Beiträge von Spurius Iunius Silanus

    Silanus hatte sich, als treuer Schatten seines Lohnherrn, zusammen mit diesem zur Casa Duccia begeben.. und sah sie in Folge zum ersten Mal von Innen. Zwar hatte er schon das eine oder andere mal bei kurzfristigeren Arbeiten für Andere Nachrichten geschrieben und auch gleich überbracht... aber das hatte jedes Mal vor der Tür des Bauwerks sein Ende gefunden. Der alte Mann machte ihm Angst, er hatte es noch nie erlebt, dass der sowas wie gute Laune gehabt hatte. Und die Duccii selbst... nun, sie waren die Duccii, die mächtigste Familie Mogontiacums, und wahrscheinlich auch eine der mächtigsten in der Provinz. Früher wäre das hier für ihn ein ganz dickes Ding gewesen, aber da er jetzt für Domitius Massulla arbeitete, hatte er schon das eine oder andere Mal in der Regia gewirkt, was wohl die nächste Stufe der gesellschaftlichen Hierarchie in Germania war.


    Hier sollte es wieder um das Germanenproblem gehen, was Silanus schon am Anfang nicht wirklich verstanden hatte.. aber das musste er gottseidank auch nicht. Es reichte, wenn er mit Stift und Tabula parat stand.


    Als der ehemalige Duumvir eintrat nahm Silanus wieder die typische Haltung eines Menschen an, der versuchte sich in ein Stück Mobiliar zu verwandeln, immerhin sollte seine Präsenz nicht vom eigentlichen Thema ablenken.. auch wenn er nicht umhin kam, dem einflussreichsten Mann der Civitas einen oder zwei verstohlene Blicke zuzuwerfen.

    Jetzt, wo Silanus finanziell für seine Verhältnisse auf sicheren Beinen stand, gönnte er sich ab und an mal einen Abend in der Taberna, an dem es nicht nur darum ging seine Sorgen wegzuspülen, sondern einfach mal ein wenig auszuspannen und Leute wieder zu treffen.. oder zu spielen.


    Heute Abend war zum Beispiel ein Wettkampf im Mulinello angesagt, und Sönke hatte sich vorgenommen sein Können mal auf den Prüfstand zu stellen und ein oder zwei Sesterzen seines geringen, aber letztlich doch vorhandenen Vermögens zu setzen. Genauso wie alle anderen betrachtete er Mulinello eigentlich als Kinderspiel, aber wenn es um Geld ging verwandelte sich jedes Kinderspiel in eine todernste Angelegenheit... so setzte Sönke sich auf einen der freien Tische, und wartete darauf, dass sich jemand selbst zu seinem Gegner erklärte und das Geld in den Pott legte.


    Das Mulinello-Brett war schon auf den Tisch gelegt worden, genauso wie die zehn schwarzen und weißen Steine.



    Sim-Off:

    Wer mitspielen möchte, ist hiermit herzlich dazu eingeladen. Meine ID hat kein WiSim-Konto für den Einsatz, sollte ich verlieren zahlt der Lohnherr meiner ID, Faustus Domitius Massula (der sowieso schon jede Menge Lohn spart :D), sollte ich gewinnen kriegt er die Kohle! :)


    Das hier wird eine etwas andere Version von Mulinello als in der Wiki beschrieben, da wir hier kein rundes Spielfeld hinbekommen.
    Es geht wie folgt:
    Das ZIEL ist es fünf eigene Steine in einer Reihe zu bekommen. Also XXXXX oder OOOOO.
    Zuerst setzen wir abwechselnd unsere Steine irgendwo auf dem Spielbrett verteilt... ich die X, du die O. Dabei sollten sowohl ich als auch du verhindern, dass wir schon direkt am Anfang eine Reihe hinbekommen.
    z.B.


    Sind die Steine einmal verteilt, geht es darum sich hin Richtung der XXXXX oder OOOOO zu arbeiten, in dem man pro Zug einen Stein um EINE Position versetzen kann. Also immer nur EIN FELD in alle Richtungen.


    Am Ende sollte es irgendwie so aussehen:


    Fünf in einer Reihe halt, egal in welcher.


    Rein theoretisch kann das Spiel ewig dauern, aber das werden wir ja sehen!


    Du darfst auch anfangen... ;)

    Silanus, unsichtbarer Schatten seines Lohnherrn, war ganz und gar nicht wohl bei dieser Sache. Freilich konnte er kaum sagen, dass er bisher keinen Kontakt zu Barbaren gehabt hatte... Männer und Frauen originär stadtrömischer Abstammung gab es wahrscheinlich keine zehn in der Civitas. Allerdings war das hier dann doch eine Stufe weiter als jeder Kontakt den er bisher mit Männern gehabt hatte, die Rom für ein großes graues Konstrukt in der Ferne hielten.


