Beiträge von Alete

    Auch wenn sie den Eindruck gewann, er wollte etwas mehr von sich erzählen, konnte sie sich den Gedanken nicht erwehren, er hatte etwas zu verbergen oder er wollte sich nicht erinnern. Die leichte Nervosität, die aufkam, die er durch Trinken und dem Themenwechsel verbarg, fiel ihr auf und sie sah ihn wenige Wimpernschläge lang nachdenklich an, bis er mit dem Finger gen Decke wieß und sie schmunzeln musste.
    Woher weißt du? Kam die Frage sehr spontan und ihre Braunen begannen zu leuchten. Ich bin mir nicht sicher ob er dort oben zu uns herunter sieht. Bisher habe ich nicht gesehen, dass er das tut.
    Natürlich waren viele der Christen der Meinung, sein Sohn sei gen Himmel gefahren um seinen Vater dort zu treffen und schaue ihnen nun von dort oben zu, aber weshalb sollte er das tun, welchen Grund gab es dazu?
    Wer kann das genau sagen, wo er sich gerade aufhält? Ob er nicht neben mir sitzt oder ob er zum Fenster rein schaut, uns beobachtet?
    Ihr Blick wanderte durch den Raum und blieb dann an Titus haften. Für mich ist er immer da, überall wo ich bin. Er begleitet mich und hält seine Hand über mich. Er führt mich und er hilft mir, hilft mir meine Fehler zu sehen ... Er hilft mir nicht, sie zu vermeiden. Das wäre für ihn zu einfach. Er erfüllt seine Vaterrolle, möchte, dass ich als seine Tochter aus Fehlern lerne.
    Eine Pause einlegend, um ihn die Möglichkeit zu geben, ihre Worte zu verstehen und ihr folgen zu können, griff sie nach den Trauben und schob sich nacheinander mehrere in den Mund.
    Wie ich mit ihm spreche? Begann sie dann erneut, nachdem sie ihr genüssliches Kauen beendet hatte. Ich bete mit den Händen vor meinem Gesicht. Das ist für mich die Form, mit ihm als meinem Vater allein zu sein. Es hilft mir ihn zu spüren, mit meinem Herzen ganz bei ihm zu sein.
    Zur Demonstration hatte sie die Hände vors Gesicht geschlagen und blinzelte nun durch die Finger, nahm sie dann langsam wieder weg und sah ihn an. Es gelingt mir nicht jeden Tag gleich gut, ihn zu erreichen.

    Mit seiner Antwort nicht ganz zufrieden, bog sie ihr Köpfchen leicht hin und her, betrachtete ihn fast forschend. Das hört sich für einen Mann doch recht trist und langweilig an. Begann sie überlegend und ihre Worte abwägend. Wobei hier in Alexandria Spaziergänge sicherlich sehr romantisch sein können, wenn die goldenen Strahlen der untergehenden Sonne in einen Kupferton wechseln und zum Schluß den Sternen am nachtblauen Himmel ihr Restlicht spenden.
    So wie sie die letzten Worte aussprach war ihr anzumerken, dass sie ein Bild vor Augen sah, was sich als Faszination in ihren Brauen widerspiegelte und sich in einen verträumten Gesichtsausdruck mündete. Ob es dem Wein zu schulden war oder es an ihrem Wesen lag, blieb offen.
    So schnell jedoch, wie diese Stimmung aufgekommen war, so schnell verflog sie auch wieder und ihre Mimik wirkte mit einem Mal ernster und nachdenklicher.
    Danke, dass du mir die Möglichkeit gibst, hier in deinem Haus meinem Glauben zu folgen. Es wird nicht viel Aufwand bedürfen. Bei uns Christen geht es nicht um große Opferzeremonien und wir benötigen keinen Tempel, um Gott zu huldigen. Es reicht ein Platz zum stillen Gebet und dem Zwiegespräch zwischen dem Vater und seiner Tochter.
    Sie war sich nicht sicher, ob er sie verstand. Aber sie sah dort einen Mann sitzen, der mit seinem offenen Lächeln den Eindruck vermittelte, ihr nicht ablehend gegenüber zu stehen und sie vor allem als Frau sah und nicht als irre Christin.

