Beiträge von Flavia Domitilla

    Sim-Off:

    Sorry, leider verpennt!:patsch:


    Während ihr Zukünftiger sich noch mit dem Schreiberling befasste, wies Domitilla ihre Leibsklavin an, eben jenes Schriftstück aus ihrer Tasche hervorzuholen, aus dem klar hervorging, dass es der ausdrückliche Wunsch ihres Vaters war, den Tiberius zu heiraten. Genauso, wie es auch noch zweitausend Jahre später sein würde, glich das Innere der Tasche einer Frau einem schier unendlichen Labyrinth. Candace suchte und kramte, fand aber die gewünschte Tabula nicht. „Nun mach schon!“, zischte die Flavia. Doch dies führte nur dazu, dass die Sklavin nur noch nervöser wurde, wie sie bereits war. Schließlich würde es Domitilla zu bunt. Sie riss ihr die Tasche aus der Hand. Ein griff genügte und sie hatte, was sie wollte.
    „Bitte entschuldige die Verzögerung! Meine Sklavin…,“ meinte sie mit rollenden Augen. „Hier ist ein Schreiben meines Vaters, aus dem eindeutig hervorgeht, dass diese Verbindung sein ausdrücklicher Wunsch ist.“ Sie hielt ihm die Tabula entgegen, an deren Äußeren noch das gebrochene Siegel des Flavius Aetius sichtbar war. Das sollte hoffentlich genügen.


    Salve Schätzchen!


    Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich über deinen Brief gefreut habe. Danke, mir geht es auch prächtig!
    Liebes, du solltest dir wirklich keine Sorgen machen. Dein Neffe hat mir versichert, der Tiberius sei ein aufrichtiger und ehrhafter Mann, der einer Flavia absolut würdig ist. Daher ist mein Entschluss unabänderlich. Du wirst diesen Mann heiraten! Ganz gleich welche Grillen dir dein Vetter Gracchus in den Kopf gesetzt hat.
    Mögen die Unsterblichen über dich wachen!


    Dein Vater

    Um von Aquileia nach Rom zu gelangen, musste man gewillt sein, eine mehrtägige und sehr strapaziöse Reise in einem unbequemen und ständig dahin polternden Reisewagen in Kauf zu nehmen. Gesellte sich noch etwas Pech dazu und ein Unwetter kam auf, oder was die Götter behüteten, ein Unfall geschah oder Räuber überfielen die Reisenden, konnte sich dieses Unternehmen noch schier endlos in die Länge ziehen oder endete gar tödlich. Doch Horatia Lepida schien, bevor sie diese Reise angetreten hatte, Hermes ein besonders großes Opfer dargebracht zu haben. Denn kein böses Unheil hatte auf der Landstraße auf sie und ihr kleines Gefolge gewartet. Zwar haderte sie noch mit dem Ziel ihrer Reise, während sie bereits unterwegs war, hatte sie sich doch vor etlichen Jahren geschworen, nie wieder über eine flavische Schwelle zu treten, doch dies war ein Notfall erster Güte, der es verlangte, über den eigenen Schatten zu springen.
    So erreichte sie, trotz allem sehr erschöpft, nach einer gefühlten Ewigkeit die Tore Roms. Da Wagen und Fuhrwerke nicht gerne auf den Straßen der urbs aeterna bei Tage geduldet wurden, ließ sie sich das letzte Stück ihres Weges in einer Sänfte tragen. An ihrem Ziel angekommen, stoppten die Träger und ihre vertraute Sklavin Praxilla klopfte einmal kräftig an der Porta, um für ihre Herrin Einlass zu fordern.

    Ein flavischer Sklave hatte sich auf den Weg zur Casa Accia Ducciaque gemacht. In seiner Tasche befand sich ein Brief, den er der Frau des Consuls Duccius, Tiberia Lucia zustellen sollte. Zugegebenermaßen war dieser Weg für den Leibeigenen ein bis dato wenig angesteuertes Ziel gewesen, weshalb er sich auch tatsächlich verirrte. Nachdem er sich durchgefragt hatte, stand er zu guter Letzt vor seinem anvisierten Ziel und war froh, endlich den Brief Flavia Domitillas loszuwerden.



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    Tiberia Lucia
    Casa Accia Ducciaque
    Roma


    Salve Tiberia!


    Es ist lange her, seit unserem letzten Zusammentreffen. Doch sicher erinnerst du dich noch an unsere entspannenden Stunden in illustrer Runde in den Thermen. Inzwischen ist ja viel geschehen. Wie ich hörte, bist du nun verheiratet, mit einem Consul Roms! Respekt, meine Liebe (auch wenn wir Flavier politisch gesehen dem Duccius eher kritisch gegenüberstehen). Doch überlassen wir die Politik den Männern und wenden uns zu wichtigeren Dingen zu!
    Sicher hast du ja bereits erfahren, dass wir schon bald verschwägert sein werden. Mit der freundlichen Hilfe meines guten Neffen Flavius Scato und meines geschätzten Vetters Senator Flavius Gracchus, hat mein Vater, der in Ravenna weilt, seine Fühler nach Rom ausgestreckt, um nach einem standesgemäßen Ehemann für mich zu suchen. Er hat ihn in der Person deines werten Bruders Tiberius Lepidius gefunden. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich über diese Wahl bin, bald die Gemahlin eines frischgebackenen Senators zu werden!
    Selbstredend ist es für mich nicht minder bedeutsam, die liebe Schwester meines zukünftigen Gatten noch etwas besser kennenzulernen, auf das wir in naher Zukunft nicht nur Schwägerinnen, sondern auch Freundinnen werden können. Auch im Hinblick auf die bevorstehende Hochzeit würde ich mich gerne mit dir besprechen. Ich würde mich freuen, wenn du mir mit deiner Erfahrung dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen könntest.
    Aus diesem Grund würde ich mich sehr freuen, dich an PRIDIE ID FEB DCCCLXV A.U.C. zur hora septima in der Villa Flavia Felix als mein Gast begrüßen zu dürfen. Wir haben uns sicher eine Menge zu erzählen!


