Und einmal wieder zurück ins Exil, bitte
Beiträge von Tiberius Duccius Secundus
-
-
[Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/9620/rodewini.jpg%20]
So wirklich überzeugt, was das bringen sollte, war Rodewini nicht, aber das musste er nicht unbedingt laut aussprechen. “Solche Bekräftigungen oder Treffen sind denke ich am sinnvollsten, nachdem die Truppen wieder zurückgekehrt sind und auch sowohl ein Kaiser als auch sein Stellvertreter in Germania nach dieser Zeit feststehen.“ Was nützten denn Vertragsbekräftigungen mit dem Verlierer eines Krieges? Ob der Annaeus noch lebte, wenn der Krieg im Süden zuende war, war nicht gewiss, und selbst wenn er es war, hieß das nicht, dass er als Statthalter zurückkehren würde. Daher waren Bekräftigungen momentan nicht viel mehr als noch mehr heiße Luft.
“Aber ich werde unterdessen mit meinen Männern sprechen“, fügte er als kleines Zugeständnis an. Immerhin kostete ihn ein solches Gespräch nichts, und was die Botschafter aus Mogontiacum gewollt hatten würde ohnehin bald die Runde machen.Damit allerdings schien die Verhandlungslust Valgisos auch an einem Ende angelangt zu sein, denn mehr oder minder brachte er das Gespräch zu einem relativ eindeutigen Abschluss. “Du und diene Begleiter sind uns jederzeit willkommen, aber ja, ruht euch von der Reise aus. Eine Schlafstätte sollte inzwischen auch vorbereitet sein, und heute Abend esst ihr selbstverständlich mit uns.
Und ich freue mich bereits darauf, deiner Einladung folge zu leisten, sobald die Lage es zulässt.“ Was bei den Chatten einige Zeit dauern könnte, aber so konnte Rodewini auch jederzeit einen Boten von sich unterbringen – auch wenn er dies auch jederzeit bei den Duccii in Mogontiacum konnte. -
[Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/9620/rodewini.jpg%20]
Wie sein Gegenüber auf die Idee kam, dass die Verträge erneuert werden müssten, war Rodewini schon ein Rätsel.
“Ich denke, die bestehenden Verträge in ihrer jetzigen Form sind gut und gerecht geschlossen und bedürfen nicht zwangsläufig einer neuen Verhandlung.“
Im Grunde hatten die Mattiaker alles erhalten, was sie wollten: Souveränität in ihren eigenen Gebieten, keine Tributzahlungen, keine Steuern, eigene Rechtshoheit... im Grunde alles, was sie wollten. Und all das für den Preis von Freundschaft und ihrer Lage als Puffer zwischen dem Reich und den Chatten. Neue Verhandlungen hieß nur wieder neue Verpflichtungen, neue Geiseln, neuer Streit. Rodewini war mit den jetzigen Verträgen nicht unzufrieden, nur mit der Umsetzung seitens der Römer.Zum Thema Geiseln kam Valgiso dann auch sehr direkt – was in Verbindung mit der Bitte nach geharnischter Direktansprache fast schon komisch war. Einen Politiker zu bitten, doch auf Diplomatie zu verzichten, war in etwa so, wie einen Fischer zu bitten, kein Netz zu benutzen. Sicher ging das, nur was war der Nutzen davon? Rodewini hatte nicht vor, sich in seine Karten schauen zu lassen, nur weil die Römer lieb bitte-bitte gesagt hatten.
“Meine Nichte war sicher ein herber Verlust in jeder Beziehung, allerdings hatte sie ja sehr wohl zwei Kinder. Unter anderem den jungen Hitzkopf, den du vorhin noch begrüßt hast.
Was deine Bitte nach einem Gesandten“ Rodewini vermied das Wort Geisel, wobei das nichts anderes war. Und diese Forderung war auch nicht unbedingt etwas, was den jetzigen Statthalter sympathischer machte. “...angeht, so sehe ich darin aus eben diesem Grund wenig Notwendigkeit. Ich kann keinem meiner Männer befehlen, sein Heim und seinen Hof zu verlassen, noch dazu, wo ich ihre Stärke brauchen werde, wenn die Chatten ihren Drohungen Taten folgen lassen.
Abgesehen davon wäre so ein Gesandter ebenfalls mehrere Tagesreisen von uns getrennt und kann somit unmöglich wissen, wie wir zu einzelnen Punkten gewisser Entscheidungen wohl stehen könnten.“Rodewini gab sich bedauernd und ließ nichts von seinen Gedankengängen in seinen Worten oder Gesten erkennen. “Allerdings sind uns Gäste sicher jederzeit willkommen. Falls Annaeus Boten schicken möchte oder einen Gesandten dauerhaft als Bewohner in dieses Dorf entsenden möchte, werden wir sicher immer einen Platz dafür finden.“ Sofern der Mann den Krieg und die Zeit danach unter welchem Kaiser auch immer überhaupt überlebte.
