Beiträge von Nero Aurelius Scipio

    Etwas verspätet merkte er, dass ihr Becher leer war, nämlich erst als auch seiner geleert war. Daher winkte er mit einer lässigen Handbewegung einen der Kellner herbei und bestellte noch einmal das Selbe für ihn und für Sontje.
    Als dann abermals die Getränke kamen brauchte er erst einmal einen Schluck Wein, denn Getränke bestellen macht doch ziemlich durstig.
    "Du fragst mich Dinge. Mein Vater ist tot, mein Halbbruder sowieso. Freunde hatte ich nie wirklich. Und überhaupt sind siebzehn Jahre eine lange Zeit. Bedenke: Ich wusste ja nicht einmal etwas von meinen Schwestern. Oder sollte ich sagen meiner Schwester.", erzählte er ihr dann mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Im Grunde war ihm Rom einfach nur fremd, warum konnte und wollte sie das nur nicht verstehen.


    "Ach, das ist nicht sonderlich schlimm. Wenn der Magen einmal leer ist, dann hast du Ruhe.", meinte er lachend. Er erinnerte sich noch gut an seine Anreise und den Kerl, der als erste Tat an Bord seinen Magen geleert hatte. Er hatte sich köstlich amüsiert bei diesem Anblick.
    Als Sontje anlehnte nahm er sie ziemlich unkompliert in seinen Arm. Dort gehörte sie auch hin, neben ihn. Sie war schließlich nicht nur seine Freundin sondern auch etwas, mit dem man gut angeben konnte. Und wenn er den Kerl am Nebentisch noch ein wenig neidischer machen konnte, dann war ihm das mehr als recht.

    Also doch eine Verwandte. Gut möglich, dass sie den Namen schon einmal erwähnt hatte, er erinnerte sich nicht mehr daran. Er war ja auch nicht sonderlich wichtig, was interessierte ihn dieses Weib auch groß. Er konnte sich auch nicht weiter Gedanken darüber machen, denn Sontjes Gesicht brachte ihn zum Lachen. "Natürlich. Dieses Gepansche mag ich nicht leiden.", meinte er und griff seinerseits nach dem Becher und nahm entspannt einen Schluck. Er war ein Freund des Weines und für ihn war es eine Schande ihn zu verdünnen. Noch einmal nahm er einen Schluck und ließ sich förmlich vom Geschmack des Weines überkommen. So bekam er auch nur möglichst wenig von dem Redeschwall seiner Freundin mit. Was interessierten ihn irgendwelche Menschen, mit denen er sich ohnehin nicht abgeben musste. Er blendete also aus und nickte ab und zu, um ihr das Gefühl zu geben aktiv zuzuhören. Gedankenverloren griff er zudem ab und zu zu den Weintrauben und wartete darauf, dass der Mund wieder zuging. Es war ja schön, dass sie erzählte, aber nicht wenn sie so viel erzählte. Er mochte es da lieber etwas ruhiger.
    "Warum ich hier keine Kontakte habe? Lass mich ganz scharf nachdenken: Ich war siebzehn Jahre lang nicht in Rom und bin erst seit Kurzem in der Stadt. Aber immerhin habe ich einen Kontakt, dich.", merkte er an als er wieder gefordert war und auch freundlicherweise zu Wort kam.
    "Nein, ich reise bequem auf dem Seeweg. Das weißt du doch. Und was weiß ich ob es unfruchtbar macht. Ich bin ja keine Frau." Wer ihr wohl diese Dummheit in den Kopf gesetzt hatte. Überhaupt warum wollte sie denn Reiten? Reiten brachte nur Unheil. War nicht eine seiner Schwestern beim Reiten ums Leben gekommen? So ganz erinnerte er sich nicht mehr daran. Die Alte, die seine Stiefmutter war, hatte so etwas geredet, doch er hatte ihr nicht ganz folgen können, schließlich war er damit beschäftigt gewesen sie abgrundtief zu hassen.
    Spontan kam dann Sontje zu ihm herüber und er zog sie auch zugleich an sich heran. Ihre Bitte war überflüssig, denn er kam dem nur zu gerne auch von sich aus nach.

