Beiträge von Gaius Caecilius Crassus

    Herzlich Willkommen im IR!


    Da wir derzeit eigentlich keine neuen Mitglieder suchen, muss ich dich bitten, ehe ich darüber endgültig entscheiden kann, mir etwas über deine ID zu erzählen. Welchen Lebensweg hast dir vorgestellt, welches Verwandtschaftsverhältnis wär dir am liebsten und so weiter...

    Ich glaube sogar, dass sich viele derer, die zu einem Aufstand rufen, sich über die Folgen gar nicht im Klaren sind. Ich meine, was meinen sie denn was der Kaiser machen wird? Glauben die ernsthaft, dass er dabei zusieht wie sie sich in seinem Reich gegen ihn auflehnen? Also irgendwie ist das für mich nicht wirklich verständlich. Denn wenn sie damit rechnen, dass der Kaiser den Aufstand niederschlagen wird können sie sich doch nicht ernsthaft zutrauen, dass sie gegen die größte und stärkste Streitmacht des Erdkreises gewinnen werden. Eigentlich ist das Scheitern einer solchen Bewegung doch schon im vorneherein klar. Und um das zu erkennen brauch man keinen Blick in die Zukunft, sondern einfach nur einen gesunden Menschenverstand. Aber dass der denen fehlt wissen wir ja sowieso schon... Die Gefahr und die Erfolgschancen von offenen Revolten war relativ kalkulierbar, fand Crassus. Die Gefahr die von groß angelegten Intrigen ausging war dagegen viel größer und Crassus schätzte deren Erfolgschancen - sofern sie mit genügend Voraussicht und mit den richtigen Männern umgesetzt werden - sogar als realistisch ein. Die Möglichkeiten diese im voraus aufzudenken waren meist sehr begrenzt und beruhten nur auf Zufällen... dementsprechend froh war Crassus über die Tatsache, dass er bislang von solchen Verschwörungen verschont geblieben war.
    Und immerhin schien sein bisheriges Glück, denn oft war es nur Glück, wenigstens einer Person etwas zu imponieren. Da liegst du richtig. Natürlich habe ich bisher meine Augen stets offen gehalten immerhin... Crassus stoppte einen Moment und suchte nach den richtigen Worten. Doch auf die schnelle fielen ihm keine besseren ein, weshalb er mit einem Grinsen, das zwar nichts an der Wahrheit seiner Worte änderte, aber sie wenigstens etwas abschwächen sollten fortfuhr: ... immerhin hängt mein Leben davon ab. Wenn das kein guter Ansporn ist sich anzustrengen, na dann weiß ich aber auch nicht. Aber es freut mich, dass zumindest bei dir meine Arbeit auf positive Resonanz stößt.


    Bei Philogenas Worten wuchs Crassus Lächeln, das er gerade sowieso nicht mehr aus dem Gesicht bekam, noch ein Stückchen mehr. Hilfsbereit und ehrenvoll, ja doch, hört sich gut an. Ich glaube so gefalle ich mir. Crassus grinste breit. "Prätorianer, dein Freund und Helfer" würde sich ja auch gut anhören. Stand zwar im krassen Widerspruch zu dem bisherigen Bild in der Öffentlichkeit, doch lustig fand Crassus den Spruch allemal. Auch wenn er im Leben nicht versuchen würde ihn zu verwirklichen. Nein, die Prätorianer mussten die "Bösen" bleiben. Genau, zu zweit solltet ihr da auf der sicheren Seite sein. Es ist gar nicht schlecht, wenn man immer mindestens zu zweit unterwegs ist. Ja, das ist sogar nur zu empfehlen. Aber ich denke, dass dein Cousin dir das auch schon gesagt hat. Du siehst ja, auch ich bin stets in Begleitung unterwegs. Crassus deutete bei diesen Worten an den Nachbartisch, an dem immer noch seine Begleiter bei einem Becher Wein auf ihn warteten. Als ob Crassus Blick ein Stichwort gewesen wär, erhob sich einer aus dieser Gruppe und kam rüber zu Philogena und Crassus. Er beugte sich und flüsterte einige Worte in Crassus Ohr. Crassus nickte und schickte ihn dann wieder weg. Das war einer meiner scribae. Sie wachen über meine Termine und Aufgaben. Und naja, so wie es ausschaut, holen mich diese gerade wieder ein. Crassus machte eine hilflose Geste, denn er fand es schade schon so bald aufbrechen zu müssen. Aber es war ja von Anfang an klar gewesen, dass das er nicht den ganzen Tag hier verplaudern konnte.


    Aber zuvor entging Crassus die Änderung in Philogenas Gesichtsausdruck oder in ihrem Strahlen der Augen natürlich nicht. Dafür hatten sie sich in den letzten Minuten viel zu intensiv unterhalten und beobachtet. Außerdem saßen sie ja nun auch nicht gerade weit von einander entfernt. Offenbar war sie enttäuscht, dass Crassus nicht sofort auf ihre Idee mit dem Abendessen eingegangen war. Du musst wissen, dass ich sehr im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stehe. Wenn ich mich da nach dem heutigen Tag in die Casa deines Cousins begebe, sieht es so aus als ob ich um deine Hand anhalten wolle. Auch wenn wir uns vielleicht nur unterhalten möchten. Die Wahrheit interessiert die Tratschenden nur wenig, sie finden die vielen Möglichkeiten viel interessanter und sprechen deshalb über diese. Deshalb müssen wir zu unserer beide Vorsorge vorsichtig sein... das hat natürlich nichts mit dir zu tun. Aber manchmal hat man auch als freier Römer einfach keine Wahl. Crassus versuchte sie möglichst aufmunternd anzublicken. Ja, wenn sie nicht von Gerüchten verfolgt werden wollten, dann hatten sie keine Wahl. Und so sehr Crassus Philogenas Gesellschaft auch genoß, aber bisher zog er es noch nicht in Betracht sie zu ehelichen. Aber sollte er es doch mal vorhaben, dann wären solche Gerüchte im Vorfeld sicherlich alles andere förderlich.

    Hm, griechischer Ursprung, na muss ja nicht schlecht sein, ja im Gegenteil. Ich werde dafür sorgen, dass du in den nächsten Tagen noch einige Gedicht mehr zum auswendig lernen vorgelegt bekommst. Dann werde ich mich bei Gelegenheit mal von deinen Künsten überzeugen.


