Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Der Tribun hatte sich schnell wieder eingefunden in seinen Arbeitsalltag. Mit dem sportlichen Training sah es zwar noch schlecht aus - zu viel Anstrengung erzeugte immer noch Übelkeit - aber die Arbeit am Schreibtisch ging ihm ganz gut von der Hand.


    Als es klopfte, rief er

    "Herein!"

    und begrüßte dann seinen Klienten und Centurio:

    "Salve, Octavius! Ich wollte dich auch noch einmal persönlich sprechen - wir haben uns ja lange nicht gesehen, aber ich hoffe, du bist weiterhin mein treuer Klient und kannst mir berichten, was es Neues gibt in Rom und bei den Cohortes."

    Ein paar Wünsche zwischendurch (die natürlich nicht höchste Priorität haben, aber für mich praktisch wären):

    - in der mobilen Version finde ich es etwas unpraktisch, dass man oben erst über die recht großen "Wusstest du schon...", Wetter- etc. Einblender scrollen muss - die wären da evtl. unten sinnvoller angebracht.

    - kann man beim Klick auf ein Thema direkt auf das aktuellste Posting kommen?

    - Gibt es eine "Anleitung" für das neue Forum? Ich muss sagen, dass ich doch hin und wieder Schwierigkeiten habe, mich zu orientieren bzw. mir denke, dass es bestimmt "Abkürzungen" gibt (z.B. habe ich gerade erst die Möglcihkeit entdeckt, das Posting im Quellcode anzuschauen)


    Die Centuriae der Cohors XII haben sich morgen zur VIIII. Stunde auf dem Exerzierplatz einzufinden, um ihren neuen Tribun zu begrüßen!


    Centurio Marcus Octavius Maro hat sich zur III. Stunde im Officium des Tribuns zu melden.


    L. Petronius Crispus
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    Grausame Hinrichtungsrituale gefielen Lucius auch - seit dem Tag, als er Caius' überraschten Blick gesehen hatte, als dieser ihm sein Schwert in die Brust gerammt hatte, empfand er eine ziemliche Faszination für den Anblick von Blut und Sterbenden. Wie jemandem die Haut abgezogen wurde, hatte er allerdings noch nie erlebt - sicherlich auch medizinisch sehr interessant! Ehe er aber seine Einschätzung dazu geben konnte, bemerkte Lurco etwas zum Bestand.

    "Ach, es gehen mehr von ihnen ins Amphitheater, als man denkt!"

    "Brot und Spiele" waren immerhin seit Divus Augustus das Konzept, mit dem die Plebs zufrieden gehalten wurde!

    "Aber es stimmt, wir werden nur die hinrichten können, die wir erwischen! Da können wir auf jeden Fall weiterarbeiten!"

    Da ging die Phantasie des Purgitiers wohl ein bisschen mit ihm durch - aber die Grundannahme war natürlich rational: Abschreckung funktionierte vor allem, wenn Zeugen von den Strafen erfuhren!

    "Na, ich weiß nicht, aber so in die Richtung."

    Er nahm einen Schluck aus dem Becher und überlegte, ob er den beiden Burschen gleich anbieten sollte, sie als Klienten zu gewinnen - sie waren zwar nicht so intelligent wie er und ein bisschen einfacher gestrickt, aber wenn sie auch bei den Urbanern dienten, waren sie vielleicht doch nützlich...

    Der Petronier ließ sich in das Arbeitszimmer des Consulars führen. Er war schon einmal hier gewesen und eigentlich war er auch schon lange hier in Rom - trotzdem fühlte er sich von der Pracht und Weitläufigkeit der Villa ein bisschen eingeschüchtert (und fühlte sich auch in der Toga unwohl). Das Arbeitszimmer war demgegenüber angenehm spartanisch.

    "Salve, Praef-"

    setzte er gewohnheitsmäßig den Claudier und korrigierte sich dann sofort:

    "Consular Claudius. Ich bin hier, weil ich dein Klient werden will."

    Lucius war ein Mann, der nicht lange um den heißen Brei herumredete - also auch hier nicht!

