Von der Porta kommend erfuhr der Petronier rasch, dass Pinarius Pegasus gerade der diensthabende Tribun war und war zu ihm vorgelassen worden. Pegasus war genauso dicklich und erfolglos, wie Lucius ihn zurückgelassen hatte - obwohl er selbst ja auch nicht gerade gesund war, spürte er doch schon jetzt eine gewisse Überlegenheit, obwohl Pegasus weiterhin die Cohors X kommandierte.
Natürlich hatte man die CU auch schon informiert, dass Petronius Crispus wieder im Dienst war. Pegasus versuchte zuerst, ein bisschen Smalltalk zu betreiben, aber da der Petronier immer noch nicht gut darin war und die Nachfragen nach seiner Gesundheit, seinen Erlebnissen und irgendwelchen Klatsch aus Rom recht einsilbig beantwortete, beschloss der Pinarier schließlich, denen Kameraden direkt in sein neues altes Officium zu führen.
"Dein Vorgänger war nicht sehr lange hier - er hatte wohl irgendwie gute Kontakte zum Kaiserhof und hat nach nur zwei Jahren hier die Präfektur bei der Ala I Gallorum Tauriana bekommen... kannst also direkt dort wieder anknüpfen, wo du aufgehört hast."
Er öffnete die Tür zum Officium, das komplett leer war, ebenso das Vorzimmer des Cornicularius.
"Sein Büro hat er alles mitgenommen. Den Cornicularius auch."
erklärte Pegasus und Lucius zuckte mit den Schultern. Das mit dem Mobiliar war kein Problem, aber einen fähigen Assistenten brauchte man.
"Ist Ulpius noch im Stab?"
"Welcher Ulpius?"
"Na, mein früherer Cornicularius! Ich hatte ihn damals aus Alexandria mitgebracht..."
"Ach der! Der ist inzwischen nach Germania versetzt worden. Zur Legio XXI glaube ich... ist jetzt Centurio!"
Tja, wie der Petronius prophezeit hatte - Ulpius war ihm ein treuer Mitarbeiter gewesen und ein kluges Köpfchen. Eigentlich logisch, dass er wirklich Karriere machte!
"Na, dann werde ich mich mal umschauen müssen... Aber zuerst einmal brauche ich einen Tisch, einen Stuhl und einen Abakus. Sonst kann ich nicht arbeiten!"
entschied er. Pegasus grinste.
"Du weißt ja, wo du die Zuständigen finden kannst! Ich schick' dir einen Soldaten als Ordonnanz für's Erste!"
Mit diesen Worten ließ der Pinarier Lucius allein in dem leeren Büroraum. Der Petronier seufzte - es war doch irgendwie komisch, hierher zurückzukommen... alles war gleich, aber doch irgendwie auch komplett verändert!
Beiträge von Lucius Petronius Crispus
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Die beiden waren scheinbar nicht besonders aufmerksam, wenn sie nicht wussten, wer ihre sieben höchsten Offiziere waren. Aber vielleicht gab es auch Personalrochaden gerade. Er würde jedenfalls nicht zu irgendeinem dahergelaufenen Centurio gehen, um das rauszufinden - war schließlich kein Staatsgeheimnis!
"Na, dann finde ich das schon heraus."
sagte er deshalb.
"Sehr gut." -
Einfache Milites - tatsächlich! Aber offensichtlich war zumindest der eine ziemlich vom Glück verwöhnt, denn so ein Anwesen bekam nicht jedermann einfach geschenkt. Rom war immerhin eine Millionenstadt, da war der Boden teuer und nur ein Bruchteil aller Römer konnte sich überhaupt leisten, nicht in einer Mietskaserne zu wohnen. Bei seiner Geburt musste wirklich eine perfekte Konstellation von Sonne, Mond und Aszendent am Himmel gestanden haben!