    Crassus nahm einen Schluck aus seinem Weinbecher, während er sich auf der Wachstafel noch eine Notiz machte. Als sie ihn darüber aufklärte, dass eine Massage eher etwas privates war, gelang ein kleines Grinsen auf Crassus Lippen. Na gut, dass sie ihm das gesagt hat ;)


    Für Massagen habe ich mir eigentlich erst neulich einen Numidier gekauft, aber mal sehen, vielleicht bist du darin ja besser. Ich werde das mal bei Gelegenheit ausprobieren müssen. Crassus machte eine kurze Pause und sah auf die teilweise beschriebene Wachstafel: Gut, was hälst du davon, wenn du mir etwas vortanzt? schlug Crassus vor, ohne, dass es ein Vorschlag war.


    Gabriel! Komm mal her, wir brauchen dein Instrument. rief Crassus dann durch die geschloßene Türe nach draußen. Irgendein Sklave würde es dem jungen Sklaven schon ausrichten.

    Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie man auf so eine idiotische Idee kommt, aber jemand der zu solchen Mitteln greift kann sowieso nicht mehr ganz bei Bewusstsein sein. Crassus zuckte etwas ratlos mit den Schultern. Ja manchmal gab es schon Menschen, die man einfach nicht verstehen oder deren Handlung man nicht nachvollziehen konnte. Solche Verblendete gab und wird es wohl auch immer geben. Aber heute ist Spanien ja wieder befriedet und eine ruhige Provinz. Nach diesem Aufstand und dem Aufstand zuvor von Sertorius, der ebenfalls erbarmungslos niedergeschlagen wurde, hätten es die Bewohner aber auch wieder verdient ein ruhiges Leben führen zu dürfen. Meist sind es ja gerade die einfachen Bauer und Handwerker, die unter so einer Belastung am meisten leiden. Und das obwohl sie damit eigentlich am wenigstens damit zu tun haben. Was das betraf war das Leben aber auch nur selten gerecht
    Naja, die Sache ist eigentlich ganz einfach: wenn man den Posten annimmt den ich nun schon seit geraumer Zeit ausführe, dann muss man sich darüber im klaren sein, dass von einem verlangt wird überall im Imperium, also auch in den entlegensten Provinzen, Augen und Ohren zu haben. Wenn man sich diese Last nicht zutraut, dann darf man diese Aufgaben auch nicht übernehmen. Aber darauf kann man sich ja einstellen, schließlich weiß man ja schon vorher auf was man sich da einlässt. Deshalb ist es ja auch nur gerecht, wenn man bestraft wird, wenn man sein Versprechen - den Willen des Kaisers durchzusetzen - nicht halten kann und dadurch irgendein Schaden entsteht. Ja, warum sollte man dafür nicht bestraft werden? Schließlich bekam man für die Umsetzung dieses Versprechens viel Macht, viel Geld und eine riesige Einheit. Wenn man selbst damit nicht fähig war das umzuzusetzen, hatte man es nicht anders verdient. Ein Legionär würde ja auch bestraft werden, wenn er in seinem Wachdienst unaufmerksam ist.


    Als Crassus bemerkte, wie Philogena noch etwas röter wurde und ganz offenbar ziemlich verlegen war, wuchs sein Grinsen noch ein Stück. Dass sie Komplimente bekam war sie wohl noch nicht gewohnt... aber auch daran würde sie sich wohl sehr schnell gewöhnen. Besonders auf offiziellen Anläßen wurden diese nämlich nur so durch den Raum geworfen und verloren damit irgendwann ihren Reiz. Zumindest hatte es Crassus so empfunden, aber vielleicht war er in dieser hinsicht auch einfach nicht eitel genug.


    Aber du hältst mich doch nicht auf! Crassus wedelte mit seiner Hand in der Luft herum. Schließlich wäre es ja auch absolut verantwortungslos von mir, wenn ich dich jetzt schon wieder verlassen würde. Immerhin ist es ja gut möglich, dass du dich noch nicht völlig von deinem Schwindel erholt hast. Und ich möchte es wirklich nicht verantworten, wenn dir nachher noch etwas zustößt nur weil ich einem unwichtigen Termin hinterhergehetzt bin. Was würde denn dein Cousin von mir denken? Du siehst also, du kannst mich gar nicht aufhalten. Er grinste breit. Nicht dass seine Schlußfolgerung irgendeinen Sinn ergeben würde, aber ihn störte es nicht und er ging auch nicht davon aus, dass es Philogena weiter stören würde. Doch trotzdem beschloß Crassus in nächster Zeit wieder aufzubrechen, so schade er es auch fand, aber wenn die Pflicht ruft...
    Da wirst du garantiert etwas finden. Pass aber nur auf, dass man dich mit den Preisen nicht über den Tisch zieht. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Preise hier reines Wunschdenken sind und nichts mit dem wirklichen Wert der Ware zu tun haben. Als Mann mit einem großen Wirtschaftsstandbein hatte Crassus da gut reden. Schließlich zahlte man bei seinen Produkten auch eine ganze Stange nur für den Namen... aber anders würden sich Crassus Reichtümer ja gar nicht unterhalten lassen. Und pass auf die Taschendiebe auf. Wenn die Märkte richtig voll sind haben sie Hochsaison. Und du kannst sicher sein, dass du den Diebstahl erst bemerkst, wenn der Dieb schon lange beim nächsten Opfer ist. Aber wenn deine Sklavin noch ein Auge auf dich hat sollte das schon gut gehen.


    Hm ja, ein Abendessen wäre eine überlegenswerte Idee. Crassus antwortete nur zögerlich, denn auch ein Abendessen war ohne einen Verwandten aus ihrer Familie sicher nicht ganz unproblematisch. Vorallem wenn es bis in die Nacht hinein dauern sollte. Er wollte das jetzt aber nicht so schnell abtun, da es sie sichtlich viel Überwindung gekostet hat, ihn zu fragen. Am ehesten könntest du mir die Sterne nach einem öffentlichen Anlaß zeigen, denke ich. Das ist dann zwar etwas zufallsabhängig, aber da Hochzeiten und so sowieso bis spät in die Nacht andauern, würde es da sicher kein Problem geben. Da diese Festlichkeiten meist sowieso auch teilweise draußen stattfinden, würde es sicher keinem weiter auffallen... Damit sprach Crassus mehr einen Gedanken aus, als dass er es wirklich vorschlug. Aber vielleicht würde Philogena ja darauf eingehen.

    Also keine Verletzungen mehr. War auch besser so, sonst hätte er den guten Titus ja noch mal zu sich bestellen müssen. Denn kaputte Ware wollte Crassus dann auch nicht. Es folge eine Notiz.


    Nun gut. Kinder habe ich keine und für die Sauberkeit und die Küche habe ich andere Sklaven. Du wirst dich hier also an neue Aufgabengebiete gewöhnen müssen. Hmm, kannst du Singen oder Tanzen oder so etwas in der Richtung? Gedichte rezitieren vielleicht? Irgendetwas, das zur Unterhaltung meiner Person aber auch meiner Gäste dienen kann...

