Beiträge von Spurius Iunius Silanus

    "Oh, glaube mir, Domitius..", wandte Silanus auf so respektvolle Art wie möglich ein, "..es kommt nur darauf an, wie man abkürzt. Wer jedes Wort ausschreibt kann nicht mithalten.. das weiß ich, ich habe es lange genug selbst versucht. Wenn man aber genug Abkürzungen kennt, mit denen man Worte schnell zusammenfassen kann, ist es möglich. Den vollen Text ausschreiben tue ich dann später.."
    Dabei unterschlug er natürlich, dass das Vorskript von anderen kaum lesbar war, weil seine Hand sich mit dem Griffel so schnell über das Wachs bewegte, dass nur flüchtige, leichte Striche zu sehen waren. Für die meisten lebenden Menschen unentzifferbares Gekritzel, aber Silanus konnte es entziffern. Zumal er sich immer gut an das Gespräch selbst erinnern konnte, was die Transkription erleichterte.


    "Meine Mutter hat mir das Schreiben beigebracht...", erklärte Silanus dann die Geschichte seiner schreiberischen Ausbildung, "..sie war eine der wenigen Frauen die Schreiben und Lesen konnten, und hat es entsprechend an mich weitergegeben. Sie hatte die Güte erst dann zu sterben, als ich mich mit meinem Können selbst ernähren konnte..."
    Was mehr schlecht als recht klappte, aber das musste er dem Domitius nicht auf die Nase binden, immerhin wollte er hier als potenter Schreiber auftreten, und nicht als verzweifelter Bittsteller.
    "Ich habe ein paar Mal abseits der curischen Schreiber amtliche Schreiben verfasst, unter anderem für einen Priester des Apoll und einen des Mercurius. Für den ehemaligen Magistraten der Stadt Memmius Pedarius Fabullus habe ich auch einmal ein Schreiben an die Curia in der Colonia Augusta aufgesetzt.. sollte wohl nicht an die große Glocke gehängt werden."


    Der Frage nach seinem Germanisch folgte Silanus unweigerlich mit einem Blick auf den alten Gordianus, dessen Sohn für die meisten paar Brocken verantwortlich war, die Silanus verstand: "Ich arbeite in der Basilica.. da bekommt man unweigerlich das eine oder andere mit.. und gerade B.. Angehörige der Stämme nehmen öfter die Fähigkeiten eines Schreibers in Gebrauch..."

    War dieser Albtraum also für heute vorbei. Den Tritt noch in der Magengrube spürend blickte Silanus misstrauisch dem Barbaren hinterher, bis dieser von den dunklen Straßen verschluckt worden war, erst dann wagte er es sich aufzuraffen, was alles nur kein schmerzloses Unterfangen war. Sein ganzer Körper tat unterschiedlich stark weh, und der einzige Platz, der ihm nicht weh tat hing zwischen seinen Beinen.. na wenigstens hatte der Barbar den Anstand gehabt ihm nicht da auch noch plattzumachen. Andererseits hätte es zu diesem Idioten gepasst..


    Silanus spuckte aus, und versuchte sich erst einmal zu orientieren, was in finsterer Nacht bei vielleicht zwei oder drei entfernt leuchtenden Laternen gar nicht so einfach war. Er wanderte fünf Momente lang unschlüssig durch die Straßen, immer versuchend sich so oft wie möglich unter Holzgebilden vor dem jederzeit wieder auftauchenden Regen zu verstecken, bis er schließlich an einem Schwarz in Schwarz an einer Wand klebenden Graffiti erkannte, wo er eigentlich war: zwei Ecken von der heruntergekommenen Insula entfernt, in dem er seine Nächte verbrachte. Na, wenigstens etwas.. so dauerte es auch nicht lang bis Silanus sich wieder in seine kleine Kemenate geschleppt hatte, sich seine Nassen Klamotten von sich riss und sich in sein von Flöhen zerfressenes Bett warf.

    "Asch...", wollte Silanus schon weiterschimpfen, als er sich auf einmal im freien Fall befand, und mit dem Gesicht voran im Morast der Straße landete. Irrigerweise war das erste, was ihm nach der unsanften Landung in den Sinn kam, die Erkenntnis, dass es aufgehört hatte zu regnen. Das nächste war diejenige, dass man Matsch nicht atmen konnte.. und die darauf, dass der barbarische Idiot sowas wie eine Antwort erwartete. Was wollte er überhaupt? Und warum hatte er ihn durch die Gegend geschleppt? Und vor allem: interessierte Silanus das überhaupt?


    "Wasch willscht eigentlich?", fragte Silanus nachdem er sich umgewälzt und den Matsch aus dem Gesicht gestrichen hatte, "Willsch du jetzt Brüderschafn, oder wasch? Lasch mi in Ruhe, un verpisch di..."

    "Salve. Das will ich, Domitius.", tönte der Fischhändler, "Er ist ein guter Junge, und hat in der Basilika schon vielen gute Arbeit geleistet."