    Den Becher spielerisch in einer Hand haltend war es Alete nicht nur anzusehen, dass sie vom Wein leicht beschwipst war. Auch ihre Gestik und Mimik verrieten es und als sie bei seinen Worten leise zu kichern begann, wunderte selbst sie sich und krauste ihr Näschen. Wie genießt du für gewöhnlich deinen Abend ... Titus? Wieder sprach sie seinen Namen aus, als sei er losgelöst von der restlichen Frage. Aus ihrem Mund klang er wie ein verbotenes Wort, was sie heimlich und leise aussprach. So, als habe sie Angst ertappt zu werden. Dabei lag sie bequem und etwas seitlich gedreht auf der Cline und sah ihn mit ihren Braunen direkt an. Meine Abende waren für gewöhnlich mit Arbeit ausgefüllt, meist bis zum Einbruch der Dunkelheit.
    In einen Plauderton verfallen und dabei weiter an ihrem Becher nippend, fiel es ihr leichter, etwas mehr über sich zu sprechen. Oft bin ich vor dem Nachgebet noch zu den Schafen gegangen, habe zwischen ihnen gesessen und in den Himmel geschaut, dabei nicht selten eingeschlafen. Wieder klang es wie ein leises Kichern unterbrochen vom Nippen am Becher. Kein Vergleich mit deinem Leben, karg, trotzdem frei und selbstbestimmt, unterstützt durch meinen christlichen Glauben. Erinnert durch das zuletzt Gesagte fiel ich noch eine Frage ein, die sie nicht länger aufschieben wollte. Hättest du etwas dagegen einzuwenden, wenn ich mir in meinem Cubiculum einen kleinen Altar einrichte?
    Mit fragendem Blick und mit, durch den Wein noch verstärkten Leuchten in den Augen, sah sie ihn abwartend an, lächelte etwas verhaltener.

    Während Titus mit Tiros sprach, der sofort nach dem Klatschen ins Triclinium geeilt kam, goß sich Alete einen erneuten Becher Wein ein. Ihre Nervosität hatte sich über ihren Rücken ausgebreitet und mündete in eine leichte Gänsehaut. Das Rot ihrer Wangen nahm mehr und mehr den Farbton ihres Kleides an und in ihrem Gesicht war die Freude über das Gehörte kaum noch zu übersehen. Die Braunen erschienen noch größer, verstärkt durch das reizvolle Lächeln ihrer rosaroten Lippen.
    An dem Becher nippend, verfolgte sie das Gesprochene, bis Trios den Raum wieder verließ. Das Trinkgefäß zurück auf den Tisch stellend, wurde die Aufmerksamkeit, nun mit leicht seitlich gelegten Kopf, ganz auf Titus gelenkt, der nach einigen Überlegung sein Lohnangebot aussprach.
    Fünfzig Sesterzen? Gedehnt leise wurde es von ihr wiederholt und nach einer winzigen Pause mit einem heftigen Nicken bestätigt. Fünfzig Sesterzen! Die erneute Wiederholung klang freudig erregt, durch den vermehrten Weingenuss fast schon überschwenglich.
    Nach kurzem Schweigen, einer gefühlten Unendlichkeit gleich, hatte sie ihre Fassung merklich wieder gefunden. Auch wenn die Wangen weiter glühten und ihre Augen das Leuchten nicht verloren hatten, waren ernsthafte Züge in ihr Gesicht zurück gekehrt, ohne die Freude wirklich verdrängen zu können.
    Nachdem ich hier wohnen darf, du mir die Möglichkeit gibst, mich zu beweisen, bin ich mehr als zufrieden mit deinem Angebot ... Titus. Auch wenn die Worte souverän klingen sollten und ihr die Bemühungen anzusehen waren, schlug ihr Herz bis zum Hals, als sie leise seinen Namen aussprach.

