Corvinus hatte es endlich geschafft. Nach etlichen Tagen durch die Stadt gerenne und Gefangene in den Carcer der Castra Praetoria bringen war ihm heute die "Flucht" gelungen. Es hatte ungewöhnlich lange gedauert die heutigen Liste abzuarbeiten und als er dann bei der Castra ankam und die Gefangenen abgab war kaum noch jemand da. Anders als die anderen Tage lag aber keine Anweisung für weitere Aufträge für ihn vor und der Tribun der ihn die letzten Tage ja fast Wochen "verhaftet" hatte war nicht anwesend. Diese Chance nutzte Corvinus und schnappte sich mit seinen Männern ihre Sachen und sahen zu das sie wieder zu ihrer Legion kamen.
Sie mussten dazu zwar durch die komplette Stadt laufen aber das war es ihnen allemal wert. Bei der Secunda angekommen, meldete er sich zurück, holte sich eine Standpauke ab wo er geblieben war die er aber noch Schilderung der Geschehnisse abmildern konnte. Man übergab ihm einen Stapel Tabulas und einem Brief und entließ ihn in den Bereich seiner Centurie.
Zum Glück hatte sein fähiger Optio Calvisius Fabullus in seiner Abwesenheit die Männer geführt. Sowieso bestand die Centurie im Moment nicht mal mehr aus drei Dutzend einsatzbereiten Männern. Er ließ sich, noch vor seinem Zelt einen kurzen Überblick über die letzten Tage geben, primär waren dabei natürlich die Ereignisse bei der Erstürmung des Kaiserpalastes zu erwähnen. Fabullus berichtet das dabei ein großes Durcheinander geherrscht hatte und er selber und die Masse der Centurie nicht wirklich zum Zuge kam da sie einen Seitentrakt durchsucht hatten der hauptsächlich alte Möbel und dergleichen enthalten hatte. Aber ein paar seiner Männer waren wohl direkt mit dabei und Corvinus nahm sich vor diese noch einmal genauer zu befragen.
Allerdings nicht mehr heute. Er entließ also seinen Optio und trat durch die Zeltplane in sein Zelt. Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit war es in dem Zelt sehr dunkel und Corvinus wäre fast über einiges Zeug gestolpert welches im Eingangsbereich lag. Auf dem dahinter stehenden Tisch fand er einige Säckchen die eine klare Sprache sprachen und sein Anteil an den Aktionen der letzten Tage und Wochen entsprach. Seufzend nahm Corvinus seinen Helm ab, setzte sich an den Tisch, legte die "Post" ab und entzündete eine Lampe.
Ein Geräusch hinter ihm erschreckte ihn kurz und er drehte sich um. Von seiner Liege erhob sich jemand, der dort scheinbar geschlafen hatte. Gerade als er "loslegen" wollte kam die Person ins Licht.
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Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Das war Melitta die Sklavin aus dem Haus der Decimer die er von dort als Anteil mitgenommen hatte und die ihn zur Insula geführt hatte wo Decima Seiana sich versteckt hatte. Die Sklavin sah recht verängstigt, ungewaschen und sogar ein wenig abgemagert aus.
Nach wenigen Sätzen erfuhr er den Grund dafür. Wie befohlen hatte der Veteran die Sklavin ins Lager gebracht, da er erst einmal nicht weiter wusste wohin (Corvinus hatte ja durchklingen lassen das er sie behalten wollte, weswegen der Veteran sie nicht zu Geld gemacht hatte) mit ihr hatte er sie im Zelt abgeladen und befohlen da zu bleiben bis er oder Corvinus kommen würde.
Nun die nächsten Tage kam weder der Veteran noch Corvinus zurück. Da sein Zelt recht mittig im Legionslager lag hatte die Sklavin sich immer nur wenig vom Zelt entfernt. Corvinus konnte ihr das gar nicht verdenken, wenn er eine junge gut aussehende vermeindlich herrenlose Sklavin wäre würde er auch nicht alleine durch ein Lager voller Legionäre laufen.
Gleich morgen würde er sich um die Lösung dieses Problems kümmern.
Sein, nun sogar vorgewärmtes Bett, rief nach ihm. Er legte Rüstung usw. ab, gab der Sklavin ein paar Decken aus einer Kiste und wies ihr eine Stelle auf dem Boden zu wo sie schlafen konnte und wollte sich gerade zur Ruhe legen.
In diesem Moment fiel sein Blick auf die Post. Er erkannte das der eine Brief keine Legions"post" mit Anweisungen usw war sondern aus Germanien kam.
In freudiger Erwartung etwas von Alwina zu lesen schnappte er sich den Brief, ohne groß den Absender zu lesen und laß ihn.
Centurio L. Helvetius Corvinus
Legio II Germanica
Roma, Italia
F. Domitius Massula L. Helvetio Corvino salutem dicit.
Es fällt mir schwer, diesen Brief zu schreiben, denn er bringt dir eine traurige Nachricht. Alwina ist gestorben. Sie ist einfach eingeschlafen und am Morgen nicht mehr aufgewacht. Niemand weiß, woran sie starb, sie hatte keinerlei Krankheiten. Nachbarn haben sie gefunden. Weil sie seit einiger Zeit zu meiner Familie gehört, werde ich für ihre Bestattung Sorge tragen.
Lass dich nicht vom Schmerz besiegen, lebe und achte auf dein Leben!
Vale.
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F. Domitius Massula | Casa Domitia
Mogontiacum | Provincia Germania Superior
Bereits die erste Zeile ließ ihn erschauern und die zweite verpasste ihm einen Schlag das er dachte er würde auf der Stelle wahnsinnig werden. Mit großer Mühe schaffte er es den Brief zu Ende zu lesen.
Wie ein lebender Toter erhob er sich dann vom Stuhl, den Brief auf den Tisch liegen lassend und legte sich in sein Bett. Er schloss die Augen und beschloss sie nie wieder zu öffnen.
Am nächsten Morgen, die Sklavin war schon länger wach und stand hilflos im Zelt herum, stand Corvinus nicht auf.
Schließlich betrat sein Optio Fabullus und der Centurienscriba Senecio (der am längsten in der Centurie Dienst leistet) das Zelt und fanden alles so vor.
Die Sklavin sorgte bei beiden für kurze anfängliche Verwirrung. Als sie an Corvinus herantraten lag dieser wie tot auf seiner Liege. Sie konnten ihn zwar wecken aber er starrte nur vor sich hin und sprach kein Wort. Eine ganze Weile versuchten die beiden das Problem irgendwie in den Griff zu kriegen konnten aber an der Situation nichts ändern. Sie wollten noch nicht einen der Ärzte holen, wenn sich das rumsprach würde Corvinus wahrscheinlich als "Kriegszitterer" aus der Legion entlassen oder sowas. Sie kamen schließlich auf die Idee denjenigen zu holen von dem sie glaubten er sowas wie ein Freund von Corvinus war. Optio Lucius Duccius Ferox