Beiträge von Valentin Duccius Germanicus

    "Salve," sagte er zum Wachhabenen.
    "Der Duumvir schickt mich mit der Gästeliste. Damit Ihr die einlasst."


    Lucius Annaeus Florus,
    Primus Decimus Magnus,
    Germanica Aelia,
    Venusia Duccia Britannia,
    Gaius Prudentius Commodus,
    Valentin Duccius Germanicus,
    Titus Didius Gordianus,
    Decius Germanicus Corvus,
    Manius Matinius Fuscus,
    Marcus Octavius Augustinus,
    Sebastianus Germanicus Reverus
    Manius Pompeius Trimalchio


    In Gedanken fragte er sich, seit wann es so nen militärischen Zeugs mitten in der Stadt gab, aber er war nur ein kleiner Scriba und sagte deshalb natürlich nichts.

    Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    "Ich würde gerne noch einmal auf das Thema Stammesführung und Religion zurück kommen. Die Germanen kennen einen Viel-Götter-Kult. Dazu Etliches an Aberglauben und Geistwesen. Es fiel eben auch der Begriff Geode, was meines Wissens ein Priester ist. Was hat es denn dann mit den geheimnisvollen Druiden auf sich? Sind das dann Zauberer oder Kräutermännlein? Und was ist ihr Stellenwert?"


    "Nein, Druiden sind gleichzusetzen mit den Goden, jedoch sind Druiden bei den Kelten und Galliern zu finden, nicht bei den Germanen," antwortete er. "Zauberer, nun, auch die Goden gelten als solche, wie auch als Kräutermännlein. Die Aufgabe der Goden liegt nicht nur in den Runendeutungen. Allerdings haben viele Dörfer zusätzlich auch noch Heilkundige. Meist handelt es sich dabei aber um Frauen, die über ein hohes Ansehen in der Gesellschaft verffügen."

    Er atmete einmal tief durch und nickte nur. Seit Beginn des Krieges war der Preis der Familie zu hoch gewesen. Er war schon einmal zu hoch gewesen. Und immer waren es halsstarrige, waffenklirrende Laffen gewesen, die für den Preis verantwortlich waren. Aber immerhin schien es zumindest auf der anderen Seite des Limes Nachwuchs zu geben. Er brauchte noch einen Moment um sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren und sah dann den Statthalter wieder an, bemüht neutral, vielleicht etwas kühl, sein Schutzschild. "Kann ich sonst noch was für Dich tun?"

    "Das höre ich sehr gerne," schmunzelte er. "Venusia hat da ja einen besonderen Draht zur Scholaeleitung in Italia, die darüber befinden. Mal sehen, was die dazu sagen werden." Er deutete nun aber an den Tisch, wo bereits Essen aufgetischt wurde. "Nun lasst uns uns aber erst einmal den weltlichen Gelüsten in Form von Essen und Trinken widmen. Während dessen können wir uns ja gerne weiter unterhalten," meinte er und dachte dabei an ein bestimmtes Diskussionsthema.

    "Eine durchaus gute Frage. Einen Augenblick."
    Er drehte sich um und ging zu dem Tisch, auf dem er einige Unterlagen liegen hatte. Darunter lag auch eine zusammengerollte Karte aus Papyrus, welche er nun holte und rumgehen ließ.


    Sim-Off:

    Historische Karte von Antikefan - Zeiraum ab 750 v. Chr.


    [Blockierte Grafik: http://img162.imageshack.us/img162/2400/germanienstaemme8006cr.th.jpg]


    "Wie hier zu sehen, ist das Gebiet der Germanen recht weitläufig. Weiter im Norden finden sich die sogenannten Nordmänner, auch sie sind Germanen, so sagt man. Sie breiten sich weit nach oben hinaus und sollen sogar bis dahin leben, wo es fast das ganze Jahr über Schnee gibt und lange Zeit im Winter Dunkelheit herrscht. Ein paar derer kommen an die Nordküsten Germaniens um hin und wieder Handel zu treiben. Stämme die dazu zählen wären zum Beispiel auch die Ranii."

    "Nach seiner Rückkehr aus Rom bat er um ein paar Tage Urlaub um unsere entführte Schwester mit zu suchen, wie es auch mein Sohn und ich schon taten. Er und meine Schwester haben es nicht geschafft. Sextus und ich nur durch die Fügung der Götter und durch die Geduld und Aufopferung einiger Menschen in meiner Casa und Umgebung, die wochenlang um Leben gekämpft haben." Ein wenig blass war er nun doch um die Nase, erinnerte er sich doch an die Ereignisse des letzten Sommers und waren sie für ihn immer noch ein Albtraum. Wieder meinte er die Verletzungen zu spüren, riss sich aber zusammen. Offen sah er dem Legaten ins Gesicht, auch wenn die Augen seine Trauer um den Verlust, auch wenn die Beiden nicht tot waren, aber für ihn immer noch unerreichbar, nicht verhehlen konnten.