    Er verstand ganz und gar nicht was der Domitier mit dem ganzen Bernstein wollte... oder was letztlich sein großes Ziel war, aber das musste er auch gar nicht. Er stand parat wenn es was aufzuschreiben gab, und alleine das machte ihn halbwegs satt und gab ihm ein Dach über den Kopf. Was sollte er mehr wollen? Richtig, nichts, denn mehr gab es für einen wie ihn nicht zu wollen. Also stand Silanus brav neben der sich unterhaltenden Gruppe und tat so als wäre er nicht da.

    Mit einem leichten Anflug von Stolz nahm Silanus das Lob über seine Arbeit zur Kenntnis, das ging runter wie Öl. Als der Domitius dann aber offensichtlich nur zum Spaß ein paar der Verwünschungen des Hermipus übersetzt haben wollte, machte der Junge ein ziemlich langes Gesicht.


    "Öh...." , begann er dabei ziemlich geistreich, um dann im folgenden etwas zögerlich fortzufahren: "... das erste... also... das erste hast du ja folgend übersetzt, das mit Lumpenhund und der Kuhscheisse. Das folgende.. dieses hurasiach... also, ich hab das mit Klatschbub übersetzt.. oder Bengel.. dem er das Kreuz ausleiern wollte, so dass er seinen Hintern in einer Schleng... was auch immer das ist... heimtragen muss. Und dann irgendwas mit Schweinstypen, oder so."

    Während er sich am Essen verging, lauschte Silanus mit steigender Aufmerksamkeit dem Gespräch zwischen seinem Lohnherrn und der Barbarin. Sie hatte sich eine verfallene Hütte im Wald angeeignet? ALLEINE? Bei dieser Erkenntnis verschluckte Silanus sich heftigst, schließlich waren Frauen zu ihrer Zeit nicht weniger als Freiwild, das sich nur allzu gerne in den ungefähren Schutz der Städte begab, wo die gesellschaftlichen Regeln mit härterer Hand durchgesetzt wurden als außerhalb der Stadtmauer. Andererseits war es nicht unüblich, dass man außerhalb der Stadt irgendwo in der Landschaft campierte.. meist waren dies jedoch Wegelagerer und anderes zwielichtiges Volk die ihren Platz in der Gesellschaft verloren hatten. Was war das hier für ein Weib, dass sie den Platz unter Gesetzlosen dem in der Stadt vorzog? Holte sein Lohnherr sich hier Probleme ins Haus?


    "Domitius, wenn du erlaubst." , klinkte Silanus sich in das Gespräch ein, "So das Land nicht unmittelbar in der Nähe der Stadt liegt, also weniger als einem halben Tag zu Fuß, dürfte es wahrscheinlich zum Ager Publicus gehören. Ich habe das eine oder andere Schriftstück aufgesetzt, das beim Statthalter um ein solches Stück Land bat."
    Auf den Einwand der Barbarin mit den zweihundert Sesterzen (obwohl diese für Silanus selbst ein wahrer Reichtum waren, was die Barbarin noch verdächtiger machte) konnte Silanus nur mitleidig lächeln: "Rechne etwas dreissig mal so viel ein, und du kommst in den Bereich des Lands, das billig an den Mann gebracht wird."
    Wieso die Frau sich ohnehin eigenes Land kaufen sollte war ihm eh nicht klar. Sowas ging doch normalerweise über Heirat und Verbindungen einher..

    Protokoll der Vernehmung von Hermipus, Sohn des Ratbod am VI KAL FEB DCCCLXII A.U.C.


    relevante Anwesende:
    Faustus Domitius Massula
    Mathayus Magonidas
    Hermipus, Sohn des Ratbod


    Verlauf:


    Mg: Frage nach Namen, Beruf, Herkunft des Hermipus
    Hp: Beleidigungen und Beschuldigungen gen Mg
    Dm: Frage und Aufforderung gen Hp Latein zu sprechen, Erklärung, dass Beute bereits wieder kassiert
    Hp: Flüche
    Dm: Erneute Aufforderung



