"Nun meine Herren, meine Damen, keine Fragen?" Er sah noch mal in die Runde, zuckte kurz schmunzelnd mit den Schultern und meinte: "Dann kommen wir halt zum nächsten Part: Handwerk, Handel und Verkehr!
Wie schon weiter oben angedeutet vollzieht sich in den Siedlungen nicht nur die landwirtschaftliche Produktion, sondern finden auch handwerkliche Tätigkeiten ihren Raum, in erster Linie zur Befriedigung des örtlichen Bedarfs. Die Frauen sind für die Herstellung von Decken, Kleidung und Textilien durch Spinnen und Weben zuständig. Das Gerben von Leder und dessen weitere Verarbeitung ist mehr Sache der Männer. Das Arbeiten mit Holz wie zum Beispiel das Zimmern beim Hausbau, Tischlern, Drechseln, Schnitzen von Kleingerät, die Verhüttung und das Schmieden von Eisen, das Verarbeiten von Buntmetallen und Bein, ja sogar die Herstellung von Tongefäßen liegen dort in den Händen der Handwerker.
Bei einer so weitgehend auf Autarkie eingestellten Gesellschaft ist nicht zu erwarten, dass die Mechanismen einer weiträumigen Warendistribution, namentlich durch Handel, in besonderem Maße ausgebildet sind. Es fehlen städtische Siedlungen oder große Ansiedlungen mit Hafen und Markt, die als Umschlagplätze für Waren dienen können. Ein Wegenetz, das einzelne Siedlungen miteinander verbindet ist, auch über größere Entfernungen hinweg, vorhanden. Aber das sind keine für den Wagenverkehr ausgebauten Straßen wie im Römischen Reich. Wagen sind zwar gebräuchlich doch dienen sie nur selten für einen weiträumigen und umfangreichen Warenverkehr. Entsprechendes gilt für Schiffe.
Gegenstände des gehobenen Bedarfs, teils sogar ausgesprochene Luxusgüter, gelangen bis in die hintersten Winkel Germaniens und das nicht einmal selten. Römische Tafelgeschirre und andere Attribute feiner Lebensart dienen als Ehrengeschenke zu politischen Zwecken, die in den Besitz germanischer Herren gelangen. Zu einem gewissen Teil gelangen solche römischen Produkte aber auch als Handelsgüter nach Germanien. Als Äquivalent gelangen Pelze und Bernstein, Sklaven und blondes Frauenhaar nach Rom. Besonders rege und sozusagen alltäglich ist der Handel mit den Römern nur in den grenznahen Bereichen. Hier erstreckt sich der Austausch von Gütern auch auf die Gegenstände des täglichen Gebrauchs, auf Küchengeschirr und landwirtschaftliche Produkte.
Römisches Geld ist in Germanien allenthalben bekannt und im Besitz von vielen. Soweit es aus Edelmetall besteht, wird es zum Ansammeln und Aufbewahren eines Vermögenswertes benutzt, sicher auch zuweilen als Wertäquivalent beim Tauschhandel. Von einer regelrechten Geldwirtschaft kann aber keine Rede sein, geschweige denn von eigener Münzprägung. Die Germanen leben in einer Gesellschaft des reinen Tauschhandels."
Er hielt inne. "So, Herrschaften! Nun aber mal eine kleine Pause und die Frage, wie es mit dem Verständnis bis hierhin aussieht. Fragen? Anmerkungen? Sonst hab ich ein paar Fragen."