte!“ Nun ja, lange war an dieser Stelle wohl etwas übertrieben, denn die Ehe hielt nicht einmal drei Jahre. Nur durch den Einfluss ihrer Familie und einem gehörigen Sümmchen war ihr ein gleiches Schicksal wie einiger ihrer Vorgängerinnern erspart geblieben.
    Prixilla, eigentlich eine gestandene Sklavin, die nichts so leicht erschüttern konnte, fand sich mit einem Mal zwischen den Fronten wieder. Ihr fragender Blick folgte dem Schlagabtausch der beiden Steitenden. Als sie glaubte, einen passenden Moment erwischt zu haben, begann sie von Neuem.
    „Meine Herrin Horatia Lepida hat aufgrund der Ho…“
    Allerdings hatte sie die Rechnung ohne den Flavier und die prompte Reaktionsfähigkeit ihrer Domina gemacht. Denn die Augen der Horatia verengten sich bereits gefährlich zu schmalen Schlitzen, als die weiterhin Zeugin dieser niederträchtigen Ergüsse ihres Gegenübers werden musste. Es dauerte nicht lange, bis sie zum nächsten Schlag ausholte, selbstredend ohne dabei auf ihre Sklavin Rücksicht zu nehmen. „Wie kannst du es wagen! Glaube nur nicht ich kam aus freien Stücken hierher! Keine Sorge, ich hatte nicht vor länger als nötig eure edle Gastfreundschaft zu strapazieren! Aber wenn ich es mir recht bedenke… Praxilla, wir reisen wieder ab. Sofort!“
    Praxilla hatte versucht, die Nerven zu behalten, während die Sklaven im Hintergrund bereits leidvoll schnauften. Sie wusste ja, Lepida konnte von Zeit zu Zeit sehr schwierig sein. Doch was sie nun hören musste, schlug alles Bisherige! Jetzt waren sie den langen Weg von Aquileia nach Rom gefahren, um gleich wieder umzukehren? Ob ihr klar war, was sie damit ihrer Tochter antat? Nun waren ihre Talente gefragt, die Herrin doch noch vom Gegenteil zu überzeugen. Sie trat ganz dicht an sie heran und sprach eindringlich auf sie ein.
    „Aber Domina, was wird deine Tochter denken? Sie hat doch so darauf gehofft, dass du an ihrer Hochzeit anwesend sein wirst.“
    Die Horatia seufzte und besann sich. Dabei ließ sie den jungen Flavier für einen Moment außer Acht. „Ach ja, diese unsägliche Hochzeit!“

    „Die sechzehnte Woche,“ repetierte Domitilla. „Dann hast du ja schon fast die Hälfte geschafft, wenn ich mich nicht irre.“ Und trotzdem sah man es ihr immer noch nicht so recht an. Wie machte sie das bloß? Benutzte sie besondere Bandagen, die die Eigenschaft besaßen, den Bauch flach wirken zu lassen? Doch weitaus interessanter fand die Flavia was Lucia zu berichten hatte. Allerdings folgte nun nichts Aufregendes oder gar Furchterregendes. Nein, es schien, sie hatte bisher doch eine recht unkomplizierte und ruhige Schwangerschaft erlebt. Fast schon war sie ein wenig enttäuscht deswegen, was nicht etwa bedeuten sollte, dass sie ihrer zukünftigen Schwägerin keine ruhige Schwangerschaft gewünscht hätte. „Wie ich hörte, sollen ja die ersten drei vier Monate wohl die schlimmsten sein. Dann kannst du dich sicher auf einen weiteren ruhigen Verlauf freuen.“ Natürlich hatte Domitilla davon absolut keine Ahnung, was selbst auch noch in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft passieren konnte. Vielmehr wollte sie Lucia weiterhin ermutigen.


    Allerdings wenn sie denn gerade beim Thema waren, drängte sich Domitilla immer noch weitere Fragen auf, die allerdings weniger auf die Schwangerschaft selbst abzielten, sondern auf das, was ihr voraus ging. Jedoch scheute sie sich noch, Tiberia direkt darauf anzusprechen. Noch mehr als das aber irritierte sie der Gedanke, dass es dieser Germane gewesen war, mit dem sie intim geworden war. Andererseits erzählte man sich aber auch, dass diese Barbaren aus dem Norden recht gute Liebhaber sein sollten, zumindest wenn es sich um Gladiatoren handelte. Auch hier konnte die Flavia nur auf Gerüchte zurückgreifen.
    „Nun, liebste Lucia, und wie schmeckt dir das Eheleben? Dein Gemahl muss doch unendlich stolz sein, wenn er in wenigen Monaten Vater wird.“ Zumal dieser Emporkömmling auch noch eine waschechte Patrizierin abbekommen hatte. Nun würde sich sein Blut auch noch mit römischem Blut vermischen.