    Mg: Verteidigung gegen Beschuldigungen des Mg, schließlich erneute Frage nach Name, Beruf, Herkunft des Hp: Germar, Sohn des Ratbod, genannt Hermipus aus der Civitas Alisinensium
    Hp: Bestätigung dessen
    Mg: Feststellung des Verbrechens des Hp, Frage nach Grund
    Hp: schwierige Geschäftslage wegen des Eintreten des Mg in den Markt (Bernstein? Verwechslung!), erneute Beleidigungen gen Mg
    Dm: Übersetzung an Mg
    Hp: Hp und Person namens Manceps planten Raub gemeinsam, Manceps wohl aus reiner Habgier, Hp aus anderen Gründen. abei war Manceps Motivation die reine Habgier gewesen während Hp andere Gründe hatte. Der Plan war gewesen das Manceps mit ein paar Handlangern den Diebstahl durchführt und die Beute wegbringt. Um das zu ermöglichen bestach Hp einen städtischen Bediensteten.
    Eine Tatsache die gelang wie ja inzwischen durch das Geständniss des Bediensteten belegt war.
    Der Plan sah weiter vor das sie sich nach einer gewissen Zeit in der Nähe von Confluentes treffen und die Beute teilen. Bis dahin sollte die Beute in einem abgelegenen Gutshof auf der anderen Seite des Rhenus in der Nähe von Abnoba zwischengelagert werden.


    Doch Manceps hatte offenbar vorgehabt die Beute komplett zu behalten, jedenfalls schloss Hp ausgiebiges Geschimpfe auf seinen alten Freund und der Ort wo Manceps und seine Handlanger aufgegriffen wurden dafür.
    Am Ende, nach mehreren Nachfragen, gestand Hermipus noch warum er sich zu diesem riskanten Schritt entschlossen hatte. Er hatte einen nicht unerheblichen Reichtum in der Vergangenheit aufgebaut und er und seine Familie sich einen ausschweifenden Lebensstil angewöhnt.
    Die Grundlage seines Reichtums waren sehr gute Kontakte zu den Hermunduren, seine Ehefrau war eine Hermundurin und wohl die Tochter eines Dorfobersten. Über die Hermunduren bezog er jedenfalls lange Zeit Salz und vor allem Bernstein in großen Mengen und guter Qualität ein überaus lukratives Geschäft. Nun kam es das die Chatten den Hermunduren, oder zumindestens den Teil mit dem er handelte nach und nach erst den Bernsteinhandel entrisssen, die Fundorte lagen ja im Norden am Meer und dann auch noch die Salzquellen abnahmen. Mehrere, sehr teure Versuche einen neuen Handel mit den Chatten auszuhandeln schlugen fehl. Hp betonte mehrfach das die Chatten einen großen Hass auf alle Römer und die die freiwillig bei Ihnen lebten hatten und sich selbst mit großzügigen Angeboten und Bestechungen nicht überzeugen lassen zu handeln.


    Das ganze hatte Hp und seinen Geschäft einen schweren Schlag versetzt und so gut wie seine kompletten Geldmittel verbraucht. Gerade als er dann versucht hatte andere Geschäftsfelder zu erschließen verstärkte sich die Konkurrenz in der Gegend, nicht zuletzt durch den Magoniden. Diese fehlgeschlagenen Versuche hatten seinem Geschäft dann endgültig den Todesstoß versetzt. Er hätte nur noch wenige Wochen den Schein waren können als er dann an einem Abend an dem er seinen Kummer in Met ertränkt hatte seinen alten Freund Manceps und den gierigen Scriba aus der Stadtverwaltung getroffen hatte. Was aus Alkoholgeschwängerten Sinnen als Plan entworfen wurde die anschließenden Tage nüchtern verbessert und dann wie bekannt ausgeführt.
    Er beteuerte am Ende seiner Ausführungen noch das er mit seinem Anteil vorgehabt hatte wieder ins Geschäft zu kommen, die neuen Konkurrenten zu vernichten und dann über Spenden der Stadt wieder alles zurückgezahlt hätte
    Dm: Frage nach Manceps
    Hp: Wahrer Name des Manceps sei Philonicus
    Dm: Name sei bekannt, brauche aber Bestätigung durch Hp. Frage nach anderen Mittätern.
    Hp: Philonicus habe keine Namen genannt, außer den des Silus.


    Dies war der erste Entwurf, den Silanus nach Abschrift seiner Steno angefertigt hatte, und mit dem in der Hand er am Officium des Domitiers anklopfte, anständig vor der Tür wartete und schließlich hineingerufen wurde.
    "Domitius..." , begann Silanus und legte dem Hausherrn die Tabulae vor die Nase auf den Schreibtisch, "..dies ist die erste Abschrift meines Protokolls des Verhörs. Wie du sehen kannst habe ich mich vor allem auf das gesagte konzentriert*, die Aktionen des Hermipus habe ich dabei ausgelassen, da sie für den Ordo kaum von Relevanz sein dürften. Mir ist bei der Übertragung etwas aufgefallen, falls du erlaubst, Domitius. Dieser Hermipus behauptete, dass sein Motiv der eingebrochene Bernsteinhandel sei, in den ihm der Magonidas hereingepfuscht habe.. das erscheint mir etwas seltsam, da der Magonide nicht mit Bernstein handelt. Die Freya Mercurioque handelt im großen Stil mit Bernstein, ja.. aber das schien diesen Hermipus bisher nicht gestört zu haben."