Sonst schien dieser Purgitier ein ganz einfacher Kerl zu sein, der vorankommen wollte - eine Sache, die auch Lucius gut fand: Sein Vater hatte sich immerhin auch vom einfachen Miles zum Duumvir hochgearbeitet und ihm damit erst ermöglicht, den ritterlichen Cursus Honorum anzutreten!
"Es ist gut, jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann."
bemerkte er mit Blick auf die Freundschaft der beiden. Der Petronier selbst hatte zwar das Konzept der Freundschaft nie richtig verstanden (er hatte auch nie Freunde gehabt), aber mit seinem Sklaven Armin hatte er zumindest auch eine Verbindung, auf die Verlass war.Auch der andere "Hausherr" schaltete sich ein - dass er so bezeichnet wurde, zeigte Lucius zwar, dass Lurco offensichtlich ein Einfaltspinsel war, denn ein Haus hier in Rom war ja beiweitem mehr wert als ein fleißiger Sklave, aber er sagte natürlich nichts. Nur zu der etwas unqualifizierten Frage musste er sich äußern:
"Wie schon gesagt war ich Tribun. Ich wurde krankheitsbedingt beurlaubt und bin gerade wieder nach Rom zurückgekehrt. Deshalb habe ich auch eine Bleibe gesucht. Gleich morgen werde ich aber sehen, ob ich meinen alten Posten zurückbekommen kann - wisst ihr zufällig, ob alle Tribunate bei den Urbanern aktuell vergeben sind?"Sim-Off: Günstig wäre natürlich, wenn ihr von freien Plätzen wisst, da ich dem ja schon vorgegriffen und erfolgreich um Wiedereinsetzung gebeten habe
Und die Unfreundlichen Gedanken bitte nicht persönlich nehmen -
Bin bei der Suche nach Inspirationen für meine neue SimOn-Bleibe auf eine Seite gestoßen, die Ostia in 3D rekonstruiert und auch ein paar nette Filmchen gemacht hat:
http://www.colonia-ostiensis.com -
Wenn man nachdachte, kamen auch Ideen - das zeigte sich wieder einmal!
"Das würde mich auf jeden Fall interessieren!"
erklärte der Petronier zu dem Vorschlag. Er wusste zwar nicht, ob jemand, der hier ein Haus in gehobener Klasse besaß, wirklich bereit war, dieses zwischenzuvermieten - die meisten derartigen Häuser hier gehörten ja Leuten, die so altes Geld hatten, dass sie eigentlich niemals etwas hätten erwirtschaften müssen, um den Rest ihres Lebens sorgenfrei Geld ausgeben zu können. Aber das konnte dieser Purgitier ja auch herausfinden!
Die Vorstellung eines vollgestopften Hauses gefiel ihm zwar nicht sonderlich - aber man konnte das ja notfalls ändern und es lohnte sich auf jeden Fall, es sich einmal anzusehen!Er trank auf das erneute Prosit und dachte kurz nach.
"Und ihr beide seid also gewöhnliche Milites der Cohortes Urbanae? Wie kommt es, dass ihr gemeinsam ein Haus hier besitzt?"
Vielleicht ließ sich so etwas klären, wie diese inkonsistente Konstellation zustande kam... und wer hier der reiche Erbe war! -
Falerner! Lucius war beiweitem kein Weinkenner - aber dieser Name war so legendär, dass selbst er ihn kannte! Dummerweise hatte sein Arzt ihm geraten, Wein möglichst zu verdünnen. Also griff er nach der Karaffe auf dem Tisch und goss den Becher voll.
Hätte er geahnt, was der Miles über ihn dachte, wäre er sicherlich direkt aufgestanden und gegangen. Aber glücklicherweise war der Petronier nicht nur kein Gedankenleser, sondern auch relativ unsensibel für Stimmungen und Gefühle anderer.
"Na, mit so einem Haus mitten in Rom sollte das Zubrot ja gesichert sein."
Ein Entlassungsgeld gab es ja auch nocht!