-
[Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/9620/rodewini.jpg%20]
Seine Nichte müsste sich sehr verändert haben, wenn sie einem Außenstehenden solche Worte derart unverblümt gesagt hätte. Es gab Tage, da vermisste Rodewini seine Nichte, die mit einem Lächeln und zuckersüßen Worten ihre Umgebung für sich eingewickelt hatte, nur um dann geschickt wie eine Biene ihren Stachel da anzusetzen, wo es wirklich, wirklich weh tat, wenn sie es für notwendig erachtete. Allerdings war sie damals noch jung gewesen, und vielleicht hatte sie das Alter dieser scheinbaren Geduld beraubt, oder aber sie hatte der Direktheit unter Römern einfach Vorzug gegeben, da dies die den Umständen angemessenere Waffe war.
“Über Bertwini musst du dir diesbezüglich keine Sorgen machen. Er würde nie das Gastrecht missachten, egal, wie wütend er sein mag. Auf lange Sicht wäre ein Gespräch aber sicher nicht die schlechteste Idee.“Nachdem nun die Fronten geklärt waren und Valgiso etwas offenere Worte angeschlagen hatte, hörte Rodewini aufmerksam zu. “Die Mattiaker haben keinen Streit mit diesem Salinator, und auch keinen Beweis für eine Unrechtmäßigkeit seines Herrscheranspruches. Versteh mich da gleich richtig, geschätzter Freund, die Mattiaker werden für keinen der beiden Stellung beziehen, unser Bündnis gilt dem Mann, der nach diesem Krieg den Vertrag mit uns achten und sich unsere Freundschaft sichern wird, unabhängig seines Namens.“ Rodewini war es herzlich egal, ob der Anspruch des jetzigen Kaisers rechtmäßiger war oder weniger rechtmäßig wie der seines Kontrahenten. Solange jeder der beiden Herren sich der Verträge erinnern würde und einen Statthalter nach Germania schicken würde, der sich dieser Verträge bewusst wäre und sie nicht nur achten, sondern fördern würde mit Geschenken, Unterstützungen und dergleichen. Und angesichts der Rolle, die die Mattiaker auch beim Aufstand des Modorok gespielt hatten, hatte sich der letzte Kaiser respektive seine Vertreter auf römischer Seite nicht unbedingt von ihrer dankbarsten und großzügigsten Seite gezeigt.
“Und einen Alrik kenne ich nicht, um mich auf sein Wort so verlassen zu können. So werde ich mich wohl auf deines verlassen müssen, dass dieser Cornelius Palma sich sicher daran erinnern wird, welche Entscheidungen in der nächsten Zeit hier und in Mogontiacum geschlossen werden.“ -
[Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/9620/rodewini.jpg%20]
Rodewini ließ die Worte über sich ergehen und besah sich den Mann vor sich nur etwas länger, ehe er schließlich antwortete.
“Offene Worte sind eine feine Sache, doch manchmal ist es weiser, sie doch in ein etwas diplomatischeres Kleid zu packen, ehe man sie vorbringt.
So könnte ich vorbringen, dass die Römer in diesen Zeiten die Mattiaker brauchen, weil durch den Abzug der Truppen die Grenze sicher nicht befestigt genug ist, um einen Ansturm einiger vereinigter Stämme abzuhalten. Und dass es für uns in dieser Situation weitaus weniger verlustreich wäre, würden wir uns den Chatten in einem solchen Fall nicht entgegenstellen.
Ich könnte ebenso erwähnen, dass die Freundschaft der Römer in den letzten Jahren schon sehr teuer war und die letzten Statthalter des Kaisers alle nur wenig dazu beigetragen haben, sich der Freundschaft der Mattiaker zu versichern. Allerdings war die Ehre der Mattiaker und das Vertrauen in jeden unserer Männer in all diesen Jahren dennoch nie ein Thema, was Grund zum Zweifel hätte geben können.
Und ebenso könnte ich erwähnen, dass wir als Verbündete immer und stets gleichberechtigt waren, so dass es meinem Neffen verständlicherweise nicht gefällt, Befehle von jemand anderem anzunehmen, schon gar nicht von jemandem, den er in seinem Leben noch nie gesehen hat, und erst recht nicht von einem römischen Statthalter, der vielleicht bald gar nicht mehr in diesem Amt ist. Und dessen Nachfolger sich vielleicht auch nicht mehr an irgendwelche Versprechungen erinnern wird, oder an irgendwelche Hilfen.“
Rodewini lächelte fein und wohl dosiert, während er den Boten vor sich ansah. “Du siehst, offene Worte, falsch vorgetragen, können auch gerne falsch verstanden sein. Jugend hat oft nicht die Geduld, über andere Bedeutungen von Worten nachzudenken wie weisere und reifere Männer, die schon mehr gesehen haben in ihrem Leben.
