• Dann danke ich dir Herr. Nun möchte ich aber nicht weiter deine kostbare Zeit in anspruch nehmen. Schließlich wartet nun der Praefectus Urbi auf mich. Kann ich mich wieder bei dir melden wenn es nicht so gleaufen ist wie wir es uns eventuell erhoffen?

  • Zitat

    Original von Octavia Varena und Decimus Verus


    Seiana setzte sich ebenfalls, nachdem sie die beiden zu den Sitzgelegenheiten begleitet hatte. „In Rom sind wir Decimer derzeit recht spärlich vertreten“, ergänzte sie noch in Richtung von Verus. „Die Pflicht hat unsere Verwandten in alle Himmelsrichtungen verstreut, wie es scheint…“ Mit einem so höflichen Lächeln wie die ganze Zeit schon wandte sie sich erneut der Octavia zu, als Verus auf sie verwies für die Geschichte des Kennenlernens. „Dann ist es wohl der Wille der Götter selbst, dass ihr euch gefunden habt.“ Sie verkniff sich die Frage, ob Varenas Familie bereits Bescheid wusste, ob es männliche Verwandte gab, die womöglich Ärger machen könnten, so wie bei ihr… Aber das ging sie nichts an. Sie war sich sicher, dass wenigstens Verus wusste, was zu tun war und vor allem wie, damit diese Verlobung auch auf Wohlwollen stieß bei der Familie seiner Zukünftigen. Was sie allerdings ein wenig zynisch werden ließ in ihren Gedanken, war das Lächeln, mit dem die Octavia Verus ansah. Seiana tat sich schon seit langer Zeit, seit der Krankheit und dem Tod ihrer Mutter, schwer damit getan, irgendjemanden nahe an sich heranzulassen. Dass sie fähig war, so zu empfinden wie Varena es scheinbar tat, hielt sie kaum für möglich. Seit dieser unseligen Sache mit Caius jedoch hatte sie mehr und mehr den Glauben an so etwas wie Liebe verloren. Sie leugnete nicht einmal, dass es das gab, obwohl es in den meisten Fällen wohl nur Verliebtheit oder Schwärmerei war. Aber sie glaubte nicht mehr daran, dass es wirklich Bestand hatte. Dass Liebe ein Konzept war, auf dem eine dauerhafte Ehe gründen konnte.


    Aber auch von diesen Gedanken ließ sie sich nichts anmerken, sondern spielte weiterhin perfekt die höfliche Verwandte, Gastgeberin gar, da Verus derzeit nicht hier wohnte, die die zukünftige Ehefrau eines Verwandten kennen lernte. Ein Sklave betrat den Raum und brachte auf einem Tablett Becher und Krüge, mit Wasser, Wein und Fruchtsaft, und bot ihnen Getränke an und mischte, was sie wünschten – in Seianas Fall war es ein verdünnter Fruchtsaft. Mit dem Becher in der Hand, ohne noch an ihm genippt zu haben, sprach sie wieder, hauptsächlich an die Octavia gewandt. „Plant ihr eine Verlobungsfeier? Oder habt ihr schon einen Termin für die Hochzeit ins Auge gefasst?“

  • "Wir Decimer waren immer sehr pflichtbewusst. Dort, wo uns Rom brauchte, waren wir," schwadronierte Verus. "Wo waren wir nicht schon überall, Germanien, Ägypten, Spanien und Griechenland." Er schmunzelte stolz.


    "Der Wille der Götter? Womöglich. Unsere Liebe ist echt und rein. Ich liebe Varena und das ist alles, was ich da hineininterpretieren will," erklärte Verus und legte dabei seine Hand auf Varenas Schulter, um sich in ihrer Nähe zu wissen. Er brauchte sie in diesem Moment als Stütze. Diese Zeit war so freudig, dass Verus die Welt vergaß. "Weißt du, wo unsere Mitglieder derzeit sind? Wir beide müssen noch einige Briefe verschicken, um unsere Verlobung bekanntzugeben." Doch dann stellte Seiana eine Frage, die mehr an Varena gerichtet war und so hielt sich Verus zurück, auch wenn er antworten wollte. Er nickte Seiana und Varena zu und überließ ihnen kurz das Feld.

