Wortlos folgte Invita dem Glatzkopf. Als sie die Casa betraten, musterte sie aufmerksam die Umgebung. Alles an diesem Haus war fremd, fand sie.
Schließlich führte sie der Vilicus zu ihrer zukünftigen Schlafstätte. Er wies ihr eine kleine Ecke zu, in der sich ein Lager, bestehend aus einer mit Stroh gefüllten Matratze befand.
Invita war so voller neuer Eindrücke. Sie hatte keine Fragen mehr. Vorerst einmal. Stumm schüttelte sie verneinend den Kopf.
Als der Glatzkopf gegangen war, setzte sie sich erst einmal mit einem leichten Seufzer auf ihr Bett und betrachtete sich ihr neues "Zuhause". Er Blick wurde von einer jungen Frau abgelenkt, die den Raum betrat und scheinbar ganz nett war. "Invita," antwortete sie schüchtern und räusperte sich dann, denn ihre Kehle schien wie ausgetrocknet zu sein. "Invita ist mein Name. Und ja, wenn du etwas für mich hättest. Ich habe großen Durst."
Beiträge von Invita
-
-
Offen gestanden hatte sie sich bisher noch keine Gedanken gemacht, was alles notwendig war, wenn das Kind da war. Bis vor kurzem, als ihre Welt noch in Ordnung gewesen war, hatte die sie darauf hoffen können, dass Gisa, die alte germanische Sklavin sie in allem unterstützen würde. Doch Gisa war nun unerreichbar für sie geworden.
Wehmütig schob sie ihre Erinnerungen beiseite und dachte kurz nach. "Einige Tücher, eine Wiege. Sonst wüsste ich nichts." Die ersten Monate würde sie das Kind pucken, es also fest in Tücher wickeln, so wie es üblich war. -
Invita folgte dem Glatzkopf. Als er sie plötzlich ansprach und auf ihren Bauch deutete, fühlte sie sich ziemlich überrumpelt. Der Glatzkopf war nicht wirklich nett zu ihr gewesen. Weshalb interessierte er sich nun für ihr ungeborenes Kind? '"Das ist mein erstes," antwortete sie schüchtern. Den zweiten Teil seiner Frage konnte sie nicht wirklich nachvollziehen und beantwortete sie deshalb mit einem scheuen Schulterzucken. Was sollte denn nötig sein, wenn das Kind da war? Ihre Brüste waren fest und prall. Sie würden das Kind bestimmt gut ernähren können.
-
Invita zeigte sich nur wenig beeindruckt von dem dummen Geschwätz des Mannes, der gekommen war, um sie abzuholen. Vielmehr hatte sie aufgrund ihrer Schwangerschaft erhebliche Schwierigkeiten, aufzustehen. Letztendlich schaffte sie es doch noch auf und folgte dem Glatzkopf.
-
"Einverstanden!" Argeius schlug ein. "Die Sklavin wird dann bereit sein. Evander wird sich bis dahin um sie kümmern." Der Sklavenhändler wies auf seinen Gehilfen, der auf dessen Wink herantrat. Er führte Invita hinter den Verkaufsstand, wo sie zu warten hatte, bis man für sie gezahlt hatte und sie abholen würde.
Invita warf noch einen letzten verstohlenen Blick auf den Mann, der so sehr um sie gefeilscht hatte und in dessen Haus sie in Zukunft leben sollte. Dann war er aus ihrem Blickfeld verschunden. Geduldig würde sie nun warten, auf das, was noch kommen mochte. -
Der arme Kerl war wirklich nicht zu beneiden, dachte Argeius. Doch, bei aller Liebe und Verständnis, die er sowieso nicht für einen dahergelaufenen Fremden hatte, was sollte ihn das jucken? Wenn ihn etwas juckte, dann war das ein gut gefüllter Beutel mit Sesterzen darin. Auch er hatte seine Probleme und Schwierigkeiten mit diesem und jenem. Wer hatte das auch nicht? Ein schlechtes Geschäft hier, die Rücknahme beschädigter Ware da, und dann verlangten seine Gehilfenvon Zeit zu Zeit auch noch mehr Lohn! Erst letzten Monat hatte er eine Hand voll wohlgestalteter junger Knaben aus Nubien von einem alten Geschäftspartner erstanden. Dummerweise war die Ware aber nicht für die klimatischen Verhältnisse Germaniens geschaffen gewesen. Einer nach dem anderen war kurze Zeit darauf an Fiber verendet. Das war eine herbe Einbuße für den Sklavenhändler gewesen! Zum Glück hatte er kein Weib, deren Launen er auch noch ertragen musste. Und jetzt kam dieser Halsabschneider daher und wollte bei der jungen, gesunden Frau, die dazu auch noch schwanger war, den Preis nach unten drücken! "Achtzehnhundert und keinen Sesterz weniger! Das ist mein letztes Wort."
