Beiträge von Petronia Octavena

    Octavena nickte zustimmend, wobei sie sich einer gewissen überraschent Freude darüber nicht erwehren konnte, dass Witjon bereits ohne ihr Zutun die Lunula ansprach. Zwar hätte sie auch nicht damit gerechnet, dass er etwas dagegen gehabt hätte, wenn sie darum gebeten hätte, aber freuen konnte sie sich ja trotzdem.


    "Nein, wenn er jetzt Zeit dafür hat, dann reden wir am besten jetzt darüber." Als Witjon geendet hatte, schüttelte Octavena den Kopf und wies mit einem kleinen Grinsen auf das Baby in ihren Armen, das nach wie vor wach, aber ganz friedlich war. "Noch hat sie nicht beschlossen, dass meine Aufmerksamkeit wieder ganz ihr gehören muss."
    Und das galt es schließlich auszunutzen.

    "Marcellus?" Irritiert legte Octavena die Stirn in Falten und wog das Baby in ihren Armen beruhigend hin und her, um zu verhindern, dass die Kleine erschrocken von dem plötzlichen Ausruf ihres Verwandten noch zu schreien begann, denn dann - das hatte Octavena bereits festgestellt - würde es eine ganze Weile dauern bis sie sie wieder beruhigt haben würde. "Alles in Ordnung?"
    Er hatte gerade gedanklich sehr weit weg gewirkt, fortgerissen von seinen eigenen Gedanken.

    Als Octavena gemeinsam mit Witjon - und ihrer Tochter auf dem Arm - den Opferplatz betrat, strahlte sie zur Begrüßung erst einmal fröhlich in die Runde. Zwar war sie selbst auch seit ihrer Heirat persönlich lieber bei den römischen Göttern geblieben und war auch heute genauso wie sonst auch bewusst römisch gekleidet, trotzdem freute sie sich auf den Abend. Nicht nur weil das Wohlwollen der Götter - welche genau es jetzt waren einmal außen vor gelassen - nie schaden konnte, sondern auch weil auch ihr Onkel mit Marcellus im Schlepptau anwesend sein, beziehungsweise sogar an dem Opfer beteiligt sein würde.
    So begrüßte sie gut gelaunt erst einmal die Anwesenden, wobei die kleine Camelia ab und zu neugierig nach dem einen oder anderen Finger zu greifen versuchte.

    Die Rahmenbedingungen für den dies lustricus, das gehörte zu den Dingen, über die Octavena noch gar nicht so richtig nachgedacht hatte. Das änderte natürlich nichts daran, dass Witjon recht hatte und sie besser früher als später darüber Gedanken machen mussten, aber im ersten Moment war sie spontan genauso ratlos.
    "Na ja, es hat beides seine Vor- und Nachteile..." Überlegend legte sie den Kopf schief und ging gedanklich die verschiedenen Szenarien einmal durch. "Eine Cena ist natürlich immer ganz schön, aber eigentlich fände ich ehrlich gesagt eine etwas gelöstere Atmosphäre fast besser... Aber das ist natürlich auch alles eine Frage der Größe der Runde und der Personen..." Sie biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. "Wahrscheinlich sollten wir da auch mit meinem Onkel sprechen. Schließlich wird er ja wohl auch der indirekte Gastgeber dabei sein..."

    "Danke." Octavena lächelte Marcellus, dessen Anteilnahme auf sie einen rührend ehrlichen Eindruck machte, freundlich an ehe sie wieder stolz ihre Tochter anblickte. "Und so seltsam das vielleicht klingt: Ich kann mich selbst kaum an ihr satt sehen."
    Sie zupfte die Tücher, in die das Baby eingewickelt war, kurz wieder ein wenig zurecht. Selbst wenn sie jetzt bei ihrem Verwandten den merkwürdigen Eindruck hinterlassen sollte, es war ihr egal. Sollte Marcellus eines Tages selbst Kinder haben, würde er das schon noch verstehen.

    Eine Weile nachdem Alpina wieder gegangen war und Octavena sich noch ein bisschen Schlaf gegönnt hatte, klopfte es wieder an der Tür. Dieses mal war es allerdings nicht die Hebamme, nicht einmal Gunda, die in unregelmäßigen Abständen prüfend den Kopf herein streckte, sondern Marcellus, dessen Stimme von draußen etwas gedämpft, aber eindeutig aufgeregt erklang.
    Überrascht blinzelte Octavena ein paar Mal, denn irgendwie hatte sie erwartet, dass die liebe Verwandtschaft ihre Neugierde noch ein paar Tage würde zügeln können, trotzdem musste sie bei dem fast schon ungeduldigen Tonfall ihres Vetters spontan ein wenig schmunzeln. Dann würde ihre Tochter zumindest einen Verwandten schon etwas früher kennen lernen.
    "Ja, natürlich. Komm nur herein."