    Sim-Off:

    * bei der Erklärung des Hermipus habe ich einfach den Text des Magonidas übernommen.. machte imho wenig Sinn indirekte Rede noch einmal in indirekte Rede zu transferieren..

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    Ich gluckste. "Pass op, Alwina. De Jong do kann disch verstonn". Dann wandte ich mich an Silanus: "Bleib nicht so an der Suppe hängen, Silanus. Wir haben da noch Fleisch, Nocken und Kraut, lang zu".


    Zitat

    Original von Alwina
    Alwina hörte auf zu Lachen. " Meinst du? " Sie musterte Silanus sehr ausgiebig. " Nej, ich glaub das nich." Er benahm sich seltsam. " Glaubst du wirklich?" Wandte sie sich zweifelnd an Valgiso, zuckte mit den Schultern und aß ihr Kraut mit Nocken.


    Die Schüssel war leer. Satt und zufrieden legte sie den Löffel weg, wischte das Messer ab und steckte es zurück an ihren Gürtel. " Das hat geschmeckt." bestätigte sie noch einmal.


    Diensteifrig auch beim essen nickte Silanus auf den Befehl seines Lohnherren und packte sich die Schüssel erneut mit den Köstlichkeiten aus der Hand des Boduognatos voll. War es schon seltsam genug, dass der Domitier einen Mann in seine Küche stellte, so war es noch seltsamer, dass ausgerechnet ein Barbar Gerichte zauberte von denen Silanus nachts noch träumte.. andererseits: lebte man erst einmal lange genug von Trockenfleisch, Puls und altem Brot war wahrscheinlich auch barbarische Küche so etwas wie Haute Cuisine. Während er also weiter das gute Essen in sich hineinschauffelte, stets darauf bedacht nicht gierig zu wirken, fiel ihm auf, dass er sich vollkommen mit dem Lohn verrechnet hatte. Was für ein Maleur.. Silanus wurde schlagartig rot im Gesicht obwohl seinen Fauxpas wohl nur er selbst kannte. Sein Lohnherr hätte seine Fähigkeiten gleichsam in Zweifel ziehen können, schließlich stand Silanus hier im Hause immernoch auf tönernen Füßen.


    Der Domitius ritt noch ein wenig auf seiner Fähigkeit herum auch die Sprachen der Barbaren zu verstehen, was die Frau ziemlich kritisch dastehen ließ... und Silanus damit quasi unter Zugzwang setzte: "Iff... ich verstehe ein wenig von dem, was in den Sprachen der B.. Bewohner rechts des Rhenus gesprochen wird."

    Es war die Suppe, die Silanus davon abhielt zuviel von dem zu verstehen was die Barbarin über ihn sagte... viel zu sehr war er darauf konzentriert die Küche des Hauses zu genießen, in dem er sich immer wieder vorstellte, wie er selbst in besonders schlechten Tagen entweder gar nichts oder nur heißes mit Brotkrumen und Löwenzahn versehenes Wasser zu sich genommen hatte. Und jetzt das hier! Ein Hochgenuss.. so von seinem Mahl hingerissen, machte er sich nicht die Mühe zu versuchen nachzuvollziehen, warum die abgerissene Barbarin gerade ihn derart beschimpfte, hatte er bisher doch kein einziges Wort gesagt.. und besser aussehen tat sie auch nicht, eher im Gegenteil.


    Was ihn nachher allerdings vollkommen aus dem Konzept brachte, war das Gehaltsangebot, das sein Lohnherr der Barbarin machte. Zehn Sesterzen pro Woche für's Bienenhüten? Das waren zehn Denari im Monat! Das war mehr als doppelt so viel wie er selbst bekam.. und er war ein ausgebildeter Schreiber. Zwar ein einfacher ohne große Kompetenz.. aber immernoch jemand der Schreiben konnte, also einer von wenigen.. und für Silanus' Geschmack doch zu viel Konkurrenz. Entweder war der Domitius ein Bienennarr, der nur ausgewählte und höchstprofessionelle Personen an seine Völker ließ... oder hinter dem Angebot steckte mehr. Was Silanus seinem Boss sicherlich nicht fragen würde, immerhin hatte er diese Arbeit gerade erst, und er würde ihn sicherlich nicht damit gefährden, dass er delikate Fragen über Dinge stellte, die ihn schlichtweg nichts angingen.
    Also löffelte Silanus weiter.. und gab sich unbeteiligt.