"Es muss kein leerstehendes Haus sein. Vielleicht hat ja auch jemand Interesse an einem etwas liquideren Mieter oder Käufer..."
bemerkte er und stieß mit an.
"Auf den edlen Tropfen!"
Er nahm einen Schluck - natürlich konnte er den hohen Wert des Getränks nicht im Geringsten wertschätzen (genaugenommen mochte er ja Bier sowieso lieber, auch wenn sein Arzt ihm das ebenfalls verboten hatte!).
"Dein Sklave hat mir 5 Sesterzen pro Nacht pro Person angeboten. Ich nehme das Angebot gerne an, wenn das für euch kein Problem ist."
Wenn die beiden keine Tipps hatten, würde er sich noch in den anderen Kneipen umhören müssen. Irgendwer hatte sicherlich eine geeignete Bleibe für einen Eques! -
Der fette Soldat war offensichtlich schwer von Begriff - natürlich war die Nachricht relativ frisch, aber der Umstand, dass Lucius davon erfahren hatte, ließ doch ableiten, dass die Urbaner - immerhin seine Untergebenen - über so etwas auch auf dem Laufenden waren! Dass dieser Rufius es nicht bemerkt hatte, ließ auf jeden Fall annehmen, dass Octavius Victor sein Amt noch nicht offiziell angetreten hatte.
"Das hättest du sicherlich bemerkt."
erklärte Lucius deshalb. Ein neuer Kommandeur ließ immerhin sicherlich die ganze Truppe antreten, um sich vorzustellen!
"Lass mal herausfinden, ob Octavius in der Praefectura Urbis schon seinen Dienst aufgenommen hat. Aber bring mich vorher zum diensthabenden Tribun - oder wer hier auch immer das Oberkommando führt!"
Vor seinem Weggang war zumindest regulär ein Tribun in der Castra oder auf Abruf gewesen - das hatte sich sicherlich nicht geändert! -
"Ich habe gehört, dass der Posten neu besetzt wurde - ist Octavius Victor aktuell da?"
fragte der Tribun weiter, nachdem der Soldat bis auf seinen Gruß nichts mehr sagte. Immerhin gab es ja auch noch die Praefectura Urbis in der Stadt, wo der Stadtpräfekt üblicherweise mehr Zeit verbrachte als hier... -
Also auch ein Miles - wenn auch ein Fachmann. Das sprach nicht dafür, dass er aus einer allzu noblen Familie stammte...
"Es freut mich, dass ich in eurem Gasthaus Unterkunft bekomme. Das Haus macht wirklich einen guten Eindruck!"
bestätigte er - das war wirklich praktisch, auch wenn es überhaupt nicht wirkte wie eine klassische Absteige, sondern eher wie ein geräumiges Privathaus. Aber kam ihm ja nur zugute!
"Aber ich will euch nicht unnötig lange zur Last fallen, wie gesagt - ich suche eigentlich eine feste, dauerhafte Bleibe für mich. Da wäre es sehr nützlich, wenn ihr einen Tipp habt. Oder die Augen offen haltet." -
Die Reaktionen der beiden "Hausherren" waren durchaus interessant: Der eine, der sich als gewöhnlicher Miles vorstellte, wirkte recht entspannt - der andere kapierte dagegen, wen er da vor sich hatte und spurte ordentlich, erwähnte aber nicht seinen Rang. Vielleicht waren es zwei Freunde, der eine mit Geld und Manieren, der entsprechend vielleicht wirklich direkt als Optio eingestiegen war, der andere sein vulgärer Kumpel, der eben mitgezogen wurde?
Lucius nahm Platz und legte die Hände übereinander.
"Das freut mich: Euer Sklave berichtete bereits, dass ihr bei den Cohortes Urbanae dient? Ich habe dort bis vor kurzem auch gedient und hoffe, dass ich meinen Dienst demnächst wieder aufnehmen kann."
Er lehnte sich zurück und wartete auf den guten Wein.
