"Heute haben wir noch zwei Punkte auf der Liste, ehe wir uns einer kleinen Zwischendiskussionsrunde widmen werden. Aber wie gesagt, wenn Ihr zwischendurch Fragen habt, nur zu, wir beantworten gerne," lächelte er in die Runde und verharrte kurz noch bei Aelia, ob sie auf Venusias Erklärung hin noch etwas fragen wollte. Dann, etwas später wandte er sich dem nächsten Thema zu. "Nun, wir hatten nun schon einiges zur Thematik germanische Lebensweise: Siedlungsformen, Ackerbau und Viehzucht, Hausrat, Handwerk, Handel, Verkehr und Kleidung und Aussehen. Da fehlen also fürs Erste nur noch die Themen: Frauen, Männer und Jugend und die Sippe/ die Familie/ die Gefolgschaft. Danach dann werden wir zu einem nächsten Oberthema springen, oder genauer, nach der Diskussionsrunde, bei der wir uns eine rege Teilnahme wünschen," grinste er leicht.
Er sah wieder einmal in die Runde. "Machen wir also mit Frauen, Männer und Jugend weiter."
Ein letzter Blick in die Runde, ehe er eine kleine Wanderung aufnahm und zu erklären began. "Der Mann ist gewöhnlich für den Fischfang, die Jagd und die Feldarbeit zuständig. Der Frau untersteht der Garten und das Haus. Eigentlich tut sie alles Übrige, wie etwa Mehl mahlen, backen, Kleidung und Schuhe fertigen und töpfern. Sie ist eben für alles zuständig was im Haus und Garten anfällt.
Die Ehe wird durch die Munt begründet. Der Mann haftet für die Frau. Das Haus ist streng hierarchisch gegliedert. Der Munt des Hausherren unterstehen Ehefrau, Kinder und freies Gesinde, während Sklaven dem Sachenrecht, wie alle Unfreien unterworfen sind.
Die germanischen Frauen werden jung mit einem von ihren Eltern für sie auserwählten Mann vermählt. Diese Ehe ist unfreiwillig, doch jegliche Wehr dagegen zwecklos. Dennoch ist auch die Liebeshochzeit bekannt, wenn sie auch nur selten vorzufinden ist.
Über die Frau erwirbt der Mann die Munt durch ihren Vater oder das Oberhaupt des Hauses in dem sie lebt und zwar durch einen Sippenvertrag. Der so genannte Ehevertrag dient lediglich zum Zweck den Besitz zu vergrößern. Um den Vertrag zu vollenden, zahlt die Familie des Bräutigams an die Familie der Braut eine bestimmte Anzahl an Vieh oder Getreide. Ist die Ehe rechtskräftig, wird die Frau nach außen durch ihren Mann vertreten. Im Inneren des Hauses besitzt sie jedoch die Schlüsselgewalt und hat so manches Mitspracherecht.
Während eines Kampfes verbringen die germanischen Frauen ihre Zeit bei der Wagenburg und verarzten ihre Männer und Söhne. Sollten ihre Männer einmal einen Kampf verlieren, scheuen sich die Frauen nicht selbst zum Schwert zu greifen und sich sowie ihre Kinder in schlimmen Fällen sogar auf grausamste Weise zu töten um nicht in Gefangenschaft zu geraten. Andersherum sind sie es aber auch, die gerne ihre Männer zurück aufs Feld treiben, wenn die Männer einmal aufgeben sollten. Für die Männer sind die Frauen ein Ansporn die Schlacht zu gewinnen. Denn nichts ist einem Germanen wichtiger als die Familie.
Von klein an beschäftigen sich die jungen Germanen mit der Jagd und dem Krieg. Die Kinder wachsen nackt oder nur leicht mit Fellen bekleidet auf. Diejenigen die möglichst lange keine Schamhaare bekommen, tragen das meiste Lob, denn ihrer Meinung nach werden dadurch das Wachstum, die Kraft und die Sehnen gefördert, wobei dies nicht verborgen werden kann, da gemeinsam in Flüssen gebadet wird. Es gilt als Schande, vor dem 20. Lebensjahr mit einer Frau verkehrt zu haben.
Die Germanen schätzen die Familie sehr; für einen Onkel sind seine Neffen wie seine eigenen Kinder.
Normalerweise erben die Kinder das Vermögen ihrer Eltern. Wenn es in einer Familie keine Kinder gibt, erben die Verwandten. Kinderlosigkeit bringt keinen Vorteil mit sich. Bei einer großen Verwandtschaft wird den Menschen im Alter mehr Ehre zuteil."