    In freudiger Erwartung auf deinen Besuch


    Flavia Domitilla



    Sim-Off:

    Das angegebene Datum ist natürlich variabel. Sobald du Lust und Zeit hast, lasse einfach an der Porta zur Villa klopfen. ;)

    Das Lächeln der Lupa und ihre Leichtigkeit, die sie bei diesem doch sehr ersten Thema an den Tag legte, ließen Domitillas Sorgenfalten zumindest für einen Augenblick verschwinden. Was sie ihr nun riet, stand im krassen Gegenteil zu dem, was man ihr all die Jahre zuvor beigebracht hatte. Sie hatte nichts in der Hochzeitsnacht zu erdulden, nein sie sollte genießen. Gelinde gesagt war das revolutionär!
    „Ich soll mich treiben lassen, wie ein Boot auf dem großen Wasser? Aber…“ Die Flavia zögerte. Wenn sie dem Rat der Lupa folgte, dann lief sie Gefahr, sich vor dem Tiberius offenbaren zu müssen. Wie würde es ihm wohl gefallen, wenn er herausfand, dass sie sich vorab bei einer Lupa „informiert“ hatte? Nein, in diesem Fall war es bestimmt besser, auf den Rat der eigenen Mutter zu hören! Was wusste diese Lupa schon von den Gepflogenheiten ihres Standes? Wahrscheinlich war sie nur eine Sklavin, die nichts von ihren Gebräuchen und Traditionen wusste.
    Plötzlich war diese innige Nähe, die zwischen der Flavia und der Lupa geherrscht hatte, wie weggeblasen. Eine unsichtbare Mauer schien sich wieder um die Flavia herum aufzutürmen, die der Unnahbarkeit ihres Standes entsprach. „Ja natürlich, ancilla,“ entgegnete sie ihr mit einem überheblichen Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Nun denn, ich denke, ich werde nun gehen müssen. Hab Dank für deine Hilfe!“ An diesem Punkt wäre es nun an ihrer Sklavin gewesen, die Lupa für ihren Dienst zu entlohnen. Candace jedoch hatte man frühzeitig hinausgeschickt und mit ihr auch den Geldbeutel der Domina. „Oh, ich glaube meine Sk… Freundin trägt meinen Geldbeutel bei sich. Du wirst sie rufen müssen!“ Außerdem bedurfte sie der Hilfe ihrer Sklavin beim Ankleiden.

    Domitillas Blicke folgten der Sklavin, die aus einer Kommode ein Sitzkissen hervorkramte, welches wenigstens vom Aussehen her einer Flavia gebührte. Die „guten“ Kissen bewahren sie in der Kommode auf, damit sie ja nicht schmutzig werden! Ein wenig amüsiert über solches Gebaren, lächelte sie nur zart, als endlich das Kissen bereit lag und sie sich setzen konnte. Nun ja, trotz des gepolsterten Untersatzes war ihr Platz alles andere als bequem. Hoffentlich holte sie sich hier keine blauen Flecke! Doch die Flavia ergab sich ihrem Schicksal und schwieg sich darüber aus. Dann verschwand die Sklavin, um sich um das leibliche Wohl der Patrizierin zu kümmern.
    Währenddessen Domitilla nun mit ihren beiden Sklavinnen zurück blieb, sah sie sich ein wenig gelangweilt um. Die üblichen Fresken an den Wänden, ein paar Büsten ehrwürdiger Ahnen in der einen Ecke eine Prunkvase in der anderen Ecke. Kurz und gut, nichts Besonderes!
    Kurz bevor ihre Gastgeberin erschien schwenkte ihr Blick doch noch einmal prüfend zu den beiden Sklavinnen, die dazu verdonnert worden waren, das Gastgeschenk für den kleinen Iulius, ein größerer unförmiger Gegenstand, der mit einerm roten seidenen Tuch bedeckt war, zu verwahren.


    Dann endlich nahten ruhige Schritte, die sich vom oberen Teil des Hauses hinunter bewegten. Domitilla fing das Lächeln der Sergia ein und erhob sich erfreut von der Bank, als diese sie so herzlich begrüßte. „Sergia, ich habe zu danken für deine freundliche Einladung! Wie geht es dir, meine Liebe?“ Sie ging ein paar Schritte auf ihre Gastgeberin zu, ergriff freundschaftlich ihre Hände und musterte sie lächelnd von Kopf bis Fuß. „Gut siehst du aus!“ Mal abgesehen davon, dass die Schwangerschaft deine ganze Figur ruiniert hat! Keinen Moment lang verschwendete sie auch nur einen Gedanken daran, dass ihrer Wespentaille noch das gleiche Schicksal bevorstehen konnte, nach ihrer Hochzeit mit dem Tiberius. Doch bevor sie sich noch weiter mit Sergias Körperfülle beschäftigen konnte, wurde ihr Augenmerk auf den kleinen Filius gelenkt, der hinter seiner Mutter erschien und von seiner Amme auf dem Arm getragen wurde. „Was für ein süßer kleiner Fratz!“ …wenn man Kinder mochte. Die Flavia hingegen konnte kleinen Kindern jedoch rein gar nichts abgewinnen. Sie schrien ständig nur, spuckten und verströmten zuweilen ein sehr unangenehmes Odeur. Ganz zu schweigen bescherten sie ihrer Kinderfrau zahllose schlaflose Nächte. Dies jedoch kümmerte die Patrizierin recht wenig. „Marcus Iulius Dives Minor, welch ein stattlicher Name! Ganz nach dem Papa.“ Kaum war sie ihre Bemerkung losgeworden, meldete sich der Kleine auch schon zu Wort. Ein seltsamer Laut drang aus seinem Mündchen, gefolgt von heftigen Bewegungen seiner kleinen Extremitäten, was die stolze Mutter auch sofort zu kommentieren wusste. Domitilla brachte ein gespieltes Lächeln hervor. „Oh ja, du musst sehr stolz auf deinen Sohn sein!“ Dann gab sie ihren beiden Sklavinnen ein Zeichen, damit sie mit ihrer kostbaren Fracht neben ihrer Herrin traten. „Liebste Sergia, ich habe es mir nicht nehmen lassen, persönlich für deinen kleinen Schatz ein kleines Mitbringsel auszusuchen.“ Das war natürlich eine glatte Lüge, denn Domitilla hatte sich mit dieser eminent wichtigen Aufgabe keine einzige Sekunde lang beschäftigt. Stattdessen hatte sie ihre Sklavinnen auf den Markt geschickt.
    Die beiden Sklavinnen präsentierten nun stolz das Geschenk ihrer Herrin und warteten nur darauf, bis die Mutter in Vertretung für ihren Sohn das Seidentuch lüftete. Wenn sie dies tat, würde ein hölzernes bemaltes Schaukelpferd zum Vorschein kommen, welches für den Kleinen im Augenblick natürlich noch viel zu groß war. Doch in ein zwei Jahren würde er sich daran erfreuen können.