    Und noch eine Notiz folgte auf Crassus Wachstäfelchen. Das Schicksal der jungen Sklavin ging ihm zwar nicht gerade nahe, doch trotzdem setzte er sie nicht weiter unter Druck und ließ ihr die Zeit, die sie brauchte. Wenn er sie jetzt noch hetzen würde, würde sich die ganze Sache ja nur noch mehr in die Länge ziehen und dann würde sie sicherlich nie über diese Sachen hinwegkommen.


    Mach dir deshalb keine Gedanken. Hier bist du vor deinem Schänder sicher und hier wird dir auch niemand etwas antun. Bestimmt nicht. Crassus versuchte möglichst beruhigend zu wirken. Ob es ihm gelang konnte er nicht mit Gewissheit sagen: Hast du noch irgendwelche körperliche Verletzungen oder so etwas aus deinem alten Haus? Und was ist aus deiner Schwester geworden? Dient sie noch in diesem Haushalt?


    Die Tränen auf Philas Wange entgingen Crassus völlig. Wahrscheinlich lag es am Licht oder daran, dass sie dauernd auf den Boden blickte.

    Naja, es ist ja auch nicht alles ruhig. Crassus hob beschwichtigend seine Hände. Wenn es schon so weit sein würde, würde er sich ernsthafte Gedanken machen. Aber was die "großen" Verbrechen angeht, wie Hochverrat, Verschwörung oder Morde an wichtigen Römern, ist es derzeit ungewohnt ruhig. Also es gibt durchaus schon noch die üblichen kleinen Verbrechen, wie Diebstahl, Raub und Totschlag. Die wird es aber auch immer geben. In manchen Vierteln haben die Leute aber auch nichts besseres zu tun. Crassus schüttelte mit dem Kopf. Die Gewalt kam in diesen Teilen der Stadt durch den hohen Elendsgrad, der sich in einer Großstadt aber nicht verhindern ließ. Aber mit diesen kleinen Fischen beschäftige ich mich ja auch gar nicht, sie fallen nicht in mein Aufgabengebiet. Das umfasst viel mehr die Fälle, die den Staat als Gesamtes angreifen oder bedrohen können. Also so etwas wie die Verschwörung des Catilina, zum Beispiel. Oder aber auch offensichtlichere Angriffe auf den Staat. So musste ich vor nicht mal allzulanger Zeit nach Spanien reisen um dort einen Aufstand mit meinen Prätorianern niederzuschlagen. Irgendwelche Verblendete wollten dort ihren eigenen Staat erschaffen. Naja, sie wurden dafür nach unserem römischen Recht bestraft, so wie es allen ergehen wird, die die bestehende Ordnung angreifen. Crassus leerte seinen Weinbecher und bestellte sich dann im Anschluß einen Wasserbecher. Richtig nüchtern war er aber auch nicht mehr. Letztlich ist es aber meine Aufgabe überall gleichzeitig zu sein. Dafür werde ich bezahlt und dafür wird mir auch so viel Vertrauen entgegengesetzt. Sollte mir das mal nicht gelingen und dadurch ein Schaden entstehen so würde ich dafür natürlich auch entsprechend bestraft werden. Aber das ginge dann auch in Ordnung, schließlich zwingt mich ja keiner diese Bürde zu tragen. Crassus zuckte mit den Schultern. In einem solchen Fall würde er sich natürlich versuchen vor jeder Strafe zu drücken, aber wenn es ganz offensichtlich seine schuld wäre, würde er die Konsequenzen tragen.


    Na, wenn dein Cousin nicht der passende Partner ist, dann weiß ich aber auch nicht! Crassus lachte und gestand sich insgeheim ein, dass er sich einen Moment lang selbst an ihrer Seite vorgestellt hatte. Es war irgendwie ein merkwürdiges Gefühl gewesen, weshalb er den Gedanken auch gleich wieder verworfen hatte. Aber so schwer ist das dann auch nicht. Ich habe schon einige Damen bei solchen Anläßen beobachtet: ab und zu lächeln, hier und da ein paar Hände schütteln und ansonsten einfach nur gut aussehen. Zumindest mit letzterem dürftest du keinerlei Probleme haben, da bin ich mir sicher. Crassus lachter abermals. Ein Glück, dass er vom Wein jetzt auf Wasser umgestiegen war. Er nahm einen großen Schluck und stellte den Becher dann auf die Seite. Etwas schwieriger war die eigene Präsentation als Frau dann wahrscheinlich doch, aber zumindest war das das wesentliche, das Crassus aufgefallen war.


    Gewiss, den Senatoren sind auch gute Plätze vorbehalten, gar keine Frage. Die Sache mit dem Consul-Mord beließ Crassus dabei, der Moment schien ihm geeignet um das Thema abzuschließen. Das wäre natürlich nett, wenn du mich da auf dem Laufenden halten könntest. Wobei die nächsten Aufführungen garantiert nicht lange auf sich warten lassen. Schließlich will Rom unterhalten werden und man kann es sich nicht leisten diese Forderung einfach so zu ignorieren. Naja, werden wir ja schon recht bald sehen. Zwar ging Crassus nicht davon aus, dass sie ihn wirklich darüber würde informieren können oder wollen, doch wollte er ihr jetzt auch nicht widersprechen. Dafür war ihr Vorschlag einfach zu nett gewesen.


    Ach, ich hätte zwar noch den ein oder anderen Termin vor mir, doch keinen wirklich wichtigen. Und abgesehen vom Kaiser kann sowieso kein Mensch von mir verlangen, dass ich pünktlich bin. Die können froh sein, wenn ich überhaupt komme und mir ihre Probleme anhöre. Ist ja auch nicht so, dass mir sonst langweilig sein würde. Crassus grinste schief. Er war sich seiner Position durchaus bewusst und hatte keinerlei Problem damit sie auch voll zu nutzen. Er nahm dies zwar nicht als Freischein und verscherzte es sich mit jedem. Aber besonders was die wichtigen Senatoren anging legte er sehr viel Wert darauf, eine produktive Basis zu finden, aber er machte sich deshalb wegen irgendwelchen unbedeutenden Römern keinen unnötigen Stress. Dein Cousin wird sich über so ein Geschenk sicher freuen. Hast du denn schon irgendwelche Ideen für ein Geschenk? Eine kleine Statue oder so etwas?