    Witjons Antwort entlockte Octavena ein breites Grinsen und sie konnte spüren wie sich eine wohlige Wärme in ihrer Brust ausbreitete. Sie war froh, dass er in diesem Fall auf das Gerede ihres Onkels, wobei er ja auch recht hatte, genau genommen war Crispus ja auch nicht ihr direkter Onkel, genauso wenig wie sie selbst gab.
    "Das ist auch gut so", gab sie zurück, wobei sie auch gleichzeitig den sanften Druck seiner Hand erwiderte, "Auch wenn er es wahrscheinlich im Grunde nur gut meint: Das ist nicht seine Angelegenheit."


    Auch die Idee, dass Alpina in Zukunft auf duccische Unterstützung bauen konnte, gefiel Octavena. Die Hebamme hatte ihr nicht nur aus rein medizinischer Sicht bei der Geburt geholfen, sondern war auch seelisch eine so große Stütze gewesen, dass Octavena ihr wohl bis in alle Ewigkeit dankbar sein würde. "Tu das. Sie hat es auch verdient, so gute Arbeit wie sie geleistet hat."
    Sie hielt inne, als ihr eine weitere Idee kam, auch wenn sie noch nicht wissen konnte, dass diese Bitte sich selbst erübrigen würde. "Ach, und wegen des dies lustricus: Grundsätzlich vertraue ich dir da, dass du niemanden vergessen wirst, den wir beide da haben wollen, aber wenn Alpina nicht von sich aus fragt, könntest du sie dann bitte einladen?"

    Auch wenn die Bescheidenheit, mit der die Duccier, in deren Mitte sich natürlich auch Octavena mit ihrer Tochter auf dem Arm befand, sich für ihre Registrierung in den Bürgerlisten brav in die Reihe stellten, bestimmt löblich war und die Petronia auch nicht auf die Idee gekommen wäre, deswegen zu meckern, so war sie doch froh, als Marcellus sehr bald angelaufen kam, um sie an der Schlange vorbei direkt zu Octavenas Onkel zu führen. Langes Warten mit einem Kind auf dem Arm war nicht gerade etwas, worauf sie großartig Lust hatte. Auch wenn die kleine Camelia im Moment ganz ruhig war, das konnte sich im Zweifelsfall schnell ändern und dann wollte Octavena ihren Eid lieber schon abgelegt haben.


    Ihre Bedenken blieben jedoch unbegründet und schließlich sprach sie genauso wie die anderen die ihr in den Mund gelegten Worte nach.
    "Ich, Petronia Octavena, schwöre bei Apollo Grannus Mogoun, Divus Augustus und allen Divi Augusti, beim Genius Cornelii Palmae und allen Göttern, der Lex Cornelia Municipalis, allen Decreta der Decuriones Mogontiaci und den Weisungen der Magistrate des Municipium Cornelium Mogontiaci zu jeder Zeit Folge zu leisten. Ich schwöre, diese Gesetze zu halten, solange ich als Municeps diesem Municipium angehöre."

    "Ich denke es reicht, wenn du Gunda alles Nötige erklärst, aber danke. Für alles." Das Brennen klang langsam ab und Octavena lächelte freundlich. Ein tägliches Sitzbad würde sie - im Zweifelsfall mit Gundas Hilfe - schon hinbekommen, dennoch fand sie Alpinas Hilfeangebot fast schon rührend.

    Fragend zog Octavena die Brauen zusammen und legte so kritisch die Stirn in Falten.
    "Ach ja?", fragte sie vorsichtig und ohne Frage mäßig begeistert nach, "Hat er das gesagt?"
    Nicht, dass sie es sich nicht hatte denken können, dass der alte Crispus am liebsten einen Namen mit petronischer Tradition gesehen hätte, aber dass er sich scheinbar entgegen ihrer eigenen Wahl aktiv einmischen würde, damit hatte sie dann doch nicht gerechnet. Genauso wenig wie ihr der Gedanke gefiel. Denn der Name ihrer Tochter, das war etwas, das - wie Octavena fand - ihren Onkel nichts anzugehen hatte. Besonders nicht, nachdem Witjon ihrem Vorschlag ja auch zugestimmt hatte.
    Octavena sah ihren Mann fragend an, der einen ähnlich begeisterten Eindruck wie sie selbst machte. "Findest du, er hat recht?"