    Auch Alete hob ihren gefüllten Becher und prostete Richtung Titus zurück, den Kopf in die entgegen gesetzte Richtung des Seinen neigend. Auf unsere Einigung. Erwiderte sie mit leiser Stimme, obwohl ihr eher nach Jubeln zu mute war und trank danach einen reichlichen Schluck.
    Wenn es dir nicht zu aufdringlich erscheint, würde ich sehr gerne hier ein Cubiculum beziehen. Es bringt bestimmte Vorteile in unserer Zusammenarbeit und ich könnte in Ruhe die Buchhaltung erledigen. Das dies eine Umschreibung der Gründe war und sie sich sehr gerne in seiner Nähe aufhielt, das verschwieg sie. Und, da die Röte sich ohnehin noch weiter über ihre Wangen zog, vor allem nach dem Genuss des Weines und dem Bad, fiel es ihm offensichtlich nicht auf. Sie erwiderte einfach sein Zwinkern, wie eine Selbstverständlichkeit und sprach erneut dem Saft der Reben zu.
    Was die Entlohnung betrifft, kenne ich mich weniger aus. Was könntest du mir den für den Anfang anbieten, möchtest du doch sicher auch erst einmal sehen, ob ich nicht zu viel verspreche? Jetzt war es mit dem Zwinkern an ihr. Das tat sie dann aber auch besondes kess, sich über sich selbst wundernd. Allerdings schob sie es dabei auf ihre gelockerte Zunge und die vortreffliche Laune nach seinem unverhofften Angebot.

    Immer wieder zu seinen Worten nickend, schob sie eine Beere nach der anderen in den Mund, bis sie nur noch die geleerten Stiele in der Hand hielt. Verlegen, weil sie ohne Unterhalt gefuttert hatte, schob sie den kleinen Strauch beiseite und nahm sich einen Becher vom verdünnten Wein.
    Wie stelle ich es mir vor? Überlegend, trank sie schluckweise, ließ ihren Kopf dabei sacht hin und her wippen.
    Ich würde die Arbeiten überwachen, dir regelmäßig Meldungen erstatten, die Aufgaben nach deinen Anweisungen erledigen ... natürlich auch die Buchhaltung. Bei dem letzten Punkt erschien ein Schmunzeln um ihre feuchten Lippen und sie sah ihn wieder einmal zu tief in sein Augenpaar.
    Schreiben und Lesen habe ich gelernt, Algebra ist mir nicht fremd und einen Abacus kann ich auch handhaben. Bei den letzten Worten war ihr die Röte in die Wangen gestiegen. So viel von sich zu erzählen, war ihr nicht unbedingt gegeben. Hielt sie sich doch lieber im Hintergrund und überzeugte mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Arbeit.
    Wo werde ich wohnen? Fiel ihr spontan dazu noch ein und trieb die Röte noch intensiver in ihre Wangen.

    Interessiert und mit heftig klopfenden Herzen lauschte Alete seiner sonoren Stimme und seinen Erklärungen. Dabei lag sie wie in Starre und ihr Blick haftete auf seinen Lippen. Ihre innere Stimme ermahnte sie mehrfach, sich zurück zu halten und ihn nicht fortwährend zu mustern. Doch war sie nicht wirklich in der Lage diesen Ermahnungen zu folgen und sich mit Essen und Trinken abzulenken.
    Erst als er endete, erwachte sie aus ihrer Lithargie und Leben kehrte in ihren Körper und ihr Gesicht zurück.
    Oh ja, handelseinig. Sprach sie die Worte leicht gedehnt aus, das schelmische Lächeln kess erwidernd. Ich bin nicht die Schlechteste im Handeln und dein Angebot hört sich reizvoll an. Natürlich reizte sie das Angebot, mehr als sie es zugeben würde. Auch war es seine Nähe, auf die sie nicht verzichten müsste oder wollte, auch wenn es die einer Angestellten zum ihrem Arbeitgeber war. Wie genau hast du dir einen Verwalter vorgestellt?
    Begleitet von einem Blick über die Speisen, griff sie nach den leckeren Trauben, um ihn nicht erneut zu mustern. Wurde es ihr doch langsam unangenehm, wenn sich ihre Blicke kreuzten und es in ihrem Bauch zu kribbeln begann. Vorsichtig, darauf bedacht sich nicht zu bekleckern, schob sie eine der Beeren zwischen ihre Lippen und begann genüsslich daran zu saugen. Dabei lächelte sie versonnen, auf eine Antwort von ihm hoffent.