    „Danke, danke!“, entgegnete sie auf Sergias Kompliment. Natürlich sah sie gut aus! Bevor sie hierhergekommen war, hatte sich ja auch eine ganze Horde von Sklavinnen um sie bemüht und dafür gesorgt, dass die Frisur gut saß und das Make up sowie die Maniküre makellos waren. Zuvor hatte sie sich natürlich in Eselsmilch gebadet. Was für eine ägyptische Königin gut gewesen war, konnte für eine Flavia nur billig sein! Drum klang da ein einfaches „gut“ fast schon wie eine Beleidigung. Doch gewiss hatte selbst das teuerste Bleiweiß nicht alle Sorgenfältchen kaschieren können. Die Ereignisse um ihre anstehende Vermählung hatten deutliche Spuren hinterlassen, und zwar nicht nur innerliche. Aber wie sagte man so schön, jeder hat sein Päckchen zu tragen, auch wenn Domitilla dies gerne ihren Sklaven überließ. Dieses eine Päckchen aber hatte nur sie ganz allein zu tragen.


    Doch apropos Päckchen: Genau in diesem Augenblick wurde ihr Mitbringsel gelüftet. Diesen Moment liebte die Flavia immer am meisten, wenn sie die Reaktionen derer, die beschenkt wurden, beobachten konnten. Genau in jenem Überraschungsmoment wohnte wohl die reinste Wahrheit inne. Für einen Bruchteil einer Sekunde nur, fiel bei den meisten eben jene Maske, die ihr wahres Ich verbarg und ihr wahres Empfinden schoss, einem Blitz gleich kurz hervor um genau so schnell wieder zu verschwinden. Bei ihrer Gastgeberin konnte sie tatsächlich diesen Funken der aufrichtigen Freude erkennen, auch wenn das Geschenk nicht für sie persönlich war, sondern für ihr kleines Söhnchen. In der Flavia verursachte dies ein angenehmes Gefühl der Zufriedenheit. Ihre Sklavinnen hatte auch diesmal wieder gute Arbeit geleistet.


    „Ach, das ist doch selbstverständlich! Es freut mich, wenn ich dir und deinem Jungen eine kleine Freude machen kann. Auch wenn es vielleicht im Augenblick noch nicht ganz geeignet ist. Doch Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude!“
    Domitilla folgte gerne Sergias Geste und nahm wieder auf der Bank Platz. Sergia hatte ihren kleinen Sohn wieder der Kinderfrau übergeben, die sich daraufhin auch gleich wieder zurückzog.
    Es dauerte nicht lange, bis jene Sklavin mit einem Tablett auftauchte, die sie zuvor empfangen hatte. Der herrliche Duft des warmen Würzweines strömte ihr in die Nase und steigerte noch mehr ihren Appetit darauf. Nachdem ihr Becher gefüllt und auch ihre Gastgeberin versorgt war, erhob sie ihn und prostete sie Fausta zu. „Aber gerne, liebste Sergia. Auf deinen Sohn! Auf dass er vortrefflich gedeihe und dir stets viel Freude bereitet!“ Dann kostete sie einen Schluck. Der Wein war angenehm temperiert und auch sein Geschmack vorzüglich, genauso wie sie es mochte. Doch jenes angenehme Gefühl konnte nicht lange genug anhalten, um Sergias nächste Bemerkung zu überhören.
    Wie es ihr ging? Nun, wie gut es Sergia ging, hatten sie ja nun zu genüge feststellen können. Dass nun sie selbst in den Fokus rücken sollte, war nun mehr als logisch. Auch wenn sie darauf ausnahmsweise gerne verzichtet hätte. Inwieweit ihre Hochzeitspläne bereits die Runde gemacht hatte, war ihr nicht bekannt, doch sie gänzlich totzuschweigen oder gar zu verleugnen konnte sie auch nicht. Im Grunde war es doch hierbei das Gleiche, wie bei einem mittelmäßigen Geschenk. Die aufwendige Verpackung machte es und ließ dann über vieles hinwegsehen…
    „Oh, wusstest du, dass ich demnächst heiraten werde?“, begann sie schließlich. Wenn das mal keine Neuigkeit mit jeder Menge Potential war!