Wir beide verhandeln hier über Schilde aus Luft und Schwerter aus Ehre, gekauft mit Versprechungen. In solchen Verhandlungen sollten wir nicht auch noch über Vertrauenswürdigkeit verhandeln, denn in diesem Punkt könnten auf allen Seiten schwere Wunden geschlagen werden.Und jetzt gestattest du mir hoffentlich die Frage nach dem Mann, für den die Legionen in den Süden in den Krieg ziehen. Wer ist es, für den Annaeus Modestus Krieg führen will und dafür seine Provinz zurücklässt? Wenn ich mein Vertrauen auf seine Versprechungen bauen soll, sollte ich ihn besser kennen.“
-
So ein ganz klein wenig unheimlich war es Landulf schon, dass Valgiso offenbar so deutlich seine Gedanken in seinem Gesicht ablesen konnte. Er hatte zwar kein so ruhiges Gesicht wie sein Onkel, aber dass es so lesbar war... daran musste etwas geändert werden! Seine Mutter würde ihm die Ohren langziehen, wenn sie das wissen würde – wenngleich Landulfs Erinnerungen an seine Mutter bestenfalls mit 'schwammig' zu beschrieben waren, er war doch noch sehr jung gewesen, als sie starb. Im Grunde bestand seine Erinnerung aus einer hübschen, großen Frau mit roten Haaren, die vielleicht so ein bisschen aussah, wie Elfleda ausgesehen haben mochte, vielleicht aber auch nicht.
So oder so kam er nicht dazu, lange darüber zu sinnieren, als Valgiso mit etwas rausplatzte, was locker unter 'Ehrbeleidigung' firmieren konnte. Hier zeigte sich dann doch, dass er der Sohn seiner Mutter war, denn frostig erwiderte er: “Ach, und die Geheimnisse der Mattiaker, die ich kenne, sind ja so viel weniger wert, als die der Römer. Es stirbt hier ja nicht jeder im Dorf, sollte ich ausplaudern, wie genau wir hier aufgestellt sind...“
[Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/a-germanen-maenner-jung/32.jpg]
Sein Onkel Bertwini hingegen sah die Sache nicht ganz so locker. Er war schon über dreißig, Vater von drei Kindern (zumindest von seiner Frau und von denen er wusste), und hatte nicht vor, sich wie ein Kind behandeln zu lassen von einem dahergelaufenen Kerl.
“Wohin ich gehe und was ich tue, ist immernoch meine Entscheidung! Du vergisst, mit wem du redest und wo du dich befindest, Valgiso!“ Immerhin war Bertwini der zweite Mann des Dorfes, nachdem Rodewinis Söhne alle getötet wurden oder an Krankheiten gestorben waren. Er war der älteste, lebende, männliche Verwandte. Und schon mehr als einen Zwischenfall mit den Chatten hinter sich gebracht.
“Und wenn du hergekommen bist, um zu unterstellen, dass ich nicht vertrauenswürdig bin, dann sag es mir offen ins Gesicht, damit wir das wie Männer regeln können.“ Wäre er nicht Rodewinis Gast, würde Bertwini auch deutlichere Wege einschlagen, um auf diese Worte zu reagieren.[Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/9620/rodewini.jpg%20]
Auch Rodewinis Miene war etwas strenger geworden, auch wenn er jetzt grade beschwichtigend die Hand hob. “Bertwini! Valgiso ist als Gast hergekommen.“
“Dann soll er sich wie einer benehmen“, grollte der Mattiaker zurück, schnaubte und führte ein “Ich gehe. Landulf?“ an, letzteres begleitet mit einem leichten Klaps vor Landulfs Brust, den jener mit einem düsteren Nicken beantwortete.
Rodewini ließ die beiden gehen, sie aufzuhalten hätte die Situation jetzt noch weitaus schlimmer gemacht. Auch er selbst war wenig erbaut über den Verlauf des Gesprächs. Sehr wenig. Aber die Sicherheit der Dorfbewohner ging vor.
“Du solltest deine zukünftigen Worte etwas besser abwägen, Valgiso. Die Mattiaker sind schon seit Generationen Verbündete der Römer, es wäre bedauerlich, wenn die nächste Generation sich dessen aufgrund von unbedachten Worten nicht mehr erinnert.“ Nein, er war wirklich nicht erfreut über die Wortwahl seines Gegenübers, aber erst einmal ging es um naheliegendere Dinge wie Zahlen und Mannstärken. “Was Gerüchte angeht, so ist dein Plan nicht der beste, denn jedes Gerücht bedarf der Überprüfung, ehe es wahr wird. Und vermehrte Meldungen über die Römer hieße vermehrte Überprüfung des Wahrheitsgehaltes, noch dazu, wenn zeitgleich anderslautende Meldungen von allen Orten eingehen.“ -
Landulf hatte nicht allzu viel gelernt in der Zeit hier fernab der römischen Grenze, aber ein paar Sachen doch. Eine davon war, im Gesicht seines Großonkels zu lesen, auch wenn der mit eiserner Miene dasaß und sich ganz als gekonnter Politiker verhielt. Man hatte ihm häufig erzählt, seine Mutter wäre genauso gewesen, hatte sich das von ihrem Onkel abgeschaut, und dass er auch diesen Blick manchmal hätte. Vielleicht fiel es ihm daher auch so leicht, die Anzeichen zu erkennen, wenn etwas im Busch war.