  • Es hatte leider länger als zwei Tage gedauert bis Venusia alles bereit hatte und aufbrechen konnte. Es gab eine Menge zu besorgen und einiges war nicht so schnell zu bekommen wie gedacht. Ein Wagen wartete nun vor den Toren Roms um ihren Schwager und sie aufzunehmen. Dieser Wagen war mit einer gepolsterten Bank ausgestattet, die Magnus würde tragen können um ihn transportieren zu können wenn nötig. Ebenso war Vorrat besorgt worden. Venusia bevorzugte den Weg zu Fuß durch die römischen Straßen. Da sie sich nicht sicher war wie Mattiacus seinen durch Rom zurücklegte, hatte sie eine Sänfte bereit machen lassen. Von den Kindern hatte sie sich verabschiedet und vorher lang und breit erklärt was sie vorhatte und warum die beiden nicht mitkommen konnte. Sie hoffte sehr, das die beiden das verstanden hatten. Nun stand sie neben der Sänfte und wartete auf ihren Schwager, der von einem Sklaven geholt werden sollte.

  • Mattiacus kam zur Sänfte, die Venusia bereit gestellt hatte. Er schien ein wenig gehetzt.


    "Verzeih' mir, meine liebe Venusia. Ich hatte leider soviel um die Ohren, dass ich unseren Aufbrauch völlig vergessen hatte."


    Er hängte sich noch schnell die Arzttasche mit allen nötigen Instrumenten und Kräturen um und schon konnten sie los.


    "So, ich bin bereit. Wir können los." sagte er freudig vergnügt.


    Sim-Off:

    Sorry, hatte lange nicht mehr geschaut, was in der Casa los war und deswegen den Thread übersehen. :)

  • Sim-Off:

    Kein Problem, das kann passieren :)


    Venusia hatte in der Tat ein wenig länger gewartet als gedacht. Nun aber sollte es losgehen und ihre Hoffnung endlich etwas ausrichten zu können, kam wieder zurück. So bat sie Mattiacus in die Sänfte.
    "Ich kann mir vorstellen, dass du noch allerhand zu erledigen hattest. Aber nun können wir abreisen. Vor den Stadttoren erwarten uns dann die Kutschen. "
    Von dort aus sollte es weiter nach Misenum gehen.

  • Seiana war in ihrem Cubiculum gewesen, wie so häufig am Schreibtisch, als der hausinterne Botenjunge klopfte und ihr mitteilte, dass ein gewisser Gaius Caecilius Metellus, Sohn der Decima Atilicina, an der Tür sei und darum bitte, empfangen zu werden. Einen winzigen Augenblick überlegte sie, bevor sie anwies, den Gast ins Atrium zu bringen.


    Ins Atrium geführt, wurde dem Caecilier etwas zu trinken angeboten, doch lange musste er nicht warten, bis Seiana erschien. Der Text, an dem sie gerade gearbeitet hatte, lag größtenteils noch als Notizen auf ihrem Tisch, und ein paar Momente mehr oder weniger hätten sie ohnehin nicht weiter gebracht. Sie hatte sich lediglich die Zeit genommen, ihr Aussehen kurz noch einmal zu überprüfen – was den zusätzlichen Effekt hatte zu vergewissern, dass sie nicht etwa vor dem Gast erschien. Als sie das Atrium betritt, ging sie also auf ihn zu, ihr übliches vages Lächeln auf den Lippen, während der Rest ihrer Miene höflich-neutral blieb. „Salve, Caecilius. Ich bin Decima Seiana“, begrüßte sie ihn. „Was verschafft meiner Familie die Ehre deines Besuchs?“

