Beiträge von Gaius Caecilius Metellus

    Zitat

    Original von Decimus Annaeus Varus
    Und aus dem Inneren war ein... "herein!" ...zu hören.


    Nach der Aufforderung einzutreten, warf Gaius der Prätorianerwache noch einmal einen eingeschüchterten Blick zu und trat dann ein. Als er den Procurator erblickte, verwandelte sich sein bisher eher unbehaglich wirkender Gesichtsausdruck in ein freundliches Lächeln. "Salve Procurator! Ich bin Gaius Caecilius Metellus. Es ist mir eine Ehre dich kennenzulernen." war das erste, dass der junge Caecilier sagte um sich vorzustellen. Er nickte dabei begrüßend mit seinem Kopf. Und ehe der Procurator etwas erwidern konnte, setzte er gleich "Wir hatten bereits schriftlich Kontakt und du hast mich zu einem Gespräch eingeladen. Es geht um den Posten eines Primicerius am kaiserlichen Hof." Schließlich sollte der hohe Beamte gleich von Beginn an wissen, was den jungen Mann zu ihm führte. Man konnte schließlich nicht erwarten, dass er sich jedes Schreiben und jeden Namen der diversesten Bittsteller merkte und Gaius wollte gleich einen ersten guten Eindruck hinterlassen. Schließlich hing viel davon ab.

    Es dauerte eine Weile, doch schließlich öffnete sich die Türe der Casa Vinicia und ein Sklave trat dem jungen Caecilier entgegen. Gaius, der in diesem Moment mit seinem Kopf bereits beim bevorstehenden Gespräch mit dem Senator war, bemerkte die auffälligen Blicke des Sklavens zuerst nicht sondern erwiderte die Begrüßung mit einem Kopfnicken. "Salve! Ich bin Caecilius Metellus und hatte gehofft den Consular sprechen zu können." Bisher hatte er überhaupt nichts mit den Viniciern zu tun gehabt und daher ging er davon aus, Vinicius Hungaricus wäre der einzige Senator und Consular der hier im Haus wohnte. Dazu kam, dass Gaius nichts von der derzeitigen Abwesenheit bedingt durch das Kommando in Germanien wusste und so ging er davon aus, dass der Sklave ihm zu Hungaricus führen würde, auch ohne das er dezidiert seinen Namen nannte.


    Erst jetzt bemerkte er, dass der Sklave im Türrahmen lehnte. Etwas ungebührlich für einen Sklaven, doch er wollte sich vorerst dazu keine weiteren Gedanken machen. Fremde Sklaven waren nicht sein Problem. Irgendwie fiel ihm nun aber auch der merkwürdige Blick seines Gegenübers auf. Starrte ihn der Sklave etwa an? Er hatte doch hoffentlich keinen auffälligen Fleck auf der Tunika oder etwa noch Reste vom Frühstück im Bartansatz. Instinktiv fuhr sich der junge Caecilier mit der Hand über seinen Mund und sein Kinn und beobachtete dann, möglichst unauffällig, ob sich am Blick des Sklaven irgendetwas veränderte.

    Eine besonders angenehme Situation war es nicht unbedingt, gerade von dem am grimmigsten dreinblickenden Prätorianer zum Officium des Procurator a libellis begleitet zu werden. Doch der kurze Weg durch die hohen und beeindruckenden Hallen und Gänge des Palastes erwies sich als unproblematisch. Der Prätorianer verlor kein Wort. Selbst als die beiden am Officium ankamen, wies der Mann lediglich mit einer Handbewegung in die Richtung der Türe und stellte sich dann ebenso still und weiterhin grimmig dreinblickend daneben auf. Nicht unbedingt aufmunternd, ganz zu schweigen davon, dass es dem jungen Caecilier Mut machte. Jeden Tag mit derart grimmigen Typen zu tun haben. Na das konnte etwas werden. Gaius richtete noch einmal seine Tunika und streifte einige Falten heraus, bevor er an der großen Türe des Officium anklopfte und auf eine Reaktion von dahinter wartete.

    Mit dem sorgsam zusammengerollten Schreiben des Procurators a libellis in der Hand, erreichte Gaius den Haupteingang des Palastes, der zugleich auch zu den Verwaltungstrakten der Administratio Imperatoris führte. Er wusste nicht, ob man ihm seine Nervosität ansah, aber eines war sicher – ihm selbst ging sie durch Mark und Bein als er sich dem Haupttor näherte. Es war nicht so, dass er Angst vor den Prätorianern hatte, die hier patrouillierten und mit einem strengen und wachen Auge alles und jeden gründlich kontrollierten. Es war mehr die Aufregung eines jungen Mannes, der zum ersten Mal das Machtzentrum des römischen Reiches betrat. Auch wenn er wusste, dass der Kaiser selbst auf seinem Landsitz nahe Misenum weilte, so fühlte man sich allein durch die Atmosphäre die dieser riesige Prunkbau ausstrahlte, den Kaiser nahe wie nirgendwo anders in Rom und vermutlich auch im ganzen Reich.


