Beiträge von Nero Aurelius Scipio

    Diese arrogante Ziege, sie war so typisch versnobt, wie die meisten Patrizier. Er hasste das und er hasste sie. "Oho, sie heiratet also. Na da tut mir der ärmste Gatte ja jetzt schon Leid. Eine furchtbare Vorstellung mit einer wie dir verheiratet zu sein. Kein Wunder, dass mein Vater gezwungen wurde dich zu ehelichen. Freiwillig würde das ja kein Mensch machen.", stichelte er weiter. Er kannte seine Schwester nicht, aber wahrscheinlich war sie wie sein Bruder und kam mehr nach der Mutter."Vielleicht war es auch nur die Strafe der Götter. Die Strafe dafür, dass du mir mein Leben früher zur Hölle gemacht hast." Er funkelte sie böse an, irgendwann würde er sie auch noch mit seinen Worten treffen und dann würde er sich an ihrem Schmerz erfreuen.


    Dann jedoch traf sie ihn besonders hart mit dem, was sie sagte. Es war das, was sie ihm als Kind schon immer gesagt hatte und was ihn auch damals immer besonders hart getroffen hatte."Halt deinen Mund! ", brüllte er, so dass ein jeder in der Nähe innehielt und verstummte. Es juckte ihm in der Faust und er hätte ihr am Liebsten die Tracht Prügel verpasst, die sie verdient hatte. Allerdings hielt er sich zurück. Stattdessen ballte er die Fäuste und grub seine Fingernägel tief in die Handflächen. Er kochte und das sah man ihm auch an. Sie hatte mit ihren Worten direkt seinen wunden Punkt getroffen. Er zwang sich wieder etwas leiser zu sprechen, auch wenn es immer noch gut hörbar war, was er sagte."Nicht du hast mich rausgeschmissen, ich zog es vor freiwillig zu gehen, weil ich es mit dir nicht mehr ausgehalten habe! Du hasst mich, das hast du immer schon getan und ich habe ebenfalls begonnen dich zu hassen! Du hast mir meinen Vater genommen, du Schlange! Du hast mich um mein Erbe betrogen! Aber ich habe mir von dem wenigen Geld, das mir mein Vater dennoch zugestanden hat etwas aufgebaut, meine Existenz und ich kann nicht klagen. Mir ging es seither immer gut. Auch ohne dich und die Familie! Also halt deinen verfluchten Mund, wenn es um Dinge geht, von denen du gar nichts weisst!" Das er gerade eine Szene machte war ihm gleichgültig. Es war der Moment gekommen, auf den er schon so Lange gewartet hatte. Endlich würde er ihr sagen können, was er von ihr hielt.

    Mittlerweile wusste auch er wieder wo sie waren und wollte es bereits verkünden, doch sie kam ihm zuvor. Auch gut, dachte er sich. Nun wusste er auch, dass sie mit diesen Quintilieren wohl verwand war. Wie weit bei denen die allerdings germanische Einflüsse reichten, wusste er allerdings nicht. Die Vorstellung sie spülend in einer Küche zu sehen empfand er als furchtbar. Nein, sie würde seine Mätress werden, dann würde es nie so weit kommen.
    "Das käme deiner nicht gerecht!", brachte er entsetzt hervor.
    Auf ihre Frage musste er unweigerlich wie ein kleiner Junge grinsen. "Ich denke es wäre besser wir gehen zu mir.", erklärte er. Bei ihm wären sie wohl ungestörter, als im Haus ihrer Verwandten.
    "Hier gehts lang.", meinte er grinsend und zog sie mit sich, direkt zu seiner Unterkunft. Der Rest ist Geschichte.