  • Die kurze Wartezeit bis zum Eintreffen der ehrenwerten Decima, vertrieb sich Gaius mit dem betrachten der zahlreichen Ahnenmasken, die im Atrium ausgestellt waren. Selbst seinen Großvater Decimus Proximus fand er unter ihnen. Sollte man seine Mutter hier nicht kennen, so konnte er zumindest auf ihn verweisen. Die allgemeine Aufregung über die bevorstehende Begegnung mit einem fremden Familienangehörigen ließ daher wieder etwas nach. Im selben Augenblick hörte er jedoch auch schon eine weibliche Stimme hinter ihm, die mit begrüßenden Worten näher kam. Noch im Umdrehen schoss ihm durch den Kopf, dass die Stimme allen Erwartungen zum Trotz eigentlich recht jung geklungen hatte…. Und da stand sie! Eine schlanke junge Frau, vermutlich ein paar Jahre älter als Gaius selbst, die ihn erwartungsvoll entgegensah. War es nun die Verwunderung darüber, dass er nicht wie erwartet eine alte Matrone vor sich hatte, oder der bezaubernde Anblick der eleganten jungen Frau, der sich ihm darbot? Gaius verlor sich jedenfalls für einen kurzen Moment darin. Dieses zierliche blasse Gesicht, umrahmt von dunkelbraunem mittellangem Haar, das zu einer eleganten Frisur geformt war und dessen gepflegter Duft bis in seine Nase drang. Und dann diese Augen, diese tiefgründigen braunen Augen. War das hier Wirklich? So wie Seiana vor ihm stand stellte sich Gaius eine Nereide vor, jene nymphenartigen Wesen, die laut vielen griechischen Erzählungen tief am Meeresgrund lebten, auf Delphinen und Hippokampen ritten und Schiffbrüchige beschützten - und von denen bereits Homer in seinem Ilias berichtet hatte. Mit leicht vor Staunen geöffnetem Mund stand der junge Caecilia der vermeintlichen Tochter des griechischen Meeresgottes Nereus gegenüber und brachte dabei kein Wort heraus. Sie war einfach……. wunderschön.


    Es dauerte einige tiefe Atemzüge, die zumindest für Gaius so langsam wie in einem Traum vergingen, ehe er sich wieder etwas besinnen konnte. Er schloss seinen Mund und schluckte zuallererst, um die trocken gewordene Kehle zu befeuchten. Dann antwortete er etwas zaghaft "Ähm…. Verzeih." war das erste, das er auf die Schnelle erwidern konnte in dem Wissen, dass er die ihm ins Gesicht geschrieben stehende Überraschung nicht mehr verheimlichen konnte. So versuchte er auch schnell anzuschließen "Ich bin Caecilius Metellus…" Idiot - schoss es ihm zeitglich durch den Kopf. Das wusste sie ja bereits "… Ich bin der Enkelsohn von Tiberius Decimus Proximus..." Er deutete dabei mit seiner Hand auf die hinter ihm hängende Ahnenmaske seines Großvaters "..und vor kurzem hier in Rom angekommen. Ich wollte nur…" Ja was wollte er eigentlich? Dies zu formulieren war gerade nicht wirklich einfach, denn seine Augen hingen an den zarten Lippen der jungen Frau, an denen man nur ein vages Lächeln erahnen konnte und die Decima damit nur umso sinnlicher und vielleicht sogar ein wenig geheimnisvoll erscheinen ließen. … dich küssen – wäre wohl die ehrlichste Antwort gewesen. Doch Gaius schaffte es seine gerade verrücktspielende Gefühlswelt rechtzeitig unter Kontrolle zu bekommen. Sie war immerhin eine Verwandte und er wusste noch nicht einmal in welchem Grad sie verwandt waren! "… der Familie meiner Mutter und dem Hausherrn meine Aufwartung machen." So hatte er gerade noch die Kurve bekommen und dies war ja auch tatsächlich der eigendliche Grund seines Kommens. Sein Blick löste sich unterdessen wieder von Seianas Lippen und wanderte hinauf zu ihren braunen Augen, ihren langen Wimpern und ihren elegant geformten schmalen Brauen. Bei den Göttern! Warum straft ihr mich so?! Hätte es nicht eine alte Hexe sein können, die ich hier antreffe? Ich mache mich hier noch zum Idioten! Gaius viel auf, dass die beiden noch einige Schritte voneinander entfernt standen. Vielleicht erwartete sie sich, was ihr gutes Recht als Gastgeberin war, dass er diese letzten Gradus auf sie zukam. Doch er konnte sich einfach nicht überwinden und blieb daher vorerst wie angewurzelt stehen, in der Hoffnung, sie fasste diesen Auftritt nicht gerade ebenso Peinlich auf wie er es tat. Vielelicht hatte sie es gar nicht so recht mitbekommen. Sie hatte ihm eben aus den Gedanken gerissen. Ja, das war eine gute Erklärung. Das erste Mal auf die Familie treffen und dann das - Gaius hätte sich am liebsten selbst dafür georfeigt. Doch nun war viel wichtiger, wie Seiana reagieren würde.