    Viel weiter kam er allerdings nicht, denn der Domitier wandte sich umgehend Silanus selbst zu, befahl ihm beinahe sich zu setzen und belud ihn gleichfalls mit einem Haufen von Antwortpflicht.


    "Domitius, danke... dass du uns empfängst.", versuchte sich Silanus gleich in der Art Höflichkeit, die er auf dem einen oder anderen Kundendienst gelernt hatte, wenn man ihn zur Protokollführung irgendwo mit hingenommen hat, "...ich.. ich kann das Lateinische fließend sprechen, und noch fließender Schreiben, ich verstehe mich auf das Aufsetzen von Standardschreiben und sonstigem Schriftwerk des Officialen. Ich habe bereits Urkunden mit einem gewissen Grad an Initial niedergeschrieben, sowie Protokolle von laufenden Gesprächen angefertigt. Ich kann... die Sprachen der Germanen verstehen, allerdings nicht fließend ins Schriftliche übersetzen. Und Inschriften vorlegen...", begann er mit einem gehörigen Grad an Ehrlichkeit. Warum sollte er einem Barbaren auch vorgaukeln, er könnte seine Sprache fließend ins lateinische Übersetzen? Eine Nachfrage, und es war hin... genauso wie es sein konnte, dass er sich mit seiner Gehaltsvorderung verhob: "Ich würde dir meine Dienste für vier Denare die Woche anbieten.."
    Das waren vier Sesterzen weniger, als ein ordentlicher Stadtschreiber pro Woche verdiente, aber für Silanus immernoch ein gewisser Aufstieg, vor allem, da er das erste Mal so etwas wie ein regelmäßiges Gehalt bekam. Wenn er sich bewährte, und die Chance nicht vertat... und der Domitius ihn überhaupt annahm.

    Silanus verordnete sich Regungslosigkeit, als der bärige Mann sprach, was ihm zugute kam, denn dass Gordianus laut war, wusste jeder der ihn schon einmal durch die Basilika hatte brüllen hören. Was sie Sache nicht weniger lustig machte.. er musste ganz schön an sich halten um nicht zu lächeln, oder gar zu lachen.


    Als der Mann sie ins Haus einlud und ins Tablinum führte, machte sein Herz noch einmal einen Sprung. Über die Türschwelle hinaus.. das war schon ein guter Schritt weiter. Hoffnung breitete sich aus... der Domitius 'könnte Interesse haben'. In der Grammatik der Hoffnungslosen gab es keine Modalien, also war 'könnte' quasi 'wird'.
    Titus Gordianus setzte sich als erster, doch Silanus war viel zu aufgeregt.. er tigerte im Tablinum herum, bis der Fischhändler ihn schließlich zur Ordnung rief. Was Silanus nur dazu veranlasste weniger schnell durch das Tablinum zu tigern.

    Weil ohnmächtig, träumte Silanus nicht eine Sekunde lang. Keine nackten Weiber, keine Berge voll Gold, keine lebenden und vor allem kompletten Eltern, kein gar nichts. Als sich Licht bahn brach und er blinzelnd die Augen öffnete war er demnach ziemlich frustriert.. andererseits kaum angepisst darüber, über das seltsame Geruckel aus seinem Schlummer gerissen worden zu sein.
    Erst als die düstere Welt sich nach links neigte und gleichwohl wieder aufrichtete, roch Silanus dass irgendwas verdammt faul war. Und entfernte sie sich auch von ihm, ohne dass er dafür seine Beine bewegen musste. War er tot? Hatte der dämliche Suffbauer ihn tatsächlich umgebracht? Wenn dies die elysischen Felder waren, so hatten sie mit Felder weniger gemeinsam als mit einer dreckigen, düsteren Stadt. Moment... die Ecke da, auch wenn verkehrt herum, kannte er. Zwei Ecken weiter war ein Lupanar mit sogar halbwegs sauberen Weibern. Was machte das in den elysischen Feldern? Hatten auch Tote gewisse Bedürfnisse? Er konnte sich das kaum vorstellen.


    Als bei dem nächsten Weltknick sein Kopf gegen die Ecke eines hölzernen Aufbaus schlug, war es vorbei mit der elysischen Glückseligkeit. Sich den Kopf reibend, bemerkte er ein paar marschierender und nicht allzu zielsicherer Füße unter ihm, und darüber einen in Hose gepackten Arsch.
    "Do... dooo beschissneeer Baaarbaaar...", jammerte Silanus, als er sich seines seltsamen Status gewahr wurde, und versuchte sich von diesem zu lösen in dem er begann rumzuzappeln, "..lassch misch runner... schofoooort."

    "Salve, guter Mann.", dröhnte die Stimme des Fischhändlers, als man ihnen wieder geöffnet hatte, "Wir wollen dir oder deinem Herrn nichts verkaufen. Ich bin Gaius Gordianus, dies ist Spurius Iunius Silanus.. er möchte deinem Herrn seine Dienste als Scriba Personalis anbieten, und ich bin hier, um mich für ihn zu verwenden. Er ist ein tüchtiger und kluger Bursche und beherrscht sein Handwerk, wenn dein Herr die Güte hätte, sich sein Können zu beschauen?"