    Nachdem sie erfolgreich den Klauen der Ornatrix und deren seltsamen Krativitätsergüssen entkommen war, hatte sie sich einen verdünnten Wein mehr als verdient. Allerdings gebot es die Höflichkeit, wenigstens damit zu warten, bis auch ihr Gast Platz genommen hatte. Domitilla hatte also einen guten Riecher bewiesen, als sie die Einladung verfasst hatte, um ihre Schwägerin noch ein bisschen besser kennenzulernen und in ihr vielleicht eine Freundin und Verbündete finden zu können. Schließlich stand sie der Hochzeit mit Lucias Bruder noch immer sehr skeptisch gegenüber. Vielleicht hatte die Tiberia genügend Einfluss auf ihren Bruder und konnte ihr dadurch nützlich sein. Doch zuvor galt es, noch etwas Small Talk zu halten und sich gegenseitig die neuesten Neuigkeiten auszutauschen.
    Zunächst aber wurden Domitillas Befürchtungen zerstreut. Ein Glück für die Sklaven, dass sie ihre Pflichten nicht vernachlässigt hatten. Offenbar hatte der plätschernde Brunnen so sehr die Aufmerksamkeit Lucias erregt, dass alles darüber hinaus an Wichtigkeit verloren hatte. Für Domitilla allerdings war der Brunnen nichts besonderes, wobei dieser Ort hier ein bevorzugter Platz war, um mit einem guten Buch ein wenig zu verweilen. „Ja, das Plätschern hat eine beruhigende Wirkung. Ich komme auch immer wieder gerne hierher.“ Im gleichen Moment fragte sie sich ein wenig wehmütig, ob es auch in der Villa Tiberia einen solchen Ort für sie geben würde.
    Doch ihre Gedanken wurden rasch zur Seite geschoben, als Lucia Domitillas Blick auf ihre Sklavin lenkte, die auf ein Zeichen ihrer Herrin hin mit einen Geschenk in den Händen hervor trat. „Ein Geschenk für mich?“, rief sie erfreut. Die Flavia liebte Geschenke! Als die Sklavin nun das Tuch lüftete und Lucia die entsprechende Erläuterung für das Geschenk lieferte, welches die tiberische Gabe bis dahin verborgen gehalten hatte, weiteten sich Domitillas Augen vor Erstaunen. Natürlich war dabei auch ein gewisser Anteil an Theatralik mit im Spiel, um die Tiberia nicht zu vergraulen. Zweifelsfrei war dies eine sehr schöne Schale und dazu auch noch Iuno geweiht. „Oh Lucia, die ist ja wunderschön! Ich danke dir vielmals!“ Ja, ja… Glück konnte sie gebrauchen… und ein Ticken Fruchtbarkeit konnte auch nichts schaden. Umso schneller konnte sie ihrer Pflicht als Ehegattin nachkommen.


    Inzwischen hatten die Sklaven auch die Tiberia mit einem Getränk versorgt. Doch sie zögerte. Stimmte etwa mit dem Wein etwas nicht? Nun, Domitilla hatte er bislang gemundet. Schließlich entstammte er von einem Weinberg des flavischen Weingutes und zu viel Wasser musste doch schrecklich ungesund sein! Aber gut, wenn Lucia eine verdünte Mischung vorzog, dann sollte sie sie haben. „Aber natürlich!“ Die Flavia gab einer der Sklavinnen ein Zeichen, auf dass diese für ein dünneres Mischungsverhältnis sorgte. Die Tiberia entschuldigte sich nochmals für die Umstände, die sie bereitete und in der Tat waren es… Umständeandere Umstände, in denen sie sich wohl befand, auch wenn man ihr äußerlich nichts ansah. Zumindest hatte Domitilla bis dahin nichts davon bemerkt. Und als ob dies nicht schon genug war, legte sie sich nun auch noch ihre Hand schützend auf ihren Bauch. „Nein! Sag bloß, du bist schwanger!“ Domitilla war ganz verblüfft. Die Tiberia war schwanger! Geschwängert von diesem germanischen Barbaren. Die Ärmste! „Das ist ja…“ furchtbar! „…wunderbar! Wie weit ist denn deine Schwangerschaft schon fortgeschritten?“ Die Flavia versuchte geschickt ihren Widerwillen durch ihre Neugier zu überdecken, in dem sie Lucia mit Fragen löcherte. „Und, wie fühlt es sich an, schwanger zu sein? Stimmt es, dass man sich ständig übergeben muss?“