  • Der Mann drehte sich zu ihr um, als er ihre Stimme hörte – und schien zu erstarren. In jedem Fall reagierte er zunächst nicht auf ihre Begrüßung. Seiana kam langsam einige Schritte näher, und eine ihrer Augenbrauen wanderte leicht in die Höhe, während sie darauf wartete, dass der Caecilius etwas sagte. Flüchtig überlegte sie, ob er vielleicht etwas zurückgeblieben sein mochte, allerdings hatte der Türjunge nichts davon verlauten lassen. Und er wirkte auch nicht so – vielmehr drängte sich Seiana der Eindruck auf, dass es ihr Anblick war, der ihn für Augenblicke hatte wortlos werden lassen. Die Blicke, mit denen er sie musterte, sprachen in der Tat eine deutliche Sprache, und Seiana... nun, sie fühlte sich sowohl ein wenig irritiert als auch geschmeichelt.


    Noch während sie aber überlegte, wie sie darauf reagieren sollte, fand der Caecilius seine Sprache wieder. Seiana neigte leicht den Kopf. „Der Sohn von Decima Atilicina“, wiederholte sie, was ihr der Junge gesagt hatte. „Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Seiana wies auf einige Stühle, die am Rand des Atrium bereit standen, und bot ihm mit dieser Geste an Platz zu machen. Die Blicke, mit denen er sie musterte, änderten sich nicht durch die Tatsache, dass er nun nicht mehr schwieg, und Seiana wusste immer noch nicht so recht, ob und wenn ja wie sie darauf reagieren sollte. Jedoch ließ sie sich davon nichts anmerken, sondern setzte sich und bedeutete dem Sklaven, dem Gast und ihr etwas einzuschenken. „Verzeih bitte, dass dich außer mir niemand aus der Gens begrüßen kann.“ Erneut ein Lächeln, versuchsweise ein wenig ausgeprägter als zuvor. „Derzeit befindet sich kein Mann der Familie in Rom. Wie geht es deiner Mutter?“

  • Sie freute sich also seine Bekanntschaft zu machen. Anscheinend hatte Gaius diesen kurzen Fauxpas einigermaßen glimpflich überstanden. Natürlich konnte er nicht abschätzen, was im Kopf der jungen Decima vorging. Doch zumindest machte sie einen halbwegs normalen und weiter freundlichen Eindruck, was letztlich auch keine Rückschlüsse auf eine etwaige Verstimmung wegen seiner vielleicht ein wenig zu aufdringlichen Blicke zuließ. Wie auch immer – Gaius atmete durch und versuchte nun ganz sachlich zu werden. Er konnte sich noch gut daran erinnern, dass sein Vater ein wahrer Meister darin war, von einem Moment des Lachens und der Ausgelassenheit in eine vollkommen sachliche Diskussion überzugehen. Bei diversen geschäftlichen Ereignissen konnte er das als Kind mehrmals beobachten und bewunderte jedes Mal die professionelle Art, mit der sein Vater seinen Gemütszustand steuern konnte. An ihm war bestimmt ein guter Politiker verloren gegangen, denn Gaius Onkel, der Zwillingsbruder seines Vaters, hatte es mit diesem vorteilhaften Talent immerhin zum Senator gebracht. Doch schon im nächsten Augenblick war der junge Caecilier wieder Gedanklich ganz bei Decima Seiana, die ihm lächelnd einen Stuhl anbot. Ein schönes, strahlendes Lächeln wie er bewundernd feststellen konnte.


