Beiträge von Titus Didius Gordianus

    Ich betrat den Raum.


    "Salve Aedi, mein Name ist Titus Didius Gordianus und ich bin Organisator der kommenden Militärwettkämpfe im Namen der Factio Russata in der Urbs."


    Ich machte eine Pause.


    "Ich komme zu Dir, Aedil, um dich für die bevorstehenden Wettkämpfe um eine Genehmigung für die Ausrichtung von Wetten im Rahmen des Turniers zu bitten."

    Ich fand das Officium des Aediles Curules sehr schnell, am Rande der Mercati Traiani.
    Nur ein dünner Vorhang trennte den Raum von dem Flur. Nachdem ich mein Anliegen schilderte und man mich vorgelassen hatte, schob ich behutsam den Vorhang beiseite und lugte in den Raum.


    "Salve ?" sprach ich, in der Erwartung, daß ich eine Antwort bekam.

    Buccio kam nach einer weile wieder zurück. mit festen griff schleifte er einen weiteren Unfreien herbei. Meine Güte, der Mann war ein Hüne. wenn er Buccio entwischte, würde er ihn so schnell nicht wieder bekommen, doch Buccios Griff saß fest.


    Ecce !



    Ich musterte den Mann. sein Körperbau, seiner Statur waren die eines Athleten.
    Hämisch bemerkte ich zu Buccio: "wo hast du den denn her ? den hast du doch gestohlen !"
    Buccio schien das wenig auszumachen. er ertrug diese bemerkung mit einem süffisanten Lächeln.


    "Spricht er Latein ?"


    ein bißchen, nicht sehr gut, aber er ist lernfähig.


    "Wie ist sein Name ?"


    Nigidus, im Ernst.


    "wo war er vorher ? was hat er gemacht ?"


    er war bei den Galeeren, iudäischer Herkunft und verurteilt.


    "Bei den Galeeren ? du willst mich hochnehmen."
    und zu dem Sklaven drehend "Sag bloß, daß dein "Gott" dich errettet hat ?" Ich lachte.


    "Nun denn, Galeerensklave. was wirst du kosten ?"


    Für dich, Gordiane: 3000 Sesterzen.


    "3000 Sesterzen ?! Buccio, hab dich jemals schlecht behandelt ? und das für einen Galeerensklaven ! Ich geb dir 2000 , für den Galeeresklaven und Sattelschlepper dahinten."


    2000 für beide ??!! willst du mich ruinieren ? Ich habe viele Pflichten. der Aedil mit seinen Wachmannschaften ist mir auf den Fersen, der Zoll, meine Lieferanten. Nein, 2500 Sesterzen für Nigidus und sonst nichts.


    "Buccio, du alter Halsaufknüpfer. zu schade, daß du nicht einlenkst, Du könntest dem Consul Didius Falco, du weißt meinem Vetter, einen großen gefallen tun. und du weißt ja - manus manum lavat." ;)


    Dem Consul ? warum sagst du das nicht gleich. richte ihm doch bitte schöne Grüße von mir, ja. und seinen Sklaven, für 2200 Sesterzen soll er ihn bekommen.


    Ich nickte.
    "schön, daß wir uns noch einig geworden sind."
    Ich hinterließ Buccio einen Lieferantenschein, auf dem stand, wohin er den sklaven zu liefern habe. dann machte ich mich des Weges, zufrieden ob es geglückten Geschäfts.

    Heute war ein guter tag. Am frühen Morgen hatte ich die casa meines Vetters Falco verlassen. das hatte zweierlei Vorteile. Zum einen war es noch nicht so heiß und zum anderen waren die Straßen und Gassen der urbs recht übersichtlich, denn die Märkte füllten sich gewöhnlich erst um 4.Stunde des Tages. Falcos Villa lag am Aventin, einem noblen viertel Villenviertel, in dem viele politiker und wohlhabende römer ihre Häuser stehen hatten.
    Ich wollte ein paar einkäufe machen. Falco gab mir einen sklaven mit, einen muskelbepackten Hühnen, aber nach Falcos Aussage lammfromm.


    also stiefelte ich dem Sklaven folgend den hang hinunter an das Ufer des Tiber. durch die vielen, kleinen und wendigen Gassen fiel es mir nicht leicht immer sofort die übersicht zu behalten, aber der Sklave lotste mich souverän durch die römische Labyrinth.