    "Mein Plan ist, wieder in den Militärdienst einzutreten, wie gesagt."

    antwortete Lucius erst einmal, bevor Scatos Nachfrage ihm klar machte, dass er ihn falsch verstanden hatte. Ein bisschen naiv klangen die beiden auch, aber es waren ja eben junge Burschen und neu in der Urbs. Trotzdem mochte der Petronier natürlich die Schleimerei...

    "Aber das entscheidet natürlich der Imperator. Wenn ich wieder bei den Cohortes Urbanae eingesetzt werden sollte, werde ich sehen, was wir tun können. Die Hauptstraßen sind nicht wörtlich gemeint - was unsere Aufgabe ist, ist zuerst einmal, die unbescholtenen Bürger zu schützen, wie gesagt. Das heißt zu verhindern, dass diese Messerstecher und Banditen zu frech werden, am hellichten Tag auf offener Straße ihren verbotenen Geschäften nachgehen und so weiter. Oder angesehene Mitglieder unserer Gesellschaft zu belästigen. Das funktioniert mit Abschreckung. Aber auch das können wir nur beschränkt leisten, wie gesagt."

    Crispus hatte eine gewisse Erfahrung als Offizier - schon in Alexandria war aufmüpfige Plebs ein Arbeitsgebiet von ihm gewesen und im Kampf gegen Zusammenrottungen konnte man auch konventionelle Militärtaktik anwenden. Das waren logische, berechenbare Aktionen - ganz anders als der Kampf gegen dieses ungreifbare Monster "organisierte Kriminalität"... wenn Lucius ehrlich wäre, hätte er wahrscheinlich zugeben müssen, dass er auch keine besseren Ideen dazu hatte als die beiden Milites!

    Bei allen Sprachbildern hatte Lucius doch Zweifel, ob der "Tropfen" der Urbaniaci wirklich die weitverbreitete Kriminalität sprengen konnte - aber vielleicht waren diese beiden Milites mit mehr Glück als Verstand auch nicht die Gesprächspartner, mit denen man das rational diskutieren konnte. Immerhin glaubten sie an das, was sie gelernt hatten.

    Trotzdem ließ der Petronier sich dazu hinreißen, seine Position logisch zu begründen:

    "Ich habe damals im Sklavenaufstand gekämpft - gegen sowas gibt es Taktiken, seither wird beispielsweise Häuserkampf stärker trainiert bei uns. Aber die Strukturen der Kriminellen sind sehr viel komplexer, sie sind - gerade in der Subura - verwurzelt in der Bevölkerung, wenn man einen Kriminellen tötet, tritt ein anderer an seine Stelle."

    Mancher hätte wohl das Bild von der Hydra benutzt - aber Lucius hielt nichts von diesen Schauermärchen und er hatte auch noch nie ein vielköpfiges Tier gesehen!

    "Man muss einfach realistisch bleiben: Wir können verhindern, dass diese Banditen unbescholtene Bürger Roms belästigen, die unter ihresgleichen wohnen. Gegen Sümpfe wie die Subura würde es nur helfen, alles anzuzünden und das ganze Pack mit ihren Freunden, Hehlern, Huren und was sonst dort lebt auszulöschen."

    "Ausgezeichnet. Gib mir eine Liste, genau."

    bestätigte der Tribun und nickte. Dass die Kohorte ebenfalls auf Sollstärke war, stellte ihn natürlich auch zufrieden.

    "Ich will auch eine Liste zum Status der Einheit: Mannstärke der Centuriae, Namen der Offiziere, Krankenstand, Absenzen und so weiter."

    Er sah zu einem der dienstältesten Centurionen, die er schon von früher kannte.

    "Und ich brauche einen Cornicularius, der sich mit Buchhaltung auskennt!"

    Sein alter stand ja nicht mehr zur Verfügung...

    Es war natürlich völlig unlogisch zu glauben, Mars oder sonst eine Gottheit hätten hier plötzlich Vergeltung geübt - so etwas konnte nur einem abergläubischen Narren einfallen! Aber einfache Soldaten waren ja oft nicht mit dem schärfsten Verstand gesegnet... wahrscheinlich hatte die konkurrierende Bande sie vergiftet. Oder es waren doch die Speculatores gewesen...