    Nachdem Alete mit der Lage auf der Cline zufrieden war und sich das ungewohnte Kleidungsstück um den Körper drapiert hatte, griff sie nach einem hart gekochten Ei und biss beherzt hinein. Tatsächlich war der Hungen inzwischen so groß, dass sie kaum wählerisch gewesen wäre, egal was man ihr angeboten hätte. Doch sah dieses Essen so verlockend aus und roch so anziehend, dass ihr Blick erst einmal nur dem Tisch galt, bevor sie Titus ansah und noch den Rest kauend die Mundwinkel zu einem Lächeln hob.
    Dafür weiß der Drachen genau, was schmeckt und wie man mit Feuer kocht. Sie liebte es zu scherzen, auch wenn es nicht immer angebracht war und sie sonst ein sehr ernsthaftes Wesen besaß. Aber sie wollte damit die Unterhaltung etwas von ihrer Person ablenken, war seine Frage doch sehr direkt. Deshalb griff sie erneut zu, nahm sich etwas von dem eingelegten Gemüse und schob es sich als Happen zwischen die geöffneten rosafarbenen Lippen. Dabei betrachtete sie Titus aus ihren braunen Augen, fuhr die Konturen seines Gesichtes mit ihrem Blick nach und verfings sich schlußendlich für einem kurzen Moment in seinen.
    Von mir gibt es nicht so viel zu erzählen, dass ich Christin bin weißt du bereits. Hier in Alexandria möchte ich eine Anstellung finden und dazu hatte ich die Adresse des Hauses, wo wir uns ... zwinkerte sie und sprach weiter ... wo wir zusammen geprallt sind.
    Mit dem Griff nach der Serviette unterbrach sie vorerst wenige Augenblicke ihre Ausführungen und tupfte sich den säuerlichen Geschmack von denn Lippen, dabei ihren Blick zwischen ihm und den Speisen wechselnd. Nachdem ich dort allerdings vergebens geklopft habe, werde ich mir wohl eine andere Anstellung suchen müssen, vor allem aber erst einmal eine Unterkunft.

    Es war Alete entgangen, dass Titus in den Raum kam und Trios ihn verlassen hatte. Sie war so fasziniert von der Malerei und dem Farbspiel zum passenden Boden, dass sie sich nicht satt sehen konnte. Deshalb schrak sie mit einem leisen Ton, der sie beim Umwenden erröten ließ, zusammen und lächelte eher verwirrt als erfreut. Dabei sah er auch noch so unverschämt gut aus mit seiner frischen Kleidung, die seinen Körper vorteilhaft zur Geltung brachte und dann noch das leicht feuchte Haar und die Augen ... ein innerliche Seufzer klärte ihre Gedanken und sie antwortete gefasst. Ich interessiere mich für alles Unbekannte und deine Casa mit den Möbeln gehört dazu.
    Dabei sah sie erst in seine Augen, um nicht unhöflich zu erscheinen, auch wenn es die Röte in ihren Wangen noch zu verstärken schien und dann zu Boden, wo sie beide Schuhe aneinander rieb. Du bist nicht nur ein guter Gastgeber Titus, sondern weißt, was einer Frau gefällt und dieses Kleid gehört dazu ... von den leckeren Speisen einmal abgesehen.
    Ablenkend von ihrer Person sprach sie die Cena an, wendete ihren Kopf in die Richtung des Mahls. Deine Köchin ist eine Künstlerin und ich denke, wir sollten sie gebührend würdigen und zugreifen.
    Inzwischen sah sie ihn wieder an, hatte sich gefangen und ihre Sicherheit und ihr Lächeln wieder gefunden. Und du siehst nicht minder gut aus, erwiderte sie sein Kompliment einen Schritt auf die in ihrer Nähe stehende Cline zugehend in der Hoffnung, er würde es sich ihr gegenüber bequem machen.

    Ich entschuldige mich vielmals für meinen Fehltritt,
    ab er ich wollte weder jemand beeinflussen, noch werben.