    Da hatte Crassus ja Glück, dass sie ihn nicht wirklich danach fragte, wann er das letzte mal so viel Spaß gehabt hat. Da hätte er nämlich richtig lange überlegen müssen und hätte am Ende wahrscheinlich sich sogar eingestehen müssen, dass er gar keine Ahnung hatte. Uff, sicher habe ich den Nachthimmel schon mal beobachtet. Doch ist das schon eine ganze Weile her... puh, sicher viele Jahre. In letzter Zeit hatte es Crassus bevorzugt sich die Nachtstunden mit irgendwelchen organisatorischen Dingen um die Ohren zu schlagen. Wenn wir dazu mal die Gelegenheit haben, würde ich mich sehr darüber freuen, wenn du mir einmal den Nachthimmel zeigen könntest. Crassus würde sich tatsächlich freuen, doch sah er da noch ein Problem. Er zögerte einen Moment, aber sprach es dann letztlich doch noch an: Doch ist es für Personen von unserem Stand aber auch nicht ganz unproblematisch, wenn wir uns Mitten in der Nacht wo treffen. Wenn es gerade sonst nicht zu tratschen gibt, können daraus ganz schnell Gerüchte werden, die deinen Cousin sicher nicht erfreuen würden.

    Es fällt halt einigen schwer zu glauben, dass es derzeit in Rom so ruhig sein soll. Und es fiel Crassus auch schwer das zu glauben. Aber das war wahrscheinlich gar nicht so schlecht, da er so nicht nachlässig werden würde. In der Vergangenheit gab es immer irgendwelche Strömungen und Männer, die mit den gegebenen Verhältnissen unzufrieden waren und die die Ordnung deshalb zu ihren Gunsten umstürzen wollten. Nun kann man einerseits argumentieren, dass ich dann nicht richtig oder an der falschen Stelle suchen lasse, wenn ich diese nicht aufdecke. Andererseits kann es natürlich aber auch so sein wie du sagtest. Vielleicht hat Iulian ja Valerian tatsächlich so ein stabiles und sicheres Reich vererbt, dass es keiner wagt die bestehenden Verhältnisse anzugreifen. Was mich natürlich freuen würde, denn das würde bedeuten, dass ich mich als Wahrer der Verhältnisse nicht so schlecht anstelle. War schon komisch, es gab Wochen, da musste man befürchten, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt. Zum Beispiel die Zeit in der der Consul, die Vestalin und der Praefectus Urbi Octavius angegriffen wurden und dann gab es wieder Zeiten, so wie die jetztigen, in denen es vergleichsweise ruhig war.


    An das öffentlich wirksame Präsentieren wirst du dich hier sehr schnell gewöhnen müssen. Das ist in Rom etwas, das man einfach berücksichtigen muss. Ohne geht nicht. Zumindest nicht, wenn man als Frau von Welt gelten möchte. Und Crassus konnte sich nicht vorstellen, wer das denn nicht mochte. Immerhin hatte man so ja viel bessere Chancen einen guten und reichen Ehemann zu erhalten. Aber das kommt mit der Zeit. Wenn du mal bei dem ein oder anderen Empfang oder Hochzeit warst, wirst du schnell merken was ich meine. Mit dem Cousin ein paar sündhaft teure Kleider kaufen und damit war das ganze eigentlich auch schon erledigt...


    Irgendwie, fand Crassus, hatte Philogena ein außerordentliches Gespür dafür gerade die Fragen zu stellen, die Crassus eher nicht gefielen. Erst die nach seiner Frau, jetzt nach dem Consul-Anschlag. Die Ermittlungen sind in diesem Fall noch nicht endgültig abgeschlossen. Aber ja, die Attentäterin, es war eine Frau, haben wir erwischt und gefangengesetzt. sie verrottet gerade im Carcer, fügte Crassus in Gedanken hinzu. Allerdings infiltrieren wir noch die Reihen der Hintermänner. Es kann noch einige Zeit dauern, bis da Ergebnisse vorliegen. Aber wahrscheinlich werden wir die ganze Organisation auf einmal im Stillen hochnehmen. In solchen Fällen gehen wir lieber auf Nummer Sicher, bevor wir vorschnell irgendwelche Ergebnisse präsentieren. Dass man von diesem Schritt noch seeehr weit entfernt war, verschwieg er besser. Im Prinzip hatte man die unmittelbare Täterin, das war schon richtig, aber absolut keine Idee wer die Hintermänner waren. Das musste ja nicht jeder wissen...


    Es kommt immer darauf an wie es meine Zeit zu lässt. Wenn etwas Großes ansteht, bei dem auch der Kaiser anwesend ist, bin ich natürlich auch da. Allerdings dann in der Kaiserloge an der Seite des Imperators. Die Kaiserloge schindete sicher Eindruck, da war sich Crassus gewiss. Schließlich hatte man von dort aus die beste Sicht überhaupt und es gab nur ganz wenige, die mal die Ehre hatten, sie zu besichtigen oder gar die Gelegenheit von dort aus mal die Spiele zu verfolgen. Weißt du denn gerade zufällig, welches Stück demnächst aufgeführt werden soll? Darüber habe ich ausnahmsweise mal keinen Überblick... er lächelte entschuldigend. Aber davon hatte Crassus wirklich keinerlei Ahnung. Wahrscheinlich machte sich da bemerkbar, dass er auch noch ab und zu schlief.


    Gewiss wird deine Familie so entscheiden. Vielleicht wirst du aber nach der Hochzeit noch etwas Zeit brauchen, bis du die Entscheidung auch nachvollziehen kannst. Naja, du wirst das schon irgendwie machen, wenn es soweit ist, da bin ich mir sicher. Crassus lächelte optimistisch. Nein, wahrscheinlich würde sie sich, egal wie die Entscheidung letztlich ausfallen sollte, ihrem Schicksal bereitwillig fügen. Aber du hast recht. Es ist erstaunlich auf was für Themen wir kommen. Vorallem wenn man bedenkt, dass ich dich eben erst aus der prallen Mittagssonne gerettet habe. Ach, da fällt mir ein: hattest du eigentlich etwas vor, als du von der Hitze überwältigst wurdest? Nicht, dass wir uns hier gerade gegenseitig aufhalten... Denn Crassus genoß zwar das Gespräch, aber über kurz oder lang würde er auch wieder seinen geplanten Tagesablauf aufnehmen müssen. Sonst würde er in der ganzen restlichen Woche noch der Zeit hinterherlaufen.


    Crassus lachte. Er wusste zwar, dass man im Alter noch Spaß haben konnte, aber er hätte wohl kaum damit gerechnet, dass man mit dem Wort Alter so viel Spaß haben konnte. Also doch schon ein klitzekleinesbisschen mittelalt. Tja, da siehst es... und dir wird es irgendwann nicht anders gehen. Ich werde dann aber auch zur Stelle sein und dich darauf aufmerksam machen. Crassus grinste spitzbübisch. Es war schon komisch wie es die Götter eingerichtet haben, dass sich die beiden kennenlernten.