    Auch Domitilla hatte sich samt ihrer Sklaven im Atrium eingefunden. Dass die Lage ernst war, konnte selbst ihr, die sie sich seit einigen Wochen ganz in die Vorbereitungen für ihre Hochzeit vertieft hatte, nicht verborgen bleiben. Seit dem Bekanntwerden des Ablebens des Imperators hatte sie nicht mehr das Haus verlassen. Selbst ihren Sklavinnen hatte sie verboten, zu den Märkten zu gehen, obschon es dringlich gewesen wäre. Auch die patrouillierenden Sklaven, deren Anwesenheit jeglichen Aufenthalt in den Gärten verdarb, waren nicht zu übersehen. Sie, die sie sich für gewöhnlich nicht besonders für Politik interessierte, ließ sich nun täglich von Candace auf den neuesten Stand der Dinge bringen. Was bisher zu ihr gedrungen war, klang sehr beunruhigend. So erhoffte sie sich nun durch diese Versammlung, die ihr Vetter einberufen hatte, ein wenig mehr Sicherheit, vielleicht sogar die Bestätigung, dass sie sich allzu viel Sorgen gemacht hatte, zu erhalten.


    Doch bereits die ersten Sätze des Gracchus schienen sofort ihre Hoffnungen zunichte zu machen und alles deutete darauf hin, dass der gegenwärtige Zustand sich auf unabsehbare Zeit nicht ändern würde. Die Erwähnung des Name Duccius jedoch versetzt ihr einen tiefen Stich! Ausgerechnet dieser widerwärtige Barbar, der in Kürze auch zu allem Übel noch ihr Schwager sein würde, war es, der Rom durch seinen Machthunger ins Verderben stürzen wollte! Was hatte ihr Vater ihr nur damit angetan, als er der Hochzeit mit Tiberius Lepidus zugestimmt hatte!
    Wie sehr beneidete sie doch Gracchus Minor, der nun auf Geheiß seines Vaters nach Aegyptus reisen sollte, um dort seine Studien fortzuführen, während sie hierbleiben musste, um Schwägerin jenes Barbaren zu werden, der die Welt ins Chaos stürzte. Die Welt was so ungerecht!


    Schließlich wandte sich ihr Vetter ihr zu. Wie sie bereits erwartet hatte, sollte wohl auch ihre bevorstehende Hochzeit von den Unannehmlichkeiten der Vorkommnisse tangiert werden. Ob der anvisierte Termin gehalten werden konnte, wussten zu diesem Zeitpunkt nur die Götter. Domitilla indes trug es mit Fassung. Wenn es den Göttern gefiel, das unausweichliche Treffen mit ihrem Vater noch etwas hinauszuzögern, dann fügte sich die Flavia gerne den Unsterblichen. Und so gab sich Domitilla überaus einsichtig. „Ja, natürlich Vetter. Dafür habe ich vollstes Verständnis.“
    Dennoch erkannte Domitilla recht schnell wieder die Ernsthaftigkeit des Augenblicks und verfiel wieder in jene bangende Haltung, die sie auch schon zuvor eingenommen hatte. Besonders als Gracchus Parallelen zum letzten Bürgerkrieg zog, erschauerte sie. Die schlimmsten Ereignisse hatte sie wohlbehütet in jenem apenninnischen Bergdorf überstanden, in welchem sie Gestrandet war. Vieles aber hatte sie in Erzählungen und Berichten darüber erfahren. Das schlimmste Szenario aber behielt er bis zum Schluss. und ... nun, wenn dies eskaliert ... und ich nicht zurückkomme, alleine die Vorstellung daran war grausam. Die Konsequenz daraus aber war katastrophal, jedenfalls in Domitillas Augen! Gracchus hatte in diesem Fall die Sicherheit in Scatos Hände gelegt. Ausgerechnet Scato, dieser Brandstifter! Ihre Bestürzung darüber konnte sie kaum verbergen. Ihr Neffe tat das, was wohl jeder von ihm erwartet hatte, er willigte natürlich ein.
    „Die Götter mögen dich und uns vor solch großem Unheil bewahren!“, rief Domitilla... und diesmal meinte sie es auch so.