    Doch nun bemühte er sich, immer seinen Vater als Vorbild, diese Gedanken rasch beiseite zu streichen und lächelte dankend nickend zurück. Erst als Seiana sich gesetzt hatte, nahm auch er ihr gegenüber platz. Es kam ihm sehr gelegen, dass ihm einer der Sklaven sofort etwas zu trinken einschenkte. Seine Kehle fühlte sich nach wie vor etwas trocken an. Nicht gerade die beste Voraussetzung um eine nettes Gespräch zu führen. Doch er wollte vorerst noch etwas damit warten, um nicht unhöflich zu wirken. Die junge Decima erklärte in der Zwischenzeit auch in kurzen Worten, warum ausgerechnet sie es war, die ihn hier heute begrüßte. Kein anderer der Familienangehörigen – zumindest der Männlichen – war derzeit zugegen. Eigentlich mehr als schade, da Gaius bereits fest damit gerechnet hatte, mit einem der Decimer sprechen zu können. Es ging immerhin um seine Zukunft. Doch so war ihm zumindest das Glück zu teil geworden, die Bekanntschaft Seianas zu machen. Fortuna schien es also doch gut mit ihm zu meinen. Als seine Gesprächspartnerin nun eine direkte Frage stellte, nahm Gaius den Gesprächsfaden wieder auf. Er wirkte dabei bereits wesentlich entspannter als zuvor. "Meiner Mutter geht es soweit ich weiß gut. Danke der Nachfrage. Sie ist schon vor einiger Zeit zurück nach Hispania gezogen und wir stehen nur noch Brieflich in Kontakt. Ich soll hier allen die sie kennt schöne Grüße ausrichten." Nachdem diese Frage beantwortet war, wollte er noch einmal auf die Abwesenheit der männlichen Familienangehörigen eingehen "Es ist sehr schade das außer dir niemand hier ist. Ich hatte vor allem gehofft mit einem der Senatoren ein kurzes Wort wechseln zu können." Nicht zu Hause, hätte Gaius noch hoffnungsvoll gestimmt, aber nicht in Rom?! Das klang nicht gerade vielversprechend. Vielleicht waren sie ja nur für kurze Zeit verreist oder zumindest in Reichweite. Er hoffte das Seiana dies aufklären konnte. "Wann ist denn mit einer Rückkehr eines Senators zu rechnen?"

  • Hin und wieder bekam Seiana zwischendurch den Eindruck, dass der Caecilius sie wieder intensiver musterte, aber nun schien er sich im Griff zu haben – sowohl was seine Musterung ihrer Person anging wie auch seine sprachlichen Fertigkeiten. Er wurde sachlicher, jedenfalls wirkte es auf Seiana so, und entsprechend lehnte sie sich ein wenig zurück, nippte an ihrem Getränk und hörte ihm zu. Der Caecilier schien immer ruhiger zu werden, was Seiana einerseits doch ein wenig erleichterte, weil es so für sie einfacher war, mit ihm umzugehen – andererseits jedoch... nun ja, fast schon enttäuschte. Es war schmeichelnd, auf diese Art angesehen zu werden. Es passierte ihr selten, dass es so offensichtlich war, oder vielleicht lag es auch daran, dass sie zwar durchaus ihre Umgebung wach im Blick behielt, aber häufig wenig Aufmerksamkeit darauf verschwendete, wer sie wie ansehen mochte, sofern sie sich nicht im direkten Gespräch mit ihr befanden, wie hier – und damit auch Männern, die sie eventuell auf diese Art musterten. Da sie es nicht mochte, beobachtet zu werden, im Mittelpunkt zu stehen, ignorierte sie es in der Regel einfach. Allerdings begann sie in letzter Zeit, verstärkt darauf zu achten. So sehr sie sich am liebsten abkapseln wollte, begann sie doch zu realisieren, dass es durchaus wichtig sein konnte, wie man ankam – und dass es noch wichtiger sein konnte, wie gelassen und souverän man reagieren konnte. Und sowohl allzu große Aufmerksamkeit wie auch mit männliche Bewunderung waren etwas, womit sie lernen musste, lernen wollte, souverän umzugehen.