    Der junge Caecilier überwand also die letzten Schritte zum Haupttor und blieb in einer Traube wartender Menschen vor den Prätorianern stehen, die darüber entschieden, wer den Palast betreten durfte und wer nicht. Da waren einige Angestellte des Palastes, aber auch einige Bittsteller, die zu den unterschiedlichsten Procuratoren und Primiceri vorgelassen werden wollten. Nicht jeder hatte Glück und so manche wurde wieder abgewiesen, weil er keinen Termin hatte. Gaius umfasste gleich noch fester die Schriftrolle in seiner Hand, die seine Eintrittskarte in das größte Bollwerk der römischen Bürokratie war. Wie viele Menschen hier wohl ihren Dienst versehen? fragte er sich, während er darauf wartete, an die Reihe zu kommen. Vielleicht hatte er ja Glück und war bald einer von ihnen.


    Schließlich war es auch soweit und er überreichte dem Prätorianer vor ihm die Schriftrolle des Procurators. "Salve. Ich bin Gaius Caecilius Metellus und soll beim Procurator a libellis vorsprechen." sagte er ziemlich kleinlaut und wartete auf die Reaktion des Soldaten. Wie er bereits zuvor bei den anderen beobachten konnte, wurde jeder sorgsam nach Waffen durchsucht. Er ging also davon aus, dass man bei ihm keine Ausnahme machte. Warum auch. Also wartete er auf die Aufforderung seine Hände zur Seite zu strecken.


    Ad
    G Caecilius Metellus
    Casa Caecilia
    Roma


    PROCURATOR A LIBELLIS DEC. ANNAEUS VARUS
    G CAECILIO METELLO SALUTEM DICIT


    Ich habe dein Schreiben erhalten und da ich deinem Anliegen an sich nichts
    negatives entnehmen kann, möchte ich dich zu einem Gespräch einladen
    um über die Möglichkeit einer Anstellung in der Administratio zu sprechen.
    Bitte finde dich daher ANTE DIEM XVII KAL IAN DCCCLXI A.U.C. (16.12.2010/107 n.Chr.) vormittags in meinem Officium
    auf dem Paladin ein ein.



    [Blockierte Grafik: http://de.geocities.com/crazylx2000/ImperiumRomanum/Signatures/sigbalb.png]
    ~~Procurator a libellis~~


    Decimus Annaeus Varus


    Nachdem er sich beim Maiordomus der Casa Caecilia noch einmal sicherheitshalber rückversichert hatte, wer genau der Patron seines Cousins Tiberius Metellus war, hatte sich Gaius auf den Weg zu Casa Vinicia gemacht. Der Sklave hatte ihm bestätigt, dass es sich dabei um den Consular Vinicius Hungaricus handelte und der junge Caeciler hoffte, bei ihm mehr Erfolg mit seinem Ansinnen zu haben, als bei den Decimern. Es war zumindest ein Anfang auf eine bereits bestehende Klientenschaft mit einem Verwandten, wenn auch ein wenig entfernt, verweisen zu können, als ohne jeglichen Zusammenhang an die Türe eines Senators zu klopfen und um seine Patronage zu bitten. Gaius hatte zu diesem Zweck seine beste Tunika angezogen und war losmarschiert, bereits wild am überlegen, wie er dem Consular am besten seine Bitte vortragen konnte.


    Er war kein großer Redner und hatte aus seiner Sicht auch nicht wirklich viel anzubieten, außer seinem Fleiß und seiner Hingabe für kommende Aufgaben. Der unbeantwortet gebliebene Brief an die Administratio Imperatoris hatte seine Annahme nur noch verstärkt, dass er es ohne die schützende Hand eines Senators nicht weit in Rom bringen würde. So gut wie jeder hatte einen Patron. Außer man stand bereits ganz oben an der Spitze der Nahrungskette. Und selbst da gab es noch einige, die unter dem Patronat des Kaisers standen. Seine Mutter hatte dem jungen Gaius nicht grundlos aufgetragen, sich zu allererst um einen Patron umzusehen. Das war ihm mittlerweile bewusst. Nun ging es nur noch um die Umsetzung dieses Ratschlags. Beim Eingang der Casa Vinicia angekommen, strich sich der junge Mann noch einmal ein wenig nervös durch das lockige Haar und klopfte schließlich an.

