Beiträge von Gaius Caecilius Crassus

    Da Crassus keinen Überblik darüber hatte wer in welcher Zell saß, sprang sofort ein Mann aus seinem Gefolge ein und ging vor die Zellentüre von Sulla. Nach einem Nicken von Crassus wurde diese geöffnet. Nach einem kurzen Kontrollblick von Crassus, dass auch wirklich Sulla dort in der Zelle saß, zog er sich wieder in den Hintergrund und ließ den Magistrate in die Zelle:


    Das ist der hier...

    Der Unterton erwirkte gar nicht die gewünschte Wirkung im Gegenteil sogar. Crassus interpretierte ihn so, dass er auf der richtigen Spur war. Der Inhalt des Gesagten bestätigte diesen Verdacht.


    Interessant. Wie erklärst du dir dann, dass du vor wenigen Tagen auf dem Forum Romanum in Rom gesehen wurdest, wenn du doch, wie du eben sagtest, die Zeit auf deinem Landsitz verbracht und dort einen Betrieb verkauft hast?

    Crassus begrüßte den Stab der nach und nach eintraf. Natürlich erwartete Crassus nicht, dass bei einer so plötzlich einberufenen Sitzung alle auf einmal ankommen würde.
    Als sie vollständig waren, sorgte Crassus mit einem Räuspern für Ruhe und sprach von da an in die Runde:


    Meine Herren, ich habe diese Sitzung so eilig einberufen, da sich etwas schreckliches ereignet hat. Der Praefectus Urbi wurde schwer verletzt. Bei seinem üblichen Ritt zu den Gemeinden in der Umgebung wurde er von einem Bauer angegriffen. Derzeitigen Berichten zufolge lebt der Praefect noch, schwebt aber in Lebensgefahr. Er ist in diesem Zustand nicht dazu befähigt, seine Pflichten als Praefectus Urbi nachzukommen. In meiner Funktion als oberster Reichspraefect werde ich ab sofort den Praefectus Ubri vertreten. In dieser Funktion werden die Cohortes Urbanae auch meinem Befehl unterstellt.


    Das weitere Vorgehen dürfte klar sein: ihr schickt Boten zu dem Praefectus Ubri. Er soll sich auf seinem Landsitz befinden, und erkundigt euch dort nach seinem Zustand. Darüber möchte ich dann informiert werden.
    Für Rom herrscht nun natürlich höchste Sicherheitsstufe. Ich möchte, dass in Rom Präsenz gezeigt wird.


    Gibt es Fragen?

    Achso, zum Glück. Ich habe nämlich schon befürchtet, dass ich mir bald noch einen neuen Legaten für den Cursus Publicus zu suchen habe. Das hätte wieder viel Arbeit mit sich gebracht, denn es dauert ja bekanntlich seine Zeit, bis neue Männer auf neuen Positionen eingearbeitet sind.


    Sicherlich hat es Vorteile wenn man der erste aller Reichspraefecten ist. Zugang zu sämtlichen Räumlichkeiten im Palast, aber auch anders wo, gehören ebenso dazu wie der tägliche Umgang mit dem Kaiser. Ebenso wie eine fast endlose Liste von weiteren Privilegien. Doch bekleide ich ja nun schon seit einer geraumen Weile dieses Amt und wie es mit allem im Leben ist gewöhnt man sich daran und dann werden diese Sachen ganz alltäglich. Natürlich ist es trotz allem noch etwas besonderes, wenn man als so ziemlich einziger Mensch auf diesem Erdkreis ohne Begleitung den Kaiser in seinen Gemächern stören darf.


    Das war es zwar faktisch nicht, aber Crassus konnte ja nicht sagen, dass es nach so vielen Monaten eine Arbeit wie jede andere war - nicht zu letzt weil es einfach nicht so war.

    Schön. Dann werden wir das Urteil zu erst an Sulla vollstrecken, da dieses zu erst gefällt wurde.


    Bei der Rückfrage sah Crassus fragend zu seinem Sekretär, der ihn zu fast jedem Zeitpunkt umgab. Dieser beugte sich zu Crassus und flüsterte ihm einige Worte zu. Mit einem leicht gernervten Gesichtsausdruck wandte sich Crassus seinem "Gast" zu.


    Da bis zu letzt der Zeitpunkt deines Eintreffens noch nicht bekannt war, gingen wir eigentlich davon aus, dass du dich darum kümmern würdest...

    Crassus hatte mit seinem Gefolge sicherlich etwas Aufsehen erregt, während er mit großen Schritten die Castra durchschritt. Doch Zeit, darauf zu achten hatte er kaum.
    Er betrat den Raum, sah sich um und befand den Raum für groß genug.


    Schön. Sorge dafür, dass der Stab ein bisschen mehr Tempo macht, es ist wichtig und ich habe kaum Zeit. Und bringe mir etwas Wasser.

    Mit wehendem Umhang erreichte Crassus mit vielen Männern in Schwarz die Hälfte der Cohortes Urbanae. Dass sie wenig Zeit hatten sah man ihnen sofort an.