    Und schließlich erreichten wir auch den Vieh-und Rindermarkt unterhalb des tempels der Vesta.


    Es war doch überraschend mehr los, als ich erwartet hatte. ich wußte, daß Buccio noch seinen stand hatte und ich suchte mir den weg dahin.
    Da sah ich ihn. Er bekam gerade neue ware, dessen anlieferung er hektisch koordinierte.


    'Der alte Buccio', dachte ich,'immer in Bewegung, unermüdlich.' Ich trat auf ihn zu,


    Seit unserem letzten Treffen hatte ich doch einiges zugelegt, eigentlich hautpsächlich seit dem ich aus der Legion raus war. Das Haar war etwas lichter geworden, insbesondere an den schläfen und zeigte gräuliche erscheinungen.
    Buccio war immer noch derselbe - korpulente erscheinung und kein einziges Haar auf seinem Haupt.
    ich baute mich vor ihm auf und er sah mich an, als wolle er mich gleich davonpfeiffen.


    Es dauerte ein wenig bis sich ein augescheuchter Blick in ein freudiges lächeln verwandelte.


    Gordiane, diis id es. gaudeo te videre.


    "Buccio, etiam mihi gaudium est te videre. Quid mihi donare potes ?"


    Das lächeln auf Buccios Wangen festigte sich. Er witterte ein gutes Geschäft.


    "oh, veneras, ut emeres." Buccio grinzte verschmitzt.


    Er führte mich durch seine neuesten Auslagen. ich setzte eine prüfende Miene auf und begutachtete kritisch die angebote. mal packte ich eine Ware etwas fester am Arm, um den Körperbau zu überprüfen.


    Buccio gab sich alle Mühe, aber er konnte mich nicht überzeugen und das merkte man.


    Plötzlich blieb Buccio stehen.


    "Obside ! modo venio."


    Dann verschwand er und ließ mich verdattert zurück.

    "Nun, ich werde als erstes mal über den markt gehen und mir nach so langer Zeit der Abwesenheit Roma wieder ansehen. Wir brauchen einen Wagenlenker, der dazu imstande ist, das gespann zu führen.
    Hat der alte Buccio noch seinen Stand südlich vom Forum Boarium am Tiber ? der hatte immer eine gute Auswahl und so manches Kleinod.
    wegen der Pferde werde ich eine Nachricht nach Germania senden, dass wir interessiert sind. dann werden wir versuchen müssen einen angemessenen Preis herauszuschlagen. Aber mehr als 2000 Sesterzen sollte es nicht übersteigen.
    anschließend muss das Gespann eingefahren werden und die verschiedenen kandidaten getestet werden."

    "Ja, einen Rennstall der Gens Didia."


    Ich trank einen Schluck.


    "Das ist mir durchaus bewusst. Einiges muß organisiert werden, aber ich will mich gerne darum kümmern. Selbstverständlich werden wir zunächst erst in den Provinzen tingeln, denn mit den Gespannen im Circus Maximus werden wir uns nicht messen können, vorerst."

    Ich machte Anstalten mich zu setzen.