    Wirklich mitbekommen was vor sich ging tat Silanus erst, als er verkrümmt mit über dem Kopf verschränkten Armen am Boden lag. Ein wenig beschämte ihn seine Reaktion dann doch, als er sich wohl automatisch hatte fallen lassen, aber seine Position am unteren Ende der Straßenschlägerkette hatte ihm jahrelang eingeimpft wie man am besten überlebte, wenn man aussah wie er: man ließ sich fallen, versuchte sich so gut wie möglich zu schützen und stellte sich tot. Warum der Mann jetzt genau auf ihn losgegangen war und nicht auf seine Häscher war ihm schleierhaft, andererseits hatten die Straßenschläger, die bei ihm gewisse Eindrücke hinterlassen hatten auch nie einen besonderen Grund gehabt, außer dem einen: Silanus war schwach und wehrte sich kaum.


    Als der junge Schreiber sich wieder aufraffte, bekam er gerade mit wie der kräftige Panphilos ihm wieder auf die Beine half und seinerseits einen Eindruck bei dem Befragten hinterließ. Die Tabula war freilich versaut, ein tiefer Schnitt ging durch das Wachs und die Tafel war so unglücklich gefallen, dass gleich ein ganzer Abschnitt eingedrückt worden war. Das würde Zusatzarbeit bedeuten.. mit einem Seufzen nahm der Schreiber eine neue Tabula zur Hand, brachte die bisher benutzten in Sicherheit und nickte seinem Lohnherrn zu, dass er bereit war das Verhör fortzusetzen. Als es dann weiterging, war seine Schrift noch fahriger als sonst, schließlich rauschte ihm noch gründlich viel Adrenalin durch die Adern.

    So sehr er sich in den Genuss der Suppe vertiefte, so überraschte es ihn auch, dass er überhaupt angesprochen wurde.. oder auch, dass sein Lohnherr ihn überhaupt als erwähnenswert erachtete. Die Nachfrage des Gastes, den der Domitier Alwina-oder-so-ähnlich genannt hatte, brachte ihn daher ziemlich aus dem Konzept, war er doch jahrelang daran gewohnt gewesen unsichtbar im Hintergrund zu verharren und zu notieren was andere sprachen ohne wirklich selbst sprechen zu müssen. Ein Nicken war demnach die einzige Antwort, zu der er spontan im Stande war, viel mehr fiel ihm dazu auch nicht ein. Natürlich konnte nur ein verschwindend geringer Bruchteil aller Menschen lesen und schreiben, aber so besonders war seine Tätigkeit als simpler Scriba auch nicht.. und einer enormen Konkurrenz von anderen Männern ausgesetzt, welche über bessere Netzwerke verfügten als er selbst.
    So auf sich aufmerksam gemacht bekam die Frau ein paar verstohlene Blicke von Silanus, die er ihr über den Rand seiner Schüssel zuschielte, und irgendwie fand er, dass das Mädchen die Suppe wohl noch nötiger hatte als er, so hungrig und abgerissen wie sie aussah. Da der Domitius selbst die Güte gehabt hatte so einen Straßenköter wie Silanus als Scriba einzustellen, stellte er sich gar nicht die Frage was der Hausherr mit dem Mädchen anfangen wollte.. Verwendungsmöglichkeiten gab es schließlich so einige, wenn man nur wollte.

    Silanus fuhr leicht zusammen, als der Domitier ihn einfach in die Küche zu einer Schauffel Suppe einlud, und damit zeigte, dass er entweder gar nicht an Silanus' Nachricht interessiert war, die dieser sich gerade fieberhaft zurecht gelegt hatte... oder Silanus einfach nur ein mieser Schauspieler war. Er selbst tippte auf zweiteres, weshalb er es einfach dabei beließ und sich nicht weiter zu rechtfertigen suchte, und nur Wahnsinnige ließen eine Einladung zum Essen mit dem Boss abblitzen. Die Frau, zu der der Domitier sprach war ihm absolut unbekannt, und so nickte er nur einmal knapp der Höflichkeit halber und lächelte angemessen über den Witz seines Lohnherrn.


    Nachdem er sich niederließ und seine Suppe zu löffeln begann (natürlich unter den Augen des Domitius entsprechend langsam und unter den Augen des Kochs selbst entsprechend hingerissen) lauschte er beiläufig der Konversation, die sich wohl um Bienen drehte. Der Großteil seiner Aufmerksamkeit drehte sich allerdings vor allem um seinen Magen..