    Zitat

    Original von Morrigan
    ...
    Die Perserin konnte für die Flavia nur hoffen, dass irgendwer die Frau aufgeklärt hatte, also das es durchaus sein konnte, dass die Hochzeitsnacht nicht unbedingt das reine Vergnügen war, also zumindest dann nicht, wenn sich die frisch gebackenen Ehefrau steif wie ein Brett ins Bett legte, dann würde die Nacht nur zur Enttäuschung werden.
    Vielleicht hatte die Patrizierin aber Glück und ihr Zukünftiger war erfahren und es war ihm nicht ganz egal wie seinen Frau empfand, denn dann würde der schon wissen was zu tun ist.


    „Möchtest du sonst noch etwas wissen?“ fragte sie Morrigan schließlich.


    Wieder flüsterte die Lupa in Domitillas Ohr. Offenbar schien sie ihre Gedanken lesen zu können. Oder war es gar offensichtlich, dass die Flavia gerne noch nach mehr verlangt hätte. Allerdings, so erklärte die Lupa, schien ihr Spielraum mit dem eben Erfahrenen bereits ausgeschöpft. Äußerst deplorabel! Aber sie ermutigte sie zugleich, Geduld zu haben und abzuwarten… bis nach der Hochzeit. Dann konnte sie ihr Wissen und ihre Fertigkeiten noch erweitern Damit konnte Domitilla leben. Wäre da nur nicht die Hochzeitsnacht gewesen, die sich wie ein Bollwerk vor ihr auftürmte. Doch diese dunklen Gedanken schob die Lupa gekonnt zur Seite, als sie ihren Kopf auf Domitillas Bauch ablegte und ihre Finger sanft über ihren Körper gleiten ließ. Dabei strömte ein entspanntes Gefühl der Zufriedenheit durch sie, das ihre Gedanken weiter abschweifen ließ. So hätte sie in der Tat noch für Stunden verweilen können. Hier, fernab ihrer Verpflichtungen, hatte sie scheinbar ein Refugium gefunden.
    Dann drang das Flüstern der Lupa wieder an ihr Ohr. Ihre Frage holte sie automatisch von ihrer Gedankenreise wieder zurück. Anfangs zögerte sie noch, das Eine anzusprechen. Das was sie beschäftigte, vor dem sie sich regelrecht fürchtete. „Kannst du mir sagen, wie es sein wird… in der Hochzeitsnacht? Und was kann ich tun, damit es….“ nicht so entsetzlich wird.

    Sim-Off:

    Was lange währt, wird endlich gut! ;)


    Während die nubischen Trägersklaven und die beiden Custodes im Eingangsbereich verblieben, betrat die Flavia, gefolgt von ihren beiden Sklavinnen, die Casa Iulia. Wie immer, wenn sie sich in ein fremdes Interieur begab, schenkte sie der Inneneinrichtung ihre besondere Aufmerksamkeit. Selbstredend konnte es eine Casa Iulia kaum mit der opulenten Villa Flavia Felix aufnehmen. Gewisse „Unzulänglichkeiten“, wie etwa den Ianitor, dessen Sprachkenntnisse einiges zu wünschen übrig ließ, hatte sie bereits großzügig übersehen.


    Als Domitilla nun im Atrium angelangt war, wurde sie dort von einer etwas höhergestellten Sklavin empfangen, die sie sogleich im Namen ihrer Herrin begrüßte und auch das leibliche Wohl der Besucherin nicht außer Acht ließ. Die Flavia, deren Augen noch immer erkundend umherschweiften, erwidert nichts auf die begrüßenden Worte. Jedoch war sie einem Getränk und etwas Obst nicht abgeneigt. Zwar war das Jahr bereits schon weit fortgeschritten, so dass man kaum auf erntefrisches Obst hoffen konnte. Doch lag das Geheimnis in der richtigen Lagerung.
    „Einen warmen Gewürzwein und etwas Obst.“
    Domitilla begab sich zur angebotenen Bank neben dem Inpluvium, auf der sie bis zur Ankunft ihrer Freundin ausharren sollte. Allerdings nahm sie nicht Platz. Denn nach kurzem Besehen kam sie zu dem Entschluss, dass diese Sitzgelegenheit keinesfalls ihren Bedürfnissen entsprach. Diese Bank erweckte doch zu sehr den Eindruck einer harten und unbequemen Sitzfläche, der dem flavischen Ideal absolut nicht entsprach. „Ein Kissen wäre sicher dienlich,“ entgegnete sie der Sklavin und wartete geduldig, bis sie endlich Platz nehmen konnte.