"Ich wollte mit euch sprechen, weil ich eine Unterkunft suche. Entweder eine geräumige Wohnung oder ein kleines Häuschen hier in der Gegend. Euer Sklave hat gesagt, dass ihr euch hier auskennt."
Eine wirklich komische Konstellation war das hier - der Petronier war gespannt, wie es weiterging! -
Nachdem Lucius seine Ernennung erhalten hatte, machte er sich gleich am nächsten Tag, Armin im Schlepptau, wieder auf seinen altbekannten Weg zur Castra Praetoria - wenn auch diesmal von einem anderen Ausgangspunkt aus. Es war auf jeden Fall ziemlich angenehm, zum Dienstantritt nicht durch die ganze Stadt zu müssen!
"Salve, Tribun Lucius Petronius Crispus. Ich will mich beim Praefectus Urbi zum Dienstantritt melden."
erklärte er der Wache. -
Einer der ersten Wege nach seiner Rückkehr führte Lucius zur Villa Claudia. Er war dort nicht oft gewesen, aber er erinnerte sich noch gut an den Hausherrn - und den wollte er wiedersehen! Also ließ er sich von Armin morgens seine Toga anlegen und erschien zur Salutatio, denn da konnte man am sichersten sein, dass man einen Consular persönlich erwischte. Außerdem war das ja die Zeit, zu der man seinen Patron aufsuchte...
"Salve, mein Name ist Lucius Petronius Crispus, ehemals Tribunus Cohortis Urbanae. Ich bin persönlich mit Consular Claudius Menecrates bekannt und möchte ihn gerne sprechen."
stellte er sich vor, als der Ianitor ihn fragte. -
Der Petronier folgte Terpander durch die Casa und stellte beeindruckt fest, dass es ein recht herrschaftliches Anwesen war für die Lage - so eine Bude hatte er selbst ja nicht einmal entfernt gehabt! Das, aber auch der Umstand, dass man ihn durch das halbe Haus zur Herrschaft lotste, ließ ihn ableiten, dass die Hausherren tatsächlich mindestens standesebenbürtig waren. Als er dann aber endlich im Garten stand, war er etwas überrascht - die beiden Burschen an der Sitzgruppe sahen nicht wirklich wie Adlige aus (zumindest konnte er auch keinen goldenen Ritterring erkennen) und von ihrem Alter her waren sie auch keine altgedienten Offiziere, die mit ihrem Gehalt so einen "Palast" finanzieren konnten. Stellte sich die Frage, was für Urbaner das waren...
"Salve, ich bin Lucius Petronius Crispus, Eques Romanus."
stellte er sich erneut vor und sah die beiden abschätzig an - wenn er sie richtig einordnete, musste er nicht sonderlich höflich zu ihnen sein. Andererseits hatten sie offensichtlich eine Menge Geld... vielleicht waren es auch irgendwelche Kinder reicher Eltern aus der Provinz, die man direkt in einen hohen Posten bei den Urbanern gesteckt hatte - dieser Falcidius Virginianus damals war ja auch so einer gewesen... dann war es auch kein Fehler, sie sich vorerst warm zu halten! -
Zitat
Original von Terpander
Essen schmeckte auch kalt. Zudem war es besser, wenn die Hausherren über den neuen Gast von diesem selbst informiert wurden, damit sie wussten, wie er aussah. Es könnte sonst zu Missverständnissen kommen, wenn ein Fremder in ihren Räumlichkeiten herumspazierte. Bislang hatte es hier keine Schlafgäste gegeben. Während der Petronius mit den Hausherren reden würde, könnten Terpander und Cassivellaunus schnell die beiden Räume für ihn und seine Sklaven herrichten."Wenn du mir bitte folgen würdest", sprach Terpander und gab den Weg in den Garten vor.
