Beiträge von Gaius Caecilius Crassus

    Gerne ließ sich Crassus, nachdem die Begrüßungsfloskeln ausgetauscht waren, von dem Gastgeber in das Triclinium führen. Da Crassus erst vor wenigen Wochen das letzte mal hier gewesen war, hatte sich auch nur entsprechend wenig geändert: die Einrichtung war immernoch stilvoll eingerichtet und ließ kaum einen Zweifel an der Vergangenheit dieser Familie. Und wenn man das erste mal hier Gast gewesen wäre und nicht täglich auf dem Palatin verkehren würde, hätte man sicherlich ab und zu gestaunt, wenn man die Detailverliebtheit, die an manchen Stellen sehr gut zu Geltung kam, bemerkte. Doch da beides bei Crassus der Fall, blieb ihm nicht viel mehr als in Gedanken festzustellen, dass die Flavier nicht großflächig renoviert oder sich neu eingerichtet haben.


    Im Triclinium angekommen nahm Crassus auf dem Ehrenplatz platz und tat es nach Erhalt des Bechers dem Gastgeber gleich:


    Auf den Genius Populi Romani et Augusti.


    fügte Crassus noch hinzu. Als Praefectus Praetorio und gerade in der Abwesenheit des Kaisers war es sicherlich besser, wenn man absolut gar keinen Zwefeil an der Loyalität aufkommen ließ. Es soll ja Leute gegeben haben, die extra nach solchen Zeichen suchen, um sie dann sonstwie zu interpretieren und zu verbreiten.

    Erst einmal abwarten. Natürlich sind meine Speculatores und Trecenarii schon längst auf diesen Fall angesetzt, doch rechne ich, wie schon bei dem Anschlag auf den Consul, eher nicht mit einer schnellen oder gar vollständigen Aufklärung. Ich gehe ja bisher sogar davon aus, dass der Anschlag auf den Consul und auf den Praefectus Urbi nicht in einem Zusammenhang stehen und der Praefectus Urbi nur einem Anschlag eines verzweifelten Bauern zum Opfer gefallen ist. Naja, sein Haus sollte die Stunden durchsucht werden... und danach nicht mehr allzu viel davon übrig bleiben.
    Davon mal abgesehen habe ich den Senat schon informiert und bei der Bevölkerung werde ich auf jeden Fall noch warten. Deshalb möchte ich dich auch um absolute Verschwiegenheit bitten. Denn wenn erst einmal die ersten Gerüchte im Umlauf sind werde ich um Ausgangssperren kaum herum kommen... und was dann hier los ist würde ich mir am liebsten gar nicht vorstellen.

    Der Ianitor, ein Sklave der sich durch sein ausgezeichnetes Gedächtnis auszeichnete, öffnete nach nur wenigen Momenten die Türe. Es dauerte zwar einige Momente ehe er eine Ähnlichkeit zwischen dem Gast und dem Bild von Lucia, welches er abgespeichert hatte, feststellen konnte, doch dann wurden ihm mit jedem Atemzug die vielen Parallelen immer deutlicher. Doch da er sich ja auch täuschen konnte und die Klopferin vielleicht doch eine Fremde war, wollte er sie nicht gleich darauf ansprechen, sondern erst einmal abwarten:


    Salve. Du wünschst?

    Senatoren trugen als Zeichen ihres Standes ihren obligatorischen Fingerring, ihre roten Sandalen und hatten einen breiten Streifen auf ihren togae. Ritter trugen ebenfalls einen Ring, hatten aber nur einen schmaleren Streifen. Crassus hätte ebenso die Kleidung tragen können, die seines Standes entspricht. Doch im Gegensatz zu den hunderten Senatoren und tausenden Rittern, gab es nur zwei Prätorianerpraefekte - und davon war nur einer in Rom. Aus genau diesem Grund trug Crassus seine Rüstung: er wollte seine exponierte Stellung im Reich und seine Rolle in Rom hervorheben. Nicht zu letzt, damit auch niemand vergessen würde, wer er da gegenüber hatte.