    Seitdem die Hochzeit nun beschlossene Sache war, musste dieser Beschluss nun auch amtlich hinterlegt werden. Domitillas Gemahl in spe hatte sie daraufhin zur Regia bestellt, damit ihr Verlöbnis im Eheregister hinterlegt würde. Selbstredend war es eine feine Sache, wenn man sich als zukünftige Senatoren- und Pontifexgemahlin nicht mehr hinten in die Schlange vor dem Empfang der Regia einreihen musste. Aber musste es dann unbedingt der Tiberius sein?! Doch diese Frage stellte sie sich nicht mehr, denn sie kannte die Antwort darauf nur zu gut. So fand sie sich, wie ferngesteuert, in der Eheregistratur ein und verblieb vorerst stumm an der Seite ihres Verlobten. Sie tröstete sich damit, dass sie nicht die erste war und auch nicht die letze Frau sein würde, die hier gegen ihren Willen ihre Verlobung oder gar ihre Ehe eintragen ließ.
    Letztendlich ergriff Lepidus das Wort, um seine Absicht zu erklären. Er hatte es gesagt. Er hatte es wirklich gesagt. Und jetzt? Alles schien auf Domitilla zu warten, doch sie schwieg. Sie schwieg so lange, bis ihr Schweigen fast schon penetrante Züge annahm.
    „Ähm ja, dem ist so. Ich bin gewillt, die Ehe mit Lucius Tiberius Lepidus einzugehen,“ entfuhr es ihr endlich.

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Wie so oft in seinem monotonen Dasein, saß Acanthus auf seiner Bank und reflektierte über die letzten Fragen der Metaphysik, wie etwa ‚Gibt es einen letzten Sinn, warum die Welt überhaupt existiert? Und dafür, dass sie gerade so eingerichtet ist, wie sie es ist?‘ Seine Gedanken gerieten ganz plötzlich ins stocken, als jemand an der Tür des flavischen Anwesens klopfte.
    Mit seiner für ihn typischen missmutigen Miene kam er seinen Pflichten nach und öffnete. Dem Sklaven, den er auf der anderen Seite der Tür vorfand, warf er zunächst einen abschätzigen Blick zu, ehe er sich grummelnd nach seinem Begehr erkundigte. Senator Tiberius Lepidus habe einen Termin mit Senator Flavius Gracchus? Zusehend milderten sich die Züge des Ianitors und noch bevor der frischgebackene Senator über die Schwelle der Villa trat, stand bereits der junge Phoebus bereit, um den Besucher zum Officium seines Herrn zu geleiten.

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    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma


    Liebster Tiberius,
    das sind ja exzellente Nachrichten! Ich beglückwünsche dich zu deiner Erhebung in den Senat und teile deine Freude darüber über alle Maßen. Wie glücklich kann ich mich doch schätzen, bald die Gemahlin eines solch fleißigen und erfolgreichen Mannes zu werden! Wie du dir sicher denken kannst, zähle ich bereits die Tage, bis wir endlich vereint sein werden.


    Im Übrigen kommt meinem Vetter der von dir favorisierte Tag, bezüglich des Gesprächtermins, sehr zupass. Er erwartet dich zur hora quinta in der Villa Flavia Felix und lässt dir schöne Grüße übersenden.


    Mit besten Grüßen


    Flavia Domitilla
    Villa Flavia Felix
    Italia, Roma

    Domitillas Stimmung war an den Tagen danach beileibe nicht die Beste. In erster Linie hatten darunter ihre Sklaven zu leiden. Ihre Anspannung stieg mit jedem weiteren Tag, an dem sie keine Nachricht von Tiberius Lepidus erhielt. Auf alle Fälle wollte sie im Bilde sein, wann ihr Zukünftiger in der Villa erschien und ihr Vetter Gracchus sie dann im Auftrag ihres Vaters endgültig verschacherte.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit schließlich erschien Candace eines Morgens mit einer Tabula in der Hand, die zuvor von einem tiberischen Sklaven abgegeben worden war.
    „Lies vor!“, befahl die Flavia, die ruhelos in ihrem Cubiculum auf und ab schritt. Die Sklavin kam sofort dem Befehl ihrer Herrin nach und las die Nachricht des Tiberius laut vor:
    „ Meine liebe Flavia,
    vielen Dank für deine Glückwünsche. Du wirst sicherlich noch einige davon folgen lassen, wenn ich die sogleich mitteile, dass meine Erhebung in den Senate Roms nun erfolgt ist….“
    Das rechte Augenlid Domitillas schob sich verdächtig nach oben.
    „Er wurde zum Senator erhoben?“,unterbrach Domitilla ihre Sklavin. „Aha! – Lies weiter!“
    „Wie nicht anders zu erwarten, hat mich der Kaiser nun für meine unermüdlichen Verdienste um unser Reich belohnt. So wirst du nicht nur einen guten Mann aus gutem Hause, sondern nun auch offiziell einen Senator ehelichen.“
    „Das ist ja wohl auch das Mindeste!“, unterbrach sie wieder missmutig die Sklavin. „Nun mach schon, lies weiter!“
    „ Dafür erhältst du nun selbst meine herzlichsten Glückwünsche. Fortuna meint es gut mit mir.
    Auch freue ich mich, dass du mit deinem Vetter geredet hast. Als Tag wäre mir ID IAN DCCCLXV A.U.C. sehr lieb. Doch wo soll das Treffen stattfinden…“

    „Wie ‚wo soll das Treffen stattfinden?‘ Natürlich hier! Wo auch sonst?! Hattest du das etwa nicht geschrieben?“ Natürlich stand außer Frage, dass dies ein Versäumnis der Flavia selbst gewesen war, da sie ja den Brief diktiert hatte. Doch Schuld hatte immer der Sklave!
    „Verzeih, Domina..“ Die Sklavin suchte eingeschüchtert nach einer passenden Entschuldigung.
    „Ja ja, schon gut! Lies weiter!“
    „Du sprachst nach 'Beendigung deiner Salutatio', so dass ich annehme, der Senator Flavius möchte mich besuchen, denn andererseits müsste ich bei einem Besuch in der Villa Flavia wissen, wann denn dein Vetter seine Salutatio beendet, um folglich zum Gespräch zu kommen. Wie auch immer er es wünscht, ich werde dem Folge leisten. Grüße bei Gelegenheit auch deinen Vater von mir. Gezeichnet Lucius Tiberius Lepidus.“
    Die Sklavin hatte geendet und wartete nun auf weitere Anweisungen. Domitilla hatte sich inzwischen in einen Korbsessel fallen lassen. Die Anspannung war nur teilweise von ihr abgefallen. Dazu gesellte sich nun auch noch ihr Unbehagen ob der Unfähigkeit ihrer Sklavin, einen weiteren Brief diktieren zu müssen. „Setz dich und schreibe!“

    Zitat

    Original von Galeo Sergius Plautus
    Plautus besichtigte den Bauch des Ungetüms. Zu mehr reichte es nicht, wenn man den Größenunterschied zwischen ihm und dem Schlagetot ins Auge fasste. Er trat einen Schritt zurück.


