Beiträge von Rachel

    Als Rachel dem Atrium näher kam, vernahm sie leise Stimmen. Es war ihn unangenehm, dass sie auf ihr Erscheinen warten mussten und allein die Tatsache trieb ihr merklich Röte in die Wangen. Dazu kam noch, dass Varus nicht mit ihnen gehen konnte und nach dem Lentaculum bereits die Casa verlassen hatte.
    Sie zog erneut an ihrem Kleid, ordnete den Faltenwurf über beide Oberame. Während sie zwischen die Säulen hervor trat und für beide sichtbar wurde, senkte sie kurz ihren Blick und blieb einen Augenblick stehen. Entschuldigt meine Verspätung, ich hoffe, ihr wartet nicht zu lange. Ging dann langsam, ohne erkennbare Scheu auf sie zu und lächelte warmherzig.

    In ihr hellgrünes Kleid gehüllt und die Haare besonders fest nach hinten geflochten, stand Rachel mit dem kleinen Spiegel in der Hand am Tisch, als es an ihre Tür klopfte. Der Bitte von Varus entsprechend, war sie bereit, seine Mutter und seine Schwester zu Vastalia zu begleiten. Obwohl sie bisher von Rom nicht gar so viel gesehen hatte, würde ihr der Weg von den Hügeln hinab nicht schwer fallen und von dort aus, konnten sie sich vom Strom der Menschenmassen leiten lassen.
    Ja, ich bin sofort bereit. Auf das zweite Mal Klopfen, antwortete sie nun leicht genervt. Der Faltenwurf am Halsausschnitt wollte nicht so wie sie und durch das ständigen Hin und Her des Kopfes, hatten sich erneut Strähnen aus ihrem Haar gelöst. Erst beim wiederholten Versuch, sie hinter das Ohr zu schieben, gelang es ihr und auf ihrem leicht geschminkten Lippen erschien ein sanftes Lächeln.
    Zufrieden mit ihrer Erscheinung, ging sie einen Blick auf ihre Füße werfend, ob auch dort alles in Ordnung war, Richtung Tür. Kurz zögernd, schlug nun ihr Herz doch etwas heftiger. Die Tatsache, dass sie mit den beiden Frauen allein unterwegs sein würde, beunruhigte sie, war ihr doch der skeptische Blick nicht entgangen, als Varis sie als Haushälterin vorgestellt hatte.

    Von der Seite zu ihm hinabsehend, antwortete sie mit einem leichten Nicken. Auf dem Tisch lag das kleine Säckchen mit dem ersten Lohn und wie es aussah und so gefüllt wie es sich angefühlt hatte, war es nicht wenig. Deshalb gab sie ihm auch keine Widerrede auf seine Worte, sondern nur die Bestätigung. Das werde ich beherzen.
    Als er zu Gähnen begann und sie ihm ansah, dass er durch die Massage die nötige Bettschwere für einen erholsamen Nachtschlaf besaß, ging sie die wenigen Schritte, um das Beutelchen zu holen. Ich werde dich jetzt allein lassen, in der Hoffnung, die Entspannung lässt dich gut schlafen. Wir sehen uns am Morgen im Hortus zur vereinbarten Stunde.
    Mit einem kurzen Blick auf die geröteten Massagestellen lächelte sie leicht entschuldigend. Mit dem Bärendienst hast du nicht ganz unrecht, es sieht aus, als hätte eine Bärin ihre Tatzen auf deinen Rücken gelegt. Jetzt war das Lachen erneut auf ihrer Seite und sein Klang hatte etwas erfrischen Mädchenhaftes. Angenehme Nachtruhe Varus. Mit diesen letzten Worten ging sie schließlich zur Tür, ohne noch einmal stehen zu bleiben. Auch sie war müde und sehnte sich nach ihrem Bett.