    Es war ein eigentlich verschwindend unbedeutender Botengang, der Silanus mal wieder aus der Casa Domitia geführt hatte, aber immerhin musste man sowas auch erledigen und wenn er selbst gerade nichts abzuschreiben hatte, schickte man halt ihn und keinen der Sklaven denen man auch einfache Aufgaben im Haushalt geben konnte. Nachdem er sich den Straßendreck von den Füßen gewaschen hatte fragte er sich gerade zu Panphilos durch, um ihn gleich nach den Abrechnungen aus den verschiedenen Betrieben des Domitius zu fragen, welche er für die eine oder andere Gelegenheit auswendig kenne musste um gewissen Vertragspartner so etwas wie Sicherheit bieten zu können, da stieg ihm ein Duft in die Nase der ihn quasi gewaltsam in Richtung Küche zog.
    Die Arbeit für einen der wichtigsten Männer der Stadt brachte großartige Neuerungen für jemanden mit sich, der die meiste Zeit von Puls, trockenem Brot, welkem Gemüse und abgestandenem Wasser gelebt hatte. In der Küche wurde sogar Salz verwendet, richtiges Salz! Für Silanus früher ein Luxus, der seiner Meinung nach dem Kaiser persönlich vorbehalten sein musste... es anscheinend aber nicht war und direkt in seinem näheren Umfeld stattfand. Dazu kam noch, dass die Frau der Küche hier ein Mann war, was ihm zuerst seltsam anmutete, nach den ersten Mahlzeiten aber jeden Zweifels bar werden ließ.
    Sein Magen rumorte und dirigierte ihn zielsicher der Nase nach in die Küche und blendete dabei vollkommen die Ohren aus, die Silanus durchaus hätten warnen können, dass sein Boss höchstselbst sich gerade in jener befand. Und vor diesem um einen 'Vorschuss' zu betteln (immerhin aß Silanus seinem Rang entsprechend recht spät) war ihm dann doch etwas peinlich. Die einzige Möglichkeit sich irgendwie aus dieser Affäre zu ziehen war Haltung anzunehmen und dreinzuschauen, als hätte man eben zu genau diesem Boss gewollt... und nicht zu dem über dem Feuer köchelnden Wohlgeruch.

    Silanus' Ohren rauchten.. vor allem der stete Wechsel zwischen den germanischen Dialekten und dem hiesigen Latein brachte ihn das eine oder andere Mal aus dem Konzept, was zu einem langen Strich durch die Buchstaben führte und dann zu noch eifrigerem Gekritzel um den Rückstand wieder aufzuholen. Als er das Ende der ersten Tabula vollhatte stieß er diese mit dem unteren Ende seines Griffels einfach in seinen Schoß und hob sich in derselben Handbewegung eine neue auf das Knie, um die Störung so knapp wie möglich zu halten.

    Der Schreiber saß, schrieb und einzeilerte:


    MG: HRM rn bs d nv m gf wod uzd t azs. w s si be odtl vh gh fg w a m di vll nam, di nf, di woo uso HRM: Mgzig khflastzh vdmtwl drMGarsk.. DOM: HRM sgt, dwllt ih au gschf dr, ud ds lß krmbg lmph, i kh u zgnschss agw is nht btn. nn sp, PHP. MG -lat-:al gel i ih us d gsch dr g i ggt sitd i ht e vscht m wgzb.. Al. DM: -gr- hemod kann schmne wismadssashnd Mogorchwbisoh wrdltnkn sdmlit,awwwd jnedilluff uffm dgrig nufgosdiz sktwde has rnkl. -lat- gl ha wi inszw. di kmpz h clss Rigo f bt m MxXVsz fgrff. HRM -gr-: dnHrasihkiKrza dsih aerendrschl htrmue skel dihnt m bshwell. DOM -lat-: F, jtz wst dd emtl MG d gsch hrkl erzl u d i odntl lat. PHP wd s ht di stll u df cht dd e hvrg aspr u btg ad t lgs wn gbs apstr h d ohr. MG -lat-: ng w s scht sd w n üb d eb d lüg u d dmmstll hw gk fg w a a d nm i germarsdratbod gn HRM u d stmm us d cvt ALSNS HRM -lat-: J MGD - lat-: W w bsh ermttln knnt hst d zs m d kmpz d i nz d sdt ggg s d rgi usgrb w m a znch itrss i wr mcht e mnn i d pst s tw