    "Gut so, Kleiner?"


    Zitat

    Original von Galeo Sergius Plautus
    ...
    "Sag mal, Großer, was treibt eigentlich solch ein dahergelaufener Gangster wie Du mitten in der Urbs Aeterna?"


    Zitat

    Original von Aulus Iunius Avianus
    Avianus verkniff sich ein leises Seufzen, als die junge Frau von vorhin ihn erneut ansprach, und wollte sie mit einem schlichten Nein abwimmeln, doch bei ihrer zweiten Frage stockte er.
    "Ich… ? Bei mir haben mal ein kräftiger Schlag auf den Kopf und ein Becher Honigwein geholfen", gab er keine richtige Antwort, und versuchte zu überspielen, wie unangenehm ihm die Frage war. Sein Privatleben ging schließlich nur ihn was an. "Hör' mal, wenn du von mir einen Rat willst: Such' dir wen, bei dem du keinen Trank brauchst."
    ...


    Domitilla hatte sich von ihrem ersten Schock weitgehend erholt. Mit einem Gefühl der Sicherheit verfolgte sie nun das Vorgehen ihres Custos Criton, der dem impertinenten Plaggeist in seine Schranken wies und ihn ihr vom Leibe hielt. Doch selbst im Angesicht der übermächtigen körperlichen Masse ihres Leibwächters trieb es dieses unleidliche Gewächs, welches nur aus dem übelsten Sumpf der urbs aeterna entstammen konnte, bis hinauf zur Spitze und versuchte, den bis dahin beherzten Criton aus der Reserve zu locken. Im Grunde hätte nur ein Schlag des Ex-Gladiators genügt, um den Giftzwerg für eine Weile ins Reich der Träume zu schicken. Doch war es allein seiner Besonnenheit geschuldet (die zuweilen auch sehr leicht als Schwerfälligkeit missverstanden werden konnte), die ihn bisher davor bewahrt hatte. Aber auch Critons Geduld hatte seine Grenzen und diese wurden langsam aber sicher überschritten.
    So war es wohl dem Umstand zu verdanken, dass die junge Flavia des Wartens und der damit verbundenen Unannehmlichkeiten überdrüssig wurde und ihren Custos, noch ehe er eine gebührende Antwort geben konnte, zurückbeorderte. „Criton, ich möchte gehen!“


    Ihre Sklavin, die inzwischen nun auch noch begann, einen Optio der Stadtkohorten zu belästigen, schien gänzlich in ihrem Element zu sein. Auf diese Weise trug sie offenbar auch unfreiwillig zur Unterhaltung der beiden anwesenden jungen Mädchen bei. Zweifelsohne würde sie später mit Candace ein ernstes Wörtchen reden müssen. Zuvor aber wollte sie nur dieser fatalen Situation entfliehen. „Candace, wir gehen!“ Damit setzte sich die Flavia in Bewegung.


    Die Stimme ihrer Domina schien die Sklavin bis ins Mark zu erschüttern. Die berechtigte Frage ‚Was mache ich hier eigentlich? ‘ schien sich plötzlich auf ihrem Gesicht abzuzeichnen. Wie aus einem Fiebertraum erwacht, besann sie sich schnell wieder. Für den Optio, die Mädchen und den Händler hatte sie lediglich noch ein entschuldigendes Lächeln übrig, ehe sie wieder an die Seite ihrer Herrin eilte.


    Im Vorbeigehen wandte sich Domitilla schließlich noch persönlich an den Optio, der doch recht indigniert wirkte nachdem ihre Sklavin mit ihrer kecken Fragerei malträtiert hatte. Candace war eindeutig zu weit gegangen. Die Flavia begann sich bereits zu fragen, ob ein ernstes Wörtchen allein noch ausreichend war oder ob doch besser andere Konsequenzen angebrachter waren. Doch zuvor ließ sich die Domina herab, um sich für das unflätige Betragen ihrer Dienerin zu entschuldigen.
    „Ich bitte, die Vermessenheit meiner Sklavin zu entschuldigen und danke dir, für deine ehrliche Einschätzung, dieses sogenannten Liebestranks betreffend.“ Dabei warf sie dem Quacksalber einen bitterbösen Blick zu.

    Zitat

    Original von Galeo Sergius Plautus


    Wie aus dem Boden gewachsen tauchte plötzlich ein riesiger Fleischklops auf, häßlich wie ein Matratzenladen, und sonderte Drohungen ab. Plautus verschränkte die Arme und blieb stehen.


    "Ich bin ein römischer Bürger und kann meine Meinung sagen, ohne dass mich irgendwer darum gefragt hat. Und damit Du Dir nicht darüber im Unklaren bist, wem Du gleich eins in die Fresse hauen wirst, sage ich Dir auch meinen Namen: Galeo Sergius Plautus aus Neapolis."