    Genüsslich verspeißte er eine Feige und lächelte sie an, denn ihr schien sie ja nicht sonderlich zu schmecken. Sie war wohl anderes gewöhnt. Fleisch welches über dem Feuer gebraten wurde oder solches Zeug. Was die Barbaren eben so aßen ."Wer ist Calvena? Eine Verwandte?", fragte er dann nach, als sie ihm einen Namen an den Kopf knallte, als würde er wissen, wer denn dies Calvena war. Er nahm an die Frau bei der sie wohnte. Diese hieß wohl auch so, sie hatte es erwähnt, aber er hatte ihr wohl nicht zugehört. Es gab interessanteres wie ihr Ausschnitt und solche Dinge.
    "In Rom geht es mir wie dir. Ich habe hier keine Kontakte, überhaupt nicht. Daheim geh ich hingegen überall ein und aus wo etwas los ist.", erklärte er ihr sogleich. In Rom kannte er im Grunde niemand ausser seinen Geschäftspartnern, aber die feierten keine ausschweifenden Feste und eingeladen wurde er da schon gar nicht. In Massilia sah das schon anders aus. Wenn sie ihn begleiten würde, dann würde sie das schon mitbekommen. Dann würde auch er einmal wieder ein Fest feiern, auch wenn er sichs eigentlich nicht leisten konnte. "In zwei Wochen werde ich wohl spätestens gehen müssen."

    "Na ganz einfach weil dort die ganze Laufkundschaft hingeht, also die Leute, die einfach spontan was Essen gehen, weils eben auf dem Weg liegt.", erklärte er ihr. Allein deswegen waren Stände und Lokale sehr beliebt, die nahe der Menschenströme lagen, denn diese warfen stattliche Gewinne ab.
    "Öhh, das ist wirklich verrückt.", gestand er ihr leicht verwirrt ein. So einen Unsinn hatte er eigentlich noch nie gehört. Aber Leute redeten ja viel wenn der Tag lang und der Alkohol reichlich war.
    Alkohol war jedenfalls nicht in rauen Mengen bei ihrem Mittagsmahl zu finden, ledeglich in seinem Wein, der jedoch zu beiden Gerichten gut passte. Scipio liebte Wein. Zu jeder Tageszeit und in jeder Geschmacksvariation. Nur der billigste Stoff war ihm zuwider.
    "Das wäre eigentlich etwas für eine Feierlichkeit. ", antwortete er ihr nach kurzem Überlegen. Leider hatte er kaum Kontakte in Rom, weshalb er auch keinen Zugang zu irgendwelchen privaten Festen und Abendgesellschaften hatte. Daheim wäre alles umso leichter gewesen, denn dort ging er bei allen ein und aus, die etwas zu sagen hatten oder bekannt für ausschweifende Feste waren. Wie gerne wäre er mit Sontje im Arm auf einem dieser Feste erschienen.

    Bezüglich des Schuhwerkes nicte er nur. Rom war riesig und die Händler zahlreich. Irgendwann würde man zwangsläufig über einen stolpern müssen. Früher oder später, aber zunächst hieß es sich zu stärken, wie sie schon ganz richtig erkannt hatte.
    "Es gibt auch welche, die nicht in den Nebenstraßen zu finden sind, aber die sind überteuert und meist überfüllt.
    Und gerne bestell ich für dich. Sag mir nur was."
    Wenig später saß er schon mit ihr am Tisch und trank einen ziemlich schweren Wein, wie so oft unverdünnt. So schnell wurde er zum Glück auch nicht betrunken. "Brot, Käse, Oliven und Feigen. Ja, genau das.", verkündete er dann. Das würde er sich bestellen, genau das richtige für ein schön leichtes Mahl. So würde er auch nicht träge werden.