Zunächst mal das leichte Zucken in seinen Augen, als Valgiso meinte, dass Witjon wollte, Landulf solle heim kommen. Zum Glück hatte Landulf die Klappe gehalten, als das Thema aufkam. Rodewini würde es sicher nicht gutheißen, wenn Landulf irgendwas falsches sagte. Und er hatte ja schon manchmal Heimweh. Witjon war wie ein Vater für ihn gewesen. Naha sollte inzwischen eigentlich verheiratet sein, es wurde mehr als Zeit dafür. Das war seine Familie, und natürlich vermisste er all die bekannten Gesichter und Stimmen.
Aber auf der anderen Seite wurde er hier gebraucht, als Mann. Er konnte sich nicht einfach in die Sicherheit des römischen Reiches zurückziehen, wo hier bald jedes Schwert gebraucht werden würde.Als Valgiso dann meinte, dass Rodewini den Chatten doch Bescheid sagen sollte, dass die Grenze bewacht war, hatte er allerdings seine Gesichtszüge weit weniger unter Kontrolle als sein Onkel. Landulf glotzte Valgiso an, als habe der einen Sprung im Metkrug. Wie Rodewini es schaffte, nicht mal mit der Wimper zu zucken, wusste er beim besten willen nicht. Wie sollten sie denn ihren Feinden diese Nachricht zukommen lassen, ohne dass die sie für wahnsinnig hielten? Das nächste Thing war noch ein ganzes Weilchen hin.
[Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/9620/rodewini.jpg%20]
Rodewini unterdessen blitzte nur kurz mit den Augen und lächelte anschließend politikerhaft. “Vor allen Dingen liegt zwischen den Chatten und der römischen Grenze jede Menge mattiakisches Land mit mattiakischen Dörfern“, erinnerte er Valgiso ruhig. “Und so schön diese Versprechungen auch sein möchten, ich habe Sorge zu tragen für die meinen. Daher muss ich wissen, auf wie viel Unterstützung durch unsere Bündnispartner ich hoffen darf, während die Römer nach Süden ziehen. Drohungen an die Chatten sind gut und schön, nur sollten diese mit mehr gefüllt sein als Versprechungen.“
-
“Naja, ist ja auch schon ein paar Jährchen her“, murmelte Landulf noch immer etwas verlegen von der vorangegangenen Standpauke. Er wollte jetzt nicht durch zu ausgelassene und leichtherzige Wortwahl die nächste Tirade auf sich hinabbeschwören. Es war besser, den restlichen Tag ordentlich zerknirscht dreinzuschauen und sich schuldbewusst zurückzuhalten, um nicht das nächste Donnerwetter vor der nächsten Dummheit heraufzubeschwören. Und dass die nächste Dummheit kommen würde, das war verdammt sicher. Landulf wirkte auf Dummheiten wie eine helle Kerzenflamme auf Motten. Nur dass in dem Fall eher er sich verbrannte als die Dummheit.
“Da war ich noch einen Kopf kleiner... und weniger haarig... und so.“ Im Vergleich zu den Bären, die hier teilweise herumliefen, war er zwar auch noch immer ziemlich unhaarig – Bertwini machte sich gerne einen Spaß daraus, ihn mit Wasser zu bespritzen und ihm zu sagen, er solle sich doch bitte den Dreck aus dem Gesicht wischen, den er Bart nannte. Aber immerhin war er haariger als zu der Zeit, als er gegangen war. Da würde er sich wohl auch nicht wiedererkennen.Aber zum Glück ging auch gleich die Geschenkearie an Rodewini los, so dass er erst einmal aus der Schusslinie war.
[Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/9620/rodewini.jpg%20]
Rodewini hörte sich sehr genau an, was Valgiso zu sagen hatte, und betrachtete auch die Geschenke. Sie waren sehr wertvoll, was ihren Materialpreis und ihre Verarbeitung anging. Allerdings nichts, was er wirklich tragen könnte, wenn es wirklich einmal nötig wäre, dass er eine Rüstung anlegen musste.
“Dann richte Annaeus Modestus unsere besten Grüße und unseren Dank für die wertvollen Geschenke aus. Unsere Freundschaft ist so unzerbrüchlich wie zuvor, und auch du und deine Begleiter sind hier in meinem Dorf als Freunde herzlich willkommen.“
Rodewini machte mit einer Handgeste deutlich, dass sie sich gerne setzen konnten. In der Halle standen lange Bänke aus Holz, auf denen man sich am Abend zum Essen niederließ, und auch jetzt boten sie Sitzgelegenheit. Sie mussten hier ja nicht die ganze Zeit vor ihm stehen.