    Auf seine Worte lauschend, erschien ein Schmunzeln um ihre Mundwinkel. Sie waren etwas unverständlich, durch die Lage seines Kopfes, den Rachel inzwischen mit den Händen leicht hin und her bog. Es war zuvorkommend von ihm, doch recht unnötig, Geld für Massageöle und Schönheitspflege aus zu geben. Bereits bei der ersten Besichtigung der Casa waren ihr die Pflanzen im Hortus aufgefallen und deshalb kamen auch ihre leise gesprochenen Einwände.
    Das muss nicht sein, dafür können wir das Haushaltsgeld sparen. Die Massage auf den Rücken und die seine Seiten ausdehnend, dachte sie einen kurzen Augenblick nach, begann dann wieder zu sprechen. Gutes Olivenöl und Kräuter oder Pflanzen aus eigenem Anbau ergeben wundervolle Pflegemittel für jede Gelegenheit. Wenn du es mir erlaubst, würde ich mich einmal umsehen, was ich an Geeignetem finde.
    In kleinen Kreisen und mit leichten Druck, zog sie jede seiner Muskelfasern nach, fand auf dem Rücken nur wenig feste Verspannungen. Zufrieden mit ihrer Massage und dem Ergebnis, schob sie ihre Hände über seine Schultern, die Arme entlang bis zu den Ellenbogen. Kräftiger wurden die Griffe und der Druck durch die reibenden Handballen über die Oberarme, die dort derbe fühlbare Muskulatur. Wir sollten das täglich versuchen mit der Massage, Arme sind ein wichtiges Werkzeug und müssen gut geölt werden. Das leise Lachen nach den Worten von Rachel, klang wie das Lösen der eigenen Verspannung, als sie dann neben ihn trat, um mit ihm hinaus zu sehen.

    Extra viel Zeit ließ Rachel verstreichen und besonders lange strich sie dabei über das untere Laken auf seinem Bett. Das Obere schlug sie zur Hälfte zurück und eine Ecke faltete sie seitlich oben auf. Damit ermöglichte sie ihm einen ungehinterten Einstieg in sein Bett und auch bei Dunkelheit würde er sich mühelos selbst zudecken können.
    Als sie mit ihrem Tun sichtlich zufrieden, zu ihm sah, waren die Tränen verschwunden und das Lächeln, wenn auch noch etwas verhalten, in ihr Gesicht zurückgekehrt. Der freie Oberkörper bot keinen Anlaß, sich ihm nicht zu nähern, seine Lenden und seine Hüften waren bedeckt und er saß ruhig auf einem Stuhl und blickte nach draußen. Die Hände gegeneinander reibend, um sie noch etwas geschmeidiger zu erwärmen, trat sie hinter ihn. Nimmst du bitte das Kinn auf die Brust. Leise sprach sie die Worte aus, wollte die Stimmung nicht erneut trüben. Alles war gesag und es gab für sie keinen Grund, erneut das Thema aufzugreifen. Deshalb schwieg sie, fing die Stimmung mit ihren Händen auf und begann ganz sanft und dann mit leichten Druck seinen Schultern und seinen Nacken zu massieren. Dabei folgte sie mit ihrem Blick den seinen, widmete sich mit immer fester werdendem Griff den gefundenen Verspannungen.

    Die Röte aus ihrem Gesicht wich bei jedem seiner Worte, wechselte in eine erschreckende Blässe und zwang Rachel schließlich mehr und mehr zum erregten Schlucken. Nein nein, so war das nicht gemeint, es wird keine körperliche Nähe geben ... das gehört sich nicht. Der Protest kam sehr laut über die blutleeren Lippen und ihr Gesicht nahm einen sehr ernsten Ausdruck an. Bei der Massage handelt es sich nur um das Bemühen, dir einen erholsamen Schlaf zu bereiten, damit du deiner Arbeit ohne körperliche Probleme nachgehen kannst.
    Langsam kam wieder Leben in ihr fahles Antlitz und die Wangen überzogen sich erneut mit Röte. Der Atem ging noch etwas beschleunigt und auch ihre Hände suchten nach Halt irgendwo ins Leere.
    Irgendwann werde ich gemäß meines Standes einen Mann finden, was mich jedoch nicht davon abhalten wird, dir weiter deinen Haushalt zu führen. Höchstens du wünschst es dann nicht mehr.
    Um ihn nicht ansehen zu müssen nach ihren Worten, wendete Rachel ihn wieder den Rücken zu und begann sein Lager zu richten. Das Zittern, was sie bisher erfolgreich zu verbergen vermochte, zog sich jetzt als Beben über ihre Lippen und in ihren Augen sammelten sich winzige Tränen.