    Das Händchenhalten war doch immer wieder eine schöne Sache, vor allem wenn die andere Person es ebenfalls war, wie auch heute wieder. Er tat es gerne, so lange es sich für ihn auszahlen würde, aber das würde es auch, davon ging er aus. "Immer wieder gerne.", erklärte er ihr freundlich lächelnd, nur um im nächsten Augenblick etwas verlegen zu wirken. "Ich weiß nicht. Ich kenne mich auch nicht mehr allzu gut aus." Wo die Casa Quintilia sich befand wusste er nicht, er kannte nicht einmal die Gens, geschweigedenn wusste er, was sie mit denen zu Schaffen hatte, aber das würde er noch erfahren, später. Erst einmal hakte sie sich ein und er konnte sie führen, obwohl sie eigentlich ihn führte, schließlich kannte sie den Weg. Oder auch nicht. "Ich glaube ich bin nicht einmal erwünscht in der Villa Aurelia.", erklärte er ihr in Sachen Schlafplatz. "Ich gastiere derzeit in einem schönen, gut eingerichteten und vor allem sauberen, kleinen Gasthof. Dort habe ich meine Ruhe." Nein, er zog es vor in einem kleinen Gasthof abzusteigen, der ihm von einem Geschäftspartner in Massilia empfohlen worden war.

    Nach dem überraschenden, aber befriedigenden Kuss zog sie sich zurück, machte ihm allerdings weiterhin schöne Augen. Sein Hähnchen indess hatte er komplett vergessen, geschweige denn es überhaupt angefasst. Es hätte ihn ohnehin nur von ihr abgelenkt. Ausserdem war es bereits bezahlt, also konnte er damit tun, was er wollte. Scheinbar hatte sie nun auch ihr Interesse am Essen verloren und leerte ihren Wein. Er tat es ihr gleich und trank ebenfalls aus, denn er wusste, was jetzt kam.
    "Wenn du es wünschst... Dein Wunsch sei mir Befehl.", antwortete er ihr und ergriff ebenfalls ihre Hand und erhob sich. Ob sie wohl ein ruhiges Zimmer hatte, in dem man ungestört sein konnte? Es war klar, dass auch sie es wollte, sie mussten es nur noch angehen.

    Sie hatte sich kaum verändert. Sie war immer noch das verachtungswürdige Wesen, das sie immer gewesen war. Ob seine Schwester wohl auch so war? Er hoffte nicht, denn dann konnte er gerne auf deren Bekanntschaft verzichten. Das Original war bereits schlimm genug. Am Liebsten hätte er sie wirklich umgestoßen und sich Genugtuung verschafft."Du wirst es nicht glauben, aber wir sind uns einmal einig. Die selbe Frage stellt sich mir nämlich auch!", meinte er seinerseits kühl und ließ keinen Moment davon ab sie finster anzusehen. Warum musste sie ausgerechnet jetzt nach Rom kommen, gerade jetzt wo er wiedergekehrt war. Und genau wie früher, wie immer eigentlich, verspottete sie ihn. Spätestens jetzt erinnerte er sich auch an den Grund, warum er von zu Hause abgehauen war.
    "Leider muss ich dich enttäuschen. Ich bin nicht pleite.", kam seine Antwort. Spotten, das konnte er allerdings auch und das würde er jetzt auch tun. Jetzt konnte er es, da Vater nicht mehr da war. "Wie ich sehe wandelst du anders als deine Kinder immer noch hier herum. Aber Unkraut vergeht ja bekanntermaßen nicht.", sprach er und grinste gehässig. "Ziemlich lange her, dass ich gezwungen war dich zum letzten Mal zu sehen. Wie lange ist es jetzt her? Siebzehn, achtzehn Jahre?"

    "Ich freue mich bereits darauf.", meinte er und stellte sie sich am Meer vor, wie sie nackt aus den Wogen stieg. Dieser Gedanke erregte ihn. Ein Glück verdeckte der Tisch den Blick nach unten.
    "Allein. Ganz allein.", wiederholte er. Sie war also auch alleine, umso besser. So würde er sie ganz für sich allein haben. Und er würde sie bekommen."Wunderbar. Und nein, ich...", begann er, doch mehr zu sagen schaffte er nicht mehr und brauchte er auch nicht mehr. Sie lag ihm nun zu Füßen. War sie nun Nummer 39 oder schon Nummer 40, die er abgeschleppt hatte? Er wusste es nicht mehr, aber das war jetzt auch egal. Nun würde er erst einmal seinen Spaß haben und etwas Neues ausprobieren. Eine Germanin hatte er noch nie genommen.
    Zunächst ließ er aber den Kuss über sich ergehen und genoss jeden Augenblick. Nicht mehr lange und sie würde neben ihm liegen. Zufrieden erwiderte er ihren Kuss und gab nichts auf die neugierigen Augen am Nebentisch. Jetzt gehörte sie ihm.