    "Na, meine Erfahrung sagt mir, dass selbst Urbaner und Prätorianer zusammen leider nicht die Mannstärke haben, um die Gosse komplett sauber zu halten. Aber ich denke, wir können schon ganz glücklich sein, wenn wir wir die Hauptstraßen frei halten und den Dreck dort lassen, wo er hingehört!"
    belehrte er den jungen Mann auch in Sachen Erwartungen an die Leistungsfähigkeit der Stadteinheiten: Mit gerade einmal 6000 Mann Sollstärke bei rund einer Million Einwohner - wobei gerade die Prätorianer ja noch andere Aufgaben übernahmen und sich kaum mit "gewöhnlicher" Kriminalität abgaben - war es irrational zu glauben, man könnte die organisierte Kriminalität wirksam ausschalten. Gerade in der Subura oder am Aventin gab es Gegenden, in die die Urbaniaci zu Lucius' Zeiten einfach nicht gegangen waren. Ebenso wenig wie das rechtschaffene römische Bürger taten... solange sich die Brandstifter, Erpresser und Mörder also dort gegenseitig bekriegten, konnte das Rom und dem Kaiser egal sein!
    "Aber gut, wenn wieder eine dieser dreckigen Banden das Handwerk gelegt wurde!"

    "Wenn das so ist, werde ich mich darum kümmern. Ich nehme an, eine Phalera wäre angemessen? Oder haben sich einzelne Soldaten sogar Armillae verdient?"
    Natürlich würde er sich schlau machen müssen - aber wenn sein Klient jemanden für eine Auszeichnung vorschlug, dann war er erstmal geneigt, ihm zu glauben!


    Dass eine einzelne Bande mehr Sicherheit für ganz Rom ausmachte, überraschte den Tribun dagegen wieder ein bisschen - aber vielleicht galt die Aussage auch eher für den Teil, den ein einzelner Centurio eben überblicken konnte...
    "Wurden die Verluste durch diese Hinterhalte der Krähen schon wieder ausgeglichen?"

    Zitat

    Original von Marcus Octavius Maro
    Bevor Maro noch auf die Frage des Optios antworten konnte, ging die Tür auch schon auf.


    Auf die Frage des Tribun nickte Maro. "Wir haben seither keine Aktivitäten, die mit dieser Gruppe in Verbindung standen mehr registriert. Aber natürlich ist das nur die Ruhe vor dem Sturm. Es war ja bisher immer so, dass eine Gruppe, die sich zerschagen hat, über kurz oder lang von einer anderen ersetzt wird, die sich in der entstandenen Lücke breit macht. Wir können in unserer Aufmerksamkeit nicht nachlassen. Ich möchte ausdrücklich die hervorragende Leistung der Milites hervor heben. Und die der Optiones." meinte er mit einem Seitenblick auf Cerretanus.
    Die Männer hatten sich unter schweren Bedingungen hervorragend bewiesen und das durfte der Tribun auch wissen.
    "Was die allgemeine Lage angeht würde ich sagen, dass es insgesamt positiv aussieht. Auch von der Bilanz her. Der Angriff auf die Station zeigt, dass wir sie stören in ihren Aktivitäten und sie uns gerne los werden würden. Gestörte Feinde machen Fehler. Und wir können den Kampf endlich konsequent dort hin tragen, wo unsere Gegner sind, was eine proaktive Strategie ermöglicht."


    Dass Octavius Maro sich zu Wort meldete, registrierte der Tribun wohlwollend - immerhin bestätigte jede intelligente Anmerkung von ihm, dass er sich einen guten Klienten ausgesucht hatte!
    "Wurde schon geklärt, ob man die beteiligten Soldaten auszeichnet?"
    hakte er nach, nachdem gleich zweimal die hervorragenden Leistungen der Truppe erwähnt wurden. Normalerweise war das natürlich etwas, was sein Vorgänger hätte tun müssen - aber Lucius wusste ja gar nicht, ob der zum Zeitpunkt dieses Gefechts noch da gewesen war!
    "Wir werden prüfen müssen, ob unsere Präsenz mitten in der Subura mehr Kosten oder mehr Nutzen hat. Ich werde mit dem neuen Praefectus Urbi darüber sprechen."
    Soweit zu dieser Subura-Station.


    "Was gibt es noch an relevanten Entwicklungen seit meiner Abwesenheit? Wie ist die Sicherheitslage sonst? Gab es irgendwelche besonderen Vorkommnisse?"
    Es hatten sich ja hoffentlich nicht alle nur mit dieser Station beschäftigt!
    "Und wie ist der Einsatzstatus der Kohorte?"