    Crassus nahm eine unbeschriebene Wachstafel hervor und machte sich einige Notizen. Die erste war herauszufinden, wer ihr alter Herr gewesen ist. Vielleicht würde er dadurch noch einige nützliche Informationen gelangen.


    Bis? Crassus blickte von seiner Wachstafel auf und sah zu Phila. Diese blickte allerdings nur mit gesenktem Kopf auf ihre Füße. Eine weitere Notiz folgte auf Crassus Wachstäfelchen.


    Hat er dich geschlagen, misshandelt oder wollte, dass du mit ihm sein Lager teilst? Du brauchst dir deshalb keine Sorgen machen, dir wird es hier im Haus gutgehen. Du warst zu teuer als dass ich dich einfach so verschwenden würde. Aber du musst mir jetzt erzählen, was er mit dir getan hat...

    Da sich Philogena auch nicht weiter an Crassus plötzlichem Themenwechsel zu stören schien, zumindest fiel ihm keine offensichtliche Gemütsänderung auf, verwarf er seine Gedanken darüber auch wieder. Vielleicht war der Themenwechsel ja auch gar nicht so abwägig gewesen, wie er erst vermutet hatte. Oder Philogena konnte einfach nur gut für sich behalten, was sie dachte. Crassus hatte schon oft solche Menschen erlebt, denen man einfach nicht ansehen konnte was sie dachten. Bisher hatte er zwar einen gänzlich anderen Eindruck von Philogena, doch Crassus würde trotzdem nicht seinen Kopf darauf verwetten. Dabei war das gar kein bewusster Gedanke, der Crassus dazu brachte ihr noch etwas zu misstrauen. Das war viel mehr die Routine, die er hatte. Er hatte schon zu viele Verbrecher erlebt und verhört um voreilig jemandem sein Vertrauen zu schenken. Egal ob in der Castra oder im täglichen Leben. Solche Vorsichtsmaßnahmen konnte man wahrscheinlich, wenn man sie einmal verinnerlicht hatte, nicht einfach so wieder abstellen.


    Na gut, von der Seite kann man die Sache natürlich auch sehen. Wobei das manchen auch wieder nicht recht sein wird und dann werden sie auf mir herumhacken. Immerhin ist es ja an sich meine Aufgabe diese Hochverräter zu entlarven, zu verfolgen und gefangenzunehmen. Naja, es wird immer ein paar Neider geben, die einem alles negativ reden. Damit muss man in der heutigen Gesellschaft wohl leben. Crassus zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck Wein. Er sollte lieber etwas langsamer machen, bei der Hitze kann das ganz schnell nach hinten losgehen. Aber solche Prozesse sind ja für dich als Frau auch gute Momente um sich zu zeigen und zu präsentieren. Sehen und Gesehen werden, sag ich nur. Crassus lachte. Er kannte viele Frauen, aber auch Männer, die jeden dieser Menschenaufläufe nutzten um sich zu präsentieren. Ganz egal wie absurd das teilweise war. Crassus legte zwar auch sehr viel wert darauf bei solchen gesellschaftlichen Anläßen entsprechend zu wirken, doch nicht um jeden Preis. Das überließ er dann lieber irgendwelchen Patrizern, die das sicher besser konnten.


    Ja genau. Die Gens Aelia hat so einiges mit der kaiserlichen Familie zu tun, gewiss. Der jetztige Kaiser war ein Aelier bis er von Iulian, also dem Kaiser, der auf dem Feldzug ermordet wurde, in die Ulpia adoptiert wurde. Die Braut ist die Nichte des aktuellen Kaisers. Der Bräutigam ist Prudentius Balbus. Die Familie hatte bis jetzt noch nicht so viel mit der kaiserlichen Familie zu tun. Er ist derzeit noch mein Untergebener bei den Prätorianern. Sein Vater war ein bekannter Mann, Prudentius Commodus, du hast bestimmt schon von ihm gehört. Er war Consul... ja, er war Consul bis er am hellichten Tag einem Anschlag zum Opfer fiel. Und zu Crassus eigener Schande musste er gestehen, dass er den Fall bis heute noch nicht aufgedeckt hat. Er konnte nur froh sein, dass die Bevölkerung und der Senat offenbar kaum ein Interesse an der Aufklärung des Falles hatte, sodass dies bisher nicht negativ auf ihn zurückgefallen war. Das wird gewiss die Hochzeit des Jahres. Es kommt schließlich selten genug vor, dass jemand in die kaiserliche Familie einheiratet. Das wird ein riesen Fest, das kann ich dir schon jetzt versprechen. Natürlich wurde das ein riesen Fest. Alles andere wäre wohl eine Enttäuschung und würde den Örtlichkeiten nicht gerecht werden. Immerhin startet die Hochzeit ja, wie es die Tradition gebietet, im Haus der Braut. Also im Palast.


    Dann genieße noch die Tage, in denen dir alles so unvorstellbar vorkommt. Du wirst dir früh genug diese Tage zurückwünschen. entgegnete Crassus. Wobei es nicht stimmt, dass man sich dann über nichts mehr wundert. Man wundert sich dann wie die ganzen Menschen in den kleinen Dörfern überhaupt überleben können. So ganz ohne Theater und riesige Märkte... Crassus lachte. Aber es erstaunte ihn manchmal schon, wie rückständig manche Dörfer schienen, wenn man sie mit Rom verglich.


    Und es ist ja auch nicht nur schlecht, dass dir deine Familie bei der Auswahl deines Zukünftigen zur Seite steht. So musst du dir keinerlei Sorgen um deine Absicherung machen oder kannst auch nicht durch eine überstürtzte Hochzeit dich selber ins Unglück stürzen. Nein, ich glaube schon, dass es so wie es jetzt ist auch ganz gut ist. und damit stimmte Crassus ja offenbar größtenteils mit Philogena überein. Sie schien der ganzen Sache ja relativ gelassen entgegenzusehen. Gut, sie hatte auch kaum eine andere Wahl. Auch wenn Crassus annahm, dass sie sich noch nicht so ganz über die möglichen Konsequenzen einer Hochzeit im Bilde war. Zumindest würde sich Crassus in Philogenas, oder in der Position einer anderen, jungen Frau aus gutem Hause, sich so einige Gedanken machen. Aber wahrscheinlich würde auch er sich irgendwann in Ermangelung an Alternativen damit abfinden und dem ganzen positiv entgegen sehen.