    Er konnte seinen Blick nicht mehr von ihr lassen. Er hatte Gefallen an ihr gefunden. "Noch schöner? Oh ha.", meinte er verblüfft und zog die Augenbraue hoch. Ja, noch schöner ging, wenn er sie nackt sah. Ihr Haar war dann nur noch ein netter Zusatz.
    Neugierig und gesprächig war sie also auch, stellte er nun fest. So etwas fand er an Frauen nicht besonders angenehm. Eine Frau hatte zu folgen und sich zu fügen; nicht mit Fragen zu löchern. "Mein Haus liegt etwas ausserhalb am Stadtrand. Und ich lebe allein.", erklärte er geduldig, nur im nächsten Moment eine gewisse Befriedigung zu verspüren, als sie ihmm über den Handrücken strich. Zufrieden lächelte er zurück und fuhr fort.
    "Puh, die Gegend ist felsig, aber wunderschön. Das Meer ist blau, die Temperaturen angenehm. Bäume gibt es wohl etwa ähnlich viele wie um Ostia." Ausserdem war es ruhiger und weniger hektisch, als die Gegend um Rom und die Stadt selbst.
    Bezüglich der Reiseplanung konnte er nur seine Pläne bekannt geben und hoffen, dass sie ihn begleiten würde."Nach Ostia wohl irgendwann in den nächsten Tagen. Nach Hause wohl in etwa drei Wochen. Und nein, ich reite nicht, zumindest nicht nach Ostia. Daheim habe ich ein paar Pferde." Wieder lächelte er freundlich. Sie möge doch bitte ja sagen.

    Das er mit seinem Kompliment direkt ins Schwarze getroffen hatte, konnte er an ihrer Reaktion ablesen. Jetzt hatte er sie wohl wirklich am Haken. "Bitte, bitte. Schönheit will gelobt werden.", spielte er augenscheinlich sein Kompliment etwas herunter, um versteckt noch ein Zweites zu machen.
    Auch mit seinem Haus schien er Eindruck gemacht zu haben und Interesse geweckt. Sie wolte es sehen, direkt in die Höhle des Löwen, sein Spinnenetz. Dort wäre sie ihm dann wohl ausgeliefert. Nicht, dass er ihr etwas Böses gewollt hätte, dort könnte er sich intensivst um sie bemühen und sie abhängig von sich machen. "Warum nicht? So käme vielleicht wieder etwas mehr Leben in mein Haus.", kam die Antwort. Dort wären sie ungestört. Er malte es sich schon aus. Sie beide in seinem Schlafzimmer.
    Und dann wusste er es. Er hatte sie, als sie ihre Hand auf die seine legte. Mit einem sanften Lächeln legte er seine freie Hand ebenfalls auf die ihre.
    "Danke. Wenigstens gibt es jemanden, der zu schätzen weiß, was ich tue., bedankte er sich, auch wenn das jetzt nicht mehr wichtig war. "Nach Ostia könnte ich dich mitnehmen, wenn ich irgendwann die nächsten Tage geschäftlich dorthin reise. Ob es wirklich ratsam ist, wenn du dort wartest, bis ich von zu Hause wiederkehre, weiß ich nicht. Es könnte durchaus ein paar Wochen dauern.", stellte er ihr in Aussicht. Wenigstens nach Ostia wollte er sie mitnehmen. Dort wären sie zusammen und er könnte noch weiter um sie buhlen.