Eigentlich hatte Lucius schon gedacht, dass er zuerst noch essen konnte oder man die Hausherren einfach herbeiholte - wenn es sich hier nicht wenigstens um standesebenbürtige Offiziere handelte, war es ja durchaus angemessen, sich für einen Gast wie ihn in Bewegung zu setzen!Aber da der Sklave seine Forderung wörtlich nahm, schaufelte er sich eben noch schnell zwei Löffel Puls in den Mund und schluckte sie herunter, während er schon aufstand und folgte.
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"Dann nehme ich zwei Zimmer nebeneinander."
antwortete der Petronier - das war auf jeden Fall mehr Leistung für das gleiche Geld, also die rationalere Variante. Nachts brauchte er Armin sowieso nicht - er war ja kein Senatorenschnösel, der sich die Schuhe nicht selbst binden konnte!Dass die beiden Herren Urbaner waren, überraschte Lucius dann - normalerweise lebten Soldaten ja in der Castra Praetoria und hatten keine Geschäfte nebenher laufen. Das galt natürlich nicht für Offiziere, weshalb er schlussfolgerte, dass es sich um solche handeln musste.
"Dann möchte ich sie so schnell wie möglich sprechen."
Er hatte immerhin keine Zeit zu verlieren! -
Lucius nickte - wenn er berechnete, dass ein Brot und eine Kanne Landwein schon 1.80 ausmachten, dann war der reine Übernachtungspreis angemessen, sofern es sich um eine saubere Unterkunft handelte.
"Einverstanden!"
bestätigte er daher und begann das angebotene Essen zu löffeln.
Die Anmerkung des Wirts - oder vielmehr seines Sklaven, wie man aus der Aussage ableiten konnte - ließ ihn aber innehalten. Wieso sollten die Hausherren sich Zeit für ihn nehmen? Das klang ja fast, als wäre er hier her gekommen, weil er mit ihnen reden wollte! Er sah Terpander also erst einmal fragend an, ehe er kombinierte, dass sich die Aussage auf seine Frage wegen der Wohnungen beziehen musste.
"Wenn sie mir einen Tipp geben können, wo ich hier in der Gegend eine geräumige Wohnung mieten oder kaufen kann, wäre das nützlich."
antwortete er deshalb und löffelte noch ein wenig Puls. Der Brei schmeckte eher etwas fad, aber Lucius traute sich auch nicht, etwas Scharfes oder Süßes hineinzutun - die Ärzte hatten gewarnt, dass das die gelbe Galle ungut anregen konnte!"Meine Sklaven schlafen bei mir. Oder gibt es einen Raum mit Vorzimmer?"
So war es schon in der Casa Petronia in Mogontiacum gewesen - Armin hatte im Vorraum geschlafen, sodass er immer in Rufweite war.
"Oder zwei Räume nebeneinander, das geht auch."
Wenn er für die Sklaven schon den vollen Preis zahlte, konnten sie ja auch die vollen Annehmlichkeiten haben! Die beiden gaben aber keine Hinweise, ob sie irgendeine Variante bevorzugten. -
Zitat
Original von Terpander
"Wir haben heute Blutsuppe, frische Lukanerwürste und Braten. Puls gibt es ebenso jeden Tag, oder frisches Obst, Eier ... aber die Blutsuppe ist besonders gut.""Wir haben sehr viele freie Räume. Die Casa Leonis wird momentan nur von drei Sklaven und gelegentlich den beiden Hausherren bewohnt. So lange du den Pfau nicht störst, wird sich ein Raum für dich finden lassen."
Wenn Terpander den Gast nicht auf das sensible Gemüt des Pfaus hinwies, würde es Ärger für ihn geben. Terpander machte sich daran, den besten Wein mit frischem Brunnenwasser zu mixen und stellte dem Gast einen Becher hin. Er schenkte großzügig aus dem Tonkrug ein, den er anschließend gleich auf dem Tisch stehen ließ.
Der Petronier und seine beiden Sklaven im Gefolge traten ein und nahmen an dem Tisch Platz. Früher war Lucius häufiger in solchen Spelunken unterwegs gewesen, von denen es tausende in Rom gab.Als Terpander die Speisekarte aufzählte, wurde Lucius fast ein bisschen schlecht - Blutsuppe vertrug sein Magen ganz sicherlich nicht, auch wenn sie objektiv bestimmt lecker war.