    Octavena erwiderte strahlend das Lächeln, mit dem Witjon sie bei seinem Eintreten bedachte, wobei sie nicht einmal mit ihrer guten Laune übertreiben musste. Nach bereits einem Ruhetag fühlte sie sich langsam, aber sicher wieder munterer und sie war auch der Überzeugung, dass es nicht mehr lange dauern würde bis sie wieder ganz die Alte war. Auch wenn ihre Tochter sie in der letzten Nacht eine ganze Weile wach gehalten hatte, so fühlte sie sich - den Umständen entsprechend - erstaunlich gut.


    "Uns geht es wunderbar", gab Octavena also auf die Frage ihres Mannes zurück und sah schmunzelnd auf ihre Tochter in ihren Armen herab, "Nur an Schlaf war letzte Nacht nicht so sehr zu denken."

    Zitat

    Original von Susina Alpina
    "Komm, ich helfe Dir. Es wird vielleicht kurz ein wenig brennen, aber danach zieht sich die Naht noch besser zusammen."
    Sie stützte Octavena und half ihr sich in dem Sitzbad niederzulassen.


    "Brennen" war wohl eindeutig der richtige Ausdruck.
    Jedenfalls empfand Octavena das so, als sie kurz der erwartete Schmerz durchzuckte und sie zeitgleich ein wenig das Gesicht verzog. Allerdings hatte Alpina nicht nur mit ihrer Vorwarnung recht gehabt, sondern auch damit, dass das Brennen nur einen Augenblick andauerte.
    "Was ist das eigentlich genau?"

    Auch noch am Tag nach der Geburt fühlte Octavena sich wie gerädert und müde, auch wenn sie ebenso spürte, dass mit jeder Minute Schlaf und Ruhe, die sie bekam, ihre Kräfte ein klein wenig mehr zurück kehrten. Trotzdem war ihr Alpinas Besuch mehr als Willkommen, die immer wenn Octavena nicht einmal auf die Idee gekommen wäre, irgendeinen guten Rat oder Trick zu wissen schien. Und wenn es nur etwas simples wie ein Tee war.


    "Gut", erwiderte also die junge Mutter, während sie ihre Tochter sanft in den Armen wog, und lächelte, "Bisher ist alles bestens."

    Octavena nickte nur stumm auf den Namensvorschlag ihres Mannes hin, zum einen weil sie tatsächlich nichts dagegen hatte, zum anderen hätte sie aber wahrscheinlich auch keine Diskussion begonnen, wenn dem nichts so gewesen wäre, denn Erschöpfung und Müdigkeit hatten nun endgültig das erste Hochgefühl, das sie beschlichen hatte, vertrieben und im Grunde wünschte sie sich nur noch Ruhe. Und das so schnell wie möglich.


    Glücklicherweise war Alpina es, die Octavena die unschöne Aufgabe abnahm, die Männer aus dem Raum zu komplimentieren, und die auch weiter wie schon in den Stunden davor sanft und freundlich, aber bestimmt, Anweisungen gab. Diese Art sanfter Gewalt ließ auch Octavena in Kombination mit der Müdigkeit, die in ihren Gliedern wohnte, einfach alles hinnehmen, was die Hebamme sagte.
    Nicken und gehorchen beziehungsweise alles über sich ergehen lassen.
    Nach den letzten Stunden überraschte es sie dann fast wie schmerzlos die Plazentageburt von Statten ging und auch danach ließ sie schläfrig wie sie sich inzwischen fühlte Alpina einfach weiter gewähren.
    Octavena wollte sich nur noch ausruhen. Wieder Kräfte sammeln. Nur noch schlafen.