    Mit einem breitem Grinsen sah Crassus Philogena dabei zu wie sie an ihm Merkmale für sein Alter suchte. Da kannten sie sich gerade einmal wenige Stunden und schon flachsten sie herum als wenn sie alte Jugendfreunde wären. Du meinst also ich kann mich gefahrlos ein paar Jahre jünger machen und es würde keiner merken? er grinste breit Vielleicht so viel, dass ich nur noch ein bisschen-mittelalt bin?

    Es vergingen einige Momente der Stille. Denn bevor sich Crassus seiner neusten Errungenschaft zuwenden wollte, wollte er erst noch das Schreiben fertig machen. Als er dies getan hatte legte er den Stift auf die Seite, hob seinen Blick und musterte die Sklavin ausgiebig. In den neuen und sauberen Kleidern sah sie doch gleich noch ansehnlicher aus:


    Komm mal etwas näher, damit ich dich besser erkennen kann. Phila war dein Name sagtest du... die dientest zuvor bei einem Politiker, ebenfalls hier in Rom oder vor den Stadttoren auf seinem Landgut, nicht wahr? Welche Aufgaben hattest du in seinem Haus auszuführen?

    Es ist manchmal gar keine schlechte Idee auf sein Bauchgefühl beziehungsweise auf die Angst, die man verspürt, zu hören. Insofern sollte man seine Entscheidungen immer nochmals überdenken, wenn man danach Angst, Unwohlsein oder insgesamt ein schlechtes Gefühl hat. Crassus hatte was Entscheidungen treffen ging sicherlich wesentlich mehr Erfahrung als Philogena. Sicher hatte ihn sein Bauchgefühl auch schon oft getäuscht - gerade was Frauen anging konnte er da ein Lied von singen - aber er war sich auch sicher, dass es ihn schon vor so mancher Dummheit bewahrt hatte. Gerade was weitreichende Entscheidungen anging, also zum Beispiel eine großflächige Expansion seiner Betriebe, verließ er sich sehr auf sein Gefühl. Wenn er bei einem Geschäft kein gutes Gefühl hatte ließ er es bleiben. Auch auf die Gefahr hin ein vermeintlich gutes Geschäft ungenutzt verstreichen zu lassen. Allerdings solltest du dich nicht zu sehr auf dein Gefühl verlassen. Sonst kann es sein, dass du in emotionalen Situationen das Denken "vergisst" und dich nur von deinen Gefühlen leiten lässt. Wie Crassus gerade jetzt auf die Sache kam war ihm irgendwie schleierhaft. Eben hatten sie es noch von Roms Gefahren gehabt und er erzählte etwas davon, wie er Geschäfte betrieb. Mit viel Mühe würde man zwar eine Verbindung finden können, aber wirklich einleuchtend war das selbst für Crassus nicht. Lag bestimmt an der Hitze.


    Ja, das ist tatsächlich richtig. Man kann als römischer Bürger die Gerichtsverhandlungen besuchen. Doch steht derzeit gar kein großer Prozess an. Ich meine, wegen einem Verstoß gegen die lex mercatus geht man ja nicht gerade in die Basilica. Es lohnt sich eigentlich nur, wenn einer großer Fall, also Hochverrat und ähnliches ansteht. Dann sieht man auch, je nach betroffener Person, die Elite der Anwälte auflaufen. So einen Prozess gab es schon lange nicht mehr.. schade eigentlich. Stellte Crassus fest. Zuletzt hatte er bei dem Aufstand in Spanien Recht sprechen dürfen, wenn er sich recht erinnerte. Damals waren es auch mehrere Fälle des Hochverrats, die er in Spanien abgehandelt hatte und natürlich der große Doppelprozess, der hier in Rom verhandelt wurde. Wie zu erwarten endete der Schauprozess mit der Todesstrafe für beide Beteiligte. Sollte aber wieder so ein großer Prozess anstehen, so gehe lieber mit deinem Cousin dort hin. Ansonsten könntest du Schwierigkeiten haben einen Platz zu finden. Die spannenden Prozesse sind nämlich schon ziemlich überlaufen. Wobei sich Crassus diesbezüglich keinerlei Gedanken machen musste. Als Praefectus Praetorio hatte man immer einen Platz, garantiert.
    Vielleicht bietet sich in naher Zukunft ja mal die Gelegenheit, um dir ein paar dieser Geschichten zu erzählen, wer kann das schon wissen? Wobei mir da einfällt, wo wir es gerade von der Elite hatten: wirst du eigentlich bei der Hochzeit von Prudentius Balbus mit der Aelia auch anwesend sein? Dein Cousin wird sicher auch geladen sein. Hat er da schon mit dir gesprochen?


    Sie hatte also vorerst vor länger in Rom zu bleiben. Verständlich, wie Crassus fand. Für eine junge Frau gab es sicherlich kaum etwas anziehenderes als Rom. Und für die Familie würde das Verheiraten schon einfacher werden. Rom kann einer jungen Frau auch viel bieten. Vorallem wenn man hier neu ist kommt man sich vor wie einem Wunderland, in welchem man an jeder Ecke ins Staunen versetzt wird. Dass sich diese Begeisterung recht schnell wieder legen konnte verschwieg er lieber. Er wollte ihr nicht gleich die ersten Tage hier in Rom verderben. Vorallem war es ja auch nicht nur schlecht in Rom, gewiss nicht. Aber zumindest hatte Crassus vorerst davon genug. Ob es an seinem Beruf lag, der ihn so sehr einspannte oder ob er einfach nur einen Tapetenwechsel brauchte, konnte er freilich nicht sagen. Aber er würde es sicherlich bald herausfinden.


    Mit einem kleinen Schmunzeln folgte Crassus Philogenas Gedanken zur Hochzeit. Vielleicht hatte sie ja nicht ganz unrecht, aber trotzdem kam ihm ihre Sicht etwas naiv vor. Eine Hochzeit nur aus Liebe kam für ihn natürlich nicht in Frage. Als Zusatz wäre sie zwar in Ordnung gewesen, doch war sie letztlich kein ausschlaggebendes Argument. Da war Geld und Macht einfach wichtiger. Auch eine Sklavin konnte das Gefühl geliebt zu werden verbreiten. Rechnungen konnte man mit ihr aber nicht bezahlen... In manchen Hinsichten magst du sicherlich recht haben, doch glaube ich kaum, dass sich jemals so eine Entwicklung durchsetzen wird. Die Hochzeit im Leben ist zu einmalig und zu wichtig als dass man sie nur und ausschließlich auf der unsicheren Säule der Liebe platzieren kann. Säulen wie die gesellschaftliche Absicherung sind meiner Meinung nach als Stützen absolut nötig und nicht zu vernachlässigen. Doch natürlich kann auch die Liebe zu einer Säule werden, die die Ehe gemeinsam mit den anderen Säulen noch besser trägt. Wenn Crassus von der unsicheren Säule Liebe redete wusste er wovon er sprach. Schließlich hatte auch er schon geliebt und heute, teilweise viele Jahre nachdem er die ehemals Geliebte das letzte Mal gesehen hatte, verspürte er keinerlei Gefühle mehr für die Angebetene. Nein, darauf würde er sich nicht alleine verlassen.