    Silanus selbst blieb stumm und versuchte so tüchtig und klug wie möglich dreinzuschauen, auch wenn sein Herz dabei in seine Hose zu rutschen schien, machte der Mann doch einen recht bärbeissigen Eindruck.

    Silanus sah, wie der alte Fischer gerade noch den Mund aufmachen wollte um etwas zu erwidern, da fiel die Tür auch schon wieder ins Schloss. Und erst jetzt realisierte er, was der Mann überhaupt gesagt hatte.


    "Da schaust? Er will mich gar nicht...", wandte Silanus ein, wieder bevor der alte Mann was sagen konnte, doch dieser schnitt ihm mit einer stummen Handbewegung das Wort ab, und klopfte noch einmal, genauso vernehmlich an die Porta.

    Zu seiner eigenen Überraschung gelang es Silanus tatsächlich, den kräftigen Germanen umzureißen. Mehr aus irgendeinem Instinkt denn aus wirklicher Kampffähigkeit schlug er in der Folge mehrere Male zu, ohne darauf zu achten wo er eigentlich hinschlug. Der Germane versuchte sich zu wehren, und je vehementer er dies tat, desto härter schlug Silanus zu. Der Kerl durfte nicht wieder aufstehen, wenn er dies täte, war Silanus geliefert, das wusste er. Irgendwann fingen seine Hände an weh zu tun, von dem Gerangel, immer wenn er anstelle von Muskeln aus harten Knochen schlug.. und dann war die Frau aus einmal weg.
    Nicht, dass er das wirklich mitbekommen hätte, es war auch keine Bewegung in den Augenwinkeln.. mitten in dem Hagel an Schlägen, den er verzweifelt austeilte, fiel ihm auf einmal ein, dass da noch jemand war, was irgendwie seltsam war, denn mitten in einer Schlägerei an einen Passanten zu denken war dann doch irgendwie.. unangebracht.
    Wie dem auch sei, Silanus wandte sich, um zu schauen wo das Weib, Lupa oder Hetäre, oder was-auch-immer, abgeblieben war. Sie war nicht da... und was auch nicht mehr da war, war der Hagel an Schlägen, denn auf einmal hatte er eine auf Hochgeschwindigkeit beschleunigte Faust an seiner Schläfe, die ihm ziemlich effizient das Licht ausknipste, und ihn wie ein nasser Sack auf dem Germanen zusammenfallen ließ.

    Wie, an die falsche? War sie jetzt keine Lupa, oder einfach zu teuer für ihn?
    Der Alkohol in seiner Zentralmembran machte es außerordentlich schwer, die Worte der jungen Frau in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, aber es wollte ihm nicht gelingen.. die Moralpredigt war an einem solchen Ort zu einer solchen Zeit eher abstrakt, denn wer sich zu eben jenen Umständen hier einfand hatte sicherlich anderes im Kopf als Mütter die sich einer schämten... oder Väter. Der Stich saß, auch wenn Silanus sich kaum vorstellen konnte, dass die Frau mit Absicht auf ihm herumtrampelte, es tat einfach weh, weil Silanus sich jedes Mal bei einer dieser nächtlichen Zechtouren innerlich wünschte einen Vater zu haben. Egal ob der einen grün oder blau prügelte weil man das spärliche Erbe versoff oder einen schlechten Eindruck auf etwaige Heiratskandidatinnen machte, hauptsache Vater.


    In eben diese Bresche schlug Sönke, als er begann sich über die Frau und ihn lustig zu machen, und Silanus wusste nicht einmal genau warum es ihn so anging, jedoch konnte er sich einen Moment später selbst dabei beobachten wie er die Hand der Frau zur Seite schob und sich mit einem Schrei auf Sönke warf... bereit mit dem wenigen zuzuschlagen, was ein einfacher Schreiber an Körperkraft zu bieten hatte.

    "Der ist mit Sicherheit gar nicht da...", wandte Silanus wieder einmal ein, dem so allmählich nicht wohl um die Magengegend wurde. Eigentlich hatte er gar keine Lust, so aufgeregt war er. Allerdings würde Gaius Gordianus nicht noch einmal herkommen, zumindest nicht, wenn Silanus es sich einfach so anders überlegte. Ein einfacher Fischhändler hatte sicherlich ein Wort mit dem Gewicht einer Fliege, aber immerhin war das mehr als Silanus allein an Fürsprache einbringen konnte. Aber vielleicht war Fortuna ihm ja hold.. er hatte ihr immerhin ein ganzes Huhn geopfert, was seine Mahlzeiten für die nächsten fünf Tage deutlich schmälern würde.#


    "Halt den Mund, Junge...", gebot ihm daher sein Fürsprecher zu schweigen, weil er das Gejammer seines Schützlings leid war, und dies so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Immerhin war der Sonnenuntergang zu dieser Jahreszeit schon stark fortgeschritten. Als sie an der Casa Domitia ankamen war er es auch, der Silanus einen entsprechenden Blick schenkte bevor er anklopfte.