    Natürlich hatte Octavena sich schon den einen oder andern Gedanken zu möglichen Namen für ihr Kind gemacht. Zumindest was den römischen Part anging, denn als Teil einer germanischen Familie würde ihre Tochter vermutlich wohl eine doppelte Benennung erfahren. Das war eines der Dinge gewesen, womit sie sich in ihrer Schwangerschaftsnervosität abgelenkt hatte.
    Trotzdem war das eigentlich eine Entscheidung, die sie nicht allein treffen wollte, und erst recht nicht wollte sie Witjon gegenüber ihrem Onkel vor vollendete Tatsachen stellen, auch wenn beide Männer sie nun fragend anblickten.
    Kurz überlegte sie, die Sache einfach zu verschieben und sich auf ihre eigene Müdigkeit zu berufen, aber dann blieb ihr Blick wieder auf ihrer Tochter in Witjons Armen haften und genauso schnell wie der Gedanke aufgekommen war, verschwand er wieder. Zwar mochte noch Zeit sein bis sie sich offiziell für einen Namen entschieden haben mussten, aber es bestand - egal wie sehr Octavena es zu verdrängen suchte - immer noch die Chance, dass alle Gebete nutzlos sein und ihre Kleine nicht einmal diese wenigen Tage überleben würde. Aber selbst dann sollte sie doch nicht namenlos sterben. Und schließlich hatte Crispus ja auch Recht: Man durfte doch mal wenigstens darüber nachdenken.
    "Was hälst du von Camelia?", entschied Octavena sich also der bleiernen Müdigkeit in ihren Knochen zum Trotz für den Mittelweg und formulierte ihren Vorschlag absichtlich als eine Frage an ihren Mann, um ihm auch noch eine Möglichkeit zum Widerspruch zu bieten, während sie selbst weiter den Blick kaum von dem Neugeborenen in seinen Armen wenden konnte, "Oder willst du sie nach jemandem benennen?"

    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Ich muss mich für die nächste Zeit erst mal abmelden, weil ich umziehe und in dem Chaos noch nicht weiß, wann ich wieder zuverlässig Internet haben werde.


    Ging doch einiges schneller als gedacht, weshalb ich jetzt auch wieder völlig anwesend bin :)

    Nun, wo sie das Neugeborene an ihren Mann übergeben hatte, konnte Octavena eine ähnliche Szene wie schon zuvor Alpina beobachten: Der erste Kontakt zwischen Eltern und Kind. Ein vorsichtiges Kennenlernen begleitet von leisem Gequengel des Babys und dem faszinierten Blick des Erwachsenen, in dessen Armen es lag.
    Lächelnd ließ Octavena sich in die Kissen zurück sinken und sah einfach dabei zu, wie Witjon ihre gemeinsame Tochter betrachtete, so überwältigt, dass er seinen Satz abbrach als fehlten ihm die Worte, um das Bündel in seinen Armen angemessen zu beschreiben. Und in diesem Moment hatte auch Octavena das Gefühl, dass ihr Herz bersten wollte. Vor Glück. Vor Stolz. Vor Liebe und vor Rührung angesichts des Bildes, das sich ihr hier bot.


    "Soweit ganz gut", antwortete sie dann irgendwann schließlich auf seine Frage, auch wenn sie im Stillen doch etwas belustigt davon war. Wie sollte es ihr schon gehen? Sie hatte gerade Stunden schreiend damit verbracht, ein Kind zur Welt zu bringen. Zuckerschlecken war das sicher nicht gewesen. Ein Gedanke, den sie allerdings für sich behielt, denn Witjon meinte es ja doch nur gut.
    "Etwas Schlaf und Ruhe und ich bin bald wieder auf der Höhe."
    Ein Lächeln huschte über ihr müdes Gesicht, als sie zusah wie ihre Tochter ihre kleine Hand um seinen Zeigefinger schlang. "Mach dir da keine Gedanken."

    Octavena nickte Alpinas Erklärungen, dass es noch nicht ganz vorbei sei, einfach ab. Wie die Hebamme gesagt hatte. Darum würden sie sich später kümmern. Eins nach dem anderen.
    Und nun war der nächste Punkt erst einmal ihr Mann, der Vater des rosa Bündels in ihren Armen.


    Mit einem kleinen Lächeln beobachtete Octavena Witjons Mimik, als er den Raum betrat und sie sich zwang, für einen Moment die Augen von ihrer Tochter zu wenden. Von der Aufregung, mit der er auch herein geeilt kam, zu dem Dauerlächeln, das sie noch einmal fast genauso glücklich machte wie das Kind, das sie noch immer in den Armen hielt, über den Kuss, mit dem er Mutter und Tochter bedachte.
    "Unser Mädchen", erklärte Octavena dann, obwohl sie vermutete, dass Alpina ihm das Geschlecht schon mitgeteilt hatte, und übergab ihm mit schon penibler Vorsicht das Neugeborene.