    [Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/150102/fizacuha.jpg] | Criton


    Mit unveränderlicher Miene und verschränkten Armen machte Criton einen weiteren Schritt nach vorne und stand nun dem Störenfried direkt gegenüber. Zu gerne hätte er die hässliche Visage dieses Wichts direkt in den Boden gerammt, damit er nicht weiter damit die Umwelt belastete. Stattdessen versuchte er es noch einmal, diesmal aber zum letzten Mal, mit gutem Zureden. „Scheinbar hat du was an den Ohren, Jungchen. Also sag ich es dir nochmal, belästige die Domina nicht weiter und geh weiter!“



    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img51/84/d2q8.gif] | Candace


    Währenddessen war nun Candace mehr als verwirrt. Der junge Mann riet ihr zu einem Becher Wein. Damit hätte sie, respektive ihre Domina, mehr Glück. Ein Becher Wein?! War das sein Ernst? Natürlich hielt der Händler, der schon einiges an Jahren vorweisen konnte, sofort dagegen und verteidigte seinen Trank… und weiter ging es in die nächste verbale Runde.
    „Ähm, verzeih Herr, aber hast du es selbst schon ausprobiert? Ich meine, bist du verliebt?“ Nun, das war doch eine ziemlich persönlich Frage, die Candace nun dem jungen Mann stellte, der sich wenig später als ein Optio der Stadtwachen zu erkennen gab. Natürlich war die Sklavin davon mächtig beeindruckt und bedauerte nun die indiskrete Frage, die sie ihm gestellt hatte. Doch noch etwas anderes wurde ihr nun schmerzlich bewusst. Die ganze Zeit über hatte sie nicht einen Blick zu ihrer Domina geworfen. Dies holte sie nun schleunigst nach und erkannte erst jetzt, in welcher brenzligen Situation sich ihre Domina befand. Zum Glück aber war ja Criton bei ihr, der ihr im Notfall auch mit ein paar schlagenden Argumenten beistehen konnte.

    Domitilla erwischte sich immer wieder dabei, wie sie verstohlen zu ihrer Sklavin hinüber sah, doch dann ihren Blick immer wieder schnell von ihr abwandte. Wie es schien hatte der Händler in ihr ein williges Opfer gefunden. Candace hing förmlich an seinen Lippen und war dazu bereit wohl jeden Betrag für das Gesöff zu zahlen, den der Händler gewillt war, ihr zu nennen.
    Deplorabelerweise hatte wohl auch der gemeine Plebs vom Ansinnen ihrer Sklavin Kenntnis erlangt, was der Flavia nur noch unangenehmer sein konnte. Doch statt die Häme an ihrer Candace auszulassen, zog es jener ungehobelter Bursche vor, sich an die junge Flavia zu wenden. Domitilla erstarrte. Für sie stand es außer Frage, diesem Subjekt Rede und Antwort zu stehen.


    [Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/150102/fizacuha.jpg] | Criton


    Doch kaum hatte der Kerl die Patrizierin angepöbelt, schob sich bereits Criton, ein ehemaliger Gladiator, zwischen ihn und seine Domina. Allein sein grimmiges Aussehen und sein mit Narben übersätes Gesicht wirkten schon angsteinflößend und dienten für jeden als Warnung, ihn sich nicht zu seinem Gegner zu machen. „Hat dich einer nach deiner Meinung gefragt, Bürschchen?! Schleich dich und lass der Domina ihren Frieden!“
    Derweil hatte Candace bereits, den ihr anvertrauten Geldbeutel gezückt und wollte ein Fläschchen erstehen. Dann zögerte sie aber doch, als der junge Mann, der eine gewisse Art von Autorität ausstrahlte, alle ermahnte nun beileibe wirklich keinen Liebestrank zu benötigen. Offenbar verstand er eine ganze Menge davon. „Du meinst, man braucht gar keinen Liebestrank? Aber wie soll das denn gehen? Äh.. ich meine, in meinem Fall.“, wandte sie sich an ihn.

    Es waren nicht in erster Linie die saisonalen Verpflichtungen, die die junge Flavia in die Stadt getrieben hatte. Nein, dies war lediglich Nebensache. Vielmehr suchte sie nach Abwechslung, statt zu Hause in der Villa zu hocken und weiter über ihr Schicksal zu hadern. Alle Optionen waren erschöpft, die ihr Leben noch in eine andere Richtung hätten lenken können. So hoffte sie, ein paar neue schöne Dinge könnten ihren Gram, den sie empfand, für eine Weile wenigstens zur Seite schieben.


    Mit einer kleinem kleinen Aufgebot nur, bestehend aus ihren vertrauten Sklavinnen, einem weiteren kräftigen Sklaven, der für das Heimtragen der Einkäufe zuständig war einem altgedienten Custos der Gens Flavia, hatte sie sich mittels einer Sänfte zu den Märkten der Stadt begeben. Der Sänfte war sie frühzeitig entstiegen und drängte sich nun mit ihrem Gefolge durch die belebten Gassen, vorbei an allerlei Händlern, die ihre Waren lautstark präsentierten. Manch billiger Tand zu überhöhten Preisen und manch kleine Kostbarkeit wurde dort angepriesen, die das Interesse der Flavia einmal mehr und einmal weniger weckte. Feine Tücher aus den fernsten Regionen des Orients, duftende Gewürze und Weihrauch aus dem fernen Saba, bezaubernde Geschmeide, die jede Frau zum Schwärmen brachten. In der Tat hatte die junge Patrizierin damit für kurze Zeit die dunklen Wolken, die ihre Gedanken umhüllt hatten, vertreiben können. Zumindest bis das laute Geschrei eines Händlers ihre Aufmerksamkeit eroberte, der einen ganz besonderen Liebestrank anpries, durch den man sich seinen Traummann angeln könnte. Was für ein Unsinn, die junge Flavia wusste es schließlich besser. Selbst dieses Gebräu konnte nicht gegen Traditionen und gesellschaftliche Konventionen ankommen oder gar gegen den Willen ihres Vaters.
    „Kommt, lasst uns weitergehen. Das ist alles nur Mumpitz!“, erklärte Domitilla und war bereits im Begriff, weiterzugehen. Doch eine ihrer Sklavinnen schien von einer bahnbrechenden Idee beseelt zu sein, die sie ihrer Herrin sofort mitteilen musste. „Aber Domina,“ begann Candace eifrig, da sie um das seelische Wohlergehen ihrer Herrin sehr bemüht war. „Dieser Trank könnte dir aber doch helfen!“ Offenbar war die Sklavin voll und ganz überzeugt, von dem, was sie sagte. Auch wenn sich inzwischen einige Zweifler mit dem Händler wegen der Wirksamkeit seines Gebräus angelegt hatten.
    „Wie sollte mir ein Liebestrank helfen? Und überhaupt…“ Domitilla glaubte nicht an die Wirksamkeit solcher Tränke. Eigentlich war es reine Zeitverschwendung, überhaupt darüber nachzudenken.
    „Lass es mich doch bitte einmal versuchen, Domina. Es besteht doch gar kein Risiko. Entweder es wirkt und dein Zukünftiger wird danach unsterblich in dich verliebt sein, oder es wirkt nicht und alles bleibt so, wie es war.“
    Domitilla zögerte ein wenig und dachte über die Argumente ihrer Sklavin nach. Im Prinzip mochte sie ja recht haben, einen Versuch konnte es wert sein und wenn es nicht wirken sollte, wovon sie überzeugt war, dann war nicht viel verloren. „Nun gut, frag den Händler, ob es auch bei arrangierten Ehen hilfreich sein kann.“