    "Wir nehmen was du willst. Und was dein Schuhwerk betrifft: Ich denke auf dem Weg werden wir schon noch einen Händler auf dem Weg finden." Dann ging es auch schon weiter und es oblag ihm die Einkäufe zu schleppen. "Hätt ich nur nen Sklaven mitgenommen.", jammerte er fast schon, als er dann neben ihr, mit den gesamten Einkäufen im Arm, weiterging. Er bereute es wirklich seinen persönlichen Sklaven, den er schließlich extra mit nach Rom mitgenommen hatte, jetzt nicht an seiner Seite zu wissen, so durfte nämlich er jetzt schleppen. Glücklicherweise hatte er nicht lange Zeit sich in Selbstmitleid zu üben, denn Sontje konfronierte ihn bereits mit dem nächsten Wunsch, denn sie wollte essen gehen. "Warum nicht. Wenn du es wünschst.", meinte er nur. Etwas Appetit hatte er und wenn sie wollte, dann würde er auch dafür Geld bezahlen. Und wie der Zufall wollte befand sich gleich in einer Seitengasse ein hübsches kleines Wirtshaus, welches förmlich zum Einkehren einlud. "Da drüben?", schlug er vor und nickte in Richtung des Gebäudes, die Hände waren schließlich beschäftigt.

    Er überlegte kurz, was denn für das gute Stück sprach, dann wusste er es."Es bringt auf gekonnte Weise deine wunderbare Figur zum Ausdruck, zudem harmoniert die Farbe mit deinem wunderbaren Haar. Es ist quasi das perfekte Kleidungsstück für dich und sofern er passt ist es bereits gekauft.", pries er das Kleidungsstück, welches er für sie ins Auge gefasst hatte. Er war sich sicher, dass das das richtige Kleidungsstück war. Und seine Meinung wurde bestätigt, als er sie sah, es passte einfach wie die Faust aufs Auge, nur die Frisur saß nicht richtig. Auch er half ihr dabei und strich ihr ihre lästige Lieblingshaarsträhne aus dem Gesicht.
    "Wir nehmen es. Dann kaufen wir dir eben Neue.", meinte er schlicht zum Thema Schuhwerk. Geld spielte heute keine Rolle, erst wenn er irgendwann kassensturz machte und feststellte, wie viel er an jenem tag ausgegeben hatte.

    Zu seiner Enttäuschung war der schöne Anblick rasch wieder verhüllt in einem anderen Kleidungsstück. Und dieses stand ihr in seinen Augen nicht wirklich, weshalb er den Kopf schüttelte."Mmmh, nein. Ich finde das passt nicht zu dir. Es ist zu viel.", beurteilte er das Kleidungsstück und deutete auf ein anderes, welches er vorhin schon in den Blick genommen hatte. Ihm gefiel es und er war schon gespannt, wie es an der Frau aussah. "Probier mal das da.", forderte er sie erwartungsvoll auf. Nur zu gerne half er ihr wieder aus der Tunika und hatte sogar wieder Zeit für eine zärtliche Berührung.

    Ja, es war einfach ihn zu beeindrucken. Dafür reichte schon eine hübsche Frau und die war sie allemal und nun noch umso mehr.
    Dann entlockte sie ihm ein breites Grinsen. Natürlich würde er ihr helfen meim ausziehen. Wer hätte in seiner Situation schon nein gesagt, vor allem wenn weitere wunderschöne Teile ihres Körpers zum Vorschein kamen, die er bereits ausgiebig erkundet und genossen hatte. Langsam umschlang er sie also mit seinen Armen und küsste sie, während er ihr das Kleid von den Schultern zog. "Aber natürlich doch... immer.", hauchte er ihr ins Gesicht, während er sich ganz langsam wieder von ihr löste. Sie waren ungestört und das wollte er auch voll auskosten.