Auch eilte sogleich eine der Töchter des Dorfes herbei, stellte hastig Holzbecher auf und ging dann nochmal, um einen Krug mit Met zu füllen und den Gästen zu kredenzen, wenn sie denn etwas trinken wollten.
“Und was die Gerüchte aus dem Imperium betrifft, so haben wir einige Dinge gehört. Der römische Kaiser soll gestorben sein und im Moment kämpfen zwei Männer um das Recht, zu herrschen.“ Rodewini beobachtete seinen Gast sehr genau, wenngleich subtil, um die kleinen Anzeichen zu sehen, inwieweit das Gesagte der Wahrheit entsprach. Es heißt ebenfalls, dass die Truppen am großen Grenzfluss zusammengezogen werden und sich für einen Marsch bereit machen, was die Grenzen des römischen Reiches entblößen würde. Vor allen Dingen die Chatten hoffen sehr darauf, dass diese Gerüchte wahr sind, und verkaufen es schon bisweilen als unumstößliche Wahrheit, dass die Römer ihre Grenzen aufgeben.“Zu Landulfs blutiger Nase sagten weder er noch der Bursche selbst etwas. Dass Witjon den Jungen bei sich haben wollte, war für Rodewini auch eher ein Zeichen dafür, dass an der Geschichte wirklich mehr dran war, so dass das Gebiet der Mattiaker als Kriegsgebiet angesehen wurde in nächster Zukunft und der Duccier seinen Verwandten da lieber in einem Stück zurück hinter Stadtmauern haben wollte und nicht auf dem Feld einer horde wütender Chatten gegenüber.
-
[Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/9620/rodewini.jpg%20]
“Der bin ich wohl“, meinte Rodewini, nun doch wieder sichtlich beruhigter. “Dann sei willkommen in meinem Dorf, Valgiso, und sag mir, welche Umstände dich und deine Begleiter zu mir führen.“
Die beiden eben noch fachmännisch in den Senkel gestellten nutzten das Auftauchen des Botschafters, um einen taktischen und möglichst leisen Rückzug anzutreten. Schrittchen für Schrittchen bewegten sie sich rücklings, um außer Sichtweite ihres Fürsten zu gelangen. So eine Ablenkung wollte schließlich genutzt sein, wenn man so nach der Standpauke um die üblicherweise auf den Fuß folgende Strafe herumkam. Nur leider war Rodewini nicht so abgelenkt, wie von den beiden Herrschaften angedacht.
“Und ihr beide bleibt hier stehen“, kam es nur befehlend, ohne dass Rodewini hinsah. Dafür aber stellte er die beiden Herrschaften auch gleich vor. “Valgiso, darf ich dir vorstellen, mein Neffe Bertwini, Sohn des Sarwolf, und dessen Neffe Landulf, Sohn des Lando.“Landulf begrüßte Valgiso mit einem sehr schiefen Lächeln. Er wäre gerade lieber geflüchtet, aber die Nornen hatten scheinbar anderes vor, also stand er möglichst betreten dreinguckend da und begrüßte den sehr alten Bekannten. “Heilsa, Valgiso. Wir kennen uns schon. Ist aber lange her.“ Als Landulf klein war, hatte seine Schwester andauernd davon gefaselt, dass sie Valgiso heiraten hatte wollen.
-
[Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/9620/rodewini.jpg%20]
“Wie könnt ihr nur so unverantwortlich sein? Hat das letzte Mal denn wirklich nicht gereicht?“ schnauzte Rodewini noch unverhalten und auch außerhalb der Halle gut hörbar. Er war älter geworden, sein Haar, einst rotblond, hatte einen stumpfen Grauton bekommen, nur hier und da spähte ein einzelnes blondes Haar dazwischen noch durch Einzig der Bart weigerte sich beharrlich, auch auszugrauen. Sein Gesicht hatte ein paar Falten bekommen. Aber seine Stimme war so kraftvoll wie eh und je.
Landulf und Bertwini ließen die Standpauke über sich ergehen, wie schon so oft in den letzten Monaten, und nickten einfach alles nur ab. Argumentieren hatte wenig Sinn, abgesehen davon, dass sie einen Großteil auch gar nicht argumentatorisch untermauern konnten. Es war eine blöde Idee gewesen, selbst hinauszureiten und mehrere Tage mit nur einem Trupp von fünf Mann durch die Gegend zu ziehen, um in den weiter entfernten Dörfern sich umzuhören (und die weibliche Dorfbevölkerung ein wenig auszukundschaften). Ebenso wie es schon beim ersten Mal eine blöde Idee gewesen war, in die Gebiete der Chatten zu reiten und zu spionieren, was da wohl los war. Auch die Sache mit der Jagd beim beginnenden Frühling war eine blöde Idee gewesen. Oder das mit den beiden Cousinen eines Richs zwei Dörfer weiter, das war eine ausgesprochen blöde Idee gewesen. Wenn auch die am längsten zurückliegende.