    Bei ihrem Kommentar zu ihrem Alter lachte Crassus. Nun, dann sind wir eben beide nicht alt... jung sind wir aber auch nicht mehr. Vielleicht befinden wir uns tatsächlich gerade in so einer Übergangsphase. Wie könnte man diese Phase denn nennen? hm, wie wär es mit "mittelalt"?

    Gabriel nickte und betrat das Officium des Hausherrn.


    Dominus, deine neue Sklavin hat sich nun gewaschen und umgezogen. Sie wartet vor dem Officium.


    Crassus saß hinter seinem Schreibtisch und erledigte irgendwelche unwichtigen Schreiben, die er sonst immer vor sich her schob. Sie soll eintreten.


    Gabriel nickte pflichtbewusst und winkte dann Phila herein in das Officium. Danach schloß er die Türe wieder von außen.

    Ich kann zwar auch singen, doch normalerweise spiele ich auf der Tibia. Der Herr mag es nicht, wenn wir beim Essen durch lauten Gesang die Gespräche stören. Er mag es lieber wenn im Hintegrund irgendetwas gespielt wird. Gabriel kam vor der Türe des Arbeitszimmers zum Stehen und lächelte sie aufmunterungsvoll an: Mach dir darüber nicht zu viele Gedanken. Wenn er es dir schlecht gehen lassen wollte, hätte er dich nicht in eines der besseren Zimmer gesteckt. Wenn du bereit bist, dann melde ich dich jetzt an.


    Gabriel wartete einen Moment bis sie ihm ein Zeichen gegebn hatte und kündigte sie dann bei Crassus an. Er schien schon auf ihre Ankunft gewartet zu haben.

    Normalerweise unternehmen die Cohortes Urbanae und die Vigiles ja auch alles ihnen mögliche, um die Straßen sicherer zu machen. Doch trotzdem gibt es einige Straßenzüge und Häuserblöcke in die man sicher besser nicht hineinwagt. Besonders nicht wenn es dunkel wird, denn dann ist wahrscheinlich nur noch eine Gefangenschaft bei den Parthern gefährlicher. Natürlich übertrieb Crassus gerade, doch war es ja auch nicht völlig abwägig, was er da sagte. Gerade als junge Frau hatte man da schlechte Chancen. Was aber nicht hieß, dass sich Crassus nicht auch ohne seine Prätorianer in diese Viertel gewagt hätte. Dafür hatte er in zu vielen Schlachten zu hart um sein Leben gekämpft als dass er es jetzt so unnötig aufs Spiel setzen würde. Es gab viele Menschen die seinen Tod wollten und Crassus wollte es ihnen nicht zu einfach machen. Auch wenn er sich selbst als einen Günstling der Götter sah wollte er es nicht herausfordern. Wahrscheinlich war nämlich auch ihre Gunst ihm gegenüber nicht unendlich groß. Außerdem hätte es für sie sicher undankbar gewirkt wenn er trotz ihrer Geschenke so unsorgsam mit seinem Leben umging.


    Während Crassus Redefluß fiel ihm auf, dass Philogena ihm mit leicht geneigtem Kopf folgte. Irgendwie fühlte sich Crassus, auch wenn er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, so ziemlich alt. Dass er irgendwann mal so weit sein würde, dass ihn seine Enkel oder Kinder so an den Lippen hängen und beobachten würden, damit hatte er schon gerechnet und auch irgendwie darauf gefreut. Aber irgendwann. Nicht schon heute. Crassus wusste zwar, dass er auch nicht mehr der jüngste war, aber als so alt schätzte er sich dann auch noch nicht ein. Aber wie gesagt, er versuchte sich möglichst wenig anmerken zu lassen. Nein, die Prätorianer sind gewiss keine kleine Einheit. ein kleines Schmunzeln, das sicher nicht böse gemeint war, konnte er sich nicht verkneiffen. Dabei macht das Kommando über die Prätorianer auch nur ein Teil meiner Position aus. Darüberhinaus kann es zum Beispiel auch vorkommen, dass ich Prozesse gegen Hochverräter in Vertretung des Augusts führe. Das Aufgabenspektrum ist wirklich sehr breit und vielfältig. Klar, dass ich dadurch natürlich auch die ein oder andere lustige oder spannende Geschichte erlebt habe. Ja, ich glaube, wenn man in meinem Alter noch keine Geschichten zu erzählen hat, muss man im Leben etwas grundlegendes falsch gemacht haben. Er lachte und bestellte sich einen neuen Weinbecher.


    Auch Crassus fiel in das Lachen mit ein: Ein Tag wird für Rom sicher nicht reichen. Zumindest nicht, wenn du nicht nur von einer Sehenswürdigkeit zu anderen hetzen möchtest. Man kann ja schon so einen ganzen Tag auf dem Forum verbringen, ohne dass es einem langweilig wird. Und Geld konnte man da ausgeben, man sollte es nicht glauben. Aber das erwähnte Crassus lieber nicht, sonst wäre er am Ende noch schuld, wenn ihr Cousin mit vollen Händen, aber ohne Geld nach Hause kam. Wie lange hast du denn vor hier in Rom zu bleiben? Bist du nur hier um deinen Cousin einen Besuch abzustattenn oder hast du vor länger hier zu bleiben? Vielleicht würde sich dann ja die Gelegenheit bestehen noch einmal irgendwo zu treffen. Zum Beispiel auf der Hochzeit von Balbus... dann aber hoffentlich ohne Rettungsaktion. Die übrigens ganz gut gelungen zu sein schien, immerhin machte Philogena einen ziemlich wiedererstarkten Eindruck auf Crassus.