    „Das freut mich zu hören“, antwortete sie, als der Caecilius von seiner Mutter erzählte. Sie trank erneut einen kleinen Schluck, bevor sie den Becher auf dem Tisch abstellte. „Was die Senatoren der Familie betrifft, wirst du kein Glück haben. Decimus Livianus, mein Onkel, hält sich derzeit in Germania auf. Er ist Legat der II. Meridius hat sich bereits vor einiger Zeit ebenfalls nach Hispania zurückgezogen.“ Sie lächelte entschuldigend. „Mattiacus – gemeinsam mit mir der einzige Decimer, der derzeit in Rom lebt – ist gerade auf dem Weg, seinen Bruder Magnus in Misenum zu besuchen. So weit ich weiß, wird er bald zurückkehren, mit ihm könntest du also reden, wenn du in ein oder zwei Wochen wieder kommst. Du könntest natürlich auch beispielsweise Livianus schreiben, wenn du möchtest.“

  • "Ich verstehe…." sagte Gaius sichtlich enttäuscht. Denn es war auch sehr enttäuschend für den jungen Mann, keinen der Senatoren aus dem Hause Decima hier in Rom anzutreffen. Er hatte sehr darauf gesetzt hier Unterstützung zu finden und musste sich nun wohl oder übel gedanklich mit neuen Lösungswegen und Möglichkeiten auseinandersetzen, seine Ziele weiterverfolgen zu können. Schlimmstenfalls hieß es für ihn letztendlich zurück zu gehen und Rom wieder zu verlassen. Was sollte ein junger Mann wie er ganz alleine, ohne jegliche Anstellung und ohne Förderer schon hier in Rom. Doch so weit war es noch nicht. Er musste sich ein wenig selbst motivieren und durfte nicht gleich aufgeben. Er nahm das Gespräch daher gleich wieder auf "Ich glaube nicht, dass es viel Sinn haben wird dem Senator zu schreiben. Von Germanien aus wird er wohl nicht sehr viel für mich hier in Rom tun können. Aber ich danke dir für diesen Rat." Vielleicht hatte er ja bei Decimus Mattiacus Glück. Er hatte von ihm gehört und wusste, dass er zwar kein Senator war, aber ein großer Rechtsgelehrter, vermutlich der Beste den es zur Zeit hier in Rom gab und er hatte als ehemaliger Hofbeamter bestimmt auch sehr gute Verbindungen die sich als Nützlich erweisen konnten. Er brauchte einen Patron um vorwärts zu kommen. Am besten einen einflussreichen Senator aus der Familie, hatte ihm Mutter mit auf den Weg gegeben. Doch diese Option viel nun flach. Bestimmt gab es in Rom andere Senatoren, die nicht abgeneigt waren einen jungen engagierten Mann als ihre Klienten zu akzeptieren, doch Gaius kannte niemanden und konnte nicht einfach wie ein Bittsteller an irgendeiner Türe eines Senators klopfen und fragen, ob dieser sein Patron werden wollte. Ein klein wenig unschlüssig und hilfesuchend sah er Seiana an. Sie konnte ihm bestimmt auch nicht weiterhelfen. Sie war schließlich nur eine junge Frau, wenn auch eine sehr bezaubernde. Vielleicht ist sie ja verheiratet. Vielleicht sogar mit einem Senator. Das Alter hat sie jedenfalls dazu. Aber warum sollte sie dann hier im Haus der Decimer wohnen und nicht bei ihrem Mann? Gaius wischte den Gedanken wieder beiseite. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke besser, wenn sie es nicht war. Doch dann war auch er wieder beim Anfang seiner Gedanken angelangt und das sie ihm vermutlich auch nicht wirklich helfen konnte hier in Rom Fuß zu fassen. Sonst wäre sie in jedem Fall die erste Frau die er kennenlernte, welche Verwendung für einen Scriba hätte. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Er stammte von zwei der einflussreichsten Familien Roms ab - auch wenn die glorreichen Zeiten der Caecilier zugegebener Maßen bereits etwas länger zurück lagen – und dann war hier niemand, der ihm irgendwie weiterhelfen konnte.