    Aber ich sollte an meinem Helfersyndrom arbeiten ;)

    Das Schmunzeln um die Mundwinkel von Trios sah Alete nur noch bedingt. Als sie ihren Blick hob und er an ihr vorbei gegangen war, vernahm sie seine letzten Worte, die sie als Bitte verstand, ihm ins Triclinium zu folgen. Geschickt schlang sie ihr Schultertuch wie eine Schärpe über die eine Schulter und verknotete es seitlich oberhalb der Taille. Nun blieb ihr eine Hand frei, während sie mit der anderen die Schlaufen ihres Beutels hielt.
    Schnellen Schrittes erreichte sie bald darauf und fast gleichzeitig mit Trios die Tür, zu welcher sie zielgerichtet geführt wurde und hinter der sie das angekündigte Mahl vermutete.
    In ihrer Haltung gespannt und mit Klopfen im Herzen betrat sie an an ihm vorbei gehend den Raum, in dem um einen gedeckten Tisch herum mehrere dezent gemusterte Clinea standen und zum Essen und Verweilen einluden.
    Noch war der Herr des Hauses nicht anwesend und Alete kam sich ziemlich verloren in dem großen, für sie sonderbar anmutenden Raum vor. Es war die erste Cena, zu der sie geladen war und sie wollte sich von ihrer besten Seite zeigen. Nicht wissend, wie man sich in so einem Augenblick verhielt, ging sie wenige Schritte auf eines der Liegemöbel zu, besann sich dann aber eines Besseren und betrachtete interessiert die Wandmalereien.

    Einen Augenblick zögerte Alete, bevor sie die Hand hob und ... Genau in dem Moment, als sie die schmalen Finger zu einer Faust schloß und klopfen wollte, flüsterte Trios von hinten in ihr Ohr, sie solle es lieber lassen.
    Wie erstarrt stand sie da und bekam kein Wort heraus. Auch als sie einen Schritt zur Seite trat und ihn ansah, war sie noch unfähig zu sprechen. Ihr Gesicht leuchtete in einem dunklen Rot und die Lippen wechselten von Blaß in einen Kirschton.
    Als die erste Sprachlosigkeit nachgelassen hatte, musterte sie Trios und unter diese mischte sich Verlegenheit. Er trug ihre Treter in der Hand und sie waren kaum als diese zu erkennen. Sie glänzten durch das einfallende Sonnenlicht und sahen nicht mehr so alt und zerschlissen aus, auch wenn sie das waren. Kurz zögerte sie noch, doch dann streckte sie ihre Hand ihm entgegen. Ich weiß nicht ... Die Unsicherheit in ihrer Stimme mit einem Räuspern bekämpfend begann sie erneut ... ich danke dir und bitte verrate mich nicht.
    Kurz entschlossen nahm sie ihm das Schuhwerk ab und schlüpfte ohne Mühe hinein. Auch fand sie ihre Sprache wieder und ihre Sicherheit. Ein dezentes Schmunzeln stahl sich auf ihre Mundwinkel und ein Funkeln in ihr Augenpaar. Die Überraschungen nehmen heute kein Ende und ich glaube, die größte steht mir noch bevor. Dass sie damit an die Cena dachte, unterstrich sie mit einer eindeutigen Geste und das leise Knurren ihres Magens bestätigte ihr Tun, als sie sich über den flachen Bauch strich.

    Den Weg zurück in die Eingangshalle fand Alete problemlos, war sie doch von dort aus gestartet und Trios ins Bad gefolgt. Jetzt stand sie da, barfuß und suchend.
    Welche Tür ist die richtige zum Triclinium? Ihre Braunen verrieten Unentschlossenheit und wie immer, wenn sie über eine Sache grübelte, schob sie die Unterlippe vor und zog sie leise zwischen die Zähne. Auch waren nicht sonderlich viele Geräusche zu hören. Kein Klappern oder gar eine rege Geschäftigkeit. Es war eher still und unheimlich, in diesen für sie doch unbekannten Mauern.
    Mehr als einmal trat sie einen Schritt nach vorn, fixierte eine Tür und verwarf dann den Gedanken. Das kannst du nicht tun, übe dich in Zurückhaltung. Dabei erschien ein Zug um ihre Mundwinkel und die Worte ihres Vaters drängten in ihre Erinnerung. Sein Lieblingssatz, wenn er sie mahnend ansah und die Augenbraue hob. Sie vermisste ihn, hätte sich jetzt gerne an ihn gelehnt und ihn nach seiner Meinung gefragt. Ihn auch von den Augen eines Mannes erzählt, wäre dabei errötet, wie es genau in diesem Moment geschah. Die Wärme in ihren Wangen spürend, schloß sie für wenige Augenblicke die Augen, um sich danach doch einer Tür anzunähern.