    Natürlich hatte Domitilla ihre zukünftige Schwägerin nicht ohne Hintergedanken eingeladen, auch wenn diese nach ihrer Hochzeit mit diesem germanischen Barbaren Duccius Vala eher zu jenem Personenkreis gehörte, dem man in der Villa Flavia nicht unbedingt freundschaftlich gesonnen entgegentrat. Doch letztendlich war die arme Lucia wohl nur ein Opfer in einem schändlichen Spiel aus unverantwortlicher und skandalträchtiger Hochzeitspolitik. Der wahre Schuldige dürfte ihr Bruder selbst gewesen sein, Domitillas zukünftiger Gatte. Ihr graute es bereits jetzt, wenn sie daran dachte, in Zukunft die Gegenwart ihres barbarischen Schwagers in spe und vielleicht auch noch dessen dessen Sippschaft ertragen musste.
    Trotzallem war es für Domitilla eine Selbstverständlichkeit, die Schwägerin in spe einzuladen. Wer, wenn nicht sie kannte ihren Bruder am besten? Und an Informationen, wie Tiberius Lepius sich zum Beispiel privat gab, wie er „tickte“ und welche Interessen und Vorlieben er hatte, war sie brennend interessiert. Vielleicht, so hoffte die Flavia, konnte sie sich aus Lucias Darstellungen ein Bild von ihrem Zukünftigen machen. Bisher hatte sie den Tiberius nur einige Male bei offiziellen oder geschäftlichen Anlässen getroffen. Dabei hatte sie nur ein recht einförmiges Bild von ihm gewinnen können. Einen langweiligen kalten Fisch hatte sie ihn tituliert, als sie mit ihrem Neffen Scato über ihn gesprochen hatte, was ihn aber nicht dazu abgehalten hatte, hinter ihrem Rücken in Verhandlungen mit eben dem Tiberius zu treten. Im Grunde hoffte sie, dass sie sich in ihrem ersten Eindruck getäuscht hatte. Dass er gar nicht so war, wie er sich ihr gegenüber in der Öffentlichkeit gegeben hatte. Diese Hoffnung war sozusagen ihr letzter dünner Faden, an den sie ihre persönliche Zukunft knüpfte.


    Als Phoebus nun Tiberias Ankunft meldete, befand sich die Flavia noch immer in den künstlerisch begabten Händen von Astarte, der flavischen Ornatrix, die gerade erst damit begonnen hatte, sich mit ihrer kreativen Ader so richtig auszutoben. Das Erscheinen des Sklavenjungen hatte sie nur peripher tangiert. Sie war schließlich hier, um ihre Arbeit ordentlich zu machen.
    „Nun mach schon!“, drängelte die Flavia. „Gleich Domina, hab noch etwas Geduld.“ Astarte ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie machte ihr Ding, ganz gleich, wie wenig Zeit noch war. Dass sie gelegentlich einen Hang zum Kitsch hatte, trug man ihr zumeist nicht nach. Zumeist
    „Oh nein, nicht die Feder! Ich werde hier nicht mit einer Feder nach draußen gehen!“
    „Aber domina, die Feder gehört zum Gesamtkonzept!“
    „Ich pfeife auf dein Gesamtkonzept! Entweder du ziehst sofort die Feder wieder heraus oder du machst heute noch mit der Peitsche Bekanntschaft.“ Schläge hatte man der Ornatrix noch nie angedroht. Andererseits wollte sie es auch nicht darauf ankommen lassen, ob die Flavia ihren Drohungen auch Taten folgen ließ. „Na gut, dann eben ohne Feder!“ Beleidigt zog sie das Accessoire aus der Frisur und erklärte ihre Arbeit damit als beendet.


    „Endlich!“ Domitilla eilte, gefolgt von ihrer Sklavin Candace aus ihrem Cubiculum. Sie wollte Lucia nicht warten lassen. Wenigstens hatten die Sklaven im Peristyl alles nach ihren Wünschen vorbereitet. Aber was war das? Die Tiberia stand noch mitten im Peristyl herum. Hatte man ihr etwa keinen Platz angeboten und sich nicht um sie gesorgt? Wenn dem so war, konnten sich die Sklaven auf etwas gefasst machen! Sie schluckte ihren Groll auf die Dienerschaft hinunter und begrüßte nun freundlich ihren Gast.
    „Tiberia, wie schön, dass du es einrichten konntest! Willkommen in der Villa Flavia Felix. Aber bitte, setz dich doch. Hat man dir nichts angeboten?“ Domitilla nahm auf der gegenüberliegenden Kline Platz. Eine Sklavin eilte herbei und reichte ihr einen Becher mit verdünntem Wein.

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    Domitilla hatte es sich auf einer Kline bequem gemacht. Daneben stand ein kleines Tischchen, auf dem ein wenig Obst und eine Kanne mit verdünntem Wein, sowie ein Becher platziert war. Ursprünglich hatte sie lesen wollen, doch der Lesestoff schien nicht die nötige Spannung aufzuweisen, weshalb sie eingenickt war. Die Schriftrolle war ihr aus den Händen geglitten und lag nun am Boden.