    Gaius seufzte und meinte schließlich "Ich werde wohl eher die zwei Wochen abwarten bis Decimus Mattiacus wieder zurück in Rom ist." was hoffentlich in längstens zwei Wochen auch wirklich den Tatsachen entsprach. Denn wie sollte er über kurz oder lang die Sklaven in der Casa Caecilia und sich selbst ernähren. Das Geld das Tiberius Metellus dagelassen hatte, hielt nicht ewig. Zudem wollte Gaius auf eigenen Beinen stehen und nicht zu sehr von Anderen abhängig sein. "Könnte man mich in der Casa Caecilia verständigen, sobald Mattaicus wieder in Rom eintrifft?" Nachdem es nun an Seiana lag ihm zu antworten und sie bereits an ihrem Becher genippt hatte, nutzte auch der junge Caecilier die Möglichkeit endlich seine immer noch trockene Kehle zu befeuchten, griff nach seinen Becher und nahm einen kräftigen Schluck.

  • Seiana konnte die Enttäuschung sehen, die sich auf dem Gesicht ihres Gegenübers breit machte, aber sie sagte nichts weiter dazu. Sie konnte ihm nicht weiter helfen, was seinen Wunsch betraf, einflussreiche Verwandte seiner Mutter hier in Rom anzutreffen. Sie selbst würde es ja ebenfalls bevorzugen, würden mehr Decimer in Rom leben, erst recht mehr von jenen, die Einfluss hatten – aber sie konnte daran nichts ändern. „Nein.“ Sie schüttelte leicht bedauernd den Kopf. „Da magst du wohl Recht haben. Von Germanien aus wird er dich nur schwerlich unterstützen können.“ Außer seinen Klienten und Verbündeten zu schreiben und sie zu bitten, einen ihm Unbekannten zu unterstützen – und es war fraglich, ob Livianus das tun würde. Sie selbst hätte es kaum getan, nur auf das Schreiben eines Mannes hin, den sie noch nicht einmal kennen gelernt hatte, und von dem sie auch sonst nichts wusste.


    Anschließend setzte sie wieder ihr Lächeln auf. „Gerne. Ich werde Mattiacus ausrichten, dass du hier gewesen bist, und dir eine Botschaft in die Casa Caecilia senden. Kann ich dir sonst noch behilflich sein?“

  • Der Besuch bei seiner Familie schien kürzer zu werden, als Gaius es ursprünglich angenommen hatte. Auch wenn er sich letztendlich in reizender Gesellschaft wiedergefunden hatte, so war er seinem eigentlichen Ziel, einen Senator der Decima als Patron für sich zu gewinnen, keinen Schritt näher gekommen. Er musste sich die ganze Angelegenheit noch einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht hatte er ja beim Patron seines Cousins Tiberius mehr Erfolg. Zumindest war dies eine weitere Möglichkeit die er in Betracht ziehen sollte. Oder er wartete einfach einmal die Rückkehr von Decimus Mattiacus ab. Womöglich hatte dieser einen guten Ratschlag parat. Wie auch immer, dieses Thema war vorerst vom Tisch, was zugleich bedeutete, dass Gaius keine passende Antwort auf die darauffolgende Frage der hübschen Decima wusste.