    Der Besuch bei seiner Familie schien kürzer zu werden, als Gaius es ursprünglich angenommen hatte. Auch wenn er sich letztendlich in reizender Gesellschaft wiedergefunden hatte, so war er seinem eigentlichen Ziel, einen Senator der Decima als Patron für sich zu gewinnen, keinen Schritt näher gekommen. Er musste sich die ganze Angelegenheit noch einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht hatte er ja beim Patron seines Cousins Tiberius mehr Erfolg. Zumindest war dies eine weitere Möglichkeit die er in Betracht ziehen sollte. Oder er wartete einfach einmal die Rückkehr von Decimus Mattiacus ab. Womöglich hatte dieser einen guten Ratschlag parat. Wie auch immer, dieses Thema war vorerst vom Tisch, was zugleich bedeutete, dass Gaius keine passende Antwort auf die darauffolgende Frage der hübschen Decima wusste.


    Zumindest war Seianas Lächeln derart mitreißend, dass es auch den jungen Caecilier wieder etwas verlegen schmunzeln ließ. "Nun ja….. Ich fürchte, dass sich der eigentliche Grund für mein Kommen damit erledigt hat…." Krampfhaft überlegte er dabei, was er sagen konnte, um seinen Besuch noch ein klein wenig zu verlängern. Nur ein paar gestohlene Augenblicke mehr, in der er die Anmut und den bezaubernden Anblick seines Gegenübers noch weiter auf sich wirken lassen konnte. Das erste das ihm dabei einfiel, war die Möglichkeit eine Einladung auszusprechen. Er kannte schließlich niemanden in Rom und warum sollte er eine derart gute Gelegenheit ungenützt verstreichen lassen. Doch dann beschlich ihm der Gedanke, dass es womöglich mehr als ungebührlich war, eine junge liebreizende Frau aus guten Hause, entfernte Verwandte hin oder her, die er noch dazu gerade erst kennengelernt hatte, in die Casa Caecilia zu einem gemeinsamen Essen einzuladen. Andererseits – wem sollte er um Erlaubnis fragen? Ihre männlichen Verwandten hatten sie alleine gelassen und ihr ganzes Auftreten schien eher darauf hinzudeuten, dass sie es gewohnt war Männern selbstbewusst gegenüberzutreten. Natürlich könnte es auch sein, dass sie Gaius aufgrund seines Alters einfach nicht sehr ernst nahm, doch er ging lieber davon aus, dass sie Unabhängigkeit gewohnt war. Was jedoch wiederum bedeuten konnte, dass sie doch verheiratet war? Ach was! Egal! Was habe ich schon zu verlieren?! Der junge Mann suchte nach den passenden Worten. "….Jedoch….. Wie erwähnt bin ich erst seit kurzem in Rom und kenne noch nicht wirklich viele Leute. Um ehrlich zu sein bist du meine erste nähere Bekanntschaft" sein Lächeln wurde etwas breiter "wenn man das so nennen kann. Und nachdem du, wie ich gerade feststellen musste, derzeit die einzige Vertreterin deiner Gens hier in Rom bist, wäre es mir eine Freude wenn ich dich zum Essen in die Casa Caecilia einladen dürfte." Ja! Gaius hatte gerade noch die Kurve gekriegt. Das war doch ein wunderbarer Einfall. Die Einladung zum Essen zwecks familiärem Austausch und Kennenlernen. Nun musste sie nur noch annehmen. Der junge Caecilier hoffte, dass diese Einladung zum Essen eine ungezwungenere Atmosphäre bot als sein heutiger unangekündigter Besuch, der irgendwie einen offizielleren Charakter hatte und nicht gerade passend schien, um Kindheitserinnerungen und Familiengeschichten auszutauschen. Erwartungsvoll sah er Seiana an. Bitte sag Ja!