    Die Sklavin drängte sich zu dem Händler hin, der mit all seinem Können (und der Kraft seiner Stimme) die Einwände der Skeptiker um ihn herum entkräften versuchte. Da kam wohl Candace genau im richtigen Moment, um echtes Interesse an dem Liebestrank zu bekunden. „Sag, hilft dein Trank auch, wenn eine Frau bereits einem Mann versprochen ist, für den sie nichts empfindet?“
    Domitilla kam sich in diesem Moment recht gewöhnlich vor. Glücklicherweise hatte ihre Sklavin darauf geachtet, nicht ihren Namen preiszugeben. Außerdem stand sie etwas abseits, so dass die Verbindung zu ihr nicht allzu offensichtlich schien.

    Begleitet von einem erfahrenen custos der Villa Flavia, war Candace am späten Abend noch zur Villa Tiberia geeilt und hatte das Antwortschreiben ihrer Herrin, welches nur so von Schleim triefte, dort abgegeben.



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    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma


    Mein lieber Tiberius,
    es erfreut mich außerordentlich, von Dir zu hören. Mir könnte es nicht besser gehen, da in absehbarer Zeit unsere Vermählung ansteht. Wie du dir vorstellen kannst, kann ich es kaum erwarten, bis es endlich soweit ist und ich die Deine werde.
    Ich bitte, das lange Ausharren auf meine Antwort zu entschuldigen, d ich es für angebracht hielt, zuerst meinen Vater in Ravenna von unserer bevorstehenden Verbindung zu berichten. Er ist voll der Freude über mein Glück und übersendet Dir seine besten Grüße. Außerdem, wie du sicher ahnen kannst, ist mein Vetter ein vielbeschäftigter Mann. Doch nun bat er mich, dir mitzuteilen, dass er in der kommenden Woche an einem Tag deiner Wahl, nach Beendigung deiner Salutatio, ausreichend Zeit für ein Gespräch mit Dir erübrigen kann.


    Übrigens möchte ich dich noch zu deinem hervorragenden Sieg bei den Wahlen beglückwünschen! Was kann sich eine Frau mehr wünschen, als sich der Gunst eines zukünftigen Gatten sicher zu sein, der auf ganzer Linie Erfolge vorweisen kann?


    Ich verbleibe daher in großer Erwartung,


    Flavia Domitilla
    Villa Flavia Felix
    Italia, Roma


    Kaum dass sie das Officium ihres Vetters verlassen hatte, eilte sie zu ihrem Cubiculum zurück. Flüchten wäre jedoch die treffendere Umschreibung gewesen. Dabei rang sie darum, die Fassung nicht zu verlieren. Sie wirkte aber dennoch fahrig, als sie sich nach ihren Sklavinnen umschaute. Lediglich Candace hatte auf ihre Rückkehr gewartet und erschrak nun über den Anblick ihrer Domina.


    „Wo ist die Neue?“ fragte sie hektisch ihre Leibsklavin und sah sich dabei um. Von Evridiki war nichts zu sehen. Ihre Sklavin versuchte die Situation zu retten, indem wenigstens sie sofort präsent war. „Sie ist… Ich kann nach ihr suchen, Domina“
    Die Flavia wehrte das Angebot der Sklavin mit einer eindeutigen Handbewegung ab. Es gab nun weitaus Wichtigeres zu tun, als nach einer Sklavin zu suchen. „Nein, du bleibst hier! Setz dich und schreib!“
    Candace zögerte keinen Moment lang und tat, was man ihr sagte. Sie nahm einen Stylos und wartete auf das Diktat ihrer Herrin. Doch als diese retardierte, sah sie fragend zu ihr auf. „Domina?“ Die Flavia schien ganz und gar nicht bei der Sache zu sein. In ihrem Kopf begannen sich bereits schon andere Gedanken zu manifestieren.


    „Nein Candace! Pack meine Sachen! Wir reisen ab! Nach Britannia – zu ihm! Dort werde ich ihn bestimmt irgendwo finden. Centho hat das einzig Richtige getan, als er dieser widerwärtigen Stadt den Rücken gekehrt hat!“ In den Augen der Flavia spiegelte sich die Verzweiflung wider. Bereit dazu, den letzten rettenden Halm zu ergreifen, war sie nun gewillt, zum Äußersten zu gehen. Ihre Sklavin jedoch, die es seit ihrem gemeinsamen Besuch in der Subura besser wusste, erhob sich langsam, blieb aber dann wie angewurzelt stehen.
    „Was ist los? Beweg dich endlich!“, schrie Domitilla ungehalten. Wenn sie fliehen wollte, durfte keine Zeit verloren werden. Ihre Sklavin jedoch schien wie versteinert zu sein. Innerlich aber rang sie mit sich. Sie konnte doch nicht tatenlos zusehen, wie sich ihre Domina ins Unglück stürzte! Nein, sie war dazu verpflichtet, ihr die Wahrheit zu sagen. Das wog weitaus mehr, als das Versprechen, das sie einem Sklaven gegeben hatte.