    "Kleine Sonne... treffend. Dein Haar gleicht wie nichts den Strahlen der Sonne. So manche Frau wird dich wohl um deine Haarfarbe beneiden." Das Kompliment musste er einfach machen. Blond war eine besondere Haarfarbe und Römerinen schienen sie sehr zu schätzen, bedachte man all die Dinge, die sie sich in der Hoffnung die Haare zu bleichen, in eben diese schmierten. "Ach ja... Das Meer. Mein Haus in Massilia hat einen wunderbaren Ausblick aufs Meer. Das fehlt mir hier in Rom, wenn ich ehrlich bin. Ostia ist da auch ein schöner Ort, wenngleich nicht so schön wie Massilia.", schwärmte er ihr vor. ja, sein Haus war schon ein wunderbarer Ort und er war froh es zu besitzen. Wohl eines der schönsten Häuser der Stadt. "Ich fürchte allerdings ich muss dein Angebot zeitnah annehmen. Ob ich will oder nicht, ich muss irgendwann zurück nach Massilia. Ich habe dort meine Verpflichtungen." Er war leider nur vorrübergehend in der Stadt, zumindest war das so geplant gewesen, doch ihr zuliebe würde er den Aufenthalt vielleicht doch etwas ausdehnen. Möglicherweise ließen sich so Geschäftsbeziehungen festigen. Ja, eine nette Ausrede für sich selbst.
    Nun prostete auch er ihr zu und trank ebenfalls. Die Götter würden es schon verzeihen, dass er seinen Wein nicht für sie wegkippte.
    Hatte sie ihn gerade angelächelt? Ja, hatte sie. Scheinbar fand sie allmählich Gefallen an ihm. Warum nicht noch weiter anfüttern, um sie gänzlich zu gewinnen. Er schenkte ihr ein süßes Lächeln und kam ihr in gewisser Weise entgegen und machte ihr indirekt ein Angebot."Nun, ich werde Geld verdienen und ich fürchte mein Weg wird mich auch wieder nach Ostia führen. Dort ist schließlich ein großer Warenumschlagplatz. Ich handele mit Wein, weißt du. Wohl nicht besonders schicklich für einen Patrizier, aber ich habe ohnehin keinen Kontakt zu meiner Familie, daher ist es mir egal, was sie darüber denken."

    Sontje hieß sie also oder Vera. Zwei Namen, wie es bei den zivilisierten Germanen üblich war. Das sie allerdings ihren Germanischen vorzog erstaunte ihn jedoch wenig, nach alldem was er über sie und ihre Familie gehört hatte. Klar, dass sie sich da distanzieren wollte. Vielleicht fand sie den namen Sontje allerdings auch nur schöner. "Sowohl Sontje als auch Vera sind schöne Namen, doch wenn du es vorziehst Sontje gerufen zu werden, so will ich dies auch tun. Hat dein Name auch eine Bedeutung Sontje von den Ducciern?" Es war ja üblich, dass Namen eine Bedeutung hatten, manchmal Eigenschaften, die auf die Person zutrafen. Vielleicht passte ja auch die Bedeutung ihres Namens zu ihr.
    Weniger der Zufall war es eigentlich gewesen, der ihn diese Taverne hatte entdecken lassen. Eigentlich befand sich ein Lupanar ganz in der Nähe, aber das würde er ihr nicht gestehen."Es scheint fast so.", meinte er daher nur und lächelte sie an. So hatte er doch bisher jede Frau abgeschleppt. "Nun, die Höflichkeit gebietet es wohl, dass ich deine Einladung einnehme. Ausserdem würde ich einer Frau wie dir niemals widersprechen." Auch das er diese Einladung annahm hatte einen weiteren Sinn, so würde er sie erneut treffen können.
    "Warum nicht. Ich nehme das Selbe.", verkündete er und winkte mit einer lässigen handbewegung einen Kellner heran und gab die Bestellung auf, wobei er kurz mit dem Kellner über den Wein diskutierte. Er kannte sich aus und wollte Sontje einen Wein bieten, der genau ihren Vorstelllungen entsprach.