    Die Dienerschaft und Sklaven waren eifrig darum bemüht dafür zu sorgen, dass alles für das Essen später am Abend vorbereitet war. Tische wurden gerückt, wie auch Klinen. Die Anordnung war schon länger bekannt, die Gästeliste auch, nur das genaue Erscheinungsdatum des LAPP bisher nicht. Aber sie waren darin geübt schnell und flexibel zu agieren und so war die Sitzordnung schnell geregelt und die Arrangements in der Ausführung. Es fehlten nur noch Geschirr und ein paar Kleinigkeiten, die nun herangeschafft wurden. In der Küche ging es auch schon heiss her und man bereitete mehrere Gänge guten und reichhaltigen, wenn auch typisches für die Provinz Germaniens, Essen vor. Drei Gänge sollten es werden und es war eine Mischung aus römischer und germanischer Küche, den Gegebenheiten der Provinz angepasst.


    Bis zum Sonnenuntergang war es noch eine Weile hin, so hatte man genug Zeit, um alles fertig zu arrangieren. Auch die Diener und Sklaven waren auf den Neuen gespannt. Ein paar von ihn kannten ihn und jeder hatte seine eigene Meinung von ihm und doch tuschelten sie hier und da, so sich die Gelegenheit ergab, über den Hispanier, der nun versuchen sollte sein Glück in Germanien zu machen.

    "Hier in der Regia," antwortete er und musste an sich halten um nicht anzufügen, sollte wohl logisch sein. "Du erinnerst Dich an den Bankettsaal? Rechts daneben befindet sich ein kleinerer Raum, geeignet für bis zu 50 Gäste. Dort wird derzeit alles entsprechende vorbereitet."

    Er schüttelte leicht den Kopf. "Da Dein genaues Erscheinungsdatum aus Deinem Brief nicht zu 100% hervorging und Deine Boten sich scheinbar verlaufen haben, ist nichts Großes geplant. Heute Abend ein kleines Essen in ausgewähltem Kreise und am Tage nach Deiner Ankunft eine Stadtbegehung. Da Du die Stadt schon großteils kennst, können wir darauf natürlich auch gerne verzichten.
    Dein Protokollchef," er deutete auf jenen. "Steht Dir zu allen Fragen bezüglich der Regia zur Verfügung und wird Dich gerne herumführen. Dein Scriba," er deutete auf einen jungen, aufgeweckt wirkenden Mann, "kann Dir weitere Fragen zu anstehenden Dingen beantworten. Fragen zu den Regios solltest Du dann dieser Tage mit den zuständigen Vertretern von Raetia, Belgica, Inferior und Superior klären. Alle Vertreter sind in der Stadt und erwarteten Deine Ankunft. Der Comes von Raetia bat jedoch um schnelle Abhandlung des Prozederes, zumindest was ihn betrifft, da er der Meinung ist, gerade jetzt in der Provinz am Meisten gebraucht zu werden. Es taut und damit kommen neue Probleme auf die Flüchtlingslager zu. Aber dazu könnt Ihr, oder so Du wünschst auch ich, noch später, wenn Du Dich erst einmal hier eingesehen und zurechtgefunden hast, noch mehr erzählen.
    Das Essen wird kurz nach Sonnenuntergang stattfinden. Geladen sind die besagten Regiovertreter und die anwesenden kommandierenden Offiziere der Truppen, sowie ein paar weitere Vertreter. Dennoch hält sich der Rahmen klein. Dort hast Du erste Gelegenheiten die Leute, so Du sie noch nicht kennst, kennen zu lernen oder Bekanntschaften aufzufrischen."

    "Im Großen und Ganzen ist die Organisation ähnlich gestaltet. Es gibt einen Rich oder Furisto, also ein Gauoberhaupt und ggf. Dorfoberhaupt und einen Goden. Dies sind die entscheidenden Leute. Jeder Stamm hat seine Krieger, seine "Spezialisten" und seine "normalen" Bewohner. Es kann jedoch sein, dass man schon innerhalb eines Stammes unterschiedliche Meinungen findet, denn es gibt nicht ein Rich pro Stamm oder ein Gode, sondern viele und jeder handelt und denkt für sich autark.
    Dies hat man schon immer gesehen, selbst bei großen Vereinigungen gegen einen gemeinsamen Gegner. Als Beispiele seien da einige Oberste der Cherusker unter Arminius zu nennen, aber auch under Marbod bei den Markomannen.
    Die Zwietracht existiert durchaus. Jedoch ist sie schnell vergessen, wenn es gegen einen gemeinsamen Feind anzugehen gilt, oder eine Neidingstat zu rächen. Eine Neidingstat ist das Schlimmste, was ein Germane tun kann. Der Verrat! Nehmen wir auch hier wieder ein Beispiel aus der Geschichte: Hätte Germanicus, mit Segestes zusammen nicht die Frau von Arminius, Thusnelda entführt, hätte er die Germanen damals vielleicht besiegen können. Aber dieser Verrat, der durch Segestes begangen wurde, hat die Germanen ein weiteres Mal, diesmal sogar noch stärker als gegen Varus, vereint und sich ihm in den Weg stellen lassen. Der Verrat ist gleichbedeutend mit Ehrverlust.
    Aber ich schweife ab, entschuldigung."
    Er atmete einmal tief ein und beantwortete dann die Fragen weiter.
    "Das Problem sollte weniger im Handel mit zwei verfeindeten Stämmen liegen als darin, was Du anzubieten hast. Du bist ein Fremder. Wenn Du aufzutreten weisst und davon zu überzeugen weisst, dass Du die Gegner nicht weiter gegeneinander aufhetzen willst, sondern nur Handel treiben willst und dann noch die richtige Ware dabei hast, dann solltest Du keine Probleme haben.
    Was die Uneinigkeit und Zankeslust der Stämme und das Vordringen ins Imperium betrifft, nun ja, das hat man vergangenen Sommer gesehen. Gib ihnen einen gemeinsamen Feind und einen Menschen an der Spitze, der zu Reden und zu Überzeugen weiss und sie würden selbst gegen die Midgardschlange antreten."