    Flavius, es ist mir eine außerordentliche Freude Gast in dieser Villa sein zu dürfen. Die Aufgaben der Garde haben es mir nicht gerade leicht gemacht, doch meine Sekretäre verstehen etwas von ihrem Handwerk und haben alle Termine verschoben bekommen, sodass mich heute Abend gar kein Zeitdruck treiben soll und ich den Abend in vollen Zügen genießen kann.


    Wahrscheinlich, so dachte Crassus, konnten sich die meisten Menschen gar nicht vorstellen, was man als Prätorianerpraefect so alles zu tun hatte. Da war das Kommando über die Kohorten fast nur schmückendes Beizeug....

    Der Sklave grüßte den Ianitor freundlich zurück und deutete eine kurze Verbeugung an, als dieser ihm mitteilte, dass Crassus schon erwartet wurde. Nach einem kurzen Wink von dem caecilischen Sklaven zu Crassus, ließ dieser sein Gefolge zurück und trat auf die Porta zu. Nur wenig später durchschritt er sie und folgte dann dem Sklaven, der ihn zu dem heutigen Gastgeber führte.

    Crassus setzte sich auf den angebotenen Stuhl und machte noch eine künstlerische Pause, ehe er mit der Antwort ansetzte. Irgendwie kam es ihm fast so vor als ob er mit der Tür ins Haus fallen würde, doch jetzt noch irgendwelche Einleitungen zu konstruieren würde die Spannung nur unnötig erhöhen:


    Es wurde ein weiterer Anschlag verübt. Dieses mal nicht auf einen Consul, sondern auf den Praefectus Urbi Octavius Victor. Er soll schwer verwundet den Anschlag überlebt haben, der Gesundheitszustand ist aber kritisch....

    Wie verabredet erreichte Crassus am frühen Abend des sechszehnten Tages vor den Iden des Oktobers die Porta der Villa Flavia Felix. Er hatte sich zu diesem Zweck in seine prächtigste Rüstung geworfen und neben einigen Klienten, auch seine obligatorische Leibwache dabei. In diesen Zeiten konnte man gar nicht vorsichtig genug sein.


    Ein Diener, der schon ein Stück vorraus geeilt war, klopfte an die Porta, während Crassus erst noch die letzten Meter zu ihr zurücklegte.

    Crassus folgte dem Sklaven ins Tablinum der Domus Aeliana. Dort angekommen wurde er sogleich von seinem Klienten Aelius Callidus freundlich begrüßt. In Gedanken fragte sich Crassus, warum das nicht immer so schnell und unkompliziert gehen konnte...


    Auch du sollst gegrüßt sein, Aelius Callidus. Leider muss ich diese Freude trüben, denn mein Besuch hat einen gar erschreckenden Hintergrund.


    Da Crassus nicht gleich mit der Türe ins Haus fallen wollte, machte er eine Pause.

    Neidisch sah Crassus zu dem Magistrat, der ein Tuch hatte um sich erst langsam an den Geruch zu gewöhnen. Er selbst hätte auch ein Tuch mitnehmen können, doch wollte er sich nicht diese Blöße vor dem Gefangenen und seinen Männern geben, die ja schließlich auch ohne Tuch auskommen mussten. Deshalb biss er sich auf die Zähne, machte eine gute Miene und ließ sich wenig anmerken, während er so an eine Wand gelehnt auf den weiteren Verlauf wartete.

    Das Leben als Soldat war, ist und wird auch immer gefährlich sein. Da stellt meine exponierte Position im exerticus romanus und in der imperiumsweiten Verwaltung natürlich keine Ausnahme da, eher im Gegenteil. Sie zieht die Fliegen aus den übelsten Gegenden nur so an, allerdings nicht nur aus den übelsten Gegenden, wie man meinen könnte. Aus diesem Grund kann ich im Gegensatz zu einem normalen Legionär im Krieg, nur selten vorraussagen, woher der nächste Angriff kommen wird. Natürlich sowohl auf mich als auch auf den Kaiser. Immerhin bin ich für seine Sicherheit und Roms Stabilität verantwortlich....