    „Domina, Dominus Centho ist nicht in Britannia… Er ist tot!


    Die Worte der Sklavin schienen an Domitilla abzuprallen. Scheinbar konnte deren Bedeutung nur schwer an sie herangehen. Und als sie nun endlich begriff, was ihre Sklavin da sagte, schüttelte sie ungläubig ihren Kopf. „Was? Was sagst du da? Woher willst du das wissen?“ Die Wut stieg in ihr auf. Ihre eigene Leibsklavin stellte sich nun gegen sie und kam nun mit fadenscheinigen Behauptungen, nur um sie hier zu halten.
    „Ich weiß es von seinem Leibsklaven – Dracon. Er sagte mir, sein Herr sei tot, “ antwortete Candace mit zittriger Stimme, auch wenn sie Gefahr lief, sich nun den ganzen Unmut ihrer Herrin aufzuladen.
    „Ach so, Dracon hat es dir also gesagt! Und du hattest nichts Besseres zu tun, als es für dich zu behalten?! Du mieses Dreckstück! Seit wann hintergehst du mich?!“ Domitilla kam ihr gefährlich nahe. Die Flavia musste an sich halten, um ihrer Wut nicht freien Lauf zu lassen. Candace versuchte ängstlich zurückzuweichen, zur Wand jedoch waren es kaum mehr als zwei Schritte.
    „Ich habe Dracon an jenem Abend in dem Lupanar getroffen, als du… Bitte verzeih mir, Domina. Ich wollte dich doch nur vor der Trauer bewahren. Die letzten Wochen waren doch schon schwer genug für dich.“ Tränen rannen an den Wangen der Sklavin herab. Dabei weinte sie weniger aus Furcht vor Bestrafung, als aus Sorge um ihre Herrin.


    Die Flavia hielt inne. Sie ließ von ihrer Sklavin ab. Endlich schien sie zu begreifen, dass auch diese letzte Möglichkeit ausgeschöpft war und es ausweglos war. Nach einer Weile kehrte sie zu ihrer ursprünglichen Absicht zurück, dem Tiberius eine Nachricht zu schreiben. Ihre Sklavin, die noch damit beschäftigt war, sich von ihrer Furcht zu erholen, wischte ihre Tränen weg und nahm wieder am Schreibtisch Platz. Sie nahm wieder den Stylos zur Hand und ritzte Buchstabe für Buchstabe in die Wachsschicht der Tabula, bis die Flavia schließlich ihr Diktat beendet hatte.
    „Bring diesen Brief sofort zur Villa Tiberia!“ Die Stimme ihrer Dominia klang mechanisch. Jene Pugnazität, die sie soeben noch beherrscht hatte, war ihr verlustig gegangen.
    „Aber Domina, der Abend ist bereits vorangeschritten!“, wagte die Sklavin einzuwenden. Doch damit konnte sie ihre Herrin nicht beeindrucken.
    „Sofort sagte ich! Zu deiner Sicherheit kannst du dir Ajax oder Diomedes mitnehmen. Aber nun geh endlich!“ Candace nahm die Tabula an sich deutete eine leichte Verbeugung an und eilte davon.
    Die Flavia indes ließ sich auf ihr Bett fallen und starrte unentwegt die Decke ihres Raumes an. Alles, woran sie ihre Hoffnungen geheftet hatte, war verloren. Man hatte sie verraten und verkauft.

    Natürlich?! Im Nachhinein war Domitilla über ihre entsagungsvolle Absichtserklärung selbst bestürzt. Wann hatte sie zum letzten Mal dem Willen ihres Vaters Folge geleistet? Hatte sie dies jemals getan? Bis dato war ihr es immer wieder gelungen, sich herauszuwinden und zu entwirren aus den Schlingen und Fängen seines Willens. Nur diesmal schien es nun endgültig besiegelt zu sein. Ohne jede weitere emotionale Regung, nahm sie die Worte ihres Vetters auf. Selbst als dieser auf die Hochzeit selbst zu sprechen kam und ihr damit zu verstehen gab, dass keine Mittel gescheut werden würden, um es bei ihrer Vermählung an nötigem Pomp mangeln zu lassen, konnte sie sich zu keinem Lächeln hinreißen lassen. Vielmehr gingen ihre Gedanken bereits einen Schritt weiter. Das Resultat daraus war einfach nur erschütternd. Den Rest ihres Lebens würde sie an diesen Mann gebunden sein, für den sie nichts empfand. Ihre Zukunft würde von Langeweile und Einsamkeit geprägt sein, bis sie alt und unansehnlich werden würde. Unfähig, deswegen auch nur eine Träne zu vergießen.
    „Das ist mehr, als ich erwarten durfte, Manius. Zweifelsohne werde ich trotz dieser Verbindung niemals vom Wasser des Lethe kosten, sondern mir stets meiner Herkunft bewusst sein, “ entgegnete sie ihm mit steinerner Miene. Freilich konnte ihr dies nur ein sehr schwacher Trost sein, denn was nutzte die beste Herkunft, wenn man zum Stadtgespräch wurde. Doch selbst diese Konsequenz tangierte sie in diesem Moment kaum.
    Da ihr Vetter nun auch noch den Großmut besaß und sich bereiterklärte, den Tiberier zu empfangen, verdrängte sie einen Moment lang ihre Zukunftsaussichten und kehrte sich dem hier und jetzt zu.
    „Gut, dann werde ich mich nun zurückziehen und ihm unverzüglich eine Nachricht zukommen lassen,“ entgegnete sie ihm und erhob sich langsam von ihrem Stuhl. Einen Brief würde sie nun schreiben müssen – heute noch. Eine ihrer Sklavinnen würde ihn dann noch am Abend zur Villa Tiberia bringen.