-
"Mein Freund, ich scherze nie!", gab Argeius mit fester Stimme zur Antwort. Eine gesunde schwangere Frau, die dazu aus einem guten Haushalt stammte hatte nun mal ihren Preis!
"Na gut, tausendneunhundert, weil du es bist. Ich hatte für sie weitaus größere Ausgaben. Sie braucht fast die doppelte Ration an Futter. Also, was ist? Kommen wir ins Geschäft?"
Als dann noch der Einwand seines potentiellen Kunden kam, die Sklavin könne vielleicht gar kein Latein, verrollte Argeius leicht die Augen und grinste. "Nein, nein mein Guter. Das Mädchen stammt aus einem angesehenen Haus aus der Provinz Gallia Belgica. Selbstverständlich spricht sie Latein. - Na los, sag was!" fuhr er die Sklavin an.Invita hatte die Verhandlungen verfolgt. Doch als sie nun aufgefordert wurde, etwas zu sagen, wirkte sie sehr überrascht. Die eindringlichen Blicke des Händlers machten es ihr nicht gerade leichter. "Salve Herr, mein Name ist Invita. Ich wurde in Augusta Treverorum geboren."
"Na siehst du, sie spricht einwandfreies Latein!", meinte der Händler schließlich zufrieden. -
Argeius, der Sklavenhändler hatte gerade ein Zwillingspärchen an den Mann gebracht. Die beiden Mädchen, die kaum zehn Sommer erlebt hatten, wurden nun von einem seiner Gehilfen von dem Brettergerüst herunter geführt. Argeius selbst hatte schon vor einiger Zeit den fremdartigen Mann registriert, der sich für seine Ware interessierte. Da er ihn nun ansprach, schenkte er ihm einen Augenblick seiner kostbaren Zeit. Ein Blick auf Invita genügte, um eine Antwort parat zu haben.
Invita ließ die erniedrigende Fleischbeschauung über sich ergehen. Kein Murren, keine Gegenwehr. Nicht einmal als er ihr unter die Tunika lugte oder ihren Bauch abtastete. Bei Letzterem war er besonders vorsichtig gewesen, so als ginge es darum ein rohes Ei zu schützen. Offenbar bestand ein gewisses Interesse an ihrem Kind. Anders hätte sie es sich nicht erklären können. Und trotzdem löste das nichts bei ihr aus. Weder Freude noch Angst. Im Grunde konnte ihr das Kind einerlei sein. Die Erinnerung an eine gute Zeit. Mehr aber auch nicht. Vielleicht würde sie Liebe für es empfinden können, wenn es erst einmal da war.
"Zweitausend", antwortete Argeius schließlich. "Fünfzehnhundert für die Frau und fünfhundert für das Kind, das sie in sich trägt. In gut fünf Wochen wirst du dann zwei Sklaven dein Eigen nennen können, wenn du sie willst." Der Sklavenhändlerkonnte diesen Preis mit gutem Gewissen verlangen. Die Sklavin war noch jung, stark und kerngesund. Sie hatte keinen Gewaltmarsch, wie manch anderer Sklave hinter sich, der aus einem fremden Land nach Germanien gekarrt worden war.
-
Als die Stimme zu ihr drang, die ihr befahl, aufzustehen, sah sie auf und erkannte eine fremdartige Gestalt. Die Erscheinung des Mannes hatte nichts mit dem zu tun, was sie bisher gekannt hatte. Die dunklen Augen, das pechschwarze Haar und dann noch die seltsame Kleidung. Kein Römer kleidete sich so. Womöglich hatte sie es mit einem Händler aus einem fernen Land zu tun. Aber was wollte so jemand mit einer schwangeren Sklavin anfangen?