    Crassus leerte seinen Becher und gab die Hoffnung auf einen Nachtisch so langsam auf. Wahrscheinlich hatte sich das Küchenpersonal schon längst besoffen ;)

    Schon früher als gedacht kam die erste Frage. Da Crassus zufällig den Senator bei Namen kannte, wandte er sich direkt an ihn:


    Wie ich bereits sagte, Senator Purgitius, ist weiteres noch nicht bekannt. Also ebenso wenig ob die beiden Taten in Zusammenhang stehen, noch ob der Praefectus Urbi aufgrund politischer, finanzieller oder anderer Motive angegriffen wurde.

    Danke, Consul.


    Crassus räusperte sich und ging dann in die Mitte des Saales. Es dauerte wegen der Umstände nicht lange, bis Ruhe eingekehrt war. Denn wann trat der Praefectus Praetorio schon einmal so plötzlich in den Senat und forderte sofort das Wort?


    Es tut mir Leid, dass ich so plötzlich und ohne Anmeldung in die Sitzung hereinplatzen muss, doch ich denke es ist im Interesse des Senats, wenn ich ihn sofort über einen weiteren Anschlag informiere, der sich heute ereignet hat.
    Dieses mal war der Praefectus Urbi das Opfer. Er soll ersten Berichten nach noch leben, aber mit dem Tod kämpfen. Er ist derzeit nicht fähig sein Amt weiter auszuführen. Das Attentat ereignete sich in einem Dorf im Umland als der Praefectus Urbi sich der Probleme der Anwohner annehmen wollte. Der Täter wurde bereits getötet... viel mehr ist zum jetztigen Zeitpunkt nicht bekannt.


    Bis auf weiteres werde ich die Pflichten des Praefectus Urbi wahrnehmen. Darunter fällt unter anderem das Kommando über die Cohortes Urbanae. Ich habe bereits einen Brief an den Kaiser geschickt, um ihn über den Vorfall zu informieren. Bis zu seiner Antwort behalte ich mir weitere Schritte, wie Ausgangssperren und so weiter, vor.


    Nach dieser Zusammenfassung ließ Crassus langsam seinen Blick durch die Reihen der Senatoren schweifen. Von Überraschung bis hin zu blankem Entsetzen meinte er alle Gemütsstimmungen erkennen zu können.

    Vor dem Senatsgebäude angekommen blieb Crassus stehen und atmetete erst einmal durch. Seit der Mitteilung über den Anschlag auf Victor war er nur noch auf den Beinen gewesen und quer durch Rom gerannt. Vor lauter Sorge was das alles nun für Konsequenzen haben würde, hatte Crassus nie an der Echtheit der Nachricht gezweifelt, obwohl sie nur von einem einfachen Miles ohne Beweis überbracht wurde. Auf der anderen Seite war ja bekanntlich Vorsicht die Mutter der Porzellankiste und so eine Meldung würde sich ja niemand ausdenken, musste er bei einem Auffliegen der Lüge doch mit dem Tode rechnen. Ein Schaden für Crassus Ansehen und seine Glaubwürdigkeit wäre so eine Fehlmeldung aber allemal. Wahrscheinlich sogar sein freiwilliges Ende.
    Mit diesem Gedanken im Hinterkopf durchschritt er den großen Eingang der Curia Iulia, jetzt war es für ein Zurück eh zu spät. Im Plenarsaal angekommen versuchte Crassus gar nicht erst herauszufinden, ob gerade eine wichtige Diskussion am Laufen war oder nicht, sondern er wandte sich gleich an den Consul und versuchte ihm klar zu machen, dass er den Senat sofort über einen Vorfall informieren müsste.

    Commodus musste zuhören, nicht nachhelfen, denn Crassus wollte durchaus wissen was seit seinem Besuch auf dem Landsitz von Commodus passiert ist.


    Warum hat er sich ausgerechnet an dich gewendet, wo du doch schon seit deiner Kindheit nichts mehr mit Cicero, also auch nichts mit seinem Sohn, zu tun hattest? Und wo ist dieser Junge nun? Welchen Namen trägt er?

    Wer geht ist mir ziemlich egal, also wegen mir kannst du das machen. Allerdings erwarte ich, dass du dich dort nicht übermäßig lange aufhälst. Mit anderen Worten: du informierst dich wie es ihm geht und wirst dann zurückkehren. Ich erwarte dich in zwei Tagen wieder zurück und dann zur Meldung in meinem Officium.


    Dann wartete Crassus auf weitere Fragen.