So aber standen die beiden jungen Männer da und ließen die Standpauke mal wieder über sich ergehen. Sie standen auch noch pflichtschuldig beschämt da, als Rodewini mit einem “Dann komm rein!“ in nur mäßig wieder beruhigtem Tonfall seinen Besuch nach drinnen 'bat'. -
Die beiden Wachen am Eingang zum Dorf warteten das kurze Geplänkel der beiden ab. Im Grunde musste Valgiso ja am besten Wissen, wessen Sohn er war, Und wenn der sagte, sein Vater war wer anderes, dann würde er schon wissen, was er tat.
“Na, nom kommt nei. Rodewini is in dr lange Hall, gradaus durre. Aber seids vorsichtig, er isch heut grantig. De zwoi Jong warat wiedr onderwegs.“
Das letztere ging eher an Luitbert, der besser wissen würde, was Irmfried meinen würde. Die „zwei Jungen“ waren Bertwini, Rodewinis Neffe und sein designierter Nachfolger, und dessen Neffe Landulf, die beide zwar nicht mehr wirklich als Jungen zu bezeichnen waren, dennoch sich diesen Spitznamen eingefangen hatten. Und aufgrund solcher Vorkommnisse wie dem heutigen wohl auch weiterhin behalten würden, auch wenn der eine die zwanzig und der andere die dreißig hinter sich gelassen hatte. -
Huch, wieso hab ich denn noch ein Konto? Bitte erstmal schließen, danke
-
Bitte ein kurzfristiges Rückfahrticket aus dem Exil. Wenn es geht, meinen Wohnort auch gleich auf das Ausland ändern. Wenn nicht, muss ich halt reisen
-
Bitte einmal Exil. Landulf ist bei seinem Großonkel bei den Mattiakern bis auf weiteres.
-
Luitbert wartete bereits draußen mit den Pferden. Neben ihren Reittieren hatten sie auch zwei Maultiere bepackt mit ein paar Vorräten und Tauschgütern, die jenseits des Rhenus schwieriger zu bekommen waren. Mit ihnen reisten noch einige andere Männer, Landulf würde also jede Menge Gesellschaft haben. Zwar waren sie alle älter als er, was ihm jetzt nicht unbedingt die Reisezeit bei der Kälte und dem Wetter schmackhafter machte, aber sie waren auch erfahrener und er konnte von ihnen noch was lernen. Und er hatte den höchsten Status inne – auch wenn der, wenn er erst einmal auf seinem Pferd saß, wohl zweitrangig war, bis sie angekommen waren. Auf dem Weg maß sich der Wert eines Mannes doch an seinem Geschick, zum Überleben der Gruppe beizutragen, und da war Landulf wohl nicht unbedingt der nützlichste der Truppe, auch wenn er wohl zurechtkam.
Er war warm eingepackt in Schafs- und Bärenfell, die Handschuhe waren aus Eichhörnchenfell. Er hatte auch einen dazu passenden Mantel fest in seinen Beutel verschnürt. Seine Mutter hatte immer bei Auftritten jenseits des Rhenus, wenn sie zu einem Thing geritten waren, großen Wert darauf gelegt, dass er diese kleinen Statussymbole trug. Da fand er es nur recht und billig, wenn er jetzt auch darauf achtete. Nur zum Reisen war das Ding doch zu kalt.
Ein letzter Blick auf die ihm so vertrauten Gesichter. Seine Schwester war grantig, und wie. Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln, ebenso wie Audaod und den anderen. Es hätte eigentlich viel zu sagen gegeben – und viel, was er schon gesagt hatte nach seiner Verkündigung zwei Tage zuvor, mit Luitbert zu ziehen – doch beschränkte er sich jetzt und hier auf das nötigste. Er wollte keine langen Abschiede. Eine kurze schulterklopfende Umarmung mit Witjon, ein gestohlener Kuss auf die Wange seiner Schwester und ein tiefer Blick in die Augen seines Ziehbruders mit einem kräftigen und langen Händedruck – das war's.Landulf verließ das warme Haus und zog den Mantel etwas dichter ran. Ihm war jetzt schon kalt, und es würde wohl nicht besser werden. Er stieg schnell auf die kleine, zottige Stute, die einmal seiner Mutter gehört hatte und lenkte sie schnell auf den Weg. So schnell, dass für den Anfang des Weges Luitbert sogar ihm folgen musste. Zurück zu blicken wagte er dabei nicht.
-
Konnte er nicht? Im Grunde genommen konnte Witjon ihm sehr wohl im Weg stehen, immerhin war er der ältere, und wenn es hart auf hart käme, glaubte Landulf, dass wohl alle eher auf ihn hören würden und nicht auf einen jungen Kerl, der nur rein zufällig der Sohn von Lando und Elfleda war. Marga konnte er dann vielleicht mit einem Hundeblick doch auf seine Seite ziehen – wobei die immer resistenter wurde, je älter Landulf wurde. Aber selbst Naha würde ihm vermutlich mit Freuden eins über den Schädel ziehen, wenn sie dazu Witjons Generalvollmacht erhielte.