Invita zögerte nicht lange und erhob sich. Die Sklaven um sie herum waren sich nicht sicher, ob sie sie bedauern oder beneiden sollten, zu undurchschaubar war dieser Fremde, dessen Aufmerksamkeit die Schwangere erregt hatte.
So stand sie vor ihm, den Blick gesenkt. Genauso wie man ihr es so oft eingebläut hatte. Unter der zerschlissenen Tunika zeichnete sich ganz deutlich ihr Bauch ab. Das offene Haar fiel auf ihre Schultern. Aller Umstände zum Trotze sah sie noch immer sehr begehrenswert aus, was dem Sklavenhändler auch durchaus bewusst war. -
INVITA
15 Jahre
Hausarbeiten aller ArtEin Schild aus Holz hing um ihren Hals, auf dem alles Wichtige festgehalten worden war: Name, Alter, Fähigkeiten. Alles andere, was einen Verkauf fördern konnte, war deutlich zu sehen: blonde, lockige Haare, blaue Augen, Gesichtszüge, wie man sie hier tausendfach fand. Nichts besonderes eben. Eine von vielen. Außer vielleicht dass sie ein Kind trug und die Schwangerschaft augenscheinlich schon weit fortgeschritten war. Ein paar Wochen nur noch.
INVITA- stand auf dem Schild gekritzelt. Wider Willen- diesen Namen hatte man ihr einige Tage nach ihrer Geburt gegeben. Wiederwillig hatte sie das Licht der Welt erblickt, als ob sie schon geahnt hatte, welches Leben auf sie wartete.
Keinerlei Lebenszechen, blaugefärbt. So hatte die alte gallische Sklavin kurz nach der Geburt das kleine fleischige Etwas achtlos zu den blutigen Tüchern gelegt. Erst unzählige Herzschläge später hatte sich das kleine Mädchen dann doch entschieden, zu leben.Widerwillig hatte sie auch ihre Kindheit erlebt. Und als sie das Alter erreicht hatte, in dem ihr Körper zu knospen begann, hatte sie schnell gelernt, wie sie diesen Vorteil für sich nutzen konnte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihr dominus auf das junge Mädchen aufmerksam wurde. Mit ihren tiefen blauen Augen wusste sie ihn geschickt zu umgarnen, so dass er ihr schnell verfiel, wie manch anderer dem Wein. Invita lernte schnell, wie sie ihrem Herrn am besten zu Diensten sein konnte. Er begann, sie dafür mit kleinen Geschenken zu überhäufen: eine neue Tunika hier, neue Ledersandalen dort und einmal sogar einen filigranen Goldarmreif in Form einer Schlange, die sich von da an um Invitas Oberarm schlängelte. Die Dreizehnjährige bewirkte, dass der Fünfundvierzigjährige einen zweiten Frühling erlebte. Wie ein junger stolzer Pfau führte er sich auf.
Natürlich blieb dies seiner Gemahlin nicht lange verborgen. Sie war die Eskapaden ihres Mannes längst gewohnt. Schon während ihrer ersten Schwangerschaft hatte er sich schnell mit seinen Sklavinnen vergnügt. Als gute Ehefrau hatte sie diese Abenteuer stets übersehen. Es war nichts. Und trat einmal der Fall ein, dass eine der Sklavinnen schwanger wurde, nahm sie es ebenso gelassen. Keines dieser Kinder erlebte einen zweiten Tag. Bereits bevor man sie ihren Müttern an die Brust legte, nahm man sie weg und ersäufte sie wie junge Katzen im Fluß.Ein Gutes hatte Invitas Schicksal. Die Überlebenschancen ihres Kindes waren rasant angestiegen, seit sie dem Sklavenhändler in die Arme gelaufen war. Dabei war alles ein abgekartetes Spiel gewesen. Der teuflische Plan ihrer Herrin war aufgegangen. Sie hatte die rechte Stunde genutzt, um ihre Nebenbuhlerin loszuwerden.
Ausdruckslos, ihren Bauch haltend, saß Invita bei den anderen Sklaven, die heute noch auf das Verkaufspodest gezerrt werden sollten. Sie hatte den Mann, der dreimal so alt gewesen war, wie sie selbst gemocht. Nicht einmal den goldenen Armreif hatte man ihr gelassen. Nur das Kind. -
Mit der Bitte um Einlass...
Name: Invita
Stand: Serva
Besitzer: Mathayus Magonidas
Wohnort: Mogontiacum
... Danke!