    Sie schien ähnlich wie er eine wenig glückliche Vergangenheit zu haben wie er und tat ihm deshalb auch etwas Leid, aber es war nunmal das Los der Frauen allein zu sein, bis die Männer Zeit für sie erübrigen konnten."Ich kenne das. Also wenn man zu wenig Beachtung erhält. Meine Stiefmutter hat meinen Vater nach Kräften von mir fern gehalten. Aber das ist lange lange her.", erklärte er ihr und erinnerte sich an seine Jugend. Das waren noch Zeiten. Nun war er älter und um eine Reihe von Problemen reicher."Nun kenne ich den Namen deiner Gens. Nun fehlt nur noch der Rest deines Namens. Verrätst du ihn mir?"
    Bisher war er zu höflich gewesen sie nach ihrem Namen zu fragen, hatte sie ihn doch nicht bereitwillig genannt. nun bot sich allerdings die Gelegenheit, die er sogleich ausnutzte.
    Glücklich lächelnd führte er sie zu einem der Tische im Freien und bot ihr einen Platz an, ehe er sich selbst setzte, ihr gegenüber, sodass er sie schon ansehen konnte."Ja, ich habe sie kurz nach meiner Ankunft hier in Rom entdeckt.",erklärte er, ehe er ein kleines, trockendes Lächeln ausstieß. Die Getränke würde er natürlich gerne zahlen.
    "Mach dir des Geldes wegen keine Sorgen. Noch habe ich genug davon." Noch war er nicht pleite, noch hatte er sein Geschäft und einen Beutel voll Münzen bei sich.

    Sie hatte also auch einen Zwilling und konnte sich wohl besser in die Situation seiner Schwester hineinversetzen als er."Ich kann mich da ohnehin nur schwer hinein versetzen. Ich stand nur meinem Vater nahe und nach seinem Tod brach ich den Kontakt gänzlich ab. Eigentlich lässt mich der Tod meiner Schwester gänzlich kalt. Sie war im Grunde eine Fremde.", gestand er ihr ein.
    "Gibt es wohl aus. Ich muss gestehen, dass ich mich nie sonderlich mit den Göttern auseinander gesetzt habe." Erneut gestand er ihr etwas ein, aber warum sollte er es verleugnen? Er machte keinen Hehl daraus, dass ihm die Götter ebenfalls gleichgültig waren. Wenigstens schien sie auch nicht angetan zu sein von diesem Opferrummel.
    "Wie Recht du da hast.", bekräftigte er sie. Tatsächlich hatten sie einiges gemeinsam.


    Sie hielt inne, was sie wohl hatte? Hatte sie Angst, dass er sie abseits führte und etwas Unanständiges mit ihr machte? So tief gesunken war auch er noch nicht."Wir sind gleich da. Es ist eine etwas abgelegene Taverne, sehr sauber und ruhig, abseits des Gedränges. Sie wird dir sicher gefallen.", erklärte er ihr. In der Tat hatte er eine kleine Taverne im Sinn, die er noch von früher kannte. Dort würden sie sicher ungestört sein.
    Mit einem Lächeln ermutigte er sie weiterzugehen, um die Ecke, von wo aus man die Taverne schon sehen konnte."Da ist sie schon"

    "Meine Schwester", gab er etwas zynisch von sich. "Sie ist wohl vom Pferd gestürzt und dabei umgekommen. Ich kannte sie nicht, geschweige denn wusste ich von ihr. Ich kehrte ins Haus meiner Familie zurück, als ich von ihrem Tod hörte und erfuhr dort, dass sie meine Schwester war. Verrückt, nicht? Ausserdem habe ich wohl noch eine weitere Schwester, von der ich ebenfalls nichts wusste. Wohl die Zwillingsschwester der Verstorbenen. Nun ja, so viel dazu. Ich möchte dich nicht mit dieser Sache langweilen.", erklärte er ihr das, was er bisher im Haus seiner Familie erfahren hatte. Morgen würde er sich nun wohl darum bemühen seine Schwester kennen zu lernen. Es war ohnehin alles so absurd. Sein Bruder war tot, seine Schwester war tot, von welcher er nie erfahren hatte und die andere Schwester wartete noch darauf mit ihm bekannt gemacht zu werden.
    "Klingt fast so, als gäbe es viele Gründe, auch wenn keiner wirklich passen mag. Nun, eine Bekanntschaft hast du ja nun gemacht."
    Tatsächlich hakte sie sich ein, ein tolles Gefühl so mit einer Frau an der Seite. Leider verspürte er es viel zu selten. Normalerweise ging er mit "seinen" Frauen nicht aus in der Stadt.
    Langsam und jeden Moment genießend führte er sie zielsicher durch die verschachtelten Straßen und Gassen der Stadt.
    "Ja, schon. Beinahe jede Woche. Manchmal weiß der normale Römer nicht einmal, was sie gerade feiern. Naja, zumindestens geht es mir so.", erklärte er ihr mit einem breiten Grinsen. Ihn interessierte dieser ganze Rummel doch reichlich wenig.