    "Auf meiner Reise nach Roma quattierte ich mich unterwegs in einem Bauernhof ein. Der Besitzer war so freundlich und beherbergte mich. Am Abend zeigte er mir sein Ställe und seinen ganzen Stolz. Ein Gespann germanischer Pferde, gemischt mit dem Blut wilder Araberhengste. Ein Wahnsinn. Solche Pferde hast du in deinem Leben noch nie gesehen, Falco. Edel und schlank, und schnell wie der Blitz. Leider auch schwer zu kontrollieren. Bislang hat es noch kein Fahrer geschafft. So kam ich auf die Idee, einen Rennstall zu gründen. Gewiss, es muß noch einiges getan werden. Vorallem muß ein wagemutiger Fahrer gefunden werden, der es schafft diese wunderbaren Tiere in Zaum zu halten.
    Außerdem ist als Veteran meine Portokasse leider auch nicht gefüllt, um so einen Rennstall zu finanzieren. Deswegen wende ich mich an dich, einen einflussreichen und vermögenden Bürger Roms, und zugleich einen begeisternden Fan der Wagenrennen.
    Was sagst du, Falco ?"

    Der Wein leerte sich schnell.


    "Ja, die Zeit in Germania war sehr prägend. Aus diesem Grunde habe ich mich auch entschlossen von meinem Entlassungsgeld eine Taverne dort oben zu eröffnen. Ich hoffe, ich bekomme bald das restliche Geld ausgezahlt. Einen alten Gutshof unweit von Colonia Agrippina habe ich gekauft. Jetzt such ich unter anderem noch Personal, einige Sklaven, die mir zu Hand gehen. Da ich jetzt schonmal in Rom bin, werde ich mich hier auch umgucken. Die Auswahl ist einfach um einiges besser.


    Und dann kam mir noch die Idee für ein Vorhaben, für daß ich dich gerne zur Unterstützung gewinnen würde."


    Ich langte nochmals ordentlich zu von den angebotenen Früchten und wusch mir anschließend die Hände in einer kleinen Schale, welche dargereicht wurde.

    Ich ließ mir meinen Glasbecher einschenken. Falco hatte einen ausgezeichneten Geschmack, was die Auswahl seiner Weine anging.


    "Lass mich rekapitulieren, Falco. Es ist schon einige Zeit her seit diesen Ereignissen. Es ist passiert rund 2-3 Meilen vor Misenum. Wir, die Legio I, hatten dort unser Feldlager aufgeschlagen. Ich war Soldat der Reitereinheit und wir wurden dazu abkommandiert, die Stellungen Laecas auszumachen. Die Stimmung war schon des längeren nicht mehr die beste. Imgrunde boten sich immer mehr Zweifel seit wir aus Mantua verlegt wurden, um sich Laeca und seinen Truppen entgegenzustellen. Leise wurde auch Kritik laut über die Führungsfähigkeit der hohen Offiziere"


    Und ich beugte mich zu Falco und flüsterte ihm ergänzend zu


    "und über die des Kaisers höchstpersönlich.


    Ich habe mich an diesen Gerüchten nicht groß beteiligt, aber sie cursierten umher. Irgendwann kam es dann zum Affront. Meine Sturrheit und Unbeherrschbarkeit brachte mich für die nächsten Wochen in den Carcer des Marinestützpunktes in Misenum, zusammen mit einigen Kameraden. Und schließlich wurde uns der Prozeß gemacht. Das Urteil 'Degradierung und Strafarrest' habe ich inzwischen akzeptiert. Ich hoffe, lieber Veffer, du konntest dir durch meine Erzählungen ein Bild machen. Ich habe sie nicht oft erzählt."

    "Nun, ja, ähm..., du liegst da zur Hälfte richtig."


    Ich schluckte.


    "Daß ich in Germania war, hast du gehört. Das stimmt. Ich diente dort in einem feuchten und wittrigen Nest. Es heißt Confluentes. Dort war ich stationiert als Optio. Aber sieh mich an. Meine Falten auf der Stirn ziehen schon Furchen, mein Halsansatz ist auch mehr geworden."


    Wie ein Reflex griff ich an meinen Hals und fühlte den Wulst, der sich da zu meinen Bedauern entwickelte. Etwas neidisch blickte ich zu Falco.