    "Ich verstehe…." sagte Gaius sichtlich enttäuscht. Denn es war auch sehr enttäuschend für den jungen Mann, keinen der Senatoren aus dem Hause Decima hier in Rom anzutreffen. Er hatte sehr darauf gesetzt hier Unterstützung zu finden und musste sich nun wohl oder übel gedanklich mit neuen Lösungswegen und Möglichkeiten auseinandersetzen, seine Ziele weiterverfolgen zu können. Schlimmstenfalls hieß es für ihn letztendlich zurück zu gehen und Rom wieder zu verlassen. Was sollte ein junger Mann wie er ganz alleine, ohne jegliche Anstellung und ohne Förderer schon hier in Rom. Doch so weit war es noch nicht. Er musste sich ein wenig selbst motivieren und durfte nicht gleich aufgeben. Er nahm das Gespräch daher gleich wieder auf "Ich glaube nicht, dass es viel Sinn haben wird dem Senator zu schreiben. Von Germanien aus wird er wohl nicht sehr viel für mich hier in Rom tun können. Aber ich danke dir für diesen Rat." Vielleicht hatte er ja bei Decimus Mattiacus Glück. Er hatte von ihm gehört und wusste, dass er zwar kein Senator war, aber ein großer Rechtsgelehrter, vermutlich der Beste den es zur Zeit hier in Rom gab und er hatte als ehemaliger Hofbeamter bestimmt auch sehr gute Verbindungen die sich als Nützlich erweisen konnten. Er brauchte einen Patron um vorwärts zu kommen. Am besten einen einflussreichen Senator aus der Familie, hatte ihm Mutter mit auf den Weg gegeben. Doch diese Option viel nun flach. Bestimmt gab es in Rom andere Senatoren, die nicht abgeneigt waren einen jungen engagierten Mann als ihre Klienten zu akzeptieren, doch Gaius kannte niemanden und konnte nicht einfach wie ein Bittsteller an irgendeiner Türe eines Senators klopfen und fragen, ob dieser sein Patron werden wollte. Ein klein wenig unschlüssig und hilfesuchend sah er Seiana an. Sie konnte ihm bestimmt auch nicht weiterhelfen. Sie war schließlich nur eine junge Frau, wenn auch eine sehr bezaubernde. Vielleicht ist sie ja verheiratet. Vielleicht sogar mit einem Senator. Das Alter hat sie jedenfalls dazu. Aber warum sollte sie dann hier im Haus der Decimer wohnen und nicht bei ihrem Mann? Gaius wischte den Gedanken wieder beiseite. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke besser, wenn sie es nicht war. Doch dann war auch er wieder beim Anfang seiner Gedanken angelangt und das sie ihm vermutlich auch nicht wirklich helfen konnte hier in Rom Fuß zu fassen. Sonst wäre sie in jedem Fall die erste Frau die er kennenlernte, welche Verwendung für einen Scriba hätte. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Er stammte von zwei der einflussreichsten Familien Roms ab - auch wenn die glorreichen Zeiten der Caecilier zugegebener Maßen bereits etwas länger zurück lagen – und dann war hier niemand, der ihm irgendwie weiterhelfen konnte.


    Gaius seufzte und meinte schließlich "Ich werde wohl eher die zwei Wochen abwarten bis Decimus Mattiacus wieder zurück in Rom ist." was hoffentlich in längstens zwei Wochen auch wirklich den Tatsachen entsprach. Denn wie sollte er über kurz oder lang die Sklaven in der Casa Caecilia und sich selbst ernähren. Das Geld das Tiberius Metellus dagelassen hatte, hielt nicht ewig. Zudem wollte Gaius auf eigenen Beinen stehen und nicht zu sehr von Anderen abhängig sein. "Könnte man mich in der Casa Caecilia verständigen, sobald Mattaicus wieder in Rom eintrifft?" Nachdem es nun an Seiana lag ihm zu antworten und sie bereits an ihrem Becher genippt hatte, nutzte auch der junge Caecilier die Möglichkeit endlich seine immer noch trockene Kehle zu befeuchten, griff nach seinen Becher und nahm einen kräftigen Schluck.

    Sie freute sich also seine Bekanntschaft zu machen. Anscheinend hatte Gaius diesen kurzen Fauxpas einigermaßen glimpflich überstanden. Natürlich konnte er nicht abschätzen, was im Kopf der jungen Decima vorging. Doch zumindest machte sie einen halbwegs normalen und weiter freundlichen Eindruck, was letztlich auch keine Rückschlüsse auf eine etwaige Verstimmung wegen seiner vielleicht ein wenig zu aufdringlichen Blicke zuließ. Wie auch immer – Gaius atmete durch und versuchte nun ganz sachlich zu werden. Er konnte sich noch gut daran erinnern, dass sein Vater ein wahrer Meister darin war, von einem Moment des Lachens und der Ausgelassenheit in eine vollkommen sachliche Diskussion überzugehen. Bei diversen geschäftlichen Ereignissen konnte er das als Kind mehrmals beobachten und bewunderte jedes Mal die professionelle Art, mit der sein Vater seinen Gemütszustand steuern konnte. An ihm war bestimmt ein guter Politiker verloren gegangen, denn Gaius Onkel, der Zwillingsbruder seines Vaters, hatte es mit diesem vorteilhaften Talent immerhin zum Senator gebracht. Doch schon im nächsten Augenblick war der junge Caecilier wieder Gedanklich ganz bei Decima Seiana, die ihm lächelnd einen Stuhl anbot. Ein schönes, strahlendes Lächeln wie er bewundernd feststellen konnte.