    Da sich sowas wie ein Opfer für die Geister des verstorbenen Kaiser nicht jeden Tag ereignete hatte sich auch eine entsprechende Menschenmenge aufgemacht dem Treiben beizuwohnen, wobei die Nähe zum Opfergeschehen auch den sozialen Rang eines jeden darstellte. Silanus stand dementsprechend ganz hinten, wobei sich nur Tagelöhner, Bettler, Sklaven und Prostituierte hinter ihm befanden. In einer Gemeinschaft wie Mogontiacum hatten es selbst Peregrine bis in die vordersten Reihen geschafft, was immernoch etwas an seinem Selbstverständnis nagte. Mitbekommen tat man hier draußen gelinde gesagt gar nichts. Worte und Geschehnisse wurden von drinnen nach draußen wiedergegeben, und es dauerte gute zwei Minuten bis tuschelnd immer wieder Nachrichten zu Silanus und den neben ihn stehenden Menschen durchgegeben wurden: der und dieser waren da, jenen hatte man noch nicht gesehen. Schön geschmückt sei der Tempel, jawohl.. hier ein paar Soldaten, sogar den Legaten der hiesigen Legion wollte man erblickt haben. Alles Namen, die für Silanus zumeist sowohl Schall als auch Rauch waren.. aber seit seiner Anstellung als persönlicher Schreiber des Princeps Praetorii zumindest nicht mehr in einem anderen Universum weilten, auch wenn Silanus' Abstecher in dieses Universum meist sehr kurz und vor allem trocken beruflicher Natur waren.

    Silanus nickte dem Magoniden knapp zu, denn in seinem Kopf arbeitete es bereits heftig: er sollte ein Protokoll von einem Gespräch führen, das auf germanisch stattfand? Das war wohl das sprichwörtlich kalte Wasser, in das ihn der Domitius gerade werfen wollte.. hatte er jemals gesagt, dass er diese germanische Kauderwelsch fließend niederschreiben konnte? Gab es da ein Missverständnis?
    Großartig zurückziehen konnte er hier nicht, also war Kopfzerbrechen nur vergebene Liebesmüh, er musste hier durch. Ein Mann wurde in den Raum gezerrt, den er nicht zuordnen konnte, der Art und Weise wie man ihn behandelte entsprechend wohl der Verdächtigte war.
    Als sich abzeichnete, dass das Gespräch sofort beginnen würde, hockte Silanus sich auf einen Stuhl, legte sich mehrere Tabulae in den Schoß und blickte starr auf die auf seinem linken Knie ruhende Wachstafel, auf der er den Griffel in die obere linke Ecke setzte. Mit dem ersten Wort begann dann auch der Griffel des Jungen sich schnell zu bewegen, was relativ einfach war, da der Magonide immernoch die Sprache Roms sprach.


    Mg: HRM rn bs d nv m gf wod uzd t azs. w s si be odtl vh gh fg w a m di vll nam, di nf, di woo uso


    War das erste was er zu Wachs brachte, in durch die aktuelle Darstellung nicht annähernd wiedergegebener Krakelschrift die wohl kaum ein Mensch lesen konnte außer ihm selbst. Dazu kam, das in der Geschwindigkeit, in der Silanus schrieb, das Wachs kaum angeritzt wurde, es war klar, dass er das Protokoll später noch einmal säuberlich in tiefes Wachs setzen musste, so würde es niemand außer ihm selbst lesen können.
    Als sein neuer Lohnherr dann allerdings begann mit dem Kerl in einem germanischen Dialekt zu sprechen, die verdammterweise alle anders klangen, brauchte Silanus seine Zeit um sich auf das Gespräch einzulassen. Allerdings tat er ihm später den Gefallen, und übersetzte es für den Magoniden, was Silanus die Arbeit enorm erleichterte.


    MG: HRM rn bs d nv m gf wod uzd t azs. w s si be odtl vh gh fg w a m di vll nam, di nf, di woo uso HRM: Mgzig khflastzh vdmtwl drMGarsk.. DOM: HRM sgt, dwllt ih au gschf dr, ud ds lß krmbg lmph, i kh u zgnschss agw is nht btn. nn sp, PHP. -gr- hemod kann schmne wismadssashnd Mogorchwbisoh wrdltnkn sdmlit,awwwd jnedilluff uffm dgrig nufgosdiz sktwde has rnkl. -lat- gl ha wi inszw. di kmpz h clss Rigo f bt m MxXVsz fgrff. HRM -gr-: dnHrasihkiKrza dsih aerendrschl htrmue skel dihnt m bshwell. DOM -lat-: F, jtz wst dd emtl MG d gsch hrkl erzl u d i odntl lat. PHP wd s ht di stll u df cht dd e hvrg aspr u btg ad t lgs wn gbs apstr h d ohr.