    Als Trios mit den Kleidern zu ihr trat, war Alete gerade dabei ihr Haar zu richten. Den Kopf leicht nach vorn geneigt bürstete sie Strähne für Strähne ihrer noch feucht glänzenden Lockenpracht. Den Blick hebend, bedankte sie sich leise und lächelte. Die Vorfreude auf das Mahl lag in ihrer Stimme und ließ sie ungewöhnlich sanft erscheinen. Einen Augenblick verharrte sie noch in ihrem Tun und sah ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war, bändigte dann flink ihr, nun fast trockenes Haar mit drei aus dem Beutel entnommenen Haarnadeln. Noch während sie sich in dem Handspiegel besah, löste sich das Laken von ihrem Körper und fiel zu Boden.
    Ungeachtet dessen, betrachtete sie mit Leuchten in den Augen das zarte Gewebe des rötlich schimmernden Gewandes. An die Cline herantretend, strich sie es zuerst glatt und hielt es dann mit beiden Händen vorsichtig nach oben.
    Ungewohnt fühlte es sich an, nicht so weit und vor allem nicht so lang, wie ihre Tunika. Außerdem ließ es viele Freiheiten zu, um das wenige darunter und ihren mädchenhaften Körper zu erahnen. Einzig ihre alten Treter passten nun nicht mehr und so ließ sie die kurzerhand zurück. Mit einer Hand griff sie ihren kleinen Ziegenlederbeutel und mit der anderen Hand ihr Tuch, ohne es sich erneut über die Schulter zu legen.
    Zufrieden lächelnd und mit leichter Röte auf Lippen und Wangen, vor allem aber barfuß, rief sie sich die Worte von Trios in Erinnerung... wenn du bereit bist kannst du gerne ins Triclinium kommen. Leise tapsend stieg sie die wenigen Stufen nach oben, begab sich auf die Suche nach dem ihr genannten Ort.

    Das Reinigen ihrer Haut tat ihr gut, auch wenn ihr Magen zwischenzeitlich noch lauter zu Knurren begann. Sie bekämpfte es mit leisem Summen und tiefen Atemzügen, ohne ihr Tun zu unterbrechen. Dabei sah sie hin und wieder in die Richtung, wo sie herein gekommen war und das Zurückkommen von Trios erwartete. Ihr Haar hatte sie gewaschen und es lose über eine Schulter gelegt. Von ihm aus perlten einzelne Tropfen über die zarte feucht Haut ihren mädchenhaften Brüsten, verschmolenz schlußendlich mit der Wasseroberfläche oberhalb ihres Nabels.
    Mehrfach war sie am Überlegen, das Becken zu verlassen, aber auch unschlüssig nach den Erklärungen von Titus. Noch lagen keine Kleider bereit und ihre eigene Tunika war staubig und nicht für ein Mahl in diesem Haus passend. Natürlich könnte sie sich in ein Laken wickeln und ihre Haare trocknen oder auch Duftöl auf ihrem Körper auftragen, aber ... Zögerlich und dieses Mal ganz vorsichtig, näherte sie sich der Treppe, um nicht wieder durch Ausrutschen zu straucheln. Langsam erklomm sie eine Stufe nach der andern.
    Nackt, ihre Blöße mit einer Hand bedeckend, griff sie nach einem Laken und umschlang damit ihren schmalen Körper. Mit einem kleineren Tuch knotete sie gekonnt und turbanähnlich ihre langen braunen Haare nach oben. Fast zärtlich glitten ihre Fingerspitzen über die einzelnen Flacons. Mit leicht zur Seite geneigten Kopf wanderte ihr Blick darüber und sie entschloß sich schließlich für einen mit bernsteinfarbenem Inhalt. Ein frischer Duft von Zitrus umspielte beim Öffnen ihr Näschen und ließ sie lächeln, während sie vorsichtig wenige Tropfen in die flache Hand träufelte und ihre Schultern damit einzureiben begann.