    Doch nun bemühte er sich, immer seinen Vater als Vorbild, diese Gedanken rasch beiseite zu streichen und lächelte dankend nickend zurück. Erst als Seiana sich gesetzt hatte, nahm auch er ihr gegenüber platz. Es kam ihm sehr gelegen, dass ihm einer der Sklaven sofort etwas zu trinken einschenkte. Seine Kehle fühlte sich nach wie vor etwas trocken an. Nicht gerade die beste Voraussetzung um eine nettes Gespräch zu führen. Doch er wollte vorerst noch etwas damit warten, um nicht unhöflich zu wirken. Die junge Decima erklärte in der Zwischenzeit auch in kurzen Worten, warum ausgerechnet sie es war, die ihn hier heute begrüßte. Kein anderer der Familienangehörigen – zumindest der Männlichen – war derzeit zugegen. Eigentlich mehr als schade, da Gaius bereits fest damit gerechnet hatte, mit einem der Decimer sprechen zu können. Es ging immerhin um seine Zukunft. Doch so war ihm zumindest das Glück zu teil geworden, die Bekanntschaft Seianas zu machen. Fortuna schien es also doch gut mit ihm zu meinen. Als seine Gesprächspartnerin nun eine direkte Frage stellte, nahm Gaius den Gesprächsfaden wieder auf. Er wirkte dabei bereits wesentlich entspannter als zuvor. "Meiner Mutter geht es soweit ich weiß gut. Danke der Nachfrage. Sie ist schon vor einiger Zeit zurück nach Hispania gezogen und wir stehen nur noch Brieflich in Kontakt. Ich soll hier allen die sie kennt schöne Grüße ausrichten." Nachdem diese Frage beantwortet war, wollte er noch einmal auf die Abwesenheit der männlichen Familienangehörigen eingehen "Es ist sehr schade das außer dir niemand hier ist. Ich hatte vor allem gehofft mit einem der Senatoren ein kurzes Wort wechseln zu können." Nicht zu Hause, hätte Gaius noch hoffnungsvoll gestimmt, aber nicht in Rom?! Das klang nicht gerade vielversprechend. Vielleicht waren sie ja nur für kurze Zeit verreist oder zumindest in Reichweite. Er hoffte das Seiana dies aufklären konnte. "Wann ist denn mit einer Rückkehr eines Senators zu rechnen?"

    Die kurze Wartezeit bis zum Eintreffen der ehrenwerten Decima, vertrieb sich Gaius mit dem betrachten der zahlreichen Ahnenmasken, die im Atrium ausgestellt waren. Selbst seinen Großvater Decimus Proximus fand er unter ihnen. Sollte man seine Mutter hier nicht kennen, so konnte er zumindest auf ihn verweisen. Die allgemeine Aufregung über die bevorstehende Begegnung mit einem fremden Familienangehörigen ließ daher wieder etwas nach. Im selben Augenblick hörte er jedoch auch schon eine weibliche Stimme hinter ihm, die mit begrüßenden Worten näher kam. Noch im Umdrehen schoss ihm durch den Kopf, dass die Stimme allen Erwartungen zum Trotz eigentlich recht jung geklungen hatte…. Und da stand sie! Eine schlanke junge Frau, vermutlich ein paar Jahre älter als Gaius selbst, die ihn erwartungsvoll entgegensah. War es nun die Verwunderung darüber, dass er nicht wie erwartet eine alte Matrone vor sich hatte, oder der bezaubernde Anblick der eleganten jungen Frau, der sich ihm darbot? Gaius verlor sich jedenfalls für einen kurzen Moment darin. Dieses zierliche blasse Gesicht, umrahmt von dunkelbraunem mittellangem Haar, das zu einer eleganten Frisur geformt war und dessen gepflegter Duft bis in seine Nase drang. Und dann diese Augen, diese tiefgründigen braunen Augen. War das hier Wirklich? So wie Seiana vor ihm stand stellte sich Gaius eine Nereide vor, jene nymphenartigen Wesen, die laut vielen griechischen Erzählungen tief am Meeresgrund lebten, auf Delphinen und Hippokampen ritten und Schiffbrüchige beschützten - und von denen bereits Homer in seinem Ilias berichtet hatte. Mit leicht vor Staunen geöffnetem Mund stand der junge Caecilia der vermeintlichen Tochter des griechischen Meeresgottes Nereus gegenüber und brachte dabei kein Wort heraus. Sie war einfach……. wunderschön.