    Die Sklavin hatte mit ihrem Begleiter das cubiculum ihrer Domina betreten und näherte sich ich nun vorsichtig. „Domina, bist du wach?“, fragte sie leise. Die Flavia schien nur einen sehr leichten Schlaf gehabt zu haben. Nachdem Candace sie angesprochen hatte, räkelte Sie sich noch und öffnete langsam die Augen. „Oh, du bist schon wieder zurück, Candace?“, fragte sie verschlafen. Noch hatten ihre Augen den Hünnen hinter ihrer Sklavin nicht wahrgenommen „Habe ich solange geschlafen?“
    „Nein Domina, ich habe Philla und Lysandra damit beauftragt. Domina, es gibt da etwas, worüber ich mit dir sprechen muss.“
    „Philla und Lsyandra“, wiederholte Domitilla schläfrig und gähnte. „Was gibt es denn so wichtiges, worüber du mit mir reden willst, mh?“ Endlich sah die Flavia auf und erkannte nun auch Candaces Begleiter. Doch ehe die Sklavin ihr antworten konntem erfasste Domitilla die Panik. „W..Was ist das für ein Mann in meinem cubiculum?“, schrie sie ängstlich auf, denn der Fremde, der ihr allerdings seltsam vertraut vorkam, übte auf sie einen furchterregenden Eindruck auf sie aus. Doch Candace beschwichtigte sie. „Domina, dies ist Dracon. Du kennst ihn sicher noch. Er ist… er war der Sklave des Claudius Centho. Über ihn müsste ich… müssten wir mit dir reden.“
    „Claudius Centho? Mein lieber Marcus..!“ antwortete sie nach einem Moment der Stille in voller Wehmut. Die Erinnerung an den geliebten Claudier ließ ihre Augen feucht werden. Warum hatte ihr das Schicksal so übel mitgespielt? Sie bedeutete dem Sklaven, etwas näher zu treten. Dann musterte sie den muskulösen Körper, den kahlen Kopf und schließlich das Gesicht. „Ja. ich erinnere mich. Du bist Centhos Sklave.“ Schließlich winkte sie ihn noch näher heran und rutsche selbst auf ihre Kline etwas nach oben. „Setz dich zu mir!“, befahl sie ihm. „Kannst du mir etwas über Centho erzählen? Weißt du, wie er gestorben ist?“ Die Antworten auf diese Fragen, die Centhos Bruder ihrer Sklavin nicht hatte beantworten können, die sie aber brennend interessierten, erhoffte sie nun von Dracon zu erfahren

    [Blockierte Grafik: http://fs2.directupload.net/images/150215/4s89uout.gif| Horatia Lepida


    In der Zwischenzeit mühten sich zwei schwitzende Sklaven mit der schweren Reisetruhe der Horatia Lepida ab. Den ganzen Weg über, seitdem man das Gepäckstück vor den Mauern Roms vom Reisewagen abgeladen hatte, bis hierher zur Villa, hatten die beiden die Truhe tragen müssen. Nicht eine Verschnaufpause hatte man ihnen gegönnt. „Nur noch bis zum Atrium!“, hatte der eine zum anderen gesagt und versprühte damit so etwas wie Zuversicht, dass sie es bald geschafft hatten. So vorsichtig sie auf dem letzten Stück des Transports auch waren, blieb es nicht aus, dass die beiden gelegentlich mit der Truhe aneckten. Keine Frage, dass die beiden Sklaven auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Horatia auf sich ziehen würden, als sie unter einem lauten Getöse die schwere Truhe endlich im Atrium abstellen konnten.
    Lepida, die es kaum erwarten konnte, endlich die geliebte Tochter wieder in ihre Arme zu schließen, ließ sich von den beiden irritieren. Einen Moment lang konzentrierte sie sich nicht mehr auf die nahenden Schritte. Denn dann hätte sie unschwer feststellen können, dass es keineswegs ihre Tochter war, die den Weg ins Atrium fand, sondern ein ganz anderer… Ein Flavier, in Begleitung zwei seiner Sklaven, die ihm schön brav hinterher dackelten und alles notierten, was er von sich gab.
    Stattdessen widmete sich Lepidas strenger Blick den beiden Sklaven, die noch immer keuchend neben der Truhe verharrten und wohl damit rechneten, dass sie die Truhe noch bis ins Cubiculum ihrer Herrin schleppen mussten. „Könnt ihr nicht vorsichtiger sein? Elendes Pack! Ihr ruiniert mir noch meine ganze Reisetruhe.“


    Es war Lepidas Entrüstung geschuldet, dass sie so die Ankunft eben jenes Flaviers verpasste. Erst als er sie auf eine derart herablassende Art anzusprechen wagte, wandte sie sich ihm zu. Mit ihrem ganz eigenen despektierlichen Blick besah sie sich jenes Individuum, als habe sie ein Insekt vor sich, welches man tunlichst zertreten musste. „Junger Mann, mir war bereits bekannt, dass Arroganz und Niedertracht zu den flavischen Grundtugenden gehören. Was fällt dir also ein, mich auch nur eine Sekunde lang als Bittstellerin zu betrachten?“ Jeder, der Horatia Lepida kannte, wusste, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen würde… und schon gar nicht in Gegenwart eines Flaviers.