    Obwohl sie zu gerne der sonoren Stimme von Titus gelauscht hätte und seine Antwort nun offen blieb, lief sie Trios in geringem Abstand nach, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Die zu lange Tunike hielt sie erneut leicht angehoben und den mitgeführten Ziegenlederbeutel lose in der Hand. Darin befand sich ihr ganzes Hab und Gut und sie wollte ihn keines Falles aus den Augen verlieren. Auch nicht in einem Haus eines ihr noch Fremden, der nicht wie ein Straßenräuber aussah und dessen Augen sie selbst jetzt beschäftigten.
    Das jetzt schon heftigen Klopfen ihres Herzens verstärkte sich noch, als sie über wenige Stufen das Bad betrat. Wohlige Wärme umgab sie und der Duft von Lavendel und anderen aromatischen Essenzen lag in der Luft. Die Wände waren mit kleinen Mosaiksteinchen bedeckt und boten farbige, ihr unbekannte Motive. Mittig befand sich ein rechteckiges Becken, aus dem sich sanft kräuselnder Dampf nach oben stieg.


    Den erklärenden Worten von Trios lauschend, ließ Alete ihren Blick schweifen. Badelaken, Duftöle, Kämme, Bürsten, Flacons lagen und standen bereit auf einem Wandvorsprung und Kleidung würde er ihr bringen, sobald sie bereit dazu sei, das Wasser wieder zu verlassen. Wie schon zur Begrüßung an der Tür verneigte er sich und lächelte, bevor er den Weg zurück nahm und aus ihrem Sichtfeld verschwand.

    Zu allererst fiel die Anspannung von Alete, dann nach und nach der Beutel und die Tunika und zu guter Letzt die Treter von den schmalen staubbedeckten Füßen. Erst jetzt wurde ihr bewußt, dass sie nichts weiter besaß, als dieses Häufchen auf dem Boden und ihren starken Glauben an Gott. Er hatte sie her geführt und er hatte sie in dieses Haus geführt. Was er wohl noch mit ihr vor hatte?
    Von den letzten Gedanken geleitet, näherte sie sich den Stufen, die hinein ins Becken führten. Ihr zierlicher nackter Körper überzog sich mit jedem Schritt mehr mit Gänsehaut und noch, bevor sie bis zur Hüfte im Wasser stand, glitt sie aus und rutschte unter Wasser. Rudernd und prustend tauchte sie nach wenigen Augenblicken wieder auf, sich das Wasser aus den Haaren schüttelnd. Sich die Augen reibend, wanderte ihr erster freier Blick in Richtung Eingang. Erst als sie sich vergewissert hatte, dass sie noch allein war, atmete sie erleichtert aus und begann mit der intensiven Reinigung.

    Alete verstand unter Barmherzigkeit nicht unbedingt ein Kleid und ein Bad in einer Casa. Das Thema wollte sie allerdings in diesem Augenblick auch nicht in einem Gespräch vertiefen, schwieg deshalb mit einem Schmunzeln um die Mundwinkel. Außerdem erinnerte sie erneut ihr Magen mit einem leisen Knurren an das versprochene Essen und sie trat instinktiv einen Schritt auf Trios zu.
    Es ist ein wirklich beeindruckendes Haus und ich bin sehr gespannt auf den Ort zum Baden. Damit wollte sie ihn zu verstehen geben, dass sie bereit war ihn zu folgen, aber auch nicht zu viel Neugier preis geben. Hatte sie doch bisher nie ein Bad gesehen. Im Sommer sprang sie in den See und sonst wusch sie sich am Brunnen oder im Haus in einem Trog. Trios wird auf mich achten und mich retten, sollte ich am Ertrinken sein. Scherzte sie in Richtung Titus blickend, ein letztes Mal seinen Blick suchend und seine letzte Frage beantwortend. Rom kenne ich nicht, aber ich würde gerne nach dem Bad das Thema aufgreifen, wenn du mir davon berichteten magst.