    Miles, spar dir eine lange Meldung oder sämtliche Formalitäten und erfülle einfach nur meinen Befehl: Rufe den Stab der Cohortes Urbanae sofort zusammen und führe mich zu dem Raum, in welchm diese Versammlung stattfinden wird.

    Aha.


    Wenn es einen Consul und einen Praefectus Urbi erwischen konnte dann sicher auch einen Praefectus Praetorio. Crassus beschloß insgeheim seine eigene Bewachung zu verstärken, ehe er sich um Rom kümmern würde. Denn ein weiterer toter Praefect würde die Sache dem Nachfolger nicht erleichtern.
    Den nächsten Gedanken verbrachte Crassus an Gedanken an Victor. In letzter Zeit hatten sie aufgrund der Abwesenheit des Kaisers viel miteinander zu tun gehabt. Da machte man sich natürlich schon seine Sorgen, wenn der neue Freund nun lebensgefährlich verletzt sein sollte.


    Gut - oder auch nicht. Wie auch immer, du kannst dich nun ausruhen gehen. Es ist dabei natürlich selbstverständlich, dass du über diesen Vorfall mit niemandem ein Wort wechseln wirst. Wegtreten. Sollte ich weitere Fragen haben, werde ich auf dich zurückkommen.


    In Gedanken machte sich Crassus schon einmal eine Liste, was er nun alles erledigen müsste. Der Kaiser müsste informiert werden, der Senat, sein Stab, der der Urbaner über den neuen Kommandeur informiert werden und seine Leibgarde wollte er ja auch noch verstärken. Die Liste fand so schnell also kein Ende.

    Crassus Miene versteinerte bei jeder weiteren Silbe die der Bote aussprach. Der Praefectus Urbi wie der Consul schon einem Anschlag zum Opfer gefallen? Das darf doch nicht wahr sein!
    Er fasste sich an die Stirn und unterdrückte ein lautes Seufzen.


    Wo befindet sich der Praefectus Urbi derzeit und wo wird er hin gebracht? Und wie ist das überhaupt passiert? Wann kann ich ihn sehen, mit ihm sprechen?

    Eigentlich konnte es Crassus gar nicht brauchen, wenn er so abrupt gestört wurde. Doch da er seinen Unmut ja schlecht an dem Boten auslassen konnte - immerhin konnte dieser ja nichts für die Nachricht - und herumgefluche die Sache sicher nicht schneller beenden lassen würde, nickte er nur stumm zur Begrüßung des Miles.


    Sag, was erfordert nun meine Aufmerksamkeit?

    Nachdem die Träger das Totenbett abgestellt hatten und sich nach und nach von ihm lösten, sah Crassus noch eine Weile Gedankenversunken auf den dort liegenden Consul. Die Sorgen die mit seiner Ermordung für ihn dazukamen waren sicher nicht ganz unbegründet. Denn das Zeichen, welches mit der Ermordung des Consuls auf offener Straße an die Unterwelts Roms gemacht wurde, war mehr als nur eindeutig und konnte nur weitere Unruhen und Bedrohungen bedeuten. Doch das war nun nicht der Moment, um darüber nachzudenken. Die Sorgen wären ja schließlich auch heute Abend noch da.
    Er löste sich als letzter von dem Totenbett und gesellte sich zu den anderen Trägern, die in den vordersten Reihen ihren Platz gefunden hatte. Dann wartete er auf den weiteren Fortgang der Zeremonie.


    An
    Manius Flavius Gracchus
    Villa Flavia Felix
    Roma - Italia


    Auch du sollst mir gegrüßt sein, Flavius Gracchus


    Mit Freude habe ich von deiner Einladung in dein Haus Kenntnis genommen und mit eben dieser Freude werde ich dieser nachkommen. Da du mir in diesem Brief die Bestimmung des Zeitpunkts überlaßen hast, würde ich den XVI. Tag vor den nächsten Kalenden vorschlagen.
    Sollte dir aus irgendwelchen Gründen dieses Datum unpassend sein, so bitte ich um rechtzeitig Nachricht, ansonsten gehe ich davon aus, dass dieses Datum für dich in Ordnung geht.



    Bis dahin verbleibe ich mit den besten Grüßen


    G Caecilius Crassus


    Er soll die Gemüter und Geister der Gefangenen in tiefe Abgründe führen, habe ich gehört. Der Schwarzton, meine ich.


    Crassus war gerade um die Ecke gebogen und hatte deshalb nur die letzten Worte des Magistrats aufgeschnappt. Er legte die letzten Meter zu dem Henker zurück und begrüßte ihn dann:


    Sei gegrüßt, Magistrat. Hast du irgendwelche Präferenzien, wer zu erst seinen Abschied vollziehen soll?