    "Ich tauge halt nicht mehr zum Soldat. Irgendwann muß man einfach gehen. - Aber du weißt ja noch gar nicht was mich überhaupt nach Germania verschlagen hat. Es gab da eine kleine nennen wir es Affaire auf unserem damaligen Stützpunkt bei Misenum, als unsere Truppen gegen den Usurpator Laeca zogen. "


    kurz inne haltend


    "Ich dachte, du hättest in Rom davon gehört.


    Ich wurde degragiert und an die germanische Grenze geschickt. Letztlich hat man mir Meuterei vorgeworfen, weil ich nicht bereit war gegen unsere Brüder zu kämpfen. Unsere Brüder, die nur geblendet waren durch die blitzende Rüstung Laecas.
    Du kennst die Sturrheit eines Didius, Vetter. Und so brachte diese mich nach Germania."


    Ich wartete auf Falcos Reaktion.

    Falco hatte es scheinbar die Sprache verschlagen, ob meiner unerwartenden Ankunft.
    Ich erwiederte seine Umarmung.


    "Falco, Vetter, wieviele Monde sind vergangen seit wir uns wiedersahen ! Und du hast dich kaum verändert."

    Zitat

    Original von Marcus Didius Falco


    Sim-Off:

    Ich geb dir gleich was mit ergraut. ;)
    Falco ist gerade mal 30.


    Sim-Off:

    Das waren ja nur meine Gedanken. Kann doch nicht ahnen, daß Falco sich so gut gehalten hat. :D


    Eine Tür öffnete sich. Ich fuhr herum und sah einen Mann, der beinahe noch ein Jüngling sein könnte. Seine Haut war glatt wie ein Pfirsich. Das lockige Haar zierte sein Haupt und verstärkte den jugendlichen Charakter. Die Senatorentoga mit den Purpurstreifen stand ihm ausgezeichnet. Es war tatsächlich mein Vetter Falco, der mich da begrüßte.


    "Salve Falco" erwiderte ich die Umarmung.


    "beim Barte des Iuppiters und all seinen Liebschaften, was schmierst du dir nur immer ins Gesicht ? Du siehst kaum älter als Anfang 20 aus." ;)

    Ich begleitete den Sklaven in das Atrium, den Empfangssaal der Casa Didia. Dem Sklaven, der mein Gepäck für 20 Sesterzen die Stunde trug - dieser Halsabschneider, fluchte ich immernoch innerlich - winkte ich zu, er solle mir folgen.
    Ich betrat das Atrium und staunte nicht schlecht, als ich den frischen Antlitz des großen Raumes sah. Falco mußte eine Menge Geld in die Renovierung gesteckt haben. Durch eine Öffnung im Dach fielen die Lichtstrahlen der Nachmittagssonne herein und bildeten einen hellen Fleck auf der einen Seite des Raumes. Insgesamt wirkte das Atrium heller. Die Wände erstrahlten in einem blendenden Weiß, die Mosaike auf den Boden waren runderneuert. Der Sklave, der mich empfangen hatte, war derweil in einer Seitentür verschwunden, wohl um Falco zu benachrichtigen. Wie würde er auf meine Ankunft reagieren ? Würden wir uns überhaupt wiedererkennen ? Er mußte wohl in der Zwischenzeit auch ergraut sein. ;)

    "Salve serve !
    Dice dominum tuum Gordianum esse. "
    [Sei gegrüßt, Sklave ! sag deinem Herrn, dass Gordianus da ist.]


    "et fac celeriter ! servus sarcinarum non aequus est."
    [und beeil dich ! der Gepäcksklave ist nicht billig.]

    Ich hatte Mühe den Weg zur Casa Didia zu finden. Ich war lange nicht mehr hier gewesen. Ich bahnte mir meinen Weg durch die überfüllten Straßen. Vor der prächtigen Villa blieb ich stehen. Ich klopfte an. Das Klopfen hallte in dem langen Gang hinter der Tür.