    Wie war das jetzt? Der Typ sollte alles nochmal erzählen, und zwar auf Latein? Silanus konnte es gerade noch unterdrücken entnervt zu seufzen, immerhin sparte er sich damit die ganze elende Arbeit mit dem Germanischen.. andererseits.. mei. Wenn schon.

    "Vale, Domitius.. und noch einmal meinen größten Dank, dass du dich des Jungen animmst..", tönte der Fischhändler dem Domitier hinterher, bevor er sich dem Jungen zuwandte: "Na, das lief doch bestens... ich denke, du solltest nun zusehen, dass du deine Stube wechselst... deinem Locarius wirst du auch bescheidsagen müssen."


    "Danke... Vale, Domitius... danke...", stammelte Silanus seinem neuen Lohnherrn entgegen, als dieser sich verabschiedete, so überfahren war er von dieser unglaublichen Neuerung in seinem Leben. Wenn er das jetzt genau durchrechnete... war er für seine Verhältnisse quasi reich. Vier Denare UND Kost UND Logie. Das war... sensationell. Er würde Fortuna seinen kompletten ersten Lohn opfern, das war klar. Und den zweiten würde er mit Titus versaufen, das war klar. Aber zuvor stand jede Menge Arbeit an, das war klar, dazu musste Gaius Gordianus ihn nicht erst mit der Nase drauf stoßen. Entsprechend eilig hatte er es dann auch, sich vom Maiordomus zu verabschieden, mit dem Fischhändler das Haus zu verlassen und die notwendigen Schritte eiligst zu unternehmen um in sein neues Heim ziehen zu können und eine Stelle anzunehmen, von der er bisher nicht einmal zu träumen gewagt hatte.

    War Silanus' Alltag in nicht allzu lang vergangener Zeit vor allem vom Warten auf Kundschaft geprägt gewesen, bordete sein Leben seit der Anstellung durch den Domitier quasi in Geschäftigkeit explodiert. Hier jemanden etwas mitteilen, dort eine Abschrift, da ein Protokoll. Ständig war er unterwegs.. wie auch heute. Kaum war er ins Haus des Princeps Praetorii zurückgekehrt, hatte man ihm gleich mitgeteilt, dass er wieder zum Forum sollte, um seinem Lohnherrn in der Curia der Civitas zur Seite zu stehen und ein Protokoll anzufertigen. Frisch mit Tabulae und gespitztem Stilus ausgerüstet, stand Silanus ein paar Minuten später angestrengt atmend vor der Curia, und erbat sich Einlass um dem Domitius hinterher zu können.


    Der Domitius befand sich gerade im Gespräch mit einem Mann den er nicht kannte, soviel konnte er durch die Tür noch sehen, bevor diese beinahe vor seiner Nase geschlossen wurde. Vorsichtig schob er den linken Fuß vor die Tür, damit sie nicht ins nichtvorhandene Schloss fiel und drückte sie sachte wieder auf, um Panphilos stumm um Entschuldigung zu bitten und sich fortum in Unauffälligkeit übte, um fortan auf jeden Wink des Domitius zu reagieren.

    Die ersten Worte des Domitius ließen Silanus Zuversicht augenblicklich zusammenfallen. Nicht viel Korrespondenz, und drei andere Schreiber für den ganzen offiziellen Kram, das hörte sich ganz und gar nicht gut für ihn an. Das mit dem Mann namens Panphilos und dem Buch verstand er nicht wirklich, doch als er dann tatsächlich die Zusage bekommen hatte, und dies scheinbar sogar zu dem von ihm vorgeschlagenen Lohnsatz, konnte er sein Glück kaum fassen. Mit Freude in den Augen blickte er erst den Domitier an, dann den Gordianer, dann wieder den Princeps Praetorii.


    "Selbstverständlich, Domitius. Ich mache das, sicher, ich werde dich nicht enttäuschen,", nickte Silanus eifrig mit dem Kopf, bis schließlich wirklich zu ihm durchdrang, was der Domitius eigentlich gerade gesagt hatte, "Eh... ich bekomme eine eigene Kammer.. und Essen, Domitius? Das ist... das ist an Großzügigkeit nicht zu überbieten, Domitius. Ich danke dir vielmals. Das ist.. ich werde... ich werde dich nicht enttäuschen, das ist großartig! Ich werde dich ganz, ganz sicher nicht enttäuschen!! Vielen Dank!"


    Auch der Gordianus regte sich nunmehr: "Das ist ein wirklich großzügiges Angebot, Domitius. Danke sehr, dass du dich des Jungen so annimmst, du wirst sehen, er ist ein fähiger Bursche!"