    Crassus lauschte den Erzählungen des Avarus mit etwas Neid. Er hatte bisher noch nie die Zeit gehabt sich weiter von Rom zu entfernen, sodass er nicht aus eigener Erfahrung sprechen konnte wenn es um entfernte Länder ging. Das würde er auch nicht mehr im Ruhestand nachholen. Doch er tröstete sich damit hinweg, dass es dort gar nicht schöner als in Rom oder Spanien sein kann, da ja sonst dort das Zentrum der Macht und des Erdkreises wäre.


    Das Grundstück ist sogar schon gekauft, aha. Hast du schon so bald vor deinen verdienten Ruhestand zu beginnen oder wolltest du nur frühzeitig das Land sichern, ehe es dir jemand wegschnappt?


    Crassus kam es so vor, dass Avarus demnach schon bald seinen Ruhestand einläuten wollte, denn er hatte sich bisher noch keine konkreten Gedanken darüber gemacht, wo er seinen Lebensabend verbringen wolle. Das wollte er erst dann machen, wenn er in greifbarer Nähe wäre.

    Verfahre auch so weiter und lass diesen Verdacht einen unbegründeten Verdacht sein. Ich kann dir versichern, dass Avarus garantiert irgendwelche Art von Waffen in seinem Haus haben wird. Doch dagegen vorzugehen wäre sinnlos und reine Zeitverschwendung. Du kannst nämlich zum einen davon ausgehen, dass jeder wichtige Mann Rom bewaffnete Männer zu Hause, und zum anderen versichere ich dir, dass, sollte es zu einer Gerichtsverhandlung kommen, nichts weiter als Küchenmesser und ähnliches gefunden werden würde. Nicht nur weil vor einer eventuellen Durchsuchung - was angesichts der angelasteten Tat aber unverhältnismäßig wäre - alle Waffen aus dem Haus geschafft wurden, sondern auch weil er Anwälte haben wird, die dir selbst ein Gladius als einen Gegenstand verkaufen könnten, der nicht dazu geegeignet ist den Lebenszustand von Mitmenschen herabzusetzen - oder wie auch immer es genau im Gesetzestext heißt.


    Also kurz: in der Praxis kannst du das gerade vergessen, formal solltest du aber diesem Verdacht zumindest nachgehen.

    Juristisch gesehen könnte ich durchaus als oberster Reichspraefect die Cohortes Urbanae von dieser Aufgabe abziehen. Doch das werde ich nicht tun. Dein Cousin wies diese Maßnahme an und ich bin davon überzeugt, dass er die notwendigen Ressourcen und Anstrengungen der Urbaner zu dem Zeitpunkt einschätzen konnte - doch trotzdem hat er diese Entscheidung getroffen. Er muss also nach Abwägung aller Faktoren meinen, dass diese Belastung für die Urbaner ertragbar ist.


    Die Cohortes Urbanae werden vorerst weiter den Befehl des Praefectus Urbi ausführen und ich befehle, dass dieser Befehl nur durch ihn wieder abgeändert wird. Eigenmächtige Abziehung von Teilen der Cohortes Urbanae durch einen Tribun, Centurio und so weiter sind damit nicht erlaubt.

    Deswegen aber schon in zu "jungen" Jahren dem otium zu verfallen wäre für mein Gewissen eine größere Belastung, als ewige Plackerei für meinen Körper.
    Mit einem schmalen Lächeln erinnerte er sich an die Strafe von Sisyphos, dessen Geschichte sein Lehrer ihm einst erzählte.


    In noch wärmere Gefilde? Hast du vor in eine Wüste zu ziehen, wo das Land so öde wie Rom schmutzig ist?

    Es sind ja auch nicht die gesamte Cohortes Urbanae für diesen Sonderschutz eingeteilt, sondern nur ein Teil davon. Ebenso wie ein Teil der Prätorianer für diese Aufgabe abgestellt wurde.
    Diese Maßnahme wurde von mir in Absprache mit dem Praefectus Urbi von eben diesem getroffen nach dem Attentat auf den Consul. Ich glaub deswegen nicht, dass es in deinen Kompetenzbereich fällt, wenn du diesen Zustand ändern möchtest. Schon allein weil diese Entscheidung erst vor kurzer Zeit gefällt wurde...

    Nun formal hat Victor, auch wenn er nicht in Rom ist, das Kommando über die Cohortes Urbanae inne. Sollten während seiner Abwesenheit aber Einsätze, Sonderaufgaben oder ähnliches anstehen, die die gesamte Cohortes Urbanae betreffen, so übernimmt der Stab der Cohortes Urbanae seine Aufgabe und findet eine Regelung, eine Übergangslösung - falls keine Rücksprache mit dem Praefectus Urbi möglich ist. Bei anderen Änderungen hat der jeweilige Tribun einer Kohorte die Entscheidungsgewalt über die ihm unstellten Kohorten; dabei aber nicht über die gesamte Cohortes Urbanae.


    Crassus nippte an seinem Wasserbecher und unterdrückte ein Seufzen. Ein junger Tribun ohne Militärerfahrung das Kommando über die Cohortes Urbanae...


    Aber davon abgesehen ist das richtig, was ist da nun das Problem?