    Es dauerte einige tiefe Atemzüge, die zumindest für Gaius so langsam wie in einem Traum vergingen, ehe er sich wieder etwas besinnen konnte. Er schloss seinen Mund und schluckte zuallererst, um die trocken gewordene Kehle zu befeuchten. Dann antwortete er etwas zaghaft "Ähm…. Verzeih." war das erste, das er auf die Schnelle erwidern konnte in dem Wissen, dass er die ihm ins Gesicht geschrieben stehende Überraschung nicht mehr verheimlichen konnte. So versuchte er auch schnell anzuschließen "Ich bin Caecilius Metellus…" Idiot - schoss es ihm zeitglich durch den Kopf. Das wusste sie ja bereits "… Ich bin der Enkelsohn von Tiberius Decimus Proximus..." Er deutete dabei mit seiner Hand auf die hinter ihm hängende Ahnenmaske seines Großvaters "..und vor kurzem hier in Rom angekommen. Ich wollte nur…" Ja was wollte er eigentlich? Dies zu formulieren war gerade nicht wirklich einfach, denn seine Augen hingen an den zarten Lippen der jungen Frau, an denen man nur ein vages Lächeln erahnen konnte und die Decima damit nur umso sinnlicher und vielleicht sogar ein wenig geheimnisvoll erscheinen ließen. … dich küssen – wäre wohl die ehrlichste Antwort gewesen. Doch Gaius schaffte es seine gerade verrücktspielende Gefühlswelt rechtzeitig unter Kontrolle zu bekommen. Sie war immerhin eine Verwandte und er wusste noch nicht einmal in welchem Grad sie verwandt waren! "… der Familie meiner Mutter und dem Hausherrn meine Aufwartung machen." So hatte er gerade noch die Kurve bekommen und dies war ja auch tatsächlich der eigendliche Grund seines Kommens. Sein Blick löste sich unterdessen wieder von Seianas Lippen und wanderte hinauf zu ihren braunen Augen, ihren langen Wimpern und ihren elegant geformten schmalen Brauen. Bei den Göttern! Warum straft ihr mich so?! Hätte es nicht eine alte Hexe sein können, die ich hier antreffe? Ich mache mich hier noch zum Idioten! Gaius viel auf, dass die beiden noch einige Schritte voneinander entfernt standen. Vielleicht erwartete sie sich, was ihr gutes Recht als Gastgeberin war, dass er diese letzten Gradus auf sie zukam. Doch er konnte sich einfach nicht überwinden und blieb daher vorerst wie angewurzelt stehen, in der Hoffnung, sie fasste diesen Auftritt nicht gerade ebenso Peinlich auf wie er es tat. Vielelicht hatte sie es gar nicht so recht mitbekommen. Sie hatte ihm eben aus den Gedanken gerissen. Ja, das war eine gute Erklärung. Das erste Mal auf die Familie treffen und dann das - Gaius hätte sich am liebsten selbst dafür georfeigt. Doch nun war viel wichtiger, wie Seiana reagieren würde.

    Nachdem Gaius bisher weder Decimus Mattiacus, noch irgendeinen anderen Decima kannte, war es ihm gleich mit wem er sprechen konnte. Er wollte auch mit dieser Decima Seiana vorlieb nehmen, ganz unter dem Motto – Besser irgendein Decima, als gar kein Decima. Er nickte dem Sklaven also dankend zu. "Ja, ich bitte darum…. Sofern sie Zeit hat, um mich zu empfangen." Gaius rechnete damit, dass es sich bei Seiana um eine alte Matrone der Decima handeln musste, die vielleicht in Abwesenheit der Männer den Haushalt schmiss und sich vielleicht sogar um die Geschäfte hier in Rom kümmerte. Nun ja – es hieß abwarten. Vielleicht war sie ja sogar irgendwie mit ihm verwandt? Bestimmt nicht nahe, sonst hätte sie Mutter bestimmt irgendwann erwähnt, aber vielleicht ….. Der Caecilius beruhigte seine Gedanken wieder und wartete ab, ob der Sklave ihn sofort hinein bitten, oder vor der Türe warten lassen würde.