    Och, derlei gibt es garantiert viele. meinte Crassus und rang sich ein Lächeln ab. Wenn er das ganze von der "lustigen" Seite aus sah, würde es schon nicht auffallen, wie nah ihm das ganze eigentlich ging. Doch die Frage ist auch: warte ich darauf sie zu ehelichen. Immerhin muss ich ja auch sehen, dass die Ehe für beide Parteien Vorteile hat und nicht nur für die eine. Crassus nippte an seinem Wein, der eben erst gebracht wurde. Er hätte ihr ja auch einen Wein angeboten, aber wahrscheinlich hätte sich das alles andere als geschickt, also ließ er es lieber sein. Du trittst mir mit deiner Frage auch nicht zu Nahe. Zwar ist es nicht üblich, dass ein Mann in meinem Alter und in meiner Position noch nicht verheiratet ist, doch ganz ungewöhnlich ist es dann ja auch nicht. Geht es deinem Cousin nicht sogar recht ähnlich?

    Vor der Türe angekommen lehnte sich Gabriel erst einmal an eine Wand. Verdammt. Er sollte sich bei Gelegenheit mal wünschen die Freiheit geschenkt zu bekommen oder so etwas, vielleicht würde das ja auch klappen. Für die Zukunft nahm er sich aber vor auf seine Gedanken besser vorbereitet zu sein, so eine Chance würde er sich nicht noch mal entgehen lassen wollen.


    Gut siehst du aus. beantwortete er ihre Frage nachdem er wieder hineingerufen worden war. Er zweifelte in dem Moment sogar daran, dass er jetzt noch die Freiheit geschenkt bekommen möchte... Ich denke so kann ich dich guten Gewissens dem Herrn vorführen. Wollen wir gehen? er hielt ihr die Türe auf und ging dann an ihrer Seite wieder den Gang entlang: Du bist also auch für leichte Aufgaben eingeteilt, hm? Leicht bedeutet im Prinzip, dass du nichts tun musst. Ich bin zum Beispiel Musiker und habe erst etwas zu tun, wenn der Herr Gäste geladen hat. Davor muss ich nur dafür sorgen, dass ich mich nicht verletze.
    Was deine genauen Aufgaben sind weiß ich aber auch nicht, das wird der Herr sicherlich gleich sagen. Hast du denn irgendwelche Fragen, die wir noch klären sollten, bevor du ihm gegenüber trittst?

    Ja, bei so einer Hitze ist das Trinken das A und O. bekräftigte Crassus Philogena. Das habe ich schon früher meinen Untergebenen klar zu machen versucht. Teilweise mit Erfolg, aber leider auch oft mit eher weniger Erfolg. Denen, die nicht auf mich gehört hatten, ging es dann schon nach wenigen Kilometern nicht besser als dir eben noch da draußen. Naja, die waren wohl selber schuld, ich hatte sie ja extra nocht gewarnt. Crassus zuckte mit den Schultern. Mit solchen Menschen hatte er recht wenig Mitleid. Was aber natürlich nicht bedeutete, dass er ihnen dann nicht geholfen hätte. Das schon, aber sobald sie wieder bei Kräften waren, durften die sich etwas anhören, was man nicht mit ein paar vorbeugenden Wasserschlücken nicht vergleichen konnte. Aber Philogena konnte ja nichts dafür. In Rom war vieles anders und ungewohnt, da konnte so etwas schon passieren. Vorallem, wenn man gerade erst angekommen war. Du hast nur Glück gehabt, dass dich dieser Schwindel auf so einer belebten Straße überwältigt hat. Denn die Verbrecher hier in Rom schrecken selbst vor so einer Hitze nicht zurück und hätten deine missliche Lage vielleicht ausgenutzt, wer weiß das schon. Ich würde das aber nicht herausfinden wollen... Damit verließen dann doch noch ein paar mahnende Worte Crassus Mund. Unterschätzen durfte man das ganze ja dann auch nicht.


    Aufmerksam lauschte Crassus dem Bericht der jungen Purgitia. Cremona war ihm natürlich ein Begriff, auch wenn er selbst dort noch nie gewesen war. Er hatte aber auch noch nie einen Grund dafür gehabt. Er hatte dort keinerlei Verwandte oder Freunde und auch sonst gab es dort wohl nicht so viel, das eine Reise rechtfertigen würde. Wenn man dort aufgewachsen war, war das natürlich etwas anderes. Naja, wenn du Rom gesehen hast, dann hast du ja schon fast das halbe Imperium gesehen. Rom ist das Spiegelbild des Imperiums. Wenn man nur Rom gesehen hat und sonst nichts vom Imperium, kann man wahrscheinlich eher behaupten, dass man das Imperium kenne, als wenn man alles andere außer Rom gesehen hat. Aber wenigstens hast du so für die Zukunft noch einige Reiseziele, die dir noch nicht bekannt sind. Crassus nahm abermals führte abermals seinen Weinbecher an den Mund, während er über ihre Frage nachdachte: Nein, nein ich lebte auch lange Zeit außerhalb von Rom. Ich wuchs hier zwar auf, doch mit dem Erreichen meiner Volljährigkeit ging ich nach Spanien und diente dort in der Legio IX. Erst nachdem ich dort die Stabsoffiziersränge erreicht hatte, wurde ich zurück nach Rom beordert. Ich übernahm damals als Prätorianer die Organisation der Cohortes Urbanae, die temporär den Cohortes Praetoriae unterstellt waren. Und seit dem Tag hab ich Rom oder Italien nur noch selten verlassen. Ein paar mal um den Kaiser auf seinen Reisen zu schützen und einmal um in Spanien einen Aufstand niederzuschlagen. Nachdem Wortschwall kühlte Crassus seine Kehle mit einem weiteren Schluck Wein. Aber, auch wenn ich schon viel von der Welt gesehen habe, so wird Rom doch immer meine Heimat bleiben. So sehr ich es hassen mag, so sehr liebe ich es auch, naja. Aber jetzt darf ich auch mal neugierig sein: Wie ist denn dein erster Eindruck von Rom? Hattest du überhaupt schon Gelegenheit etwas von der Stadt zu sehen.


    Meine Frau wiederholte Crassus. Das Lächeln frierte auf seinen Lippen ein. Philogena konnte ja nicht wissen, dass Crassus bisher noch nicht so viel Erfolg hatte, was das Finden einer passenden Frau anging. Doch trotzdem hatte sie zielsicher ein Thema angesteuert auf welches Crassus so gar nicht gut zu sprechen war. Ich habe bisher noch kein Weib geehelicht. Die Antwort kam Crassus ziemlich unvollständig vor, weshalb er noch schnell eine Begründung nachschob: Mein Beruf ließ mir bisher noch nicht die Zeit, die man für diesen wichtigen Schritt braucht. Immer wenn ich gerade dn ersten Schritt machen wollte, hatte der Imperator eine Sonderaufgabe für mich. Naja, das ist wohl das Los welches ich gezogen habe. log Crassus. Dass er bisher einfach nur noch kein Glück gehabt hatte, konnte er natürlich nicht sagen, das verbot ihm seine Ehre.