    Nachdem Rachel das Tablett in der Küche abgeliefert hatte und die Cubiculum von Varis betrat, war sie wieder ganz die Frau mit den grünen Augen und den pechschwarzen Haaren, die eingestellt war, um seinen Haushalt zu führen. Selbst als er ihr das Säckchen gab, erkannte man ihre Freude nicht auf Anhieb und schon gar nicht in überschwänglichen Worten. Nur in ihren Augen leuchtete es stolz und dort hätte er auch ein Strahlen erkennen können, wenn ihr Blick nicht zu Boden gerichtet gewesen wäre. Das werde ich, es wird keine Klagen geben. Die Antwort kam genau so schnell, wie der Griff nach dem kleinen Beutel, den sie danach achtlos auf den Tisch schob, um an sein Bett zu treten.
    Wie gedenkst du zu schlafen? Trägst du eine Tunika zur Nacht oder ... ? Den Rest der Frage ließ sie offen, war sie doch nur für seine Kleidung zuständig und nicht für seine Nacktheit. Möchtest du eine Massage vor dem Schlafengehen oder bevorzugst du ein reinigendes Bad?
    Für einen Augenblick blieb sie mit dem Rücken zu ihm gewandt stehen, bevor sie ihm ihre Vorderseite und ihr leicht gerrötetes Gesicht zur Ansicht bot, wo sich ein verlegenes Lächeln auf ihren rosaroten Lippen abzeichnete.

    Das Lächeln von Varus erwidernd, erhob sich Rachel nun endgültig und begann die Speisen vom Tisch zurück auf das Tablett zu räumen. Dabei war sie darauf bedacht, ihn nicht den Rücken zu zu wenden, um nicht den Eindruck zu vermitteln, er habe etwas Falsches gesagt. Ihr war einfach nicht mehr nach Reden zu mute und es gab noch Arbeiten zu erledigen, vor Ende ihres ersten Tages in der Casa.
    Wenn es dir Recht ist, würde ich dein Bett für die Nacht herrichten und dir etwas Wasser und ein paar Früchte in dein Cubiculum tragen. Das Essen am Morgen werde ich nach deinen Wünschen im Hortus servieren, müsste nur noch wissen, wann du gedenkst das Haus zu verlassen und ob ich dir etwas zum Mitnehmen vorbereiten kann.
    Mit ihren Grünen ihn kurz ansehend, beendete sie das Abdecken des Tisches..
    Hast du besondere Wünsche für die Nacht, vielleicht kannst du mir in deinen Räumlichkeiten kurz Anweisung geben, was dir Wichtig ist und was ich beachten soll? Ich bringe die Speisen in die Küche und bin gleich bei dir.
    Das Tablett aufnehmend, wendete sie sich zum Gehen, blieb jedoch noch einen Augenblick in seiner Nähe stehen, um seine Antwort ab zu warten.


    Sim-Off:

    Bitte Hortus frei schalten zum Schreiben.

    Noch wusste Rachel nicht, was sie mit ihrer Erzählung bei Varus ausgelöst hatte. Sie beobachtete nur eine Veränderung in seinem Minenspiel und wie sich seine Gesichtzüge verdunktelten und wieder erhellten. Und da war diese Stimme, bereits so vertraut und sonor und doch so fremd und belehrend, gar unnahbar, wenn er wie jetzt von seinen Plänen sprach und von der Familie, die er gründen wollte. Es klang wie eine Pflicht, nicht wie ein Wunsch, nicht wie die Erfüllung mit Liebe und Kindern.
    Ich werde nicht zum Christentum zurück kehren, aber auch nicht die Götter verehren, wie ihr Römer. Auch ihre Stimme war im Ton etwas schärfer und bestimmender, verlor kurzzeitig den warmen herzlichen Ton. Ich habe den Glauben verloren und musste mich in den letzten Jahren auf mich selbst verlassen. Einzig die Hoffnung, eines schönen Tages vor den Toren von Rom zu stehen und Einlaß zu erhalten, hat mich vorwärts getrieben und leben lassen.
    Was hätte sie ihm noch sagen sollen. Er gab ihr unmissverständlich zu verstehen, was er von Christen hielt, war scheints bereits vielen begegnet und wollte sie bekämpfen. Wobei sie nicht den Eindruck eines Kämpfers von ihn gewonnen hatte, aber das konnte täuschen und ließ sie vorsichtiger in ihrer Wortwahl werden.
    Es gibt für mich keinen Grund zu gehen und ich hoffe, für dich keinen, mich weg zu schicken.