Anscheinend hatte sein Ziehvater wirklich nichts dagegen, wenn Landulf weg ging. Eigentlich hätte er sich darüber ja freuen können, dass das alles so unkompliziert nun war und funktionierte. Aber irgendwie hätte Landulf sich doch ein wenig gewünscht, dass Witjon sich etwas besorgter gab. Er versuchte ja nicht einmal, es ihm auszureden! War ihm denn egal, wenn er von wütenden Chatten im Wald zerhackstückelt wurde?
“Öhm, gut. Dann, öhm, mach ich das. Ich such dann mal noch Naha und Audaod und sag's ihnen dann, und dem Rest heut Abend beim Essen.“ Seinen Geschwistern wollt er es lieber so sagen – auch wenn Naha protestieren würde (und ihm mit Schlägen drohen), und es Audaod nicht gefallen würde (auch wenn die beiden eigentlich keine Brüder waren).
“Bei den Grundstücken und den Betrieben musst du halt schauen, dass dann dein Name überall auf den Urkunden steht. Oder der von Albin und so. Die hatte Mama glaub irgendwo da drüben gebunkert“, zeigte Landulf auf eine Truhe in der Ecke. Sicher war er sich nicht. Der Zettelkrieg hatte ihn nie über die Maßen interessiert.
“Dann bis heut abend.“ Noch immer sichtlich verwirrt und irgendwie enttäuscht stand Landulf auf. Ein seltsames Gefühl, so von Mann zu Mann zu reden und nicht von Vater zu Sohn – oder Ziehvater zu Ziehsohn. Irgendwie fühlte er sich eher noch ein Stück weit verlorener als zuvor. Aber gut, das würde sich ändern. Wenn er erstmal bei Rodewini war, würde sich das sicher ändern. -
Landulf hatte mit vielem gerechnet. Vor allem mit einer Standpauke, gefolgt von einem ausgesprochenen Verbot, das zu tun, was er vorhatte. Seelisch und moralisch hatte er sich schon darauf vorbereitet, hier auf den Tisch zu hauen und eine flammende Rede für Ehre und Verpflichtungen zu halten. Doch das war gar nicht nötig. Witjon schien wie vom Donner gerührt und bat seinen Ziehsohn, sich zu setzen, was dieser auch direkt daraufhin recht perplex in Anspruch nahm.
“Ach wirklich?“ fragte er dann bei diesem unerwarteten Mann-zu-Mann-Gespräch auch noch immer verwundert, als Witjon ihm recht gab, dass seine Mutter das gewollt hätte. Eigentlich hatte Landulf das ja nur so gesagt. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, was seine Mutter dazu gesagt hätte. Gefallen hätte es ihr sicher nicht. Sie sprachen von der Frau, die einen halben Tobsuchtsanfall bekommen hatte, als er sich bei dieser vermaldeiten Treibjagd von der Gruppe entfernt hatte und nur mit einem Tudicius dann einem Eber gegenüber gestanden hatte. Dass er das Vieh eigenhändig getötet hatte und dafür – neben einigem Spott, den er über sich hatte ergehen lassen müssen – jede Menge Respekt seitens der Männer geerntet hatte, hatte sie nicht einmal interessiert, als sie ihm mit scharfer Stimme sehr deutlich gesagt hatte, dass sie ihn nicht all die Jahre groß gezogen und für seine Gesundheit gekämpft hatte, damit er sich von der nächstbesten Wildsau niedertrampeln lässt oder sich von einem Verwandten des Mannes abstechen lässt, der schon seinen Vater umgebracht hatte. Gut, damals war er eine ganze Ecke jünger gewesen. Dennoch glaubte er eher, seine Mutter würde ihn lieber sicher in der heimischen Casa wissen als auf einem Schlachtfeld.
Wobei Witjon sie ja auch anders kannte als Landulf. Und Landulf selber sie auch anders kannte. Nur halt nicht, wenn es um ihn ging.“Ähm, ich meinte, du hast nichts dagegen?“ Das musste er doch nochmal genau nachfragen, nicht dass er jetzt was falsches zu hören geglaubt hatte. Aber bislang war kein 'nein' gekommen. Das war also mehr oder weniger ein 'ja'.