"Puls genügt. Ohne Obst."
bestätigte er nochmals seine Bestellung, während Armin ergänzte:
"Wir nehmen zweimal die Blutsuppe!"
"Nein, zweimal Lukanerwurst."
korrigierte der Petronier mit Nachdruck - der Gedanke, den "Duft" von Blutsuppe vor der Nase zu haben, förderte schon seinen Brechreiz!Er griff nach dem Wein und nahm einen Schluck.
"Ein Pfau? Naja, solange er nicht beißt."
bemerkte er dann zu der Unterkunft. Wenn irgendein Vieh ihn beißen wollte, würde er ihm eigenhändig den Hals umdrehen...
"Was kostet die Übernachtung?" -
Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus
Palatium Augusti
RomaLucius Petronius Crispus Eques Romanus Imperatori suo s.d.
Vor geraumer Zeit war ich gezwungen, meinen Dienst bei den Cohortes Urbanae aufgrund von Krankheit zu quittieren. Zuvor diente ich dir einige Jahre als Tribunus. Ich wurde für meinen Einsatz bei Aufständen in Rom von dir persönlich mit einem Clipeus ausgezeichnet. Zuvor diente ich dir schon als Subpraefectus Classis Alexandrinae. Dort wurde ich für meine Leistungen mit einer Hasta Pura ausgezeichnet.
Nach meiner Genesung bitte ich dich deshalb, mich wieder in den Militärdienst aufzunehmen. Ich bin wieder kräftig genug, meinen Dienst zu versehen. Ich habe gehört, dass in den Cohortes Urbanae Stabsränge frei sind und würde gern in meine alte Einheit zurückkehren. Ich bin aber auch bereit, einen anderen Posten anzunehmen.
Ich hoffe, als dein treuer Diener Berücksichtigung zu finden.
http://gdurl.com/3RSu
gez.
[FONT=freestyle script, amaze]L Petron. Crispus[/FONT]
TRIBUNUS COHORTIS URBANAE - COHORTES URBANAE -
Lucius' erste römische Wohnung in Trans Tiberim war nicht mehr - Atilius hatte die beiden Wohnungen wieder getrennt und weiter vermietet, nachdem der Petronier seine Mietzahlungen eingestellt hatte. Also hatte Lucius in Rom auch keinen Ort mehr, wo er wohnen konnte. Er hatte sich allerdings die Stadtkarte angesehen und als logisches Zielgebiet für eine neue Bleibe den Viminal ausgemacht - er lag nicht weit von der Castra Praetoria, wo er hoffentlich wieder eine Stelle als Tribun finden würde, aber auch nicht zu fern von Roms Zentrum, wo er vielleicht ebenfalls eines Tages einen lukrativen Posten bekommen würde. Als er also zusammen mit Arminius und einem weiteren Sklaven in die Urbs zurückkehrte, begab er sich zunächst einmal in diese Gegend und besuchte die erstbeste Taberna, die er fand - üblicherweise bekam man dort am ehesten mit, wo es freie Wohnungen gab.
"Salve, mein Name ist Lucius Petronius Crispus, Eques Romanus."
, stellte Lucius sich gleich mit seinem Rang vor, um sich Respekt zu verschaffen - außerdem schadete so ein Hinweis ja nie, wenn man eine seriöse Wohnung suchte!
"Ich möchte einen Puls, einen Becher Wein mit viel Wasser und außerdem suche ich eine Wohnung hier in der Gegend."
Natürlich kam er sofort auf den Punkt - mit seinem Leiden hatte er sowieso die Lust am Zechen verloren, denn die Ärzte hatten ziemlich übereinstimmend darauf hingewiesen, dass Wein die gelbe Galle eindickte und damit wieder zu Schüben seiner Schmerzen führte.
