Scheinbar gab es nicht viel mehr Fragen fürs erste. "Wenn keine weiteren Fragen bis hierher sind, machen wir für heute Schluß," meinte er lächelnd.
"Sollten Euch noch Fragen einfallen, können die gerne jetzt oder auch im Laufe des restlichen Kurses noch besprochen werden. Wir erwarten Euch also Morgen um die selbe Zeit wie heute wieder hier," meinte er und verabschiede die Teilnehmer fürs Erste.
Am nächsten Morgen, pünktlich zu Kursbeginn fanden er und Venusia sich wieder ein. Als alle an ihren Plätzen waren, fragte er zunächst, ob es noch Fragen zum Stoff des Vortages gab. "Wir werden, nach Abschluß der derzeit behandelten Themenabschnitte auch noch weitere Möglichkeiten zur Diskussion haben, falls Ihr gerade noch nichts dazu zu sagen habt."
Er sah in die Runde und auf die Reaktionen, aber sie schienen soweit zufrieden. "Nun gut, kommen wir also zum nächsten Abschnitt: Die Kleidung und das Aussehen!"
Er atmete einmal tief ein und begann mit seinem Vortrag:
"Die Germanen sind groß, kräftig gebaut und haben helles, rötlich- blondes Haar, einen hellen Teint und blaue Augen. Das glaubt im Allgemeinen jeder Römer über die Germanen. Aber wohl kaum sieht so jeder Germane aus." Er deutete grinsend auf sich und Venusia um damit zu beweisen, dass es nicht so war. "Germanen sind sehr stolz auf ihr helles Haar und behandeln es diesbezüglich mit einer Mischung aus Asche und Talg. Körperpflege ist ihnen entgegen der allgemeinen Meinung über sie sehr wichtig!
Sie waschen und kämmen sich täglich. Langes Haar ist das Zeichen der Freien, Kurzgeschorenes das der Knechtschaft. Üblich ist es, sich zu rasieren, nur selten gibt es Bärte, aber wenn, dann sind sie sauber gestutzt. Die Frauen tragen ihre Haare generell lang.
Männer tragen Hosen, die bis zum Knie reichen und von einem Gürtel gehalten werden. Es gibt auch Hosen mit angenähten Füßlingen. Germanen kämpfen nackt oder zumindest mit nacktem Oberkörper, tragen aber ansonsten üblicherweise einen Hemdkittel mit halblangen Ärmeln. Darüber trägt man einen Mantel, der über der rechten Schulter mit einer Fibel gehalten wird. Mantel und Fibel sagen viel über den sozialen Rang des Trägers aus. An den Füßen tragen die Germanen Bundschuhe und niedrige Schaftstiefel. Germanische Frauen tragen ärmellose, bis auf die Füße reichende, hemdartige Kleider. An der Schulter werden auch diese Kleider mit Fibeln gerafft und mit einem Gürtel unter der Brust, eventuell auch noch mit einem um die Hüfte, in Form gebracht. Auch sie tragen dazu Mäntel, die denen der Männer glichen.
Der Gürtel hat eine besondere Bedeutung, ihm schreibt man Kraft und Magie zu, er soll auch schützen. Zugleich ist er Macht- und Würdezeichen, also Statussymbol. Da die Kleidung keine Taschen hat, trägt man an dem Gürtel einen Beutel. In diesem werden allerlei Dinge, wie etwa Messer, Kämme und Schüsseln verwahrt.
Je nach Stand und Vermögen, vielfach zweifellos auch in gruppenspezifischer Ausprägung tragen die Frauen Halsschmuck aus Glas- und Bernsteinperlen, mit goldenen Anhängern und anderem mehr, sie tragen - wie gelegentlich auch Männer - Hals-, Arm- und Fingerringe.
Die Frauen tragen ihr langes Haar in der Mitte gescheitelt und lang herabfallend oder zu zwei dicken Zöpfen geflochten. Die verheirateten Frauen stecken ihr Haar in ein Harrnetz oder unter ein Kopftuch bzw. Schleier. Sie schmücken ihr Haar mit Bändern und Blumen und hellen ihre Haare mit einer Beize aus Milch und Kalklauge auf. Die Männerfrisuren unterscheiden sich nach ihrer Stammeszugehörigkeit. Bekannt ist hier zum Beispiel der Suebenknoten."