    [Blockierte Grafik: http://fs2.directupload.net/images/150215/4s89uout.gif| Horatia Lepida


    Was sollte man anderes von einem flavischen Anwesen erwarten, als unfähige und schlampige Untergebene. Die Horatia vermutete sogar, dass dies alles ein geplanter Affront gegen sie war. Ihre gute Erziehung aber lies ihre Empörung nicht an die Oberfläche steigen. Außerdem verlangte sie es nicht danach, sich mit fremder Leute Sklaven herumzuschlagen. Schlimm genug, dass ihre Tochter hier leben musste! Die arme Domitilla, das gute Kind! Es waren nun schon sieben oder sogar acht Jahre her, seitdem sie ihre Tochter zum letzten Mal zu Gesicht bekommen hatte. An ihrem dreizehnten Geburtstag hatte er sie ihr genommen, Aetius dieses Scheusal. Seitdem hasste sie ihn noch inniger, mehr als jemals zuvor.


    Lepida nahm auf der Kline Platz, die ihr der junge Sklave angeboten hatte. Es dauerte nicht lange, bis andere Sklaven herbei huschten, die ihr Erfrischungen anboten. Lepida aber war nicht nach Erfrischungen. Sie wollte so schnell wie möglich ihre Tochter sehen. Und wer garantierte ihr, dass diese Erfrischungen nicht vergiftet waren?! Ja, Lepida glaubte sich in einem wahren Schlangennest wieder gefunden zu haben. Denn alles Flavische war von Grund auf verdorben. So verscheuchte sie also die Sklaven mit üblen Drohungen und harrte der Dinge, die da noch kommen sollten. Als sie endlich eilige Schritte herbei nahen hörte, verflog ihr Ärger sogleich. Domitilla, mein gutes Kind, wollte sie ihr schon entgegenrufen. Doch die Horatia besaß die nötige Gravitas, um nicht sentimental zu werden. Dennoch glättete die seidene Tunika und richtete sich erwartungsvoll auf.

    Domitilla sah es einfach als einen Teil des Service des Hauses an, von der Lupa nun auch noch gesäubert und angekleidet zu werden. Auch war sie geschickt beim Stecken ihrer Frisur. Welch eine Vergeudung, dachte die Flavia kurz, behielt aber ihre Gedanken für sich. Wahrscheinlich hatte sie es hier mit einer Sklavin zu tun, die einst in einem begüterten Hause Dienst getan hatte und wahrscheinlich als Strafmaßnahme in dieses Lupanar verkauft worden war. Nie im Leben hätte sie sich vorstellen können, dass eine frei Frau eine solche Arbeit freiwillig verrichten wollte.


    Die Lupa hatte gerade die letzten Handgriffe getätigt, um die Flavia wieder in ihr ursprüngliches Aussehen zu versetzen, als sie noch einmal das Wort an sie richtete. Es schien ihr viel daran zu liegen ihre Kundin davon zu überzeugen, dass Traditionen nicht immer die beste Wahl waren und einem manchmal nur im Weg zum persönlichen Glück standen.
    „Nun, ich denke min zukünftiger Gemahl sollte in der Hochzeitsnacht nicht das Gefühl haben, bei einer Lupa zu liegen,“ antwortete sie ihr mit einem überheblichen Lächeln. Dann öffnete sich die Tür und ihre Sklavin trat ein. Das Gesicht Candaces sprach Bände. Nun sag nur nichts Falsches sonst wirst du nichts zu lachen haben! Doch Domitilla kam ihr zuvor. „Regilla, da bist du ja wieder! Bitte gib mir meinen Geldbeutel ich muss der „Dame“ noch ihren Lohn zahlen.“ Candace tat gut daran, weiterhin zu schweigen. Wie ferngesteuert kam sie auf Domitilla zu und reichte ihr den Geldbeutel. „Hier, zehn Quinarii für deine Mühen!“ Die Flavia hatte einige Silbermünzen aus dem Beutel gefischt und überreichte sie der Lupa. Dann ging sie und „ihre Freundin“.