    Im ersten Moment dachte Gaius schon, sein klopfen wäre zu zaghaft gewesen. Denn das niemand in der Casa war, sollte so gut wie unmöglich sein. Zumindest Sklaven waren fast in jedem Haushalt Rund um die Uhr anzutreffen. Letztendlich musste er jedoch lediglich einen Moment länger warten, ehe sich hinter der Türe etwas tat. Ein alter Ianitor öffnete und musterte den jungen Caecilier, der es ihm gleich tat und damit auch eine Antwort dafür gefunden hatte, warum die Wartezeit etwas länger als sonst ausgefallen war. Er wartete die Begrüßung ab und erwiderte dann seinerseits "Mein Name ist Caecilius Metellus…." Der Gedanke schoss ihm in diesem Moment durch den Kopf, dass es mehrere Caecilii Metellii gab und es vermutlich klug war, auch seinen Vornamen zu nennen. "Gaius Caecilius Metellus, Sohn der Decima Atilicina. Ich bin hier um dem Hausherrn meine Aufwartung zu machen. Wenn du mich anmelden könntest?" Nun blieb nur noch abzuwarten, ob der Hausherr überhaupt zugegen war. Selbstverständlich würde Gaius auch mit jedem anderen Vorlieb nehmen, doch gebot es der Anstand zuerst den Hausherrn zu verlangen und nachdem er weder wusste, wer derzeit Hausherr der Casa Decima war, geschweige denn wer sonst noch in ihr wohnte, hielt er dies für die einfachste Lösung.

    Einer seiner ersten Wege in Rom, führte den jungen Gaius zur Stadtcasa der Decimer, denn selbstverständlich war es eine Sache des Anstandes und der Höflichkeit, auch den Verwandten mütterlicherseits seine Aufwartung zu machen. Die Kontakte zu dieser Seite seiner Familie waren bisher eher bescheiden gewesen. Sein Großvater Tiberius Proximus starb bereits vor seiner Geburt, sein Onkel Gaius Proximus - ein Eques und Tribun bei der Legio IX – starb eines Heldentodes während der Germanienkriege und an seine Tante Alessa hatte er auch keine Erinnerungen, da er sie ebenfalls nie kennengelernt hatte. Sie starb in jungen Jahren an einer schweren Krankheit. Lediglich die Erzählungen seiner Mutter hielten die Erinnerungen an seine Abstammung aus dem Hause der Decima aufrecht. Bereits als Kind hatte sie ihm oft die Geschichten ihrer und auch seiner Vorfahren erzählt. Von der alteingesessenen iberischen Bürgerfamilie die aus Großbauern, Kaufleuten und Händlern bestand und sich in Hispania rund um die römische Verwaltungshauptstadt Tarraco ansiedelten. Von seinem Großonkel Livius Decimus Hispanicus dem es gelang das römische Bürgerrecht für sich und die Familie zu erwerben, nachdem er viele Jahre in den römischen Hilfstruppen im ganzen Imperium gedient hatte, und von Hispanicus ältestem Sohn Maximus Decimus Meridius ein großer Soldat, Feldherr und der erste seiner Familie, welcher nach einem Sieg über Feinde Roms, mit einem Triumphzug durch Rom geehrt wurde. Viele große Namen der jüngeren Geschichte hatte die Gens Decima vorzuweisen und auch wenn Gaius ein Caecilier war, waren diese Namen eng mit seiner Herkunft verbunden. Natürlich waren die Caecilier nicht minderbedeutend, zählten in etwa die Caecilii Metelli doch schon während der Römischen Republik zu einer der reichsten und wichtigsten Plebejerfamilien, von der aus ihr entstammenden Reihe an bedeutenden Konsularen und Feldherren gar nicht erst zu sprechen. Doch diese Zeiten waren mittlerweile vorbei. Gaius war weder reich, noch hatte er das Glück als privilegierter Senatorensohn aufgewachsen zu sein. Denn während sein Onkel Quintus Metellus Ceticus es zum Senator und Prätor Urbanus schaffte, bevor ihm eine schwere Krankheit das Leben kostete, hatte sein Vater Marcus Metellus diesbezüglich weitaus weniger Ehrgeiz. Er lebte bis zu seinem frühen Tod das einfache und unkomplizierte Leben eines Caecilii Metellii. Denn auch wenn die Familie den Glanz und den Reichtum vergangener Tage längst verloren hatte, so konnte man sich unter Umständen immer noch recht gut auf den Lorbeeren und den Hinterlassenschaften der Ahnen ausruhen.


    Doch das tat in diesem Moment alles nichts zur Sache, denn Gaius hatte mittlerweile die Türe der Casa Decima erreicht und war gespannt was ihm dahinter erwarten würde. Vielleicht traf er sogar einen der großen Decimer, die sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen Namen gemacht hatten. Sicherheitshalber streifte er daher noch einmal ein wenig aufgeregt über seine Tunika und klopfte dann an.