    "Gut," erwiederte er nachdenklich. "Das mit den Transporten ist schon einmal wichtig. Auch die Classis wird dieser Tage zu einem Gespräch kommen, aber je eher schon Waren nach Raetia kommen um so besser. Auch die Städte dieser und anderer Regionen spenden weiterhin fleissig und die Masse wird dadurch nicht weniger. Wobei ich leider befürchten muss, dass es nicht reichen wird. Doch hoffe ich, dass die Augusta in Rom noch etwas bewirken kann.
    Die Straßen, ja gut, das lässt sich nicht ändern. Da muss man auf anderes Wetter warten. Und bei den Bauarbeiten, nun gut, das können wir dann sehen, wenn es soweit ist." Er kratzte sich am Kinn. "Momentan ist noch eine Stadtbegehung am Laufen um die Schäden zu überprüfen."

    Es wurd langsam wärmer in Raetia und so gut und angenehm das war, so schlecht war es für einige Gebiete, denn die fehlenden sanitären Bereiche, die im Winter durch u harten Boden überquillenden Latrinen taten nun das, was man befürchtet hatte. Bereits vor ein paar Tagen waren die ersten Krankheitsfälle aufgetreten.


    Er hörte interessiert zu, denn schliesslich würde das wohl schon einiges über die Führung und Zukunft des Mannes aussagen. Aber leider konnte er nicht umhin innerlich verdammt tief zu seufzen. Warum mussten diese Militärfuzzies eigentlich immer und überall die Kelle hoch halten und so tun, als wäre die ganze Welt ein Militärlager und Zivilisten nicht mal den Dreck wert, den sie unter den Füßen hatten. Er erinnerte sich noch an die ein oder andere Diskussion mit seinem Bruder diesbezüglich, der ihm nie hatte eine Antwort darauf geben können.
    Hoffentlich kam der LAPP nicht auf die dumme Idee ihm gegenüber so aufzutreten. Es würde sehr schwer werden dann an sich zu halten und ihm nicht mal das Passende zu erwiedern.

    "Schön zu hören," nickte er und nahm dankend den Wein entgegen. Er nippte an dem Becher und meinte dann: "Also in erster Linie geht es um die logistische Unterstützung der Transporte nach Raetia. Wir sind da teilweise schon im Verzug. Die Schneeschmelze war einerseits zum Glück erst so spät dran, zum Pech ist sie jetzt sehr schnell und die Lage in den Flüchtlingslagern ist gefährlich. Es drohen Seuchen, die nur mit schneller Hilfe verhindert werden können. Raetia ist entvölkert genug worden letztes Jahr.
    Das zweite Thema betrifft Sanierungen in und um die Stadt herum. In wie weit Ihr da eventuell ein paar Leute abstellen könnt, wie auch zu mehreren Bauprojekten. Auch was die Straßen betrifft ist wieder einiges zu tun. Vor allem der Regen in den letzten zwei Wochen hat viel unterspült."

    "Das auf alle Fälle," lachte er leise. "Kriegt man hier in Germanien immer," zwinkerte er. "Deshalb gelten wir ja auch als ein eigenwilliges Völkchen." Ihm fiel noch etwas ein. "Ach, falls Du nachher, nach der Begehung noch Zeit haben solltest, dann schau doch bitte im Officium der Stadtkasse vorbei. Der zuständige Beamte soll Dir die neuesten Spendenlisten mitgeben für mich. Sonst werde ich da später selber noch hingehen."

    Er sah den Legaten an und meinte dann: "Seit dem Amtsantritt Deines Vorgängers Macer." Er fühlte sich ein wenig an damals erinnert, auch wenn die Menschen diesmal etwas ruhiger und dafür neugieriger zu sein schienen, war es doch ein für viele unerklärlicher Wechsel gewesen und befürchteten viele, dass der neue Legat eher Bestrebungen haben könnte aus einer langsam wieder erstarkenden und ruhigen, für ihre Verhältnisse sogar übermässig ruhigen Provinz eine Militärprovinz zu machen.