    "Eine sehr gute Frage."
    Auch das war natürlich wahr - ebenso wie auf jeden Imperator Caesar Augustus ein neuer folgte, gab es auch in Roms Unterwelt nie lange ein Machtvakuum.
    "Das ist dann mit Sicherheit eine Aufgabe für die Urbaner, da aufzupassen, dass der Machtkampf die unbescholtenen Bürger Roms in Ruhe lässt."
    Wieder nahm sich Lucius einen Schluck Wein.
    "Gibt es denn Hinweise, wer diese ganzen Krähen ausgeschaltet hat?"
    Vielleicht steckten ja auch die Speculatores dahinter - noch gut erinnerte sich Lucius an diesen Tiberier, der die Truppe früher kommandiert hatte. Den hatte er nicht leiden können...

    Sabotage beim Bau einer Urbaner-Station mitten in der Subura - was für eine Überraschung! Hatte der Petronier ja gleich gesagt, dass das eine Schnapsidee gewesen war, sich dort einzumischen! Dass sie nach der langen Zeit immer noch nicht fertig war, sprach für sich... vielleicht konnte man diesen Unsinn ja noch abblasen!
    "Gut, dass unsere Männer sich hervorgetan haben!"
    bestätigte er.
    "Ist diese Krähenbande dann also Geschichte?"
    Er sah sich um.
    "Und gibt es Anzeichen, dass die Sicherheitslage in anderen Vierteln sich auch verschlechtert hat durch unser Eindringen in die Subura?"
    Das wäre zumindest ein gutes Argument gegenüber dem neuen Präfekten...

    Die Krähen - hatte der Petronier nie davon gehört. Was aber nichts hieß, denn die Banden Roms waren früher nur selten in Erscheinung getreten und man hatte sie weitgehend sich selbst überlassen. Er erinnerte sich noch gut daran, dass er Claudius Menecrates geraten hatte, die Idee mit der Subura-Station sein zu lassen - es war einfach irrational, kostbares Soldatenblut zu vergießen, um dieses Dreckloch zu kultivieren. Sollten die Gangster sich doch gegenseitig abstechen, solange sie hinter der Mauer zu den Trajansmärkten blieben!


    Auch die ganzen Namen und Anspielungen sagten Lucius nichts. Weder kannte er einen Ganymed, noch konnte er sich an einen blinden Esel erinnern. Wie Lurco am Ende andeutete, war diese Bande aber sowieso Geschichte - oder nicht?
    "Verstehe ich das richtig, dass der Kopf der Krähen tot ist? Und die Bande damit Geschichte?"
    Nicht selten zerstreuten sich solche Banden zumindest, wenn der Oberbandit getötet war - glaubte der Petronier zumindest zu wissen...

    "Was gibt es sonst Neues in der Stadt? Ich war seit kurz nach dem Sklavenaufstand nicht mehr hier - gibt es irgendwelche Neuigkeiten bei den Cohortes?"
    fragte Lucius weiter, obwohl Klatsch ihn normalerweise nicht die Bohne interessierte. Aber jetzt, wo er so lange weg gewesen war, musste er sich irgendwie auf den Stand bringen - nachzulesen war das ja nirgends!

    Die Offiziere kamen alle zusammen ins Officium und stellt sich vor dem Schreibtisch auf. Lucius erkannte einige von ihnen sofort wieder, andere hatten sich offensichtlich in der Zeit seiner Abwesenheit neu hoch gedient. Als Maro ein trat, nickte der Petronier ihm zu – auch sein erster Klient war offensichtlich noch immer da!


    "Meine Herren! Die meisten von euch kennen mich noch! Leider war ich für eine geraume Zeit gezwungen, meinen Dienst nieder zu legen – Jetzt bin ich aber wieder da an alter Stelle und will umgehend meine Arbeit wieder aufnehmen! Zuerst muss ich wissen: was gibt es neues bei der Truppe? Ich habe gehört, dass der Plan von Praefectus Claudius mit der Station in der Subura umgesetzt wurde – kann mir dazu jemand genaueres berichten? Oder gibt es sonst Wissenswertes?"
    kam der Tribun gleich zur Sache.