    Hast du noch einen Wunsch, darf ich dir noch etwas bringen?
    Das Thema war für Rachel abgeschlossen. Er vertrat seinen Standpunkt, ohne etwas schön zu reden und sie akzeptierte ihn als seine Angestellte. Mehr gab es für sie nicht zu sagen, außer seinen Wünschen gerecht zu werden und zur vollen Zufriedenheit auszuführen.

    Das leise Seufzen in ihrem Inneren mündete in ein leises, aber sehr tiefes Luftholen, als Varus seine Frage an sie gerichtet hatte. Was sollte Rachel ihm erzählen, was wusste sie eigentlich über ihre Wurzeln? Wie viel war zu privat und wie viel wollte oder sollte sie von sich offenbaren?
    Ich wurde nicht adoptiert, ich könnte den Namen meines Vaters tragen. Die ersten Worte klangen stolz und auch in ihrem Gesicht war es nicht zu übersehen, bis ein Hauch von Traurigkeit über ihr Antlitz zog und das Grün ihrer Augen sich verdunkelte. Er ist tot und ein großer Teil meiner Familie mit ihm untergegangen, als ich noch sehr klein war und nicht mit auf Handelsreisen genommen wurde. Meine Eltern waren Christen, wie du bei meiner Vorstellung so treffend erkennen konntest. Ein flüchtiges Lächeln erhellte kurz ihre Grünen, bevor sie sich wieder verdunkelten und ihre Züge ernst wurden.
    Ich konnte und ich wollte ihren Glauben nicht folgen, ihr Gott hatte sie mir genommen und ich habe es ihm bis heute nicht verziehen.
    Inzwischen hatte sich Rachel merklich in Rage geredet und es war ihr anzusehen, dass sie das Thema schmerlich berührte. Immer wieder trank sie einen Schluck, klang ihre Stimme belegt und erstickend, bis sie ganz schwieg und ihn bittend ansah. Viele Jahre liegen dazwischen und jetzt bin ich hier ... und werde es hoffentlich noch lange bleiben. Die letzten Worte blieben ungesagt, waren jedoch nicht schwierig zu erraten und spiegelten sich in der Farbe ihrer Augen wieder.

    Der Stein war riesig, der Rachel als Last vom Herzen fiel, als das Gespräch eine unerwartende Wendung nahm. Auch wenn es nicht minder kompliziert war und sie sich nicht sicher, was sie darauf antworten sollte. Zuerst einmal sollte sie wohl etwas klar stellen, was er von Anfang annahm und nicht den Tatsachen entsprach.
    Ich kenne keine Hebräer in Roma, ich bin ...
    Den Kopf leicht zur Seite geneigt, sah sie ihn für einen Augenblick in die Augen, bevor der Blick auf ihre Hände gelenkt wurde, die krampfhaft um den Becher geschlungen lagen. Mein Name kommt aus dem hebräischen, das kann ich nicht leugnen ... Wieder folgte eine Pause, wurden die Finger erneut ineinander geschlungen. Meine Vorfahren allerdings kommen aus Syrien und haben von je her mit Olivenanbau und der Ölproduktion ihren Unterhalt verdient. Sie haben hier in Rom Handel betrieben und mir nach jeder Reise erneut davon berichtet und erzählt, bis ich mich irgendwann ... Hier bracht sie ab, nahm den Krug mit Wasser zur Hand und goß sich ein. Irgendwann habe ich meine Heimat mit einem Schiff verlassen und in einem hebräischen Haushalt Aufnahme gefunden, dort neben Schafzucht auch den Umgang mit Webstuhl und Nähnadel gelernt.
    An dem Tag, als wir uns trafen und durch die Hilfe der hebräischen Händler, kam ich das erste Mal direkt nach Rom. Den Rest danach kennst du ...
    Mit Blick über den Becherrand, trankt sie diesen in einem Zug leer, bot ihm somit die Möglichkeit, über ihre Erzählung nach zu denken oder zu äußern.