    "Oh.", meinte er mehr aus Gewohnheit, denn aus Betroffenheit. Es ließ ihn eigentlich gänzlich kalt. Scheinbar handelte es sich hierbei um diesen Corvinus, oder wie er auch immer hieß. Er hatte den Angehörigen ohnehin nicht gekannt. Weshalb sollte er also um ihn trauern?"Das war also der andere Todesfall in der Familie. Nun ja, ich kannte ihn nicht.", erklärte er ihr immer noch gänzlich kaltgelassen. Er wechselte lieber wieder zu einem erfreulicheren Thema, das sein Interesse geweckt hatte, nämlich seine Bekanntschaft."Mir scheint dies ist ein guter Tag, mache ich doch im Moment eine sehr interessante Bekanntschaft. Sag an, was führt dich so weit von deiner Heimat entfernt hier her?" Sie hatte nun gänzlich sein Interesse geweckt, schließlich kam man als Mann seiner Stellung nur selten mit echten Germanen zusammen, noch seltener mit deren Frauen.
    Als sie seinen Vorschlag akzeptierte, lächtelte er freundlich und sagte:"Nun, dann lass uns gehen. wenn du erlaubst...", ehe er ihr seinen Arm anbot, damit er sie zu entsprechendem Etablissement führen konnte.

    Er setzte ein gekünsteltes Lächeln auf, als sie ihn so eben neckte. Normalerweise ließ er so etwas nicht auf sich sitzen, doch wenn es ihm half sie zu bekommen, dann ertrug er es gerne. Ebenso wie die Musterung seines Ringes. Geduldig ließ er es über sich ergehen. Als sie schließlich die unschöne Begegnung mit einem seiner Verwandten anschnitt, war er wenig überrascht. Er wusste, wie seine Familie tickte und kannte die Haltung Plebejern gegenüber. Er war da allerdings ganz anders. Plebejer waren allgegenwärtig, folglich fiel es auch nicht auf, wenn er sich mit der einen oder anderen Frau dieser Bevölkerungsschicht vergnügte.
    "Das kenne ich irgendwo her. Besonders freundlich sind meine Verwandten ohnehin nicht zu Plebejern, wenn diese sich nicht in einer herrausragenden Stellung befinden." Sie kannte Massilia nicht, nun gut, musste sie ja nicht."Massilia liegt in Südgallien, am Meer. Mit dem Schiff liegt die Stadt etwa drei Tage von hier."Und dann war er für einen kurzen Augenblick sprachlos. Er hatte angenommen, dass sie schon diesseits des Limes geboren wurde. Dass sie allerdings auf dem wilden, unzivilisierten Germanien stammte hätte er nicht geahnt."Jenseits des Limes? Also bist du eine waschechte Germanin?", fragte er sie verblüfft. Sie wurde allmählich immer interessanter.
    Ihr Vorschlag brachte ihn kurz davon ab weiter darüber nachzudenken.
    "Wäre wohl deutlich angenehmer.", meinte er schließlich und rümpfte die Nase, als ein Besoffener an ihm vorbeitorkelte."Wenn ich mich recht entsinne, dann befindet sich unweit von hier eine nette Taverne. Wenn du erlaubst, dann lade ich dich ein.", schlug er ihr vor. Das war ihm sein Geld durchaus wert, für sie würde er es investieren.