    Sie nahm das Stück, gut. Nun hatte er zu tun, was ein Mann an der Seite einer Frau, die sich im Kaufrausch befand, immer zu tun hatte. Er zückte den Geldbeutel, der kurz darauf zu bluten hatte.
    Auch ohne ihre Frage und ihr süßes Lächeln hätte er gezahlt, aber so tat er es noch viel lieber, er war sogar etwas gekränkt, als sie sein Wort in Frage stellte. "Natürlich. Mein Wort gilt, schließlich bin ich ein Mann von Ehre.", beschwerte er sich und setzte einen strengen Blick auf, der sogleich einem Lächeln wich. ihr würde er nicht böse sein. Grade wollte er zahlen, da war sie auch schon wieder beim nächsten Stand. Kopfschüttelnd zahlte er den Preis und nahm den Stoff entgegen und schlenderte ebenfalls weiter. Sontje war da jedoch schon wieder beim anprobieren eines Kleidungsstückes. Auf die Aufforderung der Verkäuferin hin drückte er der das eben gekaufte Stück in die Hände und trat ebenfalls hinter den Vorhang, nur um große Augen zu machen. Sie sah umwerfend und anziehend aus. Sie machte ihn gleich wieder heiß auf mehr. Ihm blieb der Mund offen stehen bei dem Anblick den er auf ihren Ausschnitt hatte. "Wer bist du und was hast du mit Sontje gemacht?", fragte er bedröppelt. "Du siehst traumhaft aus."

    Welch Zufall. Wieder hatten sie etwas gemeinsam, diesesmal die Leblingsfarbe."Deine also auch? Welch Zufall. Und ja, es ist eine teure Farbe, aber solange sie gut aussieht sollte man den Preis auch zahlen." Sicher war es auch eine teuere Farbe, aber ein Preis den er gerne zahlte, schließlich war es eine besondere Farbe.
    Amüsiert sah er ihr zu, wie sie sich mit Stoff eineiwickelte. Eng und figurbetont. Als sie fragte, ob es noch enger sein sollte, schüttelte er mit dem Kopf. Noch enger und es sähe schon wieder zu extrem aus.
    "Nein, es passt so.", meinte er und stellte sich das Gesamtwerk schon vor. Ein gut gekleidetes, hübsches Liebchen an seiner Seite.
    "Ein Wolf? Ein edles Tier. Eine gute Wahl.", stimmte er ihrem Vorhaben zu. Die Stickerei würde das Kleidungsstück sicher noch mehr zum Blickfang machen. Jetzt brauchte sie nur noch etwas zum Anziehen, das perfekt dazu passte.
    "Nur zu.", meinte er grinsend. noch war der eldbeutel voll und schwer, da musste man doch einfach Geld ausgeben.

    Sie hatte also nicht allzu viel Geld, das war gut, denn so konnte er sie mit Gescheken nur so überschütten und sie würde es ihm auch angemessen vergüten. Liebe lies sich zwar nicht kaufen, aber Treue und Abhängigkeit."Aber nicht doch heute, schließlich will ich dir ja etwas spendieren." Seinetwegen hätte sie sich ruhig einen Mantel und mehr kaufen können.
    "Die die schöne Kleider tragen können es sich eben leisten ständig neue Kleider zu kaufen.", erklärte er ihr dann noch. Wer es sich leisten konnte, der kleidete sich eben schön.
    "Blau. Das passt dann zu deinen Augen.", meinte er und griff nach einem der blauen Stoffe und fühlte die Qualität. Er war nicht nur schön von der Farbe und der Verarbeitung, er fühlte sich auch noch gut an.

    "Na wenn du meinst. Es sind deine Fingerchen, die du dir wund arbeiten willst." Instinktiv schielte er auf ihre Hände. Sie waren zart, dennoch schien ihnen Arbeit kein Fremdwort zu sein. Schade eigentlich, denn es war ein Makel an ihr, die fast schon perfekt schien. Er akzeptierte es, schließlich gab sie ihm, was er wollte und ganz nebenbei war da vielleicht doch ein Fünkchen Liebe.
    Als sie vom Winter anfing musste er einfach lachen. Im Kopf war sie wohl immer noch in Germanien, wo man eingeschneit wurde. Hier war so etwas undenkbar."Winter wirst du hier nicht erleben. Hier scheint die Sonne, meistens jedenfalls. Du kannst also ganzjährig dein Haus verlassen". Sicher, etwas spitz war das schon von ihm, aber sie würde schon drüber wegkommen.
    "Ich kaufe sie nicht, ich lasse sie mir in Massilia beim Schneider meines Vertrauens passgenau auf den Leib schneidern. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Tuniken wie Säcke an Körper hängen.", erklärte er ihr grinsend. Für einen Menschen wie ihn, der immer gut gekleidet war, war das natürlich eine Selbstverständlichkeit. Er mochte sich gar nicht ausmalen, wie schwer es sein musste eine passende Tunika zu finden, wenn man eine brauchte. Glücklicherweise hatte er da seinen Schneider.