    Die spontane Geste, nach seiner Hand zu greifen, ließ sie genau so schnell wieder zurück zucken, als sie sich derer bewußt wurde. Fast verstört war der Blick aus ihren Grünen und der Griff an die Tischkante mehr als peinlich. Mit hochrotem Kopf, das pulsierende Herz in ihrem Hals spürend, rieb sie sich eine ihrer brennenden Wangen. Bemüht ruhig zu bleiben, um nicht auch noch etwas umzustoßen zog sie ihren Arm langsam zurück.
    Ein Verfall lässt sich immer stoppen.
    Das Thema war ihr offensichtlich unangenehm und die Suche nach den richtigen Worten durch das Öffnen und Schließen der Lippen gut zu erkennen. Dann werde ich die erste Massage auf deine Hände konzentrieren.
    Der Versuch locker zu antworten, mündeten in leichtem Stottern, als sie das Thema beenden wollte mit den abschließenden Worten ... wir können das gerne in die festgelegten Vereinbarungen aufnehmen, wenn es ... also je nach Bedarf.

    Mit einem sachte Nicken bestätigte sie seine Feststellung, auch wenn die Defizite nicht wirklich gravierend waren. Es bedurfte nur etwas Nachhilfe in Sachen Kleidung und Aussehen und dann würde er wie ein Senator aussehen, seine Worte hörten sich bereits so an und seine sonore Stimme sowieso.
    Sie sah ihn erneut offen ins Gesicht, vermied es allerdings ihren Blick mit seinen zu kreuzen, um nicht doch aufdringlich anzukommen. Wir waren uns einig, dass ich mich um die Ordnung in deinen Räumlichkeiten kümmere, dass ich deine Kleidung pflege und ab und an etwas aus der hebräischen Küche zubereite.
    Nach einer kurzen Denkpause und wenige Wimpernschläge später begann sie erneut, betrachtete nun seine Hände. Eine Maniküre, eine Fußmassage und vielleicht auch eine Massage zur Entspannung bekommt der angehende Senator, wenn er Bedarf äußert.
    Das leise Lachen, was dann folgte, sollte ihre Verlegenheit überspielen und fiel dann doch etwas unnatürlicher aus, als es von ihr geplant war, was sie danach wiederrum erröten ließ, als sie sich dessen bewusst wurde.

    Etwas seltsam fand Rachel das Schweigen von Varus schon und dann auch noch der musternde Blick von oben nach unten. Leicht unbehaglich und durch die bedrückende Stille verlegen, schob sie immer wieder eine Strähne hinter das Ohr, obwohl diese schon längst dort festgeklemmt liegen blieb.
    Als er dann endlich zu sprechen begann, atmete sie erleichtert aus und trank einen Schluck, bevor sie in der Lage war zu antworten.
    Ob sich der Umfang nur auf deinen Haushalt bezieht oder ... Ihr Blick streifte kurz seinen Haarschopf und sie lächelte ... oder eben auch auf deine Person, was dann schon Fingerspitzengefühl verlangt und nicht ganz kostengünstig wird. Die letzten Worte kamen eher in einem fröhlichen Ton über ihre Lippen und wurden auch durch ein fröhliches Schmunzeln unterstrichen, sah sie ihn doch als einen sehr attraktiven Mann, auch wenn er sich selbst als Sohn eines Weinbauern bezeichnete. Ich denke, wenn du Senator werden möchtest, sollte ich mich auch um dein Äußeres kümmern und nicht nur um deinen Haushalt. Beendete sie ihre Ausführungen in der Hoffnung, er sah es nicht als Anbiedern oder aufdringlich.

    Wie es aussah, gab es für Rachel nichts weiter zu tun, als sich diskret zurück zu ziehen. War sie auch nur für einen Sklaven eingesprungen. Dieser stand nun bereit, um die Gäste und den Hausherrn zu bewirten und ihren Wünschen zu entsprechen.
    Wortlos und kaum hörbar, entfernte sie sich leichten Schrittes aus dem Atrium. War sie doch aus ihrer Kammer gerufen worden, ohne vorher die begonnenen Handgriffe beenden zu können.