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Tag für Tag leistete Acanthus seinen Dienst an der Tür. Tag für Tag ließ er jedem, der es wagte zu klopfen, seinen Missmut zu Teil werden. Dabei war es gänzlich ohne Relevanz, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte. Diesmal bot sich ihm der Anblick einer jungen Sklavin, die recht hübsch anzuschauen war. Doch den abgeklärten Ianitor konnten solche Reize nicht von seinem Auftrag abhalten. "Wer bist du und was willst du?, blaffte er daher, wie eh und je.
    Die junge Sklavin kündigte ihre Herrin an. Sie schien wohl einen rauen Ton von Haus aus gewohnt zu sein, da sie sich von ihm nicht aus der Fassung bringen ließ, was Acanthus in gewissem Maße auch imponierte. Natürlich würde er dies aber auch nie zugeben.
    „Deine Herrin ist ein wenig zu früh. Aber bitte, deine Domina möge eintreten,“ murrte er weiter und winkte Phoebus, den Sklavenjungen herbei. „Phoebus wird deine Herrin hinein geleiten und Domina Domitilla von ihrer Ankunft berichten.“ Inzwischen hatte der Ianitor senen Ton ein wenig gemäßigt. Nicht das am Ende noch Beschwerden kamen!
    Der junge Phoebus indes hatte die Besucherin in Empfang genommen und führte sie direkt zum Peristyl.

    Nachdem das Atrium durchschritten war und man sich noch tiefer ins Innere der Villa begab, erreichte man das Peristyl, jenen mit Säulen umgebenen Vorhof, in dessen Mitte eine kleine Brunnenanlage sprudelte. Der Boden war mit einem üppigen Mosaik ausgelegt, welches Szenen aus der griechischen Mythologie darstellte. Sklaven hatten bereits zwei Klinen und ein Beistelltischchen bereitgestellt, damit es die beiden Damen hernach bequem hatten.


    Im Peristyl angekommen bot der junge Sklave der Besucherin an, doch inzwischen schon Platz zu nehmen, bis die Gastgeberin erschien. Sogleich traten zwei Sklavinnen näher, die eine großzügig bestückte Obstschale, sowie eine mit verdünntem Wein gefüllter Kanne mitgebracht hatten und sich nun um das leibliche Wohl der Tiberia kümmern sollten.
    Phoebus war inzwischen zu den Räumen der jungen Flavia geeilt, um ihr die Ankunft ihrer Freundin mitzuteilen.

    In der Nacht hatten Acanthus schlimme Zahnschmerzen heimgesucht, weshalb er kaum ein Auge zugetan hatte. Am Morgen danach suchte er sogleich den Stallknecht Sothos auf, der in diesen Dingen (zumindest für die sklavische Belange) visiert war. Die dick geschwollene Backe des Ianitors verhieß nichts Gutes. Doch mit einem geschulten Blick in die Mundhöhle desselben, wusste Sothos sofort, was zu tun war. Schnell war das dafür notwendige Werkzeug herbei geschafft, auf dass kaum eine halbe Stunde später ein markerschütternder Schrei, der seinen Ursprung in den Stallungen hatte, zumindest das flavische Servitriciuum erschütterte.


    Derweil hatte Mykos, ein junger zypriotischer Haussklave den verantwortungsvollen Platz des Ianitors eingenommen. Der einfältige junge Mann glaubte, es sei schließlich kein Hexenwerk, die Tür auf und wieder zuzumachen. Seine Rechnung ging auch anfangs auf. Die ersten Besucher waren die „üblichen Verdächtigen“, Klienten und Bittsteller. Doch dann ertönte dieses kurze rhythmische Klopfen. Mykos öffnete und sah sich einer Sklavin mittleren Alters gegenübergestellt, die ihre Herrin ankündigte. „Horatia Lepida? Kenn ich nicht. Wer soll das sein und was ist der Grund ihres Besuches?“
    Praxilla, Horatias altgediente Sklavin warf dem Ianitor einen irritierten Blick zu und dachte sich vorerst ihren Teil. „Meine Domina wird bereits erwartet!“ , schickte sie leicht pikiert hinterher.
    „Ach ja, von wem denn?“ Prixilla wurde nun etwas strenger aufgrund der unverschämten Art des Sklaven und wollte bereits diesen Jungspund in seine Schranken weisen. Inzwischen aber hatte sich die Horatia selbst aus der Sänfte begeben, um nachzusehen, warum die Prozedur sich verzögerte. Mit einem Ohr hatte sie den Wortwechsel verfolgt.
    „Was ist das denn für eine unsägliche Schlamperei! Ich möchte auf der Stelle eingelassen werden und dann umgehend mit meiner Tochter sprechen. Aber zackig!“ Die imposante Erscheinung der etwas in die Jahre gekommenen Patrizierin sowie ihr energisches Auftreten hatten Mykos ganz schnell zurückrudern lassen. Sofort ließ er die Dame und ihr Gefolge ein. Der junge Phoebus geleitete sie dann ins Atrium, wo man ihr eine Kline und Erfrischungen anbot.