"Und gibt's hier eine Übernachtungsmöglichkeit, bis ich eine Wohnung gefunden habe?"
, fügte er noch an und sah zur Decke, über der es ja vielleicht Gästezimmer gab. Immerhin war die Via Nomentana eine wichtige Ausfallstraße Roms und hier kamen bestimmt viele Besucher der Stadt durch... -
Pyrgi war eine Colonia mit Hafen unweit von Caere, einer alten Etruskerstadt. Die Villa Petronia lag ein ganzes Stück im Hinterland des Ortes. Lucius Petronius Crispus hatte es durch ein geschicktes Manöver erhalten, indem er als Tribun dafür gesorgt hatte, dass es verkauft wurde, und dann über einen Strohmann selbst günstig erworben. Erstmals hatte er aber erst längere Zeit dort verbracht, nachdem eine Leberverstopfung ihn niedergestreckt hatte. Die Krankheit hatte sich als langwierig erwiesen und der Arzt hatte ihm empfohlen, die schlechte Luft der Stadt zu meiden. Also hatte Crispus sein Erspartes genutzt, um den Bau seiner Villa voranzutreiben und war wenig später selbst auf die Baustelle gezogen.
Inzwischen stand eine bescheidene Villa Rustica mit gehobenem, aber nicht besonders prächtigem Wohntrakt für die Herrschaft - Lucius war ein sparsamer Mensch und hatte keinen Sinn für Kunst oder Protzerei. Natürlich hatte er darauf geachtet, dass er nicht mikrig wirkte - immerhin wohnten in der Nähe auch andere Equites und Senatoren, mit denen er eigentlich Kontakt aufnehmen wollte. Da die Krankheit sich allerdings als langwierig erwiesen hatte - Lucius testete alle Ärzte aus Pyrgi, die er bekommen konnte - und mit einer absoluten Appetitlosigkeit, ja Abscheu vor allem Fettigen und selbst vor Wein einherging, war es nicht so einfach gewesen, Gäste zum Essen einzuladen oder Einladungen anzunehmen. Lucius war also eher allein geblieben, hatte sich vor allem mit seinem Sklaven Arminius und seinem finalen Arzt Hipparchos beschäftigt. Hipparchos war ein astrologisch orientierter Mediziner - neben Medikamenten, Aderlässen und Diätik hatte er Lucius vor allem auch gezeigt, welchen Einfluss die Sterne auf den Mikrokosmos "Mensch" hatten. Zuerst war der Petronier skeptisch gewesen, denn wie sollten weit entfernte Himmelskörper sich auf die kleinen Menschlein auf der Erde auswirken? Da die Therapien von Hipparchos aber die wirksamsten waren, wuchs sein Interesse für die Läufe der Sterne und ihre Wirkungen und er beschäftigte sich zunehmend mit Astronomie und Astrologie. Das war eine Wissenschaft, wie sie ihm gefiel: Basierend auf präziser Beobachtung, komplizierter Mathematik und logischen Schlussfolgerungen - Lucius war begeisterter, je länger er sich damit beschäftigte!
Das half ihm auch darüber hinweg, dass seine Bauchschmerzen nicht recht verschwinden wollten. Zunächst war es immer schlimmer geworden, er hatte sich richtig gelb verfärbt, hatte im Oberbauch Schmerzen gehabt und auch noch Durchfall bekommen. Die Ärzte hatten erklärt, dass es mit der gelben Galle - der Cholera - zusammen hänge, und ihm eine Diät ohne fette Speisen, Eier und Süßes verschrieben. Die Diagnose lautete "Leberverstopfung". Weder das, noch die regelmäßigen Aderlässe hatten aber geholfen - erst als Hipparchos die Sterne mit zur Rate zog, seine Medikamente von Mondphasen und Aszendenten abhängig machte und dem Petronier zeigte, wie man sich im Einklang mit den Sternen ernährte, waren die Schmerzen erträglicher geworden.