“Und so genau... öhm... also, Luitbert hat sich da nicht so detailliert geäußert. Der hat überhaupt ganz an fieser Dialekt... Ähm... also, ich soll halt Rüstung und Schwert einpacken. Oh, und ein Pferd sollt ich mitnehmen, das geeignet ist. Ich dachte an Mutters Stute.“ Das Vieh war einiges gewohnt und hatte sich nie getraut, Elfleda abzuwerfen – zu den seltenen Gelegenheiten, da seine Mutter geritten war. Wenn die Stute sich auch nicht traute, ihn abzuschmeißen, erfüllte sie Landulfs Vorstellungen von einem geeigneten Reittier. -
Wieso nur funktionierte das nicht? “Besoffen? Nö, im Moment grade nicht...“, meinte Landulf jetzt auch verwirrt. Irgendwie lief das hier so gar nicht nach Plan! Die Nornen wollten sich wohl lustig über ihn machen und ließen Witjon genau entgegengesetzt zu dem handeln, was Landulf dachte!
“Na, ich will doch gar nicht deine Zeit verplempern! Es ist ja auch wirklich wichtig!“ Ein paar hilflos fuchtelnde Gesten unterstrichen dabei die Wichtigkeit seines Anliegens. Verdammt, so funktionierte das nicht.
Landulf nahm seine Arme runter und stellte sich so gerade, aufrecht und männlich hin, wie das in seinem Alter eben möglich war gegenüber einem älteren, der gerade nicht vernünftig zuhören wollte. “Ich werde mit Luitbert zu meinem Onkel Rodewini reisen. Und dort bleiben und ihm helfen, den Chatten gegenüberzutreten. Immerhin gehört er zur Familie meiner Mutter, und... sie hätte sicher gewollt, dass ich auch diesen Teil meiner Verwandtschaft kennenlerne und nach Kräften unterstütze. Vor allem, wenn mich diese auch noch darum bittet.“
gut, das war jetzt nicht gelaufen, wie geplant, aber sein Entschluss war dennoch mit dem nötigen Nachdruck verkündet. -
Tja, Rückzug war jetzt wohl ausgeschlossen, und wo Witjon so eine Glanzvorlage lieferte, da musste Landulf ja einfach mit der Sprache rausrücken.
“Ja, genau. Also... wir müssen die ganzen Betriebe und die Grundstücke auf dich umschreiben. Oder auf Albin oder jemand anderen in der Freya. Ich werd mich da die nächste Zeit nicht drum kümmern können.“
Es war alles genau geplant. Witjon würde jetzt sicher gleich fragen, wieso sie das machen mussten, und DANN konnte Landulf mit seiner grandiosen Idee aufwarten. Oder der von seinem Großonkel mütterlicherseits, wenn man es genau war. Aber er war ja durchaus damit einverstanden, zu Rodewini zu gehen und mal die andere Seite des Rhenus kennenzulernen. Und ganz sicher würde Witjon das verstehen. Naja, höchstwahrscheinlich würde er es verstehen. Wahrscheinlich. Vielleicht. Unter nicht näher definierten Umständen.
Der selbstsichere und unschuldige Gesichtsausdruck verschwand langsam unter wachsenden Zweifeln und Landulfs Blick wanderte wieder eher über die Unmengen an Tafeln, die hier herumlagen. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, dass es hier jemals so unordentlich gewesen war. Allerdings hatte er um seine Mutter auch meist einen Bogen gemacht, wenn sie sich um das alles gekümmert hatte, da Elfleda die fiese Eigenschaft gehabt hatte, ihm beibringen zu wollen, wie sie das alles machte, und damit seine sonstigen Pläne für den Tag immer gründlich umdisponierte. -
Alle Mann in Deckung!
Sich einem plötzlichen Angriff gegenübersehend machte Landulf das einzige, was ihm in dem Moment noch in den Sinn kam: Aus der Schusslinie gehen. Mit einem heroischen Satz warf er sich hinter den Schreibtisch, der einigermaßen Deckung versprach. Verdammt, er hatte kein Schwert dabei! Nichtmal einen Knüppel! Wobei er seinem wildgewordenen Verwandten ja auch nur schwerlich eins überziehen konnte... könnte Ärger geben... Vielleicht sollte er Unterstützung anfordern? Marga wurde sicher mit Witjon fertig. Nur war die Gefahr dann groß, dass Landulf selber eins mit der Teigwalze übergebraten bekam...
Gut, nützte wohl nichts. Musste er den Sturmangriff über den Schreibtisch hinweg wohl alleine führen. Er konnte ja Witjon hier nicht wüten lassen wie ein Berserker! Also Kräfte sammeln, nochmal durchatmen, seelisch und moralisch vorbereiten und...
"Landulf?!"Oh! Gefahr wohl vorbei. Was machte er hier auf dem Boden?
Schnell kam Landulf auf die Füße und klopfte sich nonexistenten Staub von der Kleidung. “Du, ähm... hast was fallen lassen, Witjon“, bückte er sich schnell und hob eine der Tafeln auf, die zu Boden gepurzelt waren.
Völlig unbedarft und unschuldig sah Landulf zurück zu seinem Onkel, ohne sich weiter zu erklären. Zumindest vorerst. Die zuvor so geflissentlich einstudierte Rede schien ihm jetzt irgendwie nicht mehr ganz so überzeugend.