Gadatas fand die Situation ziemlich unangenehm. Es war nicht das er ein Problem damit hatte als Sklave auf dem Sklavenmarkt verkauft zu werden. Er war als Zehnjähriger von seinen armen Eltern an einen reichen Alexandriner verkauft worden. Der hatte ihn ausgezeichnet ausbilden lassen und auch ansonsten sehr gut behandelt. Nein. Gadatas hatte nichts dagegen ein Sklave zu sein.
Ärgerlich war nur das Wetter. Da würde wohl kaum ein Senator auf Einkaufsbummel gehen. Hoffentlich war der Brief den er versandt hatte angekommen. Der könnte sein Schicksal vieleicht wenden.
Als Gadatas erfuhr das er von Alexandria nach Rom verkauft würde hatte er sich gefreut und davon geträumt einem Senator als Scriba personalis die Reden schreiben zu dürfen oder als Lehrer in einem patrizischen Haushalt die Kinder zu unterrichten. Was für Einfluß ein Sklave in solch einer Situation erreichen konnte hatten ja schon so einige kaiserliche Freigelassene bewiesen.
Natürlich konnte so eine Vertrauensstellung auch "einschneidende" Konsequenzen haben. Vor zwei Jahren wäre Gadatas dem beinah zum Opfer gefallen. Ein Geschäftsfreund seines Herren hatte einen Lehrer für seine Kinder gesucht und so war Gadatas verkauft worden. Man hatte Gadatas auch die Bedingung für seine neue Position erklärt. Als kleine Vorsichtsmaßnahme zum Schutz der beiden Töchter seines Herren sollte Gadatas einen Arzt aufsuchen. Der würde einen kleinen Eingriff an ihm vornehmen.
Es war in Alexandria jetzt nicht ungewöhnlich Eunuchen für eine solche Position einzusetzen und so sträubte sich Gadatas auch nicht gegen sein Schicksal. Natürlich bedauerte er bald kein Mann mehr zu sein, aber jeder wußte das Eunuchen oft sehr einflußreich bei ihren Herren waren. Zwei Tage vor Gadatas Kastration erhielt sein neuer Herr jedoch einen Eunuchensklaven aus Syrien geschenkt der zum Lehrer der Kinder gemacht wurde. Da war er ja nochmal knapp dem Messerchen entkommen.
Vieleicht würde es hier ja anders werden und sein neuer römischer Herr würde ihn tatsächlich entmannen lassen. So unangenehm der Gedanke an die notwendige Operation auch war, hatte eine Karriere als Eunuch auch viele Vorteile. Er dachte sich das es für einen Sklaven wohl das klügste wäre einfach abzuwarten und zu sehen was sich ergab.
Wenn nur das Wetter besser werden würde. Er wollte nicht als Ladenhüter enden und am Ende irgendwo in einem Steinbruch arbeiten. Dann schon lieber der kurze Schmerz durch das Kastrationsmesserchen.