    Zusammen mit Vera schlenderte er durch die Stadt, bis die Menschenmassen anwuchsen. Es war schon verrückt, dass gerade jetzt, zur heißesten Zeit des Tages, so viele Menschen unterwegs waren. Aber so war es eben in der Großstadt, verrückt. Ganz anders war es da in seinem Städtchen in der Provinz. Ruhiger und vor allem leerer. "Scheinbar nicht. Was sollen sie auch anderes tun als Geld auszugeben? Für mich brauch ich eigentlich nichts.", antwortete er ihr. Er selbst hatte genug Kleider und dergleichen, als dass er sich hätte noch mehr kaufen müssen. Sie konnte ruhig auf seine Kosten einkaufen, wie sie wollte, dass machte ihm mehr Spaß, als wenn er das Geld nur für sich ausgab.
    Als die Frau mit dem tiefen Ausschnitt, die übrigens mehr als ansehnlich war, vorrüberging, begutachtete er sie genau und war ganz hin und weg von ihren Rundungen. Ob Vera auch so etwas stehen würde?
    "Oh ja.", meinte er noch immer in Gedanken bei der Frau und dem Kleid.
    Als sie dann zielstrebig auf einen Stoffstand zuging, schüttelte er den Kopf. Er hatte angenommen sie wollte einen Mantel, keinen Stoff.
    "Warum kaufst du dir nicht gleich einen Mantel? Dann musst du dir wenigstens keine Mühe machen dir einen selbst zu schneidern."

    Sie strahlen zu sehen entschädigte ihn für seine Wartezeit und der Kuss auf die Wange ließ ihn sogar leicht rot werden. Jetzt hatte er nur noch anzuhören, was geschehen war, nachdem die Türe zugegangen war. Er musste sich also wirklich erst einmal vorstellen und vielleicht am Ende gar um die Erlaubnis bitten, um um sie Buhlen zu dürfen."Wer ist Calvena? Und wenn du meinst, dann werden wir das eben noch bei Gelegenheit tun." Bei Gelegenheit hieß hier nicht sobald wie möglich sondern nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Aber das war im Moment noch egal. Jetzt galt es erst einmal festzulegen, was sie gemeinsam tun würden. Sie wollte Einkaufen, also würden sie Einkaufen gehen.
    "Ich hatte so etwas ähnliches im Sinn. Nun, dann lass uns eben Bummeln gehen.", meinte er und ergriff ihre Hand.

    Zugegeben, Geduld war noch nie seine große Stärke gewesen und seiner Meinung nach hatte er eine Ewigkeit gewartet und wollte gerade schon verschwinden. Seine Zeche für den Wein, den er in der Taverne getrunken hatte, hatte er bereits gelöhnt und so erhob er sich bereits und warf noch einen letzten Blick zum Haus, als sich schließlich doch etwas tat. Tatsächlich es war Sontje die da heraustrat. Zufrieden grinste er und schlenderte zu ihr hinüber. "Zugegeben, Ich wurde auch schon freundlicher der Haustüre verwiesen.", begrüßte er sie.

    "Vielleicht. Vielleicht auch nicht.", merkte er selbstgefällig lächelnd an. Eigentlich hätte er sie Ähnliches fragen können, denn an allen Tagen, die er hier hatte aufschlagen müssen, hatte er genau den erwischt, an dem der Mensch ankam, den er am Meisten hasste auf dieser Welt. Womöglich war dies tatsächlich ein von den Göttern inszenierter Scherz, um beide, sowohl ihn als auch sie, zu strafen.


    "Ja, bin ich.", schloss er seine kleine wutentbrannte Rede ab. Sie hatte ihn aus der Reserve gelockt und er hatte sich schließlich so verhalten, wie sie es wollte und es ihr gefiehl. So etwas durfte nicht noch einmal geschehen. Geladen presste er die Kiefer aufeinander und reagierte sich ab. Er durfte sich nicht noch einmal so von ihr hinreißen lassen, denn darauf wartete sie ja nur. So war sie auch immer gewesen. immer hatte sie versucht ihn zu provozieren, nur damit er schlecht vor seinem Vater dastand. Im Grunde hatte sie sich kaum verändert, eigentlich überhaupt nicht. Sie war immer noch das garstige Biest, die olle Giftspritze, die sie immer gewesen war.
    "Eine wundervolle Idee. Ich denke ich schließe mich dir an. Es hat durchaus einen gewissen Reiz seine Schwester kennenzulernen, von der man bis vor Kurzem nichts gewusst hat. Findest du nicht auch?", meinte er, während sie sich entfernte und lächelte abermals süffisant dabei. Er wusste, dass ihr seine Worte gar nicht schmecken würde. Er wusste, dass er in ihren Augen wohl der denkbar schlechteste Einfluss für ihre Tochter wäre und das konnte er wiederum nutzen, um ihr einen weiteren Hieb zu versetzen. Beinahe schon nebensächlich bot sich ihm nun auch noch die Möglichkeit die eigene Schwester kennen zu lernen. Da sie informiert war, dass er bereits am vorherigen Tag dagewesen war und heute wiederkommen wollte, würde Lucilla wohl kaum eingreifen können, dass sich die Beiden begegneten. Dann konnte er ihre Tochter mit seiner puren Anwesendheit vergiften können und sie würde es still ertragen müssen. Die Aussicht sie Leiden zu sehen war doch ziemlich verlockend und würde ihm ein Gefühl der Genugtuung verschaffen.

    Er konnte gar nicht glauben, was gerade geschah. Dieser freche Sklave belehrte ihn doch wirklich und verwehrte ihn den Eintritt. Und dann schlug er ihm auch noch die Tür vor der Nase zu. Scipio kochte und trat aus Frust noch einmal gegen die Tür, ehe er sich angewidert von diesem Haushalt abwand. Doch was sollte er jetzt machen? Er war mit Sontje verabredet. Kurzerhand begab er sich in eine Taverne in der Nähe und nahm an einem Tisch Platz, von dem aus er das Haus beobachten konnte. Früher oder später würde sie heraustreten, dann würde er sie abfangen.

    Mit Geduld war Scipio nun überhaupt nicht gesegnet, vor allem wenn es darum ging eine Frau aufzusuchen. Ungeduldig wartete er auf der Türschwelle und hoffte, man möge ihm doch endlich die Tür aufmachen. Nach einer halben Ewigkeit war das dann auch der Fall. Der Türhüter hatte ja Nerven ihn auch noch anzugrinsen. Was war das nur für ein Haushalt hier. Wenn es nach ihm ginge, dann wäre er schon mit der Peitsche durchgegangen. Da er allerdings nur zu Gast war, bemühte er sich um eine kurzes Lächeln. "Salve. Ich möchte zu Sontje oder auch Duccia Vera gennant. Ich will sie abholen.", beantwortete er die Frage des Sklaven.

    Es war ein wunderschöner Morgen und die Sonne legte gerade ihre warmen Strahlen über die Stadt, die niemals schlief, denn es herrschte bereits geselliges Treiben auf den Straßen. Noch einige Stunden später und die Straßen würden wohl wieder verstopft sein. Dementsprechend eilig hatte er es zu seinem Ziel zu kommen und zu ihr. Die Nacht, die sie zusammen verbracht hatten, hatte bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen und daher wollte er sie wiedersehen und noch die eine oder andere Nacht mit ihr verbringen.
    In diesem Teil der Stadt war er, so weit er sich erinnern konnte, noch nie, dementsprechend schwer tat er sich das Gebäude zu finden, in dem sie untergekommen war. Bei ihrer "Familie". Ein nettes Eck, wenn auch etwas zu hektisch für ihn. Er zog nach wie vor sein Haus mit Meerblick in Massilia vor.
    Endlich hatte er das Haus gefunden, schritt zielstrebig zur Pforte und klopfte an.