    Wie am vorherigen Tage abgesprochen, begab sich Scipio Tags darauf wieder auf den Weg zur Villa Aurelia, dieses Mal zur Salutatio eines gewissen Aurelius Avianus. Der Name sagte ihm nichts, aber seine Anwesenheit im Haus würde ihm vielleicht die Möglichkeit geben, seine, ihm unbekannte, Schwester kennen zu lernen. Es war genau diese Aussicht, die ihn abermals dazu bewegte, den Gang ins ungeliebte, frühere Zuhause anzutreten.
    Seine Angst, dort auf seine verhasste Stiefmutter zu treffen, hatte man ihm bereits genommen, daher traf er mit gemischten Gefühlen vor der Villa ein. Er wusste einfach nicht, was er von dieser Schwester halten sollte. Zum einen war er neugierig, zum anderen war sie aber auch die Tochter seiner Stiefmutter, mit der er sich alles andere als gut verstand.
    Genau wie am vorherigen Tag stand auch heute wieder eine Sänfte vor dem Eingang der Villa, an der er sich elegant vorbeischlängelte, um zum Eingang zu gelangen. Er warf einen flüchtigen Blick auf die Person, der gerade aus der Sänfte geholfen wurde, und wollte schon an dieser vorbeigehen, als er plötzlich innehielt. Das konnte doch nicht sein! Warum gerade jetzt? Warum SIE? Sein Blick wanderte abermals zu dieser Person. Tatsächlich, es war die Visage der verhasste Steifmutter, die er da erblickte. Urplötzlich flammte wieder der Hass von früher in ihm auf. "Na, wen haben wir denn hier? Salve Stiefmutter!", begrüßte er sie gehässig. Am Liebsten hätte er sie einfach zurück in ihre Sänfte gestoßen und hätte den Sklaven befohlen sie ganz weit weg zu tragen.

    "Eine Germanin also.",stellte er fest. Die Aussicht auf eine Germanin reizte ihn, war eine solche Frau doch absolutes Neuland für ihn. Ob sie so viel anders war, als eine Römerin oder Gallierin? "Erstaunlich, dass ich erst der Erste bin..." Er sagte es nicht nur so, sondern war wirklich erstaunt. Für ihn war sie interessant, da sie eben nicht wie eine typisch römische Frau war. Umso erfreuter war er, als sie seinen Vorschlag annahm und er weiter mit ihr sprechen konnte und vor allem mehr über sie erfahren konnte.
    Als sie seinen Namen hörte, schien sie sehr erstaunt, aber das war er gewohnt. Der Name seiner Familie war doch ziemlich bekannt und da sie obendrein eine patrizische Familie war, verblüffte Frauen umso mehr. Dass seine unbekannte Schöne allerdings andere Gründe für ihre Verblüffung hatte, war ihm allerdings nicht klar.
    "Ich trage den Namen und stehe in Verwandschaft zu ihnen, sonst habe ich nicht mehr viel mit meiner Familie zu tun. Aber ja, einen Löwen haben sie im Wappen.", erklärte er ihr. Aber warum sie nach dem Wappen fragte, war ihm gänzlich schleierhaft. Vor allem, dass sie auch noch fragte, ob er ein Taschentuch mit dem Wappen bei sich tragen würde, kam ihm merkwürdig vor.
    "Nein, ein Taschentuch habe ich nicht, aber einen Ring.", meinte er und hielt ihr kurz die Hand hin, damit sie den Ring betrachten konnte. "Aber warum fragst du? Ist meine Verwandschaft ein Problem für dich?",fragte er noch und hatte den Verdacht, dass seine Verwandschaft seiner neuen Bekanntschaft im Wege stehen konnte.
    "Ich lebe mittlerweile seit siebzehn Jahren in Massilia. Und woher kommst du?", beantwortete er auch noch die Frage seiner Herkunft.