    Zumindest war Seianas Lächeln derart mitreißend, dass es auch den jungen Caecilier wieder etwas verlegen schmunzeln ließ. "Nun ja….. Ich fürchte, dass sich der eigentliche Grund für mein Kommen damit erledigt hat…." Krampfhaft überlegte er dabei, was er sagen konnte, um seinen Besuch noch ein klein wenig zu verlängern. Nur ein paar gestohlene Augenblicke mehr, in der er die Anmut und den bezaubernden Anblick seines Gegenübers noch weiter auf sich wirken lassen konnte. Das erste das ihm dabei einfiel, war die Möglichkeit eine Einladung auszusprechen. Er kannte schließlich niemanden in Rom und warum sollte er eine derart gute Gelegenheit ungenützt verstreichen lassen. Doch dann beschlich ihm der Gedanke, dass es womöglich mehr als ungebührlich war, eine junge liebreizende Frau aus guten Hause, entfernte Verwandte hin oder her, die er noch dazu gerade erst kennengelernt hatte, in die Casa Caecilia zu einem gemeinsamen Essen einzuladen. Andererseits – wem sollte er um Erlaubnis fragen? Ihre männlichen Verwandten hatten sie alleine gelassen und ihr ganzes Auftreten schien eher darauf hinzudeuten, dass sie es gewohnt war Männern selbstbewusst gegenüberzutreten. Natürlich könnte es auch sein, dass sie Gaius aufgrund seines Alters einfach nicht sehr ernst nahm, doch er ging lieber davon aus, dass sie Unabhängigkeit gewohnt war. Was jedoch wiederum bedeuten konnte, dass sie doch verheiratet war? Ach was! Egal! Was habe ich schon zu verlieren?! Der junge Mann suchte nach den passenden Worten. "….Jedoch….. Wie erwähnt bin ich erst seit kurzem in Rom und kenne noch nicht wirklich viele Leute. Um ehrlich zu sein bist du meine erste nähere Bekanntschaft" sein Lächeln wurde etwas breiter "wenn man das so nennen kann. Und nachdem du, wie ich gerade feststellen musste, derzeit die einzige Vertreterin deiner Gens hier in Rom bist, wäre es mir eine Freude wenn ich dich zum Essen in die Casa Caecilia einladen dürfte." Ja! Gaius hatte gerade noch die Kurve gekriegt. Das war doch ein wunderbarer Einfall. Die Einladung zum Essen zwecks familiärem Austausch und Kennenlernen. Nun musste sie nur noch annehmen. Der junge Caecilier hoffte, dass diese Einladung zum Essen eine ungezwungenere Atmosphäre bot als sein heutiger unangekündigter Besuch, der irgendwie einen offizielleren Charakter hatte und nicht gerade passend schien, um Kindheitserinnerungen und Familiengeschichten auszutauschen. Erwartungsvoll sah er Seiana an. Bitte sag Ja!

  • Valerian ließ sich einen stark verdünnten Wein geben und blickte sich dann interessiert im Atrium um. Immerhin war dies das Haus einer der mächtigsten Familien Roms. Nun gut, sie waren nicht mehr ganz so mächtig wie noch vor wenigen Jahren. Aber trotzdem keinesfalls zu vernachlässigen. Eigentlich erstaunlich, in wie viele Häuser von mächtigen Leuten er in letzter Zeit kam.

  • Man hatte Mattiacus Bescheid gegeben, dass ein Gast für ihn im Atrium wartete. Sogleich begab er sich in selbiges. Es schien ein Soldat zu sein. Der Diener hatte gesagt, dass er aus Germanien gekommen sei.


    "Salve, ich bin Marcus Decimus Mattiacus. Ich begrüße dich in unserem Haus." sagte Mattiacus zur Begrüßung. "Wie ich sehe, hast du schon was zu trinken." Er liess sich auch einen kleinen verdünnten Wein bringen, schließlich war es noch früh am Tag.

  • Valerian wandte sich sofort dem Mann zu, der das Atrium betrat. "Salve, Decimus Mattiacus. Ich bin Centurio Lucius Quintilius Valerian, Primus Pilus der Legio II Germanica. Dein Bruder übermittelt Dir seine herzlichen Grüße. Und er erkundigt sich nach Neuigkeiten, sowie über die Einzelheiten des Gerichtsverfahrens. Dieses wäre auch für mich von Interesse, da es dabei ja auch um mich und meinen Adoptivsohn ging." Vielleicht war es nicht ganz höflich, gleich so mit der Tür ins Haus zu fallen, doch Valerian lag die ganze Sache sehr am Herzen und für Plaudereien kannte er die Decimer einfach nicht gut genug.

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