    Zwischen Schmunzeln und Staunen, wechselten die Gesichtszüge von Rachel bei seiner etwas nach Belehrung klingenden Erzählung. Einige Male war sie am Überlegen, ob sie ihn dabei unterbrechen sollte, klang sie doch sehr bescheiden und das hatte er in ihren Augen ganz und gar nicht nötig. Deshalb schwieg sie auch eine ganze Zeit, reagierte nicht einmal gleich auf seine Worte mit der Bezahlung.
    Den Becher auf den Tisch stellend, richtete sie sich vielmehr auf, blieb aber auf der Cline sitzen. Erst als sich ihr Oberkörper gestrafft hatte und in ihrem Gesicht die Ernsthaftigkeit zu sehen war, begann sie leise und etwas zögerlich. Du legst die Bezahlung und du legst den Umfang meiner Tätigkeiten fest. Das du betonte sie besonders gedehnt, um herauszustreichen, dass es für sie einzig um ihn dabei ging und sie sich ganz nach ihm richten werde. Ich hoffe nicht, dass du auch nocht über die Summe mit mir verhandeln möchtest.
    Klang der Beginn noch verhalten, war die letzten Worte doch recht deutlich und bestimmt gesprochen und das Lächeln zurück auf ihre Lippen gekehrt. Mir kommt es nicht auf die Höhe an, sondern auf deine Zufriedenheit.

    Wie konnte er annehmen, dass er sie langweilen würde, sprach er doch mit seiner sonoren Stimme über seine Person und nicht über ein Allerweltsthema. Die ganze Zeit über hing sie an seinen Lippen und beobachtete seine Mimik, während sie seinen Worten die Aufmerksamkein widmete. Dabei sprach sie weiter dem Wein zu, zog hier ein wenig an ihrem taubenblauen Kleid und ordnete dort, mehr oder weniger gekonnt, ihr pechschwarzes Haar. Ihre Wangen röteten sich zunehmend und verstärkten als Kontrast die Neugier in ihrem Blick.
    Erst als er nicht mehr weiter sprach und seine Konzentration auf ihr lag, löste sich ihr Augenpaar von seinem Gesicht und sie konzentrierte sich auf ihre Finger, die spielerisch den Becher umschlangen.
    Das hört sich für mich als sehr zielstrebig an und dennoch wird es die Zeit bringen. Allerdings kann ich gut verstehen, dass du dein eigenes Haus haben und auch wieder Weinberge bewirtschaften möchtest. Bist du doch der Sohn eines ar... ähm Weinbauern und hast ein Händchen dafür. Könntest dir wahrscheinlich auch damit einen Namen machen, sollte es mit dem Senator nicht klappen. Das Wörtchen arm lag noch irgendwo weit hinten auf ihrer Zunge und wurde schnell mit einem Schluck Wein runtergespült, bevor sie schwieg und lächelte.
    Zum Thema Kinder und dazu gehöriger Frau, wollte sich Rachel nicht äußern. Das war kein Thema für sie, nach so kurzer Zeit des Kennens und ging sie auch nichts an. Sie war für den Haushalt zuständig und für seine Befindlichkeiten, unterhielt sich sehr gerne mit ihm, ließ aber zu viele private Fragen lieber außen vor. Ich werde an deiner Seite sein, so lange du Bedarf hast. Auch deine Füße massieren, sollte dein Weg zu steinig werden. Kam es letztendlich in diesem scherzenden Tonfall über ihre Lippen, begleitet von dem leicht kessen Zwinkern.