    Woran er es erkannt hatte, dass sie nicht von hier war? Man sah es ihr unmittelbar an. Ihre Hautfarbe war anders, als die der Frauen in Italia, sie war heller und auch anders als die helle Haut der vornehmen Damen. Ausserdem sprachen die blauen Augen und blonden Haare auch für sich.
    "Nein, an der Haarfarbe habe ich es nicht erkannt. Es ist dein Gesicht, dein Aussehen. Es sieht so aus, als würdest du aus dem Norden kommen. Du bist nicht der südliche Typ. Und das ist es, was mich reizt. Du bist anders, als all die anderen Frauen. Um ein Vielfaches interessanter., erklärte er ihr und lächelte.
    "Vielleicht kann man sich ja etwas... näher kommen.", fügte er dann noch vorsichtig hinzu und verdammte sich im nächsten Augenblick dafür. Hoffentlich war das nicht zu voreilig gewesen, nicht dass sie ihm nun durch die Lappen ging.
    "Vielleicht ist miteinander reden und austauschen ein guter Anfang... Ich bin übrigens Scipio, Nero Aurelius Scipio. Ich bin übrigens auch nicht von hier. Naja, nicht mehr.", stellte er sich letztlich noch vor.

    Als sie ihn so anlächelte, da gefiel sie ihm noch besser und er begehrte sie umso mehr, dennoch galt es nun nichts zu überstürzen. Er wollte sie nicht sofort verjagen, nein, er würde sich langsam herantasten, Schritt für Schritt, so weit, bis er sie da hatte, wo er sie haben wollte. Gerade wollte er ihr daher antworten und sie weiter umgarnen, doch jemand kam ihm dazwischen. Eine Frau, verflucht sollte sie sein, mischte sie ab und sorgte dafür, dass sie sich kurz abwand. Er verfluchte sie, diese Frau, die er unter anderen Umständen wohl auch nicht verschmäht hätte, denn sie kam ihm nun gewaltig in die Quere. Das diese verdammten Weiber nur immer so gesellig waren und sich so gerne in Grüppchen versammelten. So war es nur schwieriger sie abzuschleppen! Dennoch würde er nicht so einfach aufgeben, nein, er räusperte sich und wartete kurz, bis sie ihm wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte, ehe er fortfuhr."Du bist sehr schön und du bist anders. Nicht so, wie die typische Römerin, das macht dich umso interessanter und in meinen Augen auch noch einmal schöner. Schöner als die Schönheiten, die ich bisher hier erblickt habe. Ich würde dich gerne kennen lernen." Ja, er wollte sie kennen lernen, alles an ihr.

    Die Ludi Florales, Scipio war genau zur richtigen Zeit nach Rom gekommen, denn hier kam er auf seine Kosten. Er bekam dargeboten, wofür er sonst Unmengen an Geld ausgab: Nackte Haut, pralle Rundungen und die eine oder andere Schönheit war auch darunter. Den Feiernden und Prostituierten schien es sogar noch Spaß zu machen, sich offen zur Schau zu stellen.Er genoss diese Feierlichkeit und die gute Aussicht und zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich hier richtig, hier in Rom.


    Dennoch war Schauen immer noch etwas anderes als selbst aktiv zu werden und seine Lüste zu befriedigen. Dazu musste er wohl doch wieder ein Lupanar aufsuchen müssen; und sie überkam ihn, die Lust. Die Nackten hatten ihn ernsthaft heiß gemacht. Entschlossen zog er sich also aus dem Getümmel zurück und wollte sich auf den Weg zum nächsten Lupanar begeben, als er sie erblickte. Dieses junge Ding. Sie lehnte dort und sah einfach nur interessiert den Leuten zu. Sie war genau der Typ Frauen, auf den er es abgesehen hatte. Eigentlich hatte er sich ja geschworen damit aufzuhören, Frauen zu umgarnen, nur um sie ins Bett zu bekommen und sie anschließend sitzen zu lassen. In der Vergangenheit hatte ihm das schon so manchen Ärger eingebracht. Dennoch, sie war es ihm wert. Er wollte sie.
    Er änderte also seine Richtung und schlenderte lässig zur Unbekannten und lehnte sich ganz einfach neben sie an die Hauswand.
    "Ich dachte ich hätte heute schon Schönheiten erblickt, doch du übertriffst sie alle.", sprach er sie schließlich an. Ein freundliches Lächeln legte sich auf seine Züge.