Es war schon später Nachmittag als Lucius vom Markt kommend durch die Strassen der Stadt marschierte. Wie so oft hatte er seine Ausrüstung dabei, denn er hatte nur kurz ein paar Kleinigkeiten gekauft bevor er nun zur Villa Rustica Albia weiterreiten wollte. Den Gescheckten führte er am Zügel. Die Luft roch heute rauchig, es war recht kalt und viele der Bewohner hatten mehr Holz auf ihre Feuer gelegt als an anderen Tagen. Der Himmel war eine einzige weisse Masse, hinter der die Sonne nur dadurch zu erkennen war, dass sie einen Teil des scheinbar unendlichen Weiß heller erscheinen ließ.
Als der Duplicarius an einer Seitengasse vorbeiging wurde er auf eine Gruppe von Männern aufmerksam, die im Kreis um einen anderen herumstanden. Einer der Beistehenden redete auf ihn ein. Sein Gegenüber, ein offensichtlich älterer Mann mit weissem Haar, stand an die Wand gedrückt da und atmete offenbar recht schnell. Lucius wurde mißtrauisch, besonders als er bemerkte, dass die meisten der Männer Messer oder andere kleine Waffen in den Händen hielten, die sie ungeschickt unter ihren abgerissenen Mänteln zu verbergen versuchten.
Lucius band den Gescheckten kurzerhand fest und begab sich in die Gasse, wobei er versuchte, recht leise zu sein. Trotzdem wurde er natürlich bald bemerkt. Der Mann, der auf den Greis eingeredet hatte, drehte sich zu ihm um und kam seinerseits ein paar Schritte auf den Duplicarius zu. "Sei gegrüßt Soldat!" begann er in vermeintlich freundlichem Ton, in dem jedoch eindeutig Ungeduld mitschwang. "Meine Freunde und ich verhandeln über einen Hauskauf. Ich bitte dich, uns nicht zu stören. "
Lucius entging nicht, dass die anderen Männer nervös wurden, ein paar nästeltn an ihrer Kleidung oder traten von einem Fuß auf den anderen. Er wandte sich an den Sprecher. "Sechs Männer kaufen ein Haus von einem alten Mann? Oder seid ihr alle Teilhaber und er will es erstehen?" Er wartete garnicht auf eine Antwort sondern blickte zu dem Alten, der sich immernoch gegen die Wand drückte. "Stimmt was er sagt?" Der Angesprochne antwortete nicht sofort sondern blickte stumm zwischen Lucius und dem anderen Sprecher hin und her. Dieser redete wieder auf Lucius ein. "Es ist alles in Ordnung, Tullius ist nur etwas müde..." sagte er. Der Duplicarius sah ihn forschend an. "Wenn der Mann müde ist werde ich ihn zur nächsten Taverne begleiten und dafür sorgen, dass er etwas Warmes zu trinken bekommt. Mit warmen Gliedern schläft es sich besser..." antwortete er schließlich. Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. Lucius sah, dass die Hand des Mannes unter seinem Gewand zum Gürtel wanderte. "Erst müssen wir das Geschäft abschliessen..." sagte der Mann. Der drohende Unterton in seiner Stimme war unüberhörbar. Lucius trat einen Schritt zurück und zog seinen Gladius. "Gut, bringen wir dieses Geschäft zu einem Ende!" Einen Moment lang dachte er, er hätte vielleicht doch einen Fehler gemacht, doch dann kamen auf ein Zeichen hin zwei der Männer mit gezogenen Waffen auf ihn zu. Sie trugen lange Messer. Ein kurzer Blick über die Schulter sagte Lucius, dass er allein war. Also dann... dachte er. Ihr Götter, schaut auf mich herab... Dann trat er den Straßenräubern entgegen.
Wer mitmachen will sei herzlich eingeladen!