    Selbst wenn Silanus gesehen hätte, dass Sönke mal wieder zum Schlag ansetzte, hätte der Alkohol augenblicklich verhindert, dass er auch nur in die Nähe einer adäquat schnellen Reaktion gekommen wäre. So allerdings blieb sein Gesicht an Ort und Stelle, was ihm wohl einigen Ärger erspart hätte, denn beinahe in Zeitlupe bewegte sich die Faust des Germanen an seinem Kopf vorbei und krachte in die Wand. Hatte er da etwas knirschen hören? Bei den Göttern, er HOFFTE dass er da etwas knirschen gehört hatte, nur damit dieser Idiot etwas mehr von seinem Suff überbehielt als einen Kater.


    "Hah!", schlich sich ein Kichern über seine Lippen, das sich alsbald in ein Röcheln und dann in ein Husten verwandelte. Mit seinem Handrücken strich er sich Schnott und Blut aus dem Gesicht, und wer weiß was ihn dazu trieb, dieser kleine Moment des Erfolgs brachte ihn dazu, den tumben Germanen noch ein wenig mehr zu reizen: "Do schaaaauscht duh. Hättescht du meh drau alsch dasch, wäscht duh nun inn där Leschion!!"
    Mit einem Lachen lehnte er sich an die Wand, und beobachtete mit großem Vergnügen wie der Germane sich wandte, dann fiel ihm jedoch in den Augenwinkeln eine Bewegung auf. Noch mehr Ärger, oder gar die Schergen der Curia. Da Sönke gerade mit sich selbst beschäftigt war sah Silanus noch einmal genauer hin, und erkannte im Dunkel der Nacht schließlich die Formen einer Frau, was ihn dann doch stutzig machte. Eine Frau, mitten in der Nacht alleine auf den Straßen? Ohne Begleitung oder gleich in einer Gruppe? In der Nähe einer Taberna, dem Unruheort Nummero Uno in einer Stadt?
    Konnte nur eine Lupa sein.. und die genossen per se seine Sympathie, nicht nur weil einige von ihnen wirklich nett anzuschauen und noch viel netter anzufassen waren (was für einen Bastard oft die einzige Möglichkeit war überhaupt in den Genuss weiblicher Wärme zu kommen), sondern weil ihr gesellschaftlicher Status in etwa dem seinen entsprach. Und weil die meisten Spurii eben Söhne von Lupae waren.. wobei seine Mutter keine gewesen war. Glaubte er zumindest. Vielleicht eine Hetäre, aber keine Lupa. Solche Gedanken schob er stets zur Seite, er ging mit seiner Herkunft sowieso oft genug schon hart ins Gericht, da musste das fröhliche posthume Mutter-Bashing nicht auch noch sein. Oder nicht allzu oft.


    "Mädchen...", nuschelte Sönke daher, "..du scholltescht schuschauen, dasch duh heimm scho deinem Lenone kommsch. Hiä gibt es für disch scheut keein Scheld scho verdienen."
    Nicht, dass er nach dem Ende der Balgerei nicht Lust gehabt hätte.. andererseits machte er sich keine Illussionen über seine Finanzen (Lupae waren an gewisse Sympathien gewohnt, und gaben daher auch so kleinen Würmern wie ihm keinen Armutsrabatt). Und je nachdem wie Sönke heute noch so drauf war, würde er das Geld morgen wahrscheinlich besser bei einem Medicus lassen als heute Nacht bei einer Lupa.

    Oh wie er diese Abende hasste.


    Das Blut rauschte in seinen Ohren so laut, dass er nicht einmal mehr den Regen hörte der eiskalt auf ihn niederprasselte, weil es zu spät für Herbstregen und noch zu früh für Schnee war, der diesen verdammten Landstrich im Winter heimsuchte. Sein Kopf schmerzte von dem Fall gegen die Mauer, und seine Nase fühlte sich an wie eine glühende Kohle die ihm jemand mitten ins Gesicht gesetzt hatte.
    Als seine Finger sich zitternd an seinem Kinn nach oben arbeiteten spürte er, dass seine Unterlippe geplatzt war. Allerdings wohl nicht vom letzten Schlag, welcher ihn in die sprichwörtlichen Bretter und auf die wortwörtlichen Steine geschickt hatte, sondern von einem der davor. Die Feuchtigkeit unter seiner Nase war ein wenig zu warm für den Regen, allerdings war er sich da nicht so sicher... in der Dunkelheit der kaum länger dauernden Abends konnte er nicht ausmachen was man ihm erneut aus dem Gesicht geprügelt hatte. Gebrochen war die Nase wohl nicht, bei den Göttern, allerdings würde sie ihm sicher noch einige Tage weh tun. Wäre da nicht das billige Bier aus dieser noch billigeren Taberna, würde es ihm wahrscheinlich jetzt schon die Hölle bereiten.


    "Hascht.. do jetsch jenoch??", stöhnte Silanus, als er sich das nasse Haar aus den Augen strich und unbeholfen versuchte sich an der dreckigen Mauer hochzuziehen um seinem klar überlegenen Kontrahenten ein weiteres Mal entgegenzutreten.

    Laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaangweilig.


    Silanus konnte es sich nicht verkneifen einmal herzhaft zu gähnen, während er auf Kundschaft wartend hinter seinem wackeligen Tischchen mit dem winzigen Fläschchen billiger Tinte und den zwei Tabula saß. Seinen letzten Auftrag hatte er vor etwa zwei horae hinter sich gebracht, und seitdem hatte sich nichts für ihn aufgetan außer einer älteren barbarischen Frau die wissen wollte was auf einer Tonscherbe gekritzelt stand. Es war ein Fluch gewesen, der sich aller Wahrscheinlichkeit nach gegen die alte Dame richtete, und Silanus hatte mit Ausblick auf seine Bezahlung die Botschaft ein klitzekleinwenig zu ihrem Vorteil verändert vorgelesen. Die drei As konnte er gut gebrauchen, wenn er heute Abend nicht mit leerem Magen einschlafen wollte.


    Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen wanderte sein Blick lose durch die mehr oder minder geschäftig vorbeiwandernden Kauf- und Handelswilligen, und das stete Summen der Stimmen machte seine Gedanken träge... sie wanderten zu dem Tag, an dem Gaius Gordianus ihn mit zu diesem Valgiso-Domitius nehmen wollte, dem Princeps Praetorii, um ihn für eine Anstellung als persönlicher Schreiber zu empfehlen. Und wie immer machte er sich Gedanken darum ob und wie dieses Gespräch wohl verlaufen würde.. und ob er danach immernoch hier sitzen würde, an einem Tag nicht wissend, ob er die Miete für die nächste Woche zusammen bekommen würde.
    Als ihm die Gedanken zu dröge wurden wanderten sie beinahe von selbst zu den Mädchen der Stadt, die er, Titus und Pollux stets in einer Art ständigem Schaulaufen bewerteten. Der Vorbau von Siglinde, Tochter einer bärbeissigen Beneficarius in Diensten der Civitas, hatte in den letzten drei Monaten einen ganzen Satz nach vorne gemacht, wie die Jungs zu ihrem Entzücken festgestellt haben. Allerdings brachte sie das immer noch nicht in die Nähe der Spitze der Rangliste, die so unerreichbar war wie die Tochter des Lucillius Dexter, eines glühenden Römers, dessen einziges Pech es war, dass sein Kopf so groß war wie die Nase seiner Tochter.


    Ein leiser Pfiff riss ihn aus seinen Gedanken, und als er sich nach rechts umwandte um zu sehen woher er kam, bemerkte er den auffordernden Blick seines Freundes Titus, der mit einem Nicken in eine ganz bestimmte Richtung der Menschenmenge deutete. Als der junge Silanus diesem Wink folgte, brauchte er nicht lange um herauszufinden was oder wen Titus meinte: ein Barbarenmädchen bahnte sich gerade seinen Weg durch die Basilica, und seinem Alter und ihrer Angewohnheit entsprechend begann Silanus sofort die körperlichen Attribute der jungen Frau zu sondieren. Ein reger aber stummer Wortwechsel begann daraufhin mit Titus als es darum ging das Mädchen zu bewerten, und heftiger aber ebenso lauterloser Streit brach aus, als Silanus ihr Minuspunkte für ihre barbarische Herkunft geben wollte, Titus diese Kategorie aber ebenso kategorisch ausschloss.
    Wo sie sich allerdings einig waren war ihr Hintern, der die volle von einem einzelnen Körperteil erreichbaren Punktzahl bekam, und so kreuzten beide die Finger zu einem X und nickten sich dabei zustimmend mit breitem Grinsen zu.

    "Nero Rammius Herminianus!"


    "...einer von den Leuten des Laetilius!", wischte Silanus den Namen beiseite ohne von seinem schäbigen Schreibtisch aufzusehen auf dem er kein teures Schriftstück anfertigte, sondern das, was er normalerweise tat: stupide Kopierarbeit für jemanden, der zu geizig war sich eigens dafür einen Sklaven zu halten. Zu seinem Glück, musste man hier sagen. Die in Wachs gebannten Grüße an Klienten und Patron für die Saturnalia waren so dröge, dass er beinahe dabei einschlief wenn er noch ante lucem aus seiner kleinen Butze in einer Insula am Hafen gekrochen kam, und beinahe noch vor den Bäckern auf dem Forum seinen mickrigen Platz zwischen dem Stand eines Fellhändlers und einer älteren Frau die es tatsächlich noch fertig brachte Amphoren zu töpfern.


    "Äh... Marcus Petronius Crispus!"


    "Auch einer von den Leuten des Laetilius, wie fast alle Veteranen die sich nachher in der Politik versuchen.", brummte der junge Iunius, und griff nach dem ausgeleierten kleinen Haarstreicher, mit dem er das herausgeschabte Wachs wegfegte damit es aus der Oberfläche nicht verblieb und kleine unschöne Klumpen bildete..


    "Ich hab gehört, dass die sich mittlerweile recht ernste Widerworte geben!", wandte Gordianus das ein, was man sich so an einem langen Markttag gegenseitig erzählte, "Vielleicht gibt es da einen Zwist, der deine Chancen bei ihm verbessert?"


    "Nur weil sich zwei alte Römer auf einmal nicht mehr mögen, heißt das nicht, dass sie gleich anfangen die Brut eines struprum weniger zu hassen.", dozierte Silanus so fahrlässig, als würde er darüber reden dass zwei Wölfe sich nicht mit Ratten abgäben.


    "Hermipus! Der aus dem Hafen, du weißt schon.. der nicht nein sagen kann..", arbeitete sein Freund weiter die Liste derer ab, die auf gaaaaarkeinen Fall Probleme damit hätten einen Bastard zu beschäftigen.


    "Ich hab gesehen, wie ein paar Handlanger der Curia seine Geschäfte auseinandergenommen haben.. der hat gerade mächtig Ärger.", wurde der Vorschlag von Silanus mitsamt ein paar Wachsflocken davongewischt.


    "Dann... die Duccii!! Die Freya Mercurioque hat doch..."


    "...sicherlich Schreiber wie Sand am Meer, die zudem die Sprache der Barbaren besser sprechen als ich!"


    "Na, nu kumm aba ma, dett is niet soa schwor!", frotzelte Gordianus, der sich in seiner Ehre als Barbarensohn gekränkt fühlte.


    "Was auch immer du sagst..", brummte Silanus, der es einfach nie für nötig gefunden hatte die Sprache der Barbaren bis zur Perfektion zu erlernen. Vor allem, da sie sowieso alle was anderes sprachen... er hatte einmal mitbekommen wie sich ein Mann aus Confluentes und ein Händler aus Aquae versucht hatten zu unterhalten, und dabei vor allem durch Hände und Füße kommunizieren mussten. Und letztlich schrieben sowieso alle in der Sprache Roms.. und das war es schließlich, was Silanus für sie tat.


    "Also... dann.. dann... was ist mit Publius Triarius Saloninus?", brachte Gordianus erneut den Namen eines altgedienten Veteranen aus der Legion ins Spiel.


    "Der hat jahrelang mich für wenig Geld seine Schreiben anfertigen lassen, als sein Geschäft nicht so recht laufen wollte. Und als er endlich genug Geld zusammen bekam um selbst einen Schreiber zu beschäftigen, hat er sich für Siguwart entschieden.", wurde das Geschehnis rezitiert, was Silanus vor gar nicht allzu langer Zeit in tiefe Depressionen und noch viel tiefere Becher voll Bier (auch im Suff war Silanus sich bewusst, dass Wein zu teuer war um sich hier damit zu besaufen) gestürzt hatte.


    "Siguwart... der, der immernoch nicht weiß, dass der Balken beim T oben ist?", legte Gordianus, unbeholfen wie immer, den Finger noch tiefer in die Wunde.


    "Ja, genau der Siguwart... und auch der Siguwart, der nicht eine Zeile schreiben kann ohne mindestens einen Finger breit abzurutschen... der sicherlich zehn mal in der Woche vorbeikam um sein Werk Korrekturlesen zu lassen... und der... naja...", verstummte Silanus schließlich, weil er vor Aufregung eine Begrüßung zu versauen drohte.


    "Ich weiß... Irma...", führte Gordianus den Satz fort, nur um eine Sekunde später zu begriefen was er gesagt hatte und aufzuspringen um einer wütenden Kopfnuss oder schlimmerem zu entgehen, "Tut mir leid... tut mir leid... das.. ich hab nicht nachgedacht."


    "Ja, wie immer...", grollte Silanus, der den Griffel zur Seite legte und einen Moment durchatmete, weil ein versauter Buchstabe die Arbeit von fünf Minuten zunichte machte.. und er hatte keine Lust das immer wieder zu tun.


    "Eh... ja... eh... was ist mit Valgiso.. ich meine... Faustus Domitius Massula? Man sagt, der Mann wäre auf dem aufsteigenden Ast...", wandte Gordianus verzweifelt ein, um von seinem Fauxpax abzulenken.


    "Einen Barbaren?", fragte der junge Iunius unwillkürlich.


    "Also.. an uns Barbaren hast du bisher nicht schlecht verdient..", protestierte sein Freund.


    "Aber auch alles andere als gut...", wandte Silanus ein, der sich nun wieder seiner Arbeit zuwandte, weil er nicht ewig vor diesem Haufen Tabulae sitzen wollte.


    "Er ist Klient des Legatus Augusti Pro Praetore! Und Brinceps Braetorii. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der schlecht zahlt...", argumentierte Gordianus weiterhin fröhlich auf der monetären Ebene.


    "Dann hat er sicherlich schon einen eigenen Schreiber... wenn der Mann so hoch steht, wird er seine ganze Arbeit kaum alleine verrichten... Betriebe hat der Mann auch, oder?", hakte Silanus nach, in dessen Gedächtnis sich sonderbarerweise keine Erinnerungen an den Mann einstellen wollten. Hatte er schon einmal was für ihn geschrieben? Nein, er glaubte nicht... also musste er quasi schon einen eigenen Schreiber haben, was die sich noch sehr zierende Hoffnung in des jungen Iunius Herz wieder zu erlöschen drohte.


    "Ja, ja... sogar in der Freya Mercurioque. Ich muss dir nicht sagen, was das heißt?", lockte Gordianus weiter..


    Auch wenn der Funken der Hoffnung zu verlöschen sich weigerte, brummte Silanus dennoch in seinen nichtvorhandenen Bart: "Dass es noch unwahrscheinlicher ist, dass er mich nimmt, sobald er erfährt, dass mein Vater Nemo heißt?"


    "Weniger als dich ablehnen kann er nicht... du solltest es versuchen.", nörgelte sein Freund sich in Stimmung.


    Abermals wurde der Griffel beiseite gelegt, dieses Mal aber nicht um mit dem Haarbüschel Wachs beiseite zu wischen, sondern damit Silanus die Ruhe fand sich mit dem Gedanken auseinander zu setzen, der ihm irgendwie noch nie gekommen war: "Das ist ein recht hoher Einstieg, findest du nicht? Sowas schafft man nicht einfach, in dem ich bei ihm vorbeikomme und sage: Heila, ich würde gerne für dich arbeiten. Achja.. ich bin ein Bastard."


    "Es heißt HeilSa. Und nein, das muss man anders anpacken..."


    "Richtig... für so etwas braucht man Verbindungen. Fürsprecher. Einen Patron! Und Patrones wollen keine Spurii in ihren Reihen.. es ist ja nicht so, als hätten Mutter und ich das nicht schon versucht.", wandte sich Silanus der bereits ausgetretenen Abwärtstreppe der Resignation zu.


    "Ich werde mit Vater reden... vielleicht kennt er den Mann ja.", versuchte sich Gordianus als Hoffnungsbote, auch wenn es Silanus sehr unplausibel vorkam, dass ein Pelzhändler einen Scriba vermitteln konnte. Aber jetzt ablehnen konnte er auch kaum.


    "Ja, danke. Versuchen wir es.."

    "...und du musst das hier nicht machen, Silanus!", nölte zum gefühlt hundertsten Mal Titus Gordianus hinter ihm, Sohn eines der Händler hier in der Basilika, und seit einer ebenso gefühlten Ewigkeit Silanus' bester Freund, "Ich bin mir sicher, du würdest auch als persönlicher Schreiber eines reichen Händlers anfangen können! Oder bei einem der Magistraten, ich hab gehört Laetilius Fecen.."


    Galeo Laetilius Fecenianus.., spie Silanus den Namen beinahe aus, während er weiter auf einem der im Norden so sündhaft teuren Stücken Papier versuchte das Wachstafelnoriginal eines Testaments eines älteren Stadtbewohners in eine neue Fassung zu transferieren. Alleine das ausradieren der geänderten Stellen hatte ihn eine ganze Stunde gekostet.
    "Der Mann beschäftigt nur die Söhne seiner Klienten als persönliche Schreiber, und dies auch nur dann, wenn sie beweisen können von wahren Römern abzustammen.."


    "Das tust du!", protestierte Gordianus empört, und dies nur, weil er damit Zeit totschlagen konnte die er nicht am Stand seines Vaters verbringen musste, und nicht, weil er wirklich neue Argumente oder einen anderen Ausgang des Streits erwartete, "Du bist Iunius Silanus! Neffe des Iunius Silanus! Enkel des Iunius Silanus! Urenkel des Iunius Silanus!"


    "SPURIUS Iunius Silanus. Warte.. dies hier ist... schwierig...", unterbrach Silanus ihn, und bereite zugleich innerlich auf die Wette mit dem Archiv eingegangen zu sein, die diesem Irren viel mehr Material in ihren ewig gleichen Streitereien geliefert hatte. Die obligatorische Antwort bestand in der vorgehaltenen, unberingten linken Hand während die Rechte sich weiter daran versuchte die Buchstaben so zu setzen, dass sie perfekt angepasst die vorher radierten Buchstaben überdeckten und so den Schriftrhythmus nicht störten. "Kein Siegelring.. keine Identität. Ich könnte irgendjemand sein.. meine Mutter hätte irgendjemand sein können. Mein... Vater ...könnte irgendjemand sein."


    "Du tust deiner Mutter unrecht, wenn du ihr sowas unterstellst..", jammerte Gordianus weiterhin den üblichen Text ihrer Unterhaltungen über Silanus' Familiengeschichte runter, "..ich bin mir sicher, sie war wirklich die Nichte des Iunius Silanus!"


    "Und was genau lässt dich zu dieser Sicherheit kommen?", murrte Silanus, der sich gerade auf ein perfekt gesetztes T konzentrierte.


    "Das weißt du ganz genau.. hallo Gerhild!! Wie wäre es mit morgen... oh.. uh... eh... heilsa, Erkhilta. Warum bei Loki bewacht dieses Weib ihre Tochter wie ein Höhlenhund?"


    "Ihr Stolz hatte gar nichts zu bedeuten.. wäre sie eine echte Iunia gewesen, hätte sie ihre Familie trotzdem um Hilfe bitten können!", führte Silanus


    "Für eine Familie wie die Iunii ist ein Spurius vielleicht ein anderes Kaliber als für eine.. naja... von uns.", kommentierte Gordianus mit einer Trockenheit, die zeigte wie sehr man sich an die Standesunterschiede gewöhnen konnte, wenn man es förmlich musste, "Sie hat dir schreiben beigebracht. Welche hergelaufene Lupa kann schreiben, Junge? Und dieses Ding mit den Zahlen... dieses... Rechnen."


    "Was du übrigens auch können solltest, wenn du deinem Vater nachfolgen willst...", fügte Silanus hinzu, als würde er darüber reden, dass es regnen muss damit die Felder blühn.


    "Ja.. nun.. ich finde, du solltest nach Rom! Zu deinem Onkel! Die werden dich sicher als ihren erkennen, wenn sie dich erst sehen..", verzweifelte Gordianus traditionell an derselben Stelle.


    "Vergiss es endlich.. ich bin froh, dass man meiner Mutter das Bürgerrecht gelassen hat..", erwähnte Silanus finalerweise die nicht selbstverständliche Ungestörtheit, die eine wildfremde Frau alleine mit ein wenig Geld in der Tasche in Mogontiam genossen hatte, nachdem sie sich von einem wildfremden Mann hat verführen lassen. Silanus hatte sich oft gefragt ob er so aussah wie sein Vater, allerdings hatte er in Mogontiacum noch niemanden gesehen der ihm auch nur annähernd ähnlich sah. Vielleicht einer der Soldaten? Ach, wie oft hatte er sich da den Kopf zerbrochen.


    "Sie war eine gute Frau, ich habe ihr geglaubt, dass sie eine Iunia war.", protestierte Gordianus noch einmal, bevor er sich dem Schriftstück zuwandte, das sein Freund da die ganze Zeit bearbeitete, "Für wen ist das eigentlich? Und was steht da?"


    "Ja.. sie war eine gute Frau.", murrte Silanus, dem Gedanken an seine Mutter so bequem waren wie Kieselsteine auf dem Schemel auf dem er seine Arbeit verrichtete, "Für Paullus Staborius Sulla.. und was drinsteht, geht dich einen Dreck an."


    "Wie du meinst.. ich finde dennoch, du solltest dich einmal bei der Curia bewerben.. ich könnte Vater fragen, der kennt enen der Decuriones.. könnte vielleicht ein gutes Wort für dich einlegen. Du kannst das wirklich gut.."


    "Sagt der Sohn eines Fellhändlers über das Handwerk eines Schreibers..", warf Silanus seinem Freund keinen Blick zu, bevor er das Schriftstück mit einem kleinen x abschloss, einen kritischen Blick darauf warf, und sein Werk mit drei Fingerspitzen voll feinem Sägemehl vollendete (fein gesiebten Sand konnte er sich nicht leisten, und die Schnitzhandwerker waren froh wenn sie für ihren Abfall etwas mehr bekamen als nur warme Glut).


    "Ich glaube, du trauerst dich ein wenig zu sehr in dein Jammertal, Silanus.", stichelte Gordianus ein weiteres Mal gegen seinen Freund, bevor er nach einem deutlich genervt dreinschauenden Blick den Mund schloss und nicht mehr aufmachte.


    "Ich trauere nicht... ich habe mich damit abgefunden.", rollte Silanus das Schriftstück ein, fügte es in eine Lage ungefärbtes Leinen und schob die Rolle in eine Röhre, raffte seinen fleckigen Mantel hervor und erhob sich, "Ich muss jetzt los.. pass bitte auf meine Sachen auf, solange ich weg bin."


    "Ja ja..", brummte Gordianus, und rief seinem schon unterwegs seienden Freund noch hinterher, "Du solltest es versuchen! Weniger als dich ablehnen können sie nicht, vielleicht nehmen sie dich ja wirklich... auch ohne tollen Vater!"


    "Vergiss es..", rief ihm Silanus noch zu, bevor er in den Weiten der Basilica verschwand, "..so funktioniert das Leben einfach nicht."


    "Doch... tut es manchmal wohl...", schmollte Gordianus noch in den Flaum den er tapfer als 'Bart' bezeichnete, "Tut es manchmal wohl.."