    Mit dem Becher in der Hand, waren die Bewegungen von Rachel eher verhalten, um nichts vom vollmundigen Wein zu verschütten. Den letzten Weißen nahm sie jetzt unverdünnt zu sich und in gewisser Weise stieg er ihr langsam zu Kopf und löste ihre Zunge. Auch ließ sie sein Griff an den Kragen leise auflachen, jedoch blieb es im Moment ohne Kommentar. Eher wurde ihr Gesicht nachdenklicher bei seiner Frage nach den Plänen. Sie trank nippend und sah ihn direkt in die Augen.
    Meine Pläne sind die gleichen, wobei es eher das Ziel ist, was ich anstrebe. Allerdings habe ich keinen Weg, den ich beschreite, ich möchte mich eher treiben lassen und dabei scheue ich keinen Umweg und keine Mühe.
    Zum Untermauern ihrer Worte und um die Sprache zurück auf ihn zu bringen, hielt sie ihm ihren Becher entgegen. Erst einmal sollten wir das nächste Ziel anstreben und auf das Morgen trinken. Es wird nichts mehr so sein wie heute, vorallem nicht in deinem Gesicht. Da war es wieder, dieses leicht kesse Schmunzeln auf ihren rosaroten Lippen, verstärkt durch ein Funkeln in ihren Grünen. Du hast mir bisher nicht von deinen Plänen oder Zielen erzählt, nur ... Sie erinnerte sich einen Augenblick schweigend. ... nur, dass du irgendwann ein eigenes Haus haben wirst. Wie weit bist du damit und wo wird das sein?

    Nach den Anweisungen in der Küche war Rachel schnell ins Triclinium geeilt, um von dort einige Korbsessel zu holen. Bereits hinter dem Vorhang vernahm sie die Stimmen der Gäste, war sich nicht sicher, ob zwei oder mehr Sitzgelegenheiten von Nöten waren. Zuerst griff sie sich einen, schlug den Vorhang zur Seite und schob ihn hinaus ins Atrium. Genau in dem Augenblick hallte ein Klopfen durch die Halle und die Schwarzhaarige konnte nicht umhin, mit einem Räuspern zu antworten, ging aber gleichzeitig zurück, um einen weiteren Sessel zu holen.
    Ich bin gleich zur Stelle. Sie rief nicht sonderlich laut, dennoch hallte es und ließ sie wiedererwartend errötend. Da sie jedoch gleichzeitig einen der Sessel aufnahm und den Kopf dabei senken musste, konnte ihr Gesicht nicht eingesehen werden, als sie sich näherte und die erste Sitzgelegenheit zurecht schob. Willkommen in der Casa Helvetia. Kam die Begrüßung freundlich und offen lächelnd, jetzt auch in der Stimmlage gedämpfter und weniger errötend.
    Ich bin Rachel, die Haushälterin von Helvetius Varus, nach dem Herrn den Hauses wurde bereits geschickt. Den Zweiten trug sie genau so schnell und auf die gleiche Art und Weise vor Ort, schob ihn neben den Ersten. Bitte Platz zu nehmen und über mich zu verfügen.

    Über seine Fragen nachdenkend und nach passenden Antworten suchend, griff sich Rachel eine Birne und biß vorsichtig hinein. Sie war sehr reif und sie wollte es vermeiden, ihr Kleid mit Saft zu beflecken. Genüsslich und nicht ganz leise ging das Kauen vor sich. Um das leise Schmatzen zu mildern, griff sie schnell nach einer Serviette und hielt sie vor ihren Mund, dabei auch den gerade heraustropfenden Saft bremsend. Kurz hielt sie inne, bis der Mund geleert war und begann dann etwas zögerlich. Nicht ganz einfach zu beantworten, du bist der Gönner und ich die, welche es sich gönnt. Bereits nach dem letzten Wort war sie sich klar, wie das bei ihm ankommen musste und räusperte sich. Noch einen Versuch habe ich. Begann sie erneut und dieses Mal mit mehr Ernsthaftigkeit. Du bist der Arbeitgeber und ich deine Angestellte, wenn ich das so sagen darf?
    Obwohl sie nicht gerne eine Frage mit einer Frage beantwortete, fiel ihr nichts Besseres ein und sie beließ es dabei, biß einfach in die saftige Birne mit dem Ergebnis, dass ihr wieder der Saft über das Kinn lief. Erneut griff sie nach dem weißen Tuch und entfernte die Spuren ihres Genusses bis sie wieder fähig war zu sprechen. Morgen früh werde ich mit gewetztem Messer bereit sein. Das aufkommende, leicht kesse Schmunzeln verbarg sie gekonnt unter der Serviette und beendet mit Abwischen der Lippen und Baden der Finger in der Wasserschale damit das Essen, sich nippend ihrem Becher verdünnten Weißen widment.