    Es war lange her, dass Gaius das große Stadthaus der Caecilier betreten hatte. Um genau zu sein war er damals ein Kind gewesen und konnte sich daher nur noch Schemenhaft daran erinnern, wie es von Innen ausgesehen hatte. Von außen waren die meisten Häuser in diesem Viertel gleich. Zumindest der Aufbau einer römischen Casa glich in den meisten Fällen jeder anderen und so hatte er seine Mühe damit, überhaupt erst einmal das richtige Haus ausfindig zu machen. Denn wie es der Zufall wollte, hatte ihn in den letzten Tagen eine Nachricht seines Verwandten Tiberius Metellus – ein Cousin 2. Grades - erreicht, der ihm darum gebeten hatte, sich dem Haus etwas anzunehmen, da er sich selbst in Germanien aufhielt und der letzte Hausbewohner vor kurzem selbst in eine andere Provinz übersiedelt war. Zu einer solchen Einladung ließ Gaius sich selbstverständlich nicht lange bitten. Für den jungen Mann war es selbstverständlich nicht nur eine große Ehre, auf das seit Jahrzehnten im Familienbesitz befindliche Stadthaus achtzugeben und es in schusszuhalten, sondern er sah es auch als große Chance an, auf diese Art und Weise in Rom Fuß zu fassen und sich dort vielleicht sogar eine Zukunft aufzubauen. Eigene vier Wände, in einer der großen Mietskasernen Roms, hätte er sich bei seinem aktuellen Vermögen ohnehin niemals leisten können und so hatte er zumindest schon einmal ein Dach über den Kopf, für das er nichts Zahlen brauchte. Fortuna meinte es wohl gut mit ihm.


    Nach einigem Suchen und umherirren in den engen Straßen Roms war er schließlich bei seinem Ziel angekommen – die Casa Caecilia. Von außen sah sie schon einigermaßen Imposant aus, zumindest verglichen mit einer Mietskaserne. Wie Gaius recht schnell bemerkte, saß vor dem Eingang ein gelangweilt dreinblickender Ianitor, der seelenruhig die vorbeiflanierenden Passanten auf der Straße beobachtete. Nun, er hatte dieser Tage bestimmt nicht sonderlich viel zu tun und daher war sein Anblick vermutlich zu verstehen. Zumindest Gaius konnte es ein wenig nachvollziehen und so ging er lächelnd auf den Sklaven zu "Salve! Mein Name ist Gaius Caecilius Metellus. Ich nehme an du wurdest über meine Ankunft informiert?"


    Der Sklave, der im ersten Moment nicht wusste wie ihm geschah, schließlich hatte er nicht damit gerechnet von einem der Passanten angesprochen zu werden, sprang sofort auf und verneigte sich. "Ja Herr! Das habe ich. Bitte tritt doch ein. Ein Zimmer wurde bereits für dich vorbereitet." Mit diesen Worten griff der Ianitor auch schon zur schweren metallbeschlagenen Holztüre und öffnete sie dem neuen „Hausherrn“. Gaius nickte zufrieden. "Wie viele Sklaven sind eigentlich im Haus verblieben?" fragte er interessenshalber nach. "Nur 4 Herr… Neben mir selbst gibt es noch eine Köchin, ein Cubicularia und einen Laufburschen" antwortete der Sklave. "Hmm… das sind nicht wirklich viele Sklaven für ein so großes Haus, aber für den Anfang sollte es reichen" philosophierte der junge Caecilier laut über die Auskunft des Ianitors. Der Laufbursche war selbstverständlich praktisch, denn er konnte sich um Gaius Gepäck kümmern, dass noch per Wagen nachgeliefert werden sollte. Und auch vier weibliche Hände waren gut, denn sie sorgen dafür, dass die Casa sauber blieb und alle zu ausreichend Essen hatten – zumindest ging er davon aus. Gaius selbst hatte nicht unbedingt einen ausgeprägten Hang zur Ordentlichkeit und daher waren die beiden Sklavinnen in naher Zukunft gewiss eine große Hilfe. "Wir unterhalten uns später noch einmal. Zuerst möchte ich das Haus sehen und die anderen kennen lernen." Dann nickte er dem Skalven noch einmal dankend zu und trat schließlich ein.

    Hallo!


    1. Danke für die Info, ich habe ihn sicherheitshalber kontaktiert.


    2. Soweit mir bekannt spielt das IR fast 130 Jahre nach Sulla. :) Ein Zusammenhang ist daher nicht wirklich erkennbar. Ansonsten wäre auch so gut wie jeder hier im IR gespielte Caecilii Metelli historisch, denn es gab auch einen Lucius